Ganztagsschule?

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Ganztagsschule?
26. JAHRGANG
März 2010
Ganztagsschule?
Aus dem Inhalt:
Stephan Maresch im Gespräch
mit Christine Marek, Staatssekretärin und Landesparteiobfrau der
ÖVP Wien SEITE 3
Arbeitnehmerveranlagung
Unsere Arbeitsplätze
SEITE 5
SEITE 11
„Zwangstagsschule?“ SEITE 12
Vorrang für
LehrerInnen!
SEITE 2
Unsere VertreterInnen im Zentralausschuss
Stephan
Maresch
Mag. Johannes
Idinger
Walter
Riegler
Irmtraud
Fian, M.Ed.
Martin
Höflehner
Beatrix
Poppe
Karin
Kapeller
Thomas
Krebs
Ulrike
Hennebichler
Sylvia
Schulz
Dr. Renate
Monghy
Christoph
Klempa
Gottfried
Erthal
Ulrike
Hancke Mellich
Mag. Maria
Zehetner
Eva
Lochmann
Andrea
Schubert
Ernestine
Weisshappel
Ulrike
Tippl
Ursula
Schürz
Ingrid
Chreiska
Shahrazad
Lauss-Francis
Ingrid
Polak
Irmtraud
Fian, M.Ed.
und
in den
DA‘s
SEITE 3
Wiener Volksbefragung 7 Millionen Euro gekostet hat und man
für dieses Geld unter anderem
zum Beispiel zirka 160 PflichtschullehrerInnen für ein ganzes
Schuljahr beschäftigen könnte,
sei nur am Rande erwähnt.
Stephan Maresch
ZA - Vorsitzender
[email protected]
Sehr geehrte Frau Kollegin!
Sehr geehrter Herr Kollege!
D
as für uns LehrerInnen turbulente Jahr 2009 liegt nun
endgültig hinter uns. Gerne hätte ich in der ersten Ausgabe des
fcg-journals 2010 ein neues Kapitel aufgeschlagen und von den
vielen positiven Neuerungen im
Bildungsbereich berichtet.
Leider begann das Kalenderjahr
2010 gleich nach den Feiertagen kurios. Anfang Jänner überraschte uns die Bildungsministerin mit einer ganz besonderen
Nachricht. Über die Medienlandschaft und diverse Parteiaussendungen erfuhr man, dass im
vergangenen Kalenderjahr dem
Bildungsressort 120 Millionen
Euro übrig geblieben sind. Monatelang kämpfte Claudia Schmied
auf Biegen und Brechen gegen
uns. Am Ende musste nun auch
sie erkennen, dass ihre Berechnungen, die Grundlage und somit
Auslöser für den Zwist waren,
doch nicht ganz korrekt sind.
Im Jänner kam es auch zu einer Fortführung der vielen Befragungen im Bildungsbereich.
Nach der Oktoberbefragung von
Bildungsstadtrat Oxonitsch mit
über 300.000 Fragebögen und
den bundesweiten Umfragen von
Dr. Claudia Schmied, begab sich
nun auch Bürgermeister Dr. Michael Häupl auf dieses Parkett
von Suggestivfragen. Dass die
Auch die Wiener Umsetzung der
Beschäftigung von SchulsozialarbeiterInnen ist ein eigenes Kapitel. Lange schon von uns gefordert, wurden nun vorerst einmal
18 ausgebildete Personen angestellt. Leider stehen sie nicht allen
Schulstandorten zur Verfügung,
und der Unmut ist von Beginn
an groß. Anscheinend gibt es in
dieser Stadt wie so oft Gleiche
und Gleichere. Zu all den organisatorischen Unstimmigkeiten
stellt man in Wien dieses Fach-
personal auch noch auf LehrerInnendienstposten an, wodurch
sie auch gesetzlich in das Landeslehrerdienstrecht fallen. Dadurch ist es den SchulsozialarbeiterInnen unter anderem nicht
erlaubt, Akteneinsicht in alle relevanten Dokumente zu erhalten
und die Arbeit wie SozialarbeiterInnen im herkömmlichen Sinne
zu erledigen. Im Gegensatz zu
Wien kann man die Steiermark
in diesem Bereich als Vorzeigeprojekt hernehmen. Dort wurden
die SchulsozialarbeiterInnen als
wirkliche SozialarbeiterInnen der
Jugendwohlfahrt angestellt und
den Schulen zugeteilt.
Wieder einmal wird in Wien eine
langjährige und notwendige Forderung nicht gerade optimal umgesetzt.
In der Dezemberausgabe einer Zeitung unseres Mitbewerbers war folgender Satz
bezüglich der vergangenen Personalvertretungswahl 2009 zu lesen: „Die einen setzen stolz auf
die Leistungen an den Schulen
und verlieren, die anderen führen
den Wahlkampf mit dem standespolitischen Vorrang der LehrerInnen und gewinnen.“ Aus meiner Sicht möchte ich noch einmal
klar kundtun, dass sich unsere
Wählergruppe wiener lehrerInnen öaab-fcg-clw ganz klar
zu Reformen bekennt. Wir stellen
uns aber gleichzeitig massiv hinter unsere Berufsgruppe, um die
ausufernden Belastungen, die
ständig an unsere Lehrerinnen
und Lehrer herangetragen werden, aufzuzeigen.
Reformchance hin oder her – auf
eine Reform, die ausschließlich
alle anderen Schulpartner stärkt
und uns PädagogInnen im Regen stehen lässt, können wir verzichten. Würden wir das anders
sehen, wären wir SchulvertreterInnen oder BildungspolitikerInnen und keine StandesvertreterInnen geworden.
Im diesem Sinne
„Vorrang für LehrerInnen“
SEITE 4
Mag. Johannes Idinger
[email protected]
„Wenn der Wind des Wandels
weht, bauen die einen Schutzmauern, die anderen Windmühlen“. (Chin. Weisheit)
„I
ch bin gegen den Hundeführerschein“, sagte unlängst
eine Kollegin, „die Hunde sollen
zu Fuß gehen.“ „Und ich bin gegen 24 Stunden U-Bahn fahren.
