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Claude Debussy · Chansons de Bilitis · La Flûte de Pan · Gustav Mahler · Liebst du um Schönheit Magdalena Kožená · Ich bin der Welt abhanden gekommen · Die heiligen drei Könige · Richard Strauss · AM 29.02. 2008 · La Dame d’André · Francis Poulenc · Dans l’herbe · So klingt nur Dortmund. 2,50 E KONZERTHAUS DORTMUND · Freitag, 29.02.2008 · 20.00 Dauer: ca.2 Stunden inklusive Pause Magdalena Kožená Mezzo-Sopran Malcolm Martineau Klavier Abo: Große Stimmen I Wir bitten um Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung nicht gestattet sind. 4I5 Claude Debussy (1862 –1918) Richard Strauss (1864–1949) »Chansons de Bilitis« (»Lieder der Bilitis«) ›La Flûte de Pan‹ (›Pans Flöte‹) ›La Chevelure‹ (›Das Haar‹) ›Le Tombeau des naïades‹ (›Das Grab der Najaden‹) ›Die heiligen drei Könige‹ op. 56 Nr. 6 ›Muttertändelei‹ op. 43 Nr. 2 ›Wiegenlied‹ op. 41 Nr. 1 ›Ruhe, meine Seele‹ op. 27 Nr. 1 ›Morgen‹ op. 27 Nr. 4 »Trois ballades de François Villon« (»Drei Balladen nach François Villon«) ›Ballade de Villon à s’amye‹ (›Ballade des Villon an seine Geliebte‹) ›Ballade que Villon feit à la requeste de sa mere pit prier Nostre Dame‹ (›Ballade des Villon, geschrieben im Auftrag seiner Mutter, als Gebet an die Muttergottes‹) ›Ballade des femmes de Paris‹ (›Ballade über die Frauen von Paris‹) Gustav Mahler (1860–1911) »Fünf Lieder nach Gedichten von Friedrich Rückert« ›Blicke mir nicht in die Lieder!‹ (Sehr lebhaft) ›Ich atmet’ einen linden Duft‹ (Sehr zart und innig. Langsam) ›Um Mitternacht‹ (Ruhig, gleichmäßig) ›Ich bin der Welt abhanden gekommen‹ (Äußerst langsam und zurückhaltend) ›Liebst du um Schönheit?‹ (Innig) – Pause – 6I 7 Francis Poulenc (1899–1963) »Fiançailles pour rire« op. 101 (»Verrückte Verlobungen«) ›La Dame d’André‹ (›Andrés Dame‹) ›Dans l’herbe‹ (›Im Gras‹) ›Il vole‹ (›Er fliegt‹) ›Mon cadavre est doux comme un gant‹ (›Mein Leichnam ist weich wie ein Handschuh‹) ›Violon‹ (›Violine‹) ›Fleurs‹ (›Blumen‹) Aus : »Quatre chansons pour enfants« op. 75 (»Vier Kinderlieder«): ›Le petit garçon trop bien portant‹ (›Der kleine Junge, der zu gesund ist‹) ›Nous voulons une petite sœur‹ (›Wir möchten eine kleine Schwester‹) »Les chemins de l’amour« (»Die Pfade der Liebe«) op. 106 Programm 8I9 Kunst der Nuancen Claude Debussy »Chansons de Bilitis« und »Ballades de François Villon« Er habe die Kunst des Impressionismus auf die Musik übertragen, heißt es immer wieder über Debussy. Zweifellos kreierte der Franzose eine eigene Ästhetik, die einen wesentlichen Standpunkt in der Musik des Fin de siècle markiert. Ein Konzept des Andeutens, der Stille, in der Gesagtes nachklingen und seinen eigenen, diffusen Sinn gewinnen kann, war ihm wichtig. Er entwickelte eine musikalische Syntax, die sich von der harmonisch gebundenen Melodik und logischen Themenverarbeitung distanzierte zugunsten einer Kunst der Nuancen, der Arabesken ohne dynamische Spannung und des Auslotens des Atmosphärischen. Im Umfeld von »Pelléas et Mélisande«, jenem völlig neuen Musikdrama für ein Theater, das es noch nicht gab, entstanden die Lieder auf die »Chansons de Bilitis« des Dichterfreundes Pierre Louÿs. Dieser hatte 1894 mit der Publikation der Texte, die angeblich von einer griechischen Hirtin aus dem 6. Jahrhundert stammen sollten, ein literarisches Verwirrspiel betrieben, war Bilitis in Wahrheit doch seine eigene Erfindung – die Beschwörung einer hellenistischen Traumwelt. Eine arkadisch-amouröse Miniatur, in der Bilitis von ihrer Begegnung mit Pan erzählt, eröffnet die Trias: Der Hirtengott lehrt sie auf seiner Flöte spielen, sie wechseln sich ab, Melodien antworten einander, Lippen finden sich... Über ›La Chevelure‹ setzte Debussy die Anweisung »très expressif et passionnément concentré« und verlieh damit dem leidenschaftlichen Grundton Nachdruck: Ein Liebender fühlt, wie er mit Bilitis eins wird, sie erschauert vor seinem Blick. Seufzende Motive und chromatisch drängende Linien steigern sich zu einem Kuss. 10 I11 Den Abschluss bildet eine Szenerie von tiefer Traurigkeit. Satyrn und Nymphen haben die eisige Kälte des Winters nicht überlebt. Die Melancholie der toten Natur hallt in den gleichförmigen Terzenketten der Klaviers und der tonlos-müden Deklamation der Singstimme wider. Die Archaik und Statik, zu der sich Debussy hier erstmals bekannte, bestimmte fortan viele seiner Partituren bis hin zu den 1910 entstandenen »Ballades de François Villon«, die ein Beispiel seines klassizistischen Spätstil sind. Als Grundlage dienten drei Balladen des spätmittelalterlichen Dichters und polizeilich gesuchten Kriminellen François Villon – ein verzweifelter Gesang eines Betrogenen, ein Gebet an die Muttergottes sowie eine parodistische Szenerie über die größte Tugend der Pariserinnen: das Tratschen. Strophen von Leben und Traum, Sehnsucht, Einsamkeit Gustav Mahler »Rückert-Lieder« Für Gustav Mahler war das Lied dasjenige, was seinen Sinfonien als Studium vorausging und sich zugleich aber nicht in diesem erschöpfte. Seine Lieder auf Gedichte des fränkischen Romantikers Friedrich Rückert entstanden 1901/02. »Ich bin der Welt abhanden gekommen« heißt es in der vorletzten Vertonung, und dies darf man durchaus auf die hier kaum mehr greifbare Musik beziehen. Mahler hatte sich inzwischen in Wien etabliert. Als Hofoperndirektor durfte er sich – trotz mancher Intrigen – gesichert fühlen. Als Dirigent wurde er gefeiert. Zahlreiche bedeutende Künstler konnte er zu seinen Freunden zählen. 1902 heiratete er Alma Schindler und brachte damit auch sein Privatleben in angemessene Bahnen. Doch dies ist nur eine Seite des Künstlers. In seltsamem Kontrast hierzu sprechen seine Äußerungen immer wieder vom Lebensgefühl eines Menschen, der sich und sein Glück verloren hat, und beklagen eine Fremdheit in der Welt. ›Ich atmet’ einen linden Duft‹ ist ein Strophenlied von höchster Artistik. Sind in Schuberts ›Lindenbaum‹ aus der »Winterreise« Wirklichkeit und Traum noch klar voneinander getrennt und bildet der Traum einen paradiesischen Rest in der Fremde der Gegenwart, so ist bei Mahler dieser Rest nur mehr ein, wenn auch narkotisierender, flüchtiger Duft, der ein Arbeitszimmer mit einem Lebenstraum erfüllt. Die letzte Strophe von ›Liebst Du um Schönheit‹ unterstreicht die zentrale Aussage des Liedes, indem sie die Worte »Liebe« und »immer« durch rhythmische Verlängerung und die Verlagerung des Schwerpunktes auf das hohe Register betont: Lieben muss man um der Liebe willen, nicht für »Schönheit«, »Jugend» oder »Schätze«. In ›Blicke mir nicht in die Lieder‹ warnt ein Dichter seinen Leser davor, ihm in die Arbeit zu schauen, denn: Nur das fertige Ergebnis zählt. Die Analogie, die Rückert in der zweiten Strophe Werke mit der Arbeit der Bienen bildet, nutzte Mahler als Ausgangspunkt seiner musikalischen Gestaltung: Eine kurze Einleitung »summt« in einer Art Perpetuum mobile. Den Inbegriff von Mahlers Lösung der Daseinsfrage stellt das Lied ›Ich bin der Welt abhanden gekommen‹ dar. Es ist »Empfindung bis in die Lippen hinauf, die sie aber nicht übertritt«, äußerte Mahler über diese Komposition, und: »Das bin ich selbst!