10.2 – Das Magazin der Kanzlei Streck Mack

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10.2 – Das Magazin der Kanzlei Streck Mack
10.2
Das Magazin der Kanzlei Streck Mack Schwedhelm
Spesen
Zoll / Gewerbesteuer
Filmfonds
CURRYWURST
BRANDENBURGER TOR
FILMFÖRDERUNG
S. 08
S. 16
S. 20
www.steueranwalt.de
Köln
Berlin
München
Die Unkenntnis der Steuergesetze befreit nicht von der
Pflicht zum Steuerzahlen.
Die Kenntnis aber häufig.
Meyer A. Rothschild
VORWORT
Vorwort
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
das Periodikum 10.2 der Sozietät Streck Mack Schwedhelm ist da. Mit diesem Heft möchten wir Sie einladen, uns nach Berlin zu begleiten. Wir haben für Sie Wissenswertes und
Kurioses über die Hauptstadt zusammengetragen. Und wir zeigen Ihnen, dass es auch im
Berliner Alltag immer wieder Bezüge zum Steuerrecht gibt. Die Partner unseres Berliner
Büros entführen Sie in die Küche und hinaus aufs Meer. Sie werden sehen: „Auch wir
kochen nur mit (Meer)Wasser, aber vielleicht etwas anders …“.
Der Rhythmus unseres Periodikums ist unrhythmisch, so soll es auch sein. In unregelmäßigen Abständen möchten wir Ihnen die Personen, Standorte und Themen näherbringen,
die hinter Streck Mack Schwedhelm stehen und die der Sozietät ihre Identität geben.
Seit Erscheinen des ersten Periodikums 10.1 hat sich in unserer Sozietät einiges ereignet:
Unser Partner, Dr. Heinz-Willi Kamps, feierte 2012 seine 25-jährige Zugehörigkeit zur
Kanzlei. Nicht, dass er bereits so lange Anwalt wäre. Er hat als studentische Hilfskraft bei
Streck Mack Schwedhelm begonnen, als Referendar seine Ausbildung bei der Sozietät
absolviert, promotionsbegleitend für uns gearbeitet und ist schließlich seit 1996 als
Anwalt an Bord – ein typischer Werdegang bei Streck Mack Schwedhelm. Dr. Thorsten
Zumwinkel ist zum 1. April 2013 Sozius geworden und wird als zweiter Partner den Standort München verstärken. In Tübingen hat meine Antrittsvorlesung vor der Juristischen
Fakultät der Eberhard Karls Universität stattgefunden mit dem Thema: „Der Liebesfaktor
im Steuerrecht“ – schließlich stehen wir mit dem Steuerrecht mitten im Leben.
Prof. Dr. Burkhard Binnewies
Rechtsanwalt, Fachanwalt für Steuerrecht
Partner der Sozietät seit 2000, Köln
Zum Abschluss möchte ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, herzlich danken. Die vielen
positiven Reaktionen auf unser erstes Periodikum 10.1, das Sie nach wie vor über unsere
Homepage www.steueranwalt.de abrufen können, haben all unsere Erwartungen übertroffen. Über Ihr Feedback haben wir uns sehr gefreut. Ich hoffe, dass Ihnen unser neues
Periodikum 10.2 genauso gut gefällt. Lassen Sie sich von unseren Berliner Geschichten
überraschen.
Befriedigen Sie die nun hoffentlich geweckte Neugier und lesen Sie im 10.2!
Ihr
Burkhard Binnewies
SMS 10.2
01
INHALTSVERZEICHNIS
Inhaltsverzeichnis
01
VORWORT
04
SCHIRMSTEUER
TITELTHEMEN
08
CURRYWURST
16
BRANDENBURGER TOR
20
FILMFÖRDERUNG
24
KOMISCHE OPER
ANWALTPORTRÄTS
28
PORTRÄT DR. KLAUS OLBING
32
PORTRÄT DR. MARTIN WULF
STANDARDS
36
BERLINER BEGRIFFE
38
FUNDSTÜCKE
40
BERATUNGSSCHWERPUNKTE
41
KANZLEI-PARTNER
AKTUELLES
44
RECRUITING
46
KANZLEI-NEWS
48
ANTRITTS­VORLESUNG PROF. DR. BINNEWIES
49
IMPRESSUM
SMS 10.2
03
DIE SCHIRMSTEUER
Wieder einmal spukt sie:
Die Steuervereinfachung
In den 60er- und 70er-Jahren leitete Dr. Karl Koch, zum Schluss Ministerialdirektor, die
Steuerabteilung im Bundesfinanzministerium. Wurde einmal wieder der Ruf nach Steuerverein­
fachung laut, meldete er sich und hub an, die Geschichte der SCHIRMSTEUER zu erzählen.
So weit meine Erinnerung. So weit der Anlass. Die „Nacherzählung“ ist von mir. Aber Koch könnte
sie so erzählt haben.
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SMS 10.2
DIE SCHIRMSTEUER
Wieder einmal wollte das Parlament eine Steuervereinfachung, ein einfaches, durchschaubares Steuerrecht. Keinen Steuerdschungel, eher eine
übersichtliche Steuerbaumschule.
Die älteren Damen und Herren im Finanzministerium seufzten, rollten die
Augen gen Himmel – „das hatten wir doch alles schon einmal, nicht einmal,
mehrfach“. Und die älteren Damen und Herren taten nichts.
Ein junger, engagierter Regierungsrat, der dieses sah, verstand die Welt
nicht mehr. Steuervereinfachung sei doch richtig. Das sei das Ziel schlechthin. Ein Ministerialer mit grauen Haaren und erfahrenen Augen, die alles
schon einmal gesehen hatten – zumal was die Steuervereinfachung anbelangt – dachte, als er dem jungen Regierungsrat zuhörte, „wieder einmal“,
atmete tief durch, erbarmte sich seiner und lud ihn zu einem Spaziergang
im nahe gelegenen Park ein.
In unvordenklicher Zeit, so begann er mit leicht ermüdender und ermüdeter
Stimme, rief der Minister einen jungen dynamischen Staatssekretär und
gab ihm auf, koste es, was es wolle – ein im Finanzministerium eigentlich
verbotenes Wort –, sich um die Steuervereinfachung zu kümmern. Man
habe die absolute Mehrheit im Parlament und Steuerreformen könnten
sofort und sogleich beschlossen werden.
Der junge Staatssekretär – wie hieß er doch gleich – ja richtig, Kappelhof,
soll begeistert gewesen sein. Gewissermaßen aus dem Augenblick und mit
einer gewissen Genialität erfand er die SCHIRMSTEUER. Jeder, der einen
Schirm besitze, so die Überlieferung, sollte einen gleich hohen Steuerbetrag zahlen. Dieser werde akzeptiert, hieß es zur Begründung, da die
Einkommensteuer abgeschafft werde. Auch sei die SCHIRMSTEUER sozial.
Denn wer zwei oder drei Schirme habe, müsse halt mehr bezahlen. Aber in
zwei oder in drei Schirmen drücke sich auch das höhere soziale Niveau und
das höhere Einkommen aus.
Geplant, beschlossen, verkündet. Die Wirtschaft reagierte prompt. Die
Schirme verschwanden aus den Regalen. Mützen, Hüte und Regenzeug
jeder Art erlebten eine Hochkonjunktur. Das lasse sich korrigieren, soll
Kappelhof gesagt haben, und verkündete seine Idee: „Wir fingieren einfach, dass jeder Mensch einen Schirm habe; sodann gilt der tatsächlich im
Eigentum stehende als zweiter Schirm.“ Im engen Kreis des Ministeriums
soll er hinzugefügt haben, dass, da jeder Mensch einen Schirm tatsächlich
besitze, sich das Steueraufkommen nahezu verdoppeln würde, womit auch
fiskalisch gesehen die Genialität der SCHIRMSTEUER bewiesen werde.
Die Familienpolitiker hatten sofort Bedenken. Sie fragten, ob es richtig
sei, bei einer Familie mit sieben Kindern zwischen zwei Monaten und acht
Jahren neun Schirme zu fingieren, und ob nicht bei einem Dreijährigen die
Fiktion mit dem Schirmbesitz an die bildliche Grenze stoße; und außerdem
ließe diese Steuer Eltern psychisch und physisch zögern, Kinder zu zeugen.
Habe man doch bei dieser Beschäftigung immer nur die Schirme im Kopf.
Dieses Argument soll das Parlament überzeugt haben. Die Parlamentarier beschlossen, dass Kinder bis zum Alter von fünf Jahren ¼, Kinder bis
12 Jahren ½ und Kinder bis 18 Jahren ¾ des Schirmbetrags zahlen sollten.
Doch es soll sich direkt ein weiteres Problem verdichtet haben: Was macht
man mit beruflich benutzten Schirmen? Der Seiltänzer mit Schirm etwa hat
fingiert einen Schirm, der zweite (berufliche) Schirm kommt dazu: Sollte
man den Mann von der Steuer befreien oder den Schirm als Werbungs­
kosten anerkennen? Man befreite schließlich:
- Schauspieler
- Artisten
- Kabarettisten
- Sänger
- Karnevalisten
in Bezug auf Schirme, die sie beruflich zwingend benötigten.
Zwei Paragrafen waren für die SCHIRMSTEUER notwendig. Jeder Schirm sei
mit x zu belasten. Und die Einkommensteuer sei abgeschafft.
Die Parlamentarier sollen begeistert gewesen sein. Endlich ein Gesetz, das
jeder, sogar der Parlamentarier, verstehe. Und gerecht sei das Gesetz; denn
jeder habe einen Schirm. Fast sei es eine Kopfsteuer. Aber der Begriff der
Kopfsteuer sei irgendwie anrüchig. Und diese könne ja auch nicht progressiv sein. Wer zwei oder drei Schirme habe, zahle doppelt oder dreifach.
Menschen mit zwei oder drei Köpfen seien dagegen selten.
Verboten wurde allerdings, einen solchen beruflichen Schirm auch beim
privaten Regengang zu nutzen. Wer dies tat, sollte eine zeitabhängige anteilige SCHIRMSTEUER zahlen.
Damit war eine Vorschrift für die Befreiung geschaffen, die zu wuchern
begann. Der Kranke oder der Häftling, der für Spaziergänge einen Schirm
benutzte und gemeinnützig tätige Personen, die Bedürftige beschirmten,
wurden auch befreit. Und natürlich die hoteleigenen Leihschirme.
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DIE SCHIRMSTEUER
Obwohl von Damenverbänden gefordert, wurde der Schirm als Waffe streitbarerer älterer Damen nicht in die Befreiung einbezogen.
Man soll bald, so der Ministeriale zum Regierungsrat, gesehen haben, dass
man den Missbrauch eingrenzen musste. Dies begann mit Sonnenschirmen,
die als Regenschutz missbraucht wurden. Sehr schnell beschloss man, den
Schirm als solchen zu definieren und gegenüber dem Sonnenschirm abzugrenzen, was allerdings wegen der Unklarheit der Definition alsbald eine
reichhaltige Rechtsprechung des Finanzgerichts hervorrief.
Mit der dem Deutschen eigentümlichen Gründlichkeit legte der junge
Staats­sekretär Kappelhof darauf wert, zugleich klarzustellen, dass der Fallschirm, der Schirmständer sowie fototechnische und medizinische Schirmbildapparate keine Schirme im Sinne des Schirmsteuergesetzes seien.
Für vierköpfige Familien (gleich viermal fingierte Schirme + die dazu vorhandenen tatsächlichen Schirme) erfand die Schirmindustrie alsbald den
leicht tragbaren Großschirm, der Schutz für die vier Personen bot, was
umgehend eine Korrektur der Schirmdefinition zur Folge hatte. Denn nun-
Man kaufte in der Schweiz, in Italien oder
Spanien „Auslandsschirme“. Wohlhabende
Bürger hatten steuerfreie Schirme im Safe
in der Schweiz liegen.
mehr wurde der Schirm mit Maßeinheiten definiert. Es gab Schirme in den
Größen 1, 1,5, 2 und 2,5, wobei in jeder Kategorie eine bestimmte SCHIRMSTEUER fällig wurde.
Die der SCHIRMSTEUER unterliegenden Schirme, deren Steuer bezahlt war,
wurden gekennzeichnet. Die Bleiplombe soll am Anfang so schwer gewesen
sein, dass der Schirm mehr als Spazierstock denn als Regenschirm genutzt
werden konnte. Später tauschte man die Bleiplombe durch Aluplaketten
aus. Die Schirmproduktion selbst wurde ebenso wie der Schirmverkauf
streng überwacht; die Techniken zur Erhebung der Alkoholsteuer standen
Pate. Es galt: Kein Schirm ohne Plakette im öffentlichen Leben.
Die Plakette soll nicht schön gewesen sein. Was ist an einer Steuer schon
schön? Im Ausland genierte man sich ihrer. Man kaufte in der Schweiz, in
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SMS 10.2
Italien oder Spanien „Auslandsschirme“. Wohlhabende Bürger hatten steuerfreie Schirme im Safe in der Schweiz liegen. Das ging in Ordnung, solange
diese Schirme im Ausland genutzt und nicht heimlich mit über die Grenze
genommen wurden. Kappelhof ging daran, die SCHIRMSTEUER in die DBA
einzubeziehen, was nicht ganz einfach war, da es Staaten gab, die Schwierigkeiten hatten, die so einfache Idee der SCHIRMSTEUER überhaupt zu
verstehen oder aber Staaten, die den Regenschirm nicht einmal kannten,
sondern sich mit Genuss bei Regen unbekleidet diesem überließen.
Nicht zu vergessen, fuhr der Ministeriale fort, wurden für das erste Lebensjahr, für das Todesjahr, für den Zuzug in das Schirmsteuergebiet (so nannte
man die Bundesrepublik damals) und für den Rückzug aus dem Schirmsteuergebiet pro rata temporis-Regeln eingeführt.
Unerfreulich war der finanzamtliche Übereifer. Ein Finanzamt begann, bei
verschiedenen Steuerpflichtigen, die sogenannte „Schirmherren“ waren,
nach nicht deklarierten Schirmen zu forschen. Sogar einen Ministerpräsidenten, der sich glücklich schätzte, mehrfacher Schirmherr zu sein, traf es.
Es gab kleine und große Anfragen im Bundesparlament und im Landtag und
die Finanzämter wurden über diese Feinheiten von Schirmbegriffen aufgeklärt. Die Schirmsteuerrichtlinien mussten immer wieder ergänzt werden.
Wer SCHIRMSTEUER hinterzog, war Steuerhinterzieher. Steuerfahnder
entwickelten ein neues Verhältnis zu den Schirmen, die sie eigentlich nur
als Regenschutz oder Gehhilfe kannten. Sie lernten, aus der geografischen
Lage des Wohnorts, aus dem Beruf und der sozialen Stellung abzuleiten
und zu schätzen, wie viel Schirme jemand unter Einbeziehung seiner Familie voraussichtlich hatte. Zu jener Zeit sollen in den Finanzämtern und den
Steuerfahndungsstellen mehrfach Schirme liegen geblieben sein, und zwar
solche ohne Etiketten, weil der Schirminhaber im Finanzamt selbst erst die
Schirmsteuerpflicht erkannte und durch Zurücklassen des Schirms geradezu zum Schirmsteuerflüchtling wurde.
Kurz und gut, schloss der Erzählende – wobei die Erzählung des Ministerialen keinesfalls kurz und der Gegenstand auch nicht gut war –, das
Schirmsteuergesetzbuch umfasste zum Schluss 350 Paragrafen. Die
Schirmsteuerrichtlinien hatten ebenso viele Abschnitte. In vier Jahren gab
es 480 finanzamtliche Entscheidungen. Der Schirm war in der Bevölkerung
ein negativ belegter Gegenstand geworden. Aus dem liebevollen „Knirps“
wurde so etwas wie ein Giftgnom. Es soll ein Schrei durch die Republik
gegangen sein: Gebt uns die Einkommensteuer wieder.
DIE SCHIRMSTEUER
Das Parlament handelte. Die SCHIRMSTEUER wurde abgeschafft, die Einkommensteuer wieder eingeführt. Aber woher jetzt die Beamten nehmen,
die sich der Einkommensteuer widmen konnten? Die Schirmsteuerministerialen waren hierfür ungeeignet. Der Organisationschef des Finanzministeriums wurde darauf aufmerksam gemacht, dass es einen wenig beachteten
Flügel des Finanzministeriums gebe, in dem säßen noch 438 Finanzbeamtinnen und Finanzbeamte, die sich tagtäglich mit der Einkommensteuer
befassten. Wie das, begehrte der Organisationleiter auf, diese war doch
schon seit Jahren abgeschafft. Ja, soll ihm bedeutet worden sein, mit der
Abschaffung eines Gesetzes allein sei es nicht getan. Diese Damen und
Herren arbeiteten seit Jahren an der Übergangsregelung der Abschaffung
der Einkommensteuer. Wunderbar, rief der Organisationsleiter, man muss
sie nur in ihrer Arbeit anhalten und ihnen ein neues Ziel geben. Nämlich sie
hinlenken auf den Übergang zur wiedereingeführten Einkommensteuer.
Und Kappelhof, wo war er? Weg. Sein Zimmer war leer geräumt. Er blieb
verschwunden.
Aber im Finanzministerium raunte man: Kappelhofs Geist lebt weiter. Als
solcher wirkt er als Spuk der Steuervereinfachung, so flüstern die Beamten.
Denn wir erleben ihn immer wieder, einmal als Unternehmer und Parlamentarier, der uns sagen will, eine Steuererklärung könne man auf einen Bierdeckel schreiben. Einmal tritt er als Hochschullehrer und Professor auf, der
ein Einkommensteuergesetz mit wenigen Paragrafen will und die Steuerbelastungsberechnung für eine zweieinhalbköpfige Familie vorlegt, einmal
als Finanzpolitiker, der eine Flatrate anregt. Ich sage Ihnen, mein junger
Freund, bedeutete der Ministeriale, der Geist Kappelhofs wirkt und lebt.
Von Zeit zu Zeit befällt er die Politiker, von Zeit zu Zeit befällt er dann auch
wieder uns. Sie haben es erlebt. Jetzt war es wieder so weit. Und, fügte der
Ministeriale noch leiser flüsternd hinzu und legte seinen Arm um den jungen Regierungsrat, wir, die Beamten, müssen aufpassen: Kappelhofs Geist
geht an unsere Existenz. Je einfacher das Steuergesetz ist, umso deutlicher
wird, wie überflüssig wir Finanzbeamten in den Ministerien sind.
