MODE AM BERG - Deutscher Alpenverein

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MODE AM BERG - Deutscher Alpenverein
Liebe JDAV special-Leser,
Mode, Zeitgeist, das Muss und
Nonplusultra: Jeder „Adabei“
leidet unter dem Psychoterror
der vielen Ansprüche, denen
er gerecht werden muss, um
in seinem sozialen Umfeld
was darzustellen.
Von der In-Kneipe über Doc Martens-Schuhe bis hin zu Urlaubsdestinationen, immer
gibt es etwas, ohne dessen materiellen oder ideellen Besitz man nicht mitreden kann.
Das Gebirge als Fluchtort aus diesen bisweilen idiotischen Modezwängen hat allerdings ausgedient. Längst wird man auch hier taxiert: Ausrüstung, Tourenliste und
Seilpartner bestimmen schnell den Standort auf der alpinen Werteskala zwischen
Krampfadergeschwader und Rotpunkt-Gorilla.
Der alte Riccardo Cassin meinte einmal bei einem Besuch seines Werkes am Comer
See, er habe zu seiner Zeit die ältesten Klamotten zum Klettern angezogen. Heute
hingegen kommen ihm viele Bergsteiger wie Models auf einem Laufsteg vor. Dabei
grinste er mit dem Hinweis auf die entsprechende Unternehmensbilanz seiner Firma
von einem Ohr zum anderen.
Dieses JDAV special will vor allem zeigen, wie vielfältig und interessant das Thema
„Mode am Berg“ sein kann, wenn es aus verschiedenen Perspektiven angegangen
wird. Ein dankbares Thema für den Sportsoziologen, eine fulminante Lachnummer
aus der Erfinderecke, ein Eigentor im Wettlauf um das Abhaken der Modetouren
und ein Parforceritt durch den Parcours der Eitelkeiten rund um die Bergbekleidung. Und es will zeigen, dass sich trotz Jux und Tollerei hinter diesem süffigen
Thema sehr viel Stoff für tiefergehende Betrachtungen und aufschlussreiche Analysen verbirgt.
Lutz Bormann
MODE AM BERG
s p e c i a l
s p e c i a l
Foto: Klaus Miebach
Theodor Neumayer
(oben Mitte) mit seinen
Kameraden Karl Hölzl,
Anton Huber und Emil
Terschak nach der ersten
Winter-Überschreitung
des Hochjochs in
den Ötztaler Alpen
im Jahr 1894.
Foto: Archiv Fritz Schmitt
out ist in
von Volker Rittner
INDIVIDUALISIERUNG UND MODE
G R U N D S Ä T Z L IC H K E I T D E S WA N D E L S
Die Sportfotos liefern zugleich den Schlüssel für die Ursachen. Will man die Vorgänge begreifen und einordnen,
so muss man von einem engen Zusammenhang zwischen
Individualisierung und Mode ausgehen. Sie sind eng
aufeinander bezogen und stellen einen Zwillingsprozess
dar. Die Individualisierung des Sportverständnisses ist
das zentrale Phänomen eines veränderten Sportpanoramas.
Wie wichtig der Prozess der Individualisierung ist, kann
man vielfach feststellen. Das Aufblühen der Fitnessstudios
ist darauf zurückzuführen, dass die Mitglieder ganz individuelle Wünsche der Körperformung haben. Die Individualisierung geht gewissermaßen ins Fleisch. Die unorganisierten Sportaktivitäten, die mittlerweile die weitaus
meisten Sportaktivitäten auf sich vereinen, sind ein
Zeichen dafür, dass die Individualisierung in weiten
Bereichen auch die organisatorischen Bindungen entbehrlich gemacht hat. Besonders markant zeigt sich die
Individualisierung aber insbesondere an den veränderten
Formen des Sporterlebens. In der Suche nach dem „Kick“
kommt zum Ausdruck, dass man jenseits aller sozialen
Einbindung zuallererst seine eigene Subjektivität zum
Die Grundsätzlichkeit des Wandels zeigt sich daran, dass
statt der Begrenzung von Subjektivität nunmehr die Freisetzung von Subjektivität und ihr Genuss die Verhältnisse
im Sport reguliert. Zunehmend außer Kraft gesetzt werden
damit die konstitutiven Merkmale des traditionellen Sports:
Die Einheitlichkeit der Sportmoral, die Einheitlichkeit der
Organisationen, die Bindung an die Gemeinschaft. Die
Ästhetisierung des Sports und der Sportarten sowie die
Prinzipien der Mode, die in den Sportfotos hervortreten,
verdeutlichen bei richtiger Betrachtung etwas, was viele
Sportorganisationen immer noch nur partiell begreifen –
sie haben es nunmehr mit völlig anderen Bedürfnissen und
Motiven jenseits der Begrenzung von Subjektivität zu tun.
Begreift man die Folgeprobleme der Individualisierung,
dann begreift man auch viele andere Vorgänge und Probleme im Sport.
I N D I V I D UA L I S I E R U N G U N D M E TA M O R P H O SEN DES BERGSPORTS
Die Entwicklung des Trendsports in den Bergen ist ein guter
Beleg für den engen Zusammenhang zwischen Individuali-
EIN HISTORISCHER ABRISS ÜBER DIE ENTWICKLUNG DER SPORTMODE
ange Zeit war der Sport ästhetisch eher desinteressiert. Die Sportkleidung und die Sportaccessoires waren auf ihren puren Gebrauchswert festgelegt; sie mussten praktisch und robust sein,
sowie Schweiß aufsaugen. Die Sozialgeschichte des
Trainingsanzugs ist deshalb eher mit der Geschichte
des Overalls zu vergleichen. Ohne jeglichen ästhetischen Ehrgeiz wurde er als eine Art Berufskleidung getragen und genutzt. Die Sportschuhe, Spikes, Tennisschläger und Co. waren in Beziehung dazu eher selbstgenügsames Werkzeug. Im übrigen herrschten in den
Sporthallen und Umkleidekabinen zumeist asketische
Ideale eines Kernseifen-Territoriums. Auch gab es keinen Ehrgeiz in der individuellen Selbstdarstellung. Auf
verschiedenen Ebenen fanden sich damit Formen der
Begrenzung von Subjektivität: Auf der ideellen Ebene
in Bindung an die Tradition; auf der Ebene der Organisationen durch die Ideale der Gemeinschaft und der
Selbsthilfeorganisation Verein; auf der Ebene der
Interaktion durch die Ideale der Sportfreundschaft
bzw. -kameradschaft.
Betrachtet man Fotos der Sportgeschichte, so wie sie
in vielen Vereinsarchiven existieren, so zeigt sich, wie
diese Ideale gelebt und stilisiert wurden. Sie waren
buchstäblich das Fundament des Sports, auf dem die
Einheit des Sports gebaut war. Auf Gruppenbildern mit
ihren Choreographien sieht man weiterhin, wie die einzelnen Personen hinter die Gemeinschaftssymbole zurücktraten. Die Vereinsfahne und die Vereinskleidung waren
wichtiger als das einzelne Ich mit seinen Ansprüchen auf
Beachtung. Entsprechend finden sich spezifische
Haltungen, eine würdevolle Mimik sowie Formen individueller Disziplin. Man übte eine Disziplin aus und zeigte
Disziplin.
