Thermografie am Pferdehuf: Fallbeispiel Eisenabnahme

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Thermografie am Pferdehuf: Fallbeispiel Eisenabnahme
Thermografie am Pferdehuf: Fallbeispiel Eisenabnahme Dr. Hiltrud Strasser und Dipl. Ing. Sonja Appelt, Fa. Wild Horse KEG, Österreich Definition der Thermografie Thermografie ist die bildhafte Darstellung der Oberflächentemperatur eines Objektes. Entzündete oder verletzte Gewebe haben einen gesteigerten Stoffwechsel und eine erhöhte Durchblutung, zeigen sich als wärmere Bezirke, wenn die Durchblutung nicht behindert wird. Verminderte Durchblutung bzw. Stoffwechsel hat niedrigere Oberflächentemperaturen zur Folge. Die gezeigten Thermografieaufnahmen erfolgten mit einer Wärmebildkamera FLIR S65. Fig. 1: Beispiel für Thermografie eines gesunden unbeschlagenen Hufes (Kamera FLIR E2) Fig. 2: Beispiel für Thermografie eines beschlagenen Hufes
Wärmequellen Wärmeisolierung • • • • Lokale Hornstärke • Hornintegrität (Risse, Spalten, Zusammenhangs­ trennungen) • Anatomische Verhältnisse (Lage des Hufbeins)
Durchblutung Stoffwechsel der Huflederhaut é verstärkter Stoffwechsel und Durchblutung (z.B. Entzündung, Bewegung) ê Gewebeschäden ê Durchblutungsstörung Lokale Wärmeleitfähigkeit (Feuchtigkeitsgehalt, Hornstruktur, Hufnägel) Fig. 3: Einflußfaktoren auf die lokale Außentemperatur der Hufkapsel Bei sonst konstanten Bedingungen für den Wärmeverlust (Wärmeleitung, Konvektion, Wärme­ strahlung) ergibt sich die Oberflächentemperatur der Hufkapsel durch Überlagerung der Wärmequellen im Huf und der Wärmeisolierung der Hufkapsel (Fig. 3). Die Temperatur ist demnach an den Stellen mit geringer Hornstärke und hoher Aktivität der Huflederhaut am höchsten, also am Kronrand. Oberhalb des Kronrandes ergibt sich durch die Fellbedeckung der Haut normalerweise eine erhöhte, ungleichmäßige Isolierung, somit eine niedrigere Temperatur. Fallbeispiel Abnahme von Hufeisen: Die folgende Untersuchung wurde an einem 3­jährigen, an den Vorderhufen beschlagenen Oldenburger Wallach durchgeführt. Das Pferd befand sich während des Untersuchungszeitraumes in einer geräumigen Box unter relativ konstanten Temperaturbedingungen. Die Thermografieaufnahmen wurden vor Abnahme des Beschlages sowie nach 2, 18 und 21 h durchgeführt. An den dargestellten Vorderhufen erfolgte in den ersten 2 Stunden nach der Eisenabnahme keine weitere Hufbearbeitung, d.h. weder Ausschneiden noch Stellungskorrektur. Der Temperaturverlauf wurde jeweils entlang einer Linie vom Kronrand zum Tragrand dorsal­lateral bei den Hufnägeln und dorsal in Zehenmitte aufgezeichnet und verglichen (Fig. 4 und Fig. 5). Die Außentemperatur der Hufkapsel nimmt vom Kronrand zum Tragrand stetig ab. ­ 2 Stunden nach Eisenabnahme war die Temperatur dorsal­lateral am Kronrand gegenüber dem beschlagenen Zustand um ca. 2°C angestiegen und knapp über den Nagellöchern um ca. 5°C. ­ Am nächsten morgen ­ 18 Stunden nach Eisenabnahme ­ war die Huftemperatur ca. 9°C niedriger als 2 h nach Eisenabnahme. Das Pferd befand sich in Boxenhaltung mit entsprechendem Bewegungsmangel. ­ 21 Stunden nach Eisenabnahme die Oberflächentemperatur wieder auf gleichem Niveau wie 2 Stunden danach. ­ 2 Stunden nach Eisenabnahme zeigte sich in Zehenmitte am Kronrand kein Temperatur­ unterschied zwischen den beschlagenen und den unbeschlagenen Vorderhufen. Zum Tragrand hin stieg die Temperatur jedoch um 2­3°C. 36 34 Temperatur / temperature [°C] 32 30 28 26 24 22 20 mit Beschlag ­ shod 18 16 2h nach Eisenabnahme ­ 2h after deshoeing 18h nach Eisenabnahme ­ 18h after deshoeing 21h nach Eisenabnahme ­ 21h after deshoeing 14 Kronrand ­ coronet Tragrand ­ bottom Fig. 4: Temperaturverlauf vom Kronrand zum Tragrand auf Höhe der Hufnägel 36 34 Temperatur / temperature [°C] 32 30 28 26 24 22 20 rechts vorne mit Beschlag ­ right front shod 18 16 links vorne mit Beschlag ­ left front shod right front 2h nach Eisenabnahme ­ right front 2h after deshoeing left front 2h nach Eisenabnahme ­ left front 2h after deshoeing 14 Kronrand ­ coronet Fig. 5: Temperaturverlauf vom Kronrand zum Tragrand in Zehenmitte
Tragrand ­ bottom Fig. 6: Seitenansicht rechter Vorderhuf: Beschlagen (links) und 2 h nach Eisenabnahme (rechts) Fig. 7: Frontansicht der Vorderhufe: Beschlagen (links) und 2 h nach Eisenabnahme (rechts) Zusammenfassung Die Abnahme von Hufeisen an einem 3j. Oldenburger Wallach führte innerhalb von 2 Stunden zu einem signifikanten Anstieg der Oberflächentemperatur der Hufkapsel. Die Temperaturdifferenz war an der Seitenwand oberhalb der Hufnägel mit bis zu 5°C am höchsten und am Kronrand am geringsten. In Zehenmitte war am Kronrand bei diesem Pferd keine Temperaturdifferenz feststellbar. Nach der Nacht in Boxenhaltung war am morgen nach der Eisenabnahme die Temperatur des Hufes ca. 9°C niedriger. Kontakt Dipl. Ing. Sonja Appelt Fa. Wild Horse KEG A­9241 Wernberg +43 664 918 1180 [email protected]