Mir genügen 20 Minuten in einer
überfüllten Bahn in der Stoßzeit“,
seufzte ein anderer Kollege. Das
war deren persönlicher Beitrag
zum politischen Faschingsdienstag der SPÖ in Wien. Während
man im Jahreskreis nach den
Faschingsscherzen am Aschermittwoch wieder zur Besinnung
kommt, werden uns die Auswirkungen der sozialistischen Vorhaben noch länger beschäftigen.
Über die „Volksbefragung“ wurde
bereits in vielen Printmedien geschrieben. Das für unseren Bereich wichtige Thema Ganztagsschule wird in diesem fcg journal
intensiv behandelt. Ich möchte im
Folgenden einige grundsätzliche
Gedanken darstellen.
Wir haben in Wien außergewöhnliche politische Verhältnisse.
Eine Partei regiert fast durchgehend seit knapp einem Jahrhundert mit absoluter Mehrheit.
Aufgrund dieser Situation wird
es von manchen als selbstverständlich angesehen, dass Wiener Behörden politisch in diese
Richtung ausgerichtet sind. Die
Personalvertretungsgremien, wie
Es ist „Zeit, dass sich
etwas bewegt“!
z.B. der Zentralausschuss, wurden in feudalistischer Manier als
Erbpacht gesehen. Im November
2009 wehrten sich viele Wiener
Pflichtschullehrer/innen
gegen
die unipolare Allmacht, die von
BMn Schmied ausgehend sich
über das Land ausbreitete, und
statteten die Wählergruppe wiener lehrer-Innen öaab – fcg
– clw nach 30 Jahren mit einer
Mehrheit im Zentralausschuss
aus. Während der Mitbewerber
auch nach Monaten das Ergebnis nicht realisieren will und als
Irrtum der Kollegen/innen zu deuten scheint, sind wir uns der übertragenen Verantwortung bewusst
und nehmen sie an.
Neu übernommene Verantwortung ist anfangs meistens eine
Herausforderung.
Abgesehen
davon, dass es einiges aus der
Vergangenheit
aufzuarbeiten
gibt, möchte die neue fcg Mehrheit im Zentralausschuss in
Richtung Dienstgeber eine Sozialpartnerschaft auf Augenhöhe erreichen. Die kommenden
Landtagswahlen erschweren allerdings die Gesamtlage. Trotz
des Befragungstsunamis, der
über uns hereingebrochen ist,
hat die Rathausmehrheit Angst,
diese zu verlieren. Und Angst ist
ja bekanntlich ein schlechter Ratgeber.
Wir werden uns trotz politischer
Irritationen wie versprochen um
die Anliegen der LehrerInnen
kümmern. Wir werden Ihnen sowohl in persönlichen Beratungsgesprächen als auch in dienstund
besoldungsrechtlichen
gewerkschaftlichen Schulungen
beratend und tatkräftig zur Seite
stehen. Allen Gewerkschaftsmitgliedern steht darüber hinaus in
Notfällen der bewährte gewerkschaftliche Rechtsschutz zur Verfügung. Wir streben in unserer
standesvertreterischen Arbeit in
den Schlüsselbereichen ein gemeinsames Vorgehen mit den
Mitbewerbern an. Auch wenn es
hier unterschiedliche Anschauungen gibt, muss die Arbeit für
unsere Kollegen/innen im Vordergrund stehen. Wir werden in
Verhandlungen mit den Dienstgebern die Interessen der Kollegenschaft vertreten. Hier gilt:
Harmonie und Konsens sind gut
und erstrebenswert, allerdings
nicht um jeden Preis. Der Slogan
Vorrang für LehrerInnen bleibt für
uns hier das Leitmotiv.
SEITE 5
ArbeitnehmerInnenveranlagung
(Jahresausgleich) 2009
Martin Höflehner
[email protected]
F
ür den Antrag auf Durchführung einer ArbeitnehmerInnenveranlagung haben Sie
fünf Jahre Zeit (z. B. kann der Antrag für 2009 bis Ende Dezember
2014 gestellt werden).
In welchen Fällen können Sie in der Regel eine Gutschrift erwarten?
»» Wenn Sie während des Jahres unterschiedlich hohe Bezüge erhalten haben und die Arbeitgeberin oder der Arbeitgeber keine Aufrollung durchgeführt hat,
»» wenn Sie während des Jahres die Arbeitgeberin oder den Arbeitgeber gewechselt haben oder nicht ganzjährig beschäftigt waren,
»» wenn Sie auf Grund der geringen Höhe Ihrer Bezüge Anspruch auf
„Negativsteuer“ haben,
»» wenn Sie Anspruch auf den Alleinverdiener /Alleinerzieherabsetzbetrag und/oder auf den Kinderzuschlag und/oder auf ein Pendlerpauschale haben, der/das bei der laufenden Lohnverrechnung
nicht berücksichtigt wurde oder,
»» wenn Sie Freibeträge für Werbungskosten, Sonderausgaben oder außergewöhnliche Belastungen geltend machen, die
noch nicht in einem Freibetragsbescheid berücksichtigt wurden.
(Quelle: Steuerbuch 2010)
Sie können Ihren Antrag entweder elektronisch über FinanzOnline übermitteln oder mit dem Formular L 1 per Post senden oder
persönlich bei Ihrem Finanzamt
abgeben. Das Finanzamt bearbeitet die Anträge in der Reihenfolge des Einlangens und führt
auf Ihren Antrag eine ArbeitnehmerInnenveranlagung
(früher:
Jahresausgleich) durch.
Die Erledigung der ArbeitnehmerInnenveranlagung durch Ihr
Finanzamt kann erst erfolgen,
wenn alle Jahreslohnzettel oder
sonstigen Meldungen (z. B. vom
Arbeitsmarktservice) eingelangt
sind.
