Geschriebene und gesprochene Sprache

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Geschriebene und gesprochene Sprache
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G ES C H R I E B E N E
U N D G ES P R O C H E N E
SPRAC HE
Zunächst können Sie sich spielerisch auf die Sprache einlassen. In weiterer
Folge geht es dann um das Wissen, wie man Texte versteht und verfasst,
die im täglichen Leben gebraucht werden. Sie lernen in diesem Kapitel,
wie Bewerbungen geschrieben werden, was beim Beschreiben beachtet
werden muss, was wie berichtet werden kann, wie interviewt wird, wie
Sie in der Geschäftskorrespondenz erfolgreich Ihre Wünsche durchsetzen
und vor Publikum den richtigen Ton finden. Zu allen Lernbereichen gibt es
auch eine Menge Übungen.
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Geschriebene und gesprochene Sprache
3.1
Kreatives Schreiben
Was heißt eigentlich „kreatives Schreiben“? Bedeutet das, man kann seiner Kreativität einfach
freien Lauf lassen, also sozusagen ins Blitzblaue
hinein schreiben? Das ist zwar möglich, aber
nicht sinnvoll. Kreatives Schreiben meint zwar
schreiben nach Lust und Laune, allerdings geht
es beim Schreiben zumeist auch darum, dass das
jemand liest. Und alle, die unsere Texte lesen,
wollen sich gut auskennen und in irgendeiner
Form unterhalten werden. Somit müssen wir
uns einerseits Gedanken darüber machen, welche Eigenschaften eine gute Geschichte ausmachen, damit wir daraus Regeln für das Schreiben
von Geschichten ableiten können. Andererseits
brauchen wir oft Ideen und Anstöße, damit unsere Fantasie in Schwung kommt.
Ü
3.1 Gute Geschichten
Kreuzen Sie jene Eigenschaften an, die gute Geschichten Ihrer Meinung nach haben sollten:
leicht verständlich
logisch aufgebaut
witzig
tiefsinnig
belehrend
überraschend
spannend
treffende Ausdrücke
schematisch
offenes Ende
guter Schluss
Helden
komplizierte Handlung
Die Liste Ihrer bevorzugten Eigenschaften können Sie verwenden, wenn es darum geht, die
entstandenen Texte innerhalb der Klasse zu bewerten.
Am Ende des Kapitels „Kreatives Schreiben“ werden Sie sehen, dass auch professionelle
Schreiber sich an solche „Regeln“ halten.
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Kreatives Schreiben
3.1.1 Verschiedene Geschichten schreiben
Ü
3.2 Geschichten erfinden
Erfinden Sie eine Geschichte nach folgendem Schema:
Der 1. Satz beginnt mit A, der zweite mit B usw., der letzte mit Z.
Als wir letzten Sommer ...
Beim Versuch, dieses Erlebnis ...
Christine hatte immer schon ...
...
Methode: Einzelarbeit, Partnerarbeit (Sätze abwechselnd verfassen), Gruppenarbeit, Klassenarbeit
Falls als Methode Einzelarbeit gewählt wurde, können Sie Ihre Texte vom Partner „verdichten“ lassen, d. h., ohne Rücksicht auf den Zwang der alphabetischen Reihenfolge werden
Sätze gestrichen und/oder umformuliert, sodass der Text – entsprechend der Liste in der
Einleitung – leserfreundlich wird.
Mögliche Themen: Eine Farbe (z. B. „Rot“), eine Emotion („Verliebt“; „Wütend“ ...), ein
Ort („Im Lift“)
Ü
3.3 Variante: ZYX Geschichte
Der 1. Satz beginnt mit Z, der zweite mit Y, der letzte mit A.
Ü
3.4 Kauderwelsch
Gemischte Partnerschaften/Gruppen; „Kauderwelsch“ = Sprachenmischung, auch innerhalb
des Satzes, zulassen, aber die Geschichte muss noch aus dem Kontext her verständlich sein.
Dauer: ca. 1 Stunde
Ü
3.5 Fragengeschichte
Trauen Sie sich zu, Geschichten zu erfinden, die ausschließlich aus Fragesätzen bestehen?
Haben Sie verstanden? Worauf warten Sie? Soll ich Ihnen eine schriftliche Einladung geben? Können Sie überhaupt schreiben?
Sie können ein gemeinsames Thema für die ganze Klasse wählen.
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Geschriebene und gesprochene Sprache
Methode: Einzelarbeit oder Partnerarbeit (Satz für Satz)
Dauer: 1 Stunde
Ü
3.6 Milchstraße
An verschiedenen Punkten der Milchstraße beginnt die Reise, um auf einem
gemeinsamen Planeten zu enden.
1. Bilden Sie Gruppen (3 – 5)
2. Jede/r sucht sich einen einfachen
Beruf (Verkäufer, Mechanikerin, ...).
3. Jede/r schreibt eine erfundene Episode aus seinem/ihrem Berufsleben
(ca. 60 – 80 Wörter).
4. Lesen Sie die Texte der anderen in
der Gruppe!
5. Nehmen Sie nun wieder Ihre eigene Episode und setzen Sie diese fort mit dem Ziel,
mit den anderen (in der Handlung) zusammenzukommen!
6. Der Schlusstext muss – nachdem die weiteren Episoden gelesen wurden – gemeinsam
verfasst werden.
Ergebnis: Im Idealfall müsste jeder Einzeltext mit dem gemeinsamen Schluss eine sinnvolle
Handlung ergeben
Dauer: mindestens eine Doppelstunde!
Ü
3.7 Livekommentar (Vorübung)
Schreiben Sie einen Livekommentar (ca. 60 – 80 W.) zu einer Sportart Ihrer Wahl!
Ü
3.8 Sportkommentar
Denken Sie sich nun eine alltägliche Tätigkeit aus (Geschirr abwaschen, auskehren,
Vokabel lernen, ...) und übertragen Sie das
sprachliche Schema Ihres Livekommentars
auf diese Tätigkeit. Die Tätigkeit selbst soll
nicht genannt werden.
Präsentation: Den Text vorlesen, die Klasse
muss erraten, welche Tätigkeit kommentiert wird!
