Erfahrungsbericht Chengdu Jiaotong Univ
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Erfahrungsbericht Chengdu Jiaotong Univ
Erfahrungsbericht über das Auslandsemester in Chengdu, Sichuan – Southwest Jiaotong University (September 2012 - Januar 2013) – Inhalt 1 Einleitung 2 Vorbereitung 2.1. Gesundheitszeugnis und Auslandskrankenversicherung 2.2. Bank 2.3. Visum 2.4. Flug 3 Studium 3.1. Ankunft am Studienort und Unterkunft 3.2. Anmeldeformalitäten 3.3. Studieren an der SWJU 4 Chengdu 5 Fazit 1. Einleitung Wieso China? Ja, wieso eigentlich? Um ehrlich zu sein, hat sich mein Aufenthalt in China eher spontan ergeben. Über einen Aushang an meiner Universität wurde ich auf noch freie Studienplätze an einer unserer chinesischen Partnerhochschulen aufmerksam. Und ich begann, über ein Auslandssemester in China nachzudenken. Selbstverständlich hatte ich in der Zeitung und in einigen Veranstaltungen an der Universität bereits viel über die wirtschaftliche Rolle Chinas erfahren, war in diversen chinesischen Restaurants und mag Filme mit Jackie Chan. Aber wie sieht es mit einem wirklich Verständnis der chinesischen Kultur aus? Einige weniger oberflächliche Informationen hatte ich bereits durch Freunde, die in Bonn Asien Wissenschaften studieren, in Erfahrung bringen können. Ihre Erzählungen aus China haben mich schon seit langem fasziniert und nun war die Chance, dies selbst zu erleben und die mir bis dahin so fremde Kultur besser kennen zu lernen, greifbar nah. Chengdu war mir bereits ein Begriff, da ein guter Freund dort schon seit vier Jahren lebt und ich sowohl von seiner Studienzeit, seinem Jobeinstieg als auch von der Stadt immer nur Gutes gehört hatte. Ein Studium in Chengdu erschien mir daher eine gute Alternative zu den sonst so beliebten Städten wie Peking oder Shanghai zu sein. So absolvierte ich das „fall semester“ vom 03. September bis zum 28. Dezember 2012 an der Southwest Jiaotong University Chengdu. Dort studierte ich im Masterprogramm „Business Administration“ am „Economics and Management Departement“. 2. Vorbereitung Da ich die Zusage für das Auslandssemester von meiner Universität erst Mitte Juni erhalten hatte und Admission Notice sowie Admission Letter der Southwest Jiaotong University erst einen Monat später in Deutschland eingegangen sind, musste die gesamte Vorbereitung sehr zügig ablaufen. Obwohl ich die Studiengebühren an der ausländischen Partneruniversität nicht tragen musste, da diese aufgrund des Partnerprogramms erlassen werden, war ein Stipendium für mich für die Finanzierung des Aufenthalts notwendig. Glücklicherweise lief die Bewerbungsfrist für das Stipendium beim BayChina erst eine Woche nach meiner Zusage ab. Die Bewerbungsfirsten anderer Einrichtungen laufen teilweise schon ein Jahr vor der eigentlichen Entsendung ab. Um weiterhin auch kurzfristiger geplante Auslandsaufenthalte zu ermöglichen, finde ich die Handhabung des BayChina daher sehr sinnvoll. 