« Eine Schlüsselstelle sind die Zeilen »Ich leb’ allein in meinem Himmel, / In meinem Lieben, / In meinem Lied«. Das Wort »Lied« fasste Mahler als sein kompositorisches Schaffen auf und verstand das ganze Gedicht im Sinne der Entrückung in die Welt der Kunst, wobei »Lieben« und »Lied« unter dem Oberbegriff »Himmel« unauslöschlich zusammengehören, und die Liebe es in ihrer Hingabe an das Leiden der Welt ist, die dem Versinken ins Schöne das Traurige beimischt. In ›Um Mitternacht‹ ficht ein ohnmächtiges Ich an einem Wendepunkt einen Kampf mit sich aus und sucht in seiner Hilflosigkeit Führung durch eine übergeordnete Macht. Weit mehr als sonst hat Mahler hier durch Umstellungen und Einfügungen in den Text eingegriffen, so dass er »zur Begleitung von Worten zu seiner Musik« (Guido Adler) wurde. Der Anrede »Herr« bei Rückert stellte er fordernd ein »Du« zur Seite, als spräche er mit sich selbst: »Herr über Tod und Leben / [...] / Du! / Du hältst die Wacht / Um Mitternacht«. D<?IJ@:?<I?<@K LE;I<E;@K< ;LI:??<;><=FE;J Wechselwirkungen einer Ehe Richard Strauss’ frühes Liedschaffen I<E;@K<:?8E:<E mfed`kk\c]i`jk`^¥ ('Æ()gifAX_i <I=FC>I<@:?<JKI8K<>@<E j\`kAX_i\e`e[\iGiXo`jY\n_ik ><N@EED{>C@:?B<@K<E Xejk\`^\e[\ele[]Xcc\e[\eDibk\e ? Kv>C@: 9{IJ<E I 8 C9 ?8E;< C9<; D 1 NBE E_\i\@e]fidXk`fe\e\i_Xck\eJ`\ bfjk\e]i\`le[lem\iY`e[c`Z_1 '/''$--//0)' nnn%XgXef%[\ Anders als Mahler, der einmal hellsichtig prophezeite, seine Zeit werde »erst noch kommen«, zählte Strauss von Beginn seiner Komponisten- und Dirigenten-Karriere an zu den Publikumslieblingen. Sein umfangreiches Liedschaffen kreierte er in mehreren Etappen quasi schubweise, was mit einem wichtigen Aspekt seines Komponierens für Singstimme zusammenhängt: die Gebundenheit an seine Interpretinnen, die ihn immer wieder inspirierten. Zu diesen zählte zunächst seine Frau, die Sopranistin Pauline de Ahna, für die er bis zu ihrem Rückzug vom Konzertpodium im Jahre 1906 seine Lieder schuf. Eine weitere Auseinandersetzung mit der Gattung folgte 1918 durch die Begegnung mit Elisabeth Schumann sowie nach 1933 mit Viorica Ursuleac. Die im heutigen Konzert aufgeführte Auswahl zählt zu den für Pauline entstandenen Werken, die Strauss bei ihren Auftritten immer wieder am Klavier oder – in den Orchesterversionen, die er nach und nach von vielen seiner Lieder anfertigte – vom Dirigentenpult aus begleitete. ›Ruhe, meine Seele‹ und ›Morgen‹ gehören zu den vier Liedern, die zu Recht als schönstes Hochzeitsgeschenk aller Zeiten bezeichnet werden können, hatte Strauss sie doch seiner Frau zur Vermählung im September 1894 gewidmet. Während sein Opernerstling »Guntram« kurz zuvor XgXef>dY?×C`e[\dXeejkiX\.0×++(*.;fikdle[×j\im`Z\7XgXef%[\ ;Xj]]\ekc`Z_\8e^\Yfk[\i@e[\oq\ik`ÔbXk\\i]fc^kXljjZ_c`\c`Z_Xl]>ile[cX^\[\ji\Z_kc`Z_m\iY`e[c`Z_\eN\ikgXg`\i$ gifjg\bk\j# [\i bfjk\ecfj `e ^\[ilZbk\i =fid l%X% Y\` [\i XgXef >dY? C`e[\dXeejkiX\ .0# ++(*. ;fikdle[# K\c%1'/''$-- // 0'' \i_ckc`Z_`jk%Mfi\`e\i8ecX^\\ekjZ_\`[le^jfcck\leXY_e^`^\iIXkmfe=XZ_Y\iXk\ie\`e^\_fck n\i[\e%<`e\@em\jk`k`fe`e[`\@e[\oq\ik`ÔbXk\Y\`e_Xck\kI`j`b\e%;Xql^\_i\eXcc^\d\`e\DXibk$le[<ikiX^ji`j`b\e% 8l]^ile[mfeMfcXk`c`kk\ebXee[\iN\ik[\i>XiXek`\q\ik`ÔbXk\XlZ_[\lkc`Z_lek\i_XcY[\j`em\jk`\ik\e9\kiX^jc`\^\e% Mfi\`e\i8ecX^\\ekjZ_\`[le^`e9\ql^Xl]@e[\oq\ik`ÔbXk\jfcck\eJ`\[\eN\ikgXg`\igifjg\bkjfi^]ck`^jkl[`\i\e% Werke bei der Weimarer Uraufführung ein Fiasko gewesen war, landete er mit der von stiller Seligkeit erfüllten Glücksvision des Liedes ›Morgen‹ einen seiner größten Erfolge. Kontrastierend zu dessen lichtem Charakter steht der tiefe Ernst von ›Ruhe, meine Seele‹ – die ebenso stille wie leidenschaftlich ausbrechende Beschwörung eines geplagten Herzens, die Not zu vergessen über stehenden, chromatisch eingetrübten Akkorden. Zu den »Familienstücken« zählt auch das 1899 für den Sohn Franz entstandene ›Wiegenlied‹ – eine schwelgerische Traumvision, in der sich die Stimme fast zur Vokalise entmaterialisiert und Strauss dem Gedicht Dehmels alle der Sprache eigenen Parameter raubte – sowie der geistreich-scherzhafte Zungenbrecher ›Muttertändelei‹. In den ›Heiligen drei Königen‹, 1905 auf den verschmitzten Text Heines komponiert, findet sich mit einem auch musikalischen Gebrüll des Öchsleins ein schönes Beispiel für Strauss’ Fähigkeit, außermusikalische Anregungen in seine Musik einzubeziehen. Bandbreite von Poulencs Schaffen: Ebenso absurde wie hmorvolle musikalische Miniaturen sind die 1934 ursprünglich für eine Kinderstimme geschriebenen »Kinderlieder« über die ganz besonderen Kinder-Nöte und -Wünsche, wie die sehnliche Bitte eines »zu gesunden« Jungen an seinen Doktor, ihn für wenigsten eine Stunde krank zu machen, oder der Wunsch der Töchter einer veritablen Großfamilie nach immer neuen Schwesterchen. Die ersten beiden Lieder sowie ›Mon cadavre est doux‹ aus dem 1939 entstandenen Zyklus »Fiançailles pour rire« offenbaren Poulencs besondere Fähigkeit eindrucksvoll schlichter Führung der Gesangsstimme zum Ausdruck verhaltener Melancholie. ›Il vole‹ über einen Dieb der Herzen entfaltet ein spritziges Parlando über perlenden Klavierkaskaden, während der laszive Walzer von ›Violon‹ die Atmosphäre Pariser Salons beschwört. Die 1940 komponierten ›Chemins de l’amour‹ mit ihren Walzer-Anklängen voller Zartheit 5743 01.09.2005 Uhrfranzösischen Seite 1Chansons. undAnz_12_Tenoere_sw Sehnsucht zeigen Poulenc schließlich als einen 12:34 Meister des Humor und Ironie, Zärtlichkeit und Melancholie Das Liedschaffen Poulencs Eng verknüpft mit einem Interpreten ist auch das Liedschaffen Francis Poulencs: Über 90 seiner 145 Lieder komponierte er für den Bariton Pierre Bernac, mit dem ihn eine mehr als 25 Jahre andauernde künstlerische Partnerschaft verband. Poulenc, 1899 in eine reiche Pariser Familie hineingeboren und von dem spanischen Pianisten Ricardo Viñes am Klavier ausgebildet, machte nach dem Ersten Weltkrieg als Mitglied der »Groupe de Six« auf sich aufmerksam – ein Komponistenkreis, der sich um den vielseitig-aktiven Dichter Jean Cocteau versammelt hatte, um mit seinen künstlerischen Postulaten dem Impressionismus wie auch einem von den »Wagnériens« vertretenen »metaphysischen Tiefsinn« den Kampf anzusagen. Auf den Fundamenten einer verschütteten französischen Tradition sollte eine neue, wahrhafte Kunst enstehen – offen für die Musik der Zeit, den Jazz, Chanson und die Geräusche der Metropole Paris. Bereits 1921 begann sich der Stil der einzelnen Komponisten zu individualisieren. Poulenc blieb den ästhetischen Maximen zunächst treu. Sein Liedschaffen, das vom ›Toréador‹ aus dem Jahre 1918 auf einen Text Cocteaus bis zu ›La courte paille‹ aus dem Jahre 1960 und damit hinein in eine Zeit reicht, in der – wie Poulenc bedauernd feststellte – »der Sinn für diese musikalische