Dauer: 2 Stunden (mit Hausübung)
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Kreatives Schreiben
Ü
3.9 Ein Reiseerlebnis
Erfinden Sie zu folgenden Vorgaben mehrere Geschichten! Wählen Sie immer eine vorgeschlagene Variante. Schreiben Sie einmal in der Ich-Form, dann in der Er/Sie-Form. Wenn
Sie in der 3. Person schreiben, müssen Sie der Person eine Biographie (Lebensgeschichte) geben (Alter, Beruf, ...).
3. Juli: Abfahrt
unangenehme
Begegnung
Langeweile
angenehme
Begegnung
Überraschung
Übernachtung
Terroralarm
Wasser
Taschendieb
Handy läutet
Kommissar
4. Juli: Ankunft
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Ü
3.10 Binäre Geschichte
Vervollständigen Sie die binäre Tabelle nach Lust und Laune; schließlich sollen Sie sich für
einen Weg entscheiden und daraus eine Geschichte machen!
Reise
allein
mit Freunden
PKW
selbst
Zug
PKW
per Anhalter
Abteil leer
Autostopper/in
mitnehmen
was passiert?
Zug
im Abteil sitzt bereits ...
?
... steigt zu
nicht mitnehmen
Fluch
usw.
Ü
3.11 Variante: Partner oder Gruppenarbeit
Sie können sich das Schreiben auch teilen. A beginnt, B setzt nach obigem Schema fort usw.
Ü
3.12 Variante: gemischte Partnerschaften/Gruppen
Falls es in Ihrer Klasse Schüler/innen mit Deutsch als Zweitsprache gibt, können gemischte
Gruppen gebildet werden, wobei einzelne Personen in Ihrer Geschichte in direkten Reden
die Herkunftssprache eines Gruppenmitglieds verwenden. Das Nicht-verstehen-Können
wäre ein reizvoller Impuls für den Handlungsgang der Geschichte.
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Kreatives Schreiben
3.1.2 Einen Gruppenkrimi schreiben
Jetzt schauen wir den Profis über die Schulter. Erinnern Sie sich an die „bevorzugten Eigenschaften“ guter Geschichten aus der Einleitung?
In diesem Abschnitt geht es darum, aus mehreren Kriminalromanen einen neuen zu „basteln“,
und zwar in Gruppenarbeit.
Schematisch sieht das so aus:
wer, was, wann, wo
Inhaltsnotiz
vorstellen
wer, was, wann, wo
Inhaltsnotiz
vorstellen
wer, was, wann, wo
Inhaltsnotiz
vorstellen
wer, was, wann, wo
Inhaltsnotiz
vorstellen
Zur besseren Übersicht finden Sie nach den einleitenden Übungen, auf Seite 51, den Beginn
eines Organigramms, das Sie selbst ergänzen müssen!
Als „Werkzeug“ brauchen wir
a) eine spezielle Lesetechnik („Skimming“ – siehe Kapitel 1.3 Lesetechniken),
b) eine spezielle Schreibtechnik.
Ü
3.13 Lesetechnik (Vorübung)
Stellen Sie fest, ob es sich bei den folgenden Textausschnitten um
a) eine Detektivgeschichte
b) eine Kriminalgeschichte
c) eine Ich-Erzählung
d) eine Er/Sie-Erzählung
handelt.
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Geschriebene und gesprochene Sprache
Ü
3.14 Merkmale suchen
Klären Sie zunächst gemeinsam diese Begriffe und tragen Sie die Kennzeichen in die nachstehende Tabelle ein!
Kennzeichen der
Detektivgeschichte
Kriminalgeschichte
Textausschnitt 1:
Dick Francis, Gefahr. Roman. Aus dem Englischen von Malte Krutzsch. Zürich:
Diogenes 1993 (in originaler Rechtschreibung)
1
5
10
In Bologna war alles zu spät.
Ich bemühte mich, so still wie möglich zu stehen, während Wellen kalter Wut und heißer
Angst an mir zerrten, daß ich hätte durchdrehen können.
Ich stand still ... während ein Menschenleben, das vielleicht von mir abhing, bedenkenlos
von anderen aufs Spiel gesetzt wurde. Stand still inmitten der Trümmer eines fast errungenen Erfolges, einer fast erwirkten Freiheit, einer schon greifbaren Rettung.
Die gefährlichste, heikelste Phase einer jeden Entführung ist die Übergabe des Lösegelds.
In dem Moment, da es den Besitzer wechselt, muß irgend jemand irgendwie aus dem Dunkel heraustreten ... und ein Entführer nähert sich seinem Wasserloch mit größerer Vorsicht
als jedes Tier des Dschungels.
Textausschnitt 2:
Friedrich Glauser: Der Chinese. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Rudolf Bussmann. Zürich: Unionsverlag 1999 (in originaler Rechtschreibung)
1
5
Ü
„Diesmal ist es kein Raubmord“, sagte Studer ärgerlich und begann den Fall des ‚Chinesen‘
aufzurollen. Er erzählte von dem Erschossenen, der auf einem Grabe gelegen sei – und der
Mörder habe offenbar einen Selbstmord vortäuschen wollen. Jedoch sei ein solcher unmöglich, da nicht nur die Kleider des Toten unversehrt und zugeknöpft gewesen seien, trotz des
Herzschusses, sondern da auch, nach Meinung des Doktors Malapelle, der Schuß in einer
Entfernung von mindestens vier Metern abgegeben worden sei ...
3.15 Spannung feststellen
Welchen der beiden Textausschnitte finden Sie spannender? Begründen Sie Ihre Meinung!
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Kreatives Schreiben
Ü
3.16 Schreibtechnik (Vorübung)
Überlegen Sie, welche der beiden folgenden Textcollagen (Fortsetzung bzw. Einbau eines
Originaltextes) gelungen ist, welche eher nicht. Beachten Sie dabei, ob
ã der Satzbau gut angepasst wurde,
ã die Handlung dazu passt bzw. gut fortgesetzt wurde.
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Geschriebene und gesprochene Sprache
Ü
3.17 Checkliste
Ordnen Sie folgende Eigenschaften (ankreuzen) sowohl Text 1 als auch Text 2 zu!
T1
Ich-Erzählung
Er/Sie-Erzählung
einfacher Satzbau
komplizierter Satzbau
gut angepasste Handlung
schlecht angepasste Handlung
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T2
Kreatives Schreiben
An die Tat: Jetzt geht’s los!