Wichtig zu beachten:
Legen Sie der Erklärung keinen Lohnzettel und keine
Belege (Rechnungen, Bestätigungen, Zahlungsbelege)
für Werbungskosten, Sonderausgaben oder außergewöhnliche Belastungen bei.
Bewahren Sie die Belege
aber sieben Jahre auf, da
sie auf Verlangen des Finanzamtes vorgelegt werden
müssen.
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ABC der ganztägig geführten Schulformen
1. Welche Schulen können
ganztägig geführt werden?
Ganztägig geführt werden können
allgemein bildende Pflichtschulen
(=Volksschulen, Sonderschulen,
Hauptschulen,
Polytechnische
Schulen) und die Unterstufe der
allgemein bildenden höheren
Schulen.
2. Welche Ziele verfolgen
ganztägig geführte Schulen?
Im Rahmen ganztägiger Schulformen sind folgende Ziele anzustreben (Anm.: idealistischer
Idealfall)
»» Lernmotivation und Lernunterstützung,
»» Soziales Lernen (Intensivierung von Kontakten zwischen
Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Gesellschaftsschichten, Kulturen und Religionen),
»» Kreativität,
»» Anregung zu sinnvoller Freizeitgestaltung (Förderung von
Haltungen und Fertigkeiten,
die über die Schulzeit hinaus
von Bedeutung sind),
»» Rekreation (Berücksichtigung
der Bedürfnisse nach Bewegung, Rückzug und Erholung).
Zur Verwirklichung dieser Ziele
sind folgende Grundsätze zu beachten:
Die
individuelle
Betreuung
der einzelnen Kinder wird am
ehesten durch die Bildung kleiner Gruppen erreicht (Anm.: die
Gruppengröße beträgt in Wiener
Landesschulen im Moment 19 bis
25 Kinder/Gruppe).
3. Welche unterschiedlichen
Organisationsformen ganztägig geführter Schulen gibt es?
Ganztägige Schulformen umfassen sowohl einen Unterrichts- als
auch einen Betreuungsteil.
Unterrichts- und Betreuungsteil
können in verschränkter oder getrennter Abfolge geführt werden.
Verschränkte Abfolge von Unterrichts- und Betreuungsteil
bedeutet, dass mehrmals im
Laufe eines Tages Unterrichts-,
Lern- und Freizeit einander abwechseln. Aus organisatorischen
Gründen müssen in diesem Fall
alle Schülerinnen und Schüler
einer Klasse am Betreuungsteil
teilnehmen. =Ganztagesschule
(GTS)
Getrennte Abfolge bedeutet, dass
Unterrichts- und Betreuungsteil
zeitlich klar voneinander getrennt
sind. = Offene Schule (OS)
Konkret: Im Anschluss an den
Unterricht (am Vormittag) wird
eine Betreuung angeboten. Die
Betreuung kann auch nur an
einzelnen Tagen der Woche in
Anspruch genommen werden.
Für den Betreuungsteil können
Schülerinnen und Schüler verschiedener Klassen zu Gruppen
zusammengefasst werden (in
manchen Schulen entsteht auf
Grund der Schülerzahl 19 eine
Mischung von mehreren Schulstufen).
alle Schüler einer Klasse am Betreuungsteil während der ganzen
Woche angemeldet sind sowie
dass die Erziehungsberechtigten
von mindestens zwei Dritteln der
betroffenen Schüler und mindestens zwei Drittel der betroffenen
Lehrer zustimmen).
Dabei wird auch darauf geachtet,
dass keine Konkurrenz zwischen
einzelnen Schulen entstehen
kann.
4. Wer legt fest, welche Schulen ganztägig geführt werden?
Die Festlegung, welche öffentlichen Volksschulen, Sonderschulen, Hauptschulen und Polytechnischen Schulen ganztägig
geführt werden, ist Sache des
jeweiligen Schulerhalters (meist
Gemeinde oder Gemeindeverbände, bei manchen Sonderschulen auch das Land) und bedarf der
Bewilligung der Landesregierung
nach Anhörung des Landesschulrates und der Zustimmung der
Eltern und LehrerInnen (SchOG
§ 8d. (1) ... Für die Führung einer
Klasse mit verschränkter Abfolge
des Unterrichts- und des Betreuungsteiles ist erforderlich, dass
Mag. Johannes Brzobohaty
5. Verpflegung und Kosten?
Die Verpflegung erfolgt meist
durch Cateringfirmen, die sich
auf die Verköstigung von Schulen
spezialisiert haben. Essen und
Betreuung werden gemeinsam
verrechnet. Das Essen kostet pro
Tag durchschnittlich 3,37 €. Die
Betreuung kommt auf 5,00 €. Die
maximalen Kosten pro Tag betragen 8,37 € (monatl. 167,40 €). Ermäßigungen werden über die MA
10 (Wiener Kindergärten) vergeben. Dies „kann“ zu einer großen
Kostenverringerung führen. Privatschulen orientieren sich bei
den Kosten für die Nachmittagsbetreuung, meist Halbinternat genannt, an der Gemeinde Wien.
Ein gesegnetes
Osterfest
Wer Ostern kennt,
kann nicht verzweifeln!
Dietrich Bonhoeffer (1906 - 1945)
Ein frohes Osterfest
und erholsame Feiertage
wünscht Ihnen das Team
der fcg-wien-aps
SEITE 7
Sozialistische
Bildungspolitik
- oder wie man mit Umfragen
Menschen beeinflusst
S
eit Jahren möchte die SPÖ
in Wien die flächendeckende
Ganztagsbetreuung in der Pflichtschule einführen. Endziel ist eine
verpflichtende, wie man in Wien
sagt – verschränkte Form – der
Betreuung, in der unsere Kinder
verpflichtend den ganzen Tag
ihre Zeit in der Schule verbringen. Ungeklärt ist seit Jahren die
Frage, wie dieses politisch deklarierte Ziel umgesetzt werden soll.
