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Kreditrisiken: Standardansatz PD Dr. Rainer Durth TU Darmstadt/ J.-W.-Goethe Universität Frankfurt/ KfW Kreditrisiken: Standardansatz - Gliederung 1. Struktur der 1. Säule von Basel II 2. Bankexterne Ratings 3. Standardansatz 4. Kreditrisikominderung 5. Diskussion 1 1. Struktur der 1. Säule • Die 1. Säule deckt ab: – Kreditrisiken – Betriebsrisiken – Marktrisiken • Die erste Säule deckt nicht ab: – Zinsänderungsrisiken im Handelsbuch – Reputationsrisiken – Strategische Risiken – ... 1. Struktur der 1. Säule • Eigenkapital für Kreditrisiken – Kapitalanforderung = Risikobetrag * Risikogewicht – Risikogewicht = Solvabilitätskoeffizient * Bonitätsgewicht – Solvabilitätskoeffizient = 8% – Bonitätsgewicht kann Funktion sein von • externem Rating • internem Rating 2 1. Struktur der 1. Säule • Beispielrechnung Kreditrisiko – Transaktion: bullet loan über 100 MEURO – Darlehensnehmer: nichtstaatliche Bank mit AAA-Rating => Bonitätsgewicht = 20% (im Standardansatz) – Kapitalanforderung = Risikobetrag * Risikogewicht = 100 MEURO * 8% * 20% = 1,6 MEURO – Jährliche Opportunitätskosten: • bei 5% Renditedifferenz: 80.000 EURO • bei A - Rating und 10% R-Differenz: 400.000 EURO • bei CCC - Rating und 10% R-Diferenz: 1,2 MEURO 2. Bankexterne Ratings • Kredit-Rating Instrument zur Beurteilung der Bonität und Schuldendienstkapazität von Kreditnehmern. Einschätzung basiert auf Aussagen und Prognosen hinsichtlich: – Ausfallwahrscheinlichkeiten (PD, EDF) – Ausfallquoten/Wiedereinbringungsquoten (LGD, EL) – Migrationsverhalten • Meistens Einjahres-Zeithorizont 3 2. Bankexterne Ratings • Rating als Bonitätssignal, z.B. – – – – bei Kreditverhandlungen mit Banken bei Anleiheemissionen bei Aktienemissionen als Gütesiegel im B2B oder B2C-Geschäft • Kosten (5.000 - 60.000 Euro) z.B. abhängig von – – – – Ratingagentur Qualität und Aussagekraft des Ratings Größe des bewerteten Unternehmens Erst- oder Folgerating • Kreditnehmer- vs. Transaktionsrating • Solicited vs. unsolicited Rating 2. Bankexterne Ratings Analytischer Rahmen • Unternehmensrisiko – Qualitative Analyse: Management, Strategie, finanzielle Flexibilität – Quantitative Analyse: Geschäfts-/ WP-Berichte, Ergebnisanalyse. Finanzplanung – Marktposition • Branchenrisiko – Wettbewerbstrends (national, international) – Branchenanalyse (national, global) • Länderrisiko – Rechtliche Rahmenbedingungen – Analyse des Herkunftslandes 4 2. Bankexterne Ratings Datenbestand • Standard & Poor´s (Geratete Firmen) – 9.769 Unternehmen (1981 - 2001) – 974 Ausfälle (1981 - 2001) • Moodys (Datenbestand) – Nordamerika 1980 - 99 • 17.334 Unternehmen • 1.529 Ausfälle – Europa (1990 - 99) • 4.655 Unternehmen • 107 Ausfälle • ca. 350 geratete Gesellschaften 3. Standardansatz • Bonitätsgewicht orientiert sich an externen Ratings • Übersetzungstabelle: Rating (S&P) Staaten Banken, Opt. 1 Banken, Opt. 2 Firmen Retail Hypothekendarl. Verbriefungen AAA - A+ - BBB+ AAABBB0% 20% 50% 20% 50% 100% 20% 50% 50% 20% 50% 100% 20% 50% 100% BB + BB100% 100% 100% 100% 75% 40% 150% B+ _ Unter BB100% 150% 100% 150% 100% 150% 150% 150% Ohne Rating 100% 100% 50% 100% 1250% 1250% 1250% 5 3. Standardansatz • Anerkennung der External Credit Assessment Institutions durch nationale Bankenaufsicht • Eignungskriterien für ECAI´s (alle obligatorisch) – Objektivität: Systematisches, validiertes Beurteilungsverfahren einschließlich Backtesting für mind. 1 Jahr – Unabhängigkeit: Unbeeinflußbarkeit des Ratings durch wirtschaftliche/politische Zwänge/Interessen – Internationaler Zugang/ Transparenz: Veröffentlichung von Beurteilung/Methode für alle Interessenten gleich – Veröffentlichung: Beurteilungsverfahren, Default-Definition, beobachtete Ausfallwahrscheinlichkeiten, Migrationsmatrizen – Ausreichende Ressourcen: Anzahl/Qualifikation d. MA – Glaubwürdigkeit: Verwendung d. Ratings durch Invest. 