Ü
3.18 Schnelles Lesen (Skimming)
Nun geht’s ans Lesen! Besorgen Sie sich einen Kriminalroman (zu Hause, Schulbibliothek,
eventuell ein Romanheft im Supermarkt) und lesen Sie den Beginn (die ersten paar Seiten), den Schluss (um zu wissen, wie er ausgeht) und wahllos da und dort eine Seite aus
dem Inneren. Dann machen Sie sich Notizen in Form einer Inhaltsangabe: worum es geht,
wer der/die Täter ist/sind, welches Verbrechen begangen wurde, wo und wann die Handlung des Krimis spielt (wer, was, wann, wo; siehe Diagramm „Gruppenkrimi“ am Beginn
dieses Unterkapitels!).
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Geschriebene und gesprochene Sprache
Ü
3.19 Textcollage
Variante A
Sie müssen dabei folgende Regeln einhalten:
1. Aus allen mitgebrachten Romanen muss mindestens ein Originaltextausschnitt eingebaut
werden (kopiert, gescannt oder abgeschrieben); Einzelteile können oder müssen durch
Veränderungen allerdings oft angepasst werden.
2. Man einigt sich auf einen Ort und eine Zeit, wenn man nicht mehrere/alle sinnvoll unterbringt.
3. Man einigt sich auf Ich- oder Er-Form, Detektiv- oder Kriminalgeschichte.
4. Man einigt sich auf eine (oder mehrere) Hauptperson(en).
5. Die fehlenden Überleitungen und Handlungen müssen handschriftlich ergänzt werden.
Die fertige Textcollage soll illustriert werden (Handzeichnungen, passende Bilder aus Zeitschriften verwenden ...) und wird für die Klasse lesbar aufbereitet durch Kopieren oder in
Form einer Wandzeitung.
Variante B
Sie müssen dabei folgende Regel einhalten:
Aus allen mitgebrachten Romanen muss mindestens ein Originaltextausschnitt eingebaut
werden (kopiert, gescannt oder abgeschrieben); Einzelteile können oder müssen durch
Veränderungen allerdings oft angepasst werden.
Überlegen Sie, was Sie alles (wer, was, wann, wo) anpassen müssen. Halten Sie Ihre Überlegungen schriftlich fest!
Ü
3.20 Krimi mit Sprachenmischung
Bei gemischtsprachigen Gruppen kann auch ein Krimi in der Herkunftssprache eingebaut werden, wobei ein Teil der Helden eben in einer anderen Sprache spricht. Das
kann reizvoll sein, weil man die eine oder andere Figur immer wieder nach dem Sinn
der Dialoge fragen lassen kann.
Ü
3.21 Bewertung
Bewerten Sie abschließend die Arbeiten der anderen Gruppen!
Bewertungskriterien (vergleichen Sie mit den „bevorzugten Eigenschaften“ aus der Einleitung
zum Kapitel „Kreatives Schreiben“!):
Ist die Geschichte leicht verständlich?
Ist die Handlung zusammenhängend?
Ist sie spannend?
Originelle Einfälle?
Sprachlich gut angepasst?
Qualität der Illustration, des Layouts
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Kreatives Schreiben
Ü
3.22 Text bewerten
Tauschen Sie Ihre Geschichte samt dem „Formular zur Partnerbewertung“ (Sie finden
es im Anhang!) mit einer/einem Mitschüler/in. Ihre/seine Kommentare sollen Ihnen helfen, ein Gefühl für die Qualität des eigenen Textes zu bekommen und ihn gegebenenfalls
zu überarbeiten.
Zusammenfassung
Auch im kreativen Schreiben gibt es Grundregeln, die Texte verständlich machen:
Überlegen Sie daher den gedanklichen Grundaufbau mit Einleitung, Hauptteil und Schluss, ob
die Handlung zusammenhängend ist, ob spannend erzählt wird, originelle Einfälle das Geschehen aufwerten und ob die Sprache dem inhaltlichen Geschehen angepasst ist.
Fassen wir noch einmal zusammen, was wir von den „Profis“ gelernt haben:
Jede spannende Geschichte hat einen gedanklichen Grundaufbau, ein Schema (Einleitung –
Hauptteil – Schluss).
Einleitung:
Fast in allen Geschichten muss zunächst die Hauptfigur in das Geschehen eingeführt werden.
Durch irgendeinen Zufall gerät die Hauptperson in die Handlung oder, anders ausgedrückt,
es taucht ein Problem auf und eine Lösung muss her. In diesem Moment muss die Hauptfigur
klären, was sie persönlich bewegt, bevor sie sich in das Abenteuer stürzt.
Hauptteil:
Auf Reisen oder auf der Flucht kommt oft von ungewöhnlicher Seite Hilfe. Mit Mut, Vertrauen und persönlichem Einsatz stellt sich der/die Held/in den Prüfungen. Dabei muss in
jeder Geschichte eine Klippe – die Schlüsselstelle, der Höhepunkt – überwunden werden.
Der Höhepunkt ist zugleich jene Stelle, wo die höchste Spannung herrscht. Hier entscheidet
sich das Schicksal der Figuren: Wer geht unter, wer entkommt? Wer lernt aus der Situation,
wer nicht? Wer zieht einen Vorteil aus den Umständen, für wen ergeben sich Nachteile usw.
Schluss:
Entspricht dem Abspann im Film. Die Spannung wird gelöst, letzte Fragen werden geklärt, die
Ordnung ist wieder hergestellt, man kehrt zur Routine des Alltags zurück.
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Geschriebene und gesprochene Sprache
3.2
Über das Verfassen von Texten
Was macht einen Text aus, den man gerne liest?
Muss er
ã viele Wortwiederholungen aufweisen?
ã langweilig formuliert sein?
ã unzusammenhängend sein?
ã Gedankensprünge aufweisen?
oder soll er
ã leicht lesbar,
ã klar formuliert,
ã abwechslungsreich,
ã verständlich sein?
Ü
3.23 Persönliche Schreiberfahrungen
Ergänzen Sie die beiden Aufzählungen mit Ihren persönlichen Erfahrungen beim Lesen
allgemein und beim Schreiben von Schriftstücken!
Die Gliederung
Grundsätzlich gilt für (fast) alle Textsorten die Gliederung:
Einleitung
Hauptteil
Schluss
Die Einleitung
sollte einen kurzen Überblick über die Ausgangssituation geben: Worum geht es? Wann und
wo spielt sich die Geschichte ab? Um das Ganze auch spannend zu machen, wird zu Beginn
noch nicht viel verraten.