Zwei grundlegende und zu hinterfragende Probleme treten dabei auf: Der überwiegende Teil
der Wiener Pflichtschulen ist für
eine sinnvolle Ganztagsbetreuung ungeeignet. Der Umbau
würde riesige Geldsummen verschlingen und wäre ein Projekt
auf Jahrzehnte. Geht man davon
aus, dass aus Mangel an Geld
momentan oft nicht einmal ein
Klassenraum ausgemalt werden
kann, ist eine baldige substantielle Gebäudeerweiterung bzw.
ein Umbau der Schulen mehr als
unrealistisch. Weiters stellt sich
die Frage, wer die SchülerInnen
in dem sozialistischen Ganztagsschulmodell unterrichten und beaufsichtigen soll. Nimmt man den
momentanen Personalstand aller
PädagogInnengruppen her, wird
schnell klar, dass es nirgends genug Personalressourcen gibt.
Dass man von Seiten der Sozialdemokratie diesen Betreuungsmehraufwand gerne auf dem
Rücken der LehrerInnen austragen möchte, konnte man in den
letzten Jahren mehr oder weniger
eindrucksvoll erleben. Ich erinnere dabei nur an das Frühjahr
2009 und die Schlagworte „Claudia Schmied - 2 Stunden Unterrichtserhöhung“. Ebenso fällt mir
sofort ein vor wenigen Jahren gestellter Antrag des sozialistischen
Wiener Lehrervereins ZV bei einer bundesweiten SLÖ Tagung
in St. Pölten ein. Darin forderte
man die Anwesenheitspflicht aller
LehrerInnen von 35 Stunden pro
Woche. Dass der ZV gemeinsam
mit der FSG (Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter) bei den
Personalvertretungswahlen kandidiert, möchte ich nur am Rande
anmerken.
Seit Herbst 2009 wird der Druck
nun immer größer. Ich darf an die
von der SPÖ ins Leben gerufenen
Umfragen erinnern. Den Anfang
machte dabei Wiens Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch, der
über 300.000 Fragebögen unter Wiens Schulpartnern verteilen ließ. Anschließend setzte Dr.
Claudia Schmied mit einer Österreich weiten Elternbefragung und
einer Befragung unter den HochschulstudentInnen fort. Im Fe-
bruar startete nun Bürgermeister
Dr. Michael Häupl eine Wiener
Volksbefragung, in der auch das
Thema Ganztagsschule undifferenziert abgefragt wurde. Eines
haben alle Studien gemeinsam:
Es wird mit suggestiven Fragen
gearbeitet, und die Befragungen
stellen sich als einzige Imagekampagne und gelenkter Reklameplan der SPÖ auf Kosten der
Steuerzahler dar.
Für uns wiener lehrerInnen
öaab–fcg–clw steht fest: Ein eindeutiges JA zu einer Vielfalt der
Bildungslandschaft und einem
bedarfsorientierten Betreuungsangebot für Eltern und deren
Kindern, unter der Voraussetzung geeigneter Infrastruktur mit
ausreichend Fachpersonal. Ein
eindeutiges NEIN zu einer flächendeckenden Ganztagsschule
mit unzureichender Infrastruktur,
finanziert und umgesetzt auf dem
Rücken der LehrerInnen.
Wir StandesvertreterInnen der
Wählergruppe wiener lehrerInnen öaab-fcg-clw wehren
uns gegen diese Vorgangsweise,
denn die österreichische Bevölkerung und die österreichische
Lehrerschaft haben ein Recht auf
eine gestaltende, zukunftsorientierte und konsensuale Bildungspolitik.
SEITE 8
Think pink beim LehrerInnengschnas!
edes Jahr werden es mehr
und mehr Gäste. Am Faschingsdienstag versammelten
sich geschätzte 200 Faschingsnarren im Martinsschlössel zum
„schwarzen“
Lehrergschnas.
J
und wir konnten uns kaum halten
vor Lachen. Bis in die frühen Morgenstunden wurde auch Dank
unseres DJ`s Mateo getanzt, gelacht und einfach nur gefeiert.
Dieses Mal waren viele - unter
Ihnen auch die Obfrau der Landesfachgruppe im ÖAAB/APS
BSIn Mag. Ulrike Mangl, ZA –
Vorsitzender Stephan Maresch
und LSI HR Dr. Franz Zach - in
pink gekommen und unterhielten
sich großartig. Als unser Stargast
Simino „Stefan“ Rossi auftrat,
war die Stimmung am Kochen
Ich möchte mich bei unseren Gästen im Namen des Aktivteams
für dieses geniale Fest bedanken. Für mich war es die beste
Veranstaltung der letzten Jahre.
Selten hatten wir so eine lässige
Stimmung und so viel Gaudi mit
Euch. Einfach nur Danke. Hoffe,
dass wir uns bei der Rätselrallye
im Mai wiedersehen. Bis dahin ...
Alles Liebe
Euer Martin „Loisl“ Groß
Aktivteam
Unter www2.oeaab-wien.at/aktivteam findet ihr zahlreiche Fotos.
Viel Spaß beim Anschauen! :-)
Stoffls spitze Feder
„ ... sogar die
Wikinger rudern
zurück ... “
I
n den vergangenen 20 Jahren
wurden die Leistungen schwedischer SchülerInnen schlechter.
Eine Studie gibt die Schuld dafür den homogenen Schulen und
dem selbständigen Lernen.
Freie Schulwahl, die Verlagerung
der Bildungskompetenz an die
Gemeinden, zu individualisierter Unterricht, selbstständiges
Lernen sowie eine verfehlte
Wohnungspolitik sind schuld am
sinkenden Leistungslevel schwe-
discher SchülerInnen. Zu diesem
Ergebnis kommt eine Studie der
Universität Göteborg.
