Möbelindustrie 2007

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Möbelindustrie 2007
ITALIEN
MÖBEL (2007)
Mailänder Möbelmesse platzt aus allen Nähten
Nachfrageboom nach Holzprodukten setzt sich auch 2007 fort
Von Thesy Kness-Bastaroli (07.05.2007)
Mailand (bfai) - Italiens Möbelbranche kann sich vorerst zurücklehnen, da sich sowohl der inwie auch ausländische Markt erholt Dieser Trend zeigte sich auch auf der Ende April abgehaltenen Internationale Möbelmesse in Mailand. Deutschland zählt nicht nur zu einem der wichtigsten Abnehmer, sondern gewinnt am anspruchsvollen Italienmarkt insbesondere bei Holzmöbeln
an Stellenwert. Sorgen bereiten weiterhin die billigen Imitationen aus China. Die italienische
Branche pocht daher auf die Einführung der Ursprungsbezeichnung.
Während Europas größter Möbelhersteller, die deutsche Schieder-Gruppe, um ihre Zukunft
bangt, haben Italiens Möbelbauer die Trendwende geschafft. Grund für die positiven Absatzerwartungen sind vor allem eine kräftige Exporterholung und eine zaghafte Belebung am Inlandsmarkt. Laut einer im 1.Quartal 2007 organisierten Umfrage des Herstellerverbandes Federlegno-Arredo erwarten 60% aller Befragten für das laufende Jahr Umsatz- und Ertragssteigerungen. Die bereits im vergangenen Jahr einsetzende Absatzbelebung von Holzmöbeln und
Holzprodukten für die Einrichtungsindustrie setzt sich auch im laufenden Jahr fort. "Wir erwarten
in dieser Sparte ein Nachfrageplus von 8% im 1.Halbjahr 2007", bestätigte Roberto Snaidero,
Präsident des Herstellerfachverbandes Federlegno-Arredo den positiven Trend.
Anlässlich der vom 18.bis 23.4.07 in Mailand abgehaltenen Internationalen Möbelmesse "I Saloni" wurde das Interesse in- und ausländischer Einkäufer nach Holzmöbeln bestätigt. „Ob es
sich um Betten oder Küchen handelt, Holz avancierte auch in Italien zum Symbol für umweltfreundliches und solides Material", erklärte Messepräsident Rossario Messina die wachsende
Nachfrage. Die Preissteigerungen bei Rohholz könnten den Trend nicht bremsen. In den ersten
zehn Monaten des vergangenen Jahres sind die Einfuhren von Holzprodukten für die Einrichtungsindustrie um 13% auf 3,4 Mrd. Euro gestiegen. Deutschland zählte mit rund 12%Anteil an
den Branchenimporten zu den wichtigsten Lieferanten. "Vor allem die Nachfrage nach rustikalen Küchenmöbeln aus Holz ist derzeit groß", bestätigten Fachexperten während der Möbelmesse. In den ersten zehn Monaten 2006 haben sich die Importe von Küchenmöbeln aus Holz
um 20,8% auf 60,2 Mio. Euro erhöht. Der gegenwärtige Trend gehe zu "gemütlichen Großküchen" mit Sitzecken aus massivem Holz. Um am italienischen Markt Erfolg zu haben, sei
Imagewerbung und ein personifizierter Kundendienst von größter Bedeutung, meinte ein deutscher Händler auf der Messe. Ein Nachfrageboom nach Edelholzeinrichtungen herrscht derzeit
bei Yachten.
Obwohl Italiens Möbelbauer erst vor einem Jahr in das neue Mailänder Messegelände umgezogen sind, platzt die Möbelmesse "I saloni" schon wieder aus ihren Nähten. 2.450 Aussteller
zeigten hier vom 18.bis 23.April 2007 ihre neuesten Produkte: 214.000 Interessenten sorgten
für einen neuen Besucherrekord. "Wir benötigen noch weitere 4.000 qm Ausstellungsfläche. Es
stehen über 300 Kandidaten auf der Warteliste", erklärte Messepräsident Rosario Messina. Im
kommenden Jahr, wenn auch die Küchenmöbelmesse Eurocucina stattfinden wird, planen die
Messeveranstalter zwei provisorische Hallen zu etablieren, um den inzwischen chronischen
Platzmangel zu umgehen. Zur Diskussion steht u.a. auch, die Messedauer um einen Tag zu
verlängern. Der Messeveranstalter Cosmit (Federlegno-Arredo) will nach den erfolgreichen
Fachmessen in New York und Moskau nun auch eine Messe in Tokyo organisieren.