Zum Beispiel: Nach einem unruhigen Schlaf schleppte ich mich die Stiege hinunter zum Bad.
Irgendwie war alles an diesem Tag ein bisschen anders als sonst. Sogar meine Schwester gab
sich von ihrer besten Seite und ließ mir den Vortritt, wo sie doch sonst stundenlang nicht aus
dem Badezimmer zu locken war. Der festlich gedeckte Frühstückstisch verriet dann, dass ja
heute mein Geburtstag war …
Der Hauptteil
entfaltet dann die Handlung. Schrittweise wird die Spannung gesteigert. Durch Beschreiben
dramatischer Situationen oder komischer Handlungen kann der Text unterhaltsam und
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Verfassen von Texten
spannend werden. Sie müssen aber bedenken, dass Ihre Leserschaft Ihre Gedanken nicht
erraten kann. Gestalten Sie daher Einzelheiten, Beobachtungen möglichst genau und logisch
nachvollziehbar, um den Zusammenhang herzustellen und die Spannung zu erhöhen.
Ü
3.24 Vom Stichwortkonzept zum Text
1. Notieren Sie in Stichworten, was alles bei einer Geburtstagsfeier ungewöhnlich sein
oder schief laufen könnte (z. B. das Gartenfest fällt ins Wasser, weil ein Gewitter die Vorbereitungen zunichte werden lässt; die Geburtstagstorte explodiert; ungebetene Gäste
kommen und essen das Buffet leer; es kommt jemand, den man am wenigsten erwartet
hätte; ein ungewöhnliches Geschenk ...).
2. Erstellen Sie aus Ihrer Gedankensammlung ein stichwortartiges Konzept, wie die Geschichte ablaufen könnte!
3. Tauschen Sie Ihr Konzept mit jemand aus der Klasse und schreiben Sie anhand des getauschten Konzeptes einen Text!
Der Schluss
Hier erfolgt die Lösung des Problems und die Auflösung der Spannung. An das Ende kann
dann noch eine gelungene und zur Geschichte passende Pointe gesetzt werden.
Erzählen Sie in diesem Abschnitt Ihres Textes nicht mehr allzu ausführlich, sondern fassen
Sie kurz und prägnant in einer treffenden Schlussbemerkung nochmals Wichtiges zusammen
oder etwas, was zum Weiterdenken anregt.
Der Satzbau
Je abwechslungsreicher der Satzbau eines Textes ist, desto besser lässt er sich lesen.
Achten Sie daher bei Satzreihen (Hauptsatz – Hauptsatz) auf unterschiedliche Satzanfänge:
ã zu Beginn – zuerst
ã danach – nach wenigen Augenblicken
ã im nächsten Moment –
ã kurze Zeit später –
ã aus heiterem Himmel –
ã schließlich –
Setzen Sie fort!
Vorteilhafter ist es, wenn Sie Satzgefüge (Hauptsatz – Nebensatz) verwenden.
Wir spielten Fußball. Plötzlich kam ein
Gewitter ...
Als unser Stürmer gerade knapp vor dem
gegnerischen Tor seine Torchance verwirklichen wollte, brach der Schiri das Spiel
wegen eines Wolkenbruchs ab.
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Geschriebene und gesprochene Sprache
Vermeiden Sie Wortwiederholungen:
Welche Begriffe kennen Sie noch? Setzen Sie ein!
sagen
rufen, antworten, erwidern, äußern, brüllen
gehen
singen
nervös
Nützlich können sich dabei Synonymenwörterbücher (sinn- und sachwerwandte Wörter)
erweisen oder die Thesaurus-Funktion Ihres Schreibprogramms (UmschaltF7).
In welcher Zeitform soll ein Text geschrieben werden?
In Aufsätzen (Bildergeschichte, Erlebnisaufsatz etc.) generell wird das Präteritum (die
Mitvergangenheit) verwendet. Erzählen Sie etwas, was zeitlich noch weiter zurückliegt, dann
verwenden Sie das Plusquamperfekt (die Vorvergangenheit).
Beispiel: Die Tour war für mich eine echte Herausforderung. Zwar hatte ich dafür hart trainiert, aber ...
Inhaltsangabe: Präsens (Gegenwart) – greifen Sie aber auf ein Ereignis zurück, das sich zeitlich vorher zugetragen hat, verwenden Sie das Perfekt (die Vergangenheit).
Beispiel: Es handelt sich um eine Person, die vor einigen Jahren einen Banküberfall durchgeführt hat.
In Beschreibungen wird das Präsens verwendet.
In Fortsetzungsgeschichten, Nacherzählungen oder bei der Ausgestaltung eines
Erzählkerns wird die Zeitform der Vorlage verwendet.
Besondere Stilmöglichkeiten:
Es ist in erzählenden Texten auch möglich, vom Perfekt in das Präsens zu wechseln. Das Präsens vermittelt dann den Eindruck von Direktheit und geballter Spannung:
Beispiel: Wir haben uns mühsam und vorsichtig an das Gebäude herangeschlichen, als direkt
unter mir der Boden nachgibt ...
Zusammenfassung
Texte sollten übersichtlich gegliedert sein in Einleitung, Hauptteil und Schluss.
Ein Text ist dann interessant zu lesen, wenn Satzanfänge und Sätze abwechslungsreich formuliert sind und Wortwiederholungen vermieden werden.
In Erlebnisaufsätzen wird das Präteritum verwendet, Inhaltsangaben, Beschreibungen werden
im Präsens verfasst. Werden Texte fortgesetzt oder nacherzählt, dann wird die Zeitform der
Vorlage verwendet.
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Die Beschreibung
Lernzielkontrolle: Über das Verfassen von Texten
Kreuzen Sie die richtigen Antworten an!
Gute Texte sollten
a) interessant zu lesen sein,
b) viele Wortwiederholungen aufweisen,
c) gut gegliedert sein.
Vor dem Schreiben einer spannenden Geschichte
a) überlege ich, welche Personen was tun sollen,
b) überlege ich nicht viel und schreibe drauf los,
c) denke ich mir den Verlauf der Handlung aus.
Ist es erlaubt, vom Perfekt in das Präsens zu wechseln?
a) Nein
b) Ja, wenn der Eindruck von direkter Spannung vermittelt werden soll.