SPORT UND LIFESTYLE
Schon ein flüchtiger Blick auf das zeitgenössische Sportleben verdeutlicht die engen Beziehungen zwischen Sport
und Lifestyle. Interessant ist dabei ein doppelter Vorgang:
Nicht nur die Sportaccessoires, sondern auch die Sportarten
selbst sind modisch geworden und werden zunehmend wie
Kleidermoden entworfen, im weiteren ist der geformte Körper selbst zum Bestandteil des Lifestyles geworden. Mit
ihnen sind im übrigen auch die Ausübungsstätten modischen Prinzipen unterworfen, entlegene Strände, unwirtliche Wüsten, nur mit dem Hubschrauber erreichbare Tiefschneegebiete. Allerdings, so fern oder unwirtlich sie sein
mögen, so sehr sie Geheimtipp sein wollen, auch sie entziehen sich nicht dem Paradox aller Mode – gedacht als
Laufstege exklusiver individueller Selbsterfahrung und darstellung werden sie sehr schnell wieder gewöhnlich.
Maßstab des Erlebens im Sport macht. Die Dynamik der
Trendsportarten hat ihre Ursache darin, dass sie dies jenseits traditioneller Bindungen ermöglichen.
ÄSTHETIK DER EIGENEN PERSON
Früher war man „Turner“, „Fußballer“, „Leichtathlet“,
„Bergsteiger“. Man bekannte sich dazu und ließ sich entsprechend identifizieren. Dies ist zweifellos in dieser
Grundsätzlichkeit vorbei. Mit der attraktiven individuellen
Selbstdarstellung wird die Ästhetik der eigenen Person
zum Programm. Die gestylten Körper haben mit den
traditionellen Bildern von gestandenen Turnern und Fußballern bzw. Leichtathleten nichts mehr gemein. Im Umlauf sind verschiedene Varianten der Darstellung individueller Souveränität. Jugendliche zeigen ihre gewünschte
Unverwechselbarkeit gerne durch provokative Formen der
Selbstdarstellung und Unbekümmertheit – mit vielen Übergängen zu den „wild styles“ der Popkultur bzw. mit Stilmischungen aus Pop- und Sportkultur, wie sie bei Snowboard-Festivals oder in Skateboardszenen erscheinen. Aus
der Gemeinschaft wird die Szene oder das Milieu. Die
Skateboarder oder „aggressive Skater“ trennt eine ganze
Welt von der Harmonie der traditionell braven Sportjugend.
„Coolness“ ist Stil.
Ein anderes Programm der Darstellung individueller Souveränität bietet der Fitnesssport. Fitness ist dabei eine spezifische Formel: Man zeigt den Besitz von Gesundheit und
Leistungsfähigkeit und demonstriert zugleich auch seine
Begabung und Fähigkeit zum beruflichen wie sozialen Erfolg. „Die schönste Art, Fitness zu bekleiden“ – der Spruch
einer Sportbekleidungsfirma bringt einen doppelten modischen Anspruch zum Ausdruck: Der modisch geformten
Körper benötigt die modische Kleidung. Aussehen wird mit
allen Mitteln geleistet.
sierung und Identitätsfindung. Dabei werden unterschiedlichsten Facetten der Individualisierung ausgekostet: im
Trekking gewissermaßen die sanfte Selbstentdeckung und
Projektion, im Freeclimbing, im Canyoning, im Drachenfliegen etc. die spektakulären Varianten. Das Abenteuer der
Entdeckung der eigenen Subjektivität führt zu den
Abenteuern in den Bergen.
VON DER BERGKAMERADSCHAFT
„ U LT I M AT I V E N K I C K “
ZUM
Der Wandel der Geselligkeit ist ein weiterer wichtiger Aspekt des Wandels. Gerade der Bergsport war durch heroische Ideale der Kameradschaft und Ideale der Einfachheit
sowie des Zusammenhalts charakterisiert. Entsprechend
finden sich viele Formeln für eine spezifische Form der Integration und der Gemeinschaft, die sich in den Bergen bewährt. Die Suche nach möglichst schnellen und verdichteten Formen des Selbsterlebens bringt einen neuen Stil
des Sporterlebens. Die Berge werden für die Steigerung des
Ich genutzt, ohne den Umweg über die traditionellen Formen der Sportloyalität. Zwar gibt es sicherlich auch noch
die klassischen Motive und Formen, aber sie sind nicht
mehr das alleinige Modell. Der Boom des Bergsports und
seine Veränderungen zumindest erklären sich aus den Bedürfnissen, die eigene Subjektivität zu erleben, darzustellen und zugleich Halt daran zu finden. Der „ultimative
Kick“, den man als Anspruch in die Berge transportiert,
bringt dies besonders markant zum Ausdruck.
Ein Formenwandel der Geselligkeit ist daran ebenfalls gebunden. Klassische Formen der Solidarität treten gegenüber
den neueren Motiven zurück. Die Gemeinschaft wird zur
Szene. Die Gemeinschaftsformen müssen mehr Möglichkeiten der individuellen Selbstdarstellung zulassen. Sie müssen die Mode als Prinzip akzeptieren.
Foto: B. Streicher
Foto: Andi Neuhauser
L
48 JDAVspecial
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Dies bedeutet nicht, dass der pure Egoismus einzieht. Allerdings impliziert es einen grundsätzlichen Formenwandel.
JENSEITS DER MODE
Berggammler
Die Besteigung des Mont Ventoux in der Renaissance gilt
als ein erster Akt der Freisetzung von Individualität in der
abendländischen Geistesgeschichte. Das Langgedicht „Die
Alpen“ von Albrecht von Haller ist ein weiteres Dokument
des Zusammenhangs von Naturerleben, Bergerfahrung und
subjektiver Selbsterfahrung sowie individueller Projektion.
Entsprechend gibt es viele „Entdeckungen“ der Berge. Man
wäre auf einer falschen Spur, wenn man in der Mode in den
Bergen und in den modischen Bergen nur Oberflächlichkeiten sehen würde. Wichtiger ist die Analyse der Ursachen,
die hinter der Mode in und mit den Bergen stecken. Bei genauerer Betrachtung kommen jenseits der Mode alte Muster
der Identitätserfahrung zum Ausdruck – buchstäblich im
anderen Gewand und unter gewandelten kulturellen und sozialen Bedingungen. Das Verlangen nach dem „ultimativen
Kick“ und die Fun-Ansprüche sind, bei allen spektakulären
Unterschieden, durchaus in eine Beziehung zu den ehrwürdigen Dokumenten abendländischer Naturlyrik, Poesie und
Sehnsuchtserfahrung zu bringen.
Tatsächlich ist der Bergsport ein gutes Beispiel dafür, dass
die Strudel der Individualisierung Suchprozesse nach einem
jeweils neuen Halt in Gang setzen – sie sind Begleitprozess
jeglicher Individualisierung. Die Berge liefern, wenn man
so will, symbolisch wie auch faktisch und in unzähligen
Variationen beides als Gesamterlebnis: den spektakulären,
teilweise ekstatischen Genuss von Subjektivität und das
gleichzeitige Finden von Halt und Widerstand.
DIE BERGE WERDEN WEITERHIN RUFEN
Ernst Platz.
Modezeichnung eines
Kletteranzuges für das
Sporthaus Carl Biber
in München,
29.4.1928.
Alpines Museum des
Deutschen Alpenvereins,
Dauerleihgabe
Hans Gilgen, Puchheim.
Foto: Karl Schrag
Foto: Andi Neuhauser
ist Prorektor der Deutschen
Sporthochschule in Köln und
Leiter des dortigen Instituts
für Sportsoziologie.
Seine Arbeitsschwerpunkte
sind unter anderem der
Strukturwandel des Sports
und das Thema Körper und
Gesellschaft.