2.1. Gesundheitszeugnis und Auslandskrankenversicherung Sowohl meine Universität als auch die Partneruniversität haben mir und den anderen Teilnehmern am Austauschprogramm mitgeteilt, dass wir ein Gesundheitszeugnis für die Beantragung eines Visums und für die Anmeldung an der chinesischen Universität bräuchten. Neben den üblichen Impfungen, die u.a. auch Typhus und Japanische Enzephalitis umfassten, wurde daher auch eine sehr umfangreiche und leider genauso teure ärztliche Untersuchung (HIV Test, Röntgenaufnahme der Lunge, EKG, Blutgruppenbestimmung etc.) nötig. Schließlich brauchte ich dieses Gutachten weder in der chinesischen Botschaft noch an meiner Gastuniversität. Daher rate ich jedem, dem gesagt wird, er bräuchte dieses Gesundheitszeugnis, nochmals ganz genau nachzufragen. Im Zweifelsfall kann man hier sehr viel Geld sparen. Neben der Kündigung oder Stilllegung diverser Verträge wie z.B. des Handyvertrages sollte man sich auch um einen ausreichenden Auslandsversicherungsschutz kümmern. Dies war in meinem Fall recht unkompliziert, da ich über meine Mutter privat und auch im Ausland krankenversichert bin. Dies sollte man sich allerdings von der Versicherung auf Englisch schriftlich bestätigen lassen, so dass man dieses Dokument im Zweifelsfall in China vorlegen kann. 2.2. Bank Um in China günstig an Bargeld zu kommen bietet sich der Abschluss eines DKB Kontos an. Mit der DKB Kreditkarte kann man kostenlos an ICBC Geldautomaten, die es fast an jeder Straßenecke gibt, Geld abheben. Bei anderen Geldautomaten wird gelegentlich eine Gebühr erhoben. Bei Geldabhebung oder Bezahlung mit der Girokarte wird dagegen immer eine Gebühr fällig. Wenn man in China online einkaufen, Flug- bzw. Bahntickets online buchen will, oder aufgrund eines Nebenjobs Geld verdient, bietet sich ein Konto bei einer chinesischen Bank an. Ich habe dies vor Ort bei der ICBC Bank abgeschlossen, da eine Filiale direkt auf unserem Campus ist und mir die Bank von Kommilitonen empfohlen wurde. Bei Kontoeröffnung muss man die Online-Shopping-Funktion extra dazu buchen. Besonders praktisch finde ich, dass man über Kontobewegungen beim ICBC Konto sofort per SMS informiert wird. 2.3. Visum Für Staatsbürger, die ihren Erstwohnsitz in Bayern haben, ist die chinesische Botschaft in München zuständig. Generalkonsulat in München WANG, Shunqing, Generalkonsul Adresse: Romanstr. 107 80639 München Tel: 089-1730 1612/8 Fax: 089-1709 4506 Wenn man nur ein Semester in China bleibt, reicht ein Touristenvisum des Typs F aus. Dies ist für eine einmalige Einreise und insgesamt 180 Tage nach der Einreise gültig. Das Antragsformular für das Visum findet man auf der Homepage der Botschaft. Außerdem braucht man einen mindestens noch ein halbes Jahr gültigen Reisepass auf dem noch zwei gegenüberliegende Seiten frei sind und die Zulassungsunterlagen der chinesischen Universität. Sowohl die Beantragung als auch die Abholung des Visums kann auch durch eine andere Person erfolgen, sofern sie über eine Vollmacht verfügt. Die Bearbeitungsdauer beträgt ca. eine Woche. 2.4. Flug Je früher man den Flug bucht, desto größer ist natürlich die Chance einen günstigen Flug zu finden. Meistens lohnt es sich Hin- und Rückflug zu buchen. Beides war in meinem Fall nicht möglich, da ich wie gesagt erst kurzfristig entschieden habe überhaupt ein Auslandsemester zu machen und mir meine Gastuniversität nicht sagen konnte wann genau die Vorlesungszeit und Klausurenphase endet. Die meisten Verbindungen nach Chengdu, wenn man einen Gabelflug über Peking oder Shanghai vermeiden möchte, führen über Abu Dhabi oder Amsterdam. Ich bin zusammen mit einem Kommilitonen, der sich wie ich kurzfristig für Chengdu entschieden hat, zusammen von Düsseldorf über Abu Dhabi nach Chengdu geflogen. Den Rückflug habe ich vor Ort gebucht (Peking-Berlin-Düsseldorf mit Hainan Airlines und Airberlin) und konnte so noch eine Reise innerhalb Chinas mit der Rückreise verbinden. 