In den vergangenen 20 Jahren
haben die Leistungen schwedischer SchülerInnen sowohl
bei nationalen als auch internationalen Erhebungen wie PISA
oder TIMSS abgenommen. Den
Hauptgrund dafür sieht Jan-Eric
Gustafsson vom Institut für Erziehungswissenschaften der Uni
Göteborg im zunehmenden Ausmaß des selbstständigen Lernens der SchülerInnen bzw. dem
abnehmenden Ausmaß des von
LehrerInnen durchgeführten Unterrichts.“ (DiePresse.com, 19.2.2010)
In dem in unseren schulischen Breitengraden als
nicht gerade rückschrittlich bekannten „bildungspolitischen
Vorzeigeland“
Schweden kommt man zu
neuen interessanten Erkenntnissen: Sollten wir diese nicht
angesichts der derzeitigen und
zukünftigen Personal- und Bildungssituation in unserem Land
in zukünftige Entwicklungen
miteinfließen lassen, um nicht in
einen „leistungsfeindlichen Herunternivellierungsstrudel“ zu geraten????
... meint euer Stoffl
Dipl.Päd. Christoph Klempa
SEITE 9
Stephan Maresch im Gespräch mit Christine Marek,
Staatssekretärin und Landesparteiobfrau der ÖVP Wien
Im Zuge der Diskussionen über
ganztägige Schulformen wollten wir
die Meinung der Landesparteiobfrau
zu diesem Thema erkunden. Stephan Maresch hat mit ihr gesprochen:
1.) Wie sehen Sie die Bedarfslage
an ganztägig geführten Schulformen in Wien?
Aus eigener Erfahrung weiß ich sehr
gut, dass ganztägig geführte Schulformen enorm wichtig sind - sei es
die „echte“ Ganztagsschule mit verschränkten Unterrichts- und Freizeiten oder die klassische Schule mit
Nachmittagsbetreuung. Der Bedarf
ist hier sehr hoch. Aber da sind wir
gleich beim Thema: Auf die Qualität
kommt es an.
2.) Wie stehen Sie als Mutter
eines 16-jährigen Sohnes zur
freien Schulwahl der Eltern?
Mein Motto lautet: Wahlfreiheit statt
staatlicher Bevormundung. Und
zwar für Kinder und Eltern! Es muss
die ganz persönliche Entscheidung
der Eltern gemeinsam mit ihren Kindern bleiben, welche Schule, welche
Bildungseinrichtung besucht werden
soll. Ich bin überzeugt, dass jeder
Elternteil das Beste für sein Kind
will. Und was dieses Beste für das
Kind ist, muss jeder selbst für sich
entscheiden dürfen. Das kann man
nicht vorschreiben! Und das wollen
wir auch nicht.
3.) Entsprechen die infrastrukturellen Gegebenheiten in Wien
den Anforderungen der ganztägig
geführten Schulformen?
Leider Gottes überhaupt nicht! Da
sind wir beim Kernproblem: Die
SPÖ will die Ganztagsschule einfach verordnen, ohne dies aber bis
zum Ende durchzudenken. Es gibt
ja auch bis dato keinerlei gesetzliche Rahmenbedingungen, wie die
Ganztagsschule bzw. die ganztägig
geführten Schulformen aussehen
soll. Wir brauchen entsprechende
Strukturen, wir brauchen mehr und
qualifiziertes Personal und vor allem
brauchen wir geeignete Räumlichkeiten. All das kümmert die SPÖ
nicht. Häupl und Schmied haben
offenbar keinerlei Problem damit,
dass Kinder den ganzen Tag im selben Klassenzimmer verbringen. Ich
frage mich schon, ob die SPÖ mit
dem nötigen Qualitätsverständnis
im Sinne unserer Kinder an dieses
wichtige Thema herangeht. Zuerst
müssen wir die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen und dann
folgen die nächsten Schritte.
4.) Kann die Ganztagsschule den
Bedürfnissen der Kinder gerecht
werden?
Wenn die Voraussetzungen und
Strukturen stimmen, kann diese
Schulform für Eltern und Kinder,
die sich freiwillig dafür entscheiden,
natürlich eine Option sein! Zu diesen
Strukturen zählt auch, den Kindern
entsprechende Bewegungsräume,
aber auch Rückzugsmöglichkeiten
anzubieten. Wir müssen dafür sorgen, dass auch die Privatsphäre der
Kinder nicht zu kurz kommt, wenn
sie den ganzen Tag in der Schule
sind.
5.) Was sagen Sie zur Debatte
über die LehrerInnenarbeitszeit?
Lehrerinnen und Lehrer leisten hervorragende Arbeit in einem sehr
verantwortungsvollen Bereich. Und
das in einem immer schwieriger werdenden Umfeld mit wachsenden Anund Herausforderungen. Neben dem
klassischen Unterricht wird erwartet,
dass sie alle Defizite ausgleichen,
die Kinder und Jugendliche aus welchen Gründen auch immer in die
Schule mitbringen. Zur Arbeitszeitdebatte nur so viel: Meine Wunschvorstellung wäre, dass jede Lehrerin
und jeder Lehrer in der Schule über
einen geeigneten und gut ausgestatten Arbeitsplatz verfügt. So lange die
Rahmenbedingungen nicht passen
erübrigt sich alles Weitere.
6.) Welche Maßnahmen sollen in
Wien getroffen werden, um die
Qualitätssicherung der ganztägig
geführten Schulformen zu gewährleisten?
In Wien fehlt seit langer Zeit ein vernünftiger und realistischer Schulentwicklungsplan. Diesen müssen wir
rasch auf Schiene bringen und den
Bereich der Schulsanierungen und
des Schulausbaus endlich massiv
vorantreiben. Die Pflichtschulen in
Wien sind leider gar nicht so selten massiv sanierungsbedürftig.
Im Schulbereich zu sparen ist der
falsche Weg. Beim Thema ganztägig geführte Schulformen brauchen
wir einen vernünftigen rechtlichen
Rahmen, der vorgibt, wie diese ausgestattet sein sollen – vor allem in
Bezug auf die personelle als auch
bauliche Ausstattung. Und eines
sage ich auch ganz klar: Ausbildungen im Schnellsiedeverfahren
für die Nachmittagsbetreuerinnen
und -betreuer lehne ich entschieden
ab.
7.) Wie werten Sie das Ergebnis
der Volksbefragung bezüglich der
„Ganztagsschulen“?
