SERIE CROWDFUNDING

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SERIE CROWDFUNDING
SERIE
CROWDFUNDING
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Teil 1: D
Was ist Crowdfunding? Ein Überblick über die Geschichte des
Crowdfunding, die Meilensteine und die
wichtigsten Filmprojekte.
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Blickpunkt:Film 32/13
Begriffsdefinition Was genau
Crowdfunding,
unterscheidet
Crowdinvesting, Crowddonating und
Crowdsponsoring?
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Initialzündung Die entscheidenden Schritte, wenn man selbst
versucht, einen Stoff auf einer Crowdfunding-Plattform zu lancieren.
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SERIE CROWDFUNDING
Berlin – Ein neues Zauberwort
beflügelt die Film- und Kreativbranche: Crowdfunding. Die „Zeit“
schreibt sogar schon von einem
neuen Lebensstil. Geboren aus der
Idee, durch die Unterstützung
durch viele Geber (der Crowd) auch
schrägen und ungewöhnlichen
Projekten von Kreativen und
Künstlern eine Chance zu geben,
entdecken immer mehr etablierte
Schauspieler, Regisseure und
Produzenten die neue
Finanzierungsart für sich.
Was ist Schwarmfinanzierung?
Portale der Träume
Seitdem die Produktionsfirma Brainpool im
vergangenen Jahr eine Mio. Euro über ihre Internetplattform MySpass für die Kinoversion
der erfolgreichen ProSieben-Comedyserie
„Stromberg“ mit Christoph Maria Herbst eingesammelt hat, jagt auch in Deutschland eine euphorische Erfolgsmeldung die nächste.
Zahllose realisierte Projekte! Steigerungen
um über 80 Prozent! Das Finanzierungsmodell der Zukunft! Alternative zu Bankkredit
und Filmförderung!
Der Erfolg begann mit der heute weltweit erfolgreichsten US-Plattform Kickstarter, die
seit ihrem Launch 2009 einen regelrechten
Hype um die schwarmfinanzierte Unterstützung mit zahlreichen Nachahmern in der ganzen Welt ausgelöst hat. Mittlerweile gibt es
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weit mehr als 20 Plattformen in Deutschland,
auf denen Projekte und Unternehmen Finanziers suchen. Europaweit sollen es um die 200
sein, weltweit circa 500. Einer amerikanischen
Studie der auf Crowdfunding spezialisierten
Marktforschungsfirma Massolution zufolge,
die weltweit 308 Crowdfunding-Plattformen
analysiert hat, wurden im Jahr 2012 2,7 Mrd.
US-Dollar durch Schwarmfinanzierung eingeworben, das sei im Vergleich zum Vorjahr
ein Anstieg um 81 Prozent. Über eine Mio.
Projekte sollen bereits erfolgreich finanziert
worden sein. Der größte Teil, nämlich 1,6 Mrd.
US-Dollar, wurde auf Plattformen in den USA
eingeworben, europäische Projekte konnten
945 Mio. US-Dollar einsammeln. Am meisten
Geld wurde für soziale Vorhaben gesammelt.
Künstlerische und kreative Projekte wie Filme, Dokus, Bücher, Spiele etc. landeten auf
Platz drei. 2013 rechnen die Macher der Studie mit einem Anstieg auf 5,1 Mrd. US-Dollar
weltweit. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr laut „Crowdfunding Monitor“
rund 1,15 Mio. Euro für künstlerische und soziale Pläne und Ideen eingesammelt. Das
klingt im Vergleich zu den USA zwar mickrig,
aber erstens ist nicht nur das Land viel größer
als Deutschland, sondern auch – mangels einer staatlichen Förder- und Subventionskultur – die Bereitschaft, kulturelle Projekte privat zu unterstützen.
Schon scheint die Finanzierung von Ideen
und Unternehmen aller Art durch die Mobilisierung einer spendenfreudigen Internetgemeinde konventionellen Fördermaßnahmen
und sogar Banken Konkurrenz zu machen.
Aber was steckt wirklich dahinter? Und wie
erfolgreich sind die erfolgreich finanzierten
Produkte tatsächlich?
Als ersten deutschen kollektiv finanzierten
Film kann man die Science-Fiction-Komödie
Blickpunkt:Film 32/13
CROWDFUNDING SERIE
Die Serie in Blickpunkt:Film
München – Crowdfunding hat sich
binnen kürzester Zeit als wahres Zauberwort für alternative Filmfinanzierungs abseits tradierter Förderwege
etabliert. In einer Serie wirft Blickpunkt:Film einen Blick auf die Grundlagen des Crowdfunding, seine Geschichte, die wichtigsten Projekte, die
größten Erfolge und Misserfolge – ein
verlässlicher und umfassender Leitfaden für die ganze Branche.
Teil 1: Die Grundlagen des
Crowdfunding
Teil 2: Die Plattformen
Teil 3: Getting started:
So funktioniert’s!
