Au-Pair - Weltweiser

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Au-Pair
präsentiert von
weltweiser®
Zahlen | Fakten | Tipps
USA – typisches Zielland deutscher Au-Pairs
beliebt außerdem: europäische Länder wie
Großbritannien, Irland, Frankreich oder Spanien
Programmgebühr für USA und Europa: ab 150 €
Unterkunft, Verpflegung und
Taschengeld zahlt die Gastfamilie.
Volljährigkeit und Erfahrung in der
Kinderbetreuung werden vorausgesetzt.
Demi-Pair-Programme in Australien, Neuseeland
und Kanada ermöglichen die Kombination
von Au-Pair-Aufenthalt und Sprachkurs.
Viele Gastfamilien wünschen sich ein Au-Pair
mit Führerschein.
auch was für junge Männer
Kurzprogramm: Sommer-Au-Pair
für zwei oder drei Monate
Tipps
»
Überlege dir gut, ob das Leben in einer Gastfamilie und die tägliche Arbeit mit Kindern und im Haushalt das Richtige für dich ist. Erfahrungen im Bereich Kinderbetreuung kannst du nicht nur durch Babysitten sammeln, sondern zum Beispiel auch durch ein Praktikum
im Kindergarten, Mitarbeit in Jugendgruppen, Nachhilfeunterricht oder bei Ferienfreizeiten. Erkundige dich, ob du die Reisekosten in
dein Wunschland selbst zahlst oder ob diese von der Gastfamilie übernommen werden.
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Ein amerikanischer Sommer
Als Kinderbetreuerin in einem Summer Camp
Seit einigen Jahren schon war es mein größter Wunsch, nach dem Abi
ins Ausland zu gehen, etwas Besonderes zu erleben und meine Englischkenntnisse zu verbessern. Um meine Eltern langsam auf meine
Pläne vorzubereiten, schnitt ich das Thema „Auslandsaufenthalt nach
dem Abi“ schon recht früh an. Fest stand für mich, dass ich in die USA
gehen wollte und dass meine Arbeit etwas mit Kindern zu tun haben
sollte. Ein Aufenthalt als Au-Pair kam für mich jedoch nicht infrage.
Welche Alternative gab es also? Bei meiner Internetrecherche stieß ich
auf die Möglichkeit, als Kinder- und Jugendbetreuerin in einem Summer Camp in den USA zu arbeiten. Das war genau das, wonach ich
gesucht hatte!
„Auch die Bereitschaft, auf
Privatsphäre zu verzichten und
als Teamplayer die anderen Teilnehmer zu unterstützen, ist ein
Bestandteil des Jobs.“
Jedes Jahr verbringen viele amerikanische Kinder und Jugendliche einen Großteil ihrer Ferien in einem Summer Camp und werden dort in
einzelnen Gruppen von sogenannten Camp Counselors bei verschiedensten Freizeitaktivitäten, Veranstaltungen und Ausflügen betreut.
Um als Camp Counselor in den USA arbeiten zu dürfen, muss man
verschiedene Voraussetzungen erfüllen: Es wird erwartet, dass man
volljährig ist, gute Englischkenntnisse besitzt, sehr gute Kenntnisse
in einer bestimmten Sportart bzw. einer künstlerischen Tätigkeit mitbringt, mindestens neun Wochen Zeit hat, um in den USA zu arbeiten,
keine Eintragungen im polizeilichen Führungszeugnis aufweist und
einen gültigen Reisepass hat. Zu diesen Kriterien kommen noch persönliche Anforderungen wie Flexibilität und Anpassungsvermögen
hinzu, vor allem vor dem Hintergrund der sehr langen Arbeitszeiten,
die sich nicht selten von 7:30 bis 22 Uhr erstrecken. Auch die Bereitschaft, auf Privatsphäre zu verzichten und als Teamplayer die anderen
Teilnehmer zu unterstützen, ist ein Bestandteil des Jobs.
