Performance Measurement in der Flugzeuginstandhaltung
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Performance Measurement in der Flugzeuginstandhaltung
Performance Measurement in der Flugzeuginstandhaltung DISSERTATION der Universität St. Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG) zur Erlangung der Würde einer Doktorin der Wirtschaftswissenschaften vorgelegt von Antje Linser aus Deutschland Genehmigt auf Antrag der Herren Prof. Dr. Roman Boutellier und Prof. Dr. Reiner Fickert Dissertation Nr. 2987 D-Druck-Spescha, St. Gallen 2005 Die Universität St. Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG), gestattet hiermit die Drucklegung der vorliegenden Dissertation, ohne damit zu den darin ausgesprochenen Anschauungen Stellung zu nehmen. St. Gallen, den 11. November 2004 Der Rektor: Prof. Dr. Peter Gomez Vorwort Auslösendes Moment der Arbeit war der Wunsch, nach dem Maschinenbaustudium betriebswirtschaftliche Kenntnisse an der Universität St. Gallen zu erlangen. Themengebend war meine Tätigkeit in Instandhaltung und Controlling bei Crossair und Swiss International Air Lines. Zum Gelingen der Arbeit trugen verschiedene Personen bei, von denen ich einigen namentlich danken möchte. Fördernd und fordernd haben mich Prof. Dr. Roman Boutellier als Referent und Prof. Dr. Reiner Fickert als Korreferent begleitet. Ihre Hinweise und ihre Kritik schätzte ich sehr, ihnen gilt mein erster Dank. Franz Meyer brachte mich an Bord der Crossair. Er und meine weiteren Vorgesetzten Arlette Jost, Chris Wills und Ulf Weber unterstützten die Arbeit und ermöglichten die berufsbegleitende Dissertation. Dafür möchte ich Ihnen herzlich danken. Den Part des Gegenlesers, konstruktiven Kritikers und Diskussionspartners übernahm mein Kollege Andreas Loehrl. Ihm möchte ich für sein zeitintensives, fachlich wertvolles und motivierendes Engagement danken. Während der ganzen Zeit konnte ich auf die Unterstützung und das Vertrauen in mich durch meine Eltern und meine Schwester zählen. Sie gaben mir den nötigen Rückhalt, das Dissertationsprojekt durchzuführen und mit ihm wichtige Erkenntnisse und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Dafür danke ich Ihnen von ganzem Herzen. Ihnen widme ich diese Arbeit. Grenzach-Wyhlen, im März 2005 Antje Linser Performance Measurement in der Flugzeuginstandhaltung Inhaltsübersicht Inhaltsübersicht..........................................................................................................I Inhaltsverzeichnis....................................................................................................III Abkürzungsverzeichnis ..........................................................................................VII Abbildungsverzeichnis ............................................................................................ IX 1 Einführung ............................................................................................................1 1.1 Problemstellung .................................................................................................................... 1 1.2 Zielsetzung............................................................................................................................. 9 1.3 Forschungstheoretischer Hintergrund............................................................................... 9 1.4 Aufbau der Arbeit...............................................................................................................12 2 Grundlagen.......................................................................................................... 14 2.1 Rahmenbedingungen der Flugzeuginstandhaltung ........................................................14 2.2 Funktion und Aufgaben der Flugzeuginstandhaltung ...................................................30 2.3 Organisation der Flugzeuginstandhaltung.......................................................................41 2.4 Leistungsmessung in der Flugzeuginstandhaltung .........................................................50 2.5 Performance Measurement ...............................................................................................68 2.6 Zusammenfassung ..............................................................................................................71 II Verzeichnisse 3 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung .......... 72 3.1 Wertfaktorenmodell ........................................................................................................... 72 3.2 Kostenrechnung.................................................................................................................. 88 3.3 Planung und Berichte......................................................................................................... 92 3.4 Zusammenfassung.............................................................................................................. 98 4 Fallstudie ...........................................................................................................100 4.1 Unternehmen .................................................................................................................... 100 4.2 Planung .............................................................................................................................. 100 4.3 Umsetzung und Überwachung ....................................................................................... 123 4.4 Anpassung ......................................................................................................................... 134 4.5 Zusammenfassung............................................................................................................ 138 5 Zusammenfassung und Ausblick......................................................................140 Literatur...................................................................................................................142 Anhang ....................................................................................................................157 Verzeichnisse III Inhaltsverzeichnis Inhaltsübersicht..........................................................................................................I Inhaltsverzeichnis....................................................................................................III Abkürzungsverzeichnis ..........................................................................................VII Abbildungsverzeichnis ............................................................................................ IX 1 Einführung ............................................................................................................1 1.1 Problemstellung .................................................................................................................... 1 1.2 Zielsetzung............................................................................................................................. 9 1.3 Forschungstheoretischer Hintergrund............................................................................... 9 1.4 Aufbau der Arbeit...............................................................................................................12 2 Grundlagen.......................................................................................................... 14 2.1 Rahmenbedingungen der Flugzeuginstandhaltung ........................................................14 2.1.1 Sicherheit im Zivilluftverkehr ...................................................................................14 2.1.2 Kosten im Zivilluftverkehr........................................................................................22 2.2 Funktion und Aufgaben der Flugzeuginstandhaltung ...................................................30 2.2.1 Funktion der Flugzeuginstandhaltung .....................................................................30 2.2.2 Aufgaben der Flugzeuginstandhaltung ....................................................................33 2.2.2.1 Kernaufgaben der Flugzeuginstandhaltung: Instandhaltungsdurchführung, -planung und -aufzeichnung ................... 33 2.2.2.2 Dispositive Aufgaben in der Flugzeuginstandhaltung: Bereitstellung von Infrastruktur, Unterlagen, Personal und Material............................... 36 2.2.2.3 Weitere Aufgaben in der Flugzeuginstandhaltung: Qualitätssicherungssystem, Betriebshandbuch, Ereignismeldung ........... 40 IV Verzeichnisse 2.3 Organisation der Flugzeuginstandhaltung....................................................................... 41 2.3.1 Geschäftsmodelle der Flugzeuginstandhaltung...................................................... 42 2.3.2 Prozessmodell der Flugzeuginstandhaltung............................................................ 45 2.4 Leistungsmessung in der Flugzeuginstandhaltung......................................................... 50 2.4.1 Finanzielle Kennzahlen.............................................................................................. 50 2.4.2 Nicht-finanzielle Kennzahlen ................................................................................... 59 2.5 Performance Measurement ............................................................................................... 68 2.5.1 Performance Measurement und Performance Management ................................ 68 2.5.2 Performance Measurement und traditionelle Leistungsmessung......................... 69 2.6 Zusammenfassung.............................................................................................................. 71 3 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung .......... 72 3.1 Wertfaktorenmodell ........................................................................................................... 72 3.1.1 Gesamtkapitalrendite als Ausgangspunkt der Wertfaktorenbestimmung........... 74 3.1.2 Umsatzbeeinflussende Faktoren: Sicherheit, Zuverlässigkeit, Flugzeugerscheinung, Bodenzeit............................................................................ 75 3.1.3 Aufwandbeeinflussende Faktoren ............................................................................ 78 3.1.4 Instandhaltungsereignisse als grundlegender Treiber ............................................ 84 3.1.5 Zentraler Kreislauf der Flugzeuginstandhaltung.................................................... 85 3.1.6 Wertfaktorenzusammenhänge zwischen Instandhaltung und Fluggesellschaft......................................................................................................... 87 3.2 Kostenrechnung.................................................................................................................. 88 3.2.1 Kostengliederung der IATA PPMWG .................................................................... 89 3.2.2 Kostenrechnungsstruktur für die Flugzeuginstandhaltung................................... 90 3.3 Planung und Berichte......................................................................................................... 92 3.3.1 Planung ........................................................................................................................ 93 3.3.2 Berichte ........................................................................................................................ 96 3.4 Zusammenfassung.............................................................................................................. 98 Verzeichnisse V 4 Fallstudie ........................................................................................................... 100 4.1 Unternehmen.....................................................................................................................100 4.2 Planung...............................................................................................................................100 4.2.1 Strategieoperationalisierung.....................................................................................101 4.2.2 Budgetierung .............................................................................................................105 4.2.2.1 Mengenplanung................................................................................................. 105 4.2.2.2 Personalplanung................................................................................................ 108 4.2.2.3 Umsatzplanung ................................................................................................. 110 4.2.2.4 Aufwandplanung............................................................................................... 112 4.2.2.5 Investitionsplanung .......................................................................................... 116 4.2.2.6 Finanz- und Steuerplanung.............................................................................. 117 4.2.3 Planberichte ...............................................................................................................118 4.2.4 Zusammenfassung der Planung..............................................................................123 4.3 Umsetzung und Überwachung .......................................................................................123 4.3.1 Umsetzung.................................................................................................................124 4.3.2 Ergebnisanalyse mit Berichten................................................................................124 4.3.2.1 Strategiekarte ..................................................................................................... 125 4.3.2.2 Finanzcockpit .................................................................................................... 126 4.3.2.3 ROA-Analyse .................................................................................................... 129 4.3.2.4 Betriebsabrechnungsbogen.............................................................................. 130 4.3.2.5 Leistungscockpit ............................................................................................... 131 4.3.3 Interpretation der Ergebnisanalyse.........................................................................133 4.3.4 Zusammenfassung der Umsetzung und Überwachung.......................................134 4.4 Anpassung..........................................................................................................................134 4.4.1 Zeitliche Problemverschiebung: Verschiebung von Schulungen .......................134 4.4.2 Problemverschiebung auf Intervenierende: Fremdpersonal...............................136 4.4.3 Ursächliche Problemlösung: Schulung eigener Mitarbeiter ................................137 4.4.4 Zusammenfassung der Anpassung.........................................................................137 VI Verzeichnisse 4.5 Zusammenfassung............................................................................................................ 