Teil 4: Best Practice & Learnings
Teil 5: Die Zukunft des Crowdfunding
„Hatschi Madame – sorry Monsieur“ aus dem
Jahr 2005 bezeichnen. Wobei das Funding
nicht über eine Website stattfand, sondern
durch den vorzeitigen Erwerb einer Eintrittskarte für immerhin 50 Euro, die dem Käufer
einen Platz im Abspann verschaffte. Der erste erfolgreich über eine deutsche FundingPlattform finanzierte Film ist die Dokumentation „Bar 25 – Tage außerhalb der Zeit“. Von
Ende 2011 bis Anfang Januar 2012 konnten
Beeindruckende Erfolge,
beschämende Flops
Britta Mischer und Nana Yuriko (Buch und Regie) auf der Crowdfunding-Plattform Inkubato fast 27.000 Euro einsammeln und übertrafen ihr gestecktes Ziel um sieben Prozent. Am
3. Mai 2013 startete der Film in den Kinos.
Richtig ins Bewusstsein drang das Thema
Crowdfunding in Deutschland, als der junge
Regisseur Sergej Moya im selben Jahr finanzielle Unterstützung für seinen Erotikfilm naBlickpunkt:Film 32/13
mens „Hotel Desire“ suchte. Der Trailer samt
Unterstützungsaufruf erfolgte allerdings
nicht auf einer der existierenden Crowdfunding-Plattformen, sondern auf dem Videoportal Entertain der Telekom. Und so war das
vorrangige Ziel des Softpornos auch nicht
das Sammeln von Geld, sondern die Bewerbung der Entertain-Plattform. Das ist auch
gelungen. 170.000 Euro kamen bei der Aktion zusammen, der größte Teil von 100.000
Euro allerdings erst in den letzten zwei, drei
Tagen, was einige Kritiker den Verdacht äußern ließ, dass die Produktionsfirmen Von
Fiessbach Film und teamWorx beim Erreichend des Ziels ein wenig nachgeholfen haben könnten.
2012 war „Iron Sky“ mit einem Budget von 7,5
Mio. Euro die bisher größte Filmproduktion,
die zum Teil durch Crowdfunding finanziert
wurde. Eine Mio. sammelte der finnische Internetstar Timo Vuorensola auf der amerikanischen Plattform Indiegogo. Damit hatte
der Film, der im Februar 2012 auf der Berlinale uraufgeführt wurde, auch gleich eine be-
achtliche Fangemeinde; in Deutschland lockte er 450.000 Besucher in die Kinos, weltweit
nahm er acht Mio. Dollar ein. Nach dem Erfolg
hat Vuorensola gleich weitergemacht und
auf demselben Weg das Geld für die Anfinanzierung von „Iron Sky – The Coming Race“
gesammelt. 150.000 Dollar waren angepeilt,
durch 3517 Fans aus 63 Ländern kamen über
30.000 Dollar mehr zusammen. Damit sind
Drehbuch, Produktionsplan und Promotrailer gesichert. Der Drehbeginn ist für 2015 geplant. Als erster durch die Crowd teilfinanzierter Film gewann die Kurz-Dokumentation
„Inocente“ 2012 einen Oscar. Die Doku erzählt die Geschichte eines 15-jährigen, heimatlosen Mädchens aus Kalifornien, das unbedingt Künstlerin werden will. Von Juni bis
Juli 2012 sammelten die Produzenten von ihren 294 „backers“ auf Kickstarter über 52.000
US-Dollar ein.
2012 stellte der Komiker und Puppenspieler
René Mark seine Räuberpistole „Geld her oder
Autsch’n!“ auf Startnext vor, die er mit Christoph Maria Herbst und natürlich seinen
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SERIE CROWDFUNDING
auf YouTube zum Kult gewordenen Puppen
(Maulwurf, Kalle, Falkenhorst) in den Hauptrollen verfilmen wollte. Fast 2700 Fans unterstützten die irrwitzige Klamotte mit knapp
110.000 Euro, 10.000 mehr, als von den Machern erhofft. Finanzierung gesichert, Kinostart ist am 5. September 2013. Für die größte Furore in Deutschland sorgte 2012 aber die
Crowdfunding-Aktion für die Kinoversion
von „Stromberg“. Nicht einmal eine Woche
dauerte es, bis die gewünschte eine Mio. Euro
zusammen war, deutscher Rekord! Doch es
gibt nicht nur euphorische Stimmen. Ähnlich
wie bei „Hotel Desire“ bemängeln Kritiker
auch hier, dass das Projekt nicht auf einer
der transparenten Crowdfundig-Plattformen, sondern auf der hauseigenen Videoabspielwebsite von Brainpool beworben
wurde. Dadurch sei nicht nachvollziehbar, ob
die Mio. wirklich zusammengekommen ist
oder nicht. Deshalb wird die Summe auch
nicht in den Crowdfunding-Statistiken berücksichtigt. Die Macher haben jedoch ihr Ziel
erreicht, und zwar nicht nur das finanzielle.
„Jetzt werden wir ein bisschen objektiver herausbekommen, wie wichtig wir den Fans
sind“, so „Stromberg“-Schöpfer Ralf Husmann. Und das war die eigentliche Intention:
herauszubekommen, wie das Projekt in der
Öffentlichkeit ankommt, bevor es realisiert
wird. Denn Crowdfunding ist, wenn man es
richtig macht, vor allem auch ein Analyseund Marketinginstrument, um eine möglichst große Fangemeinde aufzubauen und
sie langfristig an sich zu binden.