Mit guten Gründen kann prognostiziert werden, dass die
Berge weiterhin Mode bleiben werden. Mit den modischen
Phänomenen kommen – beschleunigt, radikalisiert, intensiviert – existentielle Bedürfnisse der Selbstvergewisserung
zum Zuge. Das kann einem manchmal die Sprache verschlagen. Die veränderten „Bekenntnisse zum Berg“ erfordern
demzufolge auch veränderte Diagnosen, wenn man diese
Trends angemessen einordnen und mit ihnen – beispielsweise unter ökologischen Gesichtspunkten – adäquat umgehen will.
Foto: Archiv Fritz Schmitt
Prof. Dr. Volker Rittner
Ernst Platz.
Modezeichnung für
Bergsteigerkleidung,
8.3.1911.
Bleistift, Kohle.
Alpines Museum des
Deutschen Alpenvereins,
Dauerleihgabe
Hans Gilgen, Puchheim.
oder Trendsetter ?
A
ls im 19. Jahrhundert Bergsteiger ins Gebirge aufbrachen, sollten Ausrüstung und Kleidung nach
Möglichkeit funktionell, aber nur sekundär modisch schick sein. Die Kletterer eroberten mit Wolljankern,
Lodenhosen und Hanfseilen das Gebirge. In den 20er Jahren wedelten Frauen noch im Rock verschneite Hänge hinab. Nichtsdestotrotz wurden Ratgeber über das passende
Material, eine sinnvolle Ernährung und
zweckmäßige Kleidung im Gebirge verfasst. Der Materialtipp der Jahrhundertwende bis in die 30er Jahre lautete:
„Man thut gut, zu der Hose einen ziemlich dicken Wollstoff zu verwenden, der
zur Erhöhung seiner Festigkeit mit etwas Baumwolle untermischt ist. Für
Felsklettereien ist es ganz praktisch,
Knie und Gesäß mit Leder besetzen zu
lassen“. Was heutzutage im Gebirge up
to date ist, spiegelt sich in Sporthauskatalogen eindrucksvoll wider. Beim
Durchblättern umwerben prominente
Bergsteiger und Kletterer den kaufbereiten Leser mit funktioneller Bekleidung
und neuesten Ausrüstungsgegenständen. Dazu werden die modischen Trends
der kommenden Saison präsentiert, garniert mit Sprachfloskeln, die einen das Abenteuer förmlich
erahnen lassen. Die Kataloge der Hersteller für Bergsportbekleidung ähneln immer mehr Modejournalen. Mode im
Gebirge an sich ist für den Bergsteiger mittlerweile kein
Reizthema mehr. Wenn sich heiße Diskussionen um Geschmacksverirrungen entspinnen, betrifft das heutzutage
eher die Verwendung angloamerikanischer Begriffe in der
Werbesprache.
Das Wort „Mode“ war im Alpinismus nicht immer positiv besetzt. In den 50er bis 70er Jahren ging zunehmend schikke Bergbekleidung über den Ladentisch, trotzdem herrschte zu dieser Zeit das Ideal des einfach gekleideten Bergsteigers, ja sogar „Berggammlers“. Im gleichnamigen Lied des
verstorbenen Wiener Alpin-Barden Pauli Wertheimer heißt
es: „Wozu reine Socken tragen, und ein Hemd mit frischem
Kragen? Fort mit Wasser und Frisur, ich verachte die Kultur!“ Dieser Berggammler ist im Grunde eine sympathische
Figur. Modegecken wurden zu dieser Zeit im Gebirge geächtet. Aus Überzeugung missachteten Alpinisten die Mode.
von Claudia Weineisen
Heute liegen eher jene Bergfreunde außerhalb der Trends,
die im Gebirge verschlissene Jeans tragen. Im Zuge der Erfindung funktioneller Kleidung wurde das Wort „Mode“ in
den 80er Jahren neu bewertet. Diese Neubewertung steht
auch für einen Wandel in der Bergsteigerei. Klettern und
Skibergsteigen sind schon lange keine Sportarten mehr, die
nur wenige Individualsportler ausüben. Auch Eis- und
Sportklettern entwickeln sich immer
mehr zu Trendsportarten. Der modisch
Gekleidete ist nicht mehr automatisch
der alpine Versager. Funktionelle, wasserdichte und warme Kleidung, sowie
weiterentwickelte Ausrüstungsgegenstände sind zu einem wichtigen Sicherheitsfaktor geworden. Eine große Rolle
spielt dabei die Werbung der Hersteller,
die dem Kunden beim Kauf von topfunktionellen Produkten ein großes Maß an
Sicherheit in Extremsituationen garantieren. Die Abenteuerlust wird geweckt
und zugleich ein größtmögliches Sicherheitsgefühl suggeriert.
Der boomende Outdoor-Bekleidungsmarkt bietet dem Kunden Identifikation
mit dem Produkt sowie Gruppenzugehörigkeit. Ein großer Vorteil der heutigen Bekleidung liegt natürlich in der Funktionalität. In bequemer Kleidung macht Bewegung mehr Spaß. Desöfteren
ist aber erheiternd zu beobachten, wie sich „overequipte“
Tourengeher in kompletter Expeditionsausrüstung auf eine
Skitour in die bayerischen Voralpen begeben. Trotz der
schnelllebigen Entwicklung in der Mode kann man an der
Kleidung noch lange keinen erfahrenen Bergsportler ausmachen. Ein Alpinist à la Pauli Wertheimer’s Berggammler
wirkt oftmals sympathischer als ein sportlicher Trendsetter,
der in eine mit zehn Bohrhaken gesicherte Acht-Meter-Tour
mit fünf nagelneuen Friends einsteigt. Obwohl die Mode
auch im Alpinismus auf dem Vormarsch ist, begegnet man
beim Klettern und Wandern noch viele Menschen der Spezies „sympathischer Berggammler“, die ähnlich der Einstellung der 70er Jahre bewusst auf topmodische Klamotten
verzichten. Es gibt sie noch, die Kletterer, die mit löchrigen alten T-Shirts einen Gegenpol zum Modetrend bilden,
sowie die Skitourengeher, die ihre untaillierten Skier fahren, bis die Bretter auseinanderbrechen.
AUCH IM ALPINISMUS
50 JDAVspecial
Abb. im Text:
Ernst Platz. Frau mit Eispickel,
13.1.1909. Kohle.
Abb. oben:
Ernst Platz. Modezeichnung für
Bergsteigerkleidung, 3.3.1911.
Bleistift, Kohle.
Beide:
Alpines Museum des
Deutschen Alpenvereins,
Dauerleihgabe
Hans Gilgen, Puchheim.
Foto: Georg Hohenester
„Hey, hast du dir schon die neuen Freeride-Skier für aggressive All-Mountain Freestyler gekauft? Ich habe mir das
Adrenaline-Jacket und die Lightweight-pants für das Skitouren-Opening im kommenden Freeride-Winter zugelegt,
echt cool.“ Unterhalten sich heutzutage alle Bergsteiger auf „Denglisch“? Natürlich nicht, aber jeder Skitourengeher oder Bergsteiger kann mitreden, wenn von topaktueller Funktionsbekleidung oder neuesten Ausrüstungsgegenstände die Rede ist – auch ohne Materialfetischist in Sachen Bergausrüstung zu sein. Dabei ist Mode am Berg
erst seit einigen Jahren ein Thema.