3.3
Die Beschreibung
Beschreiben von Personen
Ü
3.25 Kriterien für eine Personenbeschreibung
Worauf kommt es bei einer Täterbeschreibung an? Nennen Sie Kriterien, die eine Personenbeschreibung haben sollte!
Ü
3.26 Phantombild
Bilden Sie Zweiergruppen: Eine Schülerin beschreibt eine Person so, dass z. B. ein Mitschüler
eine Phantomzeichnung von der beschriebenen Person anfertigen kann.
Eine Beschreibung soll
ã informierend,
ã sachbetont
und
ã wirklichkeitsnah
sein. Deutungen und Wertungen sollten vermieden werden. Gegenstandsbeschreibungen werden im Präsens verfasst.
Sichtbare Merkmale eines Menschen sollen sachlich und anschaulich wiedergegeben werden.
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Geschriebene und gesprochene Sprache
Erste Informationen zur Person:
ã Geschlecht,
ã Alter,
ã Größe,
ã allgemeine Erscheinung (z. B.: gepflegt; unrasiert; ...)
Charakteristische Merkmale einer Person:
ã Kopfform (hohe Stirn)
ã Gesicht (markante Nase; blaue Augen)
ã Haarfarbe und Frisur (streng zurückgekämmtes Haar, gelbe Dreadlocks)
ã Körperbau, Haltung (schlank, gedrungen, muskulös, gebückt)
ã Kleidung (legere Jeans, Business-Kostüm, Abendkleid, Firmen-Overall, Arbeitshose)
Wählen Sie genaue und treffende Adjektive, beschreiben Sie charakteristische Merkmale.
Aus der Fülle der Einzelheiten soll das Wichtigste so herausgearbeitet werden, dass ein Bild
entsteht, welches man sich vorstellen kann, ohne die Person je gesehen zu haben. Formulieren
Sie gegen Schluss Ihrer Personenbeschreibung Ihren persönlichen Gesamteindruck, den Sie
haben.
Der international gefeierte und mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnete japanische Autor Haruki Murakami beschreibt in seinem Roman „Afterdark“ die handelnden
Personen so:
1
5
10
15
„Sie sitzt allein an einem Vierertisch und liest in einem Buch. Sie trägt einen grauen Parka
mit Kapuze, Blue Jeans und verblichene gelbe Turnschuhe, die sicherlich schon viele Male
gewaschen wurden. Über der Lehne des Stuhls neben ihr hängt eine Stadionjacke, die auch
nicht neu aussieht. Dem Alter nach könnte das Mädchen im Erstsemester sein. Keine Schülerin, auch wenn sie noch etwas Schulmädchenhaftes an sich hat. Ihre Haare sind schwarz,
kurz und glatt. Kaum Make-up, kein Schmuck. Sie hat ein schmales kleines Gesicht und
trägt eine dunkelgrüne Brille. Von Zeit zu Zeit runzelt sie die Stirn, sodass eine ernste Falte
zwischen ihren Brauen steht. [...]
Die automatische Eingangstür geht auf, und ein großer, schlaksiger junger Mann betritt
das Lokal. Schwarze Lederjacke, zerknitterte olivgrüne Chinos, braune Boots. Sein Haar
ist ziemlich lang und strähnig. Vielleicht hat er seit einigen Tagen keine Gelegenheit gefunden, es zu waschen. Vielleicht ist er auch gerade durch irgendein Dickicht gekrochen. Oder
vielleicht ist es für ihn auch ein normaler Zustand, wirres Haar zu haben. Er ist eher dünn,
schlank und erweckt den Eindruck, als ernähre er sich nicht richtig. Er trägt einen großen
schwarzen Instrumentenkoffer bei sich. Ein Blasinstrument. Außerdem schleppt er eine
schmutzige Tasche herum, anscheinend voller Noten und anderer Dinge. Auf der rechten
Wange hat er eine tiefe Narbe, sie ist kurz und scheint von einem spitzen Gegenstand zu
stammen. Sonst ist nichts auffällig an ihm. Ein ganz durchschnittlicher junger Mann. Er
wirkt wie ein gutmütiger, aber tapsiger Mischlingshund, der sich verlaufen hat.“
Quelle: Haruki Murakami: Afterdark. Roman. Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe. btb-Verlag: München 2007, S. 10 ff.
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Die Beschreibung
Beschreiben von Gegenständen
Einleitung:
Beschreiben Sie den Gegenstand/das Gerät.
Hauptteil:
Beschreiben Sie die auffälligsten Merkmale
und weitere wichtige Eigenschaften wie Größe, Form,
Farbe etc.
Schluss:
Geben Sie Hinweise auf die Funktion des Gegenstandes.
Es handelt sich um ...
Das Gerät fällt durch ... auf und misst ... in der Länge.
Die Breite beträgt ...
Weiters hat das ... auch ...
Es dient vor allem zur ...
Das Gerät wird hauptsächlich für ... verwendet.
Beispiel für eine Beschreibung:
Diskutieren Sie Stil und Rechtschreibung: Was fällt Ihnen dabei auf?
Entnahmespachtel
zum einfachen Öffnen und
restlosen Entleeren von Futterdosen
Aufkippen der Lasche:
schonend für Ihre Fingernägel
Einfaches und schnelles öffnen
der Futterdose
Restloses entleeren
der Futterdose
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Geschriebene und gesprochene Sprache
Die Gebrauchsanweisung
Nennen Sie die wichtigsten Kriterien einer Gebrauchsanweisung und untersuchen Sie die
unten stehende Gebrauchsanweisung auf Rechtschreibfehler!
Korrespondiert die Grafik mit dem Text? Könnte der Text noch besser formuliert werden?
Entnahmespachtel
zum einfachen Öffnen und
restlosen Entleeren von Futterdosen
Aufkippen der Lasche:
Das Ende der Entnahmespachtel
unter die Lasche schieben und nach
oben aufkippen
der Deckel klappt nach unten
Schonend für Ihre Fingernägel!
Öffnen der Dose:
Die Lasche am Stiel der Spachtel einhängen und den Deckel von der dose
ziehen
Praktisch, sauber, einfach und schnell!