Da ich die Voraussetzungen für einen Job als Camp Counselor erfüllte,
stand für mich im Grunde schon alles fest. Ich reichte meine Bewerbung bei der deutschen Austauschorganisation im Oktober ein, und
von da an verging die Zeit wie im Flug: Ende Oktober wurde ich bereits in das Programm aufgenommen und Mitte November erhielt ich
die Aufnahmebestätigung für den kommenden Sommer im „Hidden
Valley Camp“ in Maine. Meine Vorfreude war groß und ich erhielt von
nun an in regelmäßigen Abständen E-Mails von meiner Austauschorganisation zu diversen Vorbereitungsmaßnahmen, wie zum Beispiel
zu den Visumsmodalitäten, zur Flugbuchung, zur Versicherung und
zu organisatorischen Angelegenheiten. Über eine Facebook-Gruppe
konnte ich schon frühzeitig alle Mitglieder des „Hidden Valley Camp“Teams kennenlernen. Kurzum: Die Monate vor der Abreise vergingen
schnell, das Abi war geschafft, alle Vorbereitungen getroffen und es
konnte losgehen.
Nach einer kleinen Abschiedsrunde mit meinen Freunden flog ich
Anfang Juni nach Boston, Massachusetts. Der Abschied von meinen
Freunden fiel mir nicht allzu schwer, da wir wussten, dass wir in Kontakt bleiben würden. Als ich mich jedoch vor dem Security-Bereich
am Flughafen von meinen Eltern verabschieden musste, wurde mir
schon ein bisschen mulmig zumute, aber ich wollte mein Vorhaben
unbedingt durchziehen. Nach ungefähr siebeneinhalb Flugstunden
landete ich endlich in Boston. Ein strenger Zollbeamter überprüfte
meine Identität, nahm meine Fingerabdrücke und kontrollierte meine Arbeitserlaubnis sowie den Verlauf meiner weiteren Reise bis zum
Camp. Nach guten zehn Minuten hatte ich die Mission Einreise jedoch bewältigt und machte mich mit meinem Gepäck bewaffnet auf
den Weg Richtung Boston Innenstadt. Wie von meiner Austauschorganisation geplant, übernachtete ich eine Nacht in einem Hostel und
fuhr am nächsten Tag mit dem Bus nach Maine.
Um 18 Uhr Ortszeit erreichte ich dann endlich das Camp und es ging
sofort richtig los: Zuerst wurde ich in meine „cabin“ gebracht und
durfte mich in der recht einfachen Unterkunft ein bisschen einrichten,
dann lernte ich meine Mitbewohner, ebenfalls Counselors, kennen
und wurde sofort in das Trainingsprogramm involviert. Das sogenannte „staff training“ hatte bereits ein paar Tage vor meiner Ankunft
begonnen und war schon in vollem Gange. Alle Teilnehmer waren
sehr nett, hilfsbereit und erleichterten mir den Start in meine neuen
Aufgaben. Jeder Tag unseres zweiwöchigen Trainings war von unseren
Programm-Direktoren komplett durchorganisiert. Zuerst sollten wir
uns untereinander kennenlernen und mithilfe von diversen Gruppenspielen und Gruppendynamikübungen ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln. Nachdem dieser Programmpunkt abgeschlossen war und so
langsam auch die restlichen Counselors eingetroffen waren, begannen
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wir mit der „area preparation“: Jeder Counselor wurde dabei auf spezielle Bereiche vorbereitet, in denen er später seine Kindergruppe leiten würde. Zu meinen Bereichen gehörten neben dem Reiten und der
Tierpflege auch das Arbeiten mit Glas, das Kochen und Tanzen. Diejenigen, die in den gleichen Bereichen tätig werden sollten, konnten
sich zusammenschließen und gemeinsam über Unterrichtsmethoden
nachdenken und Unterrichtspläne entwickeln. Die Trainingswochen
brachten mir persönlich sehr viel, nicht nur wegen der praktischen
Übungen in den jeweiligen Bereichen, sondern auch, da ich von den
Erfahrungen der anderen Jugendbetreuer profitieren konnte, die diesen Job nicht zum ersten Mal machten. Wir Counselors wurden in
vier Gruppen aufgeteilt, in denen wir jeden Morgen ein einstündiges
Meeting zu bestimmten Themen wie „Mobbing“ oder „Heimweh“
abhielten und auch unser eigenes Verhalten kritisch diskutierten. Ich
gehörte zum internationalen Team und wurde deshalb mit einigen
Vorbereitungsmeetings speziell auf die amerikanische Kultur und auf
die amerikanischen Kinder vorbereitet, da die Verhaltensweisen und
Ansichten doch ganz anders sind als bei uns. Auch wenn es in den
USA überall viele Süßigkeiten und Hamburger gibt, wurde im Camp
zum Glück großer Wert auf gesundheitsbewusstes Essen gelegt.