Dr. Michael Streck
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CURRYWURST SPESEN
Die Currywurst
Ob schneller Imbiss zwischen zwei Terminen oder Mittagstisch mit Lokalkolorit:
Die Currywurst gehört zu Berlin wie kein anderes Gericht. Die eher simple
Anmutung täuscht: Die perfekte Currywurst zu servieren, ist eine Wissenschaft
für sich.
Eine klein geschnittene Wurst, eine gute Soße und die richtigen Gewürze,
das alles serviert in einer Pappschale: Mehr braucht es nicht, um einen
Currywurst-Fan glücklich zu machen. Rund 800 Millionen Currywürste
werden jährlich in Deutschland gegessen, allein in Berlin sind es 70 Millionen Stück. Doch was nach simplem Fast Food aussieht, ist für Kenner eine
Kunst. Tatsächlich gibt es unzählige Varianten der Currywurst – und wahre
Glaubenskriege darum, welche die beste ist.
Die grundsätzlichste Unterscheidung bietet die Wurst selbst: Das Ruhrgebiet, Berlins wohl schärfster kulinarischer Konkurrent im Currywurst-Lager,
schwört auf Currywurst aus Bratwürsten. Die Berliner Currywurst dagegen
ist eine Brühwurst, erhältlich mit und ohne Pelle. Zu einer Currywurst
allerdings wird die Wurst erst durch die richtige Soße. Und die trat ihren
Siegeszug vom Westen Berlins aus an, wo der Legende nach am 4. September 1949 Herta Charlotte Heuwer in ihrem Imbiss an der Ecke Kantstraße
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SMS 10.2
und Kaiser-Friedrich-Straße in Berlin-Charlottenburg vergeblich auf Kundschaft wartete. Die Zeit überbrückte sie in der Küche, wo sie neue Rezepte
ausprobierte. Heuwer mischte eine pikante Soße an, aus Tomatenmark
und indischen Gewürzen, darunter auch Curry. Ihre Kreation servierte sie
zusammen mit einer Brühwurst. Das neue Gericht war ein voller Erfolg,
die Gäste standen Schlange. Für Heuwers Kreation setzte sich schnell der
Name „Currywurst“ durch. Zehn Jahre später ließ sich die Erfinderin ihre
Soße unter dem Namen „Chillup“ sogar patentieren. Seit 2003 erinnert
eine Gedenktafel in der Kantstraße 101 in der Nähe des Ku’Damms an Herta
Charlotte Heuwer und preist ihre kulinarischen Verdienste: „Ihre Idee ist
Tradition und ewiger Genuss!“
Während Heuwer ihre Gäste schon in den 50er-Jahren mit Currywurst versorgte, trat der Imbiss seinen Siegeszug im Osten der geteilten Stadt erst in
den 60er-Jahren an. Die Wurstvariante ohne Pelle gilt dabei als Ostberliner
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Das Deutsche Currywurst Museum Berlin in der
Schützenstraße 70 (U-Bahn: Stadtmitte) ist täglich
von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Mehr Informationen
unter www.currywurstmuseum.com
Spezialität – und wurde der Legende nach aus der Not geboren. Im Osten
gab es schlicht zu wenig Pellen, erzählt man sich. Der Imbiss, der sich
damit rühmt, die Currywurst in den Osten gebracht zu haben, ist bis heute
Kult: Eine Currywurst bei Konnopke’s gehört für Berlin-Besucher zum
Pflichtprogramm. Günter Konnopke soll das Rezept für die Currywurst 1960
während der Arbeit für einen Westberliner Fleischer in Wedding kennengelernt und in den Osten mitgebracht haben. Eine eigene Soße tüftelte er mit
der Familie gemeinsam in der häuslichen Küche aus, die genaue Rezeptur
ist bis heute geheim. Probieren kann man die Konnopke-Currywurst heute
noch in Prenzlauer Berg und in Heinersdorf im Bezirk Pankow.
Siegeszug durch die Republik
Von Berlin aus hat die Currywurst ihren Siegeszug quer durch die Republik
angetreten. Spätestens seit Herbert Grönemeyer 1982 lakonisch die Curry­
wurst als Anker in der großen Stadt besungen hat, gilt die Wurst vielen
endgültig als Kulturgut – auch wenn Grönemeyer sein Lied vermutlich eher
der Ruhrpott-Variante einer Currywurst gewidmet hat.
Doch egal in welcher Variante, als Diätküche geht die Currywurst in keinem Fall durch. Der Klassiker besteht zu 60 Prozent aus Schweine- und
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SMS 10.2
Rindfleisch, zu rund einem Drittel aus Fett sowie aus Wasser, Salz und
Gewürzen. Ihrer Beliebtheit tut das keinen Abbruch – warum auch? Auf
Volksfesten gehört die Currywurst heute in jeder Region dazu, Fußballfans
aller Ligen und Vereine stärken sich in der Halbzeit damit, und als nationale
Errungenschaft wurde die Currywurst schließlich 2011 auf einer Briefmarke
in der Serie „Deutsche Erfindungen“ verewigt. Anhänger hat das Gericht
in allen Schichten der Gesellschaft. Spätestens seit der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder sich öffentlich zu seiner Currywurst-Leidenschaft bekannte – das Gericht wurde vom Ex-Kanzler gern im Brioni-Anzug
als Schlummersnack auf der Heimfahrt aus dem Kanzleramt genossen –,
gilt die Currywurst als salonfähig. Das zeigt sich auch am bunt gemischten
Publikum, das Mittag für Mittag die Berliner Currywurstbuden bevölkert.
Geschäftsleute stärken sich dort zwischen zwei Terminen und stehen an
der Bude neben bücherbepackten Studenten, japanischen Touristen und
alteingesessenen Berlinern.
Bio-, Tofu- und VW-Currywurst
Inzwischen gibt es Currywürste als Bio-Currywurst oder sogar fleischfrei in
der Tofu-Variante. Auch in vielen Betriebskantinen steht Currywurst regelmäßig auf dem Speiseplan. Die Currywurst der Wolfsburger VW-Kantine
schaffte es wegen ihres reduzierten Fettanteils von 20 Prozent sogar auf die
Tische und Teller etlicher Privathaushalte. Rund 4,8 Millionen Würstchen
verlassen dort jährlich die konzerneigene Fleischerei – damit ist VW einer
der größten Currywurst-Produzenten Deutschlands. Selbst in die gehobene
Küche hat es die Currywurst geschafft, serviert im Porzellan-Schälchen
kommt sie auch in manchem Edelrestaurant auf den Tisch. Wer es dekadent
mag, kann sich in Berlin beispielsweise donnerstags auf dem Hackeschen
Markt und samstags auf dem Kollwitzplatz mit Currywurst vom Restaurant
Zander eindecken, die dort auf Wunsch in der Gold-Version mit 22 KaratBlattgold garniert wird. Viele Currywurstbuden bieten inzwischen Soßen
mit verschiedenen Schärfegraden an, von denen die stärksten bei Gästen
mit sensiblem Magen mitunter aber sehr unangenehme Folgeerscheinungen hervorrufen können. An den meisten Berliner Buden kommt daher nach
wie vor die klassische Currywurst auf den Tisch. Wer ihr etwas mehr Pfiff
verleihen will, kann sie auf Wunsch mit Cayennepfeffer oder zerstoßenen
Chilischoten („mit Körnern“) aufpeppen lassen.
Die Berliner haben ihrem Lieblingsgericht sogar ein Museum gewidmet.
Eröffnet wurde es 2009, pünktlich zum 60. Geburtstag der Berliner Spezialität. Seitdem können Fans im Deutschen Currywurst Museum alles über
ihr Leibgericht erfahren. Es gibt einen begehbaren Imbissstand und eine
Gewürzkammer zu besichtigen, Hobbyköche können sich in der simu-
lierten Experimentierküche von Herta Charlotte Heuwer auf die Spuren
der „Chillup“-Soße begeben oder sich anschauen, in welchen Filmen und
Fernsehserien die Currywurst schon mit Gastauftritten überzeugen konnte.
Wen die Omnipräsenz der Currywurst hungrig gemacht hat, der kann sich
auf einem dreidimensionalen Stadtplan eine Übersicht über die Berliner
Budenlandschaft verschaffen – und sich dann im Praxistest auf die Suche
nach seiner ganz persönlichen Lieblings-Currywurst machen.
Ob Currywurst oder Gourmetmenü – wer beruflich unterwegs ist, muss
sich und seine Gäste vor Ort verpflegen. Welche Beträge für einen Businesslunch üblich sind und was man beim Absetzen von Spesen beachten
sollte, erklärt Peter Talaska, Partner der Kanzlei Streck Mack Schwedhelm.
Linke Seite linkes Bild: Deutsches Currywurst Museum Berlin
Diese Seite (v. l. n. r.):
Konnopke’s Imbiss, Prenzlauer Berg, damals
Original Volkswagen Currywurst
Konnopke’s Imbiss, Prenzlauer Berg, heute
Briefmarke 2011
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Berliner Curry-Soße
Zutaten:
200 g
Tomatenmark
175 g
Apfelmus
500 ml Wasser
15 g
Meersalz
15 g
Zwiebelpulver, fein
15 g
Paprikapulver
25 g
Currypulver
Zubereitung: Tomatenmark, Apfelmus und Wasser
in einen Topf geben, verrühren und kurz aufkochen.
Gewürze hinzufügen und die Soße warm über die
Currywurst geben.
Ob allein, mit Kunden oder auf Geschäftsreise –
auch im Job gehört der mittägliche Gang ins
Restaurant oder an die Imbissbude dazu. Wann
Arbeitnehmer für ihr Mittagessen Erstattungen
beantragen können und was es dabei zu beachten
gibt, erklärt Peter Talaska, Partner im Kölner Büro
der Kanzlei Streck Mack Schwedhelm.
Herr Talaska, unter welchen Bedingungen kann man sich die Kosten für
ein Essen in der Mittagspause erstatten lassen?
In der Regel gelten Ausgaben für ein Mittagessen als Lebenshaltungskosten, die jeder selbst aufbringen muss. Auf Geschäftsreisen ist die Verpflegung allerdings aufwendiger, in diesen Fällen hat ein Arbeitnehmer daher
Anspruch auf einen Zuschuss. Innerhalb Deutschlands liegt dieser Verpflegungsmehraufwand je nach Dauer der Reise zwischen 6 und 24 Euro je Tag.
Wie und wo der Reisende sich damit verpflegt, ist dabei unerheblich. Reicht
es zwischen zwei Terminen nur zu einem Snack zum Mitnehmen, hat das
allerdings steuerrechtliche Auswirkungen für den Verkäufer der Speisen.
Was wäre für den Verkäufer denn steuerlich günstiger?
Für Mahlzeiten zum Verzehr vor Ort muss ein Bewirtungsbetrieb einen
Umsatzsteuersatz von 19 Prozent abführen, beim Verzehr unterwegs werden nur 7 Prozent fällig – daher auch die oft gehörte Frage „Hier essen
oder mitnehmen?“ Für Currywurstbuden gilt diese Teilung übrigens seit
Kurzem nicht mehr: Steuerlich gilt ein Snack, der an einer Currywurst- oder
Pommesbude konsumiert wird, inzwischen als unterwegs verzehrtes Essen,
selbst wenn man währenddessen am Wagen stehen bleibt.
Wer nicht allein, sondern mit einem Geschäftspartner essen geht, wird
in der Regel das Restaurant der Currywurstbude vorziehen. Gibt es
dafür Zuschüsse?
Bei Mittagessen im beruflichen Rahmen mit Kunden oder Geschäftspartnern erstattet der Arbeitgeber in der Regel die Ausgaben. Dieser Ausgleich
ist für den Arbeitnehmer steuerfrei. Über die ungefähren Kosten des Essens
sollte man sich aber vorab verständigen. Es liegt im Ermessen des Arbeitgebers, ob und in welcher Höhe er die Ausgaben für ein Geschäftsessen
erstattet.
Wie viel darf ich mir das Essen denn im Regelfall kosten lassen?
Das Gesetz nennt da keine Obergrenze, sondern sieht lediglich „angemessene Kosten“ für die Bewirtung vor. Je nach Anlass des Essens kann
die Ausgabenhöhe also variieren – ein wichtiger Kunde wird womöglich
fürstlicher bewirtet als andere Gäste. Hält der Arbeitgeber die Kosten
des Mittagessens allerdings für überzogen, ist er nicht verpflichtet, sie
zu übernehmen. In diesem Fall kann der Arbeitnehmer die Kosten für das
Arbeitsessen unter Vorlage einer Bewirtungsquittung noch zu 70 Prozent
als Werbungskosten steuerlich absetzen. Die verbleibenden 30 Prozent
muss er komplett allein tragen.
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BERGTOUR
KÖLNER
BRANDENBURGER
DOM
SCHWEIZ
KIRCHENSTEUER
TORSTEUERN
GEWERBEBETRIEB
IM FERIENORT
VS. FREIBERUFLICHE TÄTIGKEIT / ZOLL
Das Brandenburger Tor
Ein Spaziergang durch das Brandenburger Tor gehört für Berlin-Besucher einfach
dazu. Was die wenigsten von ihnen wissen: Für Händler war das Wahrzeichen
ursprünglich nur nach strenger Kontrolle zu passieren. Das Brandenburger Tor ist
das letzte Überbleibsel der früheren Berliner Zollmauer.
Das Brandenburger Tor ist heute aus dem Leben der
Berliner nicht mehr wegzudenken. Es ist Symbol
für die deutsche Teilung und Wiedervereinigung,
beliebte Kulisse für Politiker-Auftritte und Schauplatz für Deutschlands größte Silvesterparty. Dabei
ist das Brandenburger Tor erst mit der Zeit in die
Mitte der Stadt vorgerückt. Bei seiner Errichtung
im 18. Jahrhundert stand das Tor noch ganz am
Rande Berlins. Es ist eines von ursprünglich
18 Zolltoren, an denen die Akzise entrichtet werden musste, eine direkte Verbrauchsteuer auf
eingeführte Waren. Die Tore waren jeweils nach
der nächsten größeren Stadt benannt. Unter ihnen
gab es ein Cottbusser Tor, ein Hallesches Tor, ein
Potsdamer Tor und eben das Brandenburger Tor.
Friedrich Wilhelm I. ließ die Akzisemauer zwischen
1734 und 1737 um ein Gebiet von 1.330 Hektar mit
80.000 Einwohnern errichten.
Doch Berlin gewann schnell Einwohner hinzu. In den folgenden Jahren
wurde die Mauer mehrfach nach außen verlagert, um mit dem Wachstum
Berlins Schritt zu halten. Einige Stadttore wurden dabei durch repräsen­
tative Neubauten ersetzt, so auch das Brandenburger Tor. Friedrich Wilhelm II. ließ den Neubau gestalten, an dem Steinmetze unter Anleitung von
Carl Gotthard Langhans von 1788 bis 1791 bauten. Langhans gestaltete
zwar einen Bau, der heute zu den bekanntesten in Deutschland zählt und
die Rückseite von drei deutschen Euro-Münzen prägt, dennoch war er kein
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SMS 10.2
gelernter Architekt. Er hatte Jura studiert und sich sein Wissen im Architekturbereich als Autodidakt angeeignet. Gern hätte Langhans auch an
der Eröffnung des Brandenburger Tors teilgenommen, der Überlieferung
zufolge lehnte Friedrich Wilhelm II. dies jedoch ab. Die lange Bauzeit soll
den Auftraggeber verstimmt haben – offenbar sind die Berliner mit Ver­
zögerungen am Bau schon seit Jahrhunderten vertraut.
BRANDENBURGER TOR GEWERBEBETRIEB VS. FREIBERUFLICHE TÄTIGKEIT / ZOLL
Das Brandenburger Tor in Zahlen
Obwohl das Bauwerk Berlin wie kein zweites
symbolisiert, sind die Maße des Brandenburger Tors vergleichsweise bescheiden. Gerade
einmal 26 Meter hoch ist der frühklassizistische Bau aus Elbsandstein. Auf einer Breite
von 65,5 Metern bietet das Brandenburger Tor
fünf Durchgänge, von denen der mittlere etwas
breiter ist, sowie zwei Torhäuser. Wer das Tor
durchschreiten möchte, legt unter dem Tor
eine Strecke von 11 Metern zurück. Auf jeder
Seite sind sechs dorische Säulen angebracht,
von denen jede 15 Meter hoch ist. Die ­Säulen
haben am Fuß einen Durchmesser von
1,75 Metern – um den baulichen Anforderun­
gen zu genügen, sind die Säulen nach innen
hin mit tragenden Mauern verstärkt.
277 Zollämter nachgeordnet sind. Allein 2011 zählte der
deutsche Zoll mehr als 100 Millionen Zollabfertigungen
im Warenverkehr mit Staaten außerhalb der EU. Darüber
hinaus verantwortet der deutsche Zoll die Erhebung von
Verbrauchsteuern wie Energiesteuer, Tabaksteuer oder
Steuern auf Alkohol – und spielt damit auch für den
Bundes­haushalt eine wichtige Rolle. 2012 entfielen darauf
nach Zoll-Angaben knapp 124 Milliarden Euro, fast die Hälfte
der Steuereinnahmen des Bundes. Die Behörde kümmert
sich auch um die Bekämpfung der Schwarzarbeit, beschlagnahmt gefälschte Produkte und zieht Gelder ungeklärter
Herkunft aus dem Verkehr.
Zollgrenzen früher und heute
Während die Bediensteten an Berlins Zolltoren zunächst noch jeden
Wagen kontrollierten, der in die Stadt fuhr, sind heute größere Strukturen
gefragt. Deutschland ist heute Teil des Zollgebiets der EU. Die erhobenen
Zölle – 2012 waren es 4,5 Milliarden Euro – fließen in den EU-Haushalt.
Berlin beherbergt heute eines von bundesweit 43 Hauptzollämtern, denen
Zu Zeiten der Berliner Zollmauer waren die Zollgebiete
noch deutlich enger definiert. Händler mussten mit sehr
häufigen Kontrollen leben. Die deutschen Länder und
Territorien waren derart zersplittert, dass es um 1790
rund 1.800 Zollgrenzen gab. Allein innerhalb der preußischen Staaten vermerken Historiker für den Beginn des
19. Jahrhunderts noch 67 lokale Zollgrenzen und Zolltarife. Wer Ware von
einer Stadt in die nächste bringen wollte, musste häufig mehrere dieser
Grenzen passieren, die jeweiligen Mautordnungen studieren und mehrfach
Durchgangszoll bezahlen.