Form« im Begriff des Verschwindens war, liest sich wie ein Tagebuch seines Lebens und vereint die so typischen Charakterzüge seiner Musik: spritzigen Humor, geistvolle Ironie, berührende Zärtlichkeit und immer wieder auch tiefe Melancholie. Die im Rahmen des heutigen Konzertes aufgeführten Lieder geben aufs Schönste Einblick in die 14 I 15 Die 12 Tenöre BMW Niederlassung Dortmund Nortkirchenstraße 111 · 44263 Dortmund Tel. 0231 9506-0 · www.bmw-dortmund.de www.bmwdortmund.de Freude am Fahren Werke Claude Debussy »Chansons de Bilitis« (Texte: Pierre Louÿs, 1870–1925) 16 I 17 ›La Flûte de Pan‹ Pour le jour des Hyacinthies, Il m’a donné une syrinx faite De roseaux bien taillés, Unis avec la blanche cire Qui est douce à mes lèvres comme le miel. ›Pans Flöte‹ Am Tag des Hyazinthenfestes Gab er mir eine Syrinx Aus fein geschnitztem Rohr, Zusammengefügt mit weißem Wachs, Das meinen Lippen süß wie Honig schmeckt. Il m’apprend à jouer, Assise sur ses genoux; Mais je suis un peu tremblante. Il en joue après moi, si doucement Que je l’entends à peine. Er lehrt mich spielen, Während ich auf seinen Knien sitze, Aber ich zittre ein wenig. Dann spielt er mir nach, so leise, Dass ich es kaum höre. Nous n’avons rien à nous dire, Tant nous sommes près l’un de l’autre; Mais nos chansons veulent se répondre, Et tour à tour nos bouches S’unissent sur la flûte. Wir haben einander nichts zu sagen, So nahe sind wir uns; Aber unsere Lieder wollen einander antworten, Und abwechselnd vereinen sich unsere Münder Auf der Flöte. Il est tard; voici le chant des grenouilles vertes Qui commence avec la nuit. Ma mère ne croira jamais Que je suis restée si longtemps A chercher ma ceinture perdue. Es ist spät; das ist der Gesang der kleinen Grünen Frösche, der mit der Nacht beginnt. Meine Mutter wird niemals glauben, Dass ich so lange ausblieb, Um meinen verlorenen Gürtel zu suchen. ›La Chevelure‹ Il m’a dit: »Cette nuit, j’ai rêvé. J’avais ta chevelure autour de mon cou. J’avais tes cheveux comme un collier noir Autour de ma nuque et sur ma poitrine. ›Das Haar‹ Er sagte zu mir: »Letzte Nacht habe ich Geträumt. Ich trug dein Haar um meinen Hals. Ich trug deine Haare wie ein schwarzes Halsband um meinen Nacken und auf meiner Brust. Texte Je les caressais, et c’étaient les miens; Et nous étions liés pour toujours ainsi, Par la même chevelure, la bouche sur la bouche, Ainsi que deux lauriers n’ont souvent Qu’une racine. Ich streichelte sie, und es waren meine Haare; Und so waren wir auf ewig verbunden, Durch dasselbe Haar, Mund an Mund, So wie zwei Lorbeersträucher oft nur Eine Wurzel haben. Et peu à peu, il m’a semblé Tant nos membres étaient confondus, Que je devenais toi-même, Ou que tu entrais en moi comme mon songe.« Und nach und nach schien es mir, da unsere Glieder so miteinander verwachsen waren, Dass ich du selbst wurde, Oder dass du in mich eindrangst wie mein Traum.« Quand il eut achevé, Il mit doucement ses mains sur mes épaules, Et il me regarda d’un regard si tendre, Que je baissai les yeux avec un frisson. Als er geendet hatte, Legte er sanft seine Hände auf meine Schultern, Und sah mich mit einem so zärtlichen Blick an, Dass ich die Augen mit einem Schauder senkte. ›Le Tombeau des naïades‹ Le long du bois couvert de givre, je marchais; Mes cheveux devant ma bouche Se fleurissaient de petits glaçons, Et mes sandales étaient lourdes De neige fangeuse et tassée. ›Das Grab der Najaden‹ Ich wanderte durch reifbedeckten Wald; Meine Haare erblühten vor meinem Mund Zu kleinen Eiszapfen, Und meine Sandalen waren schwer Vom schlammigen und festgestampften Schnee. Il me dit: »Que cherches-tu?« Je suis la trace du satyre. Ses petits pas Fourchus alternant Comme des trous dans un manteau blanc. Er sagte zu mir: »Was suchst du?« Ich folgte der Spur des Satyrs. Seine kleinen gespaltenen Tritte Wechseln miteinander ab Wie Löcher in einem weißen Mantel. Il me dit: »Les satyres sont morts. Les satyres et les nymphes aussi. Depuis trente ans, il n’a pas fait Un hiver aussi terrible. Er sagte zu mir: »Die Satyrn sind tot. Die Satyrn und auch die Nymphen. Seit 30 Jahren gab es keinen So schrecklichen Winter. 18 I 19 La trace que tu vois est celle d’un bouc. Mais restons ici, où est leur tombeau.« Die Spur, die du siehst, ist von einem Bock. Doch lass uns hier bleiben, wo ihr Grab ist.« Et avec le fer de sa houe il cassa la glace De la source ou jadis riaient les naïades. Il prenait de grands morceaux froids, Et les soulevant vers le ciel pâle, Il regardait au travers. Und mit dem Eisen seiner Hacke brach er das Eis Der Quelle, wo einst die Najaden lachten. Er nahm große kalte Schollen, Hielt sie gegen den blassen Himmel Und schaute hindurch. Claude Debussy Trois ballades de François Villon (Texte: François Villon, 1431– nach 1463) ›Ballade de Villon à s’amye‹ Faulse beauté, qui tant me couste cher, Rude en effect, hypocrite doulceur, Amour dure, plus que fer, à mascher; Nommer te puis de ma deffaçon sœur. Charme felon, la mort d’ung povre cueur, Orgueil mussé, qui gens met au mourir, Yeulx sans pitié! ne veult droict de rigueur Sans empirer, Un povre secourir? ›Ballade des Villon an seine Geliebte‹› Falsche Schönheit, die ich so teuer bezahlen muss, Gemeine, heuchlerische Liebenswürdigkeit, Liebe, härter als Eisen, ich werde dich Schwester meines Untergangs nennen. Trügerischer Charme, Tod eines armen Herzens, Maskierter Stolz, der Männer tötet, Augen ohne Mitleid! Will die strenge Gerechtigkeit, Ohne sein Geschick noch zu verschlimmern, Einem Armen nicht helfen? Mieulx m’eust valu avoir Esté crier ailleurs secours, C’eust esté mon bonheur: Rien ne m’eust sceu de ce fait arracher; Trotter m’en fault en fuyte à deshonneur. Haro, haro, le grand et le mineur! Et qu’est cecy? mourray sans coup ferir, Ou pitié peult, selon ceste teneur, Sans empirer, Ung povre secourir. Es wäre besser gewesen, Ich hätte um Hilfe geschrieen, Dies wäre mein Glück gewesen: Aber nichts konnte mich davon abbringen, In mein eigenes Unglück zu laufen. Schande, Schande, die große und die kleine! Und was ist das? Soll ich kampflos sterben, Oder kann Mitleid, unter diesen Bedingungen, Ohne sein Geschick noch zu verschlimmern, Einem Armen helfen? Texte À vostre Filz dictes que je suys sienne; De luy soyent mes pechez absoluz: Pardonnez-moy comme à l’Egyptienne, Ou comme il feut au clerc Theophilus, Lequel par vous fut quitte et absoluz, Combien qu’il eust Au diable faict promesse. Sag deinem Sohn, dass ich der Seine bin; Durch ihn werden meine Sünden vergeben: Vergib mir, wie er der Ägypterin vergab, Oder wie dem Geistlichen Theophilus, Der von dir freigesprochen wurde, Obwohl er einen Pakt Mit dem Teufel geschlossen hatte. Preservez-moy que je n’accomplisse ce, Vierge portant sans rompure encourir Le sacrement qu’on celebre à la messe. En ceste foy je vueil vivre et mourir. Bewahre mich vor solchen Taten, Jungfrau, die du trägst ohne Sünde Das Sakrament, das in der Messe gefeiert