„Wir waren bereit für den
Ansturm der Kinder.“
Ende Juni war es dann schließlich so weit: Das Training war erfolgreich abgeschlossen und wir wurden mit unseren Co-Counselors auf
die jeweiligen „cabins“ aufgeteilt, in denen wir zusammen mit den
Kindern wohnen sollten. Wir waren bereit für den Ansturm der Kinder. Der insgesamt achtwöchige Job als Camp Counselor war in zwei
„sessions“ aufgeteilt: Meine erste Campgruppe für die ersten vier Wochen bestand aus zehn zehnjährigen Mädchen, meine zweite Gruppe für weitere vier Wochen aus acht achtjährigen Mädchen. Unser
Tagesablauf sah wie folgt aus: 7:45 Uhr aufstehen, 8 Uhr Frühstück
und 8:50 Uhr Camp-Meeting. Im Anschluss begannen jeweils um
9:20 Uhr die einzelnen Veranstaltungen, für die sich die Kinder anmelden konnten und die von den Counselors geleitet wurden. Das
Angebot reichte von Sport über Kunst bis hin zur Tierpflege. Es folgte
das Mittagessen und im Anschluss eine Ruhephase von einer Stunde.
Danach ging es mit frischem Elan weiter mit den Veranstaltungen, gefolgt von einem „evening meeting“, dem Abendessen und einem „evening program“. Doch nicht jeder Tag lief gleich ab: An jedem vierten
Tag hatten wir sogenannte „trip days“ bzw. „lazy days“, an denen besondere Ausflüge oder Campaktivitäten mit den Kindern unternommen wurden. Langweilig wurde es uns nie, da es zusätzlich auch noch
sogenannte „special days“ gab: So wurde zum Beispiel ein Eiswagen
extra zu uns ins Camp bestellt, aus einem Hubschrauber wurden Süßigkeiten auf unser Camp geworfen, es gab einen „junkfood day“, einen „fair day“ und ein „lobster banquet“ am letzten Abend.
Die Arbeit im Camp war auf Dauer anstrengend. Rund um die Uhr
war ich von Kindern umgeben und Privatsphäre gab es so gut wie keine, da ich auch mit den Kindern meiner Gruppe in der „cabin“ zusammen in einem Raum schlief, das gleiche Badezimmer benutzte usw.
Als Autoritätsperson musste ich stets an alles denken und wachsam
auf die Kinder achtgeben. Es gab einige Tage, an denen ich dringend
mal Zeit für mich gebraucht hätte und an denen ich mein eigenes Bett,
meine Dusche, meine Freunde und meine Familie stark vermisste.
Trotz alldem hatten wir auch viel Freizeit von insgesamt 36 Stunden
pro Woche. Wir Counselors verbrachten diese Zeit oft gemeinsam, um
Ausflüge zu unternehmen. So erkundeten wir die Hauptstadt Maines,
Augusta, unternahmen Shoppingtouren, wanderten am höchsten Berg
Maines, dem Mount Katahdin, und fuhren an die Küste zum „wale
watching“. Durch diese Ausflüge lernten wir uns und unsere Umgebung besser kennen und gewannen gleichzeitig ein wenig Abstand
vom geschäftigen Campleben.
Rückblickend gab es viele schöne Tage, die mir noch in Erinnerung
geblieben sind, sodass der gesamte Sommer unvergesslich für mich
bleibt. Ich übernahm in diesen Wochen viel Verantwortung und lernte,
mich immer vorbildlich, autoritär und objektiv zu verhalten, was eine
große Herausforderung darstellte. Doch es hat funktioniert: Die Kinder wollten mich am Ende nicht wieder gehen lassen und hatten mich
in ihr Herz geschlossen. Sie machten mir und den anderen Counselors
kleine Geschenke und versicherten uns, dass wir die besten Counselor
gewesen seien, die sie je hatten, obwohl es auch viele Diskussionen
und Streitigkeiten gegeben hatte. Dieser Sommer war mit allem Drum
und Dran der beste meines Lebens und ein prägendes Erlebnis, das
ich so schnell nicht wieder vergessen werde. Und wer weiß: Vielleicht
werde ich nach meinem Studium auch wieder einen Sommer in den
USA verbringen.