Entleeren von Futterdosen:
Die obere Kante der Entnahmespachtel unter den Rand ansetzen und so
die Reste hinter dem Rand der Futterdose entfernen
Durch die scharfe Bodenkante werden
auch die Reste am Boden entnommen
restloses hygienisches Entleeren Ihrer
Futterdose!
Die Entnahmespachtel ist aus lebensmittelechtem Kunststoff gefertigt
Durch die glatte Oberfläche ist die Entnahmespachtel sehr leicht zu reinigen
Spülmaschinengeeignet!
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Die Beschreibung
Die Gebrauchsanweisung beschreibt die Funktion eines Gerätes. Jemand, der noch nie so ein
Gerät gehandhabt hat, soll in dessen Funktionsweise eingeführt werden und alles auch auf
Anhieb und ohne weitere Hilfe verstehen. Formulieren Sie daher klar und verständlich!
Nennen Sie das Gerät und dessen Funktion. Es handelt sich um einen Getränkeautomaten.
Beschreiben Sie das Gerät detailliert und
bezeichnen Sie die Einzelteile, deren Lage
(oben, unten, vorne, hinten, links, rechts).
Erklären Sie die einzelnen Bedienungsschritte in der richtigen zeitlichen Reihenfolge.
Zusätzliche Hinweise:
Bei Gebrauchsanweisungen für technisches
Gerät dürfen Sicherheitshinweise sowie
Pflegetipps nicht fehlen.
Wählen Sie am Display in der Mitte des
Automaten Ihr Wunschgetränk. Am rechten
äußeren Rand befindet sich der Münzeinwurf.
Sie können sprachlich wählen:
a) man: Man wähle ...
b) direkte Aufforderung: Nehmen Sie ...
c) neutraler Infinitiv: Zunächst ist ... zu wählen.
Vor dem Öffnen des Gerätes müssen Sie die
Stromzufuhr unterbinden.
Verwenden Sie für die Reinigung nur die
vom Hersteller empfohlenen Pflegemittel!
Die Vorgangsbeschreibung
(Bastelanleitungen, Kochrezepte, Spielbeschreibungen)
Informieren Sie zuerst, welche Materialien besorgt und welche Vorbereitungen getroffen werden müssen:
Beispiel: Wir bauen einen Solarkocher.
Sie benötigen dazu folgende Materialien: Holzleisten für den Rahmen; Bretter (Länge, Breite und Stärke angeben!) für die Seitenteile, Aluminiumblech, schwarzen Lack, Glasscheiben,
Dämmmaterial, Pinsel, Zange ...
Beschreiben Sie den Arbeitsvorgang:
Beachten Sie dabei die Reihenfolge der einzelnen Arbeitsschritte:
ã Was wird zuerst gemacht?
ã Was geschieht danach?
ã Was läuft gleichzeitig ab? (z. B. bei Kochrezepten)
ã Beenden Sie die Vorgangsbeschreibung mit einer kurzen Information über den Erfolg oder
das Ergebnis des Vorgangs.
Ü
3.27 Anleitung zum Bau eines Solarkochers erstellen
Recherchieren Sie im Internet und verfassen Sie mittels dieser Informationen eine Anleitung zum Bau eines Solarkochers! Vergessen Sie nicht, das Ganze mit Bildern und Skizzen
anschaulich zu machen!
Ü
3.28 Kochrezept für die Lieblingstorte
Besorgen Sie sich das Rezept für Ihre Lieblingstorte und erstellen Sie eine grafische Anleitung!
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Geschriebene und gesprochene Sprache
Zusammenfassung
Beschreibungen sollen
ã informierend
ã sachlich
ã wirklichkeitsnah sein.
Es gibt
ã Personenbeschreibungen,
ãGegenstandsbeschreibungen,
ã Vorgangsbeschreibungen (Gebrauchsanleitungen, Kochrezepte, Spielanleitungen).
Zeitformen
Hauptzeiten:
Perfekt/Vergangenheit
Präsens/Gegenwart
Futur/Zukunft
Präteritum/Mitvergangenheit
Futur exakt/Vorzukunft
Nebenzeiten:
Plusquamperfekt/Vorvergangenheit
Aufsätze, Bildgeschichten, Erlebnisaufsätze, Inhaltsangaben, Beschreibungen werden im Präsens
geschrieben.
Fortsetzungsgeschichten, Nacherzählungen, Erzählkerngestaltung: Zeitform der Vorlage verwenden!
Lernzielkontrolle: Verfassen von Texten und Beschreibungen
Kreuzen Sie die richtigen Antworten an!
In welcher Zeitform werden Inhaltsangaben und Beschreibungen prinzipiell geschrieben:
a) in der Vorzukunft
b) in der Vergangenheit
c) in der Gegenwart
Texte sollen
a) möglichst genau und unübersichtlich sein,
b) gut gegliedert sein,
c) verständlich formuliert sein,
d) viele Wortwiederholungen aufweisen, weil man sich dann wenig merken muss.
62
Der Bericht
3.4
Der Bericht
Unfallbericht, Wetterbericht, Testbericht, ... setzen Sie fort!
Ein Bericht ist eine klare, sachliche Information. Er stellt den Ablauf eines Geschehens detailliert
dar. Es müssen daher alle wichtigen Begleitumstände angegeben werden. Der Stil ist sachlich,
weil der Informationswert wesentlich ist.
Beispiel für einen Unfallbericht:
Beantworten Sie vorerst die so genannten „W-Fragen“:
Wer
war an dem Unfall beteiligt?
PKW-Lenkerin Susanna W. und Vespa-Lenkerin
Claudia H.
Wann
hat er sich ereignet?
gestern, am .... 200., um 13:45 Uhr
Wo
war der Unfall?
Was
ist passiert?
vor dem Bundesschulzentrum in ...
Wie
hat sich der Unfall zugetragen?
Die PKW-Lenkerin hat den Vorrang missachtet und
dabei die Vespa-Fahrerin übersehen und angefahren,
wodurch diese zu Sturz gekommen ist.
Welche Folgen
hat der Vorfall?
Claudia H. erlitt Abschürfungen und Prellungen und
wurde in das Landeskrankenhaus in ... eingeliefert.
An den Fahrzeugen entstand Blechschaden.
Die PKW-Lenkerin hat die Vespafahrerin von links
angefahren.
Im nächsten Schritt erstellen Sie eine Gliederung:
Einleitung
Geben Sie einen knappen Gesamtüberblick über
das Unfallgeschehen und eine kurze Antwort auf
die Fragen wer? wann? was? wo?