3. Standardansatz • Banken müssen die ausgewählten ECAI und deren Ratings für jede Art von Forderung verwenden – bei Risikogewichtung – für interne Risikosteuerung • Kein „Cherry Picking“ • Mindestens jährliche Offenlegung – der herangezogenen ECAI (nach Forderungsart) – des Zuordnungsverfahrens der Bankenaufsicht – des Anteils der risikogewichteten Aktiva pro ECAI 6 3. Standardansatz • Mehrfachbeurteilung eines KN durch ECAI: – 2 Ratings mit unterschiedlichen Risikogewichten - > höheres Risikogewicht – mehr als 2 Ratings mit unterschiedlichen Risikogewichten - > die beiden Ratings mit dem niedrigsten Gewicht; falls diese abweichen, das höhere von beiden • Fristigkeit des Ratings – Inkongruenzen bei der Fristigkeit von Rating und Forderung nur, wenn mind. Gleichrangigkeit vorliegt – sonst: Einstufung des KN als ungeratet – nie: kurzfristiges Rating für langfristige Forderung! • Unsolicited Rating: Aufsichtswahlrecht 4. Kreditrisikominderung Ziele – Verwendung von Methoden zur Kreditrisikobegrenzung fördern – Umfang der Eigenkapitalreduzierung stärker an der ökonomischen Risikoreduzierung ausrichten – Unvollständige Absicherungen anerkennen (Residualrisiken: zeitlich, FX, betragsmäßig) – International einheitliche Regelungen – Abwägung: Genauigkeit vs. Komplexität 7 4. Kreditrisikominderung Geltungsbereich der Kreditrisikominderung • Anlagebuch – Standardansatz – IRB-Basisansatz (+ Realkredit) – IRB-Fortgeschrittener Ansatz (keine Einschränkungen bei den Sicherheiten) • Handelsbuch – Besicherung von OTC-Derivaten – Repos (Wertpapierleihe, Wertpapierpensionsgeschäft) 4. Kreditrisikominderung Voraussetzungen für Sicherheitenanerkennung • Rechtliche Durchsetzbarkeit in allen betroffenen Rechtsordnungen (Bestätigung durch regelmäßige Rechtsgutachten) • Ordnungsgemäße Dokumentation der Sicherheitsvereinbarungen • Verfahren zur zeitnahen Veräußerung der Sicherheiten • Risikosteuerungsprozeß für Sicherheiten 8 4. Kreditrisikominderung Sicherheitenanerkennung Einfacher Ansatz „Sicherheiten als Kreditsubstitut“ Umfassender Ansatz „Sicherheiten als Cash“ Wahlfreiheit unter Beachtung von Einheitlichkeit 4. Kreditrisikominderung Zulässige Sicherheiten I • Garantien/ Kreditderivate – von Staaten, sonstigen öffentlichen Stellen (PSE) – von Banken mit niedrigerem Risikogewicht als KN – von Unternehmen mit externem Rating besser als „A“ • Sicherheiten im einfachen Ansatz – Bareinlagen, Gold – Wertpapiere von Staaten/PSE besser als „BB-“ – Wertpapiere von Banken/ Firmen besser als „BBB-“ – Aktien, die zu einem Hauptindex zählen 9 4. Kreditrisikominderung Zulässige Sicherheiten II • Sicherheiten im umfassenden Ansatz – Alle Instrumente des einfachen Ansatzes – nicht zu einem Hauptindex zählende Aktien, die an einer internationalen Börse gehandelt werden 4. Kreditrisikominderung Einfacher Ansatz • Entspricht Substitutionsansatz von 1988 • Mindestbedingungen – Laufzeitkongruente