Vom Fernsehen ins Kino: Crowdfunding half „Stromberg“
Das ist und war vermutlich auch das Ziel von
Zach Braff, Star der Comedy-Kultserie „Scrubs
– Die Anfänger“ und seinen Hollywood-Kollegen, dem Drehbuchautor Rob Thomas und
der Schauspielerin Kristen Bell. Thomas und
Bell sammelten Anfang des Jahres auf Kickstarter 5,7 Mio. US-Dollar ein, um von der vor
einigen Jahren abgesetzten TV-Serie „Veronica Mars“ eine Spielfilmfassung zu produzieren. Damit war das Projekt das bisher dritterfolgreichste der US-Plattform, die Zahl der
Unterstützer brach mit 90.000 sogar alle bisherigen Rekorde. Geplanter Kinostart: April
2014. Braff machte es den beiden nach und
Aufwendig und komplex
Crowdfunding mag eine Alternative für
Projekte sein, die durch klassische Finanzierungsformen nicht realisiert werden
können und an deren Entstehung eine
spezifische Gruppe ein besonders starkes
Interesse hat. Die Verwaltung einer Vielzahl von Kleininvestoren ist nicht ganz
unaufwendig und komplex, auch deshalb
finanzieren wir in der Regel unsere Projekte selbst, mit dem weiteren Vorteil, dass
eventuelle Gewinne dann nur uns zustehen. Für die Constantin Film ist die beste
Art von ‚Crowdfunding‘ immer noch ein
ausverkauftes Kino.
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Martin Moszkowicz, Vorstand Film &
Fernsehen der Constantin Film
wurde für seine geplante Komödie „Wish I
Was Here“ im April 2013 in kürzester Zeit von
40.000 Fans mit 3,1 Mio. US-Dollar unterstützt, die dafür als Dankeschön, je nach Einsatz, T-Shirts, DVDs oder Studiobesuche erhielten. Für das wertvollste Goody, das nur
einmal angeboten wurde, musste der oder
die Glückliche 10.000 US-Dollar hinlegen –
dafür darf er einen Satz im Film sprechen.
Doch nicht alle feiern die drei für ihren Erfolg
als Helden. Der Blogger Ken Levine wirft
Braff & Co. vor, dass sie Crowdfunding missbrauchten und „den Zweck von Kickstarter
vernichten“. Crowdfunding-Plattformen seien für Leute gedacht, die keinen Namen,
keinen Zugang zu Hollywood-Majors und
anderen Investoren haben und ihre Projekte
nicht wie der millionenschwere Braff zur
Not auch selbst finanzieren könnten. Levine
findet die Crowdfunding-Aktionen von Braff,
Thomas und Bell „obszön“, schreibt er. „Veronica Mars“ sei „eine bekannte Fernsehserie, die durch ein großes Studio vertrieben
wird. Bist du ein großer Fan von ,Veronica
Mars’? Willst du es unterstützen? Großartig.
Dann kauf dir zehn Tickets und schau dir den
Film zehnmal an.“ Kickstarter widersprach
und erwiderte, dass Leute wie Braff mit
ihren spektakulären, erfolgreichen Projekten
Tausende von neuen potenziellen Unterstützern auf die Plattform locken, von denen
ein großer Teil bleibe, sich umschaue und
an der Finanzierung weiterer Projekte beteilige.
Blickpunkt:Film 32/13
CROWDFUNDING SERIE
Allerdings: Auch Celebrities haben, nur weil
sie berühmt sind, nicht automatisch Erfolg. So
scheiterte, kaum dass Braff seine Mio. eingesammelt hatte, Melissa Joan Hart mit dem
gleichen Begehren kläglich. Die in den USA
ziemlich populäre Schauspielerin, Produzentin und Regisseurin, im deutschsprachigen
Raum vor allem durch die US-Serien „Sabrina“
und „Clarissa“ bekannt geworden, wollte für
Kritiker warnen vor einem
Missbrauch des Prinzips
ihre romantische Komödie „Darcies Walk of
Shame“ über Kickstarter zwei Mio. Dollar einsammeln (wofür „Veronica Mars“ einen Tag
gebraucht hat). Doch nach einem Monat hatten sich erst 315 Unterstützer gefunden und
insgesamt 50.000 US-Dollar in die Kasse gelegt. Das Projekt wurde abgebrochen. Ein
Blogger vermutete, dass der Flop vor allem an
der Präsentation und dem einfallslosen, uninteressanten Plot lag, mit dem das Projekt
auf der Kickstarter-Seite beworben wurde,
und schieb: „Ich glaube, Katherine Heigl hat
acht Hauptrollen mit einem ähnlichen Plot
gespielt. Allein in diesem Jahr.“
In Deutschland sollten die Schauspieler Bettina Zimmermann, Bruno Eyron und Hannes
Jaenicke als Zugpferde dienen, um dem Berliner Nachwuchsregisseur Johannes Thielemann die Realisierung eines Films mit dem
romantischen Titel „Im Augenblick der Liebe“
zu erfüllen. 100.000 Euro wollte er dafür im
Mai 2012 über die Crowd finanzieren lassen.