Hauptteil
Sie berichten ausführlich über den Unfallhergang:
chronologische, detaillierte Ausführung der Frage
„wie kam es dazu?“
Gehen Sie auf eventuelle Hintergründe des Unfalls ein
oder auf die Folgen, die sich aus dem Unfall ergeben.
Schluss
Jetzt wird der Bericht geschrieben:
Achten Sie auf eine sachlich-nüchterne Sprache und vermeiden Sie persönliche Meinungsäußerungen, Wertungen und Gefühlsausbrüche.
63
Geschriebene und gesprochene Sprache
Zeit: Verwenden Sie das Präteritum/die Mitvergangenheit. Wollen Sie die Vorgeschichte oder
Hintergründe, die schon zeitlich zurückliegen, darstellen, verwenden Sie das Plusquamperfekt/
die Vorvergangenheit. Zur Angabe des gegenwärtigen Standes formulieren Sie im Präsens und
wenn Sie zukünftige Folgen erwähnen, das Futur.
3.29 Europäischer Unfallbericht
Über Versicherungen oder das Internet ist es möglich, den europäischen Unfallbericht
zu bekommen. Lesen Sie dieses Formular genau durch und überlegen Sie, ob Sie in der
Aufregung nach einem Unfall auch alle Fragen beantworten könnten.
Ü
Ü
3.30 Unfallbericht
Verfassen Sie einen Unfallbericht an die Versicherung!
Gabelstaplerfahrer Friedrich ist damit beschäftigt, eine Lieferung Fertigparkett vom LKW
in die Lagerhalle zu transportieren. Der Job soll rasch erledigt werden, da auch noch andere Transporter auf Entladung warten. Vor der Trocknungsanlage versperrt ihm ein Haufen
Verpackungsmaterial den Weg. Was Friedrich nicht sieht, ist der Umstand, dass auf der von
ihm nicht einsehbaren Seite Igor Weber damit beschäftigt ist, das Verpackungsmaterial und
Leerpaletten wegzuräumen. „Wahnsinn, so habe ich mich noch nie geschreckt“ – erklärte
der geschockte Staplerfahrer F., als er plötzlich Schmerzensschreie vernahm und den am
Boden liegenden Mitarbeiter W. erspähte. „Ich wollte F. den Einsatz erleichtern und habe
mit aller Kraft das Material wegziehen wollen. Dabei riss ein Verpackungsband und dadurch
hat es mich gegen den vorbeifahrenden Stapler geschmissen“ – erläuterte W., der aus der
Oststeiermark stammt, den Unfall und seine Folgen: „Gott sei Dank habe ich nur Prellungen und eine Platzwunde am Hinterkopf. Nicht auszudenken, wenn mich der Stapler
niedergewalzt hätte“. Der Betriebsarzt ließ den Verunfallten dennoch in das Krankenhaus
einliefern, weil er innere Verletzungen vermutete.
3.5
Das Protokoll
Sitzungsprotokoll, Ergebnisprotokoll,Verhandlungsprotokoll, Projektprotokoll ... setzen Sie fort!
Siehe auch das Beispielprotokoll im Kapitel 2.1 „Klassenrat“ auf Seite 29.
In einem Protokoll geht es um die wichtigsten Aussagen in einer Verhandlung, einer Besprechung, Diskussion oder einem Gespräch. Es können aber auch die wesentlichen Schritte z. B.
bei einem Experiment, Projekt oder einem Unfall festgehalten werden.
Klassenkonferenzen, Gerichtsverhandlungen, Gemeinderatssitzungen etc. werden grundsätzlich protokolliert.
64
Das Protokoll
Jedes Protokoll muss Angaben enthalten über
Protokoll über die Besprechung ...
am: 11. November 200.
um: 10:30 Uhr
Ort: Großer Sitzungssaal in ...
anwesend: Alex Chief (Vorsitz)
Gerlinde Gruber
abwesend: Peter Pfeiffer (Prokurist)
Tagesordnung
1. Bericht der Geschäftsleitung
2. Änderung der Arbeitszeit
3. Verschiedenes
zu 1.: ....
Graz, am 11. 11. 200., 12 Uhr
Verena Grosz (Protokoll)
Alex Chief (Vorsitz)
ã den Ort,
ã das Datum,
ã die beteiligten Personen,
ã abwesende Personen (entschuldigt/nicht
entschuldigt),
ã die Protokollführerin/den Protokollführer
(Name),
ã den Sitzungsablauf (Tagesordnung),
ã Angaben über Beginn und Ende der Sitzung,
ã Unterschrift der Protokollführerin/des
Protokollführers und jener Person, die den
Vorsitz führt.
Das Protokoll kann im Präsens, aber auch im Präteritum verfasst werden.
Die Sprache ist sachlich.
Es gibt drei Möglichkeiten, ein Protokoll zu führen:
Das Verlaufsprotokoll
enthält die wichtigsten Aussagen einer Diskussion/eines Redeverlaufs in der korrekten zeitlichen Abfolge. Redebeiträge werden wortwörtlich oder stichwortartig in ihren Hauptaussagen
mit Angabe der Person, die das gesagt hat, wiedergegeben.
z. B.:
Zeuge A: ....
Zeugin B: ...
Staatsanwalt: ...
Anwalt von Zeugin B: ...
Beschluss: ...
Unterschrift der Protokollführerin
Zeuge A berichtet über den erschreckenden
Umsatzrückgang, dessen Ursache er im zu
hohen Verkaufspreis sieht. Um die Firma zu
retten, musste er den zuständigen Mitarbeiter
entlassen, wodurch ...
Das Ergebnisprotokoll (Beschlussprotokoll)
fasst lediglich wichtige Beschlüsse oder Ergebnisse zu den besprochenen Themen zusammen.
Einzelne Redebeiträge werden nicht erfasst.
z. B.: Ergebnisse/Beschlüsse: 1. ... (einstimmig);
2. ... (sieben zu zwei Gegenstimmen, eine Enthaltung);
3. ... (eine Gegenstimme);
Unterschrift der Protokollführerin/des Protokollführers.