wird. In diesem Vertrauen möchte ich leben und sterben. Femme je suis povrette et ancienne, Qui riens ne sçay, oncques lettre ne leuz; Au moustier voy dont suis paroissienne, Paradis painct où sont harpes et luz, Et ung enfer où damnez sont boulluz: L’ung me faict paour, L’aultre joye et liesse. Ich bin eine arme und alte Frau, Die nichts weiß und nicht lesen kann; In dem Kloster, zu dem ich gehöre, Gibt es ein Bild vom Paradies mit Harfen und Lauten, Und eine Hölle, in der die Verdammten schmoren: Das eine erfüllt mich mit Angst, Das andere mit Freude und Glück. Herrin des Himmels, Herrscherin über die Erde, Königin über die Schatten der Unterwelt, Nimm mich auf, deine demütige Dienerin, In den Kreis deiner Erwählten, Auch wenn ich dies nicht wert bin. La joye avoir fais-moy, haulte Deesse, A qui pécheurs doibvent tous recourir, Comblez de foy, sans faincte ne paresse. En ceste foy je vueil vivre et mourir. Lass mich glücklich sein, hohe Göttin, Der sich alle Sünder zuwenden müssen, Erfüllt vom Glauben, ohne Täuschung und Trägheit. In diesem Vertrauen möchte ich leben und sterben. Deine Güte, Meine Herrin und Gebieterin, Ist so viel größer als meine Sündhaftigkeit, Und ohne sie kann keine Seele In den Himmel gelangen, Ich sage nicht mehr als die Wahrheit, In diesem Vertrauen möchte ich leben und sterben. ›Ballade des femmes de Paris‹ Quoy qu’on tient belles langagières Florentines, Veniciennes, Assez pour estre messaigières, Et mesmement les anciennes; Mais, soient Lombardes, Romaines, ›Ballade über die Frauen von Paris‹ Auch wenn die Frauen aus Florenz und Venedig Und von ihnen auch die Alten, Einen Ruf als Schwätzerinnen haben, Fähig ihre Botschaften kreuz und quer zu Verbreiten, und das gleiche auch für die Frauen Aus der Lombardei oder Rom, Ung temps viendra, Qui fera desseicher, Jaulnir, flestrir, vostre espanie fleur: J’en risse lors, se tant peusse marcher, Mais las! Nenny: ce seroit donc foleur, Vieil je seray; vous, laide et sans couleur. Or, beuvez, fort, tant que ru peult courir. Ne donnez pas à tous ceste douleur, Sans empirer, Ung povre secourir. Eine Zeit wird kommen, Da die Blüten deiner Blumen verdorren, Vergilben und austrocknen werden: Dann werde ich lachen, wenn ich noch kann, Aber ach! Nein: Dies ist der Wahnsinn, Alt werde ich sein, und du hässlich und farblos. Also trinke kräftig, solange der Bach noch fließt. Verteile nicht an alle diese Qualen, Ohne sein Geschick noch zu verschlimmern, Hilf einem Armen. Prince amoureux, des amans le greigneur, Vostre mal gré ne vouldroye encourir; Mais tout franc cueur doit, Par Nostre Seigneur, Sans empirer, Ung povre secourir. Prinz der Liebe, Herrscher über die Liebenden, Ich wünsche nicht, deinen Unmut zu erregen; Aber jedes aufrichtige Herz, Bei unserem Gott, muss, Ohne sein Geschick noch zu verschlimmern, Einem Armen helfen. ›Ballade que Villon feit à la requeste de sa mère pit prier Nostre Dame‹ Dame du ciel, regente terrienne, Emperière des infernaulx palux, Recevez-moy, vostre humble chrestienne, Que comprinse soye entre vos esleuz, Ce non obstant qu’oncques riens ne valuz. ›Ballade des Villon, geschrieben im Auftrag Les biens de vous, Ma dame et ma maistresse, Sont trop plus grans que ne suys pecheresse, Sans lesquelz bien ame ne peult merir N’avoir les cieulx, Je n’en suis mentèresse. En ceste foy je vueil vivre et mourir. 20 I 21 seiner Mutter, als Gebet an die Muttergottes‹ Texte Genevoises, à mes perils, Piemontoises, Savoysienne – Il n’est bon bec que de Paris. Oder die aus Genua, Aus dem Piemont, aus Savoyen, gilt – Niemand tratscht so wie die Pariserinnen. Dr. Eberhard Jaeger, Notar a. D. I Dr. Hans Dieter Meißner, Notar 1 Jochen Spieker, Notar I Dirk Holtermann, Notar I Lutz Duvernell, Notar 1 Hans Dieckhöfer, Notar 6 I Dr. Christian Tilse, Notar 2 I Dr. Jochen Berninghaus, WP, StB 1 I Hans-Jürgen Palm, Notar 2 I Dr. Detlef Götz, Notar Anja Berninghaus, Notarin 4 I Markus Sträter, Notar 3/7 I Dr. Achim Herbertz Manfred Ehlers1/2 I Dr. Carsten Jaeger, Notar 8 I Guido Schwartz Frank Stiewe1/9 I Dr. Tido Park1/5 I Dr. Thorsten Mätzig1 Dr. Erhard Schrameyer I Rainer Beckschewe 4 I Dr. Eva Kohler 5 Dr. Steffen P. Lorscheider I Dr. Robert Jung I Regine Holtermann De beau parler tiennent chayeres, Ce dit-on Napolitaines, Et que sont bonnes cacquetières Allemandes et Bruciennes; Man sagt, den Vorsitz im feinen Sprechen Haben die Neapolitanerinnen, Und die Deutschen und die Preußinnen Seien exzellente Klatschbasen; Soient Grecques, Egyptiennes, De Hongrie ou d’aultre païs, Espaignolles ou Castellannes – Il n’est bon bec que de Paris. Seien es Griechinnen, Ägypterinnen, Frauen aus Ungarn oder anderen Ländern, Spanierinnen oder Kastilierinnen – Niemand tratscht so wie die Pariserinnen. auch Fachanwalt für Steuerrecht, 2 auch Fachanwalt für Arbeitsrecht, 3 auch Fachanwalt für Verwaltungsrecht, 4 auch Fachanwalt für Familienrecht, 5 auch Fachanwalt für Strafrecht, 6 auch Fachanwalt für Erbrecht, 7 auch Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, 8 auch Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht, 9 auch Fachanwalt für Versicherungsrecht Brettes, Suysses, N’y sçavent guèrres, Ne Gasconnes Et Tholouzaines; Bretoninnen, Schweizerinnen, Interessieren genauso wenig, Wie die Frauen aus der Gascogne Oder aus Toulouse; Du Petit Pont deux harangères Les concluront, Et les Lorraines, Anglesches ou Callaisiennes, (Ay-je beaucoup de lieux compris?) Picardes, de Valenciennes ... Il n’est bon bec que de Paris. Zwei Fischweiber auf der kleinen Brücke Übertreffen sie nicht, Und auch nicht die aus der Lorraine, Aus England oder Calais, (Sind das genug Ortsnamen?) Aus der Picardie oder aus Valencia ... Niemand tratscht so wie die Pariserinnen. Prince, aux dames parisiennes, De bien parler donnez le prix; Quoy qu’on die d’Italiennes – Il n’est bon bec que de Paris. Prinz, den Pariser Frauen Verleih’ den Preis für das beste Geschwätz; Man gehe zu den Italienerinnen – Niemand tratscht so wie die Pariserinnen. Da klingt Recht gut. 1 gestaltung: staadenplus.de SPIEKER& JAEGER I Rechtsanwälte Partnerschaftsgesellschaft I Notare Kronenburgallee 5 I 44139 Dortmund I Telefon +49.231.9 58 58-0 E-Mail [email protected] I www.spieker-jaeger.de Texte Gustav Mahler Fünf Lieder nach Texten von Friedrich Rückert (»Rückert-Lieder«) (Text: Friedrich Rückert, 1788–1866) ›Blicke mir nicht in die Lieder!