Auch wenn die Frage extrem suggestiv gestellt war, ist klar - und das
seit längerer Zeit, dass für ganztägig
geführte Schulformen großer Bedarf
besteht. Wie bereits gesagt, ist mir
hier aber die Wahlfreiheit und ein
System der Vielfalt mit entsprechender Flexibilität ein großes Anliegen.
SEITE 11
Christoph Liebhart
[email protected]
Unsere
Arbeitsplätze!
N
un liegen also die Ergebnisse
der Wiener Volksbefragung
vor. Fast 75 Prozent haben sich
dabei – wie aufgrund der Suggestivfragestellung nicht anders zu
erwarten war - für ein flächendeckendes Angebot an Ganztagsschulen ausgesprochen.
Noch am selben Tag, an dem
das vorläufige Endergebnis bekannt gegeben wurde, ließen
SP-PolitikerInnen via Medien
mit Aussagen, dass die Schule
des 21. Jahrhunderts auch für
LehrerInnen Schule über den
ganzen Tag heiße (www.orf.at,
17.2.2010), aufhorchen.
Abgesehen davon, dass diese
Aussage den LehrerInnen Faulheit unterstellt, wird dabei auch
auf einen wesentlichen Punkt
vergessen, nämlich auf einen
adäquaten Arbeitsplatz für uns
LehrerInnen. Dies belegt auch
eine Aussage eines Vertreters
der MA 56 (Schulerhalter), der
am 20.2.2010 in einem Interview
mit der Presse meinte, dass im
Zuge der Umstellung auf Ganztagsschulen im Wesentlichen nur
Platz für Speisesaal und Küche
geschaffen werden müsse.
Unsere PädagogInnen dürfen
im Schnitt gerade einmal einen
Quadratmeter Tischplatte im Leh-
rerzimmer ihr Eigen nennen. Auf
dem Viereck stapeln sich Bücher
und Hefte, Elternbriefe und Kopien. An ein ruhiges Arbeiten ist
überhaupt nicht zu denken. Im
selben Raum sitzen meist zwei
Dutzend andere Kollegen, die reden und rascheln, auf Tastaturen
hacken oder sich vernehmlich
über den neuesten Reformvorschlag der Schulbehörden aufregen.
Und an solchen Arbeitsplätzen,
die in keinster Weise den in
der
„Arbeitsstättenverordnung
(AStV), BGBl. II Nr. 368 vom
13. Oktober 1998“ (gilt leider für
Schulen nicht!) für einen Arbeitnehmer im Arbeitsraum mindestens vorgesehenen 8 m2 Bodenfläche entsprechen, sollen wir
ganztägig unsere Arbeitszeit verbringen, den Unterricht vor- und
nachbereiten?
„Wer will es Lehrern da verdenken, dass viele von ihnen nach
der letzten Stunde das Weite
suchen, um den Rest des Arbeitstages zu Hause zu verbringen?“
(Die Zeit, 17.12.2008) Mit diesen
Worten beschreibt Martin Spiewak, Redakteur im Wissens-Ressort der Zeit, treffend die Arbeitsplatzsituation der LehrerInnen.
„Ordentliche Arbeitsplätze sind
die Grundlage jeder Reform, die
die Einführung der Ganztagsschule als Ziel hat, denn nur dann
ist es möglich“, meint auch Martin
Spiewak, „pädagogische Qualitätsarbeit zu liefern“.
Wir haben ein Recht
auf ordentliche
Arbeitsplätze!
Sommerseminare 2010
am Faaker See und in der Steiermark
Seminar 1: Konfliktmanagement und Kommunikation
(Faaker See)
Seminar 2: Kreativ Schreiben (Faaker See)
Seminar 3: Frauen fit für Führung (Steiermark)
Schauen Sie auf unserer Homepage vorbei:
http://members.chello.at/sommerseminare
oder rufen Sie an
0650/2453030
SEITE 12
Zwangstagsschule?
Der Versuch einer kritischen
Auseinandersetzung
Mag. Romana
Deckenbacher
[email protected]
W
enn man sich als LehrerIn
mit dem Thema Ganztagsschule abseits bestehender Plattitüden und politischer Paradigmen auseinandersetzt, wird man
sehr schnell auf den meines Erachtens eigentlichen Kern - und
das engere Umfeld - der Sache
treffen: Was ist wissenschaftlich
fundierter europäischer Standard
für die gediegene Ausbildung unserer Kinder und Jugendlichen
und welchen Stellenwert haben
parallel dazu Werte, primär vermittelt durch das Elternhaus und
nicht überwiegend durch den
Einfluss von Peer-Gruppen. Die
Verfasserin postuliert, dass mit
Ganztagsschule derzeit auch die
verpflichtende Anwesenheit an
der Schule vorgesehen ist. Das
Vorhaben, Ganztagsschulen entgegen dem Willen so mancher
Eltern zu forcieren, ist vermutlich
genauso zum Scheitern verurteilt
wie das Verharren am Prinzip der
Vormittagsschule mit/ohne Nachmittagsbetreuung.
Die folgenden Gedanken sollen
daher weder als Plädoyer für
noch gegen die Einrichtung von
Ganztagsschulen sein. Vielmehr
scheint es notwendig möglichst
in objektiver Form Argumente
abzuwägen, wobei anzumerken
gilt, dass sowohl die gesellschaftlichen als auch die individuellen
Bedingungen eine enorme Bedeutung haben.
In einer Ganztagsschule findet
für alle Kinder der verbindliche
Unterricht in der Regel zwischen
8:00 und 16:30 statt. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit der
Frühbetreuung ab 7:15 und der
Inanspruchnahme einer Nachbetreuung ab 15:30 (bis ca. 17:30).
Die Unterrichtsstunden sind auf
den gesamten Schultag verteilt
und wechseln mit den Freizeitstunden ab. Dieses Modell gibt
den Kindern und Jugendlichen
die Möglichkeit für einen pädagogisch sinnvollen Wechsel von
Lern- und Erholungsphasen.