65
Geschriebene und gesprochene Sprache
Beispiel für ein Ergebnisprotokoll:
Zu Tagesordnungspunkt 3:
Der starke Umsatzrückgang muss nach Meinung der Geschäftsleitung durch Abbau von Arbeitsplätzen und
Neuorganisation der Arbeitsbereiche aufgefangen werden. Vorher muss geprüft werden, ob durch Bestandsminderungen und verbesserte Lagertechnik Kosten im Lagerbereich eingespart werden können. Bis zum 17.
Dezember muss das Team C der Geschäftsleitung einen Bericht vorlegen.
Das Versuchsprotokoll
wird bei wissenschaftlichen Experimenten gebraucht und enthält neben konkreten Aufgabenstellungen den Verlauf des Experiments in der zeitlichen Reihenfolge. Das Ergebnis wird
schließlich dokumentiert und bewertet (Bestätigung oder Widerlegung der vorgegebenen
Hypothese).
Redewiedergabe in Berichten und Protokollen
Wörtliche Rede
Indirekte Rede
Textparaphrase
In der wörtlichen Redewiedergabe wird die originale
Aussage unverändert übernommen und unter Anführungszeichen gesetzt.
Mit der indirekten Rede
wird verdeutlicht, dass die
wiedergegebene Aussage nicht von einem selbst
stammt. Es kann auch verdeutlicht werden, dass die
vorgetragene Meinung nicht
mit der eigenen übereinstimmen muss.
Die Textparaphrase ist die
freieste Form der Textwiedergabe. Der Inhalt der
Vorlage wird konsequent mit
eigenen Worten formuliert.
Hans Krankl: „Wir müssen
gewinnen, alles andere ist
primär.“
Tamara erzählt, ihr Urlaub
sei aufregend gewesen.
Sie sagten, sie hätten schöne
Ferien gehabt.
Nachdem der Protokollführer nach einer stundenlangen Konferenz vom Direktor gefragt wurde, warum er
nicht mitschreibe, antwortete er gelangweilt, es sei bis
jetzt noch kein sinnvoller
Redebeitrag geleistet worden.
Die Telefonnotiz
Im beruflichen Alltag gibt es viele persönliche Gespräche wie telefonische Auskünfte, Nebenabsprachen, Änderungswünsche für einen Auftrag und vieles mehr. Solche Akten- oder
Gesprächsnotizen werden dem bestehenden Schriftwechsel beigefügt. Sie dienen sowohl als
Gedächtnisstütze als auch als Unterlage für weitere Bearbeitungen. Bei Unklarheiten oder im
Streitfall können sie wichtige Belege sein.
Tag, Uhrzeit, Art des Gesprächs, Gesprächspartner und stichwortartiger Gesprächsinhalt
sollten notiert werden.
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Das Protokoll
Beispiel für eine Telefonnotiz:
Gesprächsnotiz
über das Telefonat mit ................ von Fa. ...... in ....... Tel.: .........
am ........
um ..... Uhr
aufgenommen wurde das Gespräch von ...
Gesprächsinhalt: ......................................................................................................................................
.....................................................................................................................................................................
.....................................................................................................................................................................
.................................................................................................................Paraphe/Unterschrift
Rückruf
° erbittet
ruft wieder an
° wünscht Besuch
° zur Kenntnisnahme
° zur Bearbeitung
°
Ü
3.31 Gesprächsnotiz
Verfassen Sie eine Gesprächsnotiz an Ihre Kollegin!
Sie erhalten am 20. März 200. um 11:20 Uhr einen Anruf von einer Kundin (Gerlinde Hasibeder) und werden von ihr gebeten, den Auftrag 085007 dahingehend zu verändern, dass
statt der Kunststoffgleiter die qualitativ besseren Kugellagerrollen für die bestellten Bürocontainer verwendet werden sollen.
Da Sie den Auftrag nicht bearbeiten, die zuständige Sachbearbeiterin (Klara Wäschi) sich
aber gerade im Außendienst befindet, versprechen Sie Klärung in der Angelegenheit (ob
grundsätzlich möglich; Preisaufschlag?) und Rückruf innerhalb des nächsten Tages.
Ü
3.32 Aktennotiz
Sie haben im Internet recherchiert und stoßen auf einen Anbieter, der eine Erfindung, die
aus Ihrer Firma stammt, als sensationelle Neuheit bewirbt und anbietet. Da Ihre Firma
dieses Produkt aber schon seit drei Jahren erfolgreich auf dem Markt positioniert hat und
auch das Kopierrecht besitzt, sehen Sie einen Verstoß gegen das Urheberrecht ...
Teilen Sie Ihre Vermutung der Geschäftsleitung formlos (Aktennotiz) mit!
67
Geschriebene und gesprochene Sprache
Zusammenfassung
Bericht:
ã sachlich
ã klar
ã das Wichtigste
ã „W-Fragen“
ã Präteritum
Er sollte so abgefasst sein, dass sich die Leserin/der Leser über den
berichteten Vorfall selbst ein Urteil bilden kann. Das erfordert eine genaue, sachliche und wahrheitsgetreue Darstellung. Diese sollte knapp,
aber vollständig und eindeutig sein. Beurteilungen und Wertungen
sollten vermieden werden. Zeit: Präteritum.
Ein Protokoll ist eine detailgetreue Mitschrift. Man unterscheidet: Verlaufsprotokoll, Ergebnis (Beschluss-)Protokoll, Versuchsprotokoll. Für ein Protokoll können das Präsens oder
das Präteritum verwendet werden. Die Redewiedergabe erfolgt in der direkten Rede. Soll
betont werden, dass es sich um die Meinung einer anderen Person handelt, verwendet man
die indirekte Rede. In einer Paraphrase wird der Inhalt der Vorlage konsequent mit eigenen
Worten formuliert.
Die Telefon- oder Gesprächsnotiz ist die formlose Wiedergabe von Inhalten, z. B. innerhalb eines Betriebes.
Lernzielkontrolle: Bericht und Protokoll
Kreuzen Sie die richtigen Antworten an!
Ein Bericht sollte geschrieben sein:
a) sachlich
b) emotional
c) genau
d) in der Mitvergangenheit
Ein Protokoll enthält am Ende immer
a) eine Einladung,
b) eine Zusammenfassung,
c) die Unterschrift der Schriftführerin/des Schriftführers.
3.6
Tatsachenorientierte journalistische Textformen
Tatsachenorientierte journalistische Textformen sind:
ã Nachricht
ã Bericht
ã Reportage
ã Interview
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