Für ein reges Handelsleben war dies nicht gerade förderlich und so bildeten
sich nach und nach regionale Zollverbünde, die den Handel erleichterten.
Am 22. März 1833 schlossen sich der preußische und der süddeutsche
SMS 10.2
17
BRANDENBURGER TOR GEWERBEBETRIEB VS. FREIBERUFLICHE TÄTIGKEIT / ZOLL
Windmühlenberg
Exerzierplatz
NEUES THOR
HAMBURGER THOR
Voigtland
Hambuger
Bahnhof
ROSENTHALER THOR
SCHÖNHAUSER THOR
KÖNIGSTHOR
ORANIENBURGER
THOR
UNTERBAUM
LANDSBERGER
THOR
PRENZLAUER
THOR
Alt-Berlin
FRANKFURTER
THOR
BRANDENBURGER THOR
Cölln
Ministergärten
Frankfurter
Bahnhof
Friedrichstadt
POTSDAMER THOR
Potsdamer
Bahnhof
ANHALTISCHES
THOR
STRALAUER
THOR
Köpenicker Feld
Anhalter
Bahnhof
SCHLESISCHES THOR
Köpenicker Feld
HALLESCHES THOR
WASSERTHOR
KÖPENICKER
THOR
COTTBUSSER THOR
Kreuzberg
DIE BERLINER AKZISEMAUER UM 1855
Die Berliner Zoll- und Akzisemauer war die Stadtmauer
Berlins ab dem 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts.
Sie ersetzte die mittelalterliche Berliner Stadtmauer und
die spätere Festung Berlin. Die Zoll- und Akzisemauer
um­fasste etwa das Siebenfache der durch Festungsanlagen
umschlossenen Fläche der alten Residenzstadt.
Zollverbund zum Deutschen Zollverein zusammen, der zum 1. Januar 1834
in Kraft trat. In den folgenden Jahren gliederten sich immer mehr Gebiete
dem Zollverein an, so dass die Freihandelszone schließlich 30 Millionen
Einwohner zählte. Erst durch die Reichsverfassung von 1871 wurde das
deutsche Kaiserreich zu einem einheitlichen Zoll- und Handelsgebiet. Das
Kaiserreich erhob die Zölle an den Außengrenzen und erließ die Zollgesetze.
Die Berliner Akzisemauer war zu diesem Zeitpunkt bereits wieder aus dem
Stadtbild verschwunden. Den gesamten Verkehr in die Stadt hinein und aus
ihr heraus zu kontrollieren, um Schmuggel zu unterbinden und Deserteure
einzufangen, war im 19. Jahrhundert angesichts des rasanten Stadtwachstums nicht mehr zu bewerkstelligen. Zwischen 1800 und 1840 stieg die Einwohnerzahl in Berlin und den angrenzenden Siedlungen von 170.000 auf fast
400.000 Menschen. Da half auch die Verlagerung der Mauer nach außen
nichts – weite Flächen der Stadt lagen außerhalb der Zollmauer, wo Passanten zunächst in zusätzlich errichteten Akzisehäusern kontrolliert wurden.
Die Mauer und ihre Tore büßten ihren Nutzen unwiderbringlich ein. Zwischen
1867 und 1870 wurde die Zollmauer mit Ausnahme von drei Toren abgerissen. Im zweiten Weltkrieg wurden nochmals zwei der verbliebenen Portale
zerstört. Das Brandenburger Tor ist damit das letzte erhaltene Zolltor – auch
wenn kaum einer der vielen Besucher von seinen Ursprüngen weiß.
18
SMS 10.2
Carl Gotthard Langhans entwarf mit dem
Branden­burger Tor eines der bekanntesten Bauwerke Deutschlands. Die steuerliche Einstufung
seiner Einkünfte aus dem Bau wäre allerdings zumindest in der heutigen Zeit ein Spezialfall, erklärt
Prof. Dr. Burkhard Binnewies, Partner der Kanzlei
Streck Mack Schwedhelm in Köln.
Herr Binnewies, Carl Gotthard Langhans hatte Jura studiert, arbeitete
aber dann als Architekt. Wieso ist er steuerrechtlich damit ein beson­
derer Fall?
Das hängt mit seinem Werdegang zusammen. Das Einkommensteuergesetz
nennt eine Reihe sogenannter „Katalogberufe“. Wer einen dieser Berufe
gelernt hat und selbstständig ausübt, muss keine Gewerbesteuer zahlen.
Zu den Katalogberufen gehören sowohl Anwälte als auch Architekten.
Langhans erfüllte aber die Kriterien jeweils nur halb: Als Jurist brachte er
die Ausbildung zum Anwalt mit, aber ohne zu praktizieren. Stattdessen
arbeitete er als Architekt, allerdings ohne Ausbildung. Man müsste daher
zunächst prüfen, ob jemand in Herrn Langhans‘ Situation tatsächlich freiberuflich oder vielleicht doch eher gewerblich tätig ist.
Welche Folgen hätte das Ergebnis dieser Prüfung für Herrn Langhans?
Steuerlich betrachtet hat es große Auswirkungen: Wer Einkünfte aus selbstständiger Arbeit erzielt, muss keine Gewerbesteuer zahlen, bei gewerblicher Tätigkeit dagegen wird die Gewerbesteuer fällig. Zwar können Einzelunternehmer die Gewerbesteuer grundsätzlich auf ihre Einkommensteuer
anrechnen, doch nicht immer ist eine vollständige Anrechnung möglich, die
Einkunftsart ist daher häufig weniger vorteilhaft.
Würden Sie aus heutiger Sicht sagen, dass Langhans Gewerbesteuer
zahlen müsste?
Wohl eher nicht. Es gibt die Regelung, dass manche Tätigkeiten als „ähnlich“ den Katalogberufen gelten mit den entsprechenden steuerlichen Auswirkungen. Dies kommt oft bei Autodidakten zum Tragen. Ausschlaggebend
für die Bewertung der Einkünfte sind dann die Ergebnisse der geleisteten
Arbeit: Lassen die Resultate darauf schließen, dass der Autodidakt Kenntnisse erworben haben muss, die äquivalent sind zu denen des klassischen
Ausbildungswegs, dann übt er eine dem Katalogberuf ähnliche Tätigkeit
aus. Damit hätte Herr Langhans aus heutiger Sicht sehr gute Chancen,
seine Einkünfte als Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit deklarieren zu
können: Das Brandenburger Tor erfüllt nachweislich bis heute alle Kriterien,
die ein anspruchsvolles Bauwerk aus architektonischer Sicht erfüllen sollte.
Das Ergebnis lässt also darauf schließen, dass Herr Langhans Kenntnisse
gehabt haben muss, die denen entsprachen, die in der damaligen Zeit in
einer klassischen Architektenausbildung vermittelt wurden.
Der Zoll in Zahlen
Alle Angaben beziehen sich auf das Jahr 2012
- 39.000 Mitarbeiter sind beim Zoll beschäftigt
- 543.000 Personen und fast 66.000 Arbeit­
geber hat der Zoll auf Schwarzarbeit überprüft
und dabei Schäden durch Schwarzarbeit im
Wert von 750 Millionen Euro aufgedeckt
- 127,4 Millionen Euro ist der Gegenwert der
gefälschten Produkte, die der Zoll an den
Grenzen abgefangen hat – am häufigsten
kopiert werden Taschen, Sonnenbrillen, Uhren
und Schmuck.
- 29 Tonnen Rauschgift hat der Zoll im vergan­
genen Jahr beschlagnahmt
- 146 Millionen Schmuggelzigaretten wurden
2012 aus dem Verkehr gezogen
- Zahlungsmittel im Wert von 9,3 Millionen Euro
haben Zöllner wegen ungeklärter Herkunft vorläufig sichergestellt. 8 Millionen Euro Bußgeld
wurden festgesetzt, weil Reisende Beträge
nicht ordnungsgemäß angemeldet hatten.
- 1.100 Mal haben Einreisende versucht, unter
Artenschutz stehende Pflanzen, Tiere oder daraus hergestellte Produkte ins Land zu bringen
Bruce Cooper Clarke, US General, mit Willy Brandt am Brandenburger Tor, 16. 08. 1961
FILMFÖRDERUNG PROBLEME DER FILMFONDS
Filmförderung
Wer zumindest ab und an ins Kino geht, kann sich nahezu sicher sein, in seinem
Leben mindestens einen Film aus der Region Berlin-Brandenburg gesehen zu
haben. Sie gilt als Deutschlands Filmstandort Nummer 1, jedes Jahr entstehen in
Berlin und Umgebung mehr als 300 Filme. Ein differenziertes Fördersystem sorgt
dafür, dass die finanzielle Basis stimmt.
Regisseur Roland Emmerich und Medienboard-Geschäftsführerin Kirsten Niehuus bei den Dreharbeiten zu „Anonymous“ im Studio Babelsberg
Der Oscar-prämierte Film „Das Leben der Anderen“, Quentin Tarantinos
„Inglourious Basterds“, die deutsche Romantikkomödie „Keinohrhasen“
und der Tom-Tykwer-Klassiker „Lola rennt“ – sie alle haben eines gemeinsam: Sie sind in Berlin und Umgebung gedreht worden. Die Liste erfolgreicher Filme aus der Hauptstadtregion lässt sich fast beliebig verlängern. Die
Filmregion Berlin-Brandenburg ist mit jährlich mehr als 300 Produktionen
vom Arthouse-Film bis zum internationalen Blockbuster so produktiv wie
keine zweite in Deutschland. Mehr als 2.000 Filmunternehmen erwirtschaften nach Angaben des Medienboards Berlin-Brandenburg einen
Umsatz von 900 Millionen Euro. Filmfestivals und Preisverleihungen wie
20
SMS 10.2
die Berlinale und der Deutsche Filmpreis gehören zu den gesellschaft­
lichen Höhepunkten des Hauptstadtlebens und sind weit über die Grenzen
Deutschlands hinaus bekannt. Damit sich die Filmlandschaft in voller
Pracht entfalten kann, unterstützen diverse Förderprogramme die Akteure.
Seit 2004 kümmert sich das Medienboard Berlin-Brandenburg um Filmförderung und Standortmarketing. Nach eigenen Angaben stellte es 2012
insgesamt 23,9 Millionen Euro für 269 Projekte bereit, von Kinderfilmen
über Dokumentationen und Kurzfilme bis zu Mainstream-Produktionen. Ein
Team von Referenten entscheidet zunächst darüber, welche Produktionen
zur Förderung zugelassen werden. Anschließend reicht die Unterstützung
FILMFÖRDERUNG PROBLEME DER FILMFONDS
von der Projektplanung über die inhaltliche Ausgestaltung bis zu Produktion, Verleih und Vertrieb. Die Förderdarlehen müssen in der Regel innerhalb eines bestimmten Zeitraums zurückgezahlt werden, zudem müssen
die Mittel zu 100 Prozent in der Region Berlin-Brandenburg ausgegeben
werden. Nach Berechnungen des Medienboards hat die Produktionsunterstützung in der Hauptstadtregion im Jahr 2012 dadurch zu Umsätzen von
74,4 Millionen Euro geführt – gut das Dreifache der Nettofördersumme.
Anlaufstellen für Kreative
Doch keine Förderung kann allein einen ganzen Film finanzieren. Bis vor
einigen Jahren sprudelte für Filmschaffende noch eine zusätzliche Finanzierungsquelle: Zu Hochzeiten der New Economy erfreuten sich Filmfonds
großer Beliebtheit. Die meisten Anleger sahen darin in erster Linie ein Steuersparmodell (Näheres dazu im Interview). Viele Investoren hatten mit ihrer
Anlage allerdings nur wenig Freude, nicht selten flossen die Gelder in wenig
aussichtsreiche Filmprojekte, die zuvor keinen Investor gefunden hatten. In
Hollywood wurde das Investorengeld hämisch als „Stupid German Money“
tituliert, in Berlin-Brandenburg sparte man sich die Häme, dachte aber
wohl Ähnliches. Nach einer kurzen Boom-Phase verloren die Anleger das
Interesse an der Anlageform.
Seit 2007 ist der von der Bundesregierung geschaffene Deutsche Filmförderfonds (DFFF) daher eine weitere Anlaufstelle für Fördergelder. Bis
Ende 2012 wurden über 640 Filmproduktionen mit insgesamt rund 356 Millionen Euro unterstützt. Der DFFF wurde im September 2012 um weitere
drei Jahre verlängert. Für 2013 wurde das Budget um 10 Millionen Euro auf
insgesamt 70 Millionen Euro erhöht. Förderzusagen gab es zuletzt unter
anderem für „Kokowääh 2“, die Fortsetzung des Til-Schweiger-Kinoerfolgs,
und für die Komödie „Schlussmacher“ mit Matthias Schweighöfer. Finanziert werden bis zu 20 Prozent der Produktionskosten, die in Deutschland
ausgegeben werden. 2012 hat der DFFF so viele Filme gefördert wie noch
nie zuvor: 115 Produktionen, davon 80 Spielfilme, 32 Dokumentarfilme und
drei Animationsfilme.
Warum gerade in der Filmindustrie die Förderung eine so große Rolle spielt,
hat einen einfachen Grund: Bevor ein Film auch nur einen einzigen Euro
Umsatz erzielt, muss er komplett produziert, vertrieben und vermarktet
werden. Das ist teuer und zudem extrem risikobehaftet, weil niemand weiß,
wie gut der Streifen in den Kinos ankommen wird. Gerade kleinere Produktionen können daher eine Eigenfinanzierung nicht leisten und blitzen bei
klassischen Finanzierern wie Banken schnell ab.
Professionelle Produktionsorte
Die Region Berlin-Brandenburg bietet Kreativen neben finanzieller Hilfe
aber auch eine große Auswahl an Orten, um Filmideen professionell und
Szenenfoto aus dem Film „Schlussmacher“ mit Matthias Schweighöfer und Milan Peschel
ansprechend umzusetzen. Gedreht wird im Studio Adlershof, den Park­
studios, der Berliner Union-Film und in den Filmstudios Babelsberg, den
wohl bekanntesten Studios in der Region. Das Studio Babelsberg ist mehr
als 100 Jahre alt und gilt damit als weltweit ältestes Groß-Atelier-Film­
studio. Bereits am 12. Februar 1912 lief die erste Produktion an: Der Stummfilm „Der Totentanz“ mit Asta Nielsen in der Hauptrolle. Das Studio hat die
deutsche Filmgeschichte seitdem geprägt. Einen Meilenstein markierte das
Jahr 1929, als in Babelsberg das erste deutsche Tonfilmatelier entstand.
„Melodie des Herzens“ mit Willy Fritsch wurde der erste komplett vertonte
deutsche Spielfilm.
Doch die späten 20er-Jahre markierten für das Filmstudio zugleich den
Beginn einer schweren Krise. Die Wirtschaftsrezession trieb die UFA, zu der
die Studios gehörten, an den Rand des Ruins. Mit der Machtübernahme
der Nationalsozialisten 1933 war es dann auch mit kreativem Filmschaffen
vorerst vorbei: In Babelsberg entstanden Propagandafilme und später
leichte Unterhaltungsfilme, die die Bevölkerung von den Schrecken des
Kriegs ablenken sollten. Die zwischenzeitlich verstaatlichte Filmindustrie
produzierte bis zum Kriegsende. Von August 1945 an unterlag Babelsberg
dem alliierten Recht, bis 1947 waren die Studios von der sowjetischen
Militäradministration besetzt. Doch bereits in dieser Zeit gelang der Neuanfang. Im Mai 1946 wurde die deutsch-sowjetische DEFA – Deutsche Film AG
gegründet. Der Produktionsbetrieb lief direkt wieder an und neben vielen
anderen drehte beispielsweise Hildegard Knef in Babelsberg den Film „Die
Mörder sind unter uns“. Bis 1990 entstanden auf dem Babelsberger Areal
mehr als 1.200 Spielfilme, darunter auch der einzige jemals für einen Oscar
nominierte Film aus der DDR, „Jakob der Lügner“ aus dem Jahr 1976.
Ihre heutige Bedeutung hätten die Babelsberger Filmstudios jedoch nicht
ohne ein massives Investitionsprogramm in den 90er-Jahren erreicht. Nach
der Wiedervereinigung verkaufte die Treuhandanstalt die ehemaligen DEFAStudios in Babelsberg an den französischen Konzern Compagnie Générale
des Eaux, heute bekannt als Vivendi Universal. Der Konzern investierte in
den folgenden zwölf Jahren rund 500 Millionen Euro in das Filmstudio und
SMS 10.2
21
FILMFÖRDERUNG PROBLEME DER FILMFONDS
die im Umfeld entstehende Medienstadt. Von dieser Infrastruktur profitiert
das Studio bis heute. 2004 verkaufte Vivendi das Studio Babelsberg an die
Beteiligungsgesellschaft Filmbetriebe Berlin-Brandenburg, die das Unternehmen 2005 in eine Aktiengesellschaft umwandelte und an die Börse
brachte. Seitdem hat das Studio Babelsberg seine Studiofläche vor allem
durch Zukäufe nahezu verdoppelt. Insgesamt umfasst die Studioanlage
heute 20 Ateliers und Studios sowie unterschiedliche Außenkulissen auf
mehr als 156.000 Quadratmetern.
Inzwischen engagiert sich das Filmstudio Babelsberg auch selbst als
Koproduzent und Filmfinanzierer für deutsche und internationale Produk­
tionen. Das Unternehmen investiert dabei Referenzmittel aus großen internationalen Projekten in kleinere Produktionen, derzeit beispielsweise in den
französischen Film „Beauty and the Beast“. Referenzmittel sind Zuschüsse,
die der Filmhersteller erhält, wenn sein Werk eine bestimmte Zuschauerzahl erreicht hat. Sie müssen zweckgebunden für Neuproduktionen eingesetzt werden. Ein besonderer Fokus liegt bei der Förderung weiterhin auf
Produktionen, die zumindest teilweise am Standort Babelsberg umgesetzt
werden.
Dauerkulisse für TV-Produktionen
Das Medienboard hat Anfang des Jahres eigens ein Pilotförderprogramm
für TV-Serienformate aufgelegt, und auch die Landesbanken der Region
sind in die Zwischenfinanzierung von Film- und TV-Projekten involviert.
Denn neben Kinofilmen wird gerade Berlin häufig auch als Kulisse für
Fernsehproduktionen genutzt. Mehr als 25 Prozent aller deutschen Serienproduktionen werden dem Medienboard zufolge in der Region hergestellt.
Dem Fernsehzuschauer gibt sich die Hauptstadt allerdings nicht immer als
Drehort zu erkennen. Weite Teile der Krimiserie „Soko Wismar“ beispielsweise wurden nicht in Wismar, sondern in der Nähe des Berliner CharitéGeländes gedreht. Andere Produktionen binden das Berliner Lokalkolorit
und das Flair der Hauptstadt bewusst in die Handlung ein. Die Bandbreite
reicht von abendlichen Castingshows wie „The Voice of Germany“ über
Krimis wie „Tatort“ und Polit-Talkshows wie „Anne Will“, „Maybrit Illner“
oder „Günther Jauch“ bis hin zum TV-Dauerbrenner „Gute Zeiten, schlechte
Zeiten“. In den Fernsehzeitschriften findet sich an nahezu jedem Tag eine
Sendung, die im Raum Berlin spielt oder produziert wurde.
Für Touristen bietet Berlin spezielle Touren, die die schönsten und bekanntesten Drehorte verbinden. Filmfans können über die Brücke laufen, die
Franka Potente in Tom Tykwers „Lola rennt“ im Sprint überquert hat und
können ein Bier in den Kneipen trinken, die schon Christian Ulmen als
Filmfigur „Herr Lehmann“ besucht hat. Mit etwas Glück trifft man beim
Berlinbesuch sogar einen Filmstar persönlich. Denn irgendwo in der Stadt
wird eigentlich immer gerade gedreht.
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SMS 10.2
Ende der 90er-Jahre waren Filmfonds bei deutschen Anlegern sehr beliebt. Zehntausende In­
vestoren steckten Geld in die Fonds. Viele von
ihnen hofften darauf, die Investition zur Steuer­
gestaltung nutzen zu können. Doch die anfangs
attraktiv erscheinenden steuerrechtlichen Regelungen werden heute plötzlich von den Finanzverwaltungen infrage gestellt, erklärt Dr. Rainer
Spatscheck, Partner der Kanzlei Streck Mack
Schwedhelm in München.
Herr Spatscheck, Filmfonds galten vor einigen Jahren noch als steuer­
lich äußerst attraktiv. Was machte ihren Reiz für Anleger aus?
Die ursprüngliche Idee beruhte darauf, dass der Anleger im ersten Jahr
seines Investments einen hohen Verlust generiert, den er steuerlich geltend
machen kann. Dieser Verlust sollte in den Folgejahren durch Zahlungen aus
dem dann erfolgreich wirtschaftenden Filmfonds ausgeglichen werden. Die
Konstruktion der Filmfonds war meist ähnlich: Sie sammelten bei Investoren Geld ein, das sie zur Herstellung des Films an Produktionsfirmen und
Vertrieb weitergaben. Bei Garantiefonds sicherte eine Bank den Investoren
des Fonds zu, dass ein bestimmter Prozentsatz des eingesetzten Kapitals
definitiv zurückausgezahlt wird – unabhängig davon, wie der Fonds läuft –,
um den Anlegern bei Ablauf etwas ausschütten zu können. Zunächst hat die
Finanzverwaltung dabei die Steuerminderung der Fondsinvestoren anerkannt. Inzwischen hat die Finanzverwaltung die steuerrechtliche Einschätzung der Filmfonds mehrfach geändert. Heute wird davon ausgegangen,
dass der Anfangsverlust ganz oder teilweise wegfällt bzw. die Anfangsinvestitionen auf die Laufzeit des Fonds zu verteilen seien. Diese Kehrtwende hat
die Branche überrascht.
Woher kam der plötzliche Sinneswandel?
Filmfonds waren zu Beginn politisch gewünscht, um die deutsche Filmindustrie zu fördern. Dieses Ziel wurde jedoch nach Einschätzung der Politik
verfehlt, weil viele Fonds die Mittel in ausländische Produktionen investierten. Auch das Umdenken in der steuerlichen Einschätzung der Filmfonds
war wohl politisch bedingt. Zurzeit sind noch Tausende Verfahren zu Steuerbescheiden anhängig, bei denen Anleger versucht haben, die Steuerminderung wie im Fondsprospekt dargelegt durchzusetzen. Die meisten Verfahren
ruhen, bis die Rechtsfrage eindeutig geklärt ist.
Haben Filmfonds jetzt noch eine Zukunft?
Unter dem Aspekt der Steuergestaltung haben die Investitionen ihren Reiz
verloren. Viele Anleger haben zudem gegen die Fonds geklagt, weil sie
– entgegen ihrer Hoffnung – keine steuerlichen Vorteile aus ihrer Investition ziehen konnten. Sie werfen den Verantwortlichen vor, einen fehlerhaften Prospekt herausgegeben zu haben. Dabei sind die Fonds, deren steuerliche Berater und auch die vor Ort tätigen Betriebsprüfer der Finanzämter
von der steuerrechtlichen Neubewertung auf Ministeriumsebene selbst
überrascht worden. Die steuerliche Aberkennung und die Zivilklagen belasten viele Fonds. Zurzeit werden quasi keine Filmfonds mehr aufgelegt.
FILMFÖRDERUNG PROBLEME DER FILMFONDS
Dreharbeiten zu „Die Vermessung der Welt“ von Detlev Buck
„Berliner Straße“ – Außenkulisse des Studios Babelsberg
Szenenfoto aus „Don 2“ mit Shah Rukh Khan
Szenenfoto aus „Cloud Atlas“ von Tom Tykwer und den Wachowski-Geschwistern
SMS 10.2
23
KOMISCHE OPER KUNST VS. STEUER
Komische Oper
Die Kreativszene hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Aushängeschild
­Berlins entwickelt. Einen besonderen Platz nimmt das Ensemble der Komischen
Oper an der Behrenstraße ein. Kulturfreunden gilt das Haus als Geburtsstätte
des modernen Musiktheaters.
24
SMS 10.2
KOMISCHE OPER KUNST VS. STEUER
Aufzufallen ist gar nicht so einfach in einer Stadt wie Berlin, in der es
scheinbar überall Neues zu entdecken gibt und die einen ständigen
Zustrom von jungen Kreativen für sich verbuchen kann. Die Komische
Oper schafft es aber selbst in dieser Metropole, sich vom bunten Rest des
Kulturbetriebs abzuheben. Das Haus an der Behrenstraße in Berlin-Mitte
möchte außergewöhnliches, anders aufbereitetes Musiktheater bieten – ganz in der Tradition der Gattung, nach der sich die Komische Oper
benannt hat. Der Name leitet sich ab von der „Opéra comique“, die
im 17. Jahrhundert erstmals in Paris für Furore sorgte. Denn was dort geboten wurde, wies einige Unterschiede zu klassischen Opernwerken auf. So
behandelte die Opéra comique keine antiken Stoffe mehr, sondern aktuelle
Themen. Die Heldenrolle war nicht mehr ausschließlich Adeligen vorbehalten und zwischen den musikalischen Teilen gab es neben Rezitativem
auch gesprochene Passagen. Ob der Inhalt der Stücke komisch, tragisch
oder sentimental war, hatte keinen Einfluss auf die Einstufung als Opéra
comique. Ihren Namen bekam die Gattung, um sich von der anfangs noch
dem Adel vorbehaltenen Tragödie abzugrenzen. Die Opéra comique war
eine Oper für das Bürgertum.
Auch im Haus in der Berliner Behrenstraße gab es bereits im 18. Jahrhundert Aufführungen für das Bürgertum, lange bevor die heutige Komische
Oper im Jahre 1947 in das Gebäude einzog. Schon von 1764 an wurden
neben Schauspielen von Goethe und Shakespeare auch Singspiele in der
Behrenstraße aufgeführt, die unter dem Einfluss der Opéra comique ein
Gegengewicht zur Oper darstellen sollten. Im 19. Jahrhundert trat an die
Stelle des alten Theaters das von den Wiener Star-Architekten Ferdinand
Fellner und Hermann Helmer erbaute „Theater unter den Linden“, wo Operetten und Opern gezeigt wurden. Nach einem weiteren Umbau eröffnete
das Theater an der Behrenstraße 1898 als Metropol-Theater seine Pforten.
Aufwendig gestaltete Jahresrevuen wurden zum Aushängeschild des Hauses. Nach dem ersten Weltkrieg entwickelte sich das Metropol-Theater zu
einem der angesehensten Operettenhäuser Deutschlands.
Doch die Machtergreifung der Nationalsozialisten setzte dem kreativen
Treiben schwer zu. Jüdische Ensemblemitglieder durften nicht mehr auftreten und mussten das Land verlassen, viele der neueren Operetten aus
der Feder jüdischer Komponisten durften nicht mehr aufgeführt werden.
Das Metropol-Theater wurde dem Reichsministerium für Volksaufklärung
und Propaganda unterstellt und schließlich Ende 1944 wie nahezu alle
deutschen und österreichischen Kulturbetriebe geschlossen. Auf Verfügung von Joseph Goebbels wurden die Ensemblemitglieder der Kulturhäuser zum Kriegseinsatz beordert. Und es kam noch schlimmer: Weite
Teile des Theaterbaus in der Behrenstraße wurden im März 1945 bei einem
Bombenangriff zerstört, nur der Zuschauerraum blieb erhalten – er wird
heute noch genutzt.
SMS 10.2
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KOMISCHE OPER KUNST VS. STEUER
Orchester in der Komischen Oper
Musiktheater für alle
Nach Kriegsende wurde die Behrenstraße zur Heimat der heutigen Komischen Oper. Der vormalige Nutzer, das Metropol-Theater, eröffnete im Ostteil der Stadt neu – zunächst in einem Kinosaal in der Schönhauser Allee
und ab 1955 im Admiralspalast. Das Theater an der Behrenstraße wurde
neu aufgebaut und 1947 wieder in Betrieb genommen. Eine Aufführung von
Johann Strauß‘ Operette „Die Fledermaus“ war die erste Vorstellung der
Komischen Oper. Intendant Walter Felsenstein besann sich mit der Gründung des Hauses auf die Grundzüge der Opéra comique und prägte die Idee
eines publikumsnahen Musiktheaters. „Im Musiktheater geht es vor allem
um eines – Menschen zu bewegen“, so lautet bis heute der Wahlspruch der
Komischen Oper. Unter der Intendanz von Barrie Kosky stehen verstärkt
wieder wenig bekannte Stücke und Werke von Künstlern, die im National­
sozialismus unterdrückt wurden, auf dem Spielplan.
Die Komische Oper hält konsequent an ihrer Philosophie fest, Menschen zu
bewegen und sich wie die traditionelle Opéra comique nicht auf bestimmte
Besuchsgruppen zu beschränken. Das Angebot richtet sich an alle Altersklassen: Schon Kinder können in einer speziellen Konzertreihe die Orchestermusik kennenlernen. Einführungsworkshops bereiten Jugendliche auf
den Opernbesuch vor.
Neben den Akteuren auf der Bühne prägt auch das Orchester die Auf­
führungen in der Komischen Oper. Ein eigenes Ensemble gehört seit der
Eröffnung der Komischen Oper 1947 fest dazu. Zurzeit spielen 112 Musiker
im Orchester der Komischen Oper, seit der Spielzeit 2012 / 2013 unter
Generalmusikdirektor Henrik Nánási.
Die Ensemblemitglieder müssen ein breites Repertoire beherrschen. Zur
Komischen Oper gehört deshalb auch eine Orchesterakademie, die für
Nachwuchsmusiker sieben Ausbildungsplätze pro Jahr anbietet. Die Akademiestudenten arbeiten mit professionellen Musikern und proben in unterschiedlichen Formationen Opern- und Kammermusik. Besonders talentierte junge Sänger werden im Opernstudio der Komischen Oper auf ihren
Auftritt auf der großen Bühne vorbereitet. Im Opernhaus stehen neben
Mozart-Werken und Kompositionen des 19. Jahrhunderts auch zeitgenössische Stücke auf dem Programm. Regelmäßig gestalten die Musiker Uraufführungen gemeinsam mit Komponisten wie Benjamin Britten, Giuseppe
Manzoni, Aribert Reimann oder Cristóbal Halffter.
26
SMS 10.2
Und auch auf der Bühne kann sich der Nachwuchs in der Komischen
Oper engagieren. Neben dem Orchester gehört der Kinderchor fest zum
Ensemble. Etwa 80 Kinder zwischen sechs und 16 Jahren singen dort
mit und übernehmen wichtige Passagen in Kinderopern wie „Mikropolis“
oder „Ali Baba und die 40 Räuber“. Nach Angaben der Komischen Oper
kommen pro Spielzeit 30.000 Kinder und Jugendliche zu den speziellen
­Vorstellungen.
Besonders stolz ist die Komische Oper auf ihre Internationalität. Nach
eigenen Angaben ist sie das erste Opernhaus der Welt, das Untertitel in
vier Sprachen anbietet. An jedem Sitzplatz gibt es eine Übersetzungsanlage, die Untertitel in Deutsch, Englisch, Französisch und Türkisch anzeigt.
Um die türkischen Besucher bemüht sich die Komische Oper besonders
intensiv. Um mehr Menschen mit türkischen Wurzeln für die Oper zu
begeistern, ­bietet das Projekt „Selam Opera“ einführende Workshops und
Informations­veranstaltungen. Diese Umtriebigkeit täuscht manchmal darüber hinweg, dass die Komische Oper mit Platz für rund 1.200 Besucher das
kleinste der drei Berliner Opernhäuser ist. Doch auch diesen Umstand weiß
das Haus für sich zu nutzen: Die Zuschauer sollen die Arbeit der Schauspieler und Musiker aus unmittelbarer Nähe verfolgen – intime Einblicke in das
moderne Musiktheater sind Besuchern der Komischen Oper sicher.
Die Arbeit an einem etablierten Opernhaus oder Theater ist für viele Schauspieler, Maskenbildner und Regisseure ein Traum. Die Kreativen verbringen
KOMISCHE OPER KUNST VS. STEUER
ihre Zeit nicht im Büro, sondern in einer Kulturstätte. Dafür müssen sie
besondere Talente mitbringen und nehmen in Kauf, dass ihr Einsatz am
Wochenende, an Feiertagen und in den Abendstunden gefragt ist – eben
immer dann, wenn die Theaterbesucher ihre Freizeit genießen. Auch
steuerlich treffen die Kreativen einige Besonderheiten, weiß Dr. Thorsten
Zumwinkel, Partner bei der Kanzlei Streck Mack Schwedhelm.
Die Arbeit an einem etablierten Opernhaus oder
Theater ist für viele Schauspieler, Maskenbildner
und Regisseure ein Traum. Die Kreativen verbringen ihre Zeit nicht im Büro, sondern in einer
Kulturstätte. Dafür müssen sie besondere Talente
mitbringen und nehmen in Kauf, dass ihr Einsatz
am Wochenende, an Feiertagen und in den Abendstunden gefragt ist – eben immer dann, wenn
die Theaterbesucher ihre Freizeit genießen. Auch
steuerlich treffen die Kreativen einige Besonderheiten, weiß Dr. Thorsten Zumwinkel, Partner bei
der Kanzlei Streck Mack Schwedhelm in München.
Herr Zumwinkel, die Arbeit an Oper und Theater hat kaum etwas mit
dem klassischen Bürojob zu tun. Wird sie auch steuerrechtlich anders
betrachtet?
Die grundsätzliche Frage lautet auch im kreativen Umfeld: Ist jemand
angestellt oder selbstständig? Die Unterscheidung ist allerdings nicht
immer einfach zu treffen. Mitunter werden Darsteller als Freiberufler
geführt. Anders als bei Freiberuflern üblich, können Darsteller aber in der
Regel nicht frei darüber entscheiden, wann sie die vereinbarte Tätigkeit
erbringen, sondern stehen zu festen Zeiten auf der Bühne. Haben sie nur
ein (festes) Engagement, sind sie in der Regel nicht selbstständig tätig.
Doch auch bei mehreren Engagements kann eine Scheinselbstständigkeit
gegeben sein. Zwar ist der Verwaltungsaufwand für das Theater bei Frei­
beruflern sicherlich geringer als bei Angestellten, doch steuerrechtlich
bleibt ein Risiko.
Was kann einem Theater- oder Opernhaus passieren?
Die Finanzbehörden prüfen die Beschäftigungsverhältnisse der Künstler.
Dies passiert mitunter erst Jahre später, wenn die Engagements schon wieder beendet sind. Wird die Selbstständigkeit dann nicht anerkannt, muss
der Auftraggeber im Nachhinein noch Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge abführen. Die Belastung liegt dann oft allein bei der Bühne – der
Künstler arbeitet womöglich längst im Ausland und ist nicht mehr greifbar.
Viele Bühnen sind auf Subventionen angewiesen, um finanziell beste­
hen zu können. Gibt es auch steuerliche Erleichterungen?
Ja, beispielsweise sind bestimmte Umsätze kultureller Einrichtungen von
der Umsatzsteuer befreit. Darunter fällt insbesondere auch ein Großteil
der Leistungen von Theatern, Opernhäusern etc. Aufpassen müssen dagegen Einzelpersonen. Wer selbstständig Leistungen im Umfeld einer Bühne
erbringt, etwa als Maskenbildner, muss in der Regel die Umsatzsteuer
ausweisen. Leider passieren dabei immer wieder Fehler, die oft erst mit
mehreren Jahren Verzögerung bei einer Außenprüfung bemerkt werden.
Stellen die Finanzbehörden dann zum Beispiel fest, dass ein Maskenbildner
die Umsatzsteuer nicht ausgewiesen und abgeführt hat, wird sie nicht nur
nacherhoben, sondern hinzukommen noch Zinsen von jährlich 6 Prozent.
Auf seinen Auftraggeber, die Bühne, kann er dies nachträglich nicht mehr
abwälzen. Dann ist der Schrecken oft groß. Ein regelmäßiger Kontakt zum
Steuerberater empfiehlt sich daher – auch wenn die Steuerthematik vielleicht nicht zu den Lieblingsthemen der Kreativen gehört.
SMS 10.2
27
PORTRÄT DR. KLAUS OLBING
Wir kochen alle
mit Wasser
… nur jeder etwas
anders
Ich gehöre zu den Menschen, die gerne essen, aber noch lieber kochen. Es
ist für mich eine Freude, samstags über den Markt zu gehen, zu überlegen,
was ich diesmal kochen soll, um die dazu passenden frischen Produkte
einzukaufen. Ich schätze den kreativen Prozess des Kochens. Je nach
Stimmungslage allein, meditativ, mit guter Musik und gutem Wein, oder
in großer Runde bei ungezwungenem Plaudern. Das Resultat muss nicht
ausgefallen, exotisch, spitzfindig oder raffiniert sein. Ich ziehe die einfache Küche vor. Wenn mir das Essen gelungen ist, bin ich für den Rest des
Tags gut gelaunt. Meine Stimmungslage sinkt entsprechend – zum Glück
nicht dauerhaft –, wenn ich nicht mit mir und dem Resultat zufrieden bin.
Krönender Abschluss soll nämlich das gemeinsame Essen sein, im Idealfall
begleitet von anerkennenden Worten der Gäste.
Diesen Stellenwert hatte das Kochen nicht immer. Ich komme aus einer
Familie, in der beide Elternteile berufstätig waren. Essen war ein notwendiger Bestandteil des Lebens, den man – zwar nicht mengenmäßig, aber
hinsichtlich des zeitlichen und finanziellen Aufwands – auf ein Mindestmaß
reduzierte. An Gewürzen gab es bei uns Salz, Pfeffer und Maggi, später
28
SMS 10.2
auch Fondor – in der Metro in der Gastronomiegroßpackung gekauft und
entsprechend großzügig verwendet. Geselligkeit wurde überwiegend im
Zusammenhang mit Theater-, Konzert- und Opernbesuchen gepflegt. Dass
man vorher oder nachher auch essen gehen konnte, kam meinen Eltern
lange nicht in den Sinn. Wenn Gäste eingeladen wurden, hatte meine Mutter
jahrelang ein – einfaches, aber sehr gutes – Standardgericht. Wichtiger als
das Essen war ein gutes, also inhaltsreiches Gespräch.
Ich habe mich trotzdem – oder gerade deshalb? – ohne erkennbare Mangelerscheinungen gut entwickelt. Mein kulinarisches Erwachen erfolgte
nämlich relativ spät, nach Abschluss der vertikalen Wachstumsphase. Mit
knapp 2 Metern Länge, 90 Kilo Gewicht und 18 Jahren kam ich in Kontakt
mit einem katholischen Geistlichen, der in meiner Heimatstadt (Essen!)
eine Wohn- und Glaubensgemeinschaft leitete. Am Wochenende durfte
(fast) jeder kommen, beim Kochen mithelfen, das so Fabrizierte verspeisen
und an den (auch) theologischen Gesprächen teilnehmen. Ich war von
diesem Menschen, dieser Gemeinschaft, dem offenen Geist und dem Essen
fasziniert.
SMS 10.2
29
PORTRÄT DR. KLAUS OLBING
Zum ersten Mal erlebte ich die Geschmacksvielfalt der Gewürze und Kräuter. Ich war überrascht, dass Karotten noch besser schmecken, wenn man
sie nicht zu Brei verkocht. Ich war begeistert, was man alles aus Kartoffeln
machen kann. Ich versuchte, mir erstmals vorzustellen, wie viel Not Menschen leiden mussten, bis sie auf die Idee kamen, zum Beispiel Artischocken
„Es ist für mich eine Freude, samstags über den Markt
zu gehen, zu überlegen, was ich diesmal kochen soll,
um die dazu passenden frischen Produkte einzukaufen. Ich schätze den kreativen Prozess des Kochens.“
so lange zu kochen, bis man sie essen konnte – um dann festzustellen, dass
ein kleiner Teil der Pflanze nicht nur bloß genießbar, sondern köstlich ist.
Ich schmunzelte über die Erfindungskraft des Menschen, um auch in den
Fastenzeiten erträglich speisen zu können (so soll Biberbraten wegen des
schuppigen Schwanzes des Tiers nicht als Fleisch, sondern als Fisch und
damit als fastentauglich gegolten haben, was die Überlebenschancen des
Bibers in katholischen Gebieten nicht unbedingt erhöht hat).
Auch wenn mein großes Kochvorbild – der katholische Geistliche – nach
dem eher klassischen französischen Credo aus dem 19. Jahrhundert lebte,
dass eine gute Küche aus „Butter, Butter, Butter“ sowie „Sahne, Sahne,
Sahne“ bestehe, war ein häufig von ihm verwendeter Satz: „Wir kochen alle
mit Wasser ... nur jeder etwas anders“. Es ging ihm um die Achtsamkeit dem
Produkt gegenüber. Er hatte seine Leitsätze: Dass man nicht alles in einen
Topf wirft. Dass Kochen etwas sehr Individuelles ist und auch beim Kochen
nach Rezept das Resultat bei jedem anders ausfällt. Dass ein Essen immer
wieder anders schmeckt, auch wenn man es routiniert zum wiederholten
Mal kocht. Dass man die besten Resultate erzielt, wenn man mit Zeit, Lust,
Interesse, Kreativität und Engagement kocht. Dass der Moment des Gelingens etwas Wunderbares ist. Dass Kochen kein Selbstzweck ist, denn im
Mittelpunkt soll immer der Genuss beim gemeinsamen Essen stehen. Und
(das Theologische durfte ja nicht fehlen): Die Dankbarkeit vor Gott, dass
wir in Frieden und Gesundheit diesen Teil der Schöpfung genießen dürfen.
So entwickelte ich mich mit der Zeit zu einem passablen Hobbykoch, mit
allen Vor- und Nachteilen. Bei der Bundeswehr konnte ich das zerkochte
Kantinenessen nicht genießen. Ich ließ (und lasse noch heute) lieber
ein schlechtes Essen ausfallen, um mit einem Apfel die Zeit bis zum
­nächsten guten Essen zu überbrücken. Andererseits entwickelte sich
durch das Kochen bei mir ein sehr geselliges Leben und so manche
junge Dame konnte ich mit einer frisch aufgeschlagenen Soße béarnaise
­beeindrucken.
So vergingen die Bundeswehr, das Studium und das Referendariat. Auch
meine Eltern hatten ihren Frieden mit meinem Kochen gemacht, sorgte ich
doch bei den Familienfesten kulinarisch für etwas mehr Abwechslung. Auch
wenn dadurch der prozentuale Anteil der Lebensmittelkosten an unseren
Gesamtausgaben nicht unerheblich stieg.
Mit anderen Worten: Es tat sich eine ganz neue Welt für mich auf.
Welche Bedeutung die beim Kochen erworbenen Fähigkeiten für meine
berufliche Laufbahn hatten, zeigte sich bereits in der ersten Woche meiner anwaltlichen Tätigkeit in der damals noch „Streck Rainer“ genannten
Sozietät.
Meine Eltern sahen diese Entwicklung mit skeptischem Interesse. Sie
machten sich unberechtigte Sorgen hinsichtlich meiner beruflichen und
persönlichen Neigungen. Aber zum Glück strahlten nicht nur die neuesten
theologischen Erkenntnisse in unser Familienleben. Ich schenkte meiner
Mutter zu Weihnachten eine Sammlung von Gewürzen. Gingen wir einmal
essen, wagte ich mich auf der Speisekarte auch in die Bereiche jenseits des
Schnitzels „Wiener Art“. Und ich begab mich, lange bevor es die scheinbar
unendlichen Kochshows gab, in die Welt des Kochens. Zunächst zaghaft,
dann immer wagemutiger. So beschränkten sich die Befürchtungen meiner
Eltern bald nur noch darauf, die bisher überschaubaren Ausgaben für den
Inhalt des Kühlschranks nicht ausufern zu lassen.
Ich durfte an einem Besprechungstermin teilnehmen, den Herr Dr. Streck
mit einem Mandanten führte. Einem Pizzabäcker, dem der – sicherlich –
unberechtigte Vorwurf gemacht wurde, nur jede zweite verkaufte Pizza
in die Bücher aufgenommen zu haben. Als guter Kaufmann wollte der
Mandant das Honorar vorab klären. Dr. Streck stellte seinen (wie sich rasch
zeigte nicht verhandelbaren) Honorarvorschlag in den Raum. Und wie es
sich für einen ordentlichen Pizzabäcker gehört, fing dieser gleich das Wehklagen an … „Oh Gott … so viel … meine armen Kinder … mein Steuer­berater
ist viel günstiger …“ Und dann kam der Satz, der mich sensibilisierte. Der
Pizzabäcker verstieg sich in die Behauptung, „Ihr Steuerrechtler und
Steuerberater seid doch alle gleich. Ihr kocht doch alle nur mit Wasser …“.
30
SMS 10.2
PORTRÄT DR. KLAUS OLBING
Und was antwortete Dr. Streck? „Wir kochen zwar alle nur mit Wasser, aber
jeder etwas anders. Und ich koche besser.“ Er könne ja zu seinem Steuerberater gehen … Das Mandat kam zustande. Das Honorar wurde gezahlt.
Und Dr. Streck kochte tatsächlich besser als der Vorberater, zumindest
im übertragenen Sinn. Das Verfahren wurde nach vielen Jahren mit einer
kleinen Hinzuschätzung und einer geringen Geldauflage eingestellt.
Ich durfte zudem feststellen, dass Herr Dr. Streck zwar in vielerlei Hinsicht
besser als andere kocht, nur leider nicht im direkten Sinn. Die Küche im
alten Büro in der Hans-Willy-Mertens-Straße lag direkt gegenüber seines
Zimmers. Mir wurde rasch, eindeutig und von mehreren Seiten klargemacht, dass man bitte in der Küche nichts außer Kaffee und Tee kochen
sollte. Herr Dr. Streck verbitte sich den Geruch von Essen als Ablenkung
von der Arbeit. Stattdessen könne man ihm mit rohen Karotten und Salz­
stangen eine gewisse Freude machen (etwas, was sich im Laufe der Zeit
zum Glück geändert hat, wenn auch nicht aufgrund meines Einflusses).
Viele Eigenschaften, die ich beim Kochen erlangt und erworben hatte,
erwiesen sich als nützlich bei der Arbeit als Rechtsanwalt: Die Achtsamkeit
vor dem Mandanten, dem Finanzamt und dem Sachverhalt. Jeder Fall ist
anders. Es gibt keine Routine. Jeder Fall muss mit Aufmerksamkeit und
Ruhe individuell gelöst werden. Kreativität ist gefragt. Einfache, aber durchdachte Konzepte sind Erfolg versprechender als gekünstelte. Mal muss man
etwas länger köcheln lassen. Mal muss man rasch und beherzt zugreifen.
Köstlich ist der Moment des Gelingens. Leider fehlt bei der juristischen
Tätigkeit in der Regel das abschließende gemeinsame Mahl.
Das gemeinsame Essen bleibt mir mit der Familie und Freunden vorbehalten. Leider reduzieren sich auch diese Gelegenheiten berufsbedingt auf das
Wochenende, aber dann macht mir das Kochen und gemeinsame Essen
umso mehr Freude – zum Leidwesen meiner lieben Frau, die die Woche
über den Alltag kulinarisch bestreiten darf.
Und was ist aus meinen Weggefährten von damals geworden? Meine Eltern
sind leider schon verstorben, ohne dass ich sie fürs Kochen begeistern
konnte. Die Gewürze, die ich ihnen zu Beginn meiner Laufbahn geschenkt
hatte, fanden sich im Nachlass unangebrochen. Bleiben die Erinnerungen
an die gemeinsamen, köstlichen und ausgelassenen Mahlzeiten. Zumindest
insoweit konnten meine Geschwister und ich die Lebensgewohnheiten
unserer Eltern verändern. Ach ja, ab und zu, wenn auch nur ganz selten,
koche ich das damalige Standardgericht meiner lieben Mutter:
Wurstbrötchen.
Mein geistiger Ziehvater, Pater Augustinus, „bürgerlich“ Heinrich Graf
Henckel von Donnersmark, ist auch leider viel zu früh verstorben. Er hat
mich in vielerlei Hinsicht wesentlich geprägt. Ich verdanke ihm sehr viel.
Nicht nur die Erkenntnis, dass jeder mit Wasser kocht, aber jeder anders.
Einige seiner damaligen Tipps kommen noch heute zur Anwendung. Nicht
nur in der Küche.
Und nun? Ich koche weiter. Mit meiner Frau, meinen Kindern und unseren
Freunden. Ich sehe mit Genugtuung, wie die Kinder das Interesse – jedes
auf seine Art – am Kochen fortentwickeln. Vom Einkaufen über das Zubereiten bis zum gemeinsamen Mahl. Auch sie kochen nur mit Wasser, anders
als ich. Auf eine Weise, die ich sehr schätze.
Klaus Olbing
SMS 10.2
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Sehnsucht nach Meer
„Das Meer ist alles. Es bedeckt sieben Zehntel der Erde. Sein Atem
ist rein und gesund. Es ist eine immense Wüste, in der der Mensch
doch nie alleine ist, denn er fühlt das Leben um ihn herum, ein
übernatürliches wundervolles Dasein rührt sich darin; es ist nichts
außer Bewegung und Liebe.“
1
Wann es begann? Ich würde sagen, es war Ende der 80er-Jahre des letzten
Jahrhunderts: Ostern, irgendwann Ende März, bei Nymindegab am süd­
lichen Ende des Ringkøbing Fjord. Der Wind trieb Graupelschauer über das
Wasser, Luft zehn, Wasser sechs Grad Celsius, es stürmte. Mit Freunden
waren wir in einem VW-Bus zum Campen und Windsurfen von Kiel aus nach
Dänemark gefahren. Wenige Tage zuvor hatte ich mir von dem Geld, das ich
als Schüler mit Aushilfsjobs verdient hatte, mein erstes richtiges Surfbrett
gekauft. Einen „Sinker“ wie man damals noch sagte (also ein Brett, das
streng genommen untergeht, wenn man sich daraufstellt).
Nach heutigen Maßstäben lächerlich lang und schwer, aber so waren Surfbretter seinerzeit: Ein 2,80 m langes Stück Styropor, laminiert mit Polyesterharz, pinkfarben mit gelben Sternen. Ob ich damit umgehen konnte, war
zunächst unklar. Doch dann passierte es – eher versehentlich: Eine Sturmböe erfasst das Segel, durch eine glückliche Fügung gelingt mir die richtige
Gewichtsverteilung, und während ich mich am Gabelbaum festklammere,
beginnt das Brett zu gleiten. Eine rauschhafte Erfahrung.
Zur Erklärung: Physikalisch betrachtet, besteht ein erheblicher Unterschied zwischen Wasserfahrzeugen, die sich in Verdrängerfahrt bewegen,
und Fahrzeugen, die gleiten. Ein Verdränger schwimmt, durch seinen
Rumpf wird die Menge an Wasser verdrängt, die seiner Masse entspricht.
Seine Geschwindigkeit ist limitiert, naturgesetzlich beschränkt auf die
sogenannte „Rumpfgeschwindigkeit“. Ein Gleiter schwimmt nicht, er
schwebt gleichsam über das Wasser. Physiker können dies in Gleichungen
umschreiben, der Gleiter wird durch den hydrodynamischen Auftrieb aus
dem ­Wasser gehoben, bis er das eigene Bugwellensystem überholt und sich
dann schneller bewegt als der Wind, der ihn antreibt. Dies klingt trocken.
Eine viel bessere Definition gibt Wikipedia: „Der Übergang von der Verdrängerfahrt zur Gleitfahrt ist das Äquivalent auf dem Wasser zur Durchbrechung der Schallmauer in der Luft, bei dem ein Flugzeug seine eigene
Schallwelle überholt.“
PORTRÄT DR. MARTIN WULF
An jenem Tag hatte ich also erstmals die Schallmauer durchbrochen. Der
Aufenthalt am Ringkøbing Fjord endete mit einem Intermezzo in einem
dänischen Krankenhaus – der Freund mit dem VW-Bus hatte sich bei einem
Schleudersturz den Ellenbogen ausgerenkt. Das Interesse am Windsurfen
sollte gleichwohl die nächsten Lebensabschnitte (mit)bestimmen, ich war
von jenem Moment des ersten Gleitens an gefangen.
Um keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen: Es gab stets Bessere,
immer Talentiertere als mich. Ich habe meinen Lebensmittelpunkt nie ganz
auf dem Wasser gesehen. Immerhin habe ich auch dem Jurastudium viel
Zeit gewidmet und bin heute mit Begeisterung als Anwalt tätig. Manche
Freunde und Bekannte haben sich dagegen zu Lebenskünstlern entwickelt,
in deren Leben das Surfen noch heute die Hauptrolle spielt. Einigen gelingt
das Kunststück, dies mit einem erfolgreichen bürgerlichen Berufsleben zu
kombinieren. Gleichwohl kam auch für mich nach dem Schulabschluss in
Kiel kein anderer Ausbildungsort in Betracht. Schon Hamburg ist von Kiel
aus betrachtet Binnenland, eine Stadt im Süden, weit von allen relevanten
Stränden und Surfspots entfernt.
Der Surfertyp als Klischee ist bunt und wild. Dabei erzieht der Sport von
einem gewissen Grad an zur Demut. Man geht nicht eben mal windsurfen,
so wie man Handball oder Tischtennis spielen geht, zur festen Stunde,
stets donnerstags um Viertel nach fünf. Wer surfen will, braucht Wind, und
zwar relativ viel Wind. Ein ernsthafter Windsurftag beginnt bei 5 Beaufort,
das entspricht einer Windgeschwindigkeit von ungefähr 25 Kilometern in
der Stunde, ein Wert, der von vielen Binnenländlern schon als „stürmisch“
gewertet werden dürfte.
Dies führt dazu, dass man seine Umwelt anders wahrnimmt. Wetter- und
Windverhältnisse werden laufend analysiert, eine Böe, die vor dem Fenster
durch die Blätter rauscht, lässt einen vom Schreibtisch hochschrecken.
Klausuren in einer Maiwoche mit stabiler Ostwindlage sind eine Zumutung,
sie verlangen dem surfenden Studierenden ein Höchstmaß an Selbstdisziplin ab. Im Dezember wird die Warmfront zu Weihnachten schon Tage
im Voraus herbeigesehnt, verbunden mit der Überlegung, wie man die
Abwaschhandschuhe aus dem Supermarkt wohl am zuverlässigsten zum
geeigneten Kälteschutz umarbeiten kann. Dabei ist die Ausbeute der Tage,
die sich wirklich zum Surfen eignen, denkbar gering. An zwei von drei Tagen
werden die Erwartungen auf ausreichenden Wind enttäuscht, erweist sich
der Tag als nur zum Pommes essen geeignet, vergeht ein Großteil der Zeit
am Strand mit Warten und Fachsimpeln sowie Diskussionen darüber, ob
nicht die graue Wolke am Horizont Vorbote des angesagten Auffrischens
sein könnte und (vor allem), ob nicht der Spot 15 Kilometer weiter die
günstigeren Bedingungen aufweist.
Gleichwohl: Man ist am Meer; nicht wie die Touristen zum Sonnenbaden
im Hochsommer, sondern jederzeit, durch alle Jahreszeiten. Bei Schneetreiben im Winter fährt man zum Spot, um dem Sturm zuzusehen und sich
34
SMS 10.2
vorzustellen, was für einen Tag man verbringen könnte, wenn es nur 15 Grad
wärmer wäre. Man lernt die Strände zu jeder Tageszeit und Jahreszeit kennen, nimmt die verschiedenen Farben und Gerüche in sich auf. Man feiert
und schläft am Strand. Es gibt keinen besseren Moment, als frühmorgens
schlaftrunken der Sonne beim Aufgehen zuzusehen (das funktioniert im
Übrigen an der Ostsee deutlich besser als an den Stränden der Nordsee –
wofür Letztere natürlich die besseren Sonnenuntergänge bietet …). „Das
Meer ist keine Landschaft, es ist das Erlebnis der Ewigkeit“, so hat es der
gebürtige Lübecker Thomas Mann formuliert. Der Satz beschreibt in prägnanter Klarheit das Gefühl nicht enden wollender Weite, wenn man auf das
Wasser hinaussieht.
Sich hiervon zu lösen, fiel schwer. Andere Freunde gingen im Studium ein
Sommersemester lang nach Paris und sprachen bei der Rückkehr fließend
Französisch. Ich war in Kiel geblieben und hatte mich neben dem Studium
bemüht, die Aerial-jibe (eine Halse, bei der man abspringt und das Brett
in der Luft wendet) zu perfektionieren. Der wesentliche Erfolg bestand in
einem Mittelfußbruch. Wer in Kategorien einer optimalen Berufsausbildung
denkt, mag dies für einen Fehler halten. Ich fand es damals absolut richtig
und stelle im Nachhinein fest, dass es jedenfalls nicht geschadet hat.
Es wäre unsinnig, in bildhaften Vergleichen vom Windsurfen und dem Steuerrecht zu sprechen. Beides hat selbstverständlich nichts miteinander zu
tun. Die beste Verbindung zwischen beidem ergab sich für mich in der Zeit
als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität in Kiel, in einer Zeit
von knapp zwei Jahren zwischen dem ersten Staatsexamen und dem Referendariat: Subjektiv unermesslich wohlhabend, finanziell ausgestattet mit
einer halben BAT IIa-Stelle im Mittelbau der Wissenschaft, frei forschend,
aber bei sinnvoller Arbeitseinteilung in der Lage, am frühen Nachmittag
den Schreibtisch zu verlassen, um vor Ort am Strand die Windverhältnisse
prüfen zu können. Seinerzeit gab es noch keine „Windalarm“-Meldung auf
PORTRÄT DR. MARTIN WULF
das Smartphone. Eine Onlineabfrage sah damals noch so aus, dass wir mit
dem Fahrrad zum Institut für Meereskunde an die Förde hinunterfuhren,
weil dort in einem Glaskasten neben dem Seehundbecken ein Display
angebracht war, auf dem die am Leuchtturm in der Kieler Bucht gemessene
Windstärke angezeigt wurde. Dies war der einzige Ort, an dem in Echtzeit
die Bedingungen auf dem Wasser abgefragt werden konnten. Vergessen
sollten Sie die Wettervorhersage, wenn Sie wissen wollen, ob es windig ist
oder wird – Wetterdienste sind notorisch unzuverlässig. Vertrauen können
Sie allenfalls den morgendlichen Verkehrsnachrichten: Die Meldung, dass
die Fehmarnsundbrücke für Wohnwagengespanne und leere Lkw gesperrt
ist, ist ein verlässliches Signal für einen guten Surftag an der Ostsee.
Nach der Promotion im Steuerstrafrecht und den ersten, noch in Kiel
verbrachten Stationen des Referendariats war ein Abschied von der Küste
nicht mehr zu vermeiden. Kanzleien mit Schwerpunkt im streitigen Steuer­
„Immerhin gewährleisteten die geografischen
Gegebenheiten, dass ich mich in Köln voll und ganz
auf die neue Tätigkeit konzentrieren konnte, ohne
jemals durch eine Windböe vor den Fenstern der
Kanzlei ernsthaft abgelenkt zu werden.“
recht siedeln in anderen Regionen Deutschlands. Während des Referendariats in München versuchten mich Mitreferendare von den Vorzügen der
lokalen Wassersportreviere zu überzeugen. Nach dem Start in der Kanzlei
in Köln warben die dort aufgewachsenen Kollegen für die schönsten Badestellen in der Umgebung. Dies waren untaugliche Versuche. Denn weder die
Ufer des Starnberger Sees noch der Rhein bei Rodenkirchen können ernsthaft mit den Stränden der Eckernförder und der Kieler Bucht mithalten,
zumindest wenn man den Vergleich mit der Befangenheit eines SchleswigHolsteiners vornimmt (… und ja, ich weiß, ein um Objektivität bemühter
Betrachter wird schnell feststellen, dass es in Deutschland bedeutend
schönere Strandabschnitte als Lindhöft oder Heidkate gibt, aber um Objektivität geht es hier weiß Gott nicht).
Fünfeinhalb Jahre als Rechtsanwalt im Kölner Büro unserer Kanzlei haben
dann eine gewisse Entwöhnung erzwungen. Besuche am Meer beschränkten sich auf wenige Tage: Ein Spaziergang an der Strandpromenade zu
Weihnachten, dick eingemummt im Strandkorb zu Ostern, eine sorgsam
geplante Woche im Hochsommer. Wenn Sie Windstatistiken studieren, werden Sie schnell feststellen, dass ein Zusammentreffen mit surfbarem Wind
bei so unsteten Besuchen höchst unwahrscheinlich ist. Immerhin gewährleisteten die geografischen Gegebenheiten, dass ich mich in Köln voll und
ganz auf die neue Tätigkeit konzentrieren konnte, ohne jemals durch eine
Windböe vor den Fenstern der Kanzlei ernsthaft abgelenkt zu werden.
Der Wechsel ins Berliner Büro der Kanzlei im Frühjahr 2007 hat die Küste
wieder nähergebracht. Die Ostsee ist für einen Tagesausflug zu erreichen.
Es ist fast wie früher, wenn man im Vertrauen auf die Windvorhersage zum
Spot nach Warnemünde fährt, nur um dann nach einer Stunde am Strand
und der obligatorischen Portion Pommes in der Gewissheit nach Berlin
zurückzukehren, dass statt der angesagten 4 – 5 doch nur 2 – 3 Windstärken
herrschten. Der schmerzhafte Unterschied besteht allerdings darin, dass
man jetzt 5 Stunden statt 50 Minuten umsonst im Auto gesessen hat. Als
Alternative bleibt nur der Wannsee – ein schönes Segelrevier, zum Surfen
aber eher untauglich.
Bedingt durch solche Unannehmlichkeiten beschränkt sich das Windsurfen
heute auf wenige Gelegenheiten im Jahr. Vereinzelte Tage, an denen es
gelingt, gemeinsam mit dem benötigten Wind an der Ostsee zu sein, ein
Urlaub in Andalusien oder Nordjütland, in dem sich die Gelegenheit ergibt,
einen Gabelbaum zwischen die Finger zu bekommen. Dann stellt sich
schnell die Erkenntnis ein, dass anwaltliche Büroarbeit keine gute Voraussetzung für einen Surftag in Wind und Wellen ist. Die empfindsamen Bürohände weisen schnell offene Stellen auf, einstmals gewohnte Bewegungen
sind schwerfällig geworden, das alte Hüfttrapez scheint eingelaufen zu sein
und muss durch ein größeres Modell ersetzt werden. Aber trotzdem bleibt
es ein wunderbares Gefühl, den Druck im Segel zu spüren, der einen aus
dem Wasser und auf das Brett hebt, mit den Füßen nach den Fußschlaufen
zu tasten, die Kraft des Windes zu fühlen, die sich über das Trapez auf den
Körper überträgt, und mit angespannten Armen das Segel auszurichten, so
dass das Brett allmählich Geschwindigkeit aufnimmt und das Wasser unter
einem dahinrauscht. Neidvoll betrachte ich dann diejenigen, die mehr Zeit
für diese herrlichen Dinge aufbringen können, mit Board und Rigg kraftvolle
Pirouetten über das Wasser drehen oder scheinbar angstfrei einen neuen
Trick auf dem Kamm einer schäumenden Nordseewelle probieren. Ich tröste
mich dann damit, dass mir vielleicht am Schreibtisch manchmal ein gewagtes Manöver gelingt. Im Brandungsgürtel vor der dänischen Küste an einem
windigen Maitag sind diese Dinge aber leider zu nichts zu gebrauchen.
Martin Wulf
1Antwort des Kapitän Nemo auf die Frage, ob er ein Freund des Meeres sei, in Jules Verne, „Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer“, 10. Kapitel, erschienen 1870, hier zitiert
in Anlehnung an die deutsche Erstausgabe, A. Hartleben’s Verlag, 1874 (im Original:
„je l’aime ! La mer est tout ! Elle couvre les sept dixièmes du globe terrestre. Son
souffle est pur et sain. C’est l’immense désert où l’homme n’est jamais seul, car il sent
frémir la vie à ses côtés. La mer n’est que le véhicule d’une surnaturelle et prodigieuse
existence ; elle n’est que mouvement et amour“).
2Das Zitat stammt aus dem Artikel über die verschiedenen Bootstypen „Verdränger und
Gleiter“, Tz. 4 unter www.wikipedia.de.
3Das Zitat stammt aus dem Vortrag mit dem Titel „Lübeck als geistige Lebensform“,
den Thomas Mann im Jahr 1926 zu einem Jubiläum in seiner Heimatstadt gehalten
hat, zitiert nach „Über mich selbst – Autobiographische Schriften“, Fischer Taschenbuch Verlag, S. 46.
SMS 10.2
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BERLINER BEGRIFFE
Berliner Begriffe
Berliner Zimmer
Als Berliner Zimmer bezeichnet man einen Wohnraum, der das Vorderhaus
mit dem Seitenflügel eines Gebäudes bzw. den Seitenflügel mit dem Hinterhaus verbindet. Es ist ein großer Raum, der trotz seiner Größe nur über ein
einziges Eckfenster verfügt, das zum Hof hinausgeht und daher, vor allem
in den unteren Stockwerken, wenig Licht spendet.
Das Berliner Zimmer ist eine Besonderheit des Berliner Mietshauses im
19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts und war als Empfangsund Aufenthaltsraum oder als Durchgangszimmer gedacht. In den hinteren
Räumen befand sich in der Regel der lange Korridor mit dem Entréekasten,
auf dem angezeigt wurde, ob an der Vorder- oder Lieferantentür geklingelt
wurde oder von der „Herrschaft“ aus den Wohnräumen im Vorderbereich.
Neben dem Flur waren die Küche, die Toilette (soweit nicht separat im
hinteren Treppenhaus) und die Dienstbotenkammern.
Berliner Blau
Berliner Blau ist ein lichtechtes, tiefblaues, anorganisches Pigment. Als
altes Pigment ist das C. I. Pigment Blue 27 (77510) auch unter den Namen
Pariser Blau, Französischblau, Eisencyanblau, Turnbulls Blau, Bronzeblau,
Preußisch Blau, Pottascheblau, Chinesischblau, Miloriblau, Stahlblau, Tintenblau, Tonerblau bekannt, wobei sich diese Varianten durch Anwendung,
Herstellung und Farbstich unterscheiden können.
der werbungtreibenden Wirtschaft sowie den Zeitungsverlagen und Druckereien beim Schalten von Anzeigen erleichtern und zu einem einheitlichen
Sprachgebrauch bezüglich der Abmessungen führen“. In den 70er-Jahren
gab es noch etwa 60 unterschiedliche Zeitungspapierformate.
(Berliner Format 315 × 470 mm)
Berliner Schlüssel
Der Durchsteckschlüssel (auch: Berliner Schlüssel, Doppelschlüssel oder
Schließzwangschlüssel) ist ein Schlüssel mit zwei identischen Bärten.
Nach dem Aufschließen des Schlosses muss man den Schlüssel durch das
Schloss stecken und von der anderen Seite abschließen, um den Schlüssel
wieder zu erhalten. Man spricht deshalb von einem Schließzwang, weil
der Benutzer dadurch gezwungen wird, die jeweilige Tür (normalerweise
die Haustür oder Toreinfahrt) immer verschlossen zu halten. Eine weitere
besondere Eigenschaft ist, dass man den Schlüssel zudem nicht bei offener
Tür herumschließen kann. Man ist gezwungen, die Tür zu schließen, bevor
man das Schloss wieder verriegeln kann.
Berliner Abendblätter
Die Berliner Abendblätter war eine Berliner Tageszeitung, die vom 1. Oktober 1810 bis 30. März 1811 existierte. Sie wurde von Julius Eduard Hitzig
verlegt und von Heinrich von Kleist herausgegeben.
Berliner Testament
Die Zeitung erschien ab dem 1. Oktober 1810 täglich außer sonntags und
enthielt jeweils vier Seiten. Der Inhalt bestand neben lokalen Meldungen
und Erzählungen aus Rezensionen, Diskussionsbeiträgen und 1810 auch
aus Auszügen aus täglichen Berichten des Polizeipräsidenten von Berlin.
In den Ausgaben 25 und 26 finden sich u. a. auch Diskussionen unter dem
Titel Aeronautik. Als Autoren fungierten Heinrich von Kleist und einige
Mitarbeiter, deren Beiträge jedoch durch Kleist bearbeitet wurden.
Als Berliner Testament bezeichnet man im deutschen Erbrecht ein gemeinschaftliches Testament von Ehepartnern oder Lebenspartnern, in dem
diese sich gegenseitig zu Alleinerben einsetzen und bestimmen, dass mit
dem Tod des zuletzt Verstorbenen der Nachlass an einen Dritten fallen soll.
Noch 1810 legte Hitzig aus finanziellen und politischen Gründen seine
Verlegertätigkeit nieder. Kleist gelang es nicht, seine Zeitung wie geplant
als quasi-offizielles Organ zu etablieren. Hinzukamen Streitigkeiten mit
Mitarbeitern sowie erhöhte staatliche Zensur.
Berliner Format
Berliner Hütte
Die Zeitungsformate beschreiben die Größe in der Angabe Breite mal Höhe
einer nicht aufgeschlagenen Zeitung.
Die Berliner Hütte ist eine denkmalgeschützte Alpenvereinshütte, die mit
über 180 Übernachtungsplätzen die größte ihrer Art in den Zillertaler Alpen
im österreichischen Bundesland Tirol ist. Sie gehört der Kategorie I an und
bietet Zimmerlager und Matratzenlager an. Die ursprüngliche Hütte wurde
1879 von der Sektion Berlin des Deutschen und Österreichischen Alpenver-
Berliner Blau wird aus einer Lösung von Eisen(III)-Salz und gelbem Blutlaugensalz hergestellt und findet Verwendung als Anstrichmittel und zum
Tapetendruck sowie als Gegenmittel bei Vergiftungen mit radioaktivem
Cäsium oder Thallium.
In Deutschland wurde die Größe der heute gängigen Formate 1973 durch
die DIN 16604 festgelegt. Die Norm sollte „die Zusammenarbeit zwischen
36
SMS 10.2
BERLINER BEGRIFFE
eins (DÖAV) erbaut und wandelte sich nach verschiedenen Erweiterungen
in ein mehrstöckiges Haus mit Nebengebäuden. Das „Stück Berlin in den
Alpen“ ist das erste und bisher einzige Schutzhaus in Österreich, das den
Status eines Baudenkmals erhielt, denn „die Hütte ist einzigartig unter
den Alpenvereinshütten – ein eindrucksvolles Zeugnis aus jener Zeit, als
das deutsche Kaiserreich und dessen Hauptstadt sich mit Glanz und Gloria
auch im Hochgebirge darstellen musste.
Berliner Küche
Die Berliner Küche ist eine schlichte, bodenständige Küche, die mehr
Wert auf deftigen Geschmack und Sättigung als auf Verfeinerung legt.
Geprägt ist sie – abgesehen von den traditionell in der Brandenburger
Küche verwendeten Zutaten – von den Kochtraditionen der Einwanderer
aus Schlesien, Böhmen, Ostpreußen, Mecklenburg und Pommern sowie
den Hugenotten aus Frankreich. Die preußisch-protestantische Berliner
Küche integrierte diese Einflüsse durch Vereinfachung. Aufwendige Zubereitungsformen und raffiniertes Würzen sind ihr fremd. Typische Zutaten
sind Schweinefleisch, Gans und Fische wie Karpfen, Aal und Hecht, Kohl,
Hülsenfrüchte wie Erbsen, Linsen und Bohnen außerdem Rüben, Gurken
und Kartoffeln.
Berliner Linie
Die Berliner Linie (seitens des damaligen Berliner Senats auch als „Berliner
Linie der Vernunft“ bezeichnet) ist eine Verordnung, nach der besetzte Häuser in Berlin innerhalb von 24 Stunden nach Bekanntwerden der Besetzung
zu räumen sind. Sie entstand 1981 und wird mittlerweile auch in anderen
Städten ähnlich angewandt.
muss ein Ruck gehen“ ließ die Ansprache als Ruck-Rede in die
Geschichte eingehen.
Berliner Spitze
Die III. Hornspitze, auch Höchste Hornspitze und seit dem Bau der Berliner
Hütte 1879 auch Berliner Spitze genannt, ist ein 3253 Meter hoher Berg
im Hauptkamm der Zillertaler Alpen. Er liegt genau auf der Staatsgrenze
zwischen Österreich, Bundesland Tirol, und Italien, Autonome Provinz
Bozen-Südtirol, und bildet den höchsten Punkt des von Nordwesten nach
Südosten verlaufenden, etwa 2,5 Kilometer langen Hornrückens. Zuerst
bestiegen wurde die III. Hornspitze im Jahre 1874 von dem Bergführer
Stephan Kirchler und dem Arzt Josef Daimer und dessen Bruder Karl,
beide aus Sand in Taufers. Die III. Hornspitze ist die höchste der insgesamt
fünf Gipfel mit diesem Namen. Der Name „Berliner Spitze“ war seit den
­1880er-Jahren bei den im Umfeld der Berliner Hütte tätigen Bergführern
gebräuchlich. Unumstritten war der Name nicht, da man wohl preußische
Dominanz befürchtete.
Berliner Vierer
Das Tandemschach (im Englischen: Bughouse Chess, auch Austauschschach, Konferenz oder Berliner Vierer genannt) ist eine Variante des
Schachs, bei dem sich zwei Teams mit je zwei Spielern an zwei Schach­
brettern gegenübersitzen. Die Spieler eines Teams spielen mit verschiedenen Farben. Grundsätzlich gelten die normalen Regeln des Welt­
schachbunds FIDE.
Berliner Muster
Berliner Muster wird eine bestimmte Form plastischen Reliefzierats auf
keramischen Geschirren bezeichnet. Auf einem Teller gewöhnlicher Größe
(ca. 22 cm Durchmesser) besteht es aus sechs Rocaille-Kartuschen auf der
Fahne und sechs dazwischen hervor- und in den Spiegel hineinragenden
Reliefzwickeln. Das „Berliner Muster“ wurde 1763 / 1765 für ein Service für
das Neue Palais in Berlin entwickelt.
Berliner Rede
Die Berliner Rede war eine vom damaligen deutschen Bundespräsidenten
Roman Herzog am 26. April 1997 in Berlin gehaltene öffentliche Ansprache.
Die von Herzog in dieser Rede gewählte Formulierung „durch Deutschland
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STATISTIKEN
Fundstücke
Befürworten Sie, dass der Fiskus die
Bankdaten von bis zu 1.500 Deutschen kauft, auch wenn diese illegal
beschafft worden sind?
Sind Sie bereit, für Verbesserungen
in den genannten Bereichen höhere
Steuern zu zahlen?
Was wäre für Sie persönlich unangenehmer: beim Seitensprung erwischt
zu werden oder beim Steuerbetrug?
in Prozent
in Prozent
in Prozent
Ja
57
Nein
43
Quelle: Stern
© Statista 2013
ja
nein
kA
Beim Seitensprung
46
Bildungswesen
73
27
0
Beim Steuerbetrug
35
Gesundheitswesen
45
55
0
Weiß nicht
11
Verbrechensbekämpfung
36
63
1
Keine Angabe
9
Umweltschutz
41
58
1
Quelle: Bertelsmann Stiftung, Bild, Roland Berger, Hürriyet
© Statista 2013
Sollte Ihrer Ansicht nach die Straffreiheit durch Selbstanzeige bei Steuerbetrug generell abgeschafft, nur
noch für Bagatellfälle angewendet
oder generell beibehalten werden?
Sollen die steigenden Steuerein­
nahmen für Schuldenabbau, Steuersenkungen oder zusätzliche Staatsausgaben verwendet werden?
in Prozent
in Prozent
Stimmen Sie zu, dass der Staat Steuergelder verwenden sollte, um Banken zu
unterstützen, die unter den Folgen der
Wirtschaftskrise leiden?
in Prozent
Stimme zu
Generell abschaffen
34
Schuldenabbau
54
Nur noch für Bagatellfälle
32
Steuersenkungen
30
Generell beibehalten
33
Zusätzliche Ausgaben
13
Wenn Uli Hoeneß nun wirklich reinen
Tisch macht, würden Sie ihm,
nach allem, was man bisher weiß,
verzeihen?
in Prozent
35
Stimme nicht zu
40
in Prozent
in Prozent
Zu hoch
44
Stimme zu
Angemessen
45
Stimme eher zu
47
Stimme eher nicht zu
31
Stimme nicht zu
14
65
Zu niedrig
29
Weiß nicht, Spontan: zahle keine Steuern
SMS 10.2
Stimme eher nicht zu
Halten Sie Ihre persönliche Steuer­
belastung für zu hoch, für angemessen oder für zu niedrig?
Nein
38
21
Stimmen Sie zu, dass der Staat Steuergelder verwenden sollte, um Baufirmen
zu unterstützen, die unter den Folgen
der Wirtschaftskrise leiden?
Ja, würde ihm verzeihen
Quelle: Global Financial Integrity; Tax Justice Network
© Statista 2013
3
Stimme eher zu
Quelle: Harris Interactive
© Statista 2013
Quelle: ZDF Politbarometer
© Statista 2013
Quelle: ARD-DeutschlandTREND
© Statista 2013
Quelle: Reader‘s Digest
© Statista 2013
Quelle: Infratest dimap
© Statista 2013
1
10
Quelle: Harris Interactive
© Statista 2013
8
STATISTIKEN
Welche der folgenden Städte ist Ihrer
Meinung nach die aufregendste in
Deutschland?
in Prozent
Fördersummen der
Filmförderungsanstalt
Wie weit ist Steuerhinterziehung in
Deutschland verbreitet?
im Jahr 2012 nach Art der Förderung
in 1.000 Euro
in Prozent
Berlin
37
Referenzfilmförderung
15.464
Hamburg
20
Projektförderung Filmabspiel
11.999
München
14
Projektfilmförderung
8.238
6.736
Köln
9
Projektabsatzförderung
Frankfurt / M.
6
Förderungshilfen für die Digitalisierung
5.076
Düsseldorf
4
Sonstige Förderungsmaßnahmen
5.022
Stuttgart
4
Absatz von Filmen auf bespielten Bildträgern
4.521
1
Referenzabsatzförderung
4.194
Dortmund
1
Referenzförderung Filmabspiel
1.749
Weiß nicht, keine Angabe
4
Drehbuchförderung
1.106
Essen
Quelle: Premiere
© Statista 2013
Absatz von Filmen mittels Video-on-Demand
986
Projektfilmförderung (dt. / frz.)
840
Kurzfilmförderung
723
Referenzförderung Videowirtschaft
Ranking der 10 teuersten Hotels
der Welt
nach dem Preis einer Übernachtung in dem
jeweils besten Zimmer in Euro
Förderung der Weiterbildung
450
Videothekenförderung
290
Zusatzkopien
143
Treuhandmodell Verleihe / Digitalisierung
131
Förderungshilfen für das Filmabspiel (Kurzfilme)
119
Projektförderung (dt. / rus.)
70
Förderung von Forschung, Rationalisierung,
Innovation
23
President Wilson Hotel, Genf
42.000
Four Seasons Hotel, New York
26.862
Hotel Cala di Volpe, Sardinien
17.000
Ritz-Carlton Hotel, Berlin
14.500
Burj Al Arab Jumeirah Resort, Dubai
14.200
Le Richemond Hotel, Genf
13.500
Four Seasons George V Hotel, Paris
12.600
Anzahl der aktiven Film- und
Fernsehproduktionsfirmen
Lemuria Resort, Seychellen
12.000
in den einzelnen Bundesländern im Jahr 2010
Ritz-Carlton Hotel, Moskau
9.200
Claridge‘s Hotel, London
8.000
Quelle: Focus
© Statista 2013
in Kilogramm
2012
39
2011
6
2010
24
2009
1.700
2008
169
Quelle: BMF
© Statista 2013
70
Nicht so weit
28
Quelle: ZDF Politbarometer
© Statista 2013
Glauben Sie, dass Steuerhinterziehung in Deutschland häufiger bei
sehr hohen Einkommen vorkommt?
in Prozent
Ja
86
Nein
12
Quelle: ZDF Politbarometer
© Statista 2013
Steuerbetrug:
Verluste durch Steuerhinterziehung
nach Weltregionen
in Milliarden US-Dollar
Quelle: Filmförderungsanstalt (FFA)
© Statista 2013
Europa
Berlin
182
Nordrhein-Westfalen
172
Bayern
149
Hamburg
Sichergestellte Menge an Sprengstoff
durch den Zoll in Deutschland
518
(Sehr) weit
1.512
Asien
666
Nordamerika
453
Südamerika
376
Afrika
79
Ozeanien
46
Quelle: Global Financial Integrity; Tax Justice Network
© Statista 2013
86
Baden-Württemberg
43
Hessen
38
Sachsen
26
Niedersachsen
24
Rheinland-Pfalz
10
Steuerbetrug:
Länder mit den größten Verlusten
durch Steuerhinterziehung
in Milliarden US-Dollar
Brandenburg
9
Schleswig-Holstein
9
Bremen
9
USA
337
Thüringen
7
Brasilien
280
Mecklenburg-Vorpommern
5
Italien
238
Sachsen-Anhalt
4
Russland
221
Saarland
1
Deutschland
215
Quelle: Formatt-Institut
© Statista 2013
Quelle: Global Financial Integrity; Tax Justice Network
© Statista 2013
SMS 10.2
39
BERATUNGSSCHWERPUNKTE
Beratungsschwerpunkte
Steuerstreit
Steuergestaltung
Kaum eine Steuerrechtskanzlei tritt so häufig für ihre M
­ andanten vor
Finanz­gerichten auf wie wir. Unsere jahrzehnte­lange Erfahrung in der
verfahrensrechtlichen Streitführung verbinden wir mit hochspezialisiertem
­Fachwissen im Steuerrecht.
Die Rechtsformwahl bei der Gründung eines Unternehmens oder bei einer
anstehenden Umstrukturierung, Regelungen zur Nachfolge an der Unternehmensspitze oder im Gesellschafterkreis sowie die Gestaltung von Verträgen mit steuer­lichem Bezug sind von großer wirtschaftlicher Bedeutung.
In Steuerstreitfragen vertreten wir Unternehmen, Vereine und Verbände
ebenso wie Privatpersonen. Wir b
­ egleiten unsere Mandanten bei Betriebs­
prüfungsverfahren und E
­ inspruchsverfahren gegen Steuerbescheide und
­setzen ­unser ­Know-how und Verhandlungsgeschick für sie vor Gericht ein –
wenn nötig bis in die höchste Instanz.
Gleiches gilt für die Testamentsberatung. Wir stellen sicher, dass die
gewählte Gestaltung aus steuerrecht­licher Sicht ­optimal ist. Wir werden
auch unabhängig von anderen B
­ eratern tätig oder ergänzen deren Arbeit.
Regelmäßig begleiten wir Steuerberater und Wirtschafts­prüfer als ergänzende Berater im Rahmen der Streitführung. Ein Partner unserer Kanzlei
zeichnet für jedes Mandat persönlich verantwortlich.
Der regelmäßige Austausch aller unserer Rechtsanwälte untereinander
garantiert, dass jeder Mandant vom umfassen­den und stetig wachsenden
Wissensschatz der gesamten Kanzlei profitiert.
Beraterhaftung
Steuerfahndung
Wer heute am wirtschaftlichen Verkehr teilnimmt, kann schnell in ein
Steuer­fahndungsverfahren verwickelt werden, ob als Beschuldigter oder
Zeuge. Effektive Steuerfahndungsverteidigung erfordert den S
­ pezialisten
im Strafrecht und im Steuerrecht. Genau hier liegt unsere Expertise – wir
verbinden beides als eine der wenigen hochspezialisierten Kanzleien in
diesem Bereich.
In jüngerer Zeit nimmt im Rahmen der Tax Compliance die Präventiv­
beratung einen immer größeren Bereich unserer Tätigkeit ein. Wie ist es
machbar, Risiko­konstellationen möglichst früh zu erkennen? Ist es bereits
zur Hinterziehung gekommen, bereiten wir für unsere Mandanten straf­­­­­
befreiende Selbstanzeigen komplett vor, begleiten durch das gesamte
Verfahren bis zur Anerkennung der eingetretenen Straffreiheit.
Im klassischen Steuerfahndungsverfahren betreuen wir von der
­Durch­suchung bis zur Einigung oder, falls eine solche nicht in Betracht
kommen sollte, im Rahmen der Straf­ver­teidigung in der gerichtlichen
Haupt­ver­handlung.
Ferner vertreten wir unsere Mandanten in allen strafrecht­lichen Rechts­
behelfs­verfahren, wie zum Beispiel Beschwerde, Berufung und Revision
sowie in eventuell parallel vorkommenden Haftsituationen.
Regelmäßig wird das Steuerstrafverfahren durch ein Steuer­streitverfahren
begleitet, dessen Betreuung wir aus einer Hand ­übernehmen.
40
SMS 10.2
Wir unterstützen Berater nicht nur mit unserer Expertise in steuerrecht­
lichen Spezialfragen oder im Streit mit der Finanz­verwaltung, sondern stehen ihnen auch zur Seite, wenn es zum Streit mit dem Mandanten kommt.
Wir prüfen Haftungsvorwürfe und klären für den Berater oder seine
Versiche­rung ab, ob ein Haftungsfall vorliegt und in welcher Höhe dieser
eintreten könnte.
Im Namen der Berater oder der Versicherung streiten wir mit der Finanzverwaltung, um den Schaden zu ­minimieren. Darüber hinaus bieten wir
Präventiv­beratung an, um etwaige Haftungsrisiken schon im Vorfeld zu
vermeiden. Damit ­schaffen wir für den Berater Rechts­sicherheit für sein
­weiteres Handeln.
PARTNER
Kanzlei-Partner
DR. MICHAEL STRECK
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Steuerrecht
Geburtsjahr 1941
Ehemaliger Präsident des Deutschen Anwaltvereins
Verheiratet, drei Kinder
Gründungspartner der
Sozietät 1984
Studium in Bonn, Köln
und ­Lausanne
Vorsitzender des Ausschusses Anwaltliche Berufsethik im
Deutschen Anwaltverein
Köln
Dissertation im
­Familienrecht
T +49. (0) 221. 49 29 29 - 0
[email protected]
1969 Finanzverwaltung
Rechtsanwältin
Fachanwältin für ­Steuerrecht
Geburtsjahr 1956
Partnerin der Sozietät
seit 1989
Studium in Köln
Verheiratet, zwei Kinder
Köln
ALEXANDRA MACK
Mitherausgeber der NJW
Rechtsanwalt seit 1975
Vizepräsidentin der Rechtsanwaltskammer Köln
Vorsitzende des Vorprüfungs­ausschusses Fachanwalt für
Steuerrecht für die Rechtsanwaltskammer Köln
Mitglied des BRAK-Ausschusses Steuerrecht
Rechtsanwältin seit 1984
T +49. (0) 221. 49 29 29 - 0
[email protected]
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Steuerrecht
Geburtsjahr 1955
Partner der Sozietät seit 1989
Studium in Bielefeld
und Göttingen
Köln
Verheiratet, zwei Kinder
Dissertation im Steuerrecht
T +49. (0) 221. 49 29 29 - 0
[email protected]
Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses der
­Arbeitsgemeinschaft Handels- und Gesellschaftsrecht
im Deutschen Anwaltverein
Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen
Anwaltakademie
Mitglied des Aufsichtsrats der H & R AG, Salzbergen
Rechtsanwalt seit 1985
DR. ROLF SCHWEDHELM
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Steuerrecht
Geburtsjahr 1961
Partner der Sozietät seit 1997
Studium in Marburg,
Freiburg und Bonn
Köln
T +49. (0) 221. 49 29 29 - 0
[email protected]
Rechtsanwalt seit 1992
Verheiratet, zwei Kinder
Dissertation im Steuerund ­Zollrecht
DR. HERBERT OLGEMÖLLER
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Steuerrecht
Geburtsjahr 1962
Verheiratet, vier Kinder
Mitglied des Insolvenzrechts­ausschusses und Vorsitzender
des Steuerrechtsausschusses im Deutschen Anwaltverein
Partner der Sozietät seit 1997
Studium in Bonn, Genf,
Zürich, Wien und Hamburg
Dozent an der Bundesfinanz­akademie, Fernuniversität Hagen
sowie Universität Vaduz / Liechtenstein
Dissertation im
­Insolvenzrecht
Rechtsanwalt seit 1993
Berlin
T +49. (0) 30. 89 38 44 - 0
[email protected]
DR. KLAUS OLBING
SMS 10.2
41
PARTNER
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Steuerrecht
Fachanwalt für Strafrecht
Partner der Sozietät seit 1998
München
Geburtsjahr 1966
Verheiratet, ein Kind
Mitglied des Gesetzgebungs­ausschusses Strafrecht im
Deutschen Anwaltverein
Studium in Tübingen,
­München, Lausanne und
Chicago
Mitglied des Fachausschusses S
­ teuerrecht der Deutschen
­Gesellschaft für Recht und ­Informatik e. V. (DGRI)
Dissertation im Steuerrecht
Richter am Anwaltsgericht München
T +49. (0) 89. 1 79 99 00 - 0
[email protected]
Dozent an der Bundesfinanz­akademie
Rechtsanwalt seit 1994
DR. RAINER SPATSCHECK
Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses der Arbeitsgemeinschaft Erbrecht im Deutschen Anwaltverein
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Steuerrecht
Geburtsjahr 1965
Partner der Sozietät seit 2000
Studium in Köln,
­Richmond / Virginia
Mitglied der International Fiscal Association (IFA)
Dissertation im Steuer- und
­Berufsrecht
Mitherausgeber der Zeitschrift für die gesamte e­ rbrechtliche
Praxis (ErbR)
Köln
T +49. (0) 221. 49 29 29 - 0
[email protected]
Drei Kinder
Referent an der Bundesfinanz­akademie
Rechtsanwalt seit 1996
DR. HEINZ-WILLI KAMPS
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Steuerrecht
Geburtsjahr 1965
Honorarprofessor an der ­Eberhard Karls Universität Tübingen
Verheiratet
Partner der Sozietät seit 2000
Studium in Bonn
Nebenamtlicher Prüfer beim ­Landesjustizprüfungsamt
­Nordrhein-Westfalen
Köln
Dissertation im
­Gesellschaftsrecht
T +49. (0) 221. 49 29 29 - 0
[email protected]
Vorsitzender des Geschäftsführenden Ausschusses der
Arbeitsgemeinschaft Handels- und Gesellschaftsrecht im
Deutschen Anwaltverein
Mitglied der International Fiscal Association (IFA)
Rechtsanwalt seit 1996
PROF. DR. BURKHARD BINNEWIES
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Steuerrecht
Geburtsjahr 1971
Dozent an der Bundesfinanz­akademie
Verheiratet, zwei Kinder
Dozent an der Deutschen Stiftungsakademie
Partner der Sozietät seit 2002
Studium in Köln
Köln
Dissertation im Berufsrecht
Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses der Arbeits­
gemeinschaft Sportrecht im ­Deutschen Anwaltverein
Rechtsanwalt seit 1999
T +49. (0) 221. 49 29 29 - 0
[email protected]
DR. JÖRG ALVERMANN
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Steuerrecht
Geburtsjahr 1972
Partner der Sozietät seit 2005
Dissertation im
­Steuerstrafrecht
Berlin
T +49. (0) 30. 89 38 44 - 0
[email protected]
DR. MARTIN WULF
42
SMS 10.2
Studium in Kiel
1997 bis 1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut
für Steuer-, Wirtschafts- und Umweltschutzstrafrecht
der Universität Kiel
Vorsitzender des Geschäftsführenden Ausschusses der
Arbeits­gemeinschaft Steuerrecht im ­Deutschen Anwaltverein
Lehrbeauftragter an der Bucerius Law School, Hamburg
Mitherausgeber der Zeitschrift für Wirtschafts- und Steuerstrafrecht (wistra) und der Praxis Steuer­strafrecht (PStR)
Rechtsanwalt seit 2001
PARTNER
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Steuerrecht
Geburtsjahr 1974
Partner der Sozietät seit 2010
Studium in Greifswald
und Köln
Köln
Verheiratet, zwei Kinder
Mitglied des Ausschusses Zivilverfahrensrecht im
Deutschen Anwaltverein
Rechtsanwalt seit 2006
Dissertation im Steuerrecht
T +49. (0) 221. 49 29 29 - 0
[email protected]
Dipl.-Finanzwirt (FH)
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Steuerrecht
Geburtsjahr 1975
Partner der Sozietät seit 2011
Studium in Trier und Köln
Köln
Dissertation im
­Steuerstrafrecht
T +49. (0) 221. 49 29 29 - 0
[email protected]
Dipl.-Finanzwirt (FH)
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Steuerrecht
Geburtsjahr 1979
Partner der Sozietät seit 2013
Studium in Köln
München
Dissertation im Steuerund ­Bilanzrecht
T +49. (0) 89. 1 79 99 00 - 0
[email protected]
Dipl.-Finanzwirt (FH)
DR. MARKUS WOLLWEBER
Verheiratet, zwei Kinder
2003 bis 2004 wissenschaft­licher Mitarbeiter
am Lehrstuhl für Unternehmensteuerrecht der
Heinrich-Heine-Universität ­Düsseldorf
2005 bis 2007 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut
für Straf- und Strafprozessrecht der Universität zu Köln
Rechtsanwalt seit 2007
DR. PETER TALASKA
Rechtsanwalt seit 2009
Verheiratet, ein Kind
DR. THORSTEN ZUMWINKEL
SMS 10.2
43
RECRUITING
Recruiting
Wenn du liebst, was du tust, wirst du nie wieder
in deinem Leben arbeiten.
Konfuzius
Warum denn bloß Steuerrecht?
Darum!
Zu kompliziert, zu anspruchsvoll, zu trocken: Solche Vorurteile haften dem
Steuerrecht seit Jahrzehnten an. Warum also sich damit befassen, fragt
sich mancher Student. Richtig ist: Steuerrecht ist nichts für jeden. Denn ja,
es ist mitunter komplex. Es verändert sich ständig und hat Auswirkungen
auf jede Facette unseres Lebens, von der Hundesteuer über die Erbschaftsteuer bis zur Unternehmensbesteuerung. Manchen mag diese Komplexität
abschrecken. Wer aber die richtige Mischung aus Mut, Grips und Ehrgeiz
mitbringt, dem bietet das Steuerrecht eine Reihe von Chancen, in einem
anspruchsvollen und abwechslungsreichen Umfeld zu arbeiten.
Im Steuerrecht ist es eben nicht damit getan, zur rechten Zeit den richtigen
Paragrafen zu zitieren. Wer für einen Mandanten die optimale Steuergestal­
tung finden will, muss analytisch topfit sein und braucht eine schnelle
Auffassungsgabe. Ein guter Steuerrechtler setzt aber auch seine Kreativität
ein und denkt auch einmal um die Ecke.
Wer gerne über den Tellerrand schaut, ist im Steuerrecht also richtig:
Der größere wirtschaftsrechtliche Kontext ist für Steuerrechtler genauso
44
SMS 10.2
wichtig wie die jüngsten Entwicklungen im eigenen Fachgebiet. In kaum
einer anderen Fachrichtung bekommt ein Anwalt darüber hinaus so engen
Kontakt zu Entscheidungsträgern. Zu den Mandanten gehören Privatpersonen ebenso wie die Führungskräfte internationaler Großkonzerne. Mit
kommunikativem Gespür und fachlicher Expertise begegnet ein erfolgreicher Steuerrechtler auch anspruchsvollen Mandanten auf Augenhöhe.
Wer sich für eine Karriere im Steuerrecht entscheidet, hebt sich von der
Masse ab. Ein Steuerrechtler ist ein Spezialist – und Spezialisten werden
immer gebraucht.
Unsere Rechtsanwälte und Partner haben sich nicht von Vorurteilen und
Klischees beeinflussen lassen. Und sie kennen heute viele gute Gründe, die
für eine Karriere im Steuerrecht sprechen.
Wenn Sie mehr dazu erfahren wollen, wenden Sie sich bitte an
Herrn Dr. Rainer Spatscheck.
[email protected]
„Warum ich immer schon Partner bei
Streck Mack Schwedhelm werden wollte“,
Herr Dr. Thorsten Zumwinkel berichtet:
Schon während meiner Finanzamtszeit hatte ich die erste Berührung mit
der Sozietät, allerdings „auf der anderen Seite“. In Finanzamtskreisen
genießt Streck Mack Schwedhelm einen exzellenten Ruf und gilt als harter,
aber fairer Gegenspieler. Das hat mir imponiert. Noch mehr imponiert hat
mir allerdings eine Aussage meines damaligen Sachgebietsleiters: „Wenn
Sie uns nach dem Studium verlassen, dann bitte nur zu Streck. Da machen
Sie Steuerrecht am Hochreck.“ So ist es dann tatsächlich auch gekommen.
Und die Entscheidung war goldrichtig.
„Wenn Sie uns nach dem
Studium verlassen, dann
bitte nur zu Streck. Da
machen Sie Steuerrecht
am Hochreck.“
Neben faszinierenden, ebenso spannenden wie herausfordernden Fällen
bietet die Sozietät eine – aus meiner Sicht in dieser Ausprägung nahezu
einmalige – Möglichkeit des wissenschaftlichen Publizierens. Doch nicht
nur fachlich, auch menschlich lernt man als Anwalt in dieser Sozietät jeden
Tag hinzu. So wird man als Junganwalt behutsam, aber effektiv an das
Etappenziel herangeführt: Partner.
SMS 10.2
45
KANZLEI-NEWS
SMS
ZEHNT-AKADEMIE
KLOSTER BANZ IN WÜRZBURG
1. APRIL 2013
DR. THORSTEN ZUMWINKEL
WIRD PARTNER
UMZUG DES BERLINER BÜROS
GLEICHE ANSCHRIFT, NEUE
RÄUME
Im Jahr 2013 haben Dr. Spatscheck und
Prof. Dr. Binnewies die Zehnt-Akademie ins
Leben gerufen. Im Rahmen der Zehnt-Akademie finden Fortbildungsveranstaltungen für
sämtliche Juristen der Sozietät Streck Mack
Schwedhelm (Partner, Associates, wissenschaftliche Mitarbeiter, Referendare) statt.
Wir begrüßen Dr. Thorsten Zumwinkel seit
dem 1. April 2013 als neuen Partner in unserer
Sozietät.
Unser Berliner Büro hat sich vergrößert. Unser
angestammtes Quartier im Herzen Westberlins
mussten wir dafür glücklicherweise nicht verlassen: Sie finden uns noch immer am Kurfürstendamm 59 – in einem Haus, das eine prachtvolle
Außenfassade mit moderner Inneneinrichtung
vereint und von einigen Mandanten bereits als
„schönstes Haus am Ku’damm“ gelobt wurde.
Seit Oktober steht uns hier noch mehr Platz
für die Beratung und Betreuung unserer Mandanten zur Verfügung. Wir arbeiten im neuen
Büro auf 484 Quadratmetern und konnten vier
zusätzliche Büroräume einrichten. Wir freuen
uns darauf, Sie in unseren neuen Räumlichkeiten
bald persönlich begrüßen zu dürfen.
Im April 2013 haben sich im Rahmen der
ersten Veranstaltung sämtliche Juristen für
zweieinhalb Tage im Kloster Banz in Würzburg eingefunden. Im Fokus steht natürlich
die interne Fortbildung bezogen auf aktuelle
steuer­rechtliche Fragestellungen. Daneben
sollen aber auch die Social Skills insbesondere
der jüngeren Teilnehmer gefordert und gefördert werden. Neben der steuerrechtlichen
Fortbildung fand in diesem Jahr ein Training
im Zusammenhang mit der Öffentlichkeits­
arbeit statt. Mit zwei renommierten Journalisten und einem Kameramann aus Berlin wurden Pressemitteilungen, Pressestatements
und Interviews vor und hinter der Kamera
trainiert. Neben der fachlichen und persönlichen Fortbildung dient die Zehnt-Akademie
insbesondere aber auch der internen Kommunikation sämtlicher über die drei Standorte
der Sozietät verteilten Juristen.
46
SMS 10.2
Dr. Zumwinkel, der im Januar 2009 seine
Tätigkeit für die Kanzlei als angestellter
Rechtsanwalt zunächst am Kölner Standort
aufnahm, wechselte zwischenzeitlich nach
München. Vor seinem Studium an der Universität zu Köln hatte Dr. Zumwinkel die Ausbildung für den gehobenen Dienst in der Finanzverwaltung NRW und das Studium an der
Fachhochschule für Finanzen in Nordkirchen
absolviert. Während seiner Studienzeit war
Dr. Zumwinkel für die Finanzverwaltung NRW
im Bereich Erbschaft- und Schenkungsteuer
tätig, seine Promotion betrifft neben steuerrechtlichen auch bilanzrechtliche Themen.
Der Schwerpunkt seiner anwaltlichen Tätigkeit
liegt in der Gestaltung und im Steuerstreit.
KANZLEI-NEWS
IMPULSE
VORTRAGSREIHEN UND
SEMINARE
NOMINEE
CORPORATE DESIGN PREIS
2012
JURDAY 2014
BEWERBERTAG IN BERLIN
Die Partner unserer Sozietät geben ihr Fach­
wissen regelmäßig durch Seminare und Vorträge
weiter. So diskutierten wir im Januar 2013
auf einem Seminar in Zürich mit 100 Teilnehmern über die Entwicklungen in der deutschschweizerischen Steueramnestie. In unseren
Kanzleiräumen in Köln, Berlin und München
haben wir im Sommer zu Seminaren mit dem
Thema „Brennpunkt Selbstanzeige“ eingeladen,
die auf eine sehr erfreuliche Resonanz stießen.
An allen Standorten fanden aufgrund der hohen
Anmeldezahlen mehrere Veranstaltungen statt,
denen fruchtbare Diskussionen und lebhafte
Gespräche folgten.
Unser neues Erscheinungsbild wurde beim
renommierten Design Wettberwerb „Corporate
Design Preis“, kurz CDP, eingereicht und erhielt
eine von insgesamt 7 Nominierungen. Das
Projekt ist im Corporate Design Jahrbuch 2012
zu sehen.
Nach einem weiteren erfolgreichen JURDAY
in diesem Jahr, sind wir auch nächstes Jahr
wieder Mitausrichter des JURDAY.
Die erfolgreichen Diskussionsrunden der vergangenen Monate sind für uns ein Ansporn,
Ihnen auch weiterhin Seminare und Vorträge zu
aktuellen steuerrechtlichen Themen anzubieten.
Gern möchten wir Sie zu unseren kommenden
Veranstaltungen einladen. Um immer über
das aktuelle Veranstaltungsprogramm auf
dem Laufenden zu bleiben, schicken Sie uns
einfach eine E-Mail mit Ihren Kontaktdaten an
­[email protected]. Weitere Informationen sowie
alle aktuellen Seminar- und Vortragstermine
unserer Sozietät finden Sie immer auch auf
unserer Homepage unter www.steueranwalt.de.
„Schön, wenn die Auftraggeber so dahinter
stehen. Offenbar hat das Unternehmen auch
etwas zu erzählen. Dabei hat die Agentur
anscheinend gut zugehört. Der Auftritt ist
stark und bringt trotz aller Zurückhaltung
die Persönlichkeit und Persönlichkeiten
deutlich zum Ausdruck. Das Logo ist formal
und inhaltlich aussagekräftig, die typogra­
fische und gestalterische Leistung sind
bemerkenswert.“
Till Brauckmann
KOMMENTARE DER JURY
„Super. Vor allem die Fotografie der Web­
seite ist bemerkenswert. Ich schließe mich
den Kollegen an: Dieses Engagement eines
mittelständischen Unternehmens in Sachen
CD ist mehr als bemerkenswert!“
Ludwig Schoenefeld
Der JURDAY richtet sich an alle, die, nach
erfolgreich absolviertem Studium, in hochqualifizierten, kleinen Kanzleien / Boutiquen, mit
Spezialistenteams auf Augenhöhe, arbeiten
wollen.
Am 4. April 2014 laden wir die ausgewählten
Teilnehmer nach Berlin ein. Bei Workshops
und weiteren Veranstaltungen haben sie die
Möglichkeit, die Kanzleien näher kennen­
zulernen.
Registrieren Sie sich rechtzeitig für das
Bewerbungsverfahren auf www.jurday.com.
Hier finden Sie auch weitere ausführliche
Informationen zum JURDAY.
Der „CDP“ ist einer der drei wichtigsten
Designwettbewerbe der Branche. Seit 1998
werden von einer Expertenjury jährlich aus
zahlreichen Einreichungen die besten Corporate
Design Projekte ausgezeichnet.
SMS 10.2
47
v. l. n. r.: Prof. Kirchhof, Frau Dr. Kirchhof, Frau Rauch-Spatscheck,
Dr. Spatscheck, Dr. Streck
Prof. Binnewies bei der Vorlesung
Prof. Binnewies, em. o. Prof. Harm Peter Westermann
Mutter von Prof. Binnewies
Imbiss nach der Vorlesung
Junge Kollegen aus Köln, Berlin und München
Prof. Binnewies, Dekanin Prof. Remmert,
vorne: Prof. Kirchhof, Prof. Zöllner
Antrittsvorlesung
Prof. Dr. Binnewies
Am 4. Mai 2012, 11:00 Uhr c. t., konnte Frau Prof. Dr. Barbara Remmert,
Dekanin der Juristischen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen,
ca. 100 Zuhörer zu der öffentlichen Antrittsvorlesung von Rechtsanwalt
Prof. Dr. Burkhard Binnewies begrüßen.
Nach vierjähriger Tätigkeit als Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Öffent­
liches Recht, Finanz-und Steuerrecht von Prof. Dr. Ferdinand Kirchhof, Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts, wurde Prof. Dr. Binnewies von
der Juristischen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen im Wintersemester 2011 / 2012 zum Honorarprofessor ernannt. Mit Prof. Dr. Eichberger, Richter des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Dr. h. c. Rudolf Mellinghoff,
Präsident des Bundesfinanzhofs, Prof. Dr. Joachim Bloehs, Rechtsanwalt,
und Prof. Dr. Harald Jatzke, Richter am Bundesfinanzhof, sind insgesamt
fünf Honorarprofessoren am Lehrstuhl von Prof. Dr. Kirchhof tätig.
48
SMS 10.2
Prof. Binnewies mit Ehefrau Regine Tintner
In ihrer Ansprache hob die Dekanin die schulischen und universitären Leistungen von Prof. Dr. Binnewies hervor, ging aber auch auf dessen wissenschaftliche Veröffentlichungen, dessen umfangreiche Vortragstätigkeit und
dessen gewissenhafte Wahrnehmung der universitären Lehrtätigkeit ein.
Es mag unter anderem an dem Titel „Der Liebesfaktor im Steuerrecht“
gelegen haben, dass die Antrittsvorlesung von den anwesenden P
­ rofessoren,
Kollegen, Familienmitgliedern aber auch Studenten mit Spannung erwartet
wurde. In seinem Vortrag stellte Prof. Dr. Binnewies ein weiteres Mal eindrucksvoll dar, dass es im Leben keinen Bereich gibt, der vom Steuerrecht
nicht erreicht wird und Steuerrecht heute „Freiheitskampf“ vor der erdrückenden und willkürlich wirkenden Besteuerungsvielfalt des Staats bedeutet. So müssen die Begriffe „Sex and Tax“ sich nicht gegenseitig ausschließen. Neben steuerlichen Implikationen in den einschlägigen gewerblichen
Bereichen muss der „Liebesfaktor“ im Steuerrecht auch in den wissenschaftlich hoch interessanten Steuerbeziehungen zwischen nahen Ange­
hörigen gesehen werden, die im Vortrag anschaulich dargestellt wurden.
Der anschließende Imbiss gab den Zuhörern Gelegenheit, das spannende
Thema weiter zu diskutieren sowie zum weiteren Gedankenaustausch.
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Streck Mack Schwedhelm
Rechtsanwälte
Partnerschaft mbB
Art-Direction, Bildredaktion und Layout
Marx Werbeagentur GmbH
Redaktionelle Mitarbeit
Sabine Reifenberger
Auflage
14.000
Erscheinungsdatum
Dezember 2013
Bildnachweis
Titel, S. 44, 47 Helge Jepsen; S. 1, 7, 31, 35, 41 – 43, 45,
46 Oliver Mark; S. 4, 9 Masterfile; S. 10, © Deutsches
Currywurst Museum Berlin, Christoph Buckstegen;
S. 11 Michael Marotzke, © Monstourz, Stephan Zeidler,
Thomas Serres für die Deutsche Post AG; S. 12 – 15 Christoph Buckstegen; S. 16 / 17 Martina Wember; S. 19 Interfoto; S. 20 – 23 Studio Babelsberg; S. 24 / 25 Monika
Rittershaus; S. 26 Karl Forster, Iko Freese /
drama-berlin.de; S. 27 Monika Rittershaus;
S. 29 – 35 privat; S. 48 privat
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