Die Vorteile einer Ganztagsschule liegen, fakultativ aufgezählt, auf der Hand:
Jede Klasse wird von KlassenlehrerIn und den ErzieherInnen
durch den Tag begleitet. Eine
tägliche Übungsstunde ersetzt
die Hausübung im herkömmlichen Sinn und dient zur Festigung, Vertiefung und Wiederholung des erarbeiteten Stoffes. In
dieser Unterrichtseinheit haben
die LehrerInnen die Möglichkeit,
auf einzelne Kinder mit Lernproblemen einzugehen, aber
auch besondere Begabungen
zu fördern. Freizeitstunden sind
mit den Unterrichtsstunden verschränkt. Erziehungsberechtigte
können entlastet werden; das gilt
vor allem für Alleinerziehende.
Es kann zu einer Verringerung
der Gefährdung von Kindern und
Jugendlichen durch Reduzierung
der Verwahrlosungsgefahr, Konsumverführungen und Kontakte
mit der Drogenszene kommen.
Soziale Kompetenz(en) können
besonders gefördert werden. Aufgrund von Ganztagsangeboten
kann eine sinnvolle Freizeitge-
staltung stattfinden. Das intensive Zusammenleben der SchülerInnen unterschiedlicher sozialer/
kultureller Herkunft kann gegenseitiges Verständnis fördern. Der
Stundenplan kann den Bedürfnissen der SchülerInnen besser
angepasst werden. Besonderem
Unterstützungsbedarf bei der
Integration von SchülerInnen
mit Migrationshintergrund kann
besser nachgekommen werden.
Die SchülerInnen erhalten eine
ordentliche Verpflegung, was zu
Hause teilweise immer weniger
gesichert ist. Bei Leistungsschwächen der SchülerInnen hängen
die Fördermaßnahmen nicht von
der finanziellen Situation der Eltern ab (http://ganztagsschulen.wordpress.
com/pro-contra-ganztagsschulen/).
Als Nachteile, ebenfalls fakultativ aufgezählt, können angeführt werden:
Die Kinder sind überwiegend
unter sich, Peer-Gruppen stellen sich als die den Großteil des
Tages dominierenden sozialen
Netzwerke dar. Der Staat mischt
sich in die Erziehung ein und der
erzieherische und bildende Einfluss der Eltern auf ihr Kind nimmt
ab. Als Nebeneffekt könnten sich
immer mehr Eltern von der Erziehungstätigkeit bzw. der Erziehungsverantwortung verabschieden. Werterziehung am Beispiel
des Elternhauses wird auf wenige
Stunden am Abend und an Wochenenden – wenn überhaupt,
reduziert. Es verbleibt weniger
Zeit für Familie, Musikschule oder
Sportvereine etc., da sie schlechter mit der Schule kombinierbar
sind bzw. verschieben sich solche Aktivitäten noch weiter in den
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Abend hinein. Die Möglichkeit
einmal „in sich zu gehen“, Ruhe
und Entspannung im „Allein sein“
zu suchen wird drastisch reduziert. Die psychische und körperliche Leistungsfähigkeit der
Kinder kann demnach überreizt
werden. Hausaufgaben bzw. Lernen müssen trotzdem zusätzlich
noch zu Hause erfolgen. Auch
die Möglichkeit der individuellen
Freizeit-/Sportgestaltung
wird
durch eine kollektive und verordnete Freizeitgestaltung weitgehend substituiert. Daher könnte
den Kindern, die zur Entwicklung
der eigenen Persönlichkeit notwendige Freizeit verloren gehen.
Unselbstständigkeit wird möglicherweise durch eine ganztägige
Lehrerabhängigkeit gefördert. Die
zeitliche Ausdehnung der Anwesenheitspflicht von LehrerInnen
kann die intensive und kreative
Vorbereitung auf den Unterricht
einschränken. Zum Teil entstehen für die Ganztagsbetreuung
extra Kosten, so dass auch hier
eine Bildungsschere entsteht.
Einigen Kindern kann der Gruppendruck im Rahmen der Ganztagsschulaktivitäten zu schaffen
machen. Mobbing-Opfer wären
dem Mobbing länger ausgesetzt
als bisher. (http://ganztagsschulen.wordpress.com/pro-contra-ganztagsschulen/).
Damit eine Ganztagsschule reibungslos funktioniert, müssen zudem, neben den personellen, vor
allem die infrastrukturellen Rahmenbedingungen in den meisten
Schulen erst geschaffen werden. Das bedeutet, dass es neben großzügigen Rückzugs- und
Erholungsgebieten für Schüler
auch geeignete Räumlichkeiten
mit der entsprechenden Informations- und Kommunikationstechnologie (z.B. Telefon- und Internetanschluss) für LehrerInnen
und ErzieherInnen zur Vor- bzw.
Nachbereitung - aber auch für individuelle Gespräche mit SchülerInnen und Eltern - geben muss.
Das klassische Konferenzzimmer
wird hier zu wenig sein. Ferner
müssen die Freizeiteinrichtungen
wie Turnsäle, Sportplätze geschaffen bzw. ausgebaut werden.
Alles in allem bedeutet damit eine
flächendeckend
“verordnete“
Ganztagsschule eine enorme Anschubfinanzierung des Bildungsministeriums für die Schaffung
der infrastrukturellen Voraussetzungen, ganz zu schweigen von
den ansteigenden personellen
Kosten durch die Ausdehnung
der ganztägigen Betreuung.
Dem gegenüber steht als Alternative das Prinzip der Wahlfrei-
heit mit der bisherigen Form der
Vormittagsschule und einer gezielten Weiterentwicklung einer
freiwilligen Nachmittagsbetreuung – dem Grundsatz Angebot/
Nachfrage folgend. Diese Alternative hätte den Vorteil, dass jede
Schule individuell einen Transformationsprozess beginnen könnte
– die entsprechende Nachfrage
vorausgesetzt – an dessen Ende
eine Form der Ganztagsbetreuung mit „Freiwilligkeitsprinzip“
stünde. Und jene Schüler/Eltern,
die sich diese Form einer Ganztagsbetreuung eben nicht leisten
wollen/können oder aber auch
lieber im häuslichen Verband ihre
Freizeit verbringen wollen, haben
damit ihre Wahlfreiheit.
