Die Entwicklung der Menschenrechte in der islamischen Tradition

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Die Entwicklung der Menschenrechte in der islamischen Tradition
Die Entwicklung der Menschenrechte in der islamischen Tradition
Muslimische Staaten und Gelehrte hatten in der Vergangenheit ein zwiespältiges Verhältnis
zu den Menschenrechten. Auf der einen Seite wird oft behauptet, dass der Islam ein Vorreiter
darin war, eine allgemein gültige Ethik und wertvolle Lehren über die Menschenwürde, über
Menschenrechte und im Besonderen über die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz
anzubieten. Deshalb wird der Inhalt der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und
werden andere relevante Erklärungen prinzipiell befürwortet. Auf der anderen Seite jedoch
haben manche Muslime durch die Schaffung einer neuen Idee, der “Islamischen
Menschenrechte”, bei der die aktuellen Lehrmeinungen über Menschenrechte durch die
Scharia überlagert werden, die Gleichheit von Frauen und Nicht-Muslimen zurückgewiesen,
fast so als wäre deren Ungleichheit ein natürlicher Teil des Glaubens dieser Muslime.
Manchmal sehen diese Muslime das Paradigma der Menschenrechte auch als ein neues
Instrument an, durch das die westliche Kultur muslimische Kontexte in einer modernen
postkolonialen
Welt
dominieren
will.
Ausgehend
von
dieser
Position
sind
fundamentalistische muslimische Gruppen nicht erpicht darauf, die jüngere Generation in
Menschenrechten zu unterweisen, solange diese nicht als “islamisch” qualifiziert und
umgestaltet werden. Außerdem setzen diese Gruppierungen die westlichen Gesellschaften
gleich mit den Aktionen von Politikern, und so können sie die Konflikte nicht erkennen, die
zwischen Intellektuellen und Politikern herrschten, als die Werte der Menschenrechte im
Westen eingeführt wurden.
Zur Zeit werden einige Versuche unternommen, um den Widerspruch zwischen Islam
und Menschenrechten im Bereich der Diskriminierung von Frauen und Nicht-Muslimen
aufzulösen. In diesem Artikel werde ich diese Versuche zwar nicht neu bewerten, aber ich
werde sie berücksichtigen und zuerst den Widerspruch zwischen dem Inhalt des Islamischen
Rechts,
insbesondere
des
Rechts
der
Zwölfer-Schia,
und
dem
Inhalt
der
Menschenrechtserklärung und anderer Abkommen im Bezug auf den rechtlichen Status
religiöser Minderheiten und die Religionsfreiheit erklären. Um diesen Widerspruch
aufzulösen, werde ich schließlich eine Lösung aus der Literatur und Sprachwelt muslimischer
Rechtsgelehrter anbieten, welche bereits in anderen Fällen der Rechtsprechung zur
Anwendung gekommen ist. Eine Vorbedingung zur Realisierung dieser Lösung ist jedoch ein
gewisses Maß an Aufklärung, um sowohl die Juristen als auch die muslimischen Staaten dazu
zu bringen, alle Lehrmeinungen der Menschenrechte im Bezug auf die Rechte religiöser
Minderheiten zu akzeptieren. Diese Lösung könnte dann auch auf andere rechtliche Punkte
angewandt werden, die in Konflikt mit den Menschenrechten stehen – immer gesetzt den
Fall, dass sie überhaupt Erfolg hat.
Dr. Saeid Edalatnejad
Encyclopedia Islamica Foundation
Tehran

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