Foto: Thomas Holzmann
Foto: Archiv Fritz Schmitt
KLEIDER MACHEN LEUTE -
JDAVspecial 51
s p e c i a l
aus dem Kuriositätenkabinett
1
TOP ODER FLOP
von Florian Bischof
der Ausrüstungserfinder
2
Die Kugelschreibermine hat ihren Erfinder reich gemacht, die Klopapierbefeuchtungsmaschine nicht.
Auch im Outdoor-Bereich sorgen rastlose Daniel
Düsentriebs für Furore, aber auch für Flops. Manches wird zum Modeartikel, vieles landet im Müll –
und bei einigen Geräten kann man sich ein Schmunzeln kaum verkneifen.
ermann Huber kennt sich aus mit Mode. Der inzwischen 70-jährige Münchener war jahrelang Geschäftsführer des Bergsportartikelherstellers Salewa. In dieser Zeit hat er so manchen Modetrend miterlebt
und auch mitbestimmt. „Den Faserpelz in Mitteleuropa habe möglicherweise ich verbrochen“, erzählt der „SalewaHuber“, der anfangs der 70er Jahre beim Winterbergsteigen
in Schottland auf diese spezielle Outdoorbekleidung aufmerksam wurde. Huber brachte den Faserpelz, der
ursprünglich von Arbeitern auf
den Nordseebohrinseln benutzt
wurde, auf den Markt –
eine neue Mode war
geboren...
H
DER STEIGEISENSTÜTZZACKEN
Aber nicht nur mit neuen Bekleidungsideen hatte Hermann
Huber zu tun, an ihn wurden auch immer wieder andere Erfindungen herangetragen. Darunter waren nützliche Ideen,
wie zum Beispiel Rohreishaken (sogenannte „Snargs“), die
zur Sicherung im Eis dienen. Aber eben auch spektakuläre
Erfindungen, die für die Praxis einfach nicht zu gebrauchen
waren. Der „Steigeisenstützzacken“ (siehe Comic) war so
ein Fall. Er sollte eine Entlastung für die Wadenmuskulatur
beim Steileisklettern gewährleisten. So weit, so gut: „aber
da kannst Du im flachen Gelände gar net gehen“, schmunzelt Hermann Huber, „und es gibt ja kaum an Berg, der nur
a steils Eis hat.“
DER ABZIEHBARE EISABSEILHAKEN UND
DER RUCKSACKFIFFI
Erfindungen sollen ja bekanntlich bestehende Probleme
lösen (und nicht neue produzieren). Ein solches Problem
war und ist das Abseilen. Man benötigt einen Doppelstrang,
um das Seil abziehen zu können. Darüber hinaus müssen,
speziell im Eis, Fixpunkte geschaffen werden, zum Beispiel
durch Eisschrauben. Unter Umständen bleibt dabei Material in der Wand. Nicht so bei einem russischen Patent:
dem „abziehbaren Eisabseilhaken“ (siehe Abb. 2). Hierzu
schlägt man den Haken ins Eis, befestigt ein Seilende im
Haken, seilt ab und zieht mit einem „Zugschnürl“ so lange,
bis der Haken aus seinem Loch rutscht. So weit die Theorie.
Hermann Huber grinst: „Äußerst kühn, ich hab’s nie probiert“. In dieselbe Kerbe schlägt auch der Erfinder des
„Sicherheitsfiffis“ (siehe Abb. 1 + 5). Fiffihaken sind sichelförmig gekrümmte Haken, die normalerweise zum TechnoKlettern verwendet werden. Der Sicherheitsfiffi besitzt den
Vorteil, dass er sich nicht unabsichtlich aushängen kann –
oder zumindest nicht sollte, wenn es nach dem Willen des
Erfinders geht. Ebenfalls mit einem langen „Zugschnürl“
versehen, wird das Patent in einen Felshaken eingehängt,
die volle Seillänge kann abgeseilt werden und nach einem
kurzen Ruck landet die Gerätschaft wieder bei seinem
52 JDAVspecial
Benutzer. Der „Sicherheitsfiffi“ wurde
vor langer Zeit sogar in einer Kleinserie
hergestellt und in gewisser Weise
„zweckentfremdet“. Findige Kletterer
hängten ihren schweren Rucksack mit
dem „Sicherheitsfiffi“ an einen Haken
und gingen schwere Kletterstellen so
ohne zusätzlichen Ballast an. Mit dem Kommando „auf
geht’s Fiffi, jetzt kommst du“, wurde der Rucksack dann
nach oben gehievt und die Erfindung hatte ihren
Spitznamen weg: „Rucksackfiffi“. Mode ist er trotzdem nicht
geworden – aber was nicht ist...
DER KRANGELFRESSER UND DIE KUGELSTEIGKLEMME
„Das hat vor euch noch keiner gesehen“,
beginnt Hermann Huber und zieht bei
unserem Interviewtermin ein undefinierbares Metallteil aus seiner Kuriositätenkiste. Zum Vorschein kommt ein Gerät,
dass aussieht als ob jemand mit Sekundenkleber zwei runde Bohrhakenösen zusammengeklebt hat. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich das Gebilde jedoch als eine erstaunlich
ausgereifte Erfindung: Den „Krangelfresser“ (siehe Abb.
3 + 4). Mit einem Schraubkarabiner an die Anseilschlaufe
des Hüftgurts hängen und den Anseilknoten in die anderen
Öse knüpfen: Schon sind Seilkrangel angeblich kein Thema
mehr. Der Clou an dem Gerät ist nämlich, dass beide Ösen
unabhängig voneinander drehbar sind. „Warum ist das geniale Teil nie in Serie gegangen?“, frage ich Herrn Huber,
schließlich krangeln die Seile bei mir noch oft genug. Der
überlegt kurz, runzelt die Stirn und erklärt: „Der Erfinder
lebt ja nur in seiner Idee.“ Die Hersteller hingegen müssen weiter denken: Produktions- und Herstellungskosten,
Marktvolumen und eventuelle Haftungsansprüche bei Fehlbedienungen müssen berücksichtigt werden. Am Ende kann
es sein, dass Erfindungen in der Schublade landen, obwohl
sie technisch funktionieren und ein bestehendes Problem
lösen. Ähnlich gelagert war die Sache bei der „Kugelsteigklemme“, die uns Hermann Huber vorführt. Das Minigerät
(siehe Abb. 3) ist leicht, seilschonend und erfüllt seinen
Zweck: Es lässt sich am Seil nach oben schieben und blockiert auf Belastung nach unten bei jeder Seilstärke. Doch das
Ein- und Aushängen war etwas umständlich und die Statik
des Außenkörpers erschien aus der Haftungsperspektive
nicht ganz sicher. Das machte der Erfindung letztendlich
den Garaus.