Abschließend soll noch angemerkt werden, dass mit der PISAStudie unterlegte Argumente von
Befürwortern der Ganztagsschule nicht bedingungslos zu akzeptieren sind. So hat beispielsweise
Norwegen schlechtere, Frankreich ähnliche und Schweden nur
geringfügig bessere Ergebnisse
als Deutschland bei den PISAStudien, trotz bereits weitgehend
etablierter Ganztagsschulen, erzielt (http://de.wikipedia.org/wiki/Ganztagsschule).
Die Diakonie Bildung betreibt die Evangelischen Schulen und Horte in Wien und Umgebung sowie eine Reihe von Evangelischen Kindergärten in mehreren
Wiener Bezirken.
Das Unternehmen beschäftigt rund 300 MitarbeiterInnen an 15 Standorten. Eine zeitgemäße Pädagogik, Innovationsfreude und qualifizierte MitarbeiterInnen
mit hohem Engagement machen die Qualität unseres Angebots aus.
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Für Sie gelesen von Irmtraud Fian M.Ed.:
Die gültigen Erlässe des Stadtschulrates für Wien sind unter der
Adresse http://erlaesse.ssr-wien.gv.at in der Suchmaske unter
dem Menüpunkt TOOLS abrufbar:
SRn Irmtraud Fian, M.Ed.
[email protected]
Weiters können Sie alle in diesem Beitrag angeführten Erlässe unter
www.fcg-wien-aps.at – Downloads – Erlässe nachlesen.
„Altersteilzeit“ – voller Pensionsbeitrag bei
herabgesetzter Jahresnorm ER I: 402 vom
27.07.2009
Antragsformular: Ansuchen um Herabsetzung
der Lehrverpflichtung ... pragm. Lehr.
Für „pragmatisierte LehrerInnen“ besteht weiterhin die Möglichkeit bei Inanspruchnahme von
»» Herabsetzung Jahresnorm gemäß § 45 oder
§ 46 LDG 1984,
»» Teilzeitbeschäftigung nach MSchG/VKG,
»» Lehrpflichtermäßigung aus gesundheitlichen
Gründen gemäß § 44 Abs.1 Z1 LDG 1984
oder
»» Teilbeschäftigung mit geblockter Dienstleistung (Sabbatical) gemäß den §§ 58d bis
58f LDG 1984 in der bis 31. August 2007
geltenden Fassung (im Rahmen der Weiteranwendung auf zu diesem Zeitpunkt noch
nicht abgelaufene Rahmenzeiten gemäß
§ 123 Abs. 26 LDG 1984)
den vollen Pensionsbeitrag zu leisten.
Zu beachten: Für „Sabbatical“-Neuanträge nach
dem 31.8.2007 gilt dies nicht mehr.
Frühwarnsystem: Information der Erziehungsberechtigten …
SchUG § 19. (3) Wenn die Leistungen eines
Schülers allgemein oder in einzelnen Unterrichtsgegenständen in besonderer Weise nachlassen, hat der Klassenvorstand oder der Lehrer
des betreffenden Unterrichtsgegenstandes mit
den Erziehungsberechtigten Verbindung aufzunehmen.
(3a) Wenn die Leistungen des Schülers auf
Grund der bisher erbrachten Leistungen in
einem Pflichtgegenstand zum Ende des 1. oder
des 2. Semesters mit „Nicht genügend“ zu beurteilen wären, ist dies den Erziehungsberechtigten unverzüglich mitzuteilen und dem Schüler
sowie den Erziehungsberechtigten vom Klassenvorstand oder vom unterrichtenden Lehrer
Gelegenheit zu einem beratenden Gespräch zu
geben (Frühwarnsystem). Dabei sind insbesondere Fördermaßnahmen zur Vermeidung dieser
negativen Beurteilung (zB Analyse der Lerndefizite unter Einbeziehung der individuellen Lernund Leistungsstärken, Fördermöglichkeiten,
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schulischen Alltag
»» Schulrecht (wie z.B. Schulunterrichtsgesetz, Schulorganisationsgesetz, Schulzeitgesetz,
Leistungsbeurteilungsverordnung):
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»» Krisenintervention in der Schule Broschüre unter:
www.krisenintervention.tsn.at
»» Broschüren Informationsblätter zum Schulrecht zu:
»»
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»»
Schulpflicht, Aufnahmebedingungen, Übertrittsmöglichkeiten
Schuldemokratie und Schulgemeinschaft
Leistungsfeststellung und Leistungsbeurteilung
Schulautonomie
Schulveranstaltungen
http://www.bmukk.gv.at/schulen/recht/info/Schulrecht_Allgemeines1623.xml
»» Sichere Internet-Nutzung:
Saferinternet.at unterstützt InternetnutzerInnen – vor allem
Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrende – bei der sicheren
Nutzung des Internet und liefert hilfreiche Tipps und Hilfestellungen zu Themen wie Jugendschutz, Schutz der Privatsphäre, Cyber-Mobbing, Soziale Netzwerke, Urheberrechte,
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»» „Gewalt am Handy“ – Tipps für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Handy
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Kindern und Eltern gemeinsam entwickelt worden. Für den Einsatz im
Unterricht ist ein kostenloser Schulzugang möglich. Die Anmeldung
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Herausgeber:
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Dir. Erich Breier, Dir. Mag. Johannes Brzobohaty, Mag. Romana Deckenbacher,
Dir. Walter Donner, Irmtraud Fian, M.Ed, Dir. Gabriele Gellner, Dir. Michael Georgieff,
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Das fcg-journal bezieht Stellung zu allen schulpolitischen Fragen und orientiert sich an
der christlichen Weltanschauung.
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Erscheinungsort Wien
02Z033998M