Leherbegleitmaterial Pressler-Wenn das Glück kommt

Transcription

Leherbegleitmaterial Pressler-Wenn das Glück kommt
Wenn das Glück kommt muss man ihm einen Stuhl hinstellen
(Mirjam Pressler)
Inhalt des Buches
„Wenn das Glück kommt muss man ihm einen Stuhl hinstellen“ ist ein Kinder- und
Jugendbuch der bekannten Autorin und Übersetzerin Mirjam Pressler. Mirjam Pressler wurde
1940 in Darmstadt geboren und wuchs bei Pflegeeltern auf. Sie studierte an der Akademie der
Bildenden Künste in Frankfurt und Sprachen in München.
Dieser Roman wurde bereits mehrfach veröffentlicht, zuletzt im Mai 2006 im Verlag der
Süddeutschen Zeitung. Das Buch ist in 17 überschaubare Kapitel eingeteilt, was zu einem
angenehmen und kurzweiligen Lesen animiert und Kinder zum Weiterlesen motiviert.
„Wenn das Glück kommt…“ wurde 1995 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis
ausgezeichnet. Ebenfalls wurde 1995 für den Roman der Preis „La vache qui lit“ der Stadt
Zürich vergeben.
Der Roman „Wenn das Glück kommt muss man ihm einen Stuhl hinstellen“ wird aus der
Sicht der Protagonistin Halinka, einem zwölfjährigen Mädchen polnischer Herkunft und mit
jüdischem Glauben, erzählt. Halinka wohnt in einem Heim, da sie ihre Mutter hat
verwahrlosen lassen. Über die genauen Hintergründe erfährt die Leserin/der Leser jedoch
nichts.
Halinka ist im Heim nicht glücklich, da sie auf der einen Seite nur zu Tante Lou, die sie alle
vier Wochenenden besuchen darf, will. Tante Lou ist für Halinka die einzige Bezugsperson.
Auf der anderen Seite wird sie im Heim oft verbal verletzt, vor allem durch Elisabeth,
ebenfalls ein Heimmädchen, die auf niemanden Rücksicht nimmt und gegen die niemand im
Heim ankommt. Halinka wehrt sich zunächst nicht gegen Elisabeth, da sie denkt, sowieso
keine Chance zu haben. Kennzeichnend für den ersten Teil des Romans ist die ständig
auftretende Hoffnung, dass sie bei Tante Lou wohnen darf, doch dazu muss diese erst einen
Mann finden, damit Lou zu Hause bleiben und auf Halinka aufpassen kann.
Damit Halinka wenigstens etwas Privatsphäre bleibt richtet sie sich im Kofferspeicher des
Handarbeitssaals einen Geheimplatz ein, den sie nur nachts besuchen kann, wenn alle anderen
schon schlafen. Die anderen dürfen ja schließlich nichts von ihrem Geheimplatz erfahren.
Dort hat sie auch ihr Gedankenbuch versteckt. Das Gedankenbuch ist eigentlich ein
Poesiealbum, in welches Halinka zunächst nur die wichtigsten Sprichwörter von Tante Lou
eingetragen hat. Später erfindet Halinka eigene Sprichwörter und fügt sie hinzu, da sie selber
keine langen Erzählungen notieren will.
Eine Freundin hat Halinka zunächst nicht, da sie meint, dass eine Freundin ihr nichts bringen
würde. Ihre Gefühle und Gedanken möchte sie nur Tante Lou anvertrauen, denn nur ihr kann
sie vertrauen.
Fräulein Urban, die Heimleiterin, hat die Idee, die Mädchen aus dem Heim für das
Müttergenesungswerk sammeln zu lassen, und Halinka hat sich vorgenommen, den Preis zu
gewinnen. Sie bekommt zu gleicher Zeit von Tante Lou einen Brief, in welchem geschrieben
steht, dass Lou krank war und Halinka deswegen noch nicht kommen kann. Halinka ist
darüber sehr traurig und ihre Sehnsucht nach Tante Lou nimmt immer größere Dimensionen
an. Daher beschließt Halinka, zehn Mark aus der Sammelbüchse zu entwenden, um Tante Lou
besuchen zu können. Das Geld versteckt sie hinter dem Balken des Geheimplatzes.
Halinka hat sehr viel gesammelt und gewinnt trotz der Geldentnahme den Preis. Sie darf mit
der Heimleiterin und der Ortsvorsitzenden des Müttergenesungswerkes, Frau Lehmann, einen
Ausflug in einen Park inklusive Abendessen in einem Restaurant unternehmen.
In Renate, einer Heimbewohnerin, die erst kürzlich ins Heim gekommen war, findet
Halinka im weiteren Verlauf dann doch eine Freundin, der sie all ihre Geheimnisse und
Gedanken anvertraut, auch wenn sie zunächst denkt, dass Renate nichts nutzt, da sie noch
schwächer ist als Halinka selbst. Renate entpuppt sich für Halinka jedoch als Glücksfall, da
Halinka merkt, dass es jemanden gibt, der ihre Hilfe benötigt.
Halinka verteidigt Renate als sie merkt, dass Elisabeth Renate verbal attackiert und diese
daraufhin zu weinen beginnt. Halinka packt deshalb die Wut und sie geht auf Elisabeth los,
worauf es zu einer Prügelei kommt. Sowohl Halinka als auch Elisabeth müssen als Folge