138 5 Zusammenfassung und Ausblick......................................................................140 Literatur...................................................................................................................142 Anhang ....................................................................................................................157 Verzeichnisse VII Abkürzungsverzeichnis A. Abschr. AEA AH a.o. ASK ATA ATK AV BE bzgl. bzw. CASK CFROS D EASA EAT EBIT EBITDA EBT Ed. EDV EU EUR EVA FAA FH FL FZ Hrsg. IATA ICAO IE IH KFZ KP Auflage Abschreibungen Association of European Airlines Arbeitsstunde ausserordentlich angebotene Sitzkilometer Air Transport Association of America angebotene Tonnenkilometer Anlagevermögen Betriebseinrichtung bezüglich beziehungsweise Cost per Available Seat Kilometer Cash Flow Return On Sales Tage European Aviation Safety Agency Earnings After Taxes Earnings Before Interest and Taxes Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortisation Earnings Before Taxes Edition elektronische Datenverarbeitung Europäische Union Euro Economic Value Added Federal Aviation Administration Flugstunde Flüge Flugzeug Herausgeber International Air Transport Association International Civil Aviation Organisation Instandhaltungsereignis Instandhaltung Kraftfahrzeug Komponente VIII LM LTA MTBF MTBR MTBUR n.n. ord. POS PPMWG RASK ROA ROE ROS RPK RT S. SLF TW u.a. UNSOAP USD vgl. VT Verzeichnisse Line Maintenance Lufttüchtigkeitsanweisung Mean Time Between Failure Mean Time Between Unscheduled Removals Mean Time Between Unscheduled Removals nomen nescio (Name unbekannt) ordentlich Personalpositionen Production Performance Measurement Work Group Revenue per Available Seat Kilometer Return On Assets Return On Equity Return On Sales Revenue per Passenger Kilometer reparaturfähige Ersatzteile Seite Sitzladefaktor Triebwerk und andere Universal Safety Oversight Audit Programme US Dollar vergleiche Verbrauchsteile Verzeichnisse IX Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Verspätungsursachen ............................................................................................. 2 Abbildung 2: Zielsystem der Flugzeuginstandhaltung .............................................................. 6 Abbildung 3: Entwicklung der Instandhaltungsbranche .......................................................... 7 Abbildung 4: Relevanz der Arbeit.............................................................................................. 10 Abbildung 5: Forschungsrahmen............................................................................................... 11 Abbildung 6: Forschungsprozess............................................................................................... 12 Abbildung 7: Aufbau der Arbeit ................................................................................................ 13 Abbildung 8: Sicherheitsstatistik ................................................................................................ 14 Abbildung 9: Sicherheitsbestimmungen der Zivilluftfahrt ..................................................... 17 Abbildung 10: Kostenklassifizierung für Fluggesellschaften ................................................. 23 Abbildung 11: Variable und fixe Betriebskostenanteile .......................................................... 24 Abbildung 12: Stückkosten von Fluggesellschaften ................................................................ 26 Abbildung 13: Geschäftszyklus – Systemdarstellung .............................................................. 28 Abbildung 14: Wertschöpfungskette Flugreise ........................................................................ 29 Abbildung 15: Abnutzung und Instandhaltung ....................................................................... 31 Abbildung 16: Instandhaltungsereignisse.................................................................................. 34 Abbildung 17: Geschäftsmodelle der Flugzeuginstandhaltung.............................................. 43 Abbildung 18: Prozessmodell Flugzeuginstandhaltung .......................................................... 45 Abbildung 19: Streckenlänge und Instandhaltungskosten...................................................... 52 Abbildung 20: ATA-System-Kostenanteile .............................................................................. 56 Abbildung 21: Technische Abflugzuverlässigkeit, Passagierverspätungsstunden ............... 61 Abbildung 22: Performance Management und Performance Measurement........................ 69 Abbildung 23: Traditionelle Leistungsmessung und Performance Measurement............... 70 Abbildung 24: Gesamtkapitalrendite und Teilmodelle ........................................................... 74 Abbildung 25: Sicherheit ............................................................................................................. 75 Abbildung 26: Zuverlässigkeit .................................................................................................... 76 Abbildung 27: Flugzeugerscheinung ......................................................................................... 77 X Verzeichnisse Abbildung 28: Bodenzeit ............................................................................................................ 77 Abbildung 29: Material- und Dienstleistungsaufwand............................................................ 79 Abbildung 30: Personalaufwand ................................................................................................ 80 Abbildung 31: Abschreibungen.................................................................................................. 81 Abbildung 32: Verbrauchsteilevorrat ........................................................................................ 82 Abbildung 33: Reservetriebwerke und reparaturfähige Ersatzteile ....................................... 83 Abbildung 34: Immobilien, Betriebseinrichtungen, KFZ, Software..................................... 84 Abbildung 35: Instandhaltungsereignisse ................................................................................. 85 Abbildung 36: Zentraler Kreislauf der Flugzeuginstandhaltung ........................................... 86 Abbildung 37: Instandhaltungsleistung als Wertfaktor einer Fluggesellschaft .................... 88 Abbildung 38: Gliederung der Instandhaltungskosten nach IATA PPMWG..................... 90 Abbildung 39: Kostenrechnungsstruktur ................................................................................. 91 Abbildung 40: Verrechnung der indirekten Kosten................................................................ 92 Abbildung 41: Planung................................................................................................................ 94 Abbildung 42: Berichte................................................................................................................ 97 Abbildung 43: AIRTEC Organigramm .................................................................................. 100 Abbildung 44: AIRTEC Strategiekarte ................................................................................... 101 Abbildung 45: AIRTEC Strategische Zielmessgrössen ........................................................ 103 Abbildung 46: AIRTEC Zielmessgrössendefinition ............................................................. 104 Abbildung 47: AIRTEC Strategische Zielgrössen und -werte............................................. 104 Abbildung 48: AIRTEC Mengenplanung: Instandhaltungsereignisse................................ 106 Abbildung 49: AIRTEC Mengenplanung: Arbeitsstunden Produktion ............................. 107 Abbildung 50: AIRTEC Mengenplanung: A-Verbrauchsteile............................................. 108 Abbildung 51: AIRTEC Personalplanung.............................................................................. 109 Abbildung 52: AIRTEC Umsatzplanung: Umsatz ................................................................ 111 Abbildung 53: AIRTEC Umsatzplanung: Umsatzminderungen......................................... 112 Abbildung 54: AIRTEC Umsatzplanung: Zahlungen........................................................... 112 Abbildung 55: AIRTEC Planung des Materialaufwands...................................................... 113 Abbildung 56: AIRTEC Planung des Materialaufwands: Einkauf und Zahlungen .......... 114 Verzeichnisse XI Abbildung 57: AIRTEC Planung des Personalaufwands ..................................................... 114 Abbildung 58: AIRTEC Planung des Dienstleistungsaufwands ......................................... 115 Abbildung 59: AIRTEC Planung des übrigen Aufwands..................................................... 116 Abbildung 60: AIRTEC Planung der Rückstellungen .......................................................... 116 Abbildung 61: AIRTEC Investitionsplanung......................................................................... 117 Abbildung 62: AIRTEC Finanz- und Steuerplanung............................................................ 118 Abbildung 63: AIRTEC Buchungssätze ................................................................................. 118 Abbildung 64: AIRTEC Plan-Erfolgsrechnung..................................................................... 119 Abbildung 65: AIRTEC Plan-Cash Flow Rechnung ............................................................ 120 Abbildung 66: AIRTEC Plan-Bilanz ....................................................................................... 120 Abbildung 67: AIRTEC Annahmen Plan-Betriebsabrechnungsbogen .............................. 121 Abbildung 68: AIRTEC Plan-Betriebsabrechnungsbogen................................................... 122 Abbildung 69: AIRTEC Strategiekarte Ist.............................................................................. 125 Abbildung 70: AIRTEC Finanzcockpit Teil 1: Finanzberichte ........................................... 126 Abbildung 71: AIRTEC Finanzcockpit Teil 2: Finanzkennzahlen ..................................... 128 Abbildung 72: AIRTEC Gesamtkapitalrendite...................................................................... 129 Abbildung 73: AIRTEC Betriebsabrechnungsbogen............................................................ 130 Abbildung 74: AIRTEC Leistungscockpit.............................................................................. 132 Abbildung 75: AIRTEC Anpassung: Verschiebung von Schulungen ................................ 135 Abbildung 76: AIRTEC Anpassung: Einstellung von Fremdpersonal .............................. 136 1 Einführung In den nächsten Abschnitten werden die Problemstellung als Ausgangspunkt der Arbeit und die daraus folgende Zielsetzung vorgestellt sowie Forschungsrelevanz, -rahmen und vorgehen und der Aufbau der Arbeit beschrieben. 1.1 Problemstellung Die zivile1 Flugzeuginstandhaltung operiert heute in einem durch das Endprodukt “Flugreise“ bestimmten mehrdimensionalen Zielsystem mit den Eckpunkten Sicherheit, Zuverlässigkeit, Komfort, Bodenzeit und Kosten. Die im Verlauf der Zeit ständig verbesserte Sicherheit2 ist eine unabdingbare Voraussetzung für den Zivilluftverkehr.3 Sie basiert auf abgestimmten Richtlinien auf globaler, regionaler, nationaler und Unternehmensebene.4 Ein zentraler Punkt ist die Lufttüchtigkeit der eingesetzten Fluggeräte. Die Sicherheitsbestimmungen verlangen die Erhaltung der Lufttüchtigkeit eines Flugzeugs als Voraussetzung für dessen Verkehrszulassung. Dies wiederum setzt eine den gültigen Regelungen entsprechende Instandhaltung voraus. Für den sicheren Betrieb von Flugzeugen ist die Instandhaltung unabdingbar,5 Sicherheit wird damit zum übergeordneten Ziel der Flugzeuginstandhaltung. Da ihre einheitliche Gewährleistung heute vorausgesetzt wird6, stellt sie eine Muss-Produktkomponente einer 1 2 3 4 5 6 Die Arbeit bezieht sich auf den zivilen, öffentlichen, gewerblichen Personenlinienluftverkehr, kurz als Zivilluftverkehr bezeichnet. siehe Pompl (2002), S. 27 für die Abgrenzung unterschiedlicher Erscheinungsformen des Luftverkehrs Im Zivilluftverkehr fallen unter den Begriff Sicherheit zwei Aspekte, die im Englischen auch sprachlich unterschieden werden: “safety“ ist “the taking of precautions against accidents of any kind, either by preventing the occurrence or by trying to minimize their effect” (Groenewege (1996), S. 497), “security“ ist “a combination of measures and human and material resources intended to safeguard civil aviation against acts of unlawful interference” (Groenewege (1996), S. 499). Sicherheit im Zivilluftverkehr beinhaltet somit sowohl die Vermeidung von Unfällen als auch den Schutz vor unrechtmässigen Handlungen. Die Flugzeuginstandhaltung spielt bei der Unfallvermeidung eine zentrale Rolle. In den folgenden Ausführungen steht Sicherheit für den englischen Begriff “safety” „Safety and security are air transport’s top priorities. Without public confidence that flying is safe and secure, there is no future for our industry.