Leider fanden sich nur 30 Fans, die insgesamt
magere 5186 Euro spendeten. Trotz aufwendiger Vorbereitung scheiterte auch dieses
Projekt, das Geld ging zurück. Bereits seit November 2012 wirbt Produzent David Groenewold mit dem Spruch „Adolf braucht Dein
Geld!” auch international um Unterstützung
für ein animiertes Filmprojekt, das auf den
„Adolf“-Comics von Walter Moers basiert. Bis
2014 will er dafür eine Mio. Euro sammeln; bisher, nach über der Hälfte der Zeit, sind aber
erst 71.000 Euro zusammengekommen.
Eine schier grenzenlose Fülle an Projekten ist
mittlerweile auf den Crowdfunding-Plattformen zu finden, das reicht von Spiel-, Dokuund Kurzfilmprojekten über Videos, Mu-
Direkter Zugang
Durch Crowdfunding konnten wir ein
Vorhaben realisieren, auf das wir uns
schon lange gefreut haben: den
„Stromberg“-Kinofilm. Über unser Comedy-Portal MySpass hatten wir den
direkten Zugang zu den vielen Fans der
Fernsehserie, die genauso wie wir an
den Erfolg des Kinofilms glauben und
uns dafür sogar ihr Geld anvertraut haben. Jetzt hoffen wir alle, dass der Film
genauso ein Erfolg wird wie das
Crowdfunding selbst.
Frederic Komp, Brainpool
NEUE
SERIE
ALLES
Alles über Crowdfunding
& viele praktische Tipps in einer Serie
Teil 2 in Blickpunkt:Film-Ausgabe 33
vom 12.08.2013:
Die Plattformen
Ô Welche (neuen) Plattformen gibt es national
und international?
Ô Webauftritte und Adressen
Ô Interviews mit Geschäftsführern
Informieren Sie sich umfassend und verpassen
Sie keinen Serienteil:
www.blickpunktfilm.de/crowdfunding
WAS SIE
WISSEN
MÜSSEN
SERIE CROWDFUNDING
Crowdfunding-Projekte im Überblick
Bar 25 – Tage außerhalb der Zeit
Film über den legendären Club am
Berliner Spreeufer
Plattform: Inkubato
Initiatoren (Regie und Buch):
Britta Mischer und Nana Yuriko
Zeitraum: Ende 2011 bis Anfang
Januar 2012
Finanzsumme: knapp 27.000 Euro
Hotel Desire
45-minütiger Erotikfilm
Plattform: Videoportal Entertain
Initiatoren: teamWorx, Von Fiessbach
Film in Kooperation mit Telekom und Arte
Zeitraum: 2011
Finanzsumme: 170.000 Euro
Iron Sky
Schräge Nazi-Persiflage
Plattform: Indiegogo (mit Unterstützung
der neun größten CrowdfundingPlattformen weltweit)
Initiator: Timo Vuorensola
Zeitraum: Anfang 2012
Finanzsumme: 1 Mio. Euro
Iron Sky – The Coming Race
Schräge Nazi-Persiflage, Fortsetzung
Plattform: Indiegogo
Initiator: Timo Vuorensola
Zeitraum: Anfang 2013
Finanzsumme: über 180.000 US-Dollar
Inocente
Geschichte eines 15-jährigen, heimatlosen Mädchens aus Kalifornien, das unbedingt Künstlerin werden möchte, gewann 2012 als erster durch die Crowd
teilfinanzierter Film einen Oscar
Plattform: Kickstarter
Initiatoren: Sean Fine und Andrea Nix
Zeitraum: 2011
Finanzsumme: 52.000 US-Dollar
Foto: Movienet
Stromberg
Filmversion der populären Fernsehserie
mit Christoph Maria Herbst
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Plattform: MySpass
Initiator: Brainpool
Zeitraum: Anfang 2012
Finanzsumme: 1 Mio. Euro
Geld her oder Autsch’n!