‹ Blicke mir nicht in die Lieder! Meine Augen schlag ich nieder, Wie ertappt auf böser Tat. Selber darf ich nicht getrauen, Ihrem Wachsen zuzuschauen: Deine Neugier ist Verrat! Bienen, wenn sie Zellen bauen, Lassen auch nicht zu sich schauen, Schauen selbst auch nicht zu. Wenn die reichen Honigwaben Sie zu Tag gefördert haben, Dann vor allen nasche du! Nasche du! ›Um Mitternacht‹ Um Mitternacht Hab’ ich gewacht Und aufgeblickt zum Himmel; Kein Stern vom Sterngewimmel Hat mir gelacht um Mitternacht. Um Mitternacht Hab’ ich gedacht Hinaus in dunkle Schranken. Es hat kein Lichtgedanken Mir Trost gebracht um Mitternacht. Um Mitternacht Nahm ich in acht Die Schläge meines Herzens; Ein einz’ger Puls des Schmerzens War angefacht um Mitternacht. ›Ich atmet einen Linden duft‹ Ich atmet einen linden Duft. Im Zimmer stand Ein Zweig der Linde, Ein Angebinde Von lieber Hand. Wie lieblich war der Lindenduft! Um Mitternacht Kämpft’ ich die Schlacht, O Menschheit, deiner Leiden; Nicht konnt’ ich sie entscheiden Mit meiner Macht um Mitternacht. Wie lieblich ist der Lindenduft! Das Lindenreis Brachst du gelinde; Ich atme leis’ Im Duft der Linde Der Liebe linden Duft Um Mitternacht Hab’ ich die Macht In deine Hand gegeben; Herr über Tod und Leben, Du hältst die Wacht Um Mitternacht. 24 I 25 ›Ich bin der Welt abhanden gekommen‹ Ich bin der Welt abhanden gekommen, Mit der ich sonst viele Zeit verdorben; Sie hat so lange nichts von mir vernommen, Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben! Es ist mir auch gar nichts daran gelegen, Ob sie mich für gestorben hält. Ich kann auch gar nichts sagen dagegen, Denn wirklich bin ich gestorben der Welt. Ich bin gestorben dem Weltgetümmel Und ruh’ in einem stillen Gebiet. Ich leb’ allein in meinem Himmel, In meinem Lieben, in meinem Lied. ›Liebst du um Schönheit?‹ Liebst du um Schönheit, o nicht mich liebe! Liebe die Sonne, sie trägt ein goldnes Haar! Liebst du um Jugend, o nicht mich liebe. Liebe den Frühling, der jung ist jedes Jahr! Liebst du um Schätze, o nicht mich liebe! Liebe die Meerfrau, sie hat viele Perlen klar! Liebst du um Liebe, o ja mich liebe! Liebe mich immer, dich lieb ich immerdar. Richard Strauss ›Die heiligen drei Könige aus Morgenland, op. 56 Nr. 6 »Wo geht der Weg nach Bethlehem, Ihr lieben Buben und Mädchen?« Die Jungen und Alten, sie wussten’s nicht, Die Könige zogen weiter; Sie folgten einem goldenen Stern, Der leuchtete lieblich und heiter. Der Stern blieb stehn über Josephs Haus, Da sind sie hineingegangen; Das Öchslein brüllte, das Kindlein schrie, Die heiligen drei Könige sangen. ›Muttertändelei‹ op. 43 Nr. 2 {Text: Gottfried August Bürger, 1747–1794} Seht mir doch mein schönes Kind, Mit den gold’nen Zottellöckchen, Blauen Augen, roten Bäckchen! Leutchen, habt ihr auch so eins? Leutchen, nein, ihr habt keins! Seht mir doch mein süßes Kind, Fetter als ein fettes Schneckchen, Süßer als ein Zuckerweckchen! Leutchen, habt ihr auch so eins? Leutchen, nein, ihr habt keins! Seht mir doch mein holdes Kind, Nicht zu mürrisch, nicht zu wählig! Immer freundlich, immer fröhlich! (Text: Heinrich Heine, 1797–1856} Die heil’gen drei Kön’ge aus Morgenland, Sie frugen in jedem Städtchen: Leutchen, habt ihr auch so eins? Leutchen, nein, ihr habt keins! Texte Seht mir doch mein frommes Kind! Keine bitterböse Sieben Würd’ ihr Mütterchen so lieben. Leutchen, möchtet ihr so eins? O, ihr kriegt gewiss nicht meins! Komm’ einmal ein Kaufmann her! Hunderttausend blanke Taler, Alles Gold der Erde zahl’ er! O, er kriegt gewiß nicht meins! Kauf’ er sich woanders eins! ›Wiegenlied‹ op. 41 Nr. 1 ›Ruhe, meine Seele‹ op. 27 Nr. 1 Francis Poulenc »Fiançailles pour rire« op. 101 (Text: Karl Henckell, 1864–1929) (Text: Louise de Vilmorin, 1902–1969) Nicht ein Lüftchen regt sich leise, Sanft entschlummert ruht der Hain; Durch der Blätter dunkle Hülle Stiehlt sich lichter Sonnenschein. ›La Dame d’André‹ André ne connait pas la dame Qu’il prend aujourd’hui par la main. A-t-elle un cœur à lendemains, Et pour le soir a-t-elle une âme? ›Andrés Dame‹ André kennt die Dame nicht, Die er heute an der Hand führt. Hat sie ein Herz für die Zukunft, Und eine Seele für den Abend? Au retour D’un bal campagnard S’en allait-elle en robe vague Chercher dans les meules la bague Des fiançailles du hasard? Sucht sie auf dem Rückweg Von einem ländlichen Ball In wallendem Gewand Den Ring in dem Heuhaufen Für ihre zufällige Verlobung? (Text: John Henry Mackay, 1864–1933) A-t-elle eu peur, la nuit venue, Guettée par Les ombres d’hier, Dans son jardin, lorsque l’hiver Entrait par la grande avenue? Hat sie Angst, wenn die Nacht kommt, Belauert von den Schatten Der Vergangenheit, In ihrem Garten, wenn der Winter Durch die große Avenue hereintritt? Und morgen wird die Sonne wieder scheinen, Und auf dem Wege, Den ich gehen werde, Wird uns, die Glücklichen, sie wieder einen Inmitten dieser sonnenatmenden Erde ... Il l’a aimée pour sa couleur Pour sa bonne humeur de Dimanche Pâlira-t-elle aux feuilles blanches De son album des temps meilleurs? Er hat sie geliebt für ihre Farbe, Für ihren guten Sonntags-Humor. Wird sie erbleichen auf den weißen Blättern Seines Albums für bessere Zeiten? Und zu dem Strand, Dem weiten, wogenblauen, Werden wir still Und langsam niedersteigen, Stumm werden wir uns In die Augen schauen, Und auf uns sinkt Des Glückes stummes Schweigen ... ›Dans l’herbe‹ Je ne peux plus rien dire Ni rien faire pour lui. Il est mort de sa belle Il est mort de sa mort belle Dehors Sous l’arbre de la Loi ›Im Gras‹ Ich kann nichts mehr sagen Und nichts mehr für ihn tun. Er starb für seine Schöne, Er starb einen schönen Tod Draußen Unter dem Baum des Gesetzes Ruhe, ruhe, meine Seele, Deine Stürme gingen wild, Hast getobt und hast gezittert, Wie die Brandung, wenn sie schwillt. Diese Zeiten sind gewaltig, Bringen Herz und Hirn in Not – Ruhe, ruhe, meine Seele, Und vergiss, was dich bedroht! (Text: Richard Fedor Leopold Dehmel, 1863–1920) Träume, träume, du mein süßes Leben, Von dem Himmel, der die Blumen bringt. Blüten schimmern da, die beben Von dem Lied, das deine Mutter singt. Träume, träume, Knospe meiner Sorgen, Von dem Tage, Da die Blume spross; Von dem hellen Blütenmorgen, Da dein Seelchen sich der Welt erschloss. Träume, träume, Blüte meiner Liebe, Von der stillen, von der heilgen Nacht, Da die Blume seiner Liebe Diese Welt zum Himmel mir gemacht. 26 I 27 ›Morgen‹ op. 27 Nr. 4 Texte 28 I 29 En plein silence En plein paysage Dans l’herbe. In tiefer Stille Mitten in der Landschaft Im Gras. Il est mort inaperçu En criant son passage En appellant. En m’appellant. Mais comme j’étais loin de lui Et que sa voix ne portait plus Il est mort seul dans les bois. Sous son arbre d’enfance. Et je ne peux plus rien dire Ni rien faire pour lui. Er starb unbeachtet Herausschreiend sein Fortgehen Rufend, Mich rufend. Aber ich war weit weg von ihm Und seine Stimme trug nicht länger Er starb einsam im Gehölz. Unter dem Baum seiner Kindheit. Und ich kann nichts mehr sagen Und nichts mehr für ihn tun. ›Il vole‹ En allant se coucher le soleil Se reflète au vernis de ma table: C’est le fromage rond de la fable Au bec de mes ciseaux devermeil. Mais où est le corbeau? Il vole. ›Er fliegt‹ Beim Sonnenuntergang spiegelt sich etwas In der polierten Oberfläche meines Tisches: Es ist der runde Käse aus der Fabel In der Spitze meiner silbernen Schere. Doch wo ist der Rabe? Er fliegt. Je voudrais coudre mais un aimant Attire à lui toutes mes aiguilles. Sur la place les joueurs de quilles