Stephanie Krebs, 20, lebt in Frankfurt am Main und hat nach dem
Sommer in den USA ihr dreijähriges duales Studium im Bereich der
Digitalen Medien in Mannheim aufgenommen.
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Herausforderung Au-Pair-Jahr
Schritt für Schritt den eigenen Weg finden
Vernunft. Fragen wurden geklärt wie: Was
muss ich machen, was erwarte ich, was erwartet die Familie? Nach drei Wochen dann
für die Familie entschieden. Sie kommen aus
New York, Long Island, und haben drei Kids.
Zwillingsmädchen, drei Jahre alt, und einen
Jungen, der bald sechs wird. Sofort auch über
Webcam ein super Verhältnis zu den Kindern
gehabt.
Annika Jung, 23, aus Ennepetal über die
ersten Schritte ins Au-Pair-Jahr:
»Ich starte mein Au-Pair-Jahr mit dem Motto „No risk no fun!“ Mein Ausgangspunkt
war: abgeschlossene Berufsausbildung und
beschäftigt im Unternehmen bis Ende November. Zudem angefangenes Fernstudium
Bachelor of Science & Psychology. Eigene
Wohnung, ein Kater, eine Katze, eigenes
Auto. Eigentlich war alles perfekt. Doch das
Ausland reizte mich schon immer. Im April
brachte meine Mutter von der Arbeitsagentur
den Au-Pair-Flyer mit und meinte: „Bevor du
arbeitslos wirst, kannst du das ja machen!“
Ab da war der Gedanke wieder aktuell. Ich
informierte mich und kurz darauf fiel meine
Entscheidung: Ja, das ist es; wenn nicht jetzt,
wann dann? Also ging es erst einmal darum,
welche Agentur ich wählen sollte. Da der
Flyer von Cultural Care Au Pair war und ich
nach deren Vorbereitungstreffen ein sehr gutes Gefühl hatte, entschied ich mich für diese
Agentur. Kreativ und leidenschaftlich machte
ich mich an die Bewerbung und meine super Betreuerin unterstützte mich tatkräftig
dabei. Zwischenzeitlich spukte der Gedanke
Australien noch im Kopf herum, aber die
USA mit ihrer kulturellen Vielfalt und Natur überzeugten mich einfach. Als dann die
Gastfamiliensuche begann, hatte ich direkt
einen passenden Vorschlag, aber die Familie
hat sich nicht bei mir zurückgemeldet. Dann
der zweite Vorschlag, der auch nichts wurde. Also machte ich mich an den Dreh eines
Videos über mich, stellte es ein, und dritter
Vorschlag: direkt eine E-Mail erhalten, kilometerlange E-Mail zurückgeschickt, bereits
am nächsten Tag telefoniert. Die FamilienBewerbung war nicht sehr überzeugend, aber
das Gespräch! Ich schob die Entscheidung
noch ein wenig vor mir her, da ich mir wirklich sicher sein und nicht von einem Tag auf
den anderen zusagen wollte. Weiterhin hielten wir regen Kontakt: Skype-Gespräche und
sehr viel Spaß, aber auch Ehrlichkeit und
Nun ging es an die Visumsunterlagen. Was
für ein Papierkrieg. Und dann auch noch so
einige Probleme: Wohnung gekündigt, Ende
Oktober muss ich raus, aber Abflug erst Mitte
November. In der Botschaft fünf andere Cultural Care Au Pairs getroffen und riesigen Spaß
gehabt. Seitdem auf den Abflug warten und
alles vorbereiten. Man glaubt gar nicht, an was
man alles denken muss. Nebenher noch eine
Homepage erstellt und die Abschiedsfeier geplant. Erste Gastgeschenke gekauft. Ich kaufe
eindeutig zu viel, aber ich will den Kindern
und auch den Gasteltern eine Freude machen.
