Chris Burroughs - Blue Rose Records

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Chris Burroughs - Blue Rose Records
RETO BURRELL
New Album:
Cat.-No.:
Release date:
Label:
Roses Fade Blue
BLU DP0323
2.2.2004
Blue Rose Records
Stell dir vor, es ist Sonntagabend, und das Leben ist schön
Etwas läuft falsch. Etwas läuft falsch, wenn Menschen schuldig sind, aber vorgeben, harmlos zu sein. Etwas
läuft falsch, wenn der Club der Unentschlossenheit ständig ausgebucht ist. Etwas läuft falsch, wenn das
Leben Routine wird. Und etwas läuft definitiv falsch, wenn Rosen blau verwelken.
Was kannst du von einem Album erwarten, das davon erzählt, dass ziemlich alles falsch läuft? Mit Sicherheit
ein Stück dunkle und deprimierende Musik. Weit gefehlt.
Reto Burrell hätte das Attribut des «hoch talentierten Songwriters und Performers», das ihm schon in jungen
Jahren zahlreiche musikalische Autoritäten verliehen haben, nicht verdient, wenn er sein Publikum mit solch
einem Album belästigen würde. «Roses Fade Blue» ist anders als andere Akustik-Alben. Kein Zweifel —
auch auf «Roses Fade Blue» ist es Sonntagabend. Aber hinter den nebligen Schleiern am Fenster ist ein
Licht. Oder Optimismus. Oder Hoffnung. Nenn es, wie immer du willst.
Zu früh ist manchmal der richtige Zeitpunkt
Künstler nehmen für gewöhnlich ein Akustik-Album dann auf, wenn sie fünf Band-Alben, zehn Tourneen und
das vierzigste Lebensjahr weit hinter sich haben. Reto Burrell ist gerade mal dreißig geworden. Das macht
die Sache erträglich. Das macht «Roses Fade Blue» zum Genuss. Nur darum schafft er es, zu zeigen, dass
es sogar unterhaltsam sein kann, über das Leben nachzudenken. Gott sei Dank.
Etwas läuft falsch — sogar mit der Musik. Aber während in aller Herren Länder an den vermeintlichen
Akademien des gecasteten Ruhms nach properen Superstars gesucht wird, scheren sich einige Künstler
keinen Deut darum. Und Burrell findet Burrell. Immer und immer wieder. Und immer wieder anders. Zu
Hause, im Tourbus, im Hotel, auf der Bühne und im Studio. Vielleicht entfaltet sich wirkliches Talent an
solchen Orten tatsächlich besser als in einer wöchentlichen TV-Show.
Nur ehrlich – nicht peinlich
Reto Burrell ist mit seiner Musik genauso gewachsen und gereift, wie seine Musik mit ihm. «Irgendwie ist es
seltsam, wenn der Schnappschuss deines Lebens – und das ist jedes neue Album – in meinem Alter eine
Akustik- CD ist. Eigentlich hab ich gedacht, das kommt erst später», sagt Reto. «Aber – lass dir die Chance
nicht entgehen. So nah und ungeschminkt gibt's Burrell vielleicht so schnell nicht wieder», fügt er an und
denkt dabei auch an die Risiken, die ein solches Album in sich birgt. Wer alles weglässt, was sein Innerstes
verbergen könnte, wandert auf dem schmalen Grad zwischen bewegender Ehrlichkeit und ungebetenem
Seelen-Striptease. Dann kann einen nur das Bewusstsein, dass kein ernsthafter Künstler nur für sich selber
Musik macht, vor einem peinlichen Ego-Trip bewahren. Menschen, die Songs schreiben wie Reto Burrell,
schreiben nicht für sich selbst, sie schreiben für die Welt.
Postpubertär im besten Sinne des Wortes
«Roses Fade Blue» ist das eindrucksvolle «on and off the road»-Tagebuch eines Erwachsenen, der sich
eine naive Neugierde und eine kindliche Leichtigkeit bewahrt hat. Für die Momente, in denen Vernunft nicht
weiterhilft. «He’s got balls», sagen die Amerikaner, wenn sie Reto Burrells Musik hören. Er ist keiner, der
unreflektierte Teenager-Erfahrungen in platte Songs packt. Natürlich, auch Burrell hat sich in seinem Leben
verliebt, ist einige Male verlassen worden und weiß, wie es sich anfühlt, wenn dich das Menschsein
überfordert. Bei «Roses Fade Blue» aber geht es um den nächsten Schritt…darüber nachzudenken, was
passiert, wenn du dich glücklich,
verletzt oder verloren fühlst – es nicht einfach zu beschreiben. Findige Psychologen würden so was
wahrscheinlich «Meta-Gefühle» nennen. Reto nennt es «Summertime,» «Bag» or «A Spell On Me.» Elf
Songs, elfmal eine Momentaufnahme davon, seit 15 Jahren Musiker und doppelt so lange Mann zu sein. Die
Aussichten sind optimistisch: So weit ist alles in Ordnung.
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