3. Studium 3.1. Ankunft am Studienort und Unterkunft Im Vorfeld meiner Anreise habe ich Kontakt zum International Office der Gastuniversität aufgenommen und nach einer Unterbringung im Wohnheim gefragt. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Gebäude noch im Bau, weshalb ich bis zu meiner Ankunft in Chengdu weder eine feste Zusage erhalten noch einen definitiven Mietpreis genannt bekommen hatte. Da es im International Office zu Missverständnissen kam, ob meine Kommilitonen und ich weiblich oder männlich sind, empfehle ich nicht nur den Namen, sondern auch das Geschlecht anzugeben. Besonders bei geschlechtergetrennten Wohnheimen ist das wichtig und beugt unnötigen Komplikationen vor Ort vor. Neben der Wohnungsanfrage hatte ich einen Pick-up Service vom Flughafen für meinen Kommilitonen und mich bestellt. Nach einigen Startschwierigkeiten, aufgrund derer wir über eine Stunde auf dem Flughafenparkplatz verbrachten und einem doppelt so hohen Fahrpreis wie vereinbart, verlief der Abholservice auch zu später Stunde reibungslos. Am Campus angekommen stellten wir zu unserer großen Freude fest, dass das Wohnheim fertig und auch für uns noch ein Zimmer frei war. Das Wohnheim besteht aus Einzelappartements für Doktoranten und 2er bis 3er WGs für alle anderen Studenten. Die Wohnungen und Zimmer, deren Größe stark variiert, sind mit allen nötigen Alltagsgegenständen, wie Möbel, Klimaanlage, Fernseher im Wohnzimmer, Kühlschrank und Kücheneinrichtung sowie frischem Bettzeug und Bettwäsche, die man von der Hausverwaltung kaufen kann, ausgestattet. Heißes Wasser und Strom zahlt jeder Mieter selbst, nur der Verbrauch in den gemeinsamen Räumen wird aufgeteilt, so dass man sich zumindest aus finanzieller Sicht nicht über den unnötigen Stromverbrauch seines Mitbewohners ärgern muss. Besonders da es sich um einen Erstbezug handelt sind die Wohnungen wirklich in sehr gutem Zustand und vor allem im Vergleich zu den normalen Wohnheimen für die chinesischen Studenten sehr komfortabel. Im Erdgeschoss gibt es zwei Waschmaschinen. Entgegen dem Gerücht, die Türen des Wohnheims würde ab 23 Uhr zugesperrt, kann man auch nachts mit einem Schlüssel für die Eingangstür das Wohnheim betreten und verlassen wann man möchte. Das Wohnheim ist ausschließlich ausländischen Studenten und Studentinnen vorbehalten und nur die jeweiligen Wohnungen sind geschlechtergetrennt. 3.2. Anmeldeformalitäten Dank der Hilfe anderer internationaler Studenten, die bereits seit längerem an der SWJU studieren und Chinesisch sprechen, verliefen die Anmeldeformalitäten recht problemlos. Innerhalb der ersten Tage muss man sich mit Admission Notice, Admisson letter, Reisepass und einigen Passfotos im International Office anmelden. Dass man einen Studentenausweis haben möchte, muss man explizit sagen und darum bitten, dem entsprechendem Büro Bescheid zu geben, damit klar ist, was man möchte, wenn man dort aufkreuzt. Ohne Chinesischkenntnisse wird die Ausweisaustellung sonst zwar eine amüsantere aber auch längere Prozedur. Innerhalb einer bestimmten Frist, die auf der Admission Notice vermerkt ist muss man sich beim lokalen Polizeirevier melden. Dorthin empfiehlt es sich auf jeden Fall in Begleitung eines chinesisch sprechenden Kommilitonen zu gehen. Nachdem man auch hier Admission Notice und Letter vorgelegt und ein Anmeldeformular ausgefüllt hat, das man als Kopie auch ausgehändigt bekommt, ist auch dieser Schritt recht zügig und problemlos abgehakt. 