Die Emotionsschwankungen kommen hinzu.
Ich habe alles aufgegeben, um als Au-Pair zu
arbeiten. Mein Auto vermietet. Die Wohnung
gekündigt und den Job. Alles, damit ich meinen Traum leben kann. Da stellen sich die
Fragen „Warum?“, „Was bringt es?“ Und oft
stoße ich auch auf Unverständnis von Freunden oder Verwandten. In der Wartezeit allerdings auch viele Freundschaften mit anderen
Au-Pairs geschlossen. Zwischendurch stellt
sich die Frage nach dem danach: studieren,
arbeiten, wieder bei den Eltern wohnen? Die
Gastfamilie gibt mir Aussicht auf zwei Jahre
bei ihnen, wenn es klappt. Hört sich super an.
Aber wirkt sich das negativ auf spätere Bewerbungen aus? Man wird sehen. Entscheidungen müssen getroffen und Entschlüsse
gefasst werden. Bei all diesen Vorgängen hat
mich Cultural Care sehr tatkräftig unterstützt
und jederzeit bei Fragen schnell geantwortet.
Man erfährt, was Au-Pairs erwartet. Meine
persönlichen Erwartungen: neue Eindrücke
über Kultur und Lebensweise. Toleranz, Akzeptanz. Sich neu erfinden. Ein Stück Selbstfindung. Umgang mit Kindern verbessern,
Vorbereitung auf eigene Kinder, viel sehen,
viel erleben, neue Freunde finden fürs Leben.
Sich selbst überwinden und über den eigenen
Schatten springen. Ich freue mich!«
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Au-Pair
achtet, dass ich meine Aussprache verbessere,
mir neue Vokabeln aneigne und viele neue
Floskeln, Redewendungen etc. lerne. So hätte ich mir die Sprache nie selbst beibringen
oder in der Schule lernen können. Für mein
Studium ist das der Top-Vorteil. Ich studiere
Dolmetschwissenschaften, werde also irgendwann einmal unter anderem ins Englische
dolmetschen und es fällt mir nach meinem
Jahr wirklich sehr, sehr leicht, Texte zu erfassen, Dialekte zu verstehen und die Ausgangssprache zu produzieren. Von den Professoren bekommt man öfter Sätze zu hören
wie: „Man kann wirklich eindeutig hören,
wer hier im Ausland gewesen ist“, oder: „Wo
ist nur Ihr deutscher Akzent hin?“. Was mein
Au-Pair-Jahr für mein Englisch gebracht hat,
ist schlichtweg unbezahlbar!
Johannes Donat aus Erlangen, 23, blickt zurück auf den Weg seit seinem Au-Pair-Jahr:
»Der Tag der Abreise aus den USA war ein
wirklich schlimmer Tag für mich. Der Abschied von meiner Gastfamilie war grausam,
einfach nur traurig. Am Flughafen in Frankfurt angekommen, wurde ich dann von meiner gesamten Familie begrüßt. Viele Freunde
waren extra zum Flughafen gekommen, nur
um mich daheim willkommen zu heißen. Das
munterte mich schon ein bisschen auf, trotzdem war ich monatelang immer noch traurig
darüber, dass ich nicht mehr in Kalifornien
war. Nachdem ich mich nach einiger Zeit
wieder eingewöhnt hatte, fielen mir ein paar
Sachen, ein paar Veränderungen auf. Ich war
stolz, dass ich noch den gleichen Kontakt zu
vielen – nicht allen, aber vielen – meiner alten
Freunde hatte. Trotzdem hatte ich irgendwie
das Gefühl, dass etwas anders war. Die Frage
war, ob ich mich verändert hatte oder meine
Freunde. Nach einem langen Gespräch mit
meinen Eltern wurde mir klar, dass ich derjenige war, der sich total verändert hatte. Vor
meinem Au-Pair-Jahr hatte ich nicht wirklich
viel Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein.
Ich war immer sehr zurückhaltend, was viele
Sachen anging. Die Tatsache, dass ich alleine
in ein fremdes Land, zu einer anfangs fremden Familie ging, mit einer fremden Sprache,
hat mich ungemein geprägt. Nicht nur habe
ich neues Selbstvertrauen gewonnen, sondern
ich bin auch viel selbstbewusster geworden.