Filmspaß mit den kultisch verehrten
Puppen von René Marik
Plattform: Startnext
Initiator: René Mark
Zeitraum: 2012
Finanzsumme: 110.000 Euro
Veronica Mars
Plattform: Kickstarter
Initiatoren: Rob Thomas, Kristen Bell
Zeitraum: April 2013
Finanzsumme: 5,7 Mio. US-Dollar
Wish I Was Here
Plattform: Kickstarter
Initiator: Zach Braff
Zeitraum: Anfang 2013
Finanzsumme: 3,1 Mio. US-Dollar
sik, Games, Journalismus, Theater, Fotografie,
Bücher, Events bis hin zu Hilfsprojekten. Aber
auch für Uhren, Smartphones, Dieter Hildebrandts Internet-TV-Portal stoersender.tv
oder Filmproduktionszubehör wie Kameradrohnen oder Kräne wird um finanzielle Unterstützung angesucht. Ende 2012 suchte der
Designer und Erfinder Carsten Waldeck auf
Startnext nach Unterstützern für einen iCrane
genannten „Profi-Kamerakran mit dem weltweit besten Preis-Leistungs-Verhältnis“. Er
versprach „perfekte Kamerafahrten mit Deiner Video- bzw. Filmkamera, DSLR sowie für
das iPhone oder andere Geräte mit hochwertiger integrierter Kamera“ für ein kleines Budget. Bei genügend hohem Einsatz erhielten
die Unterstützer als Dankeschön unter anderem diese Kamera. Damit traf er offenbar eine Marktlücke. Die Zielsumme von 20.000
Als Marketinginstrument
bereits bestens bewährt
SPIELE
Star Citizen
Entwickler: Chris Roberts
Plattform: Kickstarter
Zeitraum: Sommer 2012
Unterstützer: über 200.000
Finanzsumme: 14 Mio. US-Dollar
Broken Age
Point & Click-Adventure
Entwickler: Tim Schafers, Double Fine
Productions
Plattform: Kickstarter
Finanzsumme: 3,3 Mio. US-Dollar
Paradebeispiel dafür, wie kleinere Entwicklerstudios mit Crowdfunding einen
ausreichenden Betrag an Geld einnehmen können, ohne dass man auf einen
Publisher als Geldgeber angewiesen ist
und bei der Entwicklung alle Zügel selbst
in der Hand behält. Satte 3,3 Mio. US-Dollar nahm Schafers ein, angepeilt hatte er
400.000.
„Bar 25“ war der erste
deutsche Crowdfunding-Erfolg
Euro hatte er bereits nach drei Tagen erreicht,
nach Ablauf der dreimonatigen Fundingphase lagen über 100.000 Euro in der Kasse.
Doch nur sehr wenige der zahlreichen
Crowdfunding-Projekte erregen derartiges
Aufsehen. Tausende finden nicht genug oder
gar keine Unterstützer und müssen ihren
Traum begraben. So wurden auf Deutschlands erfolgreichster Plattform Startnext bis
zum 31. März 2013 von 1302 Projekten 666 erfolgreich beendet, auf der Plattform VisionBakery 94 von 198 und auf allen weiteren zusammen nur 88 von 400. Auf der im Jahr 2006
in Amsterdam gegründeten und mittlerweile in München ansässigen Musikplattform
Sellaband steht zurzeit nur einer von 162
Künstlern kurz vor der Erfüllung seines
Traums, 6000 Euro für die nächste CD einzuwerben. 25 weitere dümpeln zwischen 45
und einem Prozent der erhofften Summe herum, der Rest hat noch gar nichts eingeworben. Angesichts der Tatsache, dass der durchschnittliche Betrag, der für ein Projekt eingesammelt wird, bei 4000 Euro liegt und dass
die Crowdfunding-Unternehmen nur für erfolgreich abgeschlossene Projekte eine kleine Gebühr von etwa zehn Prozent erhalten,
kann man sich ausrechnen, dass sich die Betreiber der Plattformen, trotz aller medialer
Erfolge noch lange nicht im profitablen Bereich bewegen. sasa
Blickpunkt:Film 32/13
CROWDFUNDING SERIE
Probleme bei der Begriffserklärung
Funding vs. Investing
Eines der Probleme ist, dass bis heute eine gewisse Definitionsunsicherheit besteht, wodurch immer wieder die beiden unterschiedlichen Hauptbeteiligungsformen – nämlich
das Crowdfunding und das Crowdinvesting –
in einen Topf geworfen, miteinander verglichen oder gar miteinander verwechselt werden. Man hat sich auf folgende Definition verständigt: Beim Crowdfunding werden in erster Linie künstlerische, kreative Ideen und
Projekte unterstützt. Für seine Gabe erhält
der Unterstützer, so er es denn möchte, eine
zuvor klar festgelegte Prämie: das fertige,
handsignierte Produkt, eine DVD, eine limitierte Ausgabe, eine Nennung im Abspann,
eine Einladung zur Premierenfeier, eine Statistenrolle im beworbenen Film und Ähnliches. In Deutschland finden sich kreative, innovative Projekte und Ideen vor allem auf den
Plattformen Startnext, VisionBakery, Inkubato und pling sowie auf speziellen Plattformen
wie Krautreporter mit Fokus auf Unterstützung journalistischer Projekte oder Spieleschmiede für kreative Spieleideen aller Art.
Das Crowdinvesting wird vor allem zur Finanzierung von Unternehmen und Start-ups
angewandt. Für ihren finanziellen Einsatz
werden die Unterstützer auch schon für geringe Beträge am Unternehmen beteiligt.
Hierzu gehören in Deutschland zum Beispiel
Seedmatch, Innovestment, meet&seed oder
Companisto. Derzeit werden hauptsächlich
Start-up-Unternehmen angeboten, was nicht
zuletzt am bisher maximalen Finanzierungsvolumen von 100.000 Euro liegt: Bis zu diesem Betrag benötigen Unternehmen nämlich keinen aufwendig hergestellten Verkaufsprospekt. Laut „Crowd Monitor“ wurden
im Jahr 2012 in Deutschland 2,7 Mio. Euro auf
diese Art investiert.