3.3. Studieren an der SWJU Der Start ins Semester verlief für mich etwas chaotisch. Da ich nicht nur Chinesisch studierte, sondern auch Businesskurse besuchte, musste ich mir meinen Stundenplan selbst erstellen. Anders als die internationalen Studenten, die ihren kompletten Master hier absolvieren, bekam ich keinen Supervisor aus den Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten, sondern eine Deutschlehrerin, die das Partnerprogramm zwischen unseren Universitäten mit ins Leben gerufen hat, an die Seite gestellt. Obwohl sie sehr hilfsbereit, bemüht, freundlich und stets erreichbar war, konnte ich viele Informationen leichter über meine Kommilitonen in Erfahrung bringen. Nichts desto trotz hat es einige Wochen gedauert, bis der Stundenplan schließlich definitiv stand und die Kurse auch tatsächlich statt fanden. Schließlich belegte ich „Global Marketing“, „Management“, „Chinese Culture“ und einen Sprachkurs (Basic Chinese I). Die beiden Businesskurse wurden komplett auf Englisch gehalten, wohingegen „Chinese Culture“ teils auf Englisch teils auf Chinesisch unterrichtet wurde. In allen drei Kursen musste als Prüfungsleistung ein Essay von mindestens 3000 Wörtern auf Englisch eingereicht und in „Global Marketing“ zusätzlich eine 30 minütige Präsentation gehalten werden. Der Sprachkurs, der aufgrund unseres Beginner-Niveaus natürlich auch viel auf Englisch unterrichtet wurde, schloss mit einer mündlichen Prüfung sowie einer schriftlichen Klausur ab. Alles in allem war ich mit den Kursen zufrieden und die Lehrer waren sehr nett. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass man ohne jegliche Vorkenntnisse und nur mit einer Stunde Chinesisch pro Woche nicht sehr viel Chinesisch lernen kann. Je nach Studienziel sollte also zwischen englischsprachigen Kursen oder einem Vollzeit-Chinesisch-Studium gewählt werden. Die „Vollzeit-Sprachstudenten“ wurden nach einem Einstufungstest in drei unterschiedliche Niveaus (Elementary, Intermediary, Upper) eingeteilt und haben ca. eine Woche nach Vorlesungsbeginn einen Stundenplan erhalten. Dieser wurde innerhalb des ersten Monats noch einige Male geändert, da aufgrund von räumlichen Engpässen zu Beginn nicht alle Stunden angeboten werden konnten. Anwesenheitspflicht besteht generell für alle Studenten, egal ob sie Chinesisch oder Business studieren. Allerdings sind die meisten Lehrer recht verständnisvoll, wenn man einmal nicht im Unterricht erscheint, weil man Besuch bekommt, oder selbst verreisen will. Das Fehlen sollte man jedoch vorab mit dem Lehrer absprechen und darauf achten nicht zu häufig zu fehlen, da dies in die Benotung mit einfließt und ggf. gerade bei Stipendiaten nicht gern gesehen wird. Die SWJU hat in Chengdu zwei Standorte. Der alte Campus, Jiuli, liegt an der zweiten Ringstraße und somit noch recht zentral in Chengdu. Der neue Campus „Xipu“ hingegen liegt in einer Art Vorort von Chengdu. In Xipu steht das neue Wohnheim für internationale Studenten, in dem auch ich wohnte. Zwischen Jiuli und Xipu gibt es einen Unibus, mit dem man für 2 Yuan pro Fahrt, ca. alle 30 Minuten von einem Campus zum anderen fahren kann. Da in Chengdu derzeit das Straßennetz um Highways erweitert wird, kommt es im Stadtzentrum regelmäßig zu Staus, weshalb ein Transfer mindestens 30 Minuten dauert. Um pünktlich zum Unterricht zu erscheinen, sollte man also mindestens eine Stunde einplanen. Die Chinesischkurse für die