Es fällt mir jetzt viel leichter, auf Menschen
zuzugehen, neue Freunde zu finden und mich
neuen Herausforderungen zu stellen.
Die nächste Frage nach meiner Rückkehr war
dann: „Was möchte ich studieren?“ Ich hatte schon immer irgendwie eine Faszination
für Englisch, und in den 13 Monaten meines Au-Pair-Jahres hatten sich meine Englischkenntnisse ungemein verbessert. Meine
Gasteltern und vor allem die Kinder haben
wirklich viel mit mir gelernt, sehr darauf ge-
Auch heute ist es mir wichtig, Kontakt zu meinen Gasteltern und meinen Kiddies zu halten.
Wir schreiben uns regelmäßig, skypen hier
und da, schicken uns Weihnachtspost, und
natürlich war ich schon ein paar Mal wieder
drüben, um sie zu besuchen. Das tut nicht
nur ihnen, sondern auch mir sehr gut. Ich
hätte mir nie vorstellen können, dass ich nach
meinem Au-Pair-Jahr immer noch so an dieser Familie hängen würde. Man wird wirklich
ein Teil von ihnen, und meine Gastmutter erzählt bei jeder Gelegenheit immer ganz stolz:
„I have a son over in Germany!“ Die vielen
Amerikaner, die ich kennenlernte, wurden zu
meinen besten Freunden, mit denen ich heute
noch über Facebook Kontakt halte. Ein paar
Wochen nach meiner Rückkehr bekam ich
eine E-Mail von Cultural Care, die über interessante Nebenjobs informierte. So erfuhr ich,
dass man nach erfolgreich abgeschlossenem
Au-Pair-Jahr selbst bei dem Vorbereiten neuer Au-Pairs helfen kann. Das fand ich total
cool, denn da war immer noch so eine gewisse Bindung zu Amerika. Ich konnte also jungen Interessierten von meinen Erfahrungen
erzählen und meine Faszination weitergeben.
Mittlerweile habe ich schon vielen Au-Pairs
den Traum Amerika ermöglicht, und ich genieße es sehr, für meine Agentur arbeiten zu
können. Ich bin wirklich glücklich, das alles
geschafft zu haben!«
Marc Jaschinski
Cultural Care Au Pair
030-20347400
[email protected]
www.culturalcare.de
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Au-Pair-Erlebnis USA
Interview mit einer Heimkehrerin
Stubenhocker: Wie früh und warum hast du dich für ein Au-Pair-Programm entschieden?
Dorrit Heinze: Mitte der 13. Klasse war für mich eigentlich schon klar,
dass ich keine Lust darauf hatte, sofort mit dem Studium zu beginnen,
und dass ich gern ein Jahr Auslandserfahrung sammeln würde. Damals wollte ich vor allem deshalb weg, weil ich ein Studienfach auf
Englisch studieren wollte und ich mir durch einen längeren Aufenthalt im Ausland bessere Englischkenntnisse erhoffte. Ich ging davon
aus, dass ich integriert in eine Gastfamilie und durch das Arbeiten mit
Kindern meine Englischkenntnisse besonders gut verbessern könne,
was dann auch der Fall war.
Stubenhocker: Wieso hast du dir die USA als Gastland ausgesucht?
Dorrit Heinze: Es sollte ein englischsprachiges Land sein und England war mir, geografisch betrachtet, einfach zu nah; ganz unabhängig
davon, dass ich persönlich den britischen Akzent eigentlich nicht mag.
Australien schien mir vor allem bei den Backpackern und für Work &
Travel-Aufenthalte beliebt zu sein. Auch wenn man Down Under als
Au-Pair arbeiten kann, war das für mich keine Option. Zudem sind
Au-Pair-Programme in den Vereinigten Staaten in der Regel deutlich
günstiger als in Australien oder Neuseeland, da die amerikanischen
Familien viele Kosten – wie zum Beispiel für den Hin- und Rückflug
– übernehmen.
Stubenhocker: Welche Voraussetzungen musstest du erfüllen, um als
Au-Pair in den USA tätig zu werden?