Außerdem gibt es noch das Crowddonating
(„Spendensammeln“ durch die Crowd ohne
jede Gegenleistung) und das Crowdsponsoring, bei dem über Crowdfunding auch UnBlickpunkt:Film 32/13
Foto: Universum
Berlin – Der Rechtsanwalt Dr. Andreas Bareiß ist vor allem im Bereich Filmfinanzierung tätig und beschäftigt sich
seit zwei Jahren intensiv mit dem Thema Crowdfunding. Allerdings sei bis heute nicht abschließend geklärt,
wie Crowdfunding juristisch einzuordnen sei, sagt er, und daran habe sich im letzten Jahr nur wenig geändert.
Die Fangemeinde des Maulwurfs kam
René Marik bei der Finanzierung von
„Geld her oder Autsch’n!“ entgegen
ternehmen Geld in Projekte stecken und dafür Sponsoringleistungen erhalten.
Bereits im Oktober vergangenen Jahres haben sich Europas Crowdfunding-Portale mittels eines 40-seitigen Papiers an die EU gewandt, um von ihr mehr Unterstützung einzufordern. Im Crowdinvesting sehen die
Autoren vor allem eine Alternative zum Bankkredit für kleine und mittlere Unternehmen.
Die Geldgeber erhalten für ihr Kapital Anteile
am Unternehmen, beispielsweise in Form einer stillen Beteiligung. 2011 sollen in Europa
auf knapp 200 aktiven Plattformen rund 300
Mio. Euro durch Crowdfunding und Crowdinvesting gesammelt worden sein.
Für seine Mandanten, meist wirtschaftlich gut
dastehende Studios und erfolgreiche Independents, komme Crowdfunding eher selten
in Betracht, sagt Bareiß. Für kleinere Filmemacher, die sonst keine Möglichkeit der Finanzierung haben, sei das aber durchaus eine Möglichkeit, ihre Projekte und Träume zu
realisieren. In ihrer Studie „Crowdfunding im
Film“ hat Marie Ebenhan, Absolventin der
HFF„Konrad Wolf“ in Potsdam, unterschiedliche Crowdfunding-Projekte im Bereich deut-
scher Filmproduktionen der vergangenen
zwei Jahre untersucht und in den Kontext
traditioneller Filmförderung gestellt. Dabei
zeigt sie anhand von Beispielen, für welche
Filmprojekte Crowdfunding geeignet ist und
wann sich Produzenten lieber auf traditionelle Filmförderung verlassen sollten. Ihr Fazit:
„Crowdfunding eignet sich zum Beispiel als
Gap-Finanzierung für einen Film. Sprich, das
Projekt hat bereits ein Gesicht, es gibt bereits
Leute und/oder Institutionen, die davon
überzeugt sind. Es ist also nur noch ein kleiner Schritt zur Verwirklichung des Films.“
Crowdfunding komme besonders für Filme
infrage, die sich nicht für die klassische Finanzierung eignen. Denn mit einer durchschnittlich erreichten Summe von 3337 Euro
über Crowdfunding-Plattformen könnten regulär nur kleine Summen umgesetzt werden.
Erfolgreiche Projekte wie „Stromberg“, „Iron
Sky“ oder „Bar25“ stellen lediglich Nischenprojekte dar, „die durch ihre bereits existierende und meist breit aufgestellte Fanbase
punkteten. Insofern ist Crowdfunding als alternatives Finanzierungsmittel nur für kleine
bzw. Nischenfilmprojekte geeignet.“ sasa
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SERIE CROWDFUNDING
Die Initiatoren und ihre Motivation
Ein demokratisches
Prinzip
Die schon zigmal abgelehnte Filmidee, ein
experimentelles Tanzprojekt, eine Ausstellung, eine technische Erfindung, ein neues
Spiel oder die erste eigene Musik-CD – alles ist
möglich. Auch kulturell bietet diese Art der Finanzierung eine Bereicherung, da es Projekten und Produkten eine Chance gibt, die es
sonst vermutlich nicht geben würde, aber
ganz offenbar bei einem Teil der Bevölkerung
auf Interesse stößt. Und auch die Seite der Unterstützer wächst. Ein großer Teil derjenigen,
die ein Projekt unterstützt haben, bleiben dabei und schauen sich nach weiteren um.
Crowdfunding basiert auf dem sogenannten
Vorteilsprinzip, das heißt, dass es leichter sei,
10.000 Menschen zu finden, die bereit sind,
100 Euro in ein Projekt zu finanzieren, als einen mit einer Mio. Euro. Die stärkste Motivation für Geber ist die Teilhabe, die Aussicht,
das Entstehen und Verwirklichen einer Idee
wesentlich befördert zu haben. Motto: Ohne
mich gäbe es das gar nicht. Kultur wird so
nicht mehr durch den Staat oder wenige
Großfinanziers gestaltet, sondern durch die
Masse – ein wahrlich demokratisches Prinzip.
Für die Geldsuchenden schlägt in dem Moment, wo sie ihr Projekt auf eine Plattform
stellen, allerdings der Moment der Wahrheit.