Schnee verschüttete Person“ zum Patent
angemeldet. Aufgabe dieser bahnbrechenden Erfindung ist es, den Verschütteten mit Atemluft zu versorgen und ihn
am besten auch gleich noch aus der Lawine zu befreien (siehe Comic). Laut Pa3
tentschrift wird diese Aufgabe durch „einen den Kopf der Person wenigstens teilweise umgebenden
Helm gelöst, der auf seiner Oberseite eine zum Wegsprengen des die Person bedeckenden Schnees geeignete Sprengvorrichtung aufweist.“ Im Klartext: Wenn wir in eine Lawine
kommen, sprengen wir uns den Weg nach draußen einfach
frei. Damit wir uns dabei nicht verletzen, ist vorgesehen
„...dass der Helm den ganzen Kopf und einen Teil des Halses, insbesondere den Nacken, umgibt
und im Bereich des Gesichts eine Öffnung aufweist, die durch einen auf zwei
kreisrunden Schienen verschiebbar gelagerte, mit einem Fenster versehene
Schiebetür verschließbar ist.“ Man nehme darüber hinaus eine Halskrause, die
mit Reißverschluss an einem Schutzanzug befestigt ist, und fertig ist die
4
Laube, respektive Erfindung. Bliebe nur
noch die Frage, wann der Helm weiß, dass er explodieren
soll. Der Erfinder hat sich hierzu drei Möglichkeiten überlegt. Als erstes eine Reißleine. So weit so klar. Die zweite
Möglichkeit wäre, dass „die Person bei Herannahen einer
Lawine die verzögerte Zündung aktiviert, wobei die Explosion erst dann stattfindet, wenn eine gewisse Zeit vergangen ist, innerhalb der die Lawine zum Stillstand gekommen
ist.“ Ah ja, und last but not least meine persönliche Lieblingslösung; „...eine automatische Aktivierung des Zünders, gesteuert von einem auf Erschütterungen ansprechenden Sensor.“ Da geht einem ja sprichwörtlich der Hut
hoch...
Falls der „Sprenghelm“ aus unerfindlichen Gründen nicht
sofort den Weg in die Bergsportgeschäfte finden sollte,
dann ist das für den Erfinder kein Grund zu resignieren. Hermann Huber beispielsweise kann ein Lied davon singen wie
es ist, wenn man seiner Zeit weit voraus ist.
Bereits Anfang der 70er Jahre entwickelte seine Firma den ersten „Twist-Lock Karabiner“. Aber den „wollte damals keiner“,
erinnert sich Huber. Bis sich die
Innovation durchsetzte, dauerte
es schlappe 15 Jahre.
Bleibt nur, den Erfindern
unter uns viel Geduld
zu wünschen...
5
DER SPRENGHELM
Heutzutage könnte man meinen, die Zeit der spektakulären
Erfindungen sei schon vorbei. Ein Skitourengeher beispielsweise ist fast schon „over-equipped“: Da gibt es Funktionsbekleidung, in der man weder von innen geschweige
denn von außen nass werden kann. Digitale Lawinenverschütteten-Suchgeräte, ausgerüstet mit einer Technik, die
Amateurfunker erblassen lässt. AvaLung-Westen, die sogar
das Einatmen der im Schnee enthaltenen Luft ermöglichen.
Und ABS-Rucksäcke mit denen man gar nicht erst verschüttet wird, sondern auf der Lawine „mitsurft“. Also alles schon
erfunden, was der Endverbraucher für seine größtmögliche
Sicherheit benötigt? Weit gefehlt. Denn jetzt hat ein anonymer Erfinder das „Rettungsgerät mit Helm für eine durch
JDAVspecial 53
s p e c i a l
DER „BAYERISCHE TRAUM“
von Michael Düchs
ist die ganze Südwand des Schüsselkars ein Modegebiet für
anspruchsvolle alpine Sportklettereien, vor allem nach der
behutsamen Sanierung vieler Anstiege durch Heinz Zak.
Trotzdem: Die fast schon sagenhafte Aura des Oberklassikers für Kletterer, die sich zutrauen, den siebten Grad zu
klettern, umweht vor allem diese eine Linie im rechten Teil
der Wand: Den bayerischen Traum, dem wir uns im Zustieg
von der Wangalm aus langsam nähern, den neuen 4er-friend
noch tief im Rucksack verstaut.
Stau am Stand ?
EINE MODE-KLETTERTOUR
PAR EXCELLENCE
DIE ERSTEN SEILLÄNGEN
Kurz darauf baumelt er neben einigen Keilen und vielen Expressschlingen an meinem Klettergurt, mit klammen Fingern fange ich an, zunächst den einfachen Einstiegskamin
und anschließend die ersten kniffligen 6er-Passagen zu
überwinden. Die Diskussion, ob mein Kletterpartner Ulli
oder ich als erster einsteigen darf, war ziemlich problemlos, da die Tour zwei Highlights bietet: Wer anfängt und die
erste Seillänge vorsteigt, kommt in der fünften Seillänge in
den Genuss, die berühmte Schuppe am scharfen Ende des
Seils klettern zu dürfen. Etwas weiter oben wartet dafür auf
den anderen die VIII-minus-Schlüsselstelle. Doch zu der ist
es noch weit und zunächst einmal gilt es, die morgendliche
Kälte auszuhalten und möglichst schnell eine angenehme
Betriebstemperatur zu erreichen. Richtig warm wird mir in
der vierten Seillänge, in der ich ein kurzes Stück abklettern
muss und mich – was ich als Nachsteiger, der das Topo nicht
intensiv genug studiert hat, ja nicht erwarten kann – plötzlich mit der Gefahr konfrontiert sehe, bei einem Sturz nicht
direkt im Seil, sondern ein paar Meter weiter unten zu hängen. Am Standplatz muss ich mich also erst einmal kurz erholen, ehe ich einen Blick für den weiteren Verlauf der Tour
übrig habe.
Ich legte einen Hundert-, einen
Zwanzig-, und einen Zehnmarkschein auf den Kassentisch. Einige
Nachmittage lang hatte ich für dieses Geld hart gearbeitet und im Dienste eines Getränkemarkts Dutzende von Bier- und Wasserkisten viele Stockwerke und unendlich viele Treppen heraufgeschleppt. Völlig ungerührt steckte der Verkäufer die Scheine in die
Kasse, zurück gab er mir ein einziges lausiges Markstück. Für die hundertneunundzwanzig Mark bekam ich ein ungefähr faustgroßes, metallisch glitzerndes Ding, das an einer schwarzen Schlinge hing und aus vier zackengekrönten
beweglichen Segmenten bestand: ein original „Wild-Country“ Friend, Größe 4.
Auch wenn man Klemmkeile und Friends in allen Größen für viele alpine Klettertouren ziemlich gut gebrauchen
kann: Mein neuer 4er-friend sollte vor allem an einer ganz bestimmten Stelle in einer ganz bestimmten Tour zum
Einsatz kommen: an der berühmten Piazschuppe des „Bayerischen Traums“ in der Südwand der Schüsselkarspitze.
er Bayerische Traum, von Josef Heinl und Albert
Gilgenrainer wenige Monate nach meinem fünften
Geburtstag erst- und kurz darauf von Kurt Albert
frei begangen, war mir seit Jahren ein Begriff: Der Kletterführer schwärmt von „einer der schönsten Routen im Wettersteingebirge mit durchwegs gutem Fels“, auf Bildern in
Büchern und Magazinen sah ich, wie verwegene Kletterer
elegant die riesige Felsschuppe der fünften Seillänge hinaufpiazten. Später berichtete ein Freund vom erfolgreichen
Versuch, ein anderer vom Scheitern im Bayerischen Traum.
Oft beobachtete ich, wie sich Seilschaften hier nach oben
arbeiteten, einmal wurde ich sogar Zeuge einer Hubschrauber-Rettung von Kletterern, die in der Tour verunglückt waren. Kurz: Der Bayerische Traum erschien wie der Inbegriff
einer modernen alpinen Klettertour, wenn man ihn geklettert hatte, war man up to date, das eigene Können war anerkannt und man konnte mitreden. Der Bayerische Traum
war und ist bei alpinen Sport- bzw. sportkletternden Alpinkletterern bis heute eine Mode-Klettertour.
D
Topo aus Kubin/Heinl: Kletterführer
Wettersteingebirge, Odyssee Alpinverlag,
München 1988.