Dorrit Heinze: Ich musste die Schule oder eine Berufsausbildung abgeschlossen haben, mindestens 18 Jahre alt sein sowie ledig und kinderlos. Die meisten Gastfamilien setzen zudem voraus, dass man den
Führerschein hat, um die Kinder zum Beispiel zum Kindergarten, zur
Schule oder zum Sport fahren zu können. Ganz wichtig ist der Nachweis über ausreichende Erfahrungen im Bereich der Kleinkind- bzw.
Kinderbetreuung. Ich musste insgesamt 200 Stunden nachweisen und
die Erfahrung durch Referenzschreiben offiziell belegen. Sicherlich
muss man als zukünftiges Au-Pair bereit sein, Verantwortung zu übernehmen und sich in eine fremde Familie einzufinden.
Stubenhocker: Welche Erfahrungen im Bereich der Kinderbetreuung
konntest du nachweisen?
Dorrit Heinze: Zwar habe ich immer sehr viel Zeit damit verbracht,
meine jüngeren Brüder zu beaufsichtigen. Um als Au-Pair arbeiten
zu dürfen, muss man jedoch Erfahrungen in der Kinderbetreuung
nachweisen, die man außerhalb der eigenen Familie gesammelt hat.
So habe ich unter anderem abends Baby gesittet und ein Praktikum
im Kindergarten absolviert. Zudem hat mich meine Heimatstadt für
die Arbeit auf einem Kinderspielplatz angestellt. Dort war es meine
Aufgabe, mit den Kindern zu spielen, zu basteln und sie ganz einfach
bei Laune zu halten.
Stubenhocker: Ist dir der Umgang mit den Kindern in den USA leicht
gefallen, war es einfach, sich mit ihnen zu verständigen?
Dorrit Heinze: Ein eindeutiges „Ja“ ist die Antwort. Grammatik-,
Vokabel- oder Aussprachefehler stören die Kinder nicht. Kinder sind
so unbekümmert, dass es ihnen eigentlich egal ist, ob einem nun ein
Wort einfällt oder nicht. Es ist nicht weiter schlimm, wenn man keine
Ahnung hat, was der Kleine einem gerade erzählen möchte. Hauptsache, man ist offen, freundlich und beteiligt sich an den Freuden des
Kindes. Selbst die Kids machen manchmal Fehler. Sie lernen die Sprache ja selbst erst und sobald sie alt genug sind, verbessern sie dich oder
ignorieren deine Fehler einfach. Sie geben dir das Gefühl, dass sie dich
verstehen – was sie wohl oft genug auch tun.
Stubenhocker: Gab es Probleme vor Ort, und wenn ja, wie bist du damit umgegangen?
Dorrit Heinze: Ich musste zweimal die Familie wechseln und das
innerhalb der ersten drei Monate meines Aufenthalts, was natürlich
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nicht ideal war und nicht die Regel ist. Einmal war es meine persönliche Entscheidung, zu wechseln, und das andere Mal waren es familieninterne Gründe, die zum Wechsel führten. Ich bin eigentlich relativ
locker mit der Situation „Familienwechsel“ umgegangen. Natürlich
war es stressig, ich zweifelte an meiner Entscheidung und hatte gerade
in den ersten Monaten ja auch noch keinen wirklichen Freundeskreis
aufgebaut. Dennoch fühlte ich mich nie allein. Sowohl die Betreuer
vor Ort als auch andere Au-Pairs unterstützten mich, lenkten mich ab
oder liehen mir zum Ausheulen ihre Schulter. Man sollte keine Angst
vor einem möglichen Wechsel haben. Nichts stelle ich mir schlimmer
vor, als ein Jahr unglücklich bei einer Familie zu bleiben, nur weil man
Angst hat, keine neue Familie zu finden.
Stubenhocker: Hast du während des Au-Pair-Jahres einen Sprachkurs
besucht oder an einem College-Kurs teilgenommen?