Denn jetzt beweist sich, ob Idee und Konzept
vor der Masse bestehen und es gelingt, genug positive Aufmerksamkeit zu erreichen.
Dieser Punkt wird von vielen, die ihr Projekt
crowdfunden lassen möchten, bei Weitem
unterschätzt. Denn Crowdfunding ist kein geschenktes Geld, im Gegenteil: Es steckt unglaublich viel Arbeit darin, und das über Monate, ohne die Garantie, am Ende erfolgreich
zu sein. Das System ist nur oberflächlich betrachtet simpel: Video drehen, Text dazu,
hochladen, fertig. In Wirklichkeit ist bereits
die Vorbereitungsphase, in der die Präsenta54
tion in Bild und Text erarbeitet wird, enorm
zeit- und arbeitsaufwendig. Der „Leitfaden
für Projektstarter“ auf Startnext warnt: „Die
Realisierung einer Crowdfunding-Kampagne
ist kein ,Selbstläufer‘, sondern erfordert eine
gewisse Vorbereitung, die du nicht unterschätzen solltest. Überlege dir im Vorfeld, wie
du dein Projekt der Crowd vorstellen möchtest und mit welchen Kommunikationskanälen du dein Netzwerk auf dein CrowdfundingProjekt aufmerksam machen willst.“
Eine Crowdfunding-Kampagne besteht aus
sechs Phasen: der Vorbereitungsphase, der
Bearbeitungsphase, der Projektphase, der
Startphase, der Finanzierungsphase und der
Postfinanzierungsphase.
Gute Vorbereitung ist
das A und O für den Erfolg
In der Vorbereitungsphase schaut man sich
sein Netzwerk an – Freunde, Familie, Fans, potentielle Konsumenten – und schätzt daraufhin ein, welcher Endbetrag potenziell erreicht
und welche Gegenleistungen welcher Zielgruppe zu welchen Beträgen angeboten werden können. Diese Liste kann bis zu 20 unterschiedliche Leistungen enthalten, die am Ende – das sollte nicht vergessen werden – auch
eingelöst werden müssen.
In der Bearbeitungsphase wird das Projekt
auf der Plattform angelegt: ein Video produzieren, das geeignet ist, eine Beziehung zu
den Menschen aufzubauen, die man erreichen möchte. Einen motivierenden, überzeugenden, neugierig machenden Text formulieren. Einen Kommunikationsplan erarbeiten. Sinnvolle Dankeschöns samt dem
entsprechenden Geberpreis ausdenken. Die
Personen hinter der Idee vorstellen.
Foto: Polyband
Berlin – Das Interesse für Internet-Crowdfunding wächst weltweit kontinuierlich. Vor allem für Künstler und Kreative, die zwar Ideen, aber weder Geld
noch Beziehungen haben, ist es eine Chance, ihre Pläne umzusetzen.
Entspricht die Form den Vorgaben der Plattform, kommt man in die Startphase, in der
man innerhalb von maximal 30 Tagen versuchen muss, genügend Fans für das Projekt zu
begeistern, ein Konto anlegt, noch mal Videos, Fotos, Dankeschöns überprüft sowie
die Deadline (30, 60 oder 90 Tage) und das Finanzierungsziel festsetzt. Erst jetzt kommt
man in die Finanzierungsphase, und es geht
mit dem Geldsammeln los. In dieser Phase
muss man ständig mit der Community in Verbindung bleiben und täglich News und Updates liefern, um die Neugierde hochzuhalten und den Fans das Gefühl zu geben, Teil
der Geschichte zu sein. Nur wenn die Fans
motiviert bleiben und an den Erfolg des Projekts glauben, überzeugen sie auch andere
davon, es ebenfalls zu unterstützen. Ab jetzt
ist nach dem Transparenzprinzip ständig und
für jedermann sichtbar, wie hoch die gewünschte Endsumme ist, wie viel Geld bereits
eingezahlt wurde, wie viele Tage bis zum Projektende noch verbleiben und wie viele Fans
sich für welche Dankeschöns entschieden haben. Gelingt es nicht, die angepeilte Finanzierungssumme im gewünschten Zeitraum
von 30, 60 oder 90 Tagen zu erreichen, fällt
das eingesammelte Geld nach dem Allesoder-nichts-Prinzip komplett an die Geber
zurück. Die Abwicklung übernimmt kostenlos die Betreiberfirma der Plattform.
Wenn man vor der Zeit den Betrag erreicht
hat, läuft das Funding so lange weiter, bis Tag
X gekommen ist. Dadurch kommt bei erfolgreichen Projekten oft mehr als die angepeilte
Summe zusammen. Das Geld erhält nun der
Blickpunkt:Film 32/13
„Iron Sky“ ist zum
Aushängeschild
perfekten
Crowdfundings
geworden
Projektinitiator, abzüglich der Gebühr für die
Plattformbetreiber. Bis zu dieser Phase sind
mindestens drei, vier Monate ins Land gegangen. Für die Siegreichen ist die Arbeit damit aber längst nicht beendet. Denn nun folgt
die Postfinanzierungsphase. Man muss sich
bei den Geldgebern bedanken und sie weiter
mit News und Updates versorgen, denn
schließlich wollen sie wissen, wie es mit „ihrem“ Projekt weitergeht. Dann muss man die
Dankeschöns verschicken, was manche erfolgreiche Crowdfunder immer mal wieder
vor enorme Probleme stellt: Angefangen bei
dem Versäumnis, die Gebühr für den Versand
in die Finanzierungssumme einzurechnen,
müssen viele nun ihr Versprechen wahr machen und das Produkt, für das das Geld gesammelt wurde, an die Geber verschicken.