V O M B I A N C O - G R AT B I S Z U R WAT Z M A N N O S T WA N D
Wer in den Bergen das einsame Abenteuer sucht, wird bei
diesem Begriff leicht angewidert das Gesicht verziehen und
die Nase rümpfen. Was modisch ist, muss ungefährlich und
außerdem überlaufen sein und überhaupt richtet sich der
hehre Alpinist nicht nach kurzlebigen Trends, sondern ausschließlich nach alten, wahren und guten Werten. Wer aber
auf der Suche nach schönen Tourenmöglichkeiten ist, dürfte eher hellhörig werden, wenn er vernimmt, dass einer
Kletterei das Etikett einer „Modetour“ anhaftet: Denn den
Sprung zur geschätzten und beliebten Mode-Unternehmung
kann eine Bergtour nur machen, wenn sie über außergewöhnliche Qualitäten verfügt. Diese können unterschiedlicher Natur sein: eher praktischer wie die leichte Erreichbarkeit dank mechanischer Aufstiegshilfen oder eher ästhetischer wie die messerscharfe Firnschneide des Bianco-Grates
oder die markante Licht-Schatten-Grenze an der FiamesKante hoch über den Dächern Cortina d´Ampezzos. Für andere Touren sprechen vielmehr numerische Kriterien wie die
Tatsache, dass der Montblanc nun einmal der höchste Berg
der Alpen oder die Watzmann-Ostwand die längste Wand der
Ostalpen ist.
DIE PIAZSCHUPPE
Direkt über uns strebt sie jetzt in den Himmel, mehr als 20
Meter von absolutem Ebenmaß, ihr Felsgrau glitzert gülden
in der Morgensonne: Wie eine glatte Wand, vor eine andere
genauso glatte Wand geschoben, steht sie nur eine Armlänge entfernt vor unseren Augen: Die Piazschuppe, die den
legendären Ruf der Tour begründet und ohne die der bayerische Traum keine Modetour wäre, sondern einfach eine
schöne Kletterei unter Tausenden von anderen. „Auf geht’s,
des schaut schon machbar aus“, spornt mich Ulli an, der
neidvolle Unterton in seiner Stimme ist nicht zu überhören. Ich hänge meinen friend an die rechte Materialschlaufe
des Gurts und nehme eine der schönsten Kletterstellen
Die Qualität der Schüsselkar-Südwand ist eher haptischer
Art und schnell zu begreifen, wenn man Hand an den Fels
legt: Fester, rauer und dank der Exposition oft noch im
Herbst sonnenwarmer Kalk, mal wasserzerfressen, mal plattig, meist senkrecht und oft abdrängend und überhängend.
Viele berühmte Touren durchziehen die Wand, von der
Knapp/Köchler, deren berühmter Quergang es immerhin
zum Titelbild von „DAV Panorama“ gebracht hat bis zum
Güllich-Klassiker „Locker vom Hocker“, der eine Zeit lang
als schwierigste Klettertour in den Alpen galt. Eigentlich
54 JDAVspecial
Fotos: Peter Mathis
UNTERWEGS IN DER SCHÜSSELKAR-SÜDWA N D
meines Lebens in Angriff. Überkreuzend greifen die Hände
hinter die Schuppe, die Füße finden Halt an kleinen Tritten
des rauen Felses. Nach zehn Metern macht die Schuppe
einen kurzen Knick in die Horizontale, genau hier passt der
4er-friend. Ich nehme ihn vom Gurt, drücke die Segmente
zusammen und schiebe ihn senkrecht nach oben in den
Spalt zwischen Schuppe und Wand. Sofort verklemmen sich
die Zähne des friends im optimalen Winkel am Felsen und
sorgen für eine Sicherung, die es locker mit einem Bohrhaken aufnehmen kann. Trotzdem erfordert das Weiterklettern einige Überwindung: Der Tiefblick reicht bis zum weit
entfernten Wandfuß, das Piazen ist anstrengend, ein Ruhen
oder Zurückklettern wäre furchtbar kräfteraubend und außerdem weiß ich, dass die nächste Sicherung erst zehn Meter weiter oben gelegt werden kann. Doch nur selten habe
ich Kletterpassagen erlebt, die sich so elegant auflösen,
wenn man nur den Mut findet, ohne langes Zögern einfach
zuzusteigen und so spule ich die Kletterbewegungen ab wie
in Trance und erreiche sicher den nächsten Standplatz. Die
übrigen Seillängen, die ebenfalls Kletterei vom Feinsten bieten und zum großen Teil sogar schwieriger bewertet sind
als meine Schuppe, sind zwar schön und runden die Tour
ab, in Erinnerung bleiben werden mir aber vor allem diese
20 Piaz-Meter. Dass Modetouren dem Ruf, der ihnen voraus
eilt, so gerecht werden wie der Bayerische Traum, ist nicht
unbedingt die Regel: Wenn die Marmorierung der Felsoberfläche durch die vielen Begehungen weit fortgeschritten ist
oder wenn man eine Schlechtwetterphase abwarten müsste, um an den Standplätzen lange Wartezeiten vermeiden zu
können, sollte man sich ernsthaft überlegen, ob die Vorteile
einer schwer angesagten Tour die Widrigkeiten, die zwangsläufig mit der Popularität einher- gehen, noch überwiegen.
KLETTERN A LA MODE
Im Schüsselkar allerdings ist der Besucherandrang in den
letzten Jahren eher zurückgegangen, wie uns die Wirtin der
Wangalm, wo wir uns am Nachmittag an den besten Kasknödeln Österreichs laben, etwas wehmütig berichtet: „Vor
zehn Jahren mussten die Kletterer an schönen Tagen auf
der Terrasse übernachten, weil die Hütte so voll war; heute
ist eigentlich immer noch ein Lager frei“. Das alpine Klettern, so lamentiert sie, sei einfach nicht mehr in Mode, die
Kletterer trieben sich ja fast nur noch in den Klettergärten
oder Kletterhallen rum. Was für den Umsatz auf der Wangalm schlecht ist, ist für Außenstehende vor allem verwirrend: Die Möglichkeiten, sich kletternd zu betätigen, sind
mindestens so vielfältig geworden wie die Kollektionen
aller Pariser Couturiers zusammengenommen: Man kann in
der Halle klettern, bei Wettkämpfen klettern, Sportklettern,
Alpinklettern, Technoklettern, Eisklettern, bouldern etc.
Genauso wie mal die eine und mal die andere Spielart populärer ist, hat jeder Bereich selbst seine Modetouren, Klassiker oder testpieces. Der Boulderer träumt von Fred Nicole
erstbegangenen „Karma“ in Fontainebleau, der klassische
Alpinist vom Walker-Pfeiler und der Hallenkletterer von der
Route mit den roten Griffen, ganz rechts an der Wand, wenn
man die Halle betritt.
Modetouren in Kletterhallen haben allerdings gegenüber
unvergänglichen großen Kletterlinien im Gebirge sowie den
20 Metern der Piazschuppe des Bayerischen Traums einen
ganz gravierenden Nachteil: Genau so schnell, wie sie entstanden sind, sind sie wieder verschwunden, die rote Tour,
ganz rechts, wenn man in die Halle kommt, gibt es seit zwei
Wochen nicht mehr. Sie wurde abgeschraubt.
JDAVspecial 55
l e bs r ei e rf
b
k a rs ti e en f e
Sehr geehrte Damen und Herren,
... häufiger als sonst wurde ich nach dem letzten
Heft von Mitgliedern meiner Sektion angesprochen
und regelrecht gebeten, Ihnen zum JDAV special
„Dem Himmel ganz nah“ ein durch und durch großes
Lob zu zollen. Eine Reihe von Mitgliedern begrüßte
es, dieses Thema einmal aufgegriffen zu sehen.