Bei der Mailänder Möbelmesse waren auch diesmal keine chinesischen Aussteller zugelassen.
"Zuerst kommen wir den Wünschen inländischer und europäischer Bewerber nach", begründete
Messina die Barriere gegenüber der chinesischen Konkurrenz. Dieser wird vorgeworfen, den
italienischen Markt mit Billigprodukten zu überschwemmen.
"Die chinesischen Hersteller halten sich nicht an die Regeln, sie haben nicht die geringste Achtung vor geistigem Eigentum, manche Möbel werden auch mit fragwürdigen Mitteln gefertigt",
meinte der Fachverbandspräsident. Vor allem bei Lacken, Klebstoffen und Farben gäbe es eine
Diskrepanz zu westlichen Vergleichsstoffen. "Auch in Italien werden seit Jahrzehnten Designmöbel kopiert, aber sie verwenden zumindest geprüfte Materialien", kritisierte Snaidero die chinesischen Fertigungsmethoden. Der Schaden der chinesischen Billigeinfuhren und der Raubkopien wird auf rund eine Mrd. Euro geschätzt.
Insgesamt setzen die Hersteller von Raubkopien 7 Mrd. Euro in Italien um. Davon entfallen laut
Schätzungen des Handelsfachverbandes Confcommercio rund eine Mrd. Euro auf den Einrichtungssektor. Die italienische Möbelindustrie drängt daher auf die obligatorische Einführung der
Ursprungsbezeichnung." Aus unseren Ermittlungen würden 60% unserer Kunden von Möbeln
Made in China Abstand nehmen, sobald sie wissen, wo die Möbel gefertigt wurden", sagte der
Fachverbandspräsident.
Erstmals seit drei Jahren hat sich der Schrumpfungsprozess am italienischen Möbelmarkt beruhigt. Im vergangenen Jahr wurde sogar ein leichtes Beschäftigungsplus verzeichnet. Mehrere
Möbelfirmen, welche ihre Produktion in Niedriglohnländer ausgelagert hatten, kehrten wieder
nach Italien zurück, meinte Snaidero. Die Produktionskosten im Ausland seien gestiegen, so
habe sich etwa das Lohnniveau in der Tschechischen Republik und in Polen nach oben bewegt
und die Rentabilität in Frage gestellt. Die Umstrukturierung zu Qualitäts- und Designprodukten
sei inzwischen weitgehend abgeschlossen.
"Derzeit herrscht ein Trend zu mehr Klasse als Masse vor", hieß es am Messestand der Möbelgruppe Poltrona Frau. Diese konnte innerhalb eines Jahres den Umsatz um 12% auf 274
Mio.Euro verbessern. Poltrona Frau hat sich mit Markennamen wie Thonet und Cassina auf das
oberste Preissegment konzentriert und inzwischen ein weltweites Geschäftsnetz von 60 Monomarkenläden und 700 Verkaufspunkten aufgebaut. Die Polstermöbelfirma B&B konnte ihre Krise hingegen durch massive Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen (3% des 124 Mio. EuroUmsatzes) und eine Diversifizierung auf die Einrichtung von Luxusyachten überwinden. Der
Stuhldistrikt von Manzano, in der Region Friaul-Venetien hat sich ebenfalls auf das Design konzentriert und in den letzten drei Jahren 400.000 Stühle in der türkischen Stadt Kayseri fertigen
lassen.
Entwicklung der italienischen Einrichtungsbranche
(ohne holzverarbeitende Industrie, in Mio.Euro)
2005
2006*
Veränd.2006/05
(in %)
Umsatz
Exporte
Importe
Inlandsverbrauch
22.283
10.616
2.112
13.778
22.829
11.030
2.496
14.295
2,5
3,9
18,2
3,8
Anteil der Exporte am Umsatz (in %)
Anteil der Importe am Verbrauch (in %)
47,6
15,3
48,3
17,5
Anzahl der Beschäftigten
Anzahl der Unternehmen
231.565
36.086
231.797
36.050
*Hochrechnungen
Volkswirtschaftliche Abteilung des Fachverbandes Federlegno Arredo
Quelle:
Bundesagentur für Außenwirtschaft (Bfai) / Länder und Märkte / 07.05.2007
Mehr Informationen unter: www.bfai.de
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