Dorrit Heinze: Ich habe einen Kurs an einem College besucht, der
zweimal die Woche stattfand. Kursinhalt war die amerikanische Kultur, die uns durch Musik, Filme und Fernsehsendungen nähergebracht
wurde. Belegt habe ich zusätzlich zwei Wochenendkurse. In dem einen
ging es um das Thema kulturelle Unterschiede, in dem anderen um die
Geschichte der Niagarafälle, die wir anschließend gemeinsam besuchten. Gerade die Kombination aus Unterricht und Exkursion kann ich
nur empfehlen! Um einen passenden und interessanten Kurs zu finden, muss man sich einfach an den umliegenden Colleges erkundigen,
was angeboten wird und welche Kurse von Au-Pairs belegt werden
können. Theoretisch hätten mir auch Kurse aus dem Bereich Sport,
Kunst, Fotografie oder Business offengestanden. Die Gastfamilie ist
übrigens dazu verpflichtet, eine bestimmte Summe zur Verfügung zu
stellen, die das Au-Pair zur Weiterbildung nutzt.
Stubenhocker: Hattest du Gelegenheit, in den USA zu reisen – was
hast du unternommen?
Dorrit Heinze: Vieles habe ich in der Frage zuvor ja schon beantwortet. Zudem habe ich Großstädte wie Chicago, Seattle, Vancouver und
Boston besucht. Städte kann man gut an einem verlängerten Wochenende bereisen oder man teilt sich seine zwei Wochen Urlaub einfach
gut ein. Manche Gastfamilien lassen auch mit sich reden, wenn man
zum Beispiel Besuch von daheim bekommt, oder man nutzt die freie
Zeit, in der die Familie vielleicht ohne einen in den Urlaub fährt. Spektakulär war mein Reisemonat nach Abschluss meines Au-Pair-Programms. Ich war hauptsächlich in Kalifornien unterwegs und habe im
Rahmen einer organisierten Tour unter anderem Orte wie den Grand
Canyon, das Death Valley, den Yosemite Nationalpark und die Städte
Las Vegas und San Francisco gesehen.
Stubenhocker: Was ist dein Fazit oder dein Tipp für junge Menschen,
die selbst darüber nachdenken, als Au-Pair ins Ausland zu gehen?
Dorrit Heinze: Man hört es von überall her: Macht es! Ihr werdet
Hochs und Tiefs erleben, die euch stärken. Die neuen Erfahrungen
führen nicht nur zu einem größeren Selbstbewusstsein und einem
anderen Weltbild, sondern bringen euch später sicherlich auch im
Berufsleben weiter. Ihr werdet unglaublich viel Spaß haben, Freundschaften fürs Leben knüpfen und ihr werdet eine zweite Familie finden, zu der ihr, wenn alles gut läuft, jederzeit reisen könnt. Ich habe
in dem einen Jahr so viel sehen dürfen, wie manch anderer in seinem
ganzen Leben nicht. Ich war Teil einer anderen Kultur und habe Erfahrungen über mich selbst gesammelt, die es mir hier in Deutschland
wohl gar nicht möglich gewesen wäre zu sammeln.
Stubenhocker: Welche Erlebnisse waren unvergesslich?
Dorrit Heinze: Mein schönstes Erlebnis war definitiv der Segeltörn in
der Karibik. Ich hatte einfach unglaubliches Glück, dass meine Gastfamilie mich gefragt hat, ob ich sie auf die Reise mit dem eigenen Segelboot begleiten möchte. Das lustigste, aber auch ein sehr aufregendes
Erlebnis war ein Roadtrip mit zwei Freundinnen von New York City
bis hinunter nach Key West in Florida. Ohne genaue Reiseroute ging
es los. Oft sind wir an Kreuzungen einfach spontan auf Straßen abgebogen und so an den schönsten Stränden gelandet. Auf der langen Autofahrt haben wir viele Geschichten ausgetauscht und Bekanntschaft
mit lustigen und skurrilen Menschen gemacht. Was man erlebt, liegt
nicht immer in der eigenen Hand (wie zum Beispiel Urlaube mit der
Gastfamilie), aber vieles kann man selbst organisieren. Man muss nur
aktiv werden und von Anfang an seine Zeit im Gastland nutzen.
Dorrit Heinze, 21, ist seit Sommer 2011 zurück in Deutschland und
hat in Aschaffenburg ihr BWL-Studium begonnen. Ihr Praxissemester
möchte sie in Australien verbringen und natürlich stehen ihre Pläne
schon, ihre Gastfamilie in den USA zu besuchen.