Viele betonten, das Thema sei sehr feinfühlig angegangen und entspreche genau den Gefühlen, die sie
oft selbst auf Bergeshöhen erfahren haben. Besondere Anerkennung verdient es, dass sich gerade die Jugend des Deutschen Alpenvereins mit dem
Thema Berggottesdienste bzw. mit der Beziehung zu Gott in den Bergen
so erfreulich auseinandersetzt.
Ludwig W. Herberger, Sektion Wangen
Freiheit im Sinne Gottes
Beim Durchlesen der Artikel mussten wir mit Erschrecken feststellen,
dass ausschließlich humanistisches
und buddistisches Gedankengut vermittelt wird. Da beide Lebensüberzeugungen nicht an einen Gott glauben, fällt es uns schwer die Überschrift „Freiheit im Sinne Gottes“ zu
akzeptieren und wollen hiermit deutlich machen, wie die Bibel Freiheit
im Sinne Gottes definiert. Johannes 8, Vers 36: Wenn euch der Sohn frei
macht, so seit ihr wirklich frei! Hat man die Freiheit in Jesus gefunden,
stimmen wir damit überein und haben es selbst erfahren, dass man wunderschöne Tage und die Vertiefung des Glaubenslebens in Gottes einmaliger Schöpfung der Bergwelt erleben kann.
Cornelia Burghardt und Birte Papenhausen, Pforzheim
Respekt!
Respekt für Ihre ausgezeichneten
Artikel auch zur religiösen Seite des
Bergsteigens und besonders für das
Interview mit Jean-Blaise Fellay. Ein
Blick in fast jedes Gipfelbuch zeigt,
wie sehr Sie damit der Überzeugung
vieler Bergsteigerinnen und Bergsteiger Ausdruck gegeben haben.
Heinz Schulte, München
Impressum: JDAV special –
Sonderteil für die Jugend des
DAV, aus Mitteln des Kinder- und
Jugendplans des Bundes gefördert,
46. Jahrgang, JDAV special in
DAV Panorama 1/2001.
Herausgeber ist die Jugend des
Deutschen Alpenvereins, Bundesjugendleiter ist Dr. Johannes
Rauschnabel. Chefredakteur des
JDAV specials ist Lutz Bormann
in Zusammenarbeit mit dem JDAVRedaktionsteam Florian Bischof,
Thomas Borm, Michael Düchs,
Claudia Weineisen und Julia
Steinhauser. Mitarbeiter dieser
Ausgabe ist: Dr. Volker Rittner.
Beiträge bitte an den DAV,
JDAV-Redaktionsteam,
Von-Kahr-Str. 2-4, 80997 München
senden.
Die Beiträge geben die Meinung
der Verfasser, nicht der Jugend des
Deutschen Alpenvereins wieder.
Nachdruck nur mit Genehmigung
der Chefredaktion.
Grafische Gestaltung:
Handrych & Vogt Grafik GmbH.
Titelfoto: ???
56 JDAVspecial
t i c k e r + + + + + + + + + + + + +
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■■■ Erlebnispädagogik in Weiß + + + + + ■■■
Im Rahmen der populären „Allgäuer Seminare“ findet vom
5. – 9. Februar 2001 auf der Gumpertsberger Hütte im Chiemgau eine Fortbildung zum Thema „Schneeschuhwandern“
statt. Die Maßnahme wendet sich an TeilnehmerInnen, die
Schneeschuhwandern in der erlebnispädagogischen Arbeit
mit Kindern und Jugendlichen einsetzen wollen. Je nach Vorerfahrung und Zielsetzung wird das fünftägige Seminar in
zwei Teilen angeboten. Die ersten beiden Tage (Montag und
Dienstag) befassen sich mit Spielformen und pädagogischen
Fragen. Am Donnerstag und Freitag stehen alpine Gefahren
im winterlichen Gebirge auf dem Programm. Der Schwerpunkt
Ökologie ist Bestandteil beider Veranstaltungen und findet
am Mittwoch statt. Schneeschuhe werden bei Bedarf gestellt
und als zusätzlicher Service besteht die Möglichkeit zum
Testen unterschiedlicher Ausrüstung. Die Teilnehmerzahl ist
auf 14 Personen beschränkt.
Anmeldung über das Jugendreferat, Von-Kahr-Str. 2-4,
80997 München, Tel. 089/1 40 03-62, Fax: 089/1 40 03-66
■ JDAV-Gewinnspiel „Lustige Bergbilder“ + + + + + ■
Lustig scheint es zuzugehen in den Bergen. Zumindest wenn
die JDAV unterwegs ist. Wie anders wären die zahlreichen und
witzigen Bergbilder zu erklären, die uns seit unserem Aufruf
in der Ausgabe 5/2000 erreicht haben? Für die Jury war es
keine leichte Entscheidung, aber am Ende standen die ersten
drei Sieger fest:
Jochen Kettermann, 12 Jahre alt aus Crailsheim-Goldbach für
sein Bild „Angriff der Killerdohle“. Anja Wolf, 25 Jahre alt
aus Einsiedel für ihr Foto „Entenskischule“ und der dreizehnjährige Florian Mez aus Freiburg, mit seinem Comic „Achtung
Tau“.
Das originale „JDAV-Weihnachtspäckchen“ haben die Preisträger schon vor den Festtagen erhalten. Für all diejenigen,
die diesmal leer ausgegangen sind – Kopf hoch! Einfach das
neue JDAV special aufmerksam lesen, mitmachen und Preise
gewinnen.
oben: Anja Wolf,
Entenskischule
unten: Jochen
Kettermann,
Angriff der Killerdohle
links: Florian Merz,
„Achtung Tau“
■■■■■■■■■ Neue Landesjugendleitung
Bayern gewählt + + + + + ■■■■■■■■■
Am 14./15. Oktober 2000 fand in Regensburg der Landesjugendleitertag Bayern mit 54 Jugendleitern aus 31 Sektionen
stat. Unter den Gästen waren Bundesjugendleiter Dr. Johannes Rauschnabel, Ulrike Seifert, Beauftragte für Familienbergsteigen, Klaus Schuster, Sprecher des Nordbayerischen
Sektionenverbandstags, sowie Otto Hannes Ther, Sprecher
des Ortsausschusses der Münchner Sektionen. Der Landesjugendleitertag wählte eine neue Landesjugendleitung für die
Amtszeit von vier Jahren: Neuer Landesjugendleiter ist Konrad Schlank (Sektion München), zu seinen Stellvertretern
wurden Steffi Benker (Sektion München) und Florian Bischof
(Sektion Allgäu-Immenstadt) gewählt. Als Schatzmeister
wurde Wolfgang Fischer im Amt bestätigt.
Im Rahmen eines Arbeitskreises wurde festgestellt, dass sich
ein beträchtlicher Teil der anwesenden Jugendleiter vereinsintern in ihrem ehrenamtlichen Engagement nicht ausreichend gewürdigt fühlt. Konrad Schlank betonte, dass die
rund 1000 Jugendleiter in den bayerischen Sektionen hervorragende ehrenamtliche Arbeit leisten. Zentrale Herausforderung für die Zukunft sei es, diese Arbeit offensiver als
bisher darzustellen, die Öffentlichkeitsarbeit zu verbessern
und das Ehrenamt attraktiver zu gestalten. Die Anwesenden
forderte er auf, die Arbeit des Landesverbands aktiv und
engagiert zu unterstützen.