De belle en belle passent le temps. Mais où est mon amant? Il vole. Ich möchte nähen, doch ein Magnet Hält alle meine Nadeln fest. Auf dem Platz vertreiben sich die Kegler Spiel für Spiel die Zeit. Aber wo ist mein Geliebter? Er fliegt. C’est un voleur que j’ai pour amant, Le corbeau vole et mon amant vole, Voleur de cœur manque à sa parole Et voleur de fromage est absent. Mais où est le bonheur? Il vole. Ich habe einen Dieb als Liebsten, Der Rabe fliegt und mein Liebster fliegt, Der Dieb meines Herzens bricht sein Wort, Und der Käsedieb ist fort. Aber wo ist das Glück? Es fliegt. Texte Aepä[d| I^[_bWHeYa%:= CW]ZWb[dW >dZ[b7h_[d CW]ZWb[dWAe[d|l[hahf[hjc_j_^h[c[_dZhkYai# lebb[dIj_cckc\Wd]_di][iWcjp[^dkdj[hiY^_[Z# b_Y^[9^WhWaj[h[Wki>dZ[biE[klh[$ Je pleure sous le saule pleureur Je mêle mes larmes à ses feuilles Je pleure car je veux qu’on me veuille Et je ne plais pas à mon voleur. Mais où donc est l’amour? Il vole. Ich weine unter der Trauerweide Ich mische meine Tränen mit ihren Blättern. Ich weine, weil ich geliebt werden möchte Und meinem Dieb nicht gefalle. Wo ist nur die Liebe? Sie fliegt. Trouvez la rime à ma déraison Et par les routes du paysage Ramenez-moi mon amant volage Qui prend les cœurs Et perd ma raison. Je veux que mon voleur me vole. Finde den Sinn für meine Unvernunft Und von den Landstraßen Bringe mir meinen flatterhaften Geliebten Zurück, der sich die Herzen nimmt Und mir den Verstand raubt. Ich möchte, dass mein Dieb mich stiehlt. ›Mon cadavre est doux comme un gant‹ Mon cadavre est doux comme un gant Doux comme un gant de peau glacée Et mes prunelles effacées Font de mes yeux Des cailloux blancs. ›Mein Leichnam ist weich wie ein Handschuh‹ Mein Leichnam ist weich wie ein Handschuh, Weich wie ein Handschuh auf gefrorener Haut, Und meine erloschenen Pupillen Machen aus meinen Augen Zwei weiße Kieselsteine. Deux cailloux blancs dans mon visage Dans le silence deux muets Ombrés encore d’un secret Et lourds du poids Mort des images. Zwei weiße Kiesel in meinem Gesicht, Zwei Stumme in der Stille, Verschattet noch durch ein Geheimnis Und schwer durch das Gewicht Der verloschenen Bilder. Mes doigts tant de fois égarés Sont joints en attitude sainte Appuyés au creux de mes plaintes Au nœud de mon cœur arrêté. Meine Finger, die sich so oft verirrten, Sind vereint in einer heiligen Haltung, Gestützt auf die Höhle meiner Plagen, Im Knoten meines gestorbenen Herzens. Et mes deux pieds sont les montagnes Les deux derniers monts que j’ai vus Und meine beiden Füße sind Gebirge, Die letzten beiden Berge, die ich sah :WiWajk[bb[7bXkc 7^c_eYeh·>dZ[b7h_[d CW]ZWb[dWAepä[d|"C[ppe#IefhWdÇL[d_Y[8Whegk[ EhY^[ijhWÇ:_h_][dj07dZh[WCWhYedÇ9:*--,+*mmm$cW]ZWb[dW#aep[dW$Z[ >h[dI_[h[_dkdj[hmmm$abWii_aWap[dj[$Z[ Texte A la minute où j’ai perdu La course que les années gagnent. In dem Moment, als ich verlor Das Rennen, das die Jahre gewannen. Aus: »Quatre chansons pour enfants« op. 75 Mon souvenir est ressemblant. Enfants emportez-le bien vite, Allez, allez ma vie est dite. Mon cadavre est doux comme un gant. Ich sehe mir ähnlich. Kinder vergessen schnell, Geht, geht, mein Leben ist vorbei. Mein Leichnam ist weich wie ein Handschuh. ›Violon‹ Couple amoureux aux accents méconnus Le violon et son joueur me plaisent. Ah! J’aime ces gémissements tendus Sur la corde des malaises. ›Violine‹ Ein Liebespaar mit unterschätztem Tonfall, Die Geige und ihr Spieler gefallen mir. Ah! Ich liebe ihre zärtlichen Seufzer Auf der Saite der inneren Not. Aux accords sur les cordes des pendus À l’heure où les Lois se taisent Le cœur en forme de fraise S’offre à l’amour comme un fruit inconnu. In den Akkorden auf den Saiten der Gehängten, In der Stunde, wenn die Gerichte schweigen, Opfert sich das erdbeerförmige Herz Der Liebe wie einer unbekannten Frucht. ›Le petit garçon trop bien portant‹ Ah! mon cher Docteur, je vous écris, Vous serez un peu surprise, Je n’ suis vraiment content D’être toujours trop bien portant … Je suis gras … Trois fois trop, J’ai des bras ... Beaucoup trop gros. Et l’on dit, en me voyant: »Regardez-le, c’est effrayant, Quell’ santé, Quell’ santé! Approchez, on peut tâter!« ›Der kleine Junge, der zu gesund ist‹ Ah! Mein lieber Doktor, was ich euch schreibe, Wird euch ein wenig erstaunen, Ich bin nicht wirklich darüber glücklich, Immer gesund zu sein … Ich bin dick … Dreimal zuviel … Ich habe Arme, Die viel zu prall sind. Und die Leute sagen, wenn sie mich sehen: »Schaut ihn an, das macht Angst, Diese Gesundheit, Diese Gesundheit! Kommt her, man kann sie fühlen!« ›Fleurs‹ Fleurs promises, fleurs tenues dans tes bras, Fleurs sorties Des parenthèses d’un pas, Qui t’apportait ces fleurs l’hiver Saupoudrées du sable des mers? ›Blumen‹ Versprochene Blumen, Blumen in deinen Armen, Blumen geschaffen Aus der Parenthese eines Schrittes, Wer brachte dir diese Blumen im Winter, Gepudert mit dem Sand der Meere? Sable de tes baisers, Fleurs des amours fanées Les beaux yeux sont de cendre Et dans la cheminée Un cœur enrubanné de plaintes Brûle avec ses images saintes. Sand aus deinen Küssen, Blumen vergangener Liebschaften, Die schönen Augen sind Asche Und im Kamin Brennt ein von Klagen umschlungenes Herz Mit seinen heiligen Bildern. Ah! mon cher Docteur, c’est un enfer, Vraiment je n’ sais plus quoi faire, Tous les gens dis’nt à ma mère: »Bravo, ma chère, il est en fer ...« J’ai René, Mon aîné, Quand il faut être enrhumé, Ça lui tomb’ toujours sur le nez … Les fluxions, Attention! C’est pour mon frère, Adrien! Mais moi, je n’attrap’ jamais rien! Et pourtant j’ai beau, pendant l’hiver, M’exposer aux courants d’air, Manger à tort à travers Tous les fruits verts, y a rien à faire … Ah! Mein lieber Doktor, das ist die Hölle, Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich tun soll, Alle Leute sagen zu meiner Mutter: »Bravo, meine Liebe, er ist aus Stahl ...« Ich habe René, Meinen älteren Bruder, Wenn er Schnupfen hat, Schlägt ihm dieser immer auf die Nase … Die Entzündungen, Vorsicht! Diese sind für meinen Bruder Adrien! Aber ich bekomme nie etwas! Und jetzt, im Winter, Setze ich mich der kalten Luft aus, Esse alles durcheinander, all die unreifen Früchte, und es macht mir nichts … 32 I 33 (Text: Jean Nohain (Jaboune), 1900 –1981) Texte Hélas, je sais que lorsqu’on a la rougeole, On reste au lit, mais On ne va plus à l’école, Vos parents sont près De vous, ils vous cajolent, Et l’on vous dit des tas de petits mots gentils … Votr’ maman, Constamment Vous donn’ des médicaments. Ach, ich weiß, dass man im Bett bleibt, Wenn man die Masern hat Und nicht in die Schule geht, Ihre Eltern sind bei ihnen, sie umhätscheln sie, Und sagen Unmengen von netten Dingen … Ihre Mutter Gibt ihnen regelmäßig Medizin. Ah! mon cher Docteur, si vous étiez Gentil vous auriez pitié! Je sais bien c’que vous m’enverriez! ... Être bien portant Tout l’temps, C’est trop embêtant … Je vous en suppli’, docteur ... Pour un’ fois, ayez bon cœur … Docteur, un’ seul’ fois, Rendez-moi Malad’ ... malad’ ... malade … Pendant une heure. Ah! Mein lieber Doktor, wenn sie Nett sind, dann haben sie Mitleid! Ich weiß Genau, was sie mir verschreiben werden! … Immer gesund zu sein, Die ganze Zeit, Ist schrecklich … Ich flehe sie an, Doktor … Haben Sie ein gutes Herz … Doktor, nur ein einziges Mal, Machen sie mich Krank … krank … krank … Für eine Stunde. ›Nous voulons une petite sœur‹ Madame Eustache a dix-sept filles, Ce n’est pas trop, mais c’est assez. La jolie petite famille Vous avez dû la voir passer. Le vingt décembre on les appelle: »Que voulez-vous mesdemoiselles, Pour votre Noël? Voulez-vous une boîte à poudre? Voulez-vous de petits mouchoirs? Un petit nécessaire à coudre? ›Wir möchten eine kleine Schwester‹ Madame Eustache hat 17 Töchter, Das ist nicht viel, aber genug. Diese hübsche kleine Familie Müssen sie gesehen haben. Am 20. Dezember fragt man sie: »Was wünscht ihr euch, junge Fräuleins, Zu Weihnachten? Möchtet ihr eine Puderdose? Möchtet ihr kleine Taschentücher? Ein kleines Nähzeug? 34 I 35 Un perroquet sur son perchoir? Voulez-vous un petit ménage? Un stylo qui tache les doigts? Un pompier qui plonge et qui nage? Un vase à fleurs presque chinois?« Einen Papagei auf der Stange? Möchtet ihr kleine Pfannen und Töpfe? Einen Füller, der die Finger verkleckst? Einen Feuerwehrmann, der schwimmt und taucht? Eine chinesische Blumenvase?« Mais les dix-sept enfants en chœur Ont répondu: Aber die 17 Kinder antworteten Im Chor: »Non, non, non, non, non. Ce n’est pas ça que nous voulons. Nous voulons une petite sœur Ronde et joufflue comme un ballon Avec un petit nez farceur Avec les cheveux blonds Avec la bouche en cœur Nous voulons une petite sœur.« »Nein, nein, nein, nein, nein. Das ist es nicht, was wir uns wünschen. Wir möchten eine kleine Schwester, Rund und pausbäckig wie ein Ballon, Mit einer kleinen witzigen Nase, Mit blonden Haaren, Mit einem herzförmigen Mund, Wir möchten eine kleine Schwester.« L’hiver suivant, ell’s sont dix-huit Ce n’est pas trop, mais c’est assez. Noël approche et les petites Sont vraiment bien embarrassées. Madame Eustache les appelle: Im nächsten Winter sind sie 18. Das ist nicht viel, aber genug. Weihnachten kommt näher und die Kleinen Sind wirklich sehr erstaunt. Madame Eustache ruft sie zusammen: »Décidez-vous mesdemoiselles Pour votre Noël. Voulez-vous un mouton qui frise? Voulez-vous un réveill’ matin? Un coffret d’alcool dentifrice? Trois petits coussins de satin? Voulez-vous une panoplie De danseuse de l’Opéra? Un petit fauteuil qui se plie Et que l’on porte sous son bras?« »Entscheidet euch, meine kleinen Fräuleins, Für eure Weihnachtsgeschenke. Möchtet ihr Lockenwickler? Möchtet ihr einen Wecker? Eine Tube mit Zahnpasta? Drei kleine Kissen aus Satin? Möchtet ihr die Ausstaffierung Einer Ballerina an der Oper? Einen kleinen Sessel, der sich zusammenklappen Und unter dem Arm tragen lässt?« Texte Mais les dix-huit enfants en chœur Ont répondu: »Non, non, non, non, non. Ce n’est pas ça que nous voulons. Nous voulons une petite sœur Ronde et joufflue comme un ballon Avec un petit nez farceur Avec les cheveux blonds Avec la bouche en cœur Nous voulons une petite sœur.« Aber die 18 Kinder antworteten Im Chor: »Nein, nein, nein, nein, nein. Das ist es nicht, was wir uns wünschen. Wir möchten eine kleine Schwester, Rund und pausbäckig wie ein Ballon, Mit einer kleinen witzigen Nase, Mit blonden Haaren, Mit einem herzförmigen Mund, Wir möchten eine kleine Schwester.« Ell’s sont dix-neuf l’année suivante Ce n’est pas trop, mais c’est assez. Quand revient l’époque émouvante Noël va de nouveau passer. Madame Eustache les appelle: »Décidez-vous mesdemoiselles Pour votre Noël. Voulez-vous des jeux excentriques Avec des pil’s et des moteurs? Voulez-vous un ours électrique? Un hippopotame à vapeur? Pour coller des cartes postales? Voulez-vous un superbe album? Une automobile à pédales? Une bague en aluminium?« Im nächsten Jahr sind sie 19. Das ist nicht viel, aber genug. Als die bewegende Zeit wiederkommt und Mit ihr Weihnachten. Fragt Madame Eustache sie: »Entscheidet euch, meine kleinen Fräuleins, für eure Weihnachtsgeschenke. Möchtet ihr mechanisches Spielzeug Mit Batterien und Motoren? Möchtet ihr einen elektrischen Bär? Ein dampfgetriebenes Nilpferd? Ein wunderschönes Album, Um Postkarten zu sammeln? Ein Auto mit Pedalen? Ein Ring aus Aluminium.« Mais les dix-neuf enfants en chœur Ont répondu: Non, non, non, non, non. »Ce n’est pas ça que nous voulons. Nous voulons deux petites jumelles, Deux sœurs exactement pareilles, Deux sœurs avec des cheveux blonds!« Aber die 19 Kinder antworteten Im Chor: Nein, nein, nein, nein, nein. »Das ist es nicht, was wir uns wünschen. Wir möchten kleine Zwillinge, Zwei Schwestern, die sich genau gleichen, Zwei Schwestern mit blonden Haaren!« 36 I 37 Leur mère a dit: »C’est bien Mais il n’y a pas moyen Cette année, vous n’aurez rien.« Ihre Mutter sagte: »Tja, dies ist nicht möglich Dieses Jahr werdet ihr leer ausgehen.« »Les chemins de l’amour« op. 106 »Die Pfade der Liebe« (Text: Jean Anouilh, 1910–1987) Les chemins qui vont à la mer Ont gardé de notre passage, Des fleurs effeuillées Et l’écho sous leurs arbres, De nos deux rires clairs. Hélas! Des jours de bonheur Radieuses joies envolées. Je vais en retrouver les traces Dans mon cœur. Chemins de mon amour, Je vous cherche toujours. Chemins perdus, vous n’êtes plus Et vos échos sont sourds. Chemins du désespoir, Chemins du souvenir, Chemins du premier jour, Divins chemins d’amour. Si je dois l’oublier un jour, La vie effaçant toute chose, Je veux, que mon cœur, un souvenir repose, Plus fort que l’autre amour. Le souvenir du chemin, Où tremblante et toute éperdue, Un jour j’ai senti sur moi Brûler tes mains Die Pfade, die ans Meer führen Haben unseren Weg bewacht, Entblätterte Blumen Und das Echo neben ihren Bäumen Hallten von unserem klaren Lachen wider. Ach! Von den glücklichen Tagen Schwingen sich strahlende Freuden auf. Ich gehe und trage ihre Spuren in meinem Herzen weiter. Pfade meiner Liebe, Ich suche euch jeden Tag. Verlorene Pfade, ihr seid nicht mehr Und eure Echos sind verhallt. Pfade der Verzweiflung, Pfade der Erinnerung, Pfade des ersten Tags, Göttliche Pfade der Liebe. Wenn ich eines Tages vergessen muss, Dass das Leben alles auslöscht, dann soll in Meinem Herzen eine Erinnerung bleiben, Die stärker ist als irgendeine Liebe. Die Erinnerung an den Pfad, Auf dem ich zitternd und voller Leidenschaft Einst auf mir Deine glühenden Hände spürte. Chemins de mon amour … Pfade meiner Liebe … Texte 38 I 39 Magdalena Kožená Magdalena Kožená wurde im tschechischen Brno geboren und studierte am dortigen Konservatorium und bei Eva Blahová am College of Performing Arts in Bratislava. Sie gewann eine Vielzahl an Preisen sowohl in Tschechien als auch international, was bisher im Sieg beim »Internationalen Mozart Wettbewerb« 1995 gipfelte. Sie ist Exklusivkünstlerin der Deutschen Grammophon. Ihre erste Solo-Recital-CD mit Werken von Dvorák, ˇ Janácek ˇ und Martinu˚ gewann den »Gramophone Solo Vocal Award« 2001. Ihre neuesten CD-Aufnahmen bei der Deutschen Grammophon umfassen Arien von Mozart, Gluck und Myslivecek mit der Prager Philharmonie unter Michel Swierczewski, französische Arien mit dem Mahler Chamber Orchestra unter Marc Minkowski, Glucks »Paride ed Elena« mit dem Gabrieli Consort unter McCreesh, ein Recital mit Malcolm Martineau, eine gefeierte Aufnahme von Kantaten der Bach-Familie (»Lamento«) mit Musica Antiqua Köln unter Reinhard Goebel und ein Mozart-Album mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment unter Sir Simon Rattle. Zukünftige CD-Aufnahmen umfassen u.a. ein Händel-Album mit dem Venice Baroque Orchestra unter Andrea Marcon. 