Vollzeit-Sprachstudenten finden am Xipu Campus statt. Die Businesskurse und „Basic Chinese I“ wurden jedoch in Juili angeboten, weshalb ich immer pendeln musste. Ohne Zweifel ist die Unterbringung am neuen Campus für internationale Studenten um einiges komfortabler, allerdings ist man auch wirklich ab vom Schuss, denn vom alten Campus braucht man mindestens nochmals eine halbe Stunde bis zum Stadtzentrum. Allerdings wird sich die Anbindung ans Stadtzentrum bald bessern. Derzeit wird eine zweite Metrolinie gebaut, die bis nach Xipu führen wird. Bereits im November 2012 war diese Linie erstmals fahrbar, jedoch endete die Linie bis dahin einige Stationen vor Xipu, so dass man von der Endhaltestelle ein Taxi oder den Bus zum Campus nehmen muss. Plant man ins Stadtzentrum zu fahren, ist dies aufgrund des Taxis zwar die etwas teurere, aber schnellere Variante. Möchte man nur zum Jiuli Campus, ist der Unibus auf jeden Fall die beste Wahl. Neben dem Studieren spielen Freizeitaktivitäten an der SWJU eine große Rolle. Während des Semesters gab es zahlreiche Veranstaltungen auf dem Unigelände, z.B. eine englischsprachige Talentshow, diverse Singwettbewerbe oder Welcoming-Parties mit Sketchen, Tänzen etc. für die neuen Studenten und vieles mehr. Internationale Studenten sind auf diesen Veranstaltungen immer gerne gesehen und werden explizit dazu ermutigt zu kommen. Ich hatte stets das Gefühl, dass die Anwesenheit oder gar Teilnahme an diesen Veranstaltungen genauso zum Studentenleben gehören, wie die Anwesenheit und Beteiligung im Unterricht. Oft kommen auch die Lehrer zu diesen Veranstaltungen oder laden selbst dazu ein. 4. Chengdu Chengdu, zu Unrecht wenig bekannt in Europa, ist eine gute Alternative zu Shanghai oder Peking. Die Provinzhauptstadt von Sichuan gehört laut Forbes zu den schnellst wachsenden Städten der Welt und ist mittlerweile Standort für 200 der 500 Fortune Companies. Trotz dieser stetig wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung hat sich Chengdu viel Chinaexotik erhalten können. Die Menschen in Sichuan und besonders in Chengdu sind bekannt für ihre Liebe zum Müßiggang sowie zu gutem Essen. Ob in Parks oder auf der Straße vor einem großen Kaufhaus mitten in der Stadt, überall sieht man Menschen, egal ob jung oder alt, die gemeinsam tanzen. Essen spielt in Chengdu eine große Rolle, so bekommt man den Eindruck, dass ununterbrochen gegessen wird. Wo man auch hingeht, findet man mobile Imbissstände oder die so beliebten Eateries, in denen man zu kleinen Preis köstliches Essen serviert bekommt. Die Sichuan und Chengduer Küche ist so abwechslungsreich, dass ich gar nicht versuchen möchte, sie zu definieren. Jedoch kann man sich auf scharfes und öliges Essen einstellen. Besonders bekannt und beliebt ist der Hot Pot. Von dem zentralen Tianfu Platz führen vier Hauptstraßen in alle Himmelsrichtungen und machen einem die Orientierung sehr leicht. Dort befindet sich auch die Metrostation, in der man zwischen den beiden Metrolinien umsteigen kann. Sonst sichern zahlreiche Busse, sowie Taxen und Rikschas den Verkehr, so dass man sich, abgesehen von Staus, eigentlich ohne Probleme fortbewegen kann. Sobald die Bauarbeiten für die neuen Highways abgeschlossen sind, wird sich die gesamte Verkehrssituation sicherlich entspannen. Auf dem Weg vom Tianfu Platz zur Hauptshopping-Straße Ching xi lu findet man zahlreiche teure Luxusgeschäfte. In dem so genannten „Ladies Market“ bekommt „frau“ aber auch mit einer schmaleren Brieftasche alles, was sie sich nur vorstellen kann, vorausgesetzt man kann handeln und hat ein gutes Auge für gute und schlechte Imitate. Im Süden der Stadt in der Nähe der Sichuan Universität konzentriert sich das Nachtleben. Dort gibt es viele Bars und Nachtclubs, die auch viele Ausländer anziehen. Generell gibt es in Chengdu zwar einige Ausländer, ob Studenten oder Expats, dennoch sind es nicht so viele wie in Peking oder Shanghai, weshalb man eigentlich regelmäßig auf der Straße angesprochen und um ein Foto gebeten wird. Entgegen der Ankündigung, dass Chengdu im Winter eine nasse-intensive Kälte hat, die einem in die Knochen kriecht und nicht mehr los lässt, habe ich hier einen recht milden und nur teilweise verregneten Winter erlebt. Im Oktober und fast den gesamten November über war es noch erstaunlich warm und sonnig und auch der Dezember ist für deutsche Verhältnisse wirklich mild gewesen. Allerdings gibt es in den Wohnungen keine Heizungen, sondern nur Klimaanlagen. Türen, Fenster und Wände können die „Wärme“ aufgrund der schlechten Isolation nur schlecht halten. Daher habe ich in der Wohnung eigentlich mehr gefroren als draußen. Im Sommer wie im Winter ist Chengdu allerdings sehr bewölkt und diesig, so dass man Sterne bzw. die Sonne nur selten sieht und falls doch, dies auch von den Einheimischen freudig zur Kenntniss genommen wird. Die Menschen in Chengdu habe ich, wenn sie nicht gerade Auto fahren, stets als sehr freundlich, ruhig, gelassen und fröhlich erlebt. Die meisten freuen sich, Ausländer zu sehen, mit ihnen zu reden und Fotos zu machen. Wenn man gerade erst beginnt, Chinesisch zu lernen, macht einem vor allem der starke Sichuan-Dialekt Probleme, die Einheimischen zu verstehen. Außer der Stadt und dem tollen Essen gibt es auch rund um Chengdu viel zu sehen, wie z.B. den Panda-Park, Emei-Shan und seine Klöster und den nicht sehr weit entfernten Nationalpark Jiuzhaigou, um nur einige Sehenswürdigkeiten zu nennen. 5. Fazit Die Zeit in Chengdu und meine Reisen in China sind unvergesslich und ich bereue nicht, dorthin gegangen zu sein. Chengdu an sich kann ich jedem nur wärmstens empfehlen, denn hier hat man Großstadt- und typisches Chinagefühl, wirklich tolles Essen und herzliche Menschen. Allerdings ist man, wenn man in Xipu lebt, doch wirklich weit ab vom Schuss und bekommt vom Leben in Chengdu nicht so viel mit, wie wenn man direkt in der Stadt wohnen würde. Mein Urteil über die Southwest Jiaotong University fällt leider etwas gemischt aus. Spärliche Informationen im Vorfeld des Auslandsaufenthalts sowie der stockende Informationsfluss vor Ort haben die Organisation des Semesters unnötig kompliziert gemacht. Die Universität im Allgemeinen, das International Office, sowie Lehrer und Kommilitonen sind jedoch sehr bemüht, uns internationale Studenten in das chinesische Unileben einzubeziehen. Es gab viele Veranstaltungen, zu denen wir, wenn auch manchmal nur einige Stunden vorher, explizit eingeladen oder in das Programm einbezogen wurden. Vor meiner Ankunft in Chengdu war mir klar, dass ich nach nur einem Semester, während dessen ich keinen Intensivkurs belegen würde, nicht fließend Chinesisch sprechen werden könne. So wie ich es mir vorgenommen habe, kann ich mich im Alltag zurechtfinden, ein paar Sätze und einige Höflichkeiten austauschen. Wer mehr lernen will, sollte seinen Studienfocus daher unbedingt auf Chinesisch legen.