■■■■■ Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte um
den Preis des Bundespräsidenten + + + + + ■■■■■
„Genutzt – geliebt – getötet. Tiere in unserer Geschichte“
lautet in diesem Jahr das Thema des Schülerwettbewerbs
Deutsche Geschichte um den Preis des Bundespräsidenten.
„Die Mensch-Tier-Beziehung ist gewissermaßen ein Prüfstein
für unseren Umgang mit der Welt, sie ist ein Indikator für
die ethische und moralische Verfassung unserer Gesellschaft“, so Bundespräsident Johannes Rau in seinem Wettbewerbsaufruf. Einsendeschluss für die Beiträge ist der 28.
Februar 2001. Teilnahmeberechtigt am Wettbewerb sind alle
Kinder und Jugendlichen bis zum 21. Lebensjahr, allein, in
der Gruppe oder in der Klasse. Auf die jungen Geschichtsforscher warten Preise im Wert von 250.000 Euro, darunter
350 Geld- und Sachpreise, Stipendien der Studienstiftung des
deutschen Volkes und exklusive Preisträgerseminare der Körber-Stiftung.
Die Ausschreibungsunterlagen, Tipps zur Spurensuche und
Hintergrundberichte enthält das Magazin SPUREN SUCHEN
Nr. 14, zu bestellen bei der Körber-Stiftung, Bestellservice,
Postfach 54 03 05, 22503 Hamburg (bitte DM 3,– Rückporto beilegen) oder im Internet unter www.geschichtswettbewerb.de.
■■ Osterkurse in der Jubi Hindelang + + + + + ■■
Auch dieses Jahr werden in unserer Jugendbildungsstätte
Hindelang wieder attraktive Osterkurse veranstaltet. Für Kinder und Jugendliche zwischen neun und 25 Jahren gibt’s ein
ostereierbuntes Programmangebot: Ob mit Snowboard, Tourenski, Schneeschuhen oder auch ohne Ski, bei uns ist auf
jeden Fall Spannung und Erlebnis pur geboten.
Nähere Informationen gibt es im Jugendkursprogramm, das
Du unter www.jdav.de abrufen oder beim DAV, Von-Kahr-Str.
2-4, 80997 München, Tel. 089/1 40 03-0, anfordern kannst.
Oder schick einfach eine Online-Bestellung an die obengenannte E-Mail-Adresse.
Die neugewählte
Landesjugendleitung
Bayern (v.l.): Florian
Bischof, Konrad Schlank
und Stefanie Benker.
Foto: Martin Skowronnek
■■ Originelle Internetseiten gesucht! + + + + + ■■
Hat eure Jugendgruppe eine eigene Homepage? Die JDAV
sucht die witzigsten, kreativsten, informativsten oder auch
alternativsten Internetseiten von Jugendgruppen bzw. -vereinen. Schickt die Adressen eurer Lieblings-Homepages an
[email protected]. Mitmachen lohnt sich, die besten
Beiträge gewinnen einen Überraschungspreis!
■■■■■ Macht das Spiel! + + + + + ■■■■■
Was tun, wenn man wetterbedingt auf der Hütte festsitzt und
das Skitourenwochenende zunächst einmal geplatzt ist? Damit erst gar nicht Frust und Langeweile aufkommen, stellen
wir euch ab sofort unterhaltsame Spiele vor, die Jung und Alt
zugleich begeistern. Der Pluspunkt: Alle Spiele haben problemlos im Rucksack Platz!
Dieses Mal präsentieren wir euch „Ligretto“, ein lustiges Kartenspiel, bei dem alle Spieler gleichzeitig spielen. Das Schöne: Keiner muss warten, keiner wird ungeduldig. Nach einer
„grünen“ und einer „blauen“ Version ist jetzt „Ligretto rot“
auf dem Spielemarkt erhältlich. Mit sage und schreibe 480
Karten insgesamt kann sich nahezu eine ganze Seilschaft am
Spieltisch versammeln, denn jede Version enthält vier Kartensätze à 40 Karten. Jeder Spieler erhält 40 Karten, die mit
einem Symbol auf der Rückseite gekennzeichnet sind. Nun
zählt man 10 Karten ab, die als Ligretto-Stapel offen abgelegt werden. Daneben werden, je nach Spielerzahl 3 bis 5
weitere Karten offen abgelegt, die als Platzhalter dienen. Die
restlichen Karten behalten die Spieler auf der Hand und
schon kann’s losgehen. Die Karten sind von „1“ bis „10“
durchnummeriert. Wer eine Eins hat, egal ob von dem Ligretto-Stapel oder von seiner Reihe daneben, darf sie in die Mitte
legen. Ab jetzt sind Reaktionsvermögen und Kombinationsgabe gefragt. Denn alle – bis zu 12 Spieler (!) – versuchen
gleichzeitig, auf die in der Mitte liegenden „1“er Karten die
passenden „2“er, „3“er usw. Karten zu legen und somit
Punkte zu machen. Die Möglichkeiten: Man benutzt den Stapel in der Hand. Hier müssen immer drei Karten abgezählt
und offen vor dem Spieler platziert werden. Die Karten vom
Ligretto-Stapel darf man entweder direkt auf die passenden
Stapel in der Mitte legen, oder aber an die Stelle der 3 bis 5
Karten, die neben dem Ligretto liegen, sofern sich dort durch
das Ablegen einer der Karten in die Mitte eine Lücke gebildet
hat. Das Spiel verwandelt sich schnell in ein wildes Durcheinander von fliegenden Karten, hektischen Bewegungen der
Spieler und nervöse Blicke auf die Karten der Gegner. Hier
sind schnelles Kombinieren und Reagieren gefragt, die Geschwindigkeit entscheidet! Doch neben dem „Punkte machen“ sollte man nicht das Ziel des Spiels vergessen: Hat ein
Spieler seinen Ligretto-Stapel abgelegt, ruft er laut „Ligretto
Stop!“. Das Spiel endet sofort und die Abrechnung beginnt.
Die Karten in der Mitte werden nach den jeweiligen Symbolen
der einzelnen Spieler sortiert und gezählt. Dies sind die Pluspunkte. Die übrigen Karten der einzelnen Ligretto-Stapel
zählen jeweils zwei Minuspunkte und werden abgezogen...
Auf geht’s in eine neue Runde!
Das Kartenspiel „Ligretto“
aus dem Schmidt Spiele
Verlag kostet DM 13,–
und ist für 2 – 4 Spieler
ab 8 Jahre konzipiert,
mit zwei verschiedenen
Spielen für 8 Spieler,
mit blauem, grünem
und rotem Spiel sogar
für 12 Spieler. Die JDAV
verlost 15 Exemplare
von „Ligretto“.
Bei der Beantwortung
folgender Frage habt ihr
auf jeden Fall leichtes
Spiel...
Wie heißt die Jugendbildungsstätte der JDAV
in Hindelang?
a) Haus Sonnenhalde
b) Haus Alpenglühen
c) Pension Wilfried
d) Hof Alpenhaus
e) Haus Alpenhof
Schickt einfach eine
Postkarte mit der korrekten Antwort an die
Jugend des Deutschen
Alpenvereins,
Stichwort „Ligretto“,
Von-Kahr-Str. 2-4,
80997 München.
Einsendeschluss ist
der 20.2.2001.
Mitmachen können
alle ab 10 Jahren.
Das JDAV-Redaktionsteam wünscht euch
viel Glück!
JDAVspecial 57
d e r
k l e i n e
58 DAV Panorama
B e r g s t e i g e r
Nr. 1/2001