2004 war sie »Gramophone Awards Artist of the Year«. Magdalena Kožená hat ihren Ruf als herausragende Konzert- und Recital-Sängerin gefestigt. Recitale gab sie in London, Paris, Brüssel, Amsterdam, Wien, Hamburg, Lissabon, Prag, Kopenhagen, Tokio, San Francisco und in der New Yorker Alice Tully und Carnegie Hall. Festival-Auftritte führten sie nach München, Salzburg, zur »Schubertiade Schwarzenberg«, nach Aldeburgh und Edinburgh. Ihre Klavierbegleiter sind u.a. Daniel Barenboim, Yefim Bronfman und Malcolm Martineau. Konzerte gab Magdalena Kožená mit den Berliner Philharmonikern, dem Orchestra of the Age of Enlightenment, dem Rotterdam Philharmonic, dem Philadelphia Orchestra unter Sir Simon Rattle; dem Chamber Orchestra of Europe und dem Scottish Chamber Orchestra unter Sir Charles Mackerras; den Wiener Philharmonikern unter Daniel Harding; der Accademia Santa Cecilia unter Myung-Whun Chung und dem Simon Bolivar Youth Orchestra of Venezuela mit Gustavo Dudamel. Ihre Opernverpflichtungen umfassten Glucks »Orphée« mit John Eliot Gardiner in Paris, die Nerone (»L’Incoronazione di Poppea«) mit Minkowski in Wien, die Mélisande in Paris sowohl mit Bernard Haitink und Marc Minkowski, den Cherubino in Aix-en-Provence und München und den Sesto (»Giulio Cesare«) in Amsterdam. Bei den »Salzburger Festspielen« trat sie u.a. auf als Zerlina (»Don Giovanni«) mit Harnoncourt, Idamantes mit Norrington und Rattle und die Dorabella mit Rattle. An der Metropolitan Opera hat sie die Varvara (»Katja Kabanova«) mit Belohlavek und Cherubino, Dorabella und Idamantes mit Levine gegeben. Am Royal Opera House Covent Garden sang sie die Titelrolle in »La Cenerentola«. Im Jahre 2003 wurde ihr der Titel »Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres« der französischen Regierung verliehen. Weitere Informationen unter www.kozena.cz 40 I 41 BIOGRAFIEn Malcolm Martineau Malcolm Martineau wurde im schottischen Edinburgh geboren und studierte Musik am St. Catharine’s College in Cambridge und am Royal College of Music. Als einer der führenden Klavierbegleiter seiner Generation hat er mit vielen der weltberühmtesten Sänger gearbeitet, so Sir Thomas Allen, Dame Janet Baker, Olaf Bär, Barbara Bonney, Ian Bostridge, Angela Gheorghiu, Susan Graham, Thomas Hampson, Della Jones, Simon Keenlyside, Angelika Kirchschlager, Magdalena Kožená, Solveig Kringelborn, Jonathan Lemalu, Dame Felicity Lott, Christopher Maltman, Karita Mattila, Lisa Milne, Ann Murray, Anna Netrebko, Anne Sofie von Otter, Joan Rodgers, Amanda Roocroft, Michael Schade, Frederica von Stade, Bryn Terfel und Sarah Walker. Er hat seine eigene Konzertreihe am St Johns Smith Square präsentiert (alle Lieder von Debussy und Poulenc), an der Wigmore Hall (eine Konzertreihe über Britten, ausgestrahlt von der BBC) und beim »Edinburgh International Festival« (alle Lieder von Hugo Wolf). Er trat in ganz Europa auf (u.a. Londons Wigmore Hall, Barbican, Queen Elizabeth Hall und Royal Opera House; La Scala; Châtelet, Paris; Berlins Philharmonie und Konzerthaus; Amsterdams Concertgebouw und das Wiener Konzerthaus und Musikverein). Er gab Konzerte in Nordamerika (u.a. Alice Tully Hall und Carnegie Hall New York), Australien (u.a. Sydney Opera House) und bei den Festivals in Aix-en-Provence, Wien, der »Schubertiade«, in München und Salzburg. Gegenwärtige und zukünftige Engagements umfassen eine europäische Recital-Tour mit Magdalena Kožená, Dorothea Röschmann, Michael Schade und Susan Graham, eine RecitalTour durch die USA mit Bryn Terfel und seine eigene Reihe mit französischen Liedern in der Wigmore Hall. CD-Projekte umfassten u.a. Schubert, Schumann und Recitale mit Bryn Terfel (Deutsche Grammophon), Schubert und Strauss-Recitale mit Simon Keenlyside (EMI); Recital-CDs mit Angela Gheorghiu und Barbara Bonney (Decca), Magdalena Kožená (DG), Della Jones (Chandos), Susan Bullock (Crear Classics), Solveig Kringelborn (NMA). Er hat die kompletten Lieder von Fauré mit Sarah Walker und Tom Krause aufgenommen, die kompletten Folk Songs von Britten (Hyperion) und die kompletten Beethoven-Lieder (Deutsche Grammophon). 2004 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Royal Scottish Academy of Music in Drama verliehen. 42 I 43 BIOGRAFIEn Kommen Sie doch näher ran! Wenn Sie der muSiK und den KünStlern noch näher Kommen möchten, treten Sie dem FörderKreiS deS handWerKS e.V. bei! Glanzvolle Stimmen im KONZERTHAUS und noch etWaS näher! Jetzt erhalten Sie 10% Kartenrabatt bei den eigenVeranStaltungen, Werden zum JahreSempFang, zu hauSFührungen und probenbeSuchen eingeladen. alle inFoS unter t 0231-22 696 261 oder WWW. KonzerthauS-dortmund.de Mahler und mehr… Der Bass-Bariton Thomas Quasthoff und die Mezzo-Sopranistin Bernarda Fink geben im KONZERTHAUS DORTMUND einen berührenden Liederabend mit Werken von Gustav Mahler u.a. Do 27.03.08 · 20.00 Barocke Klangpracht Georg Friedrich Händels Oratorium »Il Trionfo del Tempo e del Disinganno« wird in Spitzenbesetzung mit hevorragenden Gesangssolisten und dem Orchester Les Musiciens du Louvre – Grenoble unter Marc Minkowski im Juni 2008 erklingen. So 01.06.08 · 18.00 Förderkreis des Handwerks e.V. zugunsten KONZERTHAUS DORTMUND äher Weiterhören Texte Anne do Paço Fotonachweise Titel © Sheila Rock · Deutsche Grammophon S. 4|5 © Sheila Rock · Deutsche Grammophon S. 8|9 © Sheila Rock · Deutsche Grammophon S. 16 © Sheila Rock · Deutsche Grammophon S. 28 © Sheila Rock · Deutsche Grammophon S. 38 © Sheila Rock · Deutsche Grammophon S. 40 © Sheila Rock · Deutsche Grammophon © Ahlburg S. 42 Herausgeber KONZERTHAUS DORTMUND Geschäftsführer und Intendant Benedikt Stampa Redaktion Claudia Beißwanger · Dr. Jan Boecker Konzeption Kristina Erdmann Anzeigen Milena Ivkovic · T 0231-22 696 161 Druck RRD Rhein-Ruhr Druck GmbH & Co. KG Wir danken den beteiligten Künstleragenturen und Fotografen für die freundliche Unterstützung. Druckfehler und Änderungen von Programm und Mitwirkenden vorbehalten! Impressum Konzerthaus dortmund philharmonie für westfalen brückstrasse 21 I 44135 Dortmund t 0231- 22 696 200 I f 0231- 22 696 222 [email protected] www.konzerthaus-dortmund.de