dessen ärztlich behandelt werden, und beide werden von Fräulein Urban mit einer
zweiwöchigen Strafe belegt. Halinka geht es trotz der Wunden besser, da sie merkt, dass auch
sie stark sein kann. Deswegen ist sie auch etwas stolz auf ihre Prügelei mit Elisabeth, und
Halinka gewinnt zunehmend an Selbstbewusstsein.
Einige Tage später kann Halinka ihren Preis einlösen. Halinka genießt ihren Ausflug, denn
sie spürt an diesem Tag Freiheit und neue Hoffnung, doch irgendwann einmal das Heim
verlassen zu können.
So unglücklich Halinka zu Beginn im Heim war, so glücklich ist sie am Ende des Romans.
Sie hat in Renate eine Freundin gefunden, hat den Preis fürs Sammeln gewonnen und darf
letztlich sogar wieder zu Tante Lou fahren und dabei ihre neue Freundin gleich mitnehmen.
Um bei den Worten des Buches zu bleiben: Halinka hat dem Glück somit wahrlich einen
Stuhl hingestellt! Insgesamt ein teilweise trauriger Roman, der stets voller Hoffnung steckt
und zum Nachdenken anregt.
Themenkreise:
Mirjam Pressler geht auf einige Themen ein, die gewisse Probleme behandeln und die jungen
Leser ansprechen. Zum einen werden Themen wie Freundschaft, Zuneigung und vor allem
Außenseiterdasein behandelt.
Ein zweiter großer Themenkomplex umfasst den Bereich Konflikte und Gewalt. Ein dritter
Bereich beschäftigt sich mit Fragen von Moral und Ethik, unter anderem als Halinka das Geld
aus der Sammelbüchse entwendet.
Sprache:
Das Buch ist leicht zu lesen, da es aus der Perspektive eines zwölfjährigen Mädchens erzählt
ist und daher auf komplexe Wörter verzichtet. Die Kinder werden zum Lesen motiviert, da die
Sprache kein Hindernis darstellt. Etliche Dialoge und wörtliche Reden im Wechsel mit
inneren Monologen und zahlreichen äußerst detaillierten Beobachtungen sorgen für eine sehr
bildhafte Darstellung der Situation Halinkas im Heim. Durch die detaillierte Darstellung fällt
es dem Leser leicht, sich in die Protagonistin hineinzuversetzen und ihre Gefühle und
Ansichten nachzuvollziehen. Die Sprache trägt somit problemlos zur Identifikation mit
Halinka bei.
Möglichkeiten für den Unterricht:
Einstieg/ Motivation
1. Möglichkeit:
Die Schüler machen sich in Gruppenarbeit (etwa vier Schüler pro
Gruppe) Gedanken zum Thema Glück. Ihre wichtigsten Gedanken
werden auf einem Plakat (Format DIN A 2) festgehalten und das Plakat
nach ihren Vorstellungen gestaltet. Das fertige Plakat kann dann im
Klassenzimmer aufgehängt werden.
2. Möglichkeit:
Vor dem Lesen kann eine Diskussionsrunde in der Klasse zum Thema
Freundschaft
eingerichtet
Themenkreis
Konflikte/Gewalt
werden.
werden.
als
Wahlweise
kann
Diskussionsthema
auch
der
verwendet
Möglichkeiten der Weiterarbeit/ Vertiefung
1. Möglichkeit:
Das Buch bietet aufgrund der Personenkonstellation die Möglichkeit,
sich in eine andere Person hineinzuversetzen. Vorrangig bieten sich
Elisabeth, die in die Prügelei mit Halinka involviert ist, und die
Heimleiterin Fräulein Urban an. Auch Renate, die Halinkas Freundin
wird, stellt eine Möglichkeit dar. Bestimmte Szenen können aus der
Sicht einer dieser Personen erzählt werden.
2. Möglichkeit:
Den Schülern wird die Möglichkeit gegeben, über einen längeren
Zeitraum eine Talkshow zum Thema Gewalt und Konflikte zu
produzieren. Dabei werden die Schüler in verschiedene Parteien
eingeteilt. Diese Aufgabenform fördert die Sprachkompetenz und gibt
den Schülern die Möglichkeit, ihre Kreativität auszuleben. Die
Talkshow
kann
durch
kurze
selbst
produzierte
Werbespots
unterbrochen werden. Das Endergebnis wird mit einer Videokamera
festgehalten.
3. Möglichkeit:
Die Schüler sollen nach jedem Kapitel ihre wichtigsten Gedanken zum
jeweiligen Kapitel in ein eigenes Gedankenbuch notieren.
4. Möglichkeit:
Die Schüler können einzelne Dialoge nachstellen oder einzelne Szenen
nachspielen. Dies soll in kleineren Gruppen erfolgen und dann vor der
Klasse präsentiert werden.
Einsatz des Lesebegleitheftes:
Die Aufgaben im Lesebegleitheft verfolgen im Wesentlichen folgende Absichten:
1. Anregung zum genauen, informationsermittelnden Lesen (z.B. S. 5/3, S. 12, S. 16/1,
S.17/2)
2. Kreative Verarbeitung des Gelesenen (z.B. S. 2/1, S. 5/2)
3. Anregung zur Reflexion über das Buch (z.B. S. 6/4, S. 15/2)
4. Beschäftigung über das Buch hinaus (z.B. S. 19, S. 22f)

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