Verpfändung der Sicherheiten – Neubewertung mindestens alle 6 Monate • Risikogewichte – Besicherter Teil: Risikogewicht des Sicherungsinstrumentes, aber i.d.R. Mindestrisikogewicht von 20% – Unbesicherter Teil: Risikogewicht des Kontrahenten 10 4. Kreditrisikominderung Umfassender Ansatz - grundlegende Idee • Die Verwertung der Sicherheit birgt vier Hauptrisiken – Veränderung des Sicherungsverhältnisses - > haircut (Sicherheitsabschlag) für den Kredit – Wertschwankungen der Sicherheit - > haircut für die Sicherheit – Wechselkursschwankungen - > haircut für die Währung – Residualrisiko - > Gegenstand der zweiten Säule 4. Kreditrisikominderung Haircuts (Sicherheitsabschläge) • Höhe ist abhängig von – – – – der Neubewertungsfrequenz der Art der Sicherheit der Geschäftsart der Art der Festlegung • bankaufsichtliche Haircuts (siehe folgende Folie) • eigene Schätzungen der Banken möglich – qualitative und quantitative Voraussetzungen – Genehmigung durch Bnankenaufsicht 11 4. Kreditrisikominderung Haircuts - Halteperioden Die aufsichtlichen Haircuts unterstellen eine Haltedauer von 10 Tagen. Falls der Marktwert der Sicherheit nicht täglich neu berechnet wird, müssen die Haircuts erhöht werden: H = H10 û ((NRV + 19) / 10 ) H : Haircut für Kredit, Sicherheit und Währung H10 : Haircut für 10 Handelstage für das Instrument NRV : Tatsächliche Anzahl von Tagen zwischen Neubewertungen 4. Kreditrisikominderung Umfassender Ansatz - Sachsicherheiten CA = C / (1 + HE + HC + HFX) r* x E = r x (E - CA) für E > CA r* x E = 0 r* : r : E : C : CA : HE : HC : HFX : für E ó CA Risikogewicht der Position nach Sicherheitenanrechnung Risikoposition der Position ohne Sicherheitenanrechnung Bruttorosikoposition ohne Sicherheitenanrechnung Aktueller Sicherheitenwert Anrechenbarer Sicherheitenwert Haircut für den Kredit Haircut für die Sicherheit Haircut für die Währung 12 4. Kreditrisikominderung Umfassender Ansatz - Personalsicherheiten Für den vollständig besicherten Teil r* = g r* : Risikogewicht der Position nach Sicherheitenanrechnung r : Risikogewicht für den KN ohne Sicherheitenanrechnung g : Risikogewicht für den Sicherheitensteller 4. Kreditrisikominderung Laufzeitinkongruenz • Restlaufzeit der Sicherheit ist kürzer als die Restlaufzeit des Kredits: – Optionale Rechte: kürzestmögliche Laufzeit – Restlaufzeit < 1 Jahr wird nicht anerkannt • Für t < 1 Jahr: r** = r • Für t > 1 Jahr: r** = (1 - t/T) x r + (t/T) x r* r** r r* t T : : : : : Risikogewicht´der inkongruenten Position Risikogewicht der unbesicherten Position Risikogewicht, bei (fiktiver) kongruenter Absicherung Restlaufzeit der Absicherung Restlaufzeit des Kredites (t óT) 13 5. Diskussion • Kreis der anerkennungsfähigen Sicherheiten und Sicherheitengeber wurde erweitert; inkongruente Absicherungen sind möglich • Rückgriff auf externe Ratings ist ein Novum, in Europa angesichts der wenigen gerateten Firmen („Ratinglücke“) für Banken nur bedingt geeignet. • Risikogewichtungsklassen (0%, 20%, 50%, ...) sind weiterhin grob und willkürlich. 5. Diskussion • Nicht geratete KN: Standardunterlegung von 8%. – dies entspricht den Regelungen des 1. Akkords. – Besserstellung gegenüber schlechtester Kategorie, Anreizwirkungen? • Vage Anerkennungskriterien für ECAIs durch BA • Begrenzte Interpretierbarkeit von Ratings, da die geforderte Transparenz i.d.R. nicht existiert. • Vernachlässigung von Diversifikationsaspekten 14