Haben sich besonders viele Fans für ein Produkt gefunden, müssen sie unter Umständen
lange auf ihr Goody warten, während die Produzenten damit beschäftigt sind, ihr Brettspiel oder ihre besondere Biersorte herzustellen, einzupacken und zu verschicken.
Auch muss bedacht werden, dass das Produkt vielleicht ins Ausland geht, wofür bestimmte Papiere und Erklärungen benötigt
werden. Eines der prominentesten Exempel
dafür ist die Smartwatch Pebbles. Die Produzenten der bunten Uhr mit elektronischer Tinte und drahtloser Handy-Anbindung samt
Programmierschnittstelle hatten auf Kickstarter von Tausenden von Fans aus aller Welt
zehn Mio. US-Dollar eingesammelt. Leider
hatten sie es versäumt, sich über die notwendigen Zulassungen für Märkte außerhalb der
Blickpunkt:Film 32/13
USA zu informieren, mit dem Ergebnis, dass
der Zoll die Päckchen zurückschickte und vor
allem deutsche Pebble-Fans die versprochene Uhr nie zu Gesicht bekamen. Das Ergebnis
waren enttäuschte Fans und jede Menge negativer Berichte. „Für viele professionelle
Filmproduzenten in Deutschland ist der Aufwand für eine Crowdfunding-Kampagne ein
Knock-out-Kriterium, da er in keinem Verhältnis zum möglichen Ertrag steht“, sagt
Rechtsanwalt Andreas Bareiß. „Solange in
Deutschland die Filmförderung funktioniert,
wird Crowdfunding im großen Filmgeschäft
nur eine unwesentliche Rolle spielen.“ Selbst
die Firma Brainpool denkt im Moment – trotz
des „Stromberg“-Erfolgs – nicht über weitere
Crowdfunding-Projekte nach. Man wolle erst
einmal das Ergebnis abwarten, heißt es aus
der Pressestelle der Produktionsfirma.
CROWDFUNDING SERIE
Außer bei wenigen Ausnahmen bewegen
sich die Summen auf den deutschen Plattformen Startnext, VisonBakery, Inkubato oder
pling eher im unteren vierstelligen Bereich.
Damit kann man kaum einen ganzen Film finanzieren, sondern höchstens einen Teilbereich wie Reisekosten für Recherchen, eine
erste Drehbuchfassung oder Ähnliches. Und
obwohl keine der Plattformen profitabel ist,
ist zurzeit eine Art Spezialisierung auf dem
Markt zu beobachten. Da gibt es seit Januar
2013 Krautreporter für journalistische Projekte, über das bisher kaum mehr als ein Magazin für netzaffine junge Erwachsene für 5000
Euro und ein Buch über das IOC für über
15.000 Euro finanziert wurde. Universal Music
will mit The Vinyl Project ein eigenes Portal
starten, auf dem Neupressungen nicht mehr
erhältlicher Vinylalben angeboten werden
sollen. Seit Februar versucht bereits das Londoner Indie-Label Ninja Tune auf seiner Seite
Beat Delete über Schwarmfinanzieurng Vinylneupressungen aus dem Labelkatalog zu
ermöglichen. Ob das System erfolgreich sein
wird, bleibt abzuwarten. Denn eine Fragmentierung bedeutet auch eine thematische
und damit nummerische Beschränkung des
Angebots, was ein profitables Wirtschaften
für die Plattformbetreiber fast unmöglich
macht. Die verdienen ihr Geld deshalb zunehmend mit Beratungen zum Thema
Crowdfunding, womit sie gut zu tun haben
dürften: Fast wöchentlich werden Seminare
und Workshops zum Thema angeboten. Wer
sich informieren möchte: Am 19. Oktober findet in Berlin mit der crowdbiz die erste Messe
über Crowdfunding statt, auf der auch ein Panel zum Thema Film geplant ist. sasa
Paradigmenwechsel
Immer mehr Akteure im Filmbusiness begreifen Crowdfunding als Teil eines Paradigmenwechsels, der sich mithilfe neuer
Medien und Kommunikationskanäle in
den Bereichen Produktion, Marketing,
Finanzierung und Vertrieb von Filmen
vollzieht. Crowdfunding ist nicht nur reines Finanzierungsinstrument, sondern
ermöglicht vor allem auch den Aufbau
einer Community und dient der nachhaltigen Kommunikation mit den Fans.
Wolfgang Gumpelmaier,
Digital Communications Consultant und
ikosom-Crowdfunding Experte
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