“ IATA Director General, Aerospace Forum Asia, Hong Kong, 09.10.2002, zititert in IATA (2003a), S. 9 siehe Abschnitt 2.1.1 Die Instandhaltung entspricht einer formalen Voraussetzung für die Sicherheit. Neben der Instandhaltungsqualität beeinflussen laut Untersuchungen des US-amerikanischen General Accounting Office auch Faktoren wie die finanzielle Stabilität, die Einstellung des Managements und die Kompetenz des Cockpitpersonals den sicheren Flugbetrieb einer Fluggesellschaft. General Accounting Office: Aviation safety – measuring how safely individual airlines operate. GAO/RECD-8861. Washington 1988 und General Accounting Office: Aviation safety – new airlines illustrate long standing problems in FAA’s inspection programme. GAO/RECD-97-2. Washington 1996, zitiert in Rhoades/Waguespack (2000), S. 87 vgl. EU (2002), S. 1: “Im Bereich der Zivilluftfahrt sollte für die europäischen Bürger ein einheitliches und hohes Schutzniveau jederzeit gewährleistet sein; (…)“ 2 Einführung Flugreise dar und ist damit uninteressant für Differenzierungsstrategien von Fluggesellschaften.7 Zuverlässigkeit im Flugbetrieb beinhaltet die Einhaltung des Flugplans hinsichtlich Regelmässigkeit und Pünktlichkeit.8 Sie gehört wie die Sicherheit heute zu den Kriterien, die eine Fluggesellschaft aus Sicht des Passagiers erfüllen muss. Anders als bei der Sicherheit steht den Fluggesellschaften hier die Festlegung des angestrebten Zuverlässigkeitsniveaus frei, sodass sich Spielraum für Wettbewerbsdifferenzierung ergibt.9 Bei der Realisierung dieses Wettbewerbsvorteils sind den Fluggesellschaften insofern Grenzen gesetzt, als der Grossteil der Unregelmässigkeiten im Flugbetrieb von Flughafen und Flugsicherung verantwortet wird und ausserhalb ihres direkten Einflussbereichs entsteht (Abbildung 1). Ein von ihnen beeinflussbarer, die Zuverlässigkeit bestimmender Faktor ist die Instandhaltung. Abbildung 1: Verspätungsursachen 7 8 9 vgl. Holloway (2002), S. 152; McGrath (2000), S. 450-451; Pompl (2002), S. 94-98 Die Regelmässigkeit bezieht sich auf die tatsächlich durchgeführten Flüge und misst den Anteil an Flügen, die gemäss Ankündigung stattfanden. Die Pünktlichkeit, genauer die Abflugpünktlichkeit, bezieht sich auf die Abweichung zwischen angekündigter und tatsächlicher Abflugzeit und wird standardmässig gemessen anhand des Anteils an Abflügen mit mehr als 15 Minuten Verspätung. Pompl (2002), S. 97-98 Es kann in Frage gestellt werden, ob diese 15 Minuten-Grenze angemessen ist, da damit von vornherein eine gewisse Unzuverlässigkeit akzeptiert wird und die Passagiere auch einen weniger als 15 Minuten verspäteten Flug als Unregelmässigkeit empfinden. vgl. Niehues u.a. (2001), S. 5 vgl. Niehues u.a. (2001), S. 3 Einführung 3 Komfort bezieht sich auf die gesamte Servicekette einer Flugreise von Kundenansprache und Reservierung über Check In und Flug bis zur Betreuung nach dem Flug. Im Gegensatz zu Sicherheit und Zuverlässigkeit stellt Komfort aus Kundensicht ein KannKriterium einer Flugreise dar, wobei ein Mindeststandard vorausgesetzt wird und Fluggesellschaften sich teilweise freiwillig zur Einhaltung gewisser Standards verpflichten.10 Da das zentrale Element einer Flugreise, die sichere und zuverlässige Beförderung von A nach B, heute als homogen bezeichnet werden kann,11 versuchen Fluggesellschaften, sich über Komfortkriterien von der Konkurrenz zu unterscheiden.12 Passagierkomfort während des Flugs beinhaltet neben anderem die Sauberkeit von Flugzeug und Kabine sowie die Funktionstüchtigkeit der vom Passagier direkt oder indirekt genutzten Einrichtungen wie Sitz, Bordunterhaltung oder Bordküche.13 Die Funktionstüchtigkeit wird durch die Flugzeuginstandhaltung sichergestellt und häufig wird ihr auch die Verantwortung für die Flugzeug- und Kabinenreinigung übertragen. Über die Faktoren Flugzeug- und Kabinensauberkeit und Funktionstüchtigkeit von vom Passagier genutzten Flugzeugeinrichtungen, zusammenfassbar unter dem Begriff “Flugzeugerscheinung”, beeinflusst die Flugzeuginstandhaltung den Passagierkomfort. Die Zeiten, in denen ein Flugzeug am Boden steht, sind aus Sicht der Fluggesellschaften Ausfallzeiten und bedeuten eine geringere Verfügbarkeit der “Produktionsanlage” Flugzeug. Anders als in Produktionsbetrieben können Ausfallzeiten von Flugzeugen nicht durch auf Lager produzierte Einheiten überbrückt werden.14 Jeder Ausfall eines Flugzeugs ist mit entgangenen Erträgen bei gleichzeitig weiter bestehenden fixen Kosten15 und eventuellen Zusatzkosten16 verbunden. Eine geringere Verfügbarkeit ihrer Flugzeuge führt letztlich für Fluggesellschaften zu höheren Kosten je Produktionseinheit und zu Wettbewerbsnachteilen. Die Verfügbarkeit von Flugzeugen wird massgeblich durch die für die Instandhaltung erforderlichen Bodenzeiten bestimmt. Bodenzeiten entstehen sowohl für geplante Instandhaltungsarbeiten als auch für ungeplant durchzuführende Störungsbehebungen. Ziel der Instandhaltung ist es, eine geringe Gesamtbodenzeit beziehungsweise eine hohe Gesamtverfügbarkeit der Flugzeuge zu erreichen und so zu tiefen Kosten je Produktionseinheit oder Stückkosten der Fluggesellschaften beizutragen. 10 11 12 13 14 15 16 Die freiwillige Verpflichtung zur Einhaltung gewisser Standards erfolgt durch die Unterzeichung des EU/ECAC Airline Passenger Service Commitments beziehungsweise des US-amerikanischen Plans “Customer First“. vgl. ECAC (2001); Rhoades/Waguespack (2001), S. 469 Doganis (2002), S. 24; O’Connor (2001), S. 5; Pompl (2002), S. 40 Eine Differenzierung über das Kann-Kriterium “Komfort“ ist jedoch in der Regel nur dann erfolgversprechend, wenn die Muss-Kriterien Sicherheit und Zuverlässigkeit erfüllt werden. vgl. Shaw (1999), S. 154 vgl. Holloway (2002), S. 155; Pompl (2002), S. 40, 94, 98-101 vgl. Anthony/Dearden/Govindarajan (1992), S. 769 zum Beispiel für Abschreibung beziehungsweise Leasing des Flugzeugs und Versicherungen zum Beispiel für die kurzfristige Einmietung eines Ersatzflugzeugs, Umbuchungen von Passagieren, Einsatz alternativer Transportmittel wie Bahn, Bus oder Mietwagen, Hotelübernachtungen oder Kompensationszahlungen 4 Einführung Laut Umfrageergebnissen rechnen Fluggesellschaften mit einem wachsenden Einfluss der Instandhaltungskosten auf ihren wirtschaftlichen Erfolg,17 die mit einem Betriebskostenanteil von 10% bis über 30%18 zu den grossen Kostenblöcke zählen.19 Nach der Liberalisierung des Zivilluftverkehrs erhöhten in jüngerer Zeit wirtschaftliche Stagnation und das Aufkommen von Billigfluggesellschaften den Kostendruck auf Fluggesellschaften. Selbst wenn das Wachstum der Billigfluggesellschaften sich in Zukunft verlangsamen20 und die Ticketpreise in der nächsten wirtschaftlichen Aufschwungphase steigen würden, bleibt die Reduktion der Stückkosten ein zentrales Thema für Fluggesellschaften.21 Die Möglichkeiten zur Kostenreduktion sind jedoch im ausgereiften Markt des Zivilluftverkehrs22 unter der existierenden Branchenstruktur mit Lieferantenmono- und oligopolen weitgehend ausgeschöpft.23 In der heutigen Struktur geben Fluggesellschaften den Kostendruck weiter an Lieferanten wie die Instandhaltung, die in einem wettbewerbsintensiven Käufermarkt arbeiten und eine entsprechend schwache Verhandlungsposition haben. Werden die Ziele Sicherheit, Zuverlässigkeit und Komfort als Qualitätsgrössen zusammengefasst, entsteht das “magische Dreieck” der Zieldimensionen Qualität, Zeit und Kosten. Die gleichzeitige Optimierung dieser Grössen ist eine Möglichkeit für Instandhalter, in der vom Hyperwettbewerb gekennzeichneten Branche erfolgreich zu sein.24 Dabei wird die gleichzeitige Verfolgung der Ziele jedoch durch konkurrierende Zielbeziehungen erschwert (Abbildung 2). Zwischen den Qualitätsgrössen Sicherheit, Zuverlässigkeit und Komfort auf der einen sowie der Bodenzeit und den Kosten auf der anderen Seite bestehen die konkurrierenden Beziehungen des “magischen Zieldreiecks“. Instandhaltungsarbeiten zur Gewährleistung von Sicherheit und Zuverlässigkeit und zur Einhaltung der festgelegten Standards hinsichtlich der Flugzeugerscheinung benötigen zu ihrer Durchführung Flugzeugbodenzeit 17 18 19 20 21 22 23 24 n.n. (1998) Der Anteil schwankt mit der unter anderem definitionsabhängigen Höhe der absoluten Instandhaltungskosten und der Höhe der übrigen Kosten. Für Regionalfluggesellschaften liegt er um 20% und damit rund doppelt so hoch wie bei traditionellen Netzwerkfluggesellschaften. vgl. zum Beispiel Beyer (2001), S. 72, S. 74 siehe Abschnitt 2.1.2 vgl. Binggeli/Pompeo (2002); McKinsey (2003) vgl. Button (2002), S. 16; Doganis (2002), S. 7 Der Zivilluftverkehr kann als ausgereift bezeichnet werden, da - die Technologien ausgereift sind und dominante Designs vorherrschen - ein Massenmarkt mit hoher Marktdurchdringung existiert - klare, relativ stabile Marktsegmente mit gut informierten Verbraucher präsent sind - ein garantiertes Qualitätsniveau bei fallenden Preise besteht - die Qualitätsansprüche der Verbraucher hoch sind und stetig steigen vgl. McGrath (2000), S. 450; Button (2002), S. 4 vgl. Button (2002); Costa/Harned/Lundquist (2002); siehe S. 28 vgl. Grüning (2002), S. 122-123 Einführung 5 und sind mit Kosten verbunden.25 Ein niederes Qualitätsniveau kann jedoch auch zu Zusatzkosten führen. Wird wenig präventive, geplante Instandhaltung durchgeführt, sind zwar Bodenzeit und Kosten zunächst gering und Sicherheits-, Zuverlässigkeits- und Flugzeugerscheinungsstandard können noch eingehalten werden. Im Lauf der Zeit werden jedoch zunehmend ungeplante Instandhaltungsarbeiten zur Störungsbehebung und Einhaltung der Standards anfallen, die Bodenzeit benötigen und Kosten verursachen. Für Fluggesellschaften kommen zu den Kosten für die vermehrte ungeplante Instandhaltung die erwähnten Ausfallkosten.26 Ein tiefes Qualitätsniveau resultiert also nicht unbedingt in tiefen Kosten sondern kann im Gegenteil kostenerhöhend wirken. Es kann allerdings ebenso wenig der Schluss gezogen werden, dass hohe Instandhaltungskosten ein Garant für ein hohes Sicherheitsniveau sind.27 Vielmehr gilt es, die konkurrierenden Ziele Qualität, das heisst Sicherheit, Zuverlässigkeit und Komfort, sowie Zeit und Kosten integriert zu optimieren. Im Optimum verhalten sich die Zielgrössen dann insofern komplementär, als der geforderte Standard hinsichtlich Sicherheit, Zuverlässigkeit und Komfort mit geringst möglicher Bodenzeit und geringst möglichen Kosten erreicht wird und eine Erhöhung beziehungsweise Senkung des Standards zu zusätzlicher Bodenzeit und zusätzlichen Kosten führen würde.28 Kurze Instandhaltungsbodenzeiten können erreicht werden, indem ressourcenbedingte Liegezeiten vermieden werden. Dafür benötigt der Instandhalter ausreichend Personal und Material, was wiederum mit Kosten verbunden ist. Bodenzeit und Kosten stehen hier in konkurrierender Beziehung. Es gilt abzuwägen, mit welchem Aufwand eine bestimmte Bodenzeit erreicht werden soll. Auch die Qualitätsgrössen Sicherheit, Zuverlässigkeit und Komfort können sich konkurrierend verhalten. Im Flugbetrieb kann Sicherheit durch geringere Zuverlässigkeit oder Abstriche beim Komfort erkauft werden, beispielsweise wenn Instandhaltungsverantwortliche aus Sicherheitsgründen entscheiden, ein Flugzeug nicht für den Flug freizugeben oder der Start sich wegen der Behebung einer Störung verzögert. Es kommt zu technisch bedingten Unregelmässigkeiten und einem weniger zuverlässigen Flugbetrieb oder Komforteinbussen, die Gewährleistung der Sicherheit geschieht auf Kosten von Zuverlässigkeit oder Flugzeugerscheinung. Auch Komfort und Zuverlässigkeit können sich 25 26 27 28 Verschiedene Untersuchungen gehen der Frage nach, ob der mit der Deregulierung verbundene Kostendruck zur Verminderung des Sicherheitsniveaus führte. Dabei stellt Rose einen Zusammenhang zwischen dem finanziellen Erfolg von Fluggesellschaften und deren Sicherheitsniveau fest. Rose (1990) Kennet stellt fest, dass die Triebwerkinstandhaltung effizienter gestaltet wurde, ohne dass es zu mehr Triebwerkausfällen kam. Kennet (1994) Ausfallkosten werden hier nicht zu den Instandhaltungskosten gerechnet. vgl. Männel (1992), S. 731 vgl. Rhoades/Waguespack (2001), S. 474 vgl. MacLean/Richman (1999) 6 Einführung konkurrieren. Falls eine Störung der Kaffeemaschine behoben wird und sich der Abflug dadurch verzögert, führt das zwar zu einem höheren Komfort für die Passagiere, gleichzeitig aber zu einer geringeren Zuverlässigkeit des Flugbetriebs. Die Entscheidung kann allerdings ebenso für einen pünktlichen Abflug zu Lasten der Kaffeemaschine fallen. Abbildung 2: Zielsystem der Flugzeuginstandhaltung Hinsichtlich ihres Erfolgsbeitrags für Fluggesellschaften ist die Instandhaltung heute in einer paradoxen Situation: Einerseits ist sie Voraussetzung für die im Luftverkehr unabdingbare Sicherheit sowie die von den Passagieren grundsätzlich erwartete Zuverlässigkeit und damit ein unverzichtbares Element in der Wertschöpfungskette einer Flugreise. Andererseits bieten Sicherheit und Zuverlässigkeit heute im Zivilluftverkehr keine Wettbewerbsvorteile mehr. Die Instandhaltung kann nur über die weitere Reduktion der mit ihr zwangsläufig verbundenen Kosten zur Wettbewerbsfähigkeit einer Fluggesellschaft beitragen.29 Dabei liegen die Instandhaltungskosten wesentlich beeinflussende Grössen wie Sicherheitsbestimmungen, Flugzeugtyp, Flugzeugalter, Flottenzusammensetzung, Flugplan oder Kabinenausstattung im allgemeinen ausserhalb des Entscheidungsbereichs der Instandhaltung,30 ihr Handlungsspielraum ist eng. 29 30 vgl. McGrath (2000), S. 451 vgl. Biedermann (1992b), S. 728 Einführung 7 Im Gegensatz zu früher sind heute viele Instandhalter als marktorientierte Unternehmen in einem qualitäts- und kostenbewussten Käufermarkt tätig.31 Traditionell war die Flugzeuginstandhaltung Funktionsbereich einer Fluggesellschaft. Unter zunehmendem Kostendruck suchten und suchen Fluggesellschaften nach neuen, effizienteren Organisationsformen und lagern Funktionen wie die Instandhaltung aus.32 Dabei folgt die Entwicklung der Instandhaltungsbranche wie in Abbildung 3 skizziert der zyklisch geprägten der Fluggesellschaften.33 Abbildung 3: Entwicklung der Instandhaltungsbranche34 In der Phase steigender Flugzeugkapazitäten steigt auch der Bedarf an Instandhaltung, es folgen Investitionen und Unternehmensgründungen. Da dies zeitlich verzögert zum Kapazitätsaufbau der Fluggesellschaften geschieht, ist der Instandhaltungsmarkt zunächst von Unterkapazitäten geprägt. Dies ändert sich, sobald die Fluggesellschaften ihre Kapazitäten infolge zurückgehender Nachfrage reduzieren. Es kommt zu Überkapazitäten in 31 32 33 34 Lewis/Viega (1999), S. 7 vgl. Lewis/Viega (1999), S. 4; Michaels (2003) siehe S. 27 zum konjunkturabhängigen Geschäftszyklus von Fluggesellschaften Quelle: Lewis/Viega (1999), S. 2 8 Einführung der Instandhaltung, was zum Ausscheiden von Unternehmen und schliesslich zur Konsolidierung führt.35 Nach dem Privatisierungs- und Auslagerungstrend der 1990er Jahre, der zu selbständigen Unternehmen wie Lufthansa Technik oder SR Technics führte, ist als aktueller Trend das zunehmende Angebot von Instandhaltungs- und verwandten Dienstleistungen durch Fluggeräthersteller zu beobachten.36 Die bereits bestehenden Überkapazitäten in der Flugzeuginstandhaltung werden dadurch weiter erhöht, der Wettbewerb intensiviert, der Qualitäts- und Kostendruck verstärkt. Veränderungen bei Umfeld und Organisation wie die geschilderten der Flugzeuginstandhaltung bedingen Änderungen bei der Leistungsmessung.37 Im Gegensatz zu früher, als für die Flugzeuginstandhaltung die operationelle Leistungsfähigkeit mit der Sicherstellung von Sicherheit und Zuverlässigkeit im Vordergrund stand, ist heute zusätzlich die finanzielle Leistungsfähigkeit erfolgsentscheidend.38 Damit gewinnen für das Management der Flugzeuginstandhaltung die mehrdimensionale Zielverfolgung und die finanzielle Ergebnisanalyse an Bedeutung. Für ein der heutigen Situation angemessenes Performance Measurement können folgende Anforderungen formuliert werden: − Die Einflussfaktoren auf die Zielgrössen Sicherheit, Zuverlässigkeit, Komfort, Bodenzeit und Kosten sollen aufgezeigt werden, damit deren gleichzeitige Optimierung unterstützt werden kann. − Die Instandhaltungskosten sollen verursachergerecht abgebildet werden, damit nachvollziehbar ist, wofür welche Kosten in welcher Höhe anfallen und kostenwirksame Verbesserungspotentiale erkannt werden können. − Bei der Planung sollen ausgehend von den erwarteten Instandhaltungsereignissen die benötigten Ressourcen und die mit ihrem Einsatz verbundenen Kosten bestimmt werden, damit durchgängige Plan-Ist-Abweichungsanalysen möglich sind. − Informationen sollen integriert, fokussiert und strukturiert bereitgestellt werden, damit der einseitigen Optimierung beispielsweise nur der Zuverlässigkeit oder der Kosten entgegengewirkt und die Informationsverarbeitung erleichtert werden kann. Die genannten Anforderungen wurden von der Leistungsmessung eines Flugzeuginstandhalters nicht zufriedenstellend erfüllt. Diese Situation war der Auslöser für die vorliegende Arbeit. 35 36 37 38 vgl. Lewis/Viega (1999), S. 2 Arnoult (2002); Flint (2002); Lewis/Viega (1999), S. 5; n.n. (2001); S. 67, n.n. (2002) vgl. Atkinson (1992), S. 18-21 vgl. Lewis/Viega (1999), S. 8 Einführung 1.2 9 Zielsetzung Die Forschungsfrage setzt an den oben festgehaltenen Anforderungen an die Leistungsmessung in der Flugzeuginstandhaltung an und wurde wie folgt formuliert: Wie kann das Performance Measurement in der Flugzeuginstandhaltung − die Einflussfaktoren auf die Zielgrössen Sicherheit, Zuverlässigkeit, Komfort, Bodenzeit und Kosten darstellen − die Instandhaltungskosten verursachergerecht abbilden − eine durchgängige Planung sicherstellen − Informationen integriert, fokussiert und strukturiert bereitstellen? Die die Zielgrössen beeinflussenden Faktoren sollen in Form eines Wertfaktorenmodells dargestellt werden. Zur verursachergerechten Abbildung der Instandhaltungskosten soll eine geeignete Kostenrechnungsstruktur beschrieben werden. Für die durchgängige Planung soll eine entsprechende Planungsmethode vorgestellt und zur integrierten, fokussierten und strukturierten Informationsbereitstellung sollen geeignete Berichtsformen ausgewählt werden. Ziel der Arbeit ist somit die Entwicklung beziehungsweise Beschreibung − der Wertfaktoren der Flugzeuginstandhaltung sowie anforderungsgerechter − Kostenrechnungsstruktur − Planungsmethode − Berichte. Die Arbeit richtet sich zum einen an Praktiker und Interessierte der Flugzeuginstandhaltung. Ihnen möchte sie Anregungen für die Gestaltung des Performance Measurements in diesem Bereich geben. Zum anderen wendet sie sich an Performance MeasurementInteressierte, die sich für spezielle Anwendungszusammenhänge des Performance Measurements interessieren. 1.3 Forschungstheoretischer Hintergrund Bei der Suche nach Lösungen für das Performance Measurement in der Flugzeuginstandhaltung konnten keine Arbeiten gefunden werden, die die Forschungsfrage beantworten. Neben einer Arbeit aus dem Jahr 198739, die sich mit der Leistungsmessung in der Flugzeuginstandhaltung befasst, gibt es Veröffentlichungen zum Management der Flugzeugin39 Reilly (1987) 10 Einführung standhaltung40 sowie Ansätze zur Lösung von Teilaspekten wie der Wettbewerbsstrategie41, der Kostenanalyse im Rahmen der Flugzeugevaluation42, der Qualitätssicherung 43 und -kostenkontrolle44, der Arbeitskapazitätsplanung45, der Bemessung der Hangarkapazität46 oder der Optimierung der Ersatzteillagerhaltung47. Weitere Arbeiten, die eine dieser Arbeit ähnliche Ausrichtung haben, befassen sich mit der Leistungslenkung und -messung der Instandhaltung von Produktionsanlagen48 oder Schienenfahrzeugen49. Abbildung 4 stellt die gefundenen Arbeiten zusammen und macht die Lücke deutlich, die mit der vorliegenden Arbeit geschlossen werden soll. Abbildung 4: Relevanz der Arbeit 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 Friend (1992) Huang (2002) Hearn (1998) Wu (1994) Liang (1995) Kroon (1990); Zimba (1987) Echtermeyer (1990) Mohammad (1987); Shajahan (1986) Biedermann (1985) Zerbst (2000) Einführung 11 Der Forschungsrahmen50 in Abbildung 5 zeigt die für die Arbeit relevanten Themen und stellt deren Zusammenhang dar. Abbildung 5: Forschungsrahmen Im Mittelpunkt steht das Zielsystem der Flugzeuginstandhaltung. Es ist Gegenstand des Performance Managements, der wertorientierten Leistungssteuerung, mit den Phasen Planung, Umsetzung, Überwachung und Anpassung. Das Performance Measurement unterstützt das Performance Management mit Methoden und Instrumenten zur Leistungsmessung, von denen in dieser Arbeit der Wertfaktorenansatz, Planungsmethoden, die Kostenrechnung und Berichte interessieren. Die vorliegende Arbeit basiert auf Ulrichs Vorstellung der Betriebswirtschaftslehre als anwendungsorientierter Wissenschaft.51 Deren Forschungsprozess beginnt und endet in der Praxis. Er umfasst die in Abbildung 6 genannten Schritte,52 bei denen in dieser Arbeit die aufgeführten Methoden eingesetzt wurden. 50 51 52 zum Zweck von Forschungsrahmen siehe Kubicek (1977); Rössl (1990) Ulrich (1981) Das Forschungsvorgehen zeigt Parallelen zu der von Kubicek vorgeschlagenen Konstruktionsstrategie empirischer Forschung. Kubicek (1977) Ulrich (1981), S. 20 12 Einführung Phase Inhalt Methode 1 Erfassung praxisrelevanter Probleme Expertengespräche, Befragung 2 Erfassung problemrelevanter Theorien und Konzepte Literaturstudium 3 Untersuchung des Anwendungszusammenhangs Expertengespräche, Dokumentenanalyse 4 Ableitung eines Gestaltungsmodells Synthese relevanter Erkenntnisse 5 Überprüfung des Gestaltungsmodells Fallstudie, Expertengespräche 6 Beratung der Praxis Beschreibung der Ergebnisse Abbildung 6: Forschungsprozess Die Arbeit entstand als Handlungsforschung53 im Rahmen einer Einzelfallstudie54. 1.4 Aufbau der Arbeit Der in Abbildung 7 dargestellte Aufbau der Arbeit orientiert sich am Forschungsprozess. In der Einführung wurde der Problemkreis skizziert: Es wurde aufgezeigt, unter welchen Prämissen die Flugzeuginstandhaltung heute operiert und welche Anforderungen an das Performance Measurement sich daraus ergeben. Im folgenden zweiten Kapitel wird zum einen auf Rahmenbedingungen, Funktion, Ziele, Aufgaben, Organisation und Kennzahlen der Flugzeuginstandhaltung eingegangen, zum anderen werden theoretische Punkte zum Performance Measurement behandelt. Das dritte Kapitel bildet den Kernpunkt der Arbeit mit der Beschreibung der entwickelten Lösungen für das Performance Measurement in der Flugzeuginstandhaltung. Deren Einsatz in der Praxis wird im vierten Kapitel beschrieben. Ihre Anwendung wird anhand einer anonymisierten Fallstudie dargestellt. Das abschliessende fünfte Kapitel fasst die gewonnenen Erkenntnisse zusammen und gibt einen Ausblick auf weitere Arbeitsfelder. 53 54 Zu den Merkmalen der Handlungsforschung siehe Elden/Chisholm (1993); Probst/Raub (1995). Zum Einsatz von Fallstudien in der Forschung siehe Eisenhardt (1989); Yin (1994). Einführung 13 Forschungsprozess Aufbau der Arbeit Phase Inhalt Kapitel 1 Erfassung praxisrelevanter Probleme 1 Einführung 2 Erfassung problemrelevanter Theorien und Konzepte 2 Grundlagen 3 Untersuchung des Anwendungszusammenhangs 4 Ableitung eines Gestaltungsmodells 3 Bausteine für das Performance Measurement in der Flugzeuginstandhaltung 5 Überprüfung des Gestaltungsmodells 4 Fallstudie 6 Beratung der Praxis 5 Zusammenfassung und Ausblick Abbildung 7: Aufbau der Arbeit 2 Grundlagen Die nächsten Abschnitte beschreiben wesentliche Umfeldfaktoren sowie Funktion, Aufgaben und Organisation der Flugzeuginstandhaltung und sollen ein Bild des Bereichs geben, in dem die zu entwickelnden Lösungen für das Performance Measurement eingesetzt werden sollen. Als Elemente der Leistungsmessung in der Flugzeuginstandhaltung werden einschlägige Kennzahlen diskutiert. Abschliessend wird der Begriff “Performance Measurement“ für diese Arbeit abgegrenzt. 2.1 Rahmenbedingungen der Flugzeuginstandhaltung Mit dem Sicherheitsregelwerk der Zivilluftfahrt und der Kostenstruktur von Fluggesellschaften werden im folgenden zwei Bereiche geschildert, die Entscheidungen und Aktivitäten der Instandhaltung massgeblich beeinflussen. Das Sicherheitsregelwerk legt einen engen Handlungsspielraum fest, die Kostenstruktur von Fluggesellschaften führt dazu, dass die Instandhaltung ein bevorzugtes Kostensenkungsobjekt ist. 2.1.1 Sicherheit im Zivilluftverkehr Der hohe Sicherheitsstandard im Zivilluftverkehr wurde durch technische bzw. organisatorische Entwicklungen bei Flugzeugen, Flugbetrieb, Flughäfen, Sicherheitsaufsicht und Sicherheitskultur laufend verbessert (Abbildung 8).55 Abbildung 8: Sicherheitsstatistik56 55 56 vgl. Matthews (2002) Eine Übersicht über die “Denkschulen“ zur Sicherheit im Luftverkehr und die zugehörige Literatur gibt McIntyre (McIntyre 2000). Quelle: ICAO (2003), S. 10 Grundlagen 15 Aktuelle Themenschwerpunkte zur weiteren Verbesserung des Sicherheitsstandards sind57 − die Durchsetzung einheitlicher Sicherheitsstandards Es bestehen zwar einheitliche, verbindliche Richtlinien zur Sicherheit im Zivilluftverkehr. Sie werden jedoch aus Gründen wie zum Beispiel Ressourcenmangel nicht überall gleich konsequent umgesetzt.58 − die Förderung von qualifizierten Fachkräften Es wird mittelfristig ein Unterangebot an qualifizierten Fachkräften wie Flugzeugmechanikern erwartet. Die dann absehbare Arbeitsüberlastung wird als potentielles Sicherheitsrisiko eingestuft. − die sicherheitskonforme Weiterentwicklung von Flugzeugen und Flugbetrieb Hier liegen die Probleme weniger in der technischen Machbarkeit von immer grösseren Flugzeugen, die immer höher, schneller und weiter fliegen als vielmehr im Menschen, der diese steuert, nutzt, instandhält und abfertigt, und im Umfeld, in dem dieses geschieht. − der sicherheitskonforme Einsatz von Informationstechnologie Informationstechnologie erleichtert die Integration von Teilsystemen des Zivilluftverkehrs. Entscheidend ist, die Systeme so zusammenzuführen und zu koordinieren, dass die Sicherheit des Gesamtsystems erhöht wird. − das Antizipieren von Sicherheitsfragen Sicherheit soll “vorausgedacht” werden. Dazu ist die Kenntnis der bestimmenden Faktoren des Zivilluftverkehrs und ihrer Wirkungsmechanismen erforderlich. Die Sicherheit soll hierbei nicht infolge des Strebens nach kurzfristigen finanziellen Erfolgen in den Hintergrund treten. Die Sicherheit im Zivilluftverkehr basiert auf einem feinmaschigen Netz von Sicherheitsbestimmungen59 mit den vier Eckpunkten60 − Registrierung von Flugzeugen − Zulassung von Flugzeugen 57 58 59 60 vgl. IATA (2003a), S. 9; Matthews (2002), S. 7-11 Massnahmen, die die Durchsetzung der Sicherheitsstandards verbessern sollen, sind das Universal Safety Oversight Audit Program (USOAP) der ICAO und das europäische Programm Safety Assessment of Foreign Aircraft (SAFA). siehe S. 18, S. 21 Die Sicherstellung eines hohen Sicherheitsniveaus über Vorschriften soll die möglicherweise ungenügende Regulierung über den Abnehmermarkt kompensieren. Eine nicht ausreichende Marktregulierung der Sicherheit kann unterstellt werden, da der Kunde beim Kauf eines Flugtickets die Sicherheit einer Fluggesellschaft nur begrenzt beurteilen kann. Rose (1992), S. 87 vgl. Gimblett/Hughes (2000), S. 9 16 Grundlagen − Genehmigung und Überwachung von Luftfahrtunternehmen sowie von Entwicklungs-, Herstellungs- und Instandhaltungsbetrieben − Lizenzierung von Personal Mit der Registrierung eines Flugzeugs wird festgelegt, welches Land für dessen Zulassung und Überwachung verantwortlich ist. Ein Flugzeug kann immer nur in einem Land registriert sein und unterliegt damit grundsätzlich dessen Vorschriften, auch bezüglich der Instandhaltung. Die Zulassung eines Flugzeugs bescheinigt dessen Lufttüchtigkeit. Nach der Erstzulassung muss die Lufttüchtigkeit durch Instandhaltung erhalten und durch Kontrollen laufend bestätigt werden. Neben dem Flugzeug selbst müssen die Unternehmen, die Flugzeuge einsetzen, entwickeln, herstellen und instandhalten Mindeststandards erfüllen, um einen sicheren und effizienten Luftverkehr zu gewährleisten. Schliesslich bestehen an die Mitarbeiter mit sicherheitsrelevanten Schlüsselfunktionen wie das Instandhaltungspersonal Anforderungen, deren Erfüllung durch die persönliche Lizenzierung nachgewiesen werden muss. Zu den genannten Gebieten bestehen abgestimmte Regelungen auf globaler, regionaler, nationaler und Unternehmensebene. Sie werden von den zuständigen Organisationen erarbeitet und herausgegeben und haben für deren Mitglieder verbindlichen bzw. empfehlenden Charakter. Weltweit gültige sicherheitsrelevante Bestimmungen werden von der International Civil Aviation Organisation (ICAO) herausgegeben. Für Europa liegt die Erarbeitung bzw. Verabschiedung solcher Bestimmungen bei der European Aviation Safety Agency (EASA) bzw. der Europäischen Kommission (EU). Auf nationaler Ebene sind für flugsicherheitsrelevante Vorschriften die jeweiligen Ministerien und nachgeordneten Behörden verantwortlich.61 Abbildung 9 gibt einen Überblick über die bestehenden Regelungen, die im folgenden mit Blick auf die Instandhaltung erläutert werden. 61 In den USA sind regionale und nationale Ebene identisch. Mit der EASA sollte eine der amerikanischen Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) bzgl. Sicherheitsregelungen ebenbürtige europäische Einrichtung geschaffen werden. vgl. http://www.easa.eu.int/context_en.html, 03.11.2003 Grundlagen 17 Abbildung 9: Sicherheitsbestimmungen der Zivilluftfahrt Das Abkommen von Chicago62 einschliesslich seiner Anhänge bildet das globale Basisdokument für das Regelwerk der Zivilluftfahrt. In den 18 Anhängen finden sich Regelungen in Form von sogenannten “Standards” mit verbindlichem und “Recommended Practices” mit empfehlendem Charakter, deren einheitliche Anwendung als notwendig bzw. wünschenswert im Hinblick auf die Sicherheit, Regelmässigkeit und Effizienz des Zivilluftverkehrs erachtet wird. Artikel 17 bis 21 und Anhang 7 regeln die Registrierung von Flugzeugen. Es wird unter anderem festgelegt, dass ein Flugzeug die Nationalität des Landes hat, in dem es registriert ist und nur in einem Land registriert sein kann. Anhang 8 bezieht sich auf die Zulassung von Flugzeugen. Gemäss Artikel 31 des Abkommens von Chicago muss jedes Flugzeug eine Lufttüchtigkeitsbescheinigung haben, die vom Registrierland ausgestellt wird. Anhang 8 beinhaltet Bedingungen für die Lufttüchtigkeit und das Vorgehen bei der Ausstellung der Lufttüchtigkeitsbescheinigung. Weiter wird festgelegt, dass lufttüchtigkeitsrelevante Informationen zwischen Registrier-, Entwicklungs- und Herstellland des Flugzeugs ausgetauscht werden müssen. Darunter fallen beispielsweise sicherheitsrelevante technische Änderungen an Flugzeugen oder 62 ICAO (1944) siehe Gimblett/Hughes (2000), S. 9-12 für eine sicherheitsbezogene Erläuterung des Abkommens siehe Groenewege (1996), S. 547-559 für eine allgemeine Erläuterung der Anhänge des Abkommens 18 Grundlagen Komponenten, die in Form von Lufttüchtigkeistanweisungen bzw. Änderungsanweisungen publiziert werden. Der sichere Einsatz von Flugzeugen soll über die Regelungen des Anhangs 6 gewährleistet werden. Dessen zentraler Punkt ist, dass Unternehmen Flugzeuge nur dann betreiben dürfen, wenn sie dazu eine Betriebsgenehmigung haben. Die Betriebsgenehmigung wird von der verantwortlichen nationalen Behörde erteilt und bezeugt, dass das Unternehmen die einschlägigen Bestimmungen für Luftfahrtunternehmen erfüllt. Dazu gehören auch Bestimmungen bezüglich der Sicherstellung der Lufttüchtigkeit und damit der Instandhaltung der eingesetzten Flugzeuge. Die Kompetenz der Personen mit sicherheitsrelevanten Funktionen wie dem Instandhaltungspersonal soll über Anhang 1 sichergestellt werden. Hier finden sich Spezifikationen zur verlangten Qualifikation und Ausbildung. Die Regelungen des Abkommens von Chicago und seiner Anhänge sind dem aktuellen Stand von Wissen und Technik entsprechende Mindeststandards, die von den Mitgliedsländern umgesetzt werden müssen bzw. sollen. Es ist den Mitgliedsländern freigestellt, strengere Regelungen zu erlassen. Von den Regelungen des Abkommens von Chicago abweichende nationale Bestimmungen werden gegenseitig anerkannt, wenn sie den dort gesetzten Mindeststandard erfüllen. Durch das Prinzip der gegenseitigen Anerkennung von Mindeststandards wird für den Zivilluftverkehr ein globales System an Sicherheitsregelungen garantiert. Sicherheitslücken können dann auftreten, wenn die bestehenden Regelungen beispielsweise aus Ressourcenmangel nicht bzw. nicht vollumfänglich umgesetzt werden. Um bei der Umsetzung festgestellten Mängeln entgegenzuwirken, lancierte die ICAO das Universal Safety Oversight Audit Program (USOAP). Es setzt bei den Überwachungsorganen an. Sein Ziel ist die Feststellung und Behebung von Schwachstellen bei der Überwachung der Einhaltung von Regelungen.63 Das europäische Regelwerk basiert auf den Bestimmungen des Abkommens von Chicago.64 Ausgangspunkt ist die Grundverordnung “zur Festlegung gemeinsamer Vorschriften für die Zivilluftfahrt und zur Errichtung einer Europäischen Agentur für Flugsicherheit”65 Sie beinhaltet grundlegende Anforderungen zur Gewährleistung eines einheitlichen, hohen Sicherheitsniveaus im europäischen Zivilluftverkehr. Es wird festgelegt, dass Flugzeuge über eine Musterzulassung für den Flugzeugtyp und über ein individuelles Luft63 64 65 ICAO (2003), S. 11 EU (2002), Abs. (5) EU (2002) Grundlagen 19 tüchtigkeitszeugnis verfügen müssen. Letzteres gilt, solange das Flugzeug ordnungsgemäss instandgehalten wird. Die Instandhaltung muss durch Organisationen erfolgen, die nachweislich dazu befähigt sind und eine entsprechende Zulassung haben. Auch vom Instandhaltungspersonal und von dessen Ausbildungsorganisationen werden Befähigungsnachweise in Form von Personalzeugnissen bzw. Organisationszulassungen verlangt. Die nachgeordneten Regelungen und ihre Anhänge sind Durchführungsbestimmungen “für die Erteilung von Lufttüchtigkeits- und Umweltzeugnissen für Luftfahrzeugnisse und zugehörige Erzeugnisse, Teile und Ausrüstungen sowie für die Zulassung von Entwicklungs- und Hestellbetrieben” mit Anhang Teil-2166 (kurz: Verordnung Zertifizierung) und bzgl. der “Aufrechterhaltung der Lufttüchtigkeit von Luftfahrzeugen und luftfahrttechnischen Erzeugnissen, Teilen und Ausrüstungen und die Erteilung von Genehmigungen für Organisationen und Personen, die diese Tätigkeit ausführen” mit den Anhängen Teil-M, Teil-145, Teil-66, Teil-14767 (kurz: Verordnung Lufttüchtigkeit) Die Verordnung Zertifizierung enthält die Bedingungen und Verfahren für die Erteilung und Erhaltung von Musterzulassungen und Lufttüchtigkeitszeugnissen sowie von Organisationszulassungen für Entwicklungs- und Herstellbetriebe. Sie schreibt vor, dass der Inhaber einer Musterzulassung für einen Flugzeugtyp über ein Datensystem zur Erfassung und Analyse von sicherheitsrelevanten Vorkommnissen dieses Flugzeugtyps verfügen, die Vorkommnisse der EASA innerhalb von 72 Stunden melden, die Ursache der Störung ermitteln und Massnahmen zur Behebung erarbeiten und einführen und die EASA darüber informieren muss. Hierbei ist der Inhaber der Musterzulassung auf enge Zusammenarbeit mit der Instandhaltung angewiesen. Wenn an einem Flugzeug ein unsicherer Zustand festgestellt wurde, der auch an anderen Flugzeugen auftreten kann, muss von der EASA eine Lufttüchtigkeitsanweisung (LTA) herausgegeben werden. Luftttüchtigkeitsanweisungen beinhalten Massnahmen, durch die der unsichere Zustand behoben wird. Zur Ausstellung einer Lufttüchtigkeitsanweisung muss der Inhaber der Musterzulassung des betroffenen Flugzeugtyps die Massnahmen zur Behebung des Mangels der EASA vorlegen. Nach der Genehmigung durch die Agentur muss er allen Betreibern oder Besitzern eines betroffenen Flugzeugs die Anleitung zur Durchführung der Massnahmen bekannt machen. Die Instandhaltung ist je nach Lufttüchtigkeitsanweisung in deren Erarbeitung und Durchführung involviert. 66 67 EU (2003a) EU (2003b) 20 Grundlagen Für die Instandhaltung relevant sind ausserdem die in der Verordnung geregelte Kennzeichnung von technischen Produkten und das Verfahren zur Genehmigung von Reparaturen. Die Verordnung Lufttüchtigkeit befasst sich mit der Erhaltung der Lufttüchtigkeit. Ihre Anhänge enthalten Details zu den Bereichen − − − − Anforderungen an die Aufrechterhaltung der Lufttüchtigkeit (Teil-M)68 Erteilung von Genehmigungen für Instandhaltungsbetriebe (Teil-145)69 Freigabeberechtigtes Personal (Teil-66)70 Anforderungen an Ausbildungsbetriebe (Teil-147)71 Teil-M konkretisiert die Massnahmen zur Erhaltung der Lufttüchtigkeit und legt die grundsätzlichen Anforderungen an die verantwortlichen Personen und Organisationen fest. Verantwortlich für die Erhaltung der Lufttüchtigkeit ist der Flugzeugbesitzer, betreiber oder ein von diesen Beauftragter. Er stellt sicher, dass das Flugzeug in einem lufttüchtigen Zustand ist und gemäss dem genehmigten Instandhaltungsprogramm instandgehalten wird. Das Instandhaltungsprogramm mit Details zu den Instandhaltungsarbeiten muss seinerseits den Anforderungen des Inhabers der entsprechenden Musterzulassung, der zuständigen nationalen Behörde und abweichenden, von der Behörde genehmigten Anforderungen des Flugzeugbesitzers genügen. Für die durchgeführten Instandhaltungsarbeiten ist die durchführende Person bzw. Organisation verantwortlich. Sowohl die Instandhaltungsorganisation als auch der Betreiber des Flugzeugs müssen über eine einschlägige Zulassung verfügen. Um die Erhaltung der Lufttüchtigkeit sicherzustellen wird vorgeschrieben, dass Vorflugkontrollen durchgeführt, sicherheitsrelevante Mängel behoben, die Instandhaltung gemäss dem genehmigten und nachweislich effektiven Instandhaltungsprogramm durchgeführt, relevante Lufttüchtigkeitsansweisungen und ähnliche Massnahmen umgesetzt und bei Bedarf vor der Umsetzung strukturiert evaluiert sowie Flugtests durchgeführt werden müssen. Instandhaltungsarbeiten dürfen nur nach den aktuell gültigen Anweisungen und unter Verwendung zertifizierter Teile durchgeführt werden. Desweiteren wird verlangt, dass nach der Durchführung von Instandhaltungsarbeiten vor einem Flug eine Freigabebescheinigung für das Flugzeug auszustellen ist und dass für jedes Fluzgeug ein Bordbuch, ein Technisches Bordbuch sowie je ein Betriebstagebuch für die Triebwerke, Propeller und bestimmte Komponenten zu führen sind. 68 69 70 71 EU (2003b), S. 4-48 EU (2003b), S. 49-73 EU (2003b), S. 74-151 EU (2993b), S. 152-165 Grundlagen 21 An die Organisationen, die Instandhaltungsarbeiten durchführen, werden Anforderungen unter anderem bzgl. ihres Betriebshandbuchs, der Infrastruktur und des Personals gestellt. Diese Anforderungen werden im Anhang Teil-145 weiter konkretisiert. Die Anhänge Teil-66 und Teil-147 enthalten Bestimmungen zum Instandhaltungspersonal und zu Organisationen, die dieses ausbilden. Es werden die erforderlichen Qualifikationen und deren Nachweis sowie Inhalt und Aufbau der Ausbildung festgelegt. Für alle Bestimmungen werden die zuständigen Behörden und deren Aufgaben im Zusammenhang mit ihrer Überwachungsfunktion spezifiziert. Die Behörden selbst müssen ihrerseits bestimmte Anforderungen erfüllen. Die erläuterten Verordnungen haben für die EU-Mitgliedsländer verbindlichen Charakter. Sie können jedoch abweichende Massnahmen ergreifen, wenn diese ein mindestens gleichwertiges Sicherheitsniveau garantieren. Die Prinzipien des Mindeststandards und der gegenseitigen Anerkennung von Regelungen bei Erfüllung des Mindeststandards führen zu einem europäischen System von Sicherheitsregelungen analog dem globalen ICAO-System. Um bestehende Unterschiede bei der Umsetzung von Sicherheitsregelungen zu minimieren, wurde in Europa das Programm Safety Assessment of Foreign Aircraft (SAFA) ergänzend zum oben erwähnten UNSOAP der ICAO eingeführt. Innerhalb des SAFA-Programms werden Flugzeuge stichprobenmässig nach einem einheitlichen Vorgehen inspiziert und die Ergebnisse in einem Standardformat festgehalten. Festgestellte Mängel werden mit dem Flugzeugbetreiber und der zuständigen nationalen Behörde aufgenommen und müssen behoben werden.72 Durch die Grundverordnung “zur Festlegung gemeinsamer Vorschriften für die Zivilluftfahrt und zur Errichtung einer Europäischen Agentur für Flugsicherheit” wird die Gesetzgebung von der nationalen hin zur europäischen Ebene verschoben. Auf nationaler Ebene stehen daher exekutive Funktionen im Vordergrund, das heisst die Umsetzung der einschlägigen Bestimmungen und deren Überwachung. Das internationale, regionale und nationale Regelwerk findet seine Fortsetzung auf Unternehmensebene. Instandhaltungsbetriebe arbeiten in einer von ihnen erstellten und von der zuständigen Behörde genehmigten und laufend überprüften Organisation und Infrastruktur. Diese muss gemäss oben genannter Verordnungen in einer Betriebsdokumentation beschrieben und der Dokumentation entsprechend gelebt werden. Die Betriebsdokumentation muss unter anderem enthalten: − den Arbeitsumfang der Organisation − die verantwortlichen Personen und deren Kompetenzen 72 vgl. http://www.jaa.nl/safa/safa.html, 03.11.2003 22 Grundlagen die freigabeberechtigten Personen die Abläufe zur Sicherstellung einer ordnungsgemässen Instandhaltung eine Beschreibung der Infrastruktur eine Beschreibung des Qualitätssystems die Luftfahrtunternehmen, für die die Organisation Instandhaltungsarbeiten durchführt − die Subauftragnehmer und Lieferanten der Organisation − die Aussenstationen des Unternehmens − − − − − 2.1.2 Kosten im Zivilluftverkehr Der Zivilluftverkehr genoss bis zur Liberalisierung ab den 1980er Jahren73 die Vorteile einer wirtschaftlich regulierten Branche, in der die Produktionskosten eine untergeordnete Rolle spielten. Mit der wirtschaftlichen Deregulierung, das heisst der weitgehenden Aufhebung der staatlichen bzw. quasistaatlichen Kontrolle von Verkehrskapazitäten und Preisen, wuchs der Wettbewerbsdruck für Fluggesellschaften.74 Das Streben nach der Sicherung von Marktanteilen bei zunehmender Konkurrenz führte zu fallenden Ticketpreisen. Um wirtschaftlich erfogreich zu sein mussten und konnten die Kosten entsprechend reduziert werden.75 Das Aufkommen von Billigfluggesellschaften führte zu einer neuen Runde im Preiskampf.76 Die Kosten von Fluggesellschaften können anhand verschiedener Kriterien eingeteilt werden. Einen Rahmen zur Einteilung der Kosten nach Kostenartengruppen liefert die ICAO Kostenklassifizierung.77 Sie wird nahezu deckungsgleich von den Branchenverbänden International Air Transport Association (IATA) und Association of European Airlines (AEA) verwendet.78 Abbildung 10 gibt einen Überblick. 73 74 75 76 77 78 Die Deregulierung erfolgte in Europa in drei Phasen zwischen 1988 und 1993. siehe Button (2002), S. 20 für einen Überblick über den Inhalt der Phasen Infolge der Liberalisierung des europäischen Zivilluftverkehrs stiegen das Streckenangebot, die Bedienungsfrequenz und die Anzahl Fluggesellschaften. siehe Button (2002), S. 21-22 und die dort zitierten Studien vgl. Doganis (2002), S. 12 Billigfluggesellschaften unterscheiden sich von traditionellen Netzwerkfluggesellschaften unter anderem dadurch, dass sie aufgrund ihres Geschäftsmodells geringere Produktionskosten haben und diese in Form von bis zu 5070% tieferen Preisen an die Kunden weitergeben. vgl. Binggeli/Pompeo (2002), S. 89-91; Pompl (2002), S. 116-123 Doganis (2002), S. 75-76 siehe AEA (2003b), S. 13-16; 26-30; IATA (2001), S. 19-26 Grundlagen 23 Nichtbetriebliche Kosten Betriebliche Kosten Direkte Betriebskosten Buchverluste Flugbetrieb Darlehenszinsen Personalkosten und Spesen Cockpitbesatzung Verluste aus Beteiligungen Treibstoff und Öl Verluste aus Finanzgeschäften Flughafen-, Flugsicherungs-, Überfluggebühren Steuern Flugzeugversicherung Miete, Leasing Flugzeuge und Cockpitbesatzung Flugzeuginstandhaltung Materialkosten Personalkosten Abschreibungen und Amortisation Abschreibung auf Fluggerät Abschreibung auf Betriebseinrichtungen Amortisation Entwicklungs- und Schulungskosten Indirekte Betriebskosten Stations- und Bodenkosten Personalkosten Bodenpersonal Infrastruktur und Transport Abfertigungsgebühren Passagierdienste Personalkosten und Spesen Kabinenpersonal Übrige Kosten Passagierdienste Passagierversicherungen Buchung, Verkauf und Vertrieb Allgemeine Verwaltung Übrige Betriebskosten Abbildung 10: Kostenklassifizierung für Fluggesellschaften79 Die Kosten werden eingeteilt in betriebliche und nichtbetriebliche Kosten. Bei den Betriebskosten werden direkte Betriebskosten und indirekte Betriebskosten unterschieden. Direkte Betriebskosten hängen vom Flugzeugtyp ab, das heisst ihre Höhe ändert sich, wenn ein anderer Flugzeugtyp eingesetzt wird. Die direkten Instandhaltungskosten mit Personal- und Materialkosten für die Durchführung der Instandhaltungsarbeiten gehören zu den direkten Betriebskosten. Demgegenüber sind indirekte Betriebskosten unabhängig vom eingesetzten Flugzeugtyp.80 Die Einteilung der Kosten hat Interpretationsspielraum – zum Beispiel kann das administrative Instandhaltungspersonal entweder zu den In- 79 80 vgl. Doganis (2002), S. 76, S. 79 Doganis (2002), S. 78 24 Grundlagen standhaltungskosten oder zu den Bodenkosten zählen – und wird von den Flugggesellschaften in Varianten verwendet.81 Entscheidungen über die Aufnahme oder Streichung von Strecken und die Festlegung von Preisen basieren auf Deckungsbeitragsrechnungen und einer Unterscheidung zwischen variablen und fixen Betriebskosten. Variabel sind in diesem Zusammenhang Kosten, die von der Durchführung von einem oder mehreren Flügen abhängen wie Kosten für Treibstoff, Flughafengebühren oder Passagierverpflegung. Fixe Kosten fallen unabhängig von der Durchführung des aktuellen Produktionsprogramms an, zum Beispiel Kosten für Leasing oder für das Bodenpersonal.82 Abbildung 11 zeigt die variablen und fixen Kostenanteile am Beispiel British Airways. Abbildung 11: Variable und fixe Betriebskostenanteile83 Mit dem Entscheid über Netzwerk und Flotte werden 60% der Kosten mittel- bis langfristig festgelegt. Die flugstunden- und flugabhängigen direkten Instandhaltungskosten 81 82 83 Doganis (2002), S. 78 Baldanza (1999), S. 153-155; Doganis (2002), S. 92-97 Quelle: Doganis (2002), S. 96 Grundlagen 25 machen 6% der Kosten aus. Durch Auslagerung der Instandhaltung wird versucht, den fixen Kostenanteil von im Beispiel 4% zu reduzieren und damit die Fixkostendeckung zu erhöhen. Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit einer Fluggesellschaft ist das Verhältnis der Kosten je Produktionseinheit zum Ertrag je Produktionseinheit.84 Als Produktionseinheit werden in der Regel die angebotenen Sitzkilometer (ASK) oder die angebotenen Tonnenkilometer (ATK) verwendet. Die Kosten je angebotenem Sitz- oder Tonnenkilometer, ausgedrückt zum Beispiel in Cents je ASK oder ATK, eignen sich für die Beurteilung der Leistungsfähigkeit auf Unternehmensebene. Für das operative Management sind sie jedoch aufgrund ihres hohen Aggregationsniveaus als Steuerungsgrösse ungeeignet. Hier bieten aktivitätsorientierte Kostensätze, im folgenden als Stückkosten bezeichnet, Vorteile. Sie können im Gegensatz zu den Kosten je angebotenem Sitz- oder Tonnenkilometer direkt von den Verantwortlichen über Massnahmen angesteuert werden. Wenn die Stückkosten durch die Fluggesellschaft selbst massgeblich beeinflussbar sind, hat diese die Möglichkeit, ihre Kosten “in den Griff zu bekommen”. Abbildung 12 zeigt die üblicherweise verwendeten Stückkostenarten85 und ihre Beeinflussbarkeit durch die Fluggesellschaft.86 Zusätzlich wird angegeben, welchen Anteil die absoluten Kosten der jeweiligen Kostengruppe an den Kosten einer Fluggesellschaft haben. Keinen direkten Einfluss haben Fluggesellschaften auf die Flughafen-, Flugsicherungsund Überfluggebühren. Die Besatzungskosten können durch Nutzung der maximal möglichen, durch Vorschriften geregelten Arbeitszeit reduziert werden. Der Treibstoffverbrauch kann durch Flugroute und -geschwindigkeit optimiert werden, durch Betankung der Flugzeuge an Destinationen mit tieferen Kerosinpreisen können die Kosten weiter gesenkt werden. Lieferantenoligopole führen zu einer nur geringen Beeinflussbarkeit von Kosten für Flugzeugleasing und -versicherung, Abfertigungsgebühren und Buchung.87 Bei der Produktgestaltung, der Wahl des Vertriebskanals, der Organisationsgestaltung und der Abschreibungspolitik haben Fluggesellschaften einen relativ hohen Handlungsspielraum. Die in dieser Arbeit interessierenden Instandhaltungskosten mit vergleichsweise hohem Kostenanteil sind von der Fluggesellschaft beeinflussbar über die 84 85 86 87 vgl. Button (2002), S. 16; Doganis (2002), S. 7 Fixe Kosten werden zu einer möglichst passenden Bezugsgrösse ins Verhältnis gesetzt, um Stückkosten zu bilden. So werden beispielsweise die Personalkosten der Besatzung auf die Besatzungsblockstunden, das heisst die von der Besatzung geleisteten Blockstunden, bezogen. Stückkosten dieser Art sind abhängig von der Produktivität der eingesetzten Ressourcen. Für das Beispiel der Besatzungskosten bedeutet dies: Je produktiver die Besatzung, das heisst je mehr Blockstunden die Besatzung leistet, umso kleiner werden die Stückkosten. Die fixen Kosten werden auf mehr Bezugsgrösseneinheiten verteilt. In der Übersicht wird von einer festgelegten Flotte und einem bestimmten Produktionsprogramm ausgegangen, das heisst die kostenbeeinflussenden Faktoren Flugzeugtyp, Netzwerk und Produktionsprogramm werden als gegeben angenommen und wie die Kostenbeeinflussung durch Einkaufspreis und Lohnniveau nicht berücksichtigt. siehe S. 28 26 Grundlagen Wahl des Instandhalters und die Gestaltung des Instandhaltungs- und Modifikationsprogramms. Stückkosten Anteil* Besatzung je Besatzungsblockstunde 8% Treibstoff je Strecke 11% Flughafen, Flugsicherung, Überflug je Strecke 7% Flugzeugmiete, -leasing, -versicherung je Blockstunde 9% Instandhaltung je Flugstunde 11% Abschr. Fluggerät, Betriebseinrichtungen je Blockstunde 7% Bodenpersonal, Infrastruktur je ATK Abfertigungsbebühren je Flug Passagierdienste, -versicherung je Passagier Buchung je Passagier Kommissionen in % des Ertrags Verkauf und Vertrieb je ATK Allgemeine Verwaltung und Übriges je ATK Beeinflussbarkeit 11% 11% 14% 11% *Anteil in % der Betriebskosten, ICAO Linienfluggesellschaften 1999 Abbildung 12: Stückkosten von Fluggesellschaften88 Einzelne Stückkostenarten von Fluggesellschaften beinhalten Kosten für Ineffizienzen, die zum einen aus Überkapazitäten an Produktionsressourcen und zum andern aus der Oligopolsituation von Schlüssellieferanten resultieren.89 Wegen unausgelasteter Kapazitäten überhöht sind unter anderen die Instandhaltungskosten. Die Überhöhung resultiert aus einer ungenügenden Anpassbarkeit der Ressourcen an die Nachfrage. Bei der Nachfrage und damit dem Verkehrsaufkommen lassen sich zyklische Muster mit Intervallen in − − − − − FlugTagesWochenJahresKonjunkturzykluslänge feststellen. 88 89 vgl. Doganis (2002), S. 78-150 Dies veranlasst zur Kritik, dass in der heutigen Branchenstruktur mit Überkapazitäten und Lieferantenoligopolen traditionelle Netzwerkfluggesellschaften bei Beibehaltung ihres Geschäftsmodells ihre Stückkosten nur in relativ geringem Umfang selbst beeinflussen und im nötigen Umfang reduzieren können. AEA (2003a), S. III-4; Button (2002); Costa/Harned/Lundquist (2002); Hansson/Ringbeck/Franke (2002), S. 1, S. 7 Grundlagen 27 Hin- und Rückflug können im Linienfluggeschäft selten gleich hoch ausgelastet werden, da die Nachfrage je nach Destination und Abflugzeit unterschiedlich ist. Im Tagesverlauf konzentrieren sich die Flüge auf Tagesrand und -mitte. Tagesrand- und je nach Streckenlänge auch Tagesmitteverbindungen ermöglichen eintägige Geschäftsreisen im Regionalverkehr und den Anschluss an Tages- oder Nachtflüge des Langstreckenverkehrs. Im Wochenverlauf zeigen sich bei Netzwerkfluggesellschaften Spitzen des Verkehrsaufkommens zu Wochenbeginn und -ende. In diesen Zeiten addieren sich die Verkehrsströme der Geschäftsreisenden, insbesondere der Wochenpendler, und der Wochenendfreizeitreisenden. Im Jahresverlauf hat die zweite Jahreshälfte allgemein ein höheres Verkehrsaufkommen als die erste. In der Jahresmitte nimmt der Geschäftsreiseverkehr ab, wird jedoch durch den Ferienreiseverkehr mehr als überkompensiert. Die Geschäftsreisen liegen in den Monaten September bis Dezember über den Werten zu Jahresbeginn. Zu den Verkehrsschwankungen im Flug-, Tages-, Wochen- und Jahresrhythmus, die das operative Geschäft prägen, kommen konjunkturabhängige, für strategische Entscheide relevante Geschäftszyklen des Luftverkehrs.90 Die konjunkturabhängige Dynamik der Branche liegt begründet in deren Struktur und dem Verhalten der Fluggesellschaften. 91 Die Wirkungszusammenhänge zeigt Abbildung 13. In wirtschaftlich guten Zeiten steigt die Nachfrage nach Flügen und mit ihr der Durchschnittsertrag. Tiefe Stückkosten vorausgesetzt, erzielen Fluggesellschaften einen entsprechenden Erfolg. Dieser veranlasst sie zur Bestellung zusätzlicher Flugzeuge. Die gelieferten Flugzeuge führen zu Überkapazitäten, die zu erodierenden Durchschnittserträgen führen. Falls mit der Auslieferung zusätzlicher Flugzeuge ein konjunkturbedingter Nachfragerückgang zusammenfällt, erhöhen sich die Überkapazitäten zusätzlich. 90 91 vgl. Costa/Harned/Lundquist (2002) Dort wird ein vierphasiger Zyklus beschrieben, der jeweils in den 1970er, 1980er und 1990er Jahren festgestellt werden kann. Skinner (1999), S. 27 28 Grundlagen Abbildung 13: Geschäftszyklus – Systemdarstellung92 Der Anspruch von Fluggesellschaften, auch die Spitzennachfragen im Flug-, Tages-, Wochen- und Jahreszyklus zu bedienen, führt in Zeiten geringerer Nachfrage zu kurzfristigen Überkapazitäten bei Fluggesellschaften und Instandhaltern. Dazu kommt, dass die aus strategischen Entscheiden und der konjunkturabhängigen Dynamik des Luftverkehrs resultierenden Überkapazitäten bisher nicht durch ein effektives “Cycle Management” vermieden werden konnten.93 Zusätzlich erschwert wird das Kapazitätsmanagement durch die Tatsache, dass das Angebot von Fluggesellschaften nur sprungweise angepasst werden kann durch zusätzliche Flugzeuge bzw. deren Stilllegung. Die in den Stückkosten enthaltenen Kosten für Überkapazitäten sind zum Teil inhärent, zu einem gewissen Teil durch Anpassung der Kapazitäten an das Produktionsvolumen aber auch kostenwirksam reduzierbar. In der Instandhaltung kann beispielsweise der Personalbestand durch die Einmietung von Temporärpersonal zu einem gewissen Teil flexibilisiert und damit auch kurzfristig von der Nachfrage abhängig gestaltbar werden. Die dominierende Stellung einzelner Schlüssellieferanten ist ein zweiter kostenerhöhender Faktor für Fluggesellschaften, den sie durch Kostendruck auf verhandlungsschwache Lieferanten wie die Instandhaltung zu kompensieren versuchen. Je nach Geschäftsmodell 92 93 vgl. Skinner (1999), S. 28 vgl. Joppien (2003), S. 127-137, S. 572-578; Skinner (1999) Grundlagen 29 beziehen Fluggesellschaften für die “Erstellung“ einer Flugreise in unterschiedlichem Ausmass Leistungen und Produkte von externen Lieferanten.94 Abbildung 14 gibt einen Überblick über die Wertschöpfungskette einer Flugreise und die beteiligten Hauptlieferanten. Abbildung 14: Wertschöpfungskette Flugreise Die Höhe der Kosten für die bezogenen Leistungen wird massgeblich von der Wettbewerbsintensität der Zuliefermärkte bestimmt. Fehlender Wettbewerb führt im allgemeinen zu überhöhten Preisen und hoher Verhandlungsmacht des Lieferanten gegenüber dem Abnehmer. Die Instandhaltung ausgenommen, herrschen bei den in Abbildung 14 aufgeführten Zulieferern heute mono- bzw. oligopolistische Marktstrukturen mit einem bis wenigen Anbietern. Beispielsweise teilen sich die Flugzeughersteller Airbus und Boeing den Markt für Flugzeuge mit mehr als 100 Sitzen. Zwei der sieben Flugzeugleasingunternehmen teilen sich 45% des Markts. Es existieren nur vier globale Computerreservationssysteme mit jeweiliger regionaler Dominanz. Die Konkurrenz von Flughäfen ist aus geografischen Gegebenheiten begrenzt. An den Flughäfen selbst sind selten mehr als zwei Abfertigungs94 zu Geschäftsmodellen und Kernprozessen von Fluggesellschaften siehe Doganis (2001), S. 213-218; Seristö (1995), S. 25-30 30 Grundlagen und Cateringunternehmen tätig. Flugsicherung und Wetterdienst sind in staatlicher Hand und konkurrenzlos. Dazu kommt, dass der sehr spezialisierte Beruf der Piloten im Fall eines Arbeitskräftemangels diesen ebenfalls eine Monopolstellung und eine entsprechende Verhandlungsmacht gegenüber dem Arbeitgeber gibt.95 Geringer Wettbewerb unter den Lieferanten gibt diesen zum einen wenig Anlass zur Effizienzsteigerung und Preisreduktion und zum anderen eine hohe Verhandlungsmacht gegenüber den Fluggesellschaften.96 Dies führt für letztere zu überhöhten Inputpreisen, auf die sie wenig direkten Einfluss haben97 und die sich in überhöhten Stückkosten niederschlagen. Wie angeführt, wird dann versucht, den Kostendruck an verhandlungsschwächere Lieferanten wie die Instandhaltung weiterzugeben. 2.2 Funktion und Aufgaben der Flugzeuginstandhaltung Flugzeuginstandhaltung dient der Aufrechterhaltung der Lufttüchtigkeit von Flugzeugen. Hierbei werden die Kernaufgaben Instandhaltungsdurchführung, -planung und aufzeichnung, ergänzt um dispositive Unterstützungs- und weitere Aufgaben wahrgenommen. Hinsichtlich der Organisation der Flugzeuginstandhaltung lassen sich vier Geschäftsmodelle unterscheiden sowie ein Prozessmodell beschreiben. 2.2.1 Funktion der Flugzeuginstandhaltung Instandhaltung bezweckt die Aufrechterhaltung und Verbesserung der Funktionsfähigkeit von Produktionsanlagen, einem Sollzustand, der sich nutzungsbedingt im Lauf der Zeit verschlechtert.98 Sollzustand der “Produktionsanlage“ Flugzeug ist die Lufttüchtigkeit. Je nachdem, ob der Sollzustand bewahrt, wieder hergestellt oder auf ein höheres Niveau gesetzt wird, werden präventive, kurative oder perfektive Instandhaltung unterschieden. Der Sollzustand eines Systems oder Einzelelements ist gekennzeichnet durch die Erfüllung der geforderten funktionalen Merkmalswerte.99 Werden die Werte nicht eingehalten, fällt der Zustand unter ein Minimum und das System oder Teil ist funktionsuntüchtig. Normalbetrieb vorausgesetzt, entspricht die Differenz zwischen Soll- und Minimalzu95 96 97 98 99 vgl. Button (2002), S. 31-33 Die vergleichsweise komfortable Wettbewerbssituation der Schlüssellieferanten schlägt sich in deren Umsatzmarge bzw. Kapitalrentabilität nieder, die gemäss verschiedener Studien diejenige der Fluggesellschaften deutlich übertrifft. siehe Button (2002), S. 32 und die dort dargestellten Studienergebnisse Die IATA als Interessenverband der Fluggesellschaften übt beispielsweise Druck auf Regierungen aus, damit der Ausnutzung der Monopolstellungen von Flughäfen und Flugsicherung durch entsprechende Vorschriften Grenzen gesetzt werden. IATA (2003a), S. 12 vgl. Jacobi (1992b), S. 35 DIN 31051, Blatt 1: Instandhaltung: Begriffe und Massnahmen. Berlin 1985, zitiert in Jacobi (1992a) Grundlagen 31 stand dem Abnutzungsvorrat.100 Seine Höhe bestimmt die Lebensdauer des Systems oder Einzelelements. Hier setzt die Instandhaltung an: Sie bezweckt, den Abbau des Abnutzungsvorrats zu verlangsamen bzw. den Abnutzungsvorrat wieder herzustellen.101 Dadurch bleibt der Zustand des Systems oder Teils und damit dessen Funktionsfähigkeit auf höherem Niveau als ohne Instandhaltung und die Lebens- und Nutzungsdauer kann verlängert werden. Abbildung 15 skizziert diese Zusammenhänge. Abbildung 15: Abnutzung und Instandhaltung102 Die so verstandene Instandhaltung umfasst gemäss DIN 31051 Massnahmen zur Bewahrung und Wiederherstellung des Sollzustands und die Feststellung und Beurteilung des Istzustands.103 Zur Instandhaltung können auch Massnahmen zur Funktionserweiterung und Leistungsverbesserung eines Systems oder Teils gezählt werden. Unter einem entsprechend erweiterten Instandhaltungsbegriff lassen sich drei Arten von Instandhaltungsmassnahmen unterscheiden:104 − präventive Instandhaltung soll Mängel vorbeugen, das heisst den Sollzustand bewahren. Sie wird intervall- bzw. zustandsabhängig durchgeführt. 100 101 102 103 104 DIN 31051 definiert den Abnutzungsvorrat als den “Vorrat der möglichen Funktionserfüllung unter festgelegten Bedingungen“. DIN 31051, Blatt 1: Instandhaltung: Begriffe und Massnahmen. Berlin 1985, zitiert in Jacobi (1992a) vgl. Biedermann (1985), S. 4 Quelle: Jacobi (1992a), S. 18 DIN 31051, Blatt 1: Instandhaltung: Begriffe und Massnahmen. Berlin 1985, zitiert in Jacobi (1992a) vgl. Zerbst (2000), S. 16, S. 18 32 Grundlagen − kurative Instandhaltung dient der Mängelbehebung und damit der Wiederherstellung des Sollzustands. Sie fällt schadensbedingt an. − perfektive Instandhaltung soll ein System oder Teil verbessern bzw. an veränderte Betriebsbedingungen anpassen. Sie versetzt das Niveau von Soll- und Istzustand nach oben. Für Flugzeuge kann der sicherheitsbezogene Sollzustand mit der Lufttüchtigkeit gleichgesetzt werden. Die Lufttüchtigkeit ist dann gegeben, wenn bestimmte Anforderungen erfüllt sind.105 Der Nachweis der Lufttüchtigkeit erfolgt in Form der Musterzulassung für den Flugzeugtyp106 und des individuellen Lufttüchtigkeitszeugnisses für das einzelne Flugzeug107 sowie nach der Durchführung von Instandhaltungsarbeiten durch eine Freigabebescheinigung108. Die Aufrechterhaltung der Lufttüchtigkeit umfasst “alle Prozesse, durch die sichergestellt wird, dass das Luftfahrzeug die geltenden Anforderungen an die Lufttüchtigkeit erfüllt und sicher betrieben werden kann”109 und damit auch die Flugzeuginstandhaltung. Auch hier können präventive, kurative und perfektive Elemente unterschieden werden: − präventive Flugzeuginstandhaltung beinhaltet zum Beispiel die intervallabhängigen Instandhaltungsmassnahmen, die im Instandhaltungsprogramm festgelegt sind wie Tages- oder Wochenkontrollen − kurative Flugzeuginstandhaltung ist die Behebung festgestellter technischer Störungen110 − perfektive Flugzeuginstandhaltung geschieht im Rahmen von Lufttüchttigkeits- oder Änderungsanweisungen Die Aufrechterhaltung der Lufttüchtigkeit durch Instandhaltung ist unabdingbar für das Betreiben eines Flugzeugs. Die Instandhaltung als notwendiges Element der Wertschöpfungskette einer Flugreise kann als operative Kernfunktion des Flugbetriebs gesehen werden.111 105 106 107 108 109 110 111 EU (2002), S. 4 EU (2002), S. 4 EU (2002), S. 5 EU (2003b), S. 12 EU (2003b), S. 2 Eine technische Störung liegt dann vor, wenn die Funktionserfüllung einer technischen Einheit unbeabsichtigt unterbrochen ist. Sie kann, muss aber nicht in einem Schaden der Einheit begründet sein. Ein Schaden liegt dann vor, wenn der Abnutzungsvorrat der Einheit unter einen bestimmten Grenzwert fällt. (Jacobi 1992a, S. 27-28). Zu einer technischen Störung kann es auch ohne Schaden beispielsweise durch Bedienungsfehler kommen. Dann kann es zu unbegründeten ausserordentlichen Instandhaltungsarbeiten kommen. vgl. Arendt u.a. (2001) Grundlagen 2.2.2 33 Aufgaben der Flugzeuginstandhaltung Die Aufgaben der Flugzeuginstandhaltung können eingeteilt werden in − Kernaufgaben: Instandhaltungsdurchführung, -planung und -aufzeichnung − Dispositive Aufgaben: Bereitstellung von Infrastruktur, Unterlagen, Personal und Material − Weitere Aufgaben: Qualitätssicherungssystem, Betriebshandbuch, Ereignismeldung 2.2.2.1 Kernaufgaben der Flugzeuginstandhaltung: Instandhaltungsdurchführung, -planung und -aufzeichnung Instandhaltungsdurchführung Instandhaltung im engsten Sinn ist die Durchführung der Instandhaltungsarbeiten. Als Objekte der Flugzeuginstandhaltung lassen sich Flugzeuge, Triebwerke und Komponenten unterschieden. Eine Komponente ist eine durch Typen- und Teilenummer identifizierbare Baugruppe,112 beispielsweise ein Fahrwerk oder ein Generator. Komponenten können selbst wieder aus Komponenten bestehen. Zu einem Fahrwerk beispielsweise gehören unter anderem Kolben, Stossdämpfer und Federbeine. Triebwerke unterscheiden sich von anderen Komponenten durch ein wesentlich umfangreicheres Instandhaltungsprogramm und werden daher üblicherweise separat betrachtet. Instandhaltungsarbeiten können unterschieden werden − nach ihrer Ursache:113 − ordentliche Instandhaltungsarbeiten sind durch das Instandhaltungsprogramm festgelegt − ausserordentliche Instandhaltungsarbeiten sind nicht im Instandhaltungsprogramm festgelegt, sondern fallen aufgrund von festgestellten Störungen oder von Lufttüchtigkeits- und Änderungsanweisungen an − nach ihrem Umfang:114 − Wartung sind Arbeiten mit relativ kleinem Zeitaufwand, bei denen das Instandhaltungsobjekt 112 113 114 Von den Komponenten zu unterscheiden sind Systeme, die sich baulich zwar ebenfalls abgrenzen lassen, jedoch nicht als Ganzes durch eine Typen- und Teilenummer gekennzeichnet sind wie zum Beispiel das Ölsystem. vgl. Zeki (2000), S. 488 vgl. Lufthansa Technik (2002) 34 Grundlagen im allgemeinen im Flugbetrieb bleibt. Wartung beinhaltet ordentliche und ausserordentliche Instandhaltungsarbeiten. − Überholungen sind umfangreiche Arbeitspakete, bei denen das Flugzeug, Triebwerk oder die Komponente aus dem Flugbetrieb genommen wird. Überholungen sind ordentliche Instandhaltungsarbeiten, in deren Rahmen im allgemeinen Störungen festgestellt und daraufhin ausserordentliche Arbeiten initiiert werden. Abbildung 16 zeigt eine Einteilung von Instandhaltungereignissen nach Objekt und Ursache. Objekt Ord. Instandhaltung Ausserordentliche Instandhaltung Flugzeug Vorflugkontrolle Tageskontrolle Wochenkontrolle A-Check C-Check D-Check Störungsbehebung Lufttüchtigkeitsanweisung Änderungsanweisung Triebwerk Ölkontrollen Trend Monitoring Überholung Störungsbehebung Lufttüchtigkeitsanweisung Änderungsanweisung Komponente Kontrollen Überholung Störungsbehebung Lufttüchtigkeitsanweisung Änderungsanweisung Abbildung 16: Instandhaltungsereignisse Zweck aller Instandhaltungsarbeiten ist die Aufrechterhaltung der Lufttüchtigkeit des Fluggeräts und die Realisierung der betreiberspezifischen Standards zur Flugzeugerscheinung. Instandhaltungsarbeiten an Flugzeugen, Triebwerken und Komponenten dürfen nur von zugelassenen Instandhaltungsbetrieben und lizenziertem Personal, unter Verwendung von zertifiziertem Material und Hilfsmitteln und gemäss aktuell gültigen Vorschriften durchgeführt werden. 115 Instandhaltungsplanung Die Instandhaltungsplanung beinhaltet die Terminierung der Instandhaltungsarbeiten und die Koordination und Disponierung der dafür erforderlichen Ressourcen. Ausgehend von den Fälligkeiten der anstehenden Instandhaltungsarbeiten und unter Berücksichtigung der Verfügbarkeit von Flugzeug, Triebwerk oder Komponente sowie von erforderlichem Hangar- beziehungsweise Werkstattplatz, Personal, Material und Hilfsmitteln werden die 115 EU (2003b), S. 8-9 Grundlagen 35 anstehenden Arbeiten mit einem Durchführungstermin versehen und die Ressourcen disponiert. Bei der Planung können drei Stufen unterschieden werden: − Langfristplanung über mehrere Monate als grobe Termin- und Ressourcenplanung − Mittelfristplanung über mehrere Tage als tagesgenaue Terminplanung und Ressourcenabstimmung − Kurzfristplanung über einen Tag mit terminierten Arbeitspaketen und in einer Arbeitsschicht in Form von Arbeitszuweisungen Die Instandhaltungsplanung soll die termingerechte Durchführung der Instandhaltungsarbeiten als Voraussetzung für die Lufttüchtigkeit sicherstellen. Wenn bei einem Flugzeug beispielsweise die letzte laut Instandhaltungsprogramm mit einem Intervall von 48 Stunden durchzuführende Tageskontrolle mehr als 48 Stunden zurück liegt, gilt es als nicht lufttüchtig.116 Falls eine sicherheitsrelevante Arbeit nicht termingerecht durchgeführt werden kann, muss ihre Verschiebung auf einen späteren Durchführungstermin von den dazu berechtigten Stellen genehmigt und dokumentiert werden.117 Zur Planung muss ein zugelassener Instandhaltungsbetrieb über ein von der zuständigen Behörde abgenommenes Planungssystem verfügen, das nachweislich die Voraussetzungen für eine sichere Durchführung der Instandhaltungsarbeiten schafft.118 Instandhaltungsaufzeichnung Im Rahmen der Instandhaltungsaufzeichnung werden die durchgeführten Instandhaltungsarbeiten dokumentiert sowie die Daten erfasst und gespeichert. Im zwingend vorgeschriebenen Arbeitsauftrag119 wird festgehalten, welche Arbeiten an welchem Objekt wann, wo, durch wen und unter Verwendung welchen Materials durchgeführt wurden und, falls erforderlich, von wem sie überprüft wurden. Die durchgeführten Arbeiten werden stichwortartig beschrieben. Falls eine Arbeit nicht oder nicht ganz abgeschlossen werden kann und eine genehmigte Verschiebung erfolgt, wird dies ebenfalls festgehalten. Neben dem Arbeitsauftrag zur Dokumentation der durchgeführten Arbeit werden weitere Dokumente zur Aufzeichnung der Flugzeuginstandhaltung eingesetzt. Dazu gehören − die Freigabebescheinigung für Flugzeuge Sie dient der Bestätigung, dass alle Instandhaltungsarbeiten am entsprechenden Flug116 117 118 119 vgl. EU (2003b), S. 6 EU (2003b), S. 55 EU (2003b), S. 55 EU (2003b), S. 12 36 Grundlagen zeug ordnungsgemäss durchgeführt wurden und die Flugsicherheit in dieser Hinsicht gegeben ist.120 − die Freigabebescheinigung für Komponenten und Triebwerke Sie bestätigt, dass alle Instandhaltungsarbeiten an der entsprechenden Komponente beziehungsweise dem Triebwerk ordnungsgemäss durchgeführt wurden.121 − das Lufttüchtigkeitsetikett Es dient der Kennzeichnung eines Triebwerks oder einer Komponente als einbaufähig beziehungsweise als nicht einbaufähig. Zusätzlich werden anhand der eingetragenen Daten die Ein- und Ausbauten von Triebwerken und Komponenten und die Komponentenlaufzeiten verfolgt. − Kontrollberichte Sie werden im Rahmen der zustandsbasierten Instandhaltung eingesetzt zur Verfolgung der kritischen Werte, bei deren Unter- beziehungsweise Überschreiten entsprechende Instandhaltungsarbeiten erforderlich sind. Durch die ausführliche und möglichst zeitnahe Aufzeichnung der Instandhaltungsarbeiten ist die durchgeführte Instandhaltung jederzeit nachvollziehbar und zu jedem Zeitpunkt der aktuelle Zustand eines Flugzeugs, Triebwerks oder einer Komponente hinsichtlich der durchgeführten Instandhaltungsarbeiten bekannt, eine Voraussetzung für die Bescheinigung der Lufttüchtigkeit.122 Abgeschlossene Arbeiten des Instandhaltungsprogramms bilden zudem die Basis für die Planung der programmmässig nächsten Arbeiten: Deren Fälligkeitstermin berechnet sich aus dem Abschlusstermin der vorhergehenden Arbeit und dem im Programm vorgeschriebenen Intervall. Die Dokumentation der Instandhaltungarbeiten erfolgt in von der zuständigen Behörde genehmigten Formularen. Zur Datenerfassung und -speicherung werden ebenfalls behördlich zu genehmigende Systeme, im allgemeinen eine Kombination aus Papierkopien und EDV-Systemen, eingesetzt.123 2.2.2.2 Dispositive Aufgaben in der Flugzeuginstandhaltung: Bereitstellung von Infrastruktur, Unterlagen, Personal und Material Bereitstellung der Infrastruktur Die Durchführung der Instandhaltung erfordert eine entsprechende Infrastruktur und Hilfsmittel. Je nach Leistungsspektrum des Instandhalters gehören zur Infrastruktur Han- 120 121 122 123 EU (2003b), S. 55 EU (2003b), S. 55 EU (2003b), S. 7-8 EU (2003b), S. 7-8, S. 12-13, S. 55 Grundlagen 37 gar mit Flugzeugdocks, Werkstätten, Lager, Büro- und Nebenräumen. Zu den Hilfsmitteln werden in dieser Arbeit alle Ausrüstungen und Werkzeuge gezählt, die für die Instandhaltung erforderlich, jedoch kein zu verarbeitendes Material sind. Dazu gehören Einsatzwagen für die Wartung auf dem Flugfeld, Betriebseinrichtungen wie beispielsweise Lackiervorrichtungen, Werkzeugmaschinen oder Testeinrichtungen, aber auch Hebeböcke oder Zugstangen und schliesslich Kleinwerkzeug wie Schraubenzieher. Zur Infrastruktur werden hier ausserdem das EDV-System und die Arbeitskleidung gezählt. Zweck der Infrastrukturbereitstellung ist es, Räumlichkeiten, Einrichtungen und Hilfsmittel so zu gestalten, dass die ordnungsgemässe und effiziente Durchführung der Instandhaötungsarbeiten möglich ist und die Leistungsfähigkeit des Personals nicht eingeschränkt wird. Die Infrastruktur muss den Anforderungen der einschlägigen Verordnung entsprechen. Diese schreibt unter anderem ausreichend grosse Räume, ergonomische Arbeitsbedingungen, weitgehende Staubfreiheit und die Verfügbarkeit der Hilfsmittel vor.124 Bereitstellung der Instandhaltungsunterlagen Sämtliche Instandhaltungsarbeiten sind in Übereinstimmung mit den aktuell anzuwendenden Instandhaltungsunterlagen durchzuführen. Dazu müssen diese für das Instandhaltungspersonal verfügbar und verständlich sein. Zu den Instandhaltungsunterlagen zählen125 − − − − − − die Instandhaltungshandbücher für Flugzeuge, Triebwerke und Komponenten das Instandhaltungsprogramm das Zuverlässigkeitsprogramm Lufttüchtigkeitsanweisungen Änderungsanweisungen Informationen der zuständigen Behörden Die Instandhaltungshandbücher sind Bestandteil der Lufttüchtigkeitsanforderungen 126 und werden von den Inhabern der Musterzulassung herausgegeben,127 das heisst im allgemeinen von den Flugzeug-, Triebwerk- und Komponentenherstellern. Instandhaltungsprogramm und Zuverlässigkeitsprogramm werden vom Betreiber des Flugzeugs ausgehend von einem Musterprogramm des Herstellers und unter Berücksichtigung von relevanten behördlichen Anweisungen und eigenen Anforderungen festgelegt und sind von der zuständigen Behörde zu genehmigen.128 Lufttüchtigkeitsanweisungen werden von 124 125 126 127 128 EU (2003b), S. 49-50, S. 53 EU (2003b), S. 54 EU (2002), S. 19 EU (2003a), S. 23 EU (2003b), S. 6 38 Grundlagen der zuständigen Behörde veröffentlicht129 und müssen wie weitere von ihr veröffentlichte einschlägige Informationen vom Instandhalter umgesetzt werden, soweit sie für diesen Gültigkeit haben.130 Änderungsanweisungen können vom Inhaber der Musterzulassung, aber auch von anderen Verpflichteten und Berechtigten wie zum Beispiel dem Instandhalter selbst herausgegeben werden.131 Die Instandhaltungsunterlagen werden für die Benutzer in Form von Handbüchern, Arbeitskarten, Arbeitsblättern oder Arbeitsaufträgen, jeweils elektronisch beziehungsweise in Papierform, verfügbar gemacht. Durch die Bereitstellung der jeweils aktuellen Instandhaltungsunterlagen wird gewährleistet, dass die Instandhaltungsarbeiten ordnungs- und anforderungsgemäss und dem aktuellen einschlägigen Wissen entsprechend durchgeführt werden. Ein zugelassener Instandhaltungsbetrieb ist laut Verordnung dazu verpflichtet, die Instandhaltungsunterlagen laufend zu aktualisieren und für die Durchführung der Instandhaltungsarbeiten bereitzustellen. Anweisungen zur Durchführung von Instandhaltungsarbeiten dürfen vom Instandhalter nur in Übereinstimmung mit einem genehmigten Verfahren, das in dessen Betriebshandbuch dokumentiert ist, geändert werden und müssen nachweislich zu gleichen oder verbesserten Instandhaltungsstandards führen.132 Personalbeschaffung und -entwicklung Instandhaltungsarbeiten dürfen nur von dazu berechtigem Personal durchgeführt werden.133 Schwerpunkte des Personalbereichs eines Instandhalters bilden daher die Akquirierung und Entwicklung des freigabeberechtigten Personals. Freigabeberechtigtes Personal ist aufgrund nachweisbar erworbener theoretischer Kenntnisse und praktischer Erfahrung zur Durchführung von Instandhaltungsarbeiten und zur abschliessenden Ausstellung einer Freigabebescheinigung – einer Voraussetzung für die Lufttüchtigkeit – berechtigt.134 Als Ausweis der Berechtigung dient die von der zuständigen Behörde ausgestellte persönliche Lizenz.135 Es werden vier Lizenzen unterschieden, die den jeweiligen Inhaber zur Durchführung bestimmter Instandhaltungsarbeiten berechtigen. Je nach Lizenz sind in dieser darüber hinaus die Flugzeug-, Triebwerk oder Komponententypen aufgeführt, an denen der Lizenzinhaber die Instandhaltungsarbeiten durchführen darf.136 Eine Lizenz berechtigt also zur Durchführung bestimmter Aufgaben an bestimmten Flugzeug-, 129 130 131 132 133 134 135 136 EU (2003a), S. 18 EU (2003b), S. 6 EU (2003a), S. 18, S. 24 EU (2003b), S. 54 EU (2003b),S. 8 vgl. EU (2003b), S. 74 EU (2003b), S. 74 EU (2003b), S. 74-75 Grundlagen 39 Triebwerk oder Komponententypen. Sie bleibt nur solange gültig, wie der Inhaber nachweislich praktisch in der Instandhaltung tätig ist.137 Die Personalbeschaffung und -entwicklung beinhaltet sowohl die Akquirierung als auch die Aus- und laufende Weiterbildung des Instandhaltungspersonals. Die Weiterbildung umfasst zum einen vorgeschriebene Auffrischungskurse, zum anderen werden die Qualifikationen des Instandhaltungspersonals durch entsprechende Zusatzausbildungen an Änderungen bei den instandzuhaltenden Flugzeug-, Triebwerk- und Komponententypen und Änderungen des Arbeitsbereichs des Instandhaltungsunternehmens angeglichen. Die Aufgabe der Personalbeschaffung und -entwicklung bezieht sich ausser auf das freigabeberechtigte Personal des direkten Bereichs der Instandhaltungsdurchführung auch auf die Mitarbeiter der indirekten Bereiche.138 Die Personalbeschaffung und -entwicklung soll sicherstellen, dass für die effektive und effiziente Instandhaltungsdurchführung und für deren Unterstützung das richtig qualifizierte Personal in der richtigen Anzahl zur Verfügung steht. Die Rahmenbedingungen für die Ausbildung und die Ausbildungseinrichtungen für freigabeberechtigtes Personal werden in den entsprechenden Vorschriften geregelt. Sie behandeln den Ausbildungsinhalt und -ablauf und die Voraussetzungen, die ein zugelassener Ausbildungsbetrieb erfüllen muss.139 Materialbereitstellung In der Flugzeuginstandhaltung darf nur zertifiziertes und vorschriftsmässig gekennzeichnetes Material eingesetzt werden.140 Material fasst hier reparaturfähige Ersatzteile, Verbrauchsteile und Hilfsstoffe zusammen. Reparaturfähige Ersatzteile können wiederholt repariert werden. Erst wenn eine allfällige Reparatur unwirtschaftlich ist, im allgemeinen wenn die Reparaturkosten 60% des Neupreises übersteigen, wird ein Teil nicht weiter verwendet und als Ausschuss deklariert. Die Lebensdauer eines reparaturfähigen Ersatzteils entspricht nahezu der des entsprechenden Flugzeugs. Ein reparaturfähiges Ersatzteil ist beispielsweise ein Generator. Verbrauchsteile141 werden im Gegensatz dazu ein bis wenige Male verwendet. Ihre Lebensdauer liegt deutlich unter der des Flugzeugs. Dazu zählen zum Beispiel Nieten, Bolzen, Dichtungsringe, Kleinventile oder Kugellager. Hilfsstoffe sind Öl, Schmiermittel, Klebstoff, Putzmittel und ähnliches.142 137 138 139 140 141 142 EU (2003b), S. 75 vgl. EU (2003b), S. 50-53 siehe EU (2003b), Anhang III und IV EU (2003a), S. 43 Als Verbrauchsteile werden hier als vereinfachend die in der Flugzeuginstandhaltung üblicherweise unterschiedenen Materialklassen Consumables, Expendables und Repairables zusammengefasst. ATA Common Support Data Dictionary, zitiert in Embraer (2002), S. 25 40 Grundlagen Die Aufgabe der Materialbereitstellung beinhaltet sowohl die Beschaffung von neuem Material als auch die Bearbeitung von Reparaturaufträgen, die an externe und interne Werkstätten gehen. Die Materialbereitstellung bezweckt die Bereitstellung des gemäss Instandhaltungsunterlagen zu verwendende und zur Verwendung freigegebene Material am richtigen Ort zum richtigen Termin. Sie bildet eine Voraussetzung für ordnungsgemässe Instandhaltung ohne materialbedingte Unregelmässigkeiten. Das in der Flugzeuginstandhaltung verwendete Material muss gemäss Herstelleranweisung gelagert werden, verwendbare Teile und nicht verwendbare Teile sind entsprechend zu kennzeichnen und getrennt zu halten und der Zutritt zum Materiallager ist auf berechtigte Personen zu beschränken.143 2.2.2.3 Weitere Aufgaben in der Flugzeuginstandhaltung: Qualitätssicherungssystem, Betriebshandbuch, Ereignismeldung Qualitätssicherungssystem Ein zugelassener Instandhaltungsbetrieb muss gemäss Verordnung über ein Qualitätssicherungssystem verfügen. Das geforderte System beinhaltet unabhängige Prüfungen, ob die anzuwendenden Regelungen eingehalten werden sowie die Rückmeldung der Prüfungsergebnisse an die Verantwortlichen. Diese sind zuständig für die Festlegung und Durchsetzung von Massnahmen zur Behebung von festgestellten Mängeln. Mit dem Qualitätssicherungssystem soll gewährleistet werden, dass die relevanten Regelungen eingehalten werden, die angewendeten Verfahren adäquat sind und allfällige Verbesserungsmassnahmen ergriffen werden.144 Laut Verordnung muss das Qualitätssicherungssystem von einer Person kontrolliert werden, die darüber direkt dem Leiter des Instandhaltungsbetriebs berichtet.145 Betriebshandbuch Ein genehmigter Instandhaltungbetrieb ist zur Führung eines Instandhaltungsbetriebshandbuchs verpflichtet. Das Handbuch beinhaltet unter anderem:146 − Angaben zum Arbeitsbereich des Betriebs − Beschreibung der Sicherheits- und Qualitätsstrategie 143 144 145 146 EU (2003b), S. 50, S. 53-54 EU (2003b), S. 56-57 EU (2003b), S. 50 EU (2003b), S. 57 Grundlagen 41 − Titel, Namen, Kompetenzen und Organigramm verantwortlicher Personen gemäss Vorschrift − Namen der freigabeberechtigten Personen − Angaben zur Personalkapazität − Beschreibung der Betriebsstätten − Beschreibung einzelner Verfahren − Kunden, Unterauftragnehmer und Vertragsbetriebe Das Handbuch muss laufend aktualisiert und an Änderungen im Betrieb angepasst werden. Es muss einschliesslich der Änderungen von der zuständigen Behörde genehmigt werden.147 Das Handbuch soll darstellen, wie ein Instandhaltungsbetrieb die einschlägigen Regelungen in die Praxis umsetzt. Es soll zeigen, ob und wie der Betrieb die an ihn bestehenden sicherheitsrelevanten Anforderungen erfüllt. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass ein Betrieb die Zulassung für die Instandhaltung von Flugzeugen, Triebwerken oder Komponenten entsprechend seinem Arbeitsbereich er- und behält.148 Ereignismeldung Der Instandhalter muss Ereignisse, die zu einer Beeinträchtigung der Flugsicherheit geführt haben oder führen können, an die zuständige Behörde, den Eintragungsstaat und den gewerbsmässigen Betreiber des Flugzeugs sowie den verantwortlichen Entwicklungsbetrieb von Flugzeug oder Komponente melden. Dazu muss der Instandhalter ein Ereignismeldesystem einrichten, in dem Informationen über sicherheitsrelevante Ereignisse und Gegenmassnahmen festgehalten, bewertet und kommuniziert werden. Die Meldung sicherheitsrelevanter Ereignisse ist eine Voraussetzung dafür, dass gleiche oder ähnliche Ereignisse vermieden werden können und bildet den Ausgangspunkt für die Entwicklung von Lufttüchtigkeits- und Änderungsanweisungen. Sie ist damit ein entscheidendes Element für die Verbesserung der Flugsicherheit. 2.3 Organisation der Flugzeuginstandhaltung Anhand der Beziehung eines Instandhalters zu einer Fluggesellschaft oder einem Fluggerätehersteller lassen sich vier Geschäftsmodell unterscheiden. Die Instandhaltung selbst kann als Prozessmodell mit sieben typischen Prozessen dargestellt werden. 147 148 EU (2003b), S. 57 EU (2003b), S. 57 42 Grundlagen 2.3.1 Geschäftsmodelle der Flugzeuginstandhaltung Die Flugzeuginstandhaltung kann organisiert sein als − − − − Funktionsbereich einer Fluggesellschaft Unternehmen eines Luftfahrtkonzerns Bereich eines Fluggeräteherstellers unabhängiges Unternehmen Organisationen, die nach diesen Grundmodellen organisiert sind, kooperieren auf verschiedene Art. Eines der ältesten Kooperationsmodelle sind Instandhaltungsallianzen unter Fluggesellschaften, wie sie erstmals in der 1960ern mit ATLAS (Alitalia, Iberia, Lufthansa, Air France, Sabena) und KSSU (KLM, SAS, Swissair, UTA) entstanden.149 Jüngere Geschäftsmodelle der Flugzeuginstandhaltung sind Joint Ventures (zum Beipspiel Lufthansa Technik Philippines als Joint Venture zwischen Lufthansa Technik und Marco Asia), Beteiligungen (zum Beispiel HEICO Aerospace Holdings, an der Lufthansa Technik beteiligt ist) oder punktuelle Kooperationen wie beim Pooling von Ersatzteilen (zum Beispiel von SR Technics angeboten).150 Die in Abbildung 17 skizzierten Geschäftsmodelle der Flugzeuginstandhaltung haben sich mit der Zivilluftfahrt und den Strategien von Fluggesellschaften und Fluggeräteherstellern entwickelt.151 Dabei entstanden neben der traditionellen die virtuelle Fluggesellschaft und der Luftfahrtkonzern.152 Bei der traditionellen Fluggesellschaft werden die meisten Funktionen von internen Bereichen erfüllt, bei der virtuellen Fluggesellschaft und dem Luftfahrtkonzern werden Nicht-Kernfunktionen wie die Instandhaltung ausgelagert – im Fall der virtuellen Fluggesellschaft in von der Fluggesellschaft aufbauorganisatorisch separate Unternehmen, im Fall des Luftfahrtkonzerns in Tochterunternehmen des Konzerns. In jüngster Zeit bieten vermehrt Fluggerätehersteller Instandhaltungsdienstleistungen an, um zyklisch bedingte Umsatz- und Auslastungsschwankungen in der Herstellung auszugleichen. 149 150 151 152 Mallikarjuna (2000), S. 465-466 vgl. Czepiel (2003), S. 2-3; Lewis/Viega (1999); Mallikarjuna (2000) vgl. Flint (2002); Lewis/Viega (1999), Mallikarjuna (2000), S. 464-469 Doganis (2001), S. 214-218 Grundlagen 43 Abbildung 17: Geschäftsmodelle der Flugzeuginstandhaltung Die Vorteile der internen Instandhaltung liegen in kurzen Kommunikationswegen zwischen Fluggesellschaft und Instandhaltung und der direkten Kontrollierbarkeit von Instandhaltungsqualität, -kosten und -terminierung durch die Fluggesellschaft.153 Die Instandhaltung kann ihre Organisation entsprechend den Anforderungen eines einzelnen Kunden optimieren. Fluggesellschaften, die Instandhaltungsarbeiten an externe Unternehmen vergeben, können von den Vorteilen des Auslagerns profitieren: Fokussierung auf das Kerngeschäft, den Flugbetrieb, vorwiegend produktionsvariable und geringere fixe Instandhaltungskosten, geringeres Anlagevermögen, Kostensenkungspotentiale durch Lieferantenwettbewerb und Mitnahme von Skaleneffekten des Instandhalters.154 Mit der Verlagerung der Instandhaltung zu einer externen Organisation geht jedoch für die Fluggesellschaft Instandhaltungs-Know-how verloren.155 Durch zusätzliche Schnittstellen für die Qualitäts- und Kostenkontrolle kann erhöhter Koordinations- und Kommunikationsaufwand entstehen.156 Da die Fluggesellschaft bei diesem Modell nicht einziger Kunde des Instandhalters ist, kann auf ihre Anforderungen weniger stark und weniger 153 154 155 156 Vadhindran/McGrath (2000), S. 561 Vadhindran/McGrath (2000), S. 558-561 Kennedy (1998); Vadhindran/McGrath (2000), S. 561 Bloss (1995), S. 136-140; Czepiel (2003), S. 2-9 – 2-9, Kennedy (1998); Mallikurjana (2000), S. 469 44 Grundlagen flexibel eingegangen werden.157 Auf Instandhaltungsseite wirkt die höhere Kundenanzahl komplexitätserhöhend.158 Die Instandhaltung durch einen Fluggerätehersteller kann Vorteile bringen durch den direkten Know-how-Transfer zwischen Herstellung und Instandhaltung, der zu Verbesserungen bei Produkt und Instandhaltung führen kann. Fluggesellschaften stehen jedoch der Ausweitung der Herstellertätigkeiten auf die Instandhaltung teilweise skeptisch gegenüber, da sie eine Konsolidierung der Branche mit Erhöhung des Preisniveaus erwarten.159 Fluggesellschaft und Instandhalter sind durch die Ziele Sicherheit, Zuverlässigkeit, Komfort, Bodenzeit und Kosten verbunden. Die Form der Zielvereinbarung zwischen den Geschäftspartnern ist abhängig vom Geschäftsmodell: für den Leiter des Instandhaltungsbereichs erfolgt sie als Aufgabenbeschreibung und persönliche Zielvereinbarung, zwischen Fluggesellschaft und externem Instandhalter als Vertrag, der neben Kostenfestlegungen auch Zielwerte für Sicherheit, Zuverlässigkeit, Komfort und Bodenzeit und Massnahmen im Fall von Zielabweichungen enthalten sollte. Im heutigen Käufermarkt wird das Angebot der Instandhalter von den Auslagerungsstrategien der Fluggesellschaften bestimmt. Diese lagern verschiedene Instandhaltungsarbeiten in unterschiedlichem Ausmass aus. Die Wartung während des Flugbetriebs wird vorwiegend intern durchgeführt, Flugzeug- und Triebwerküberholungen sowie die Komponenteninstandhaltung werden zu einem grösseren Teil ausgelagert.160 Parallel zum Auslagerungstrend haben sich neue Formen für Instandhaltungsverträge entwickelt. Fluggesellschaften bevorzugen vermehrt langfristige Vereinbarungen in Form von Power by the Hour-Verträgen oder Total Support Packages.161 Power by the Hour-Verträge beinhalten vereinbarte Instandhaltungsleistungen für einen festen Betrag je Flug- beziehungsweise Betriebsstunde, den die Fluggesellschaft an den Instandhalter zahlt. Verträge dieser Art werden vor allem für Triebwerke und Komponenten abgeschlossen. Bei im allgemeinen langfristig angelegten Total Support Packages übernimmt der Instandhalter neben der eigentlichen Instandhaltungsdurchführung auch Aufgaben wie die Instandhaltungsplanung und die Bereitstellung der Instandhaltungsunterlagen. Dieses Vertragsmodell wird vor allem von kleinen Fluggesellschaften, Regionalfluggesellschaften und Billigfliegern genutzt.162 157 158 159 160 161 162 Kennedy (1998) Czepiel (2003), S. 2-9 Scalzo (2003) vgl. Czepiel (2003), S. 4-2; Flint (2002), S. 63; Untersuchung von The Canaan Group, zitiert in Mallikarjuna (2000), S. 462 vgl. Czepiel (2003), S. 2-4; Mallikarjuna (2000), S. 469-471 Beyer (2001), S. 74; Burchell (2003); n.n. (2000) Grundlagen 45 Die skizzierten Auslagerungsstrategien fördern auf der Instandhalterseite einerseits die Entwicklung von Nischenanbietern, die sich auf bestimmte Segmente wie zum Beispiel einzelne Komponenten spezialisieren, und andererseits von grossen Instandhaltungsunternehmen, die die Ressourcen für Total Support Packages haben.163 1999 lagen 70% des Instandhaltungsumsatzes bei 30 der weltweit 400 Instandhaltunsunternehmen.164 2.3.2 Prozessmodell der Flugzeuginstandhaltung Unabhängig von Geschäftsmodell und Aufbauorganisation lassen sich für die Flugzeuginstandhaltung die folgenden operativen Prozesse abgrenzen: − − − − − − − Infrastrukturbereitstellung Unterlagenbereitstellung Personalbeschaffung und -entwicklung Materialbereitstellung Instandhaltungsplanung Instandhaltungsdurchführung Instandhaltungsaufzeichnung Abbildung 18 zeigt die Prozesse der Flugzeuginstandhaltung mit den systemexternen Leistungserbringern und -empfängern. Input, Output, Aktivitäten und Schnittstellen Prozesse werden nachfolgend beschrieben. Abbildung 18: Prozessmodell Flugzeuginstandhaltung 163 164 Flint (2002), S. 60 Lewis (1999), S. 7 46 Grundlagen Infrastrukturbereitstellung Die Infrastrukturbereitstellung bezieht sich auf Betriebsstätten, Ausrüstungen, Werkzeuge, EDV-System, Arbeitskleidung und extern bezogene Wartungsdienstleistungen.165 Prozessinput ist der Bedarf an Betriebsstätten, Ausrüstungen, Werkzeugen, EDVSystemen, Arbeitskleidung und extern zu beziehender Wartung. Als Prozessleistung stehen anforderungsgerechte Betriebsstätten und Hilfsmittel zur Verfügung und es bestehen Verträge mit anderen Instandhaltern für die Erbringung von Wartungsdienstleistungen an den entsprechenden Destinationen. Aktivitäten des Prozesses sind die Überprüfung und anschliessende Festlegung des angemeldeten Bedarfs, die Evaluation von Alternativen und die Auswahl und Umsetzung der einer Alternative. Die Umsetzung beinhaltet Planung, Beschaffung, Instandhaltung, allenfalls Erweiterung oder Ersatz und Entsorgung von Betriebsstätten und Hilfsmitteln. Dies gilt sinngemäss auch für die Verträge für extern bezogene Wartung: Sie werden verhandelt, abgeschlossen, angepasst und allenfalls aufgelöst. Schnittstellen bestehen zu allen anderen Prozessen über den angemeldeten Bedarf an Infrastruktur und deren Bereitstellung. Externe Infrastrukturlieferanten können Architekten und Bauunternehmen zur Erstellung der Betriebsstätten, Hersteller und Handelsunternehmen für Fahrzeuge, Werkzeugmaschinen, Werkzeuge oder EDV-Hardware und Software sowie andere Flugzeuginstandhalter sein. Die Infrastruktur der Flugzeuginstandhaltung ist aufwändig, beginnend beim benötigten Hangarvolumen bis zum persönlichen Werkzeugcontainer eines Flugzeugmechanikers mit einem Wert von rund 5’500 Euro. Personalbeschaffung und -entwicklung Im Rahmen der Personalbeschaffung und -entwicklung werden der Personalbedarf nach Qualifikation und Anzahl bestimmt, die Mitarbeiter akquiriert und aus- beziehungsweise weitergebildet sowie ein leistungsförderndes Arbeitsumfeld geschaffen. Input des Prozesses sind der Personalbedarf, der durch die aktuellen und geplanten Aktivitäten des Instandhalters festgelegt wird, aber auch die Ansprüche des Personals an die persönliche Weiterentwicklung und das Arbeitsumfeld. Ergebnis der Personalbeschaffung und entwicklung sind qualifizierte, motivierte Mitarbeiter in adäquater Anzahl. Schnittstellen bestehen zwischen der Personalbeschaffung und -entwicklung zu allen anderen Prozessen, da diese auf entsprechendes Personal angewiesen sind. Desweiteren arbeitet die Personalbeschaffung und -entwicklung mit der für die Lizenzierung des freigabeberechtigten Personals und die Überprüfung einer ordnungsgemässen Personalbeschaf165 Auf den externen Bezug von Wartung sind Instandhalter angewiesen, da sie im allgemeinen nicht an allen Destinationen ihrer Kunden eine eigene Aussenstation betreiben. Grundlagen 47 fung und -entwicklung zuständigen Behörde, den Bewerbern und mit Ausbildungseinrichtungen zusammen. Unterlagenbereitstellung Die Unterlagenbereitstellung befasst sich mit von Behörden, Herstellern, Flugzeugbetreibern, dem Instandhalter und anderen Berechtigten veröffentlichten Instandhaltungsunterlagen. Die in den Instandhaltungsunterlagen enthaltenen Regelungen werden adressatengerecht aufbereitet und kommuniziert sowie laufend aktualisiert. Dazu werden die einschlägigen Informationen bezüglich ihrer Anwendