Gestaltung interkultureller Entwicklungs
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Gestaltung interkultureller Entwicklungs
ISSN 1610-3572 – Januar 2006 – Jahrgang 03 – Nr. 01 Festkolloquium: Gestaltung interkultureller Entwicklungsprozesse Am 7. Oktober 2005 fand anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Lehrstuhls für Produktentwicklung ein Kolloquium zum Thema „Gestaltung interkultureller Entwicklungsprozesse“ mit Gästen aus Wissenschaft und Wirtschaft statt. Im Rahmen von Vorträgen wurden dabei wesentliche kulturelle Einflussfaktoren auf die verteilte Produktentwicklung diskutiert. Christoph Baumberger Matthias Kreimeyer Der Lehrstuhl für Produktentwicklung wurde im Jahre 1965 auf Basis einer internationalen Initiative von Prof. Dr.Ing. Gustav Niemann (TU München) und Prof. Dr. Donald Welbourn (University of Cambridge) gegründet. Bis 1976 stand Prof. Dr.-Ing. Wolf G. Rodenacker dem damaligen Lehrstuhl für Konstruktionstechnik vor. Sein Nachfolger Prof. Dr.-Ing. Klaus Ehrlenspiel führte den Lehrstuhl für Konstruktion im Maschinenbau bis 1995. Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann hat den Lehrstuhl seit Oktober 1995 inne, der 1999 in Lehrstuhl für Produktentwicklung umbenannt wurde. Im Jahr 2005 feierte der Lehrstuhl für Produktentwicklung nun seinen 40. Geburtstag, der am 7. Oktober 2005 in Garching mit einem Festkolloquium begangen wurde. Im Mittelpunkt stand dabei das Thema „Gestaltung interkultureller Entwicklungsprozesse – Kulturelle Einflussfaktoren auf die verteilte Produktentwicklung“, das die Forschungs- und Arbeitstätigkeit des Lehrstuhls aufgrund seiner ausgeprägten internationalen Aktivitäten sowie der allgemein fortschreitenden Globalisierung zunehmend beschäftigt. Programm Nach der Begrüßung durch den Vizepräsidenten der TU München, Prof. Dr.-Ing. Rudolf Schilling, berichtete Prof. Dr. Donald Welbourn von der Entstehung der Idee eines deutschen Konstruktionslehrstuhls Anfang der 60er Jahre und von der Verwirklichung dieser Idee im Jahre 1965. Sein Vortrag gab mit zahlreichen Anekdoten auch einen guten Einblick in das Wirken der bisherigen Ordinarien. Im Anschluss legte Prof. Dr. phil. Ulrich Wengenroth vom Münchner Inhalt Seite 1 Festkolloquium: Gestaltung interkultureller Entwicklungsprozesse Seite 3 Rodenacker-Preis 2005 verliehen Seite 4 Messeauftritte des Lehrstuhls Seite 5 The New Extraordinariat “Applications of Virtual Product Development” Seite 6 Workshop: „Methodenanwendungen im Produktentwicklungsalltag“ Seite 7 Neuerscheinungen des Lehrstuhls Seite 8 PE-Seminar 2004/2005 Seite 9 Studie: Effiziente Zusammenarbeit von Konstruktion und Simulation in der Produktentwicklung Seite 10 Gastwissenschaftlerin aus Cambridge am Lehrstuhl Seite 11 LEAD-Seminar 2005 Seite 12 Neue Mitarbeiter am Lehrstuhl Lehrstuhl für Produktentwicklung Technische Universität München Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann Boltzmannstr. 15 D-85748 Garching bei München Tel. 089 289-15131 Fax 089 289-15144 Internet: www.pe.mw.tum.de Prof. Dr-Ing. Udo Lindemann bei der Begrüßung der Kolloquiums-Teilnehmer Zentrum für Wissenschafts- und Technikgeschichte die unterschiedlichen kulturellen Anforderungen an technische Produkte dar und machte dies am Beispiel der Automobilentwicklung der letzten Jahrzehnte deutlich. Im nächsten Beitrag zeigte Anselm Bilgri christlich geprägte Werte für den Wandel von Unternehmen auf. Herr Bilgri, Autor zahlreicher Bücher zu kulturellen Aspekten des Managements und Leiter des Anselm Bilgri Zentrums für Unternehmenskultur, übertrug dabei die benediktinischen Handlungsanweisungen Gehorsam, Discretio und Demut in Anforderungen an das heutige Management. Im nachfolgenden Vortrag stellten Luc Felgen und Jöran Grieb vom Lehrstuhl für Produktentwicklung aktuelle Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der verteilten Entwicklung in interkulturellen Teams vor. Sie präsentierten dabei einen Ansatz zur Ermittlung kultureller Einflussfaktoren auf den Entwicklungsprozess, der gemeinsam mit dem Indian Institute of Science in Bangalore/Indien entwickelt wurde. Am Nachmittag berichteten fünf Ver- Auch Dr.-Ing. Rainer Bernard von der Firma CILAS (Orléans/Frankreich) berichtete in seinem Beitrag „Dreiländereck: Japan – USA – Frankreich“ über Unterschiede, unterstrich aber auch Berührungspunkte bei der Produktentwicklung in interkulturellen Teams. Diese Gemeinsamkeiten äußerten sich beispielsweise in ähnlichen Vorgehensweisen, der gleichen naturwissenschaftlich-technischen Grundlage und der gemeinsamen Freude am Tüfteln. Dr.-Ing. Peyman Merat, Mitarbeiter von Mercedes Benz U.S. International in Tuscaloosa/USA, legte den Schwerpunkt seines Beitrages auf die Organisation verteilter, interkultureller Entwicklungsprozesse und machte dies an den Aspekten Sprache/Kultur, Strukturen, Lieferanten, Ausbildung, Prozesse und rechtliche Besonderheiten deutlich. Dr.-Ing. Marc Demers von der Firma SEAT (Barcelona/Spanien) nahm in seinem Vortrag eine Unterscheidung in monochrone und polychrone Kulturen vor und leitete daraus Einflüsse und Verhaltensweisen für interkultu- Podiumsdiskussion zur Gestaltung interkultureller Entwicklungsprozesse (v. l. n. r. Dr.-Ing. G. Assmann, Dr.-Ing. R. Bernard, Dr.-Ing. P. Merat, Dr.-Ing. J. Weber, Dr.-Ing. M. Demers, Prof. Dr.-Ing. U. Lindemann) treter aus der Industrie von ihren Erfahrungen und leiteten Empfehlungen zur persönlichen Vorbereitung und Gestaltung von interkulturellen Entwicklungsprozessen ab. Dr.-Ing. Gert Assmann, derzeit für die Firma Knorr-Bremse in Suzhou/China tätig, legte in seinem Beitrag „You don´t know China“ kulturelle Unterschiede zwischen westlichen und fernöstlichen Vorgehensweisen dar. Er machte diese Unterschiede unter anderem an sozialen Werten, Arbeitsweisen, der Kommunikation und Entscheidungsprozessen fest. 2 relle Entwicklungsprozesse ab. Beide Kulturen haben demnach ein unterschiedliches Zeitverständnis, aus dem sich weitere Unterschiede ergeben, z. B. im Hinblick auf Kommunikations- und Konfliktverhalten oder Arbeitsprozesse. Dr.-Ing. Julian Weber von der BMW Group, derzeit in Spartanburg/USA tätig, erörterte in einem abschließenden Beitrag Herausforderungen und Potenziale bei der Zusammenarbeit mit amerikanischen Lieferanten. Herausforderungen ergeben sich hier aus unterschiedlichen soziokulturellen und technischen Systemen. Chancen liegen in marktnaher Beschaffung und Produktion, durch die z. B. Wechselkursschwankungen ausgeglichen und eine marktgerechte Entwicklung unterstützt werden können. Die Vortragsreihe wurde durch eine Podiumsdiskussion mit allen Referenten und Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann beendet. Im Anschluss an das Festkolloquium probierte sich noch eine Vielzahl der Besucher an einer Maschine zum Tauziehen für örtlich verteilte Teams, die am Lehrstuhl für Produktentwicklung entwickelt wurde. Resümee Die Vorträge und Diskussionen im Rahmen des Festkolloquiums zum 40-jährigen Bestehen des Lehrstuhls haben die hohe Bedeutung unterstrichen, die der Berücksichtigung kulturspezifischer Faktoren bei der Produktentwicklung zukommt. So legte beispielsweise Prof. Dr. phil. Ulrich Wengenroth überzeugend dar, wie entscheidend das Eingehen auf kulturspezifische Kundenerwartungen bei der Gestaltung von Produkten zum Markterfolg beitragen kann. Auch die von vielen persönlichen Erfahrungen geprägten Vorträge am Nachmittag haben gezeigt, dass unterschiedliche kulturelle Werte- und Arbeitssysteme Entwicklungsprozesse nicht nur erschweren, sondern auch bereichern können. Die Unterschiede zu erkennen, zu nutzen und die Produktentwicklung daran anzupassen, kann als ein Schlüsselfaktor für das Bestehen im von Globalisierung geprägten Wettbewerb angesehen werden. Dabei gilt es auch, den Mut zum sensiblen Einbringen der Stärken des eigenen kulturellen Hintergrundes zu entwickeln. Nicht zuletzt verlangt die Gestaltung der interkulturellen Produktentwicklung aber auch Begeisterung für den Umgang mit neuen Situationen, die bei allen Vortragenden deutlich zu spüren war. Schlagwörter - Verteilte Produktentwicklung - Kulturspezifische Einflüsse - Globalisierung Ansprechpartner Dipl.-Ing. Christoph Baumberger Tel. 089 289-15150 [email protected] CiDaD-News 3 (2006) 1 Rodenacker-Preis 2005 verliehen Im Rahmen des Kolloquiums zum 40-jährigen Jubiläum des Lehrstuhls für Produktentwicklung wurde am 7. Oktober 2005 zum ersten Mal der Rodenacker-Preis für ausgezeichnete Semester- und Diplomarbeiten in der Produktentwicklung vergeben. Der Preis wird von nun an einmal jährlich vom Verein „Zentrum für Entwicklungsmethodik e. V.“ vergeben. Sebastian Schneider „Mit der Widmung dieser Auszeichnung verbindet sich die posthume Ehrung meines Vaters für seine wissenschaftlichen Verdienste.“ Daher reiste Antje Rodenacker, die Tochter des ersten Lehrstuhlinhabers Prof. Dr.-Ing. Wolf G. Rodenacker, auch gerne an, um der Verleihung des Preises beiwohnen zu können. Auch der Lehrstuhlmitbegründer Prof. Dr. Donald Welbourn ließ es sich nicht nehmen, den Gewinnern des Rodenacker-Preises persönlich zu gratulieren. Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann, Lehrstuhlinhaber und 1. Vorsitzender des Vereins „Zentrum für Entwicklungsmethodik e. V.“, fand lobende Worte für den neu geschaffenen Preis: „Damit haben wir die Möglichkeit, sehr gute Arbeiten zusätzlich zu honorieren! Gleichzeitig ist es ein positiver Anreiz für die Studenten.“ Rodenacker-Preis Der Rodenacker-Preis wird für ausgezeichnete Semester- und Diplomarbeiten auf dem Gebiet der Produktentwicklung verliehen. Eine kompetente und unabhängige Jury, die Beiräte des Vereins „Zentrum für Ent- Schematischer Aufbau der entwickelten Messeinheit CiDaD-News 3 (2006) 1 Bei der Preisverleihung: v. l. n. r. Prof. Dr. D. Welbourn, Prof. Dr.-Ing. U. Lindemann, R. Bippus, K. Dollinger, A. Kiefmann und Antje Rodenacker. (nicht im Bild: M. Krinninger) wicklungsmethodik e. V.“, bewerten die eingereichten Vorschläge. Die Gewinner des jährlich verliehenen Preises erhalten einen Büchergutschein in Höhe von 100 Euro. Prämierte Semesterarbeit In der Kategorie Semesterarbeiten wurden Klaus Dollinger, Andreas Kiefmann und Maximilian Krinninger für ihre gemeinsame Arbeit „Entwicklung einer Messeinheit für Bodenreaktionskräfte bei der Ski Alpin Abfahrt“ ausgezeichnet. Die Entwicklung, entstanden aus einem Kooperationsprojekt mit den Fachgebieten für Augmented Reality (Prof. Dr. Gudrun Klinker), Sportgeräte und Materialien (Prof. Dr. Veit Senner) und Theorie und Praxis der Sportarten (Prof. Dr. Ulrich Hartmann) ermöglicht sehr präzise Messungen der Kräfte bei gleichzeitig sehr flexiblen Einsatzmöglichkeiten. In einem Adapter, der zwischen Bindung und Skischuh eingesetzt wird, ist das Herzstück, eine Sechs-Komponenten-Kraftmesseinheit, eingebaut. Die Messeinheit hat zwei potenzielle Einsatzgebiete. Einerseits kann damit das Techniktraining der Deutschen Skinationalmann- schaft durch eine präzisere Analyse der Belastungen unterstützt werden. Andererseits ist es möglich, Messungen der Belastungen auf den menschlichen Körper durchzuführen und damit Schlussfolgerungen zur Reduzierung von Verletzungen zu ziehen. Prämierte Diplomarbeit Rainer Bippus gewann in der Kategorie Diplomarbeit mit seiner Arbeit „Schlagwerk-Innenraumdruck“, die er bei der Hilti AG durchgeführt hat. Dabei untersuchte er verschiedene Phänomene, die im Schlagwerk bei Bohrhämmern auftreten. Neben einer ausführlichen Hypothesenbildung bildete eine umfangreiche Versuchsplanung und -durchführung den Hauptteil der Arbeit. Die Ergebnisse trugen wesentlich zur Verbesserung des Verständnisses der Phänomene bei. Schlagwörter - Ausbildung - Verein ZfE Ansprechpartner Dipl.-Ing. Sebastian Schneider Tel. 089 289-15136 [email protected] 3 Messeauftritte des Lehrstuhls für Produktentwicklung: Innovative Ansätze aus den Bereichen komplexe Produktstrukturen und Medizintechnik Auf der Suche nach Partnern für zukünftige Kooperationsprojekte präsentierte sich der Lehrstuhl für Produktentwicklung im vergangenen Herbst auf der Messe SYSTEMS mit einem Software-Werkzeug zur Analyse, Visualisierung und Optimierung komplexer Strukturen sowie auf der Messe MEDICA mit einem Unterstützungssystem für minimal invasive chirurgische Eingriffe. Beide Messeauftritte wurden durch Herrn Charles Kern, Leiter des Referats für Wissenstransfer und Messewesen, unterstützt und fanden im Rahmen eines Gemeinschaftsstandes von Bayern Innovativ statt. Maik Maurer Nadja Pecquet SYSTEMS 2005 Unter dem Motto „Discover your dependencies“ war der Lehrstuhl für Produktentwicklung vom 24. bis 28. Oktober 2005 auf der Messe SYSTEMS 2005 in München vertreten. Präsentiert wurde das SoftwareWerkzeug MOFLEPS (Modelling Flexible Product Structures), das der Analyse, Visualisierung und Optimierung komplexer Strukturen dient. Am Messestand des Lehrstuhls konnten Interessierte mit Unterstützung der Lehrstuhlmitarbeiter selbst Erfahrungen in der Handhabung komplexer Strukturen sammeln, wobei die Bereiche Produkt-, Prozess-, Organisations- und Marktkomplexität mit Praxisbeispielen beleuchtet wurden. Das Besucherinteresse war an allen fünf Messetagen außerordentlich hoch; es ergaben sich einige interessante Kooperationsmöglichkeiten für die künftig geplanten Arbeiten des Lehrstuhls, sowohl hinsichtlich möglicher Anwendungsfelder, als auch der Erweiterung softwaregestützter Kom- Dr.-Ing. Thomas Braun erläutert das Software-Werkzeug MOFLEPS 4 plexitätshandhabung. Die Verfügbarkeit einer vollwertigen Testversion der Software MOFLEPS (erhältlich unter www.plegmatum.de) erwies sich als sehr zuträglich für den Kontakt zu zukünftigen Kunden, konnte so doch jedem Interessierten etwas Praktisches an die Hand gegeben werden. Nadja Pecquet und Dr. rer. nat. Christoph Pinkwart von der Innovationsberatungsstelle Nordbayern MEDICA 2005 Eine weitere Entwicklung des Lehrstuhls für Produktentwicklung wurde vom 16. bis 19. November 2005 auf der MEDICA 2005 in Düsseldorf präsentiert. Das Telemanipulationssystem MoKeyS (Mobile Keyhole Surgery) wurde von der TU München aufgrund seines Neuheitsgrades und Innovationspotenzials zur Patentanmeldung eingereicht und bereits auf der Hannovermesse 2005 zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. In Düsseldorf bestand nun erstmals die Chance, das System einem rein medizinischen Fachpublikum vorzustellen. Die Resonanz war sehr positiv und es konnten viele Kontakte für zukünftige Kooperationsprojekte des Lehrstuhls geknüpft werden. Interessante, neue Ansätze betreffen dabei den Einsatz des Manipulators in Gebieten wie der interventionellen Radiologie oder der Sonographie. Ursprünglich geplantes Einsatzgebiet von MoKeyS war die Unterstützung minimal invasiver chirurgischer Eingriffe im Bereich der Kardio- oder der Viszeralchirurgie. Das Ziel bei der Entwicklung des Systems war, bestehende Nachteile am Markt befindlicher Systeme zu umgehen (hohe Anschaffungs- und Wartungskosten, hohe Systemkomplexität, großer Bauund Bewegungsraum), wobei deren Vorteile (hohe Positioniergenauigkeit, intuitive Handhabung der Instrumente und der Kamera) beibehalten werden sollten. In Ergänzung zum ausgestellten Manipulatorarm wurde ein Instrument entwickelt, bei dem die Entwicklungsschwerpunkte auf der Kostensenkung, einem schnelleren Instrumentenwechsel, einfacher Reinigung und Sterilisierung und vor allem der Realisierung von sechs Freiheitsgraden im Körperinneren des Patienten liegen. Auch diese Folgeentwicklung soll von der TU München in Kürze zum Patent angemeldet werden. Schlagwörter - Komplexe Produktstrukturen - Medizintechnik Ansprechpartner Dipl.-Ing. Maik Maurer Tel. 089 289-15155 [email protected] Dipl.-Ing. Nadja Pecquet Tel. 089/289 15153 [email protected] CiDaD-News 3 (2006) 1 The New Extraordinariat “Applications of Virtual Product Development” The Extraordinariat "Applications of Virtual Product Development" has been created to support teaching, research and industrial applications specifically in this area at TU München. Professor Dr. Kristina Shea The emphasis is on current and future computing systems for product development including ComputerAided Design and Engineering (CAD / CAE), Digital Mock-Up (DMU), Virtual and Augmented Reality (VR / AR) as well as Product Data and Lifecycle Management (PDM / PLM). The Professorship focuses particularly on the application and integration of advanced computing technologies and their methodsupported employment in product development processes. These technologies will continue to expand their role in the development of technical products to both enable and support improved development processes and their resulting products. Professor Dr. Kristina Shea has many years of experience in the area through her work at Carnegie Mellon (US), ETH Lausanne (Switzerland), Cambridge University (UK) and Arup (UK). Her expertise has been in the area of computational design methods and prototype software, including design automation, functional modeling, rule-based design via engineering design grammars, design optimization and automated simula- tion. She has also worked on the integration of such tools in design processes including design research methodology to support this goal. Her doctorate work focused on new tools to assist designers in the early stages of structural design where she developed a method for automatic generation and optimization of spatial structures, called structural shape annealing. Since, the method has been developed into prototype software called eifForm and used to design full-scale structures. In Cambridge, she led the Design Synthesis group within the Engineering Design Centre. The focus of the group was on developing methods and tools for generating innovative and optimized engineered systems using intelligent, evolutionary computing. The application domains of structures, mechanical gear systems, and microsystems (MEMS) were considered specifically. Last year, she worked at Arup, Research and Development (UK), where she led the incubation of expertise in computational design and optimization (CDO). There she developed new CDO design tools and applied them to live projects, for example a system for multicriteria optimization of building envelopes, and ran an international AD C E CA Professor Dr. Kristina Shea Master Class to increase expertise in this area within the company. At TUM this coming year she will teach “CAD in Product Development”. While her previous research has focused primarily on VPD methods and tools, she will now expand her work to include the process and people issues necessary for successful application of VPD. Research projects will span from aims to impact product development now to taking longer term perspectives for the future. Topics will include processes and methods to support more systematic and integrated use of the existing VPD toolbox, knowledge capture, templating and re-use within CAD and CAE tools, virtual prototyping and new virtual design environments to configure, explore and negotiate multidisciplinary, high dimensional performance spaces. Keywords U CiDaD-News 3 (2006) 1 M / R V D AR - extraordinariat - virtual product development Contact Prof. Dr. Kristina Shea Tel. 089 289-15143 [email protected] 5 Workshop „Methodenanwendungen im Produktentwicklungsalltag“ Im Rahmen der Reihe Workshop@PE veranstaltete der Lehrstuhl für Produktentwicklung gemeinsam mit dem „Zentrum für Entwicklungsmethodik e. V.“ einen Workshop zum Thema „Methodenanwendung im Produktentwicklungsalltag“. Ziel des Workshops war der Wissens- und Erfahrungstransfer zwischen Wissenschaft und Praxis, um einerseits anwendungsbezogene Rückmeldung zu aktuellen Ansätzen und Forschungsergebnissen zu bekommen und diese andererseits im industriellen Expertenkreis zu etablieren. Nadja Pecquet Sebastian Schneider Rund 30 geladene Experten aus dem Gebiet der methodischen Produktenwicklung hörten zunächst interessiert den vier Referenten des Lehrstuhls für Produktentwicklung zu und beteiligten sich anschließend sehr aktiv an der Diskussion der Beiträge. retischen Modellen legte er den Fokus auf die Übertragbarkeit in die industrielle Praxis bzw. umgekehrt auf die Anforderungen seitens der Industrie. Anschließend wurden in Diskussion mit den Teilnehmern Charakteristika zur Spezifizierung von Entwick- zess- und aufgabenorientiert abgefragt werden. Zum Abschluss wurden gemeinsam mit den Teilnehmern Anforderungen aus Sicht der Industrievertreter an einen rechnerunterstützten Wissenstransfer im Bereich Arbeitsmethoden und Navigation Erfolgsfaktoren und Hemmnisse Nach einer kurzen Einführung durch Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann erläuterte Sebastian Schneider anhand einiger Praxisbeispiele Erfolgfaktoren und Hemmnisse bei der Methodeneinführung in die industrielle Praxis. „Bei Methoden ist es wie beim Zähneputzen: Jeder weiß, dass es sinnvoll ist, aber trotzdem drückt man sich häufig darum!“ Mit dieser Aussage fasste ein Teilnehmer die Problematik kurz zusammen, die sich bei der Methodeneinführung stellt. Dass es dennoch Strategien gibt, Methoden erfolgreich in Unternehmen einzuführen, zeigte sowohl der Vortrag als auch die Diskussion: Schulungsmaßnahmen, Methodentrainer oder auch methodisch unterstützte erfolgreiche Pilotprojekte können hierbei hilfreich sein. Vorgehens- und Methodenmodelle Anschließend stellte Josef Ponn auf Basis bereits bestehender „Vorgehens- und Methodenmodelle in der Produktentwicklung“ aktuelle Ansätze des Lehrstuhls vor, wobei er den Bogen von theoretischen hin zu praxisorientierten Modellen spannte. Nach einem ersten Überblick über existierende Vorgehensmodelle aus der einschlägigen Literatur und dem Aufzeigen bestehender Nachteile stellte Josef Ponn das Münchner Vorgehensmodell (MVM) sowie dessen Kerngedanken vor. Neben den theo6 Aufmerksame Teilnehmer des Workshops lungssituationen gesammelt, um den Schritt vom konkreten Problem zur Auswahl und Adaption einer geeigneten Methode flexibler und praxisnäher gestalten zu können. durch den Entwicklungsprozess gesammelt, um CiDaD entsprechend weiterentwickeln und an die Bedürfnisse der Nutzer anpassen zu können. Methodendatenbank CiDaD Wege zu neuen Lösungsideen Im Rahmen eines Vortrages zum Thema „Situations- und nutzerspezifische Unterstützung in der methodischen Produktentwicklung“ stellte Nadja Pecquet das Entwicklerportal CiDaD (Competence in Design and Development / www.cidad.de) vor. Zielgruppen des Portals sind neben Studenten auch Wissenschaftler sowie Entwickler in der Industrie. CiDaD bietet verschiedene Möglichkeiten, individuell entsprechend des bestehenden Problems durch das System zu navigieren: Ergänzend zu Kursen, in denen angelehnt an das MVM verschiedene Elemente des Produktentwicklungsprozesses aufbereitet sind, können auch einzelne Methodenbeschreibungen abgefragt werden. Neben einer alphabetischen Liste können die Methoden auch pro- Den Abschluss der Veranstaltung bildete der Vortrag „Bionik – Brainstorming: Was führt wirklich zu neuen Lösungsideen?“ von Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann. „Auf neue Ideen kommt man nicht am Schreibtisch, sondern in der freien Natur oder in langweiligen Sitzungen.“ „Brainstorming dient nicht der Lösungssuche sondern hilft nur, soziale Kontakte zu verbessern!“ Mit diesen beiden Aussagen fasste er die Ergebnisse einiger Studien zusammen, die sich mit Wegen zu neuen Lösungen beschäftigen. Die Erfahrungen am Lehrstuhl mit Brainstorming oder Bionik, die im Rahmen von Forschungsprojekten eingesetzt werden, sind dabei ähnlich: „Wenn man sie richtig anwendet, können vernünftige Lösungen herauskommen.“ Dennoch CiDaD-News 3 (2006) 1 ist auch in Zukunft viel Forschungsarbeit notwendig, um die Anwendung insbesondere von Bionik zu verbessern. Aufgrund des positiven Feedbacks der Teilnehmer werden auch in den kommenden Jahren Workshops zu aktuellen Ergebnissen auf dem Gebiet der Methodenforschung veranstaltet. 2006 ist ein entsprechender Workshop am 12. Oktober geplant. Die Beiträge der Lehrstuhlreferenten sowie die Diskussionsergebnisse sind auf der Homepage des „Zentrum für Entwicklungsmethodik e. V.” für dessen Mitglieder zugänglich. Schlagwörter - Workshop@PE - Methoden Ansprechpartner Dipl.-Ing. Nadja Pecquet Tel. 089 289-15153 [email protected] Neuerscheinungen: Dissertationen des Lehrstuhls Philipp Hutterer: Reflexive Dialoge und Denkbausteine für die methodische Produktentwicklung Zur Lösung technischer Problemstellungen ist es sinnvoll, das eigene Vorgehen bewusster zu planen, durchzuführen und zu reflektieren. In schwierigen Situationen stellt die Entwicklungsmethodik dem Entwickler Unterstützung in Form von Methoden bereit. Bisherige Forschungsprojekte belegen zwar den Erfolg einer methodischen Vorgehensweise, eine Breitenwirkung in der Industrie ist jedoch nicht wahrnehmbar. Für den bedeutsamen Schritt der Bedarfserkennung stellt das Ergebnis der reflexiven Dialoge einen Lösungsansatz bereit. Das Bewusstsein über die in der Arbeit vorgestellten Denkbausteine von Methoden stärkt das Verständnis für die Wirkmechanismen von Methoden. Die Lösungsansätze der Arbeit verhelfen Entwicklern zu einer Verbesserung ihrer individuellen, methodischen Vorgehensweise in der Produktentwicklung. (Reihe Produktentwicklung München, Band 57; München: TU, Diss. 2005) Daniel Fuchs: Konstruktionsprinzipien für die Problemanalyse in der Produktentwicklung Das Tagesgeschäft des Ingenieurs ist geprägt durch die Bearbeitung von Problemen unterschiedlichster Ausprägung. Hierzu bietet die Literatur zahlreiche standardisierte Lösungswege bzw. Methoden an wie beispielsweise TRIZ für die Lösungssuche oder SADT für eine Prozessanalyse. Da sich die Probleme durch eine Einzigartigkeit auszeichnet – geprägt u. a. durch Randbedingun- CiDaD-News 3 (2006) 1 gen oder Personen – können Standardvorgehensweisen zur Lösung nur einen eingeschränkten Beitrag leisten. Aus diesem Grund wurden Methoden zur Problemlösung dahingehend untersucht, durch welche Eigenschaften sich diese auszeichnen und wie sie sich gegenüber anderen Methoden unterscheiden. Diese Eigenschaften der Methoden wurden in Prinzipien überführt wie z. B. das Prinzip der Objektperspektive. Die Prinzipien finden u. a. ihre Anwendung bei der Modifikation einer standardisierten Methode. Eine Verifizierung der Prinzipien anhand von vier Beispielen illustriert die Möglichkeiten und die Grenzen des vorgestellten Ansatzes. (Reihe Produktentwicklung München, Band 58; München: TU, Diss. 2005) Martin Pache: Sketching for Conceptual Design Das Skizzieren stellt einen wesentlichen Bestandteil der Produktentwicklung dar. Anhand von Umfragen wird gezeigt, dass Skizzen und CAD bei der Konzeptentwicklung häufig parallel genutzt werden. Dennoch sind diese Medien bislang weder methodisch, noch technologisch miteinander verknüpft. Experimente mit Konstrukteuren zeigen, dass die Informationsdarstellung in Skizzen das kreative Denken bei der Konzeptentwicklung in besonderem Maße unterstützt. Prozesse der Wahrnehmung und Handlungsregulation ermöglichen dabei ein besonders effizientes Vorgehen. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen werden Anforderungen definiert, die ein zukünftiges Skizziermedium erfüllen sollte, um die Vorteile klassischer Skizzen mit den Möglichkeiten von CAD zu verei- nen. Der 3D-Skizzierer ist der Prototyp eines digitalen, 3-dimensionalen Skizzierwerkzeuges, das diese Anforderungen erfüllt. Er basiert auf Virtual Reality und kann in zukünftige CAxUmgebungen integriert werden. (Reihe Produktentwicklung München, Band 59; München: TU, Diss. 2005) Thomas Braun: Methodische Unterstützung der strategischen Produktplanung in einem mittelständisch geprägten Umfeld Die strategische Produktplanung stellt die Weichen für die Entwicklung innovativer und marktgerechter Produkte von morgen. Sie gewinnt auch in mittelständisch geprägten Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Die Arbeit stellt einen Ansatz zur methodischen Unterstützung der strategischen Produktplanung vor, der die vielfältigen Voraussetzungen eines mittelständisch geprägten Umfelds berücksichtigt. Basierend auf den Grundlagen eines erfolgreichen Umgangs mit geeigneten Vorgehensweisen und Methoden enthält der Ansatz eine aufgabenebenenund eine anwenderspezifische Komponente. Die aufgabenebenenspezifische Komponente des Lösungsansatzes eröffnet Produktplanern einen Einstieg auf einer adäquaten Aufgabenebene der strategischen Produktplanung. Durch die gleichzeitige Berücksichtigung der Voraussetzungen der Produktplaner und ihrer Umgebung in einem mittelständisch geprägten Umfeld ermöglicht die zweite Komponente eine anwenderspezifische Ausrichtung der methodischen Unterstützung. (Reihe Produktentwicklung München, Band 60; München: TU, Diss. 2005) 7 Studie zum „Einfluss regenerativer Energien auf das Design fossiler Kraftwerke“ im Produktentwicklungs-Seminar 2004/05 Im Produktentwicklungsseminar führten wir (sechs Studenten und zwei betreuende wiss. Mitarbeiter) im Wintersemester 2004/05 für die Siemens Power Generation AG eine Studie durch, die als Grundlage für die Produkt- und Prozessplanung des Unternehmens dient. Das hochaktuelle und brisante Thema der erneuerbaren Energien im Spannungsfeld zu den fossilen Kraftwerken bildete den Rahmen für dieses interessante und anspruchsvolle Teamprojekt. Die Schilderung der Aufgabenstellung, des Vorgehens und der gesammelten Erfahrungen wird deutlich machen, was uns sechs Monate lang beschäftigte und warum wir uns wieder für die Teilnahme an diesem Seminar entscheiden würden. Johannes Krieg Bernhard Hasche Andreas Gaag Aufgabenstellung Auf Grund des forcierten Ausbaus erneuerbarer Energien, vor allem der Windenergie, verstärkt sich der Einfluss regenerativer Energieerzeugung auf das Design fossiler Kraftwerke. Die möglichen Veränderungen der Anforderungen (insbesondere der Flexibilität) an ein zukünftiges Kraftwerk mussten erarbeitet werden. Hierzu galt es die zur Verfügung stehenden Informationen unter intensivem Methodeneinsatz zu verdichten und zu einer möglichst objektiven Bewertungsgrundlage aufzubereiten. Vorgehen im Seminar Im ersten Arbeitsschritt wurde die gegenwärtige Situation der Energiebranche analysiert. Dazu generierten wir Ordnungsschemata, die zur übersichtlichen Sammlung gewonnener Informationen dienten. Auf Grundlage dieser Strukturierung konnten wichtige Entscheidungen transparent und nachvollziehbar gestaltet und gefällt werden; beispielhaft sei die Fokussierung der regenerativen Energieformen auf die Windenergie genannt. Damit konnte im zweiten Arbeitsschritt der Blick in die Zukunft gerichtet werden, indem bestehende Studien (z. B. Dena-Netzstudie) zum Ausbau der 8 Neubau eines Gas- und Dampf-Kraftwerks in Arrubal/Spanien (Quelle: Siemens AG) Windenergie analysiert wurden. Aus diesen Studien wurden mögliche zukünftige Entwicklungen der installierten Windleistung erstellt. Eine Bewertung dieser Entwicklungen musste bezüglich folgender Vertiefungsthemen durchgeführt werden: • Politische Rahmenbedingungen (z. B. Auswirkungen des Erneuerbaren Energien Gesetzes) • Technische Entwicklung von Windenergieanlagen (z. B. Qualitätskennzahlen) • Standorte (On-/Offshore), Netzanbindung und -stabilität (z. B. lokale Netzinstabilitäten) • Wirtschaftliche Bewertung des Windzubaus (z. B. Stromgestehungskosten) Auf Grundlage recherchierter und analysierter Informationen konnten im dritten Arbeitsschritt die Einflüsse der Windenergie auf den konventionellen Kraftwerkspark systemtechnisch modelliert und als Anforderungen charakterisiert werden. Durch den Einsatz der systemtechnischen Modellierung wurden die Zusammenhänge der einzelnen Vertiefungsthemen aufgezeigt. Im vierten und letz- ten Arbeitsschritt wurden diese Anforderungen repräsentativ für eine Referenzanlage, einen so genannten Independent Power Producer (IPP), quantifiziert. Erfahrungen Das Aufgabenspektrum des Seminars war höchst abwechslungsreich. So wurden der aktuelle Stand der Windenergietechnik untersucht, Berichte von Kommissionen des Bundestages durchforstet, die Abläufe an der Strombörse beleuchtet und ExcelAlgorithmen als Simulationsgrundlage des IPP entworfen, um nur einige Punkte zu nennen. Diese Komplexität war eine äußerst spannende Herausforderung. Durch das methodische Vorgehen und die Teamarbeit konnte die Aufgabenstellung beherrschbar gemacht werden. Angesichts der Informationsflut spezialisierte sich jedes Teammitglied und entwickelte sich zu einem „Experten“ für sein Fachgebiet. Trotzdem behielt das gesamte Team dank der häufigen Teambesprechungen den Überblick über das Projekt und die anderen Bereiche. Durch die regelmäßig CiDaD-News 3 (2006) 1 erfolgten Zielklärungen und Zielabsicherungen verzettelten wir uns auch nicht in irgendwelchen Unterthemen (eine große Gefahr bei der Themenstellung), sondern behielten stets ein zielgerichtetes Vorgehen bei. Auf diese Weise konnten im Laufe des Projekts, gerade durch die am Lehrstuhl für Produktentwicklung vermittelte Methoden- und Teamkompetenz, erfolgreich nützliche und aussagekräftige Ergebnisse für Siemens erarbeitet und zugleich wertvolle Erfahrungen gewonnen werden. Schlagwörter - Kraftwerksdesign - Teamarbeit in der Ausbildung Ansprechpartner Dipl.-Ing. Andreas Gaag Tel. 089 289-15126 [email protected] Studie: Effiziente Zusammenarbeit von Konstruktion und Simulation in der Produktentwicklung Die effiziente Zusammenarbeit von Konstruktions- und Simulationsabteilungen ist gerade in arbeitsteiligen und durch hohe Komplexität geprägten Entwicklungsprozessen von großer Bedeutung. Im Rahmen einer Anwenderbefragung mit etwa 50 Entwicklungsingenieuren aus der Automobilbranche ergab sich dabei, dass im Rahmen von „Integrationsprojekten“ häufig die soziale Komponente übersehen wird. Matthias Kreimeyer Der Druck zur Kostenreduktion bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung oder Verbesserung der Qualität eines Produktes ist heutzutage allgegenwärtig. Im Zuge der Optimierung von Entwicklungsprozessen im Rahmen der Ausschöpfung der Potenziale der virtuellen Produktentwicklung rückt dabei zunehmend die Zusammenarbeit von Konstruktion und Berechnung in den Mittelpunkt der Betrachtung – weg von kostenintensiven realen Prototypen hin zu virtuellen Prototypen. Hiermit soll ein hohes Qualitätsniveau bereits in den frühen Phasen der Produktentwicklung sichergestellt und die Funktionalität vor Auslieferung verifiziert werden. Schnell lässt sich feststellen, dass es wesentlich mehr Sichtweisen auf das Problem gibt als nur die technologische. Die Trennung von Prozess, IT Systemen, Technologie und menschlichen Ressourcen kann in dieser Form nicht länger beibehalten werden, denn bereits die systemische Unter- stützung von Prozessen und die dafür notwendigen Sozialstrukturen sind untrennbar miteinander verbunden. Wie die Befragung in der Automobilindustrie zeigte, werden bei Konstrukteuren und Berechnern unterschiedliche Sichtweisen auf das Produkt deutlich: CAD-Ingenieure widmen sich einer großen Menge an Anforderungen (Design for X) und der Entwicklung der Gestalt des Produktes. Entsprechend haben sie dazu eine topologische Perspektive entwickelt. CAE-Spezialisten besitzen hingegen einen eher funktionalen Blick, da sie überwiegend an der Erfüllung der Funktionen in Form von so genannten Lastfällen interessiert sind. Gemäß der Studie verlassen sich die meisten Entwicklungsingenieure sehr stark auf die numerische Bewertung ihrer Entwicklungen; im Mittel wird etwa die Hälfte aller funktionalen Anforderungen mittels FEM-Verfahren virtuell abgesichert. Insbesondere Bauteile und Baugruppen, die sicherheitsrelevant sind, werden detaillierten Simulationen unterzogen. Der ökonomische Nutzen der Simulation steht für die Teilnehmer der Studie außer Frage. Besonders auffällig bei der Analyse der Antworten war, dass die Ansichten über Verantwortlichkeiten bei der Implementierung der Produktfunktion über alle Ebenen hinweg stark divergiert. Auf Basis dieser Daten steht fest, dass die Simulationsabteilung in der Position ist, zu entscheiden, ob die Funktionalität gemäß der Spezifikationen erfüllt ist. Allerdings ist diese Situation insofern grotesk, da der Simulationsabteilung nur teilweise diese Entscheidungsgewalt zugeteilt wird. Daher sollte ihr in Entscheidungsprozessen mehr Einfluss und Verantwortung gewährt werden. Zudem müssen klare Entscheidungsstrukturen geschaffen werden, um Situationen, in denen unklare Rollen und verteilte, d. h. nicht existente Verantwortungen vorherrschen, zu vermeiden. Als Schlüssel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit sehen alle Befrag- Einschätzung der Verantwortung für Gesamtprodukt und Komponenten/Module durch Konstruktion und Berechnung CiDaD-News 3 (2006) 1 9 harmonisierung wird ebenfalls als sinnvoll angesehen, insbesondere in den Konstruktionsabteilungen, die sich zu mehr als zwei Drittel einen standardisierten Interaktionsprozess wünschen; die Berechnung ist mit etwa 30 % bei dem Gewichtung der Handlungsbedarfe bei der Wunsch nach StanCAD-CAE-Integration dardisierung deutlich zurückhaltender. Im Bereich der ten einhellig eine bessere KommuniDatenhaltung wurden dank PDMkation. Dies umfasst neben DatenpaSystemen in den letzten Jahren große keten vor allem die gemeinsame Fortschritte gemacht. Kernproblem Abstimmung von Zielen und deren bleibt hier jedoch, dass diese SysteUmsetzung in Zielvereinbarungen me immer noch primär auf Konstruktisowie die einfache Möglichkeit der onsdatenverwaltung im Sinne topologemeinsamen Abstimmung zwischen gischer Strukturen ausgerichtet sind Konstruktion und Berechnung auf und oftmals nur beschränkt auch informeller Ebene. Zweitwichtigstes Berechnungsdaten sinnvoll verwalten Element ist die Ergebnisrückführung, können. Dasselbe gilt für CAE-basieralso die intelligente Verknüpfung von te Datenhaltungssysteme. CAD und CAE, um so die unterWie die Studie bestätigt hat, kann schiedlichen Datenwelten besser dem Grundproblem der CAD-CAEhandhaben zu können. Eine Prozess- Integration nicht einseitig begegnet werden, vielmehr muss ein Verständnis für die Vielschichtigkeit des Problems entwickelt werden. Eine Strategie zur Optimierung der Zusammenarbeit von Konstruktions- und Berechnungsabteilungen muss unter Berücksichtigung dieser unterschiedlichen Aspekte daher einen modularen Ansatz formulieren, der die unterschiedlichen Denkweisen, Prozessphasen und Informationsbedürfnisse berücksichtigt und den Anwendern als Richtlinie und Orientierungshilfe bei der Koordination ihres Informationsaustausches dient. Die vollständige Studie wird voraussichtlich im Sommer 2006 in der CiDaD Working Paper Series veröffentlicht. Schlagwörter - CAD-CAE-Integration - Effiziente Zusammenarbeit Ansprechpartner Dipl.-Ing. M. Kreimeyer, Ing. ECP Tel. 089 289-15136 [email protected] Gastwissenschaftlerin aus Cambridge am Lehrstuhl für Produktentwicklung Anja Maier Matthias Kreimeyer Frau Anja Maier, die derzeit als Doktorandin am Engineering Design Center (EDC) der Universität Cambridge tätig ist, war im September 2005 für einen Monat zu Gast am Lehrstuhl für Gastwissenschaftlerin Anja Maier aus Cambridge 10 Produktentwicklung. Nach ihrem Studium der Politikwissenschaften, Kommunikationswissenschaften und der Philosophie war sie zunächst als Kommunikationsberaterin in der IT Branche tätig, um sich im April 2003 am EDC im Rahmen ihrer Dissertation als PhD-Studentin der Rolle der Kommunikation im Entwicklungsprozess zu widmen; ihr Forschungsinteresse liegt darin, eine Methode zur Bewertung und Optimierung der Kommunikation und deren einzelner Bestandteile im Entwicklungsprozess zu entwickeln. Im Rahmen ihres Besuchs beteiligte sich Frau Maier intensiv an einem laufenden Forschungsprojekt zur Integration von CAD und CAE, da in diesem Teil die menschliche Kommunikation eine entscheidende Rolle spielt. So führte sie, unterstützt durch Matthias Kreimeyer und Ulrich Herfeld, eine Studie zur Validierung ihrer Methode und zur Bewertung eines aktuellen Prozesses bei einem Indu- striepartner durch. Die Ergebnisse, die dabei entstanden, untermauern zuvor gemachte Beobachtungen deutlich und sind als großer Erfolg zu werten. Wieder einmal hat sich das Verhältnis zur Universität Cambridge als ein sehr enges und förderndes dargestellt. In den letzten Jahren fand ein reger Austausch von Mitarbeitern und Studenten statt, der den wissenschaftlichen Dialog über Ideen und Konzepte stark antrieb. Auch zu vielen anderen Lehrstühlen und Universitäten bestehen ähnlich intensive Kontakte rund um den Globus, darunter z. B. USA, Frankreich, Indien, Israel und weitere. Schlagwörter - Auslandskontakte - Kooperationen Ansprechpartner Dipl.-Ing. M. Kreimeyer, Ing. ECP Tel. 089 289-15136 [email protected] CiDaD-News 3 (2006) 1 LEAD-Seminar 2005 – Führungskompetenz für Absolventen Ein Erfahrungsbericht Bereits zum achten Mal fand im Sommersemester 2005 das LEAD-Seminar statt. Die zunehmende Wichtigkeit dieses ergänzenden Lehrangebotes spiegelte sich durch die diesjährige Rekordzahl an Bewerbungen wider. Zwanzig ausgewählte Studentinnen und Studenten durften am einwöchigen Seminar teilnehmen und fassen das Erlebte im Folgenden kurz zusammen. Georg Ullmann Lukas Meier Luc Felgen Mit dem Ziel der Vorbereitung angehender Absolventen auf künftige Führungsaufgaben im Berufsleben veranstaltete die Fakultät für Maschinenwesen der TU München auch in diesem Jahr wieder das einwöchige LEAD-Seminar. Zwanzig ausgewählte Studentinnen und Studenten konnten dank der großzügigen Unterstützung der Audi AG sowie der Hans Martin Schleyer-Stiftung und der Heinz Nixdorf-Stiftung eine herausfordernde und menschlich sowie fachlich faszinierende Woche im SeminarHotel Heissenhof bei Inzell verbringen. Die wesentlichen Themengebiete und Fragestellungen der Führung wurden unter professioneller Leitung der Trainer Peter Kropp und Philipp Rubner eingehend erarbeitet und unter Zuhilfenahme praxisnaher Anwendungs(bei)spiele bewusst erlebt. Als zentraler Inhalt der Führung wurde zunächst der Teilbereich der Führungsleitbilder beleuchtet. Ergänzend bereicherte Herr Dr.-Ing. Quenzler von der Audi AG die Ergebnisse der Gruppe mit einer Präsentation. Des Weiteren wurden sowohl das Thema Führungspersönlichkeit als auch Fragen und Problemstellungen in Bezug auf Führungsmethoden und -kommunikation behandelt. Insbesondere die vielfältigen – faszinierenden aber auch anspruchsvollen – Aspekte der Arbeit im Team wurden unter anderem anhand eines Orientierungslaufes sowie der Konstruktion, Vermarktung und natürlich auch dem Bau einer Seilbrücke zur Rettung Schwerverletzter gemeinsam erlebt. Die einzigartige Bergwelt des Chiemgau bot den wunderschönen Rahmen für diese und andere Aktivitäten. Obwohl die Erarbeitung von Führungskompetenz im Mittelpunkt stand, blieb dennoch Zeit für ausführCiDaD-News 3 (2006) 1 liche Gespräche mit Kommilitoninnen und Kommilitonen, die in Verbindung mit dem zusammen Erlebten Freundschaften entstehen bzw. bekräftigen ließen. Mit großem Interesse wurden überdies zwei abendliche Kamingespräche wahrgenommen, zu denen jeweils eine Führungskraft aus der Industrie eingeladen wurde. Sowohl Hartmut Hoffmann) begleiteten außerdem das Seminar und trugen mit ihren Erfahrungen aber auch ihrem handfesten Einsatz zu einem gemeinsamen Erfolg bei. Das LEAD-Seminar ergänzt auf herausragende und einzigartige Art und Weise die Ingenieurausbildung an der TU München. Auch in diesem Jahr Die Studentinnen und Studenten des LEAD-Seminars im Jahr 2005 Herr Dr.-Ing. Felix Tropschuh (Audi AG) als auch Herr Dr.-Ing. JörgJohannes Wach (Knorr Bremse AG) berichteten von ihren unterschiedlichen persönlichen Erfahrungen und Einstellungen in Bezug auf das Seminarthema Führungskompetenz und boten im Anschluss die Gelegenheit zu gemeinsamen Diskussionen, die sich auch mit Themen wie Berufseinstieg oder Promotion befassten. Die ökonomisch geprägten Perspektiven der Vertreter der Industrie wurden durch Herrn Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann und Herrn Prof. Dr.-Ing. Hartmut Hoffmann um eine akademische Dimension ergänzt. Die Professoren der für die Organisation zuständigen Lehrstühle (Lehrstuhl für Produktentwicklung – Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann; Lehrstuhl für Umformtechnik und Gießereiwesen – Prof. Dr.-Ing. können sich Studentinnen und Studenten der Fakultät für Maschinenwesen um die Teilnahme bewerben und sich auf eine interessante und erlebnisreiche Seminarwoche freuen. Schlagwörter - Ausbildung - Führungskompetenz - Teamarbeit Wichtige Daten LEAD 2006: 05.-10.06.2006 Start der Bewerbung: 16.01.2006 Ansprechpartner Dipl.-Ing. Luc Felgen Tel. 089 289-15147 [email protected] Weitere Informationen www.lead.mw.tum.de 11 Neue Mitarbeiter am Lehrstuhl Markus Mörtl, Dr.-Ing. Markus Mörtl, Jahrgang 1970, studierte Allgemeinen Maschinenbau an der TU München mit den Vertiefungen Konstruktion und Entwicklung sowie Fertigungs- und Betriebswissenschaften. Ab September 1996 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Produktentwicklung (Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann) der TU München tätig. In seinen Forschungsprojekten für das BMBF, den BayFORREST sowie das Bayer. Staats- Geschäftsbereich Gasoline Systems, zunächst als Prozessentwickler für neue Fertigungsverfahren sowie Bauteilentwicklungen und ständig in engem Kontakt mit den Konstruktionsabteilungen. Nach einem Jahr wechselte er in die Abteilung Fertigungsplanung und verantwortete schließlich dort in fachlich leitender Position für zwei Produktbaureihen den Bereich Montage und Prüfung am Produktionsstandort München. Gleichzeitig war er mitverantwortlich für die weltweite Planung von Prüftechnik und intensiv bei Produktneuentwicklungen eingebunden. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit hielt er auch im Ausland Seminare zum Thema Kreativitätstechniken, nahm an internationalen Kongressen teil und verfasste weiterhin Veröffentlichungen und Buchbeiträge. ministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen beschäftigte er sich mit der methodischen, kostengünstigen und umweltgerechten Produktentwicklung. Am Lehrstuhl bearbeitete er mehrere Industrieprojekte für Unternehmen der Branchen Automobilzulieferer, Papiertechnik, Fototechnik, Luftfahrt u. a. Parallel dazu war er als Dozent am VDI-Seminar "Konstrukteure senken Kosten" beteiligt. Er verfasste mehrere, auch internationale Veröffentlichungen und hielt hierzu Vorträge. Seine fachübergreifende Dissertation lautete "Entwicklungsmanagement für upgradinggerechte, langlebige Produkte" (Reihe Produktentwicklung München, Band 51, München: TU, Diss. 2002). Von Februar 2002 bis September 2005 arbeitete Dr.-Ing. Markus Mörtl bei der Robert Bosch GmbH, 12 Seit 1. Oktober 2005 ist Dr.-Ing. Markus Mörtl als akademischer Oberrat wieder am Lehrstuhl für Produktentwicklung bei seinem Doktorvater Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann tätig. Neben organisatorischen Tätigkeiten wird er sich in der akademischen Lehrstuhlleitung intensiv mit Aufgaben in Forschung und Lehre, u. a. in den Bereichen Kostenmanagement und Entwicklungsmethodik auseinandersetzen. Thomas Meiwald, Dipl.-Ing. Thomas Meiwald absolvierte sein Maschinenbaustudium an der TU München und ist seit 1. September 2005 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl tätig. Seine Studienschwerpunkte lagen im Bereich Fahrzeugtechnik und systematischer Produktentwicklung. Im Rahmen seiner Semesterarbeiten beschäftigte er sich mit der Optimierung des Verpackungswesens eines Elektronikherstellers nach Kostenund Umweltgesichtspunkten und mit der aktiven Bedämpfung von Rohrschwingungen im Fahrzeugantriebsstrang in experimenteller Form. In seiner Diplomarbeit analysierte Thomas Meiwald die Anwendung von Kommunikationsmedien in einem interkontinental verteilten Entwicklungsprojekt. Am Lehrstuhl betreut Thomas Meiwald die Vorlesung Methoden der Produktentwicklung, das TUTORSystem Garching und das Seminar für Produktentwicklung zum Thema „Pflanzenölkocher für Entwicklungsländer“. Impressum Die CiDaD-News werden herausgegeben vom: Lehrstuhl für Produktentwicklung Technische Universität München Boltzmannstr. 15 D-85748 Garching bei München Tel. 089 289-15131 Fax 089 289-15144 Internet: www.pe.mw.tum.de ISSN 1610-3572 Verantw. i.S.d.P. Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann [email protected] Redaktion und Gestaltung Dipl.-Ing. Stefanie Braun [email protected] Grafik- und Bildbearbeitung Dipl.-Ing. Stefanie Braun [email protected] Druck Rapp Druck GmbH Kufsteiner Str. 101 D-83126 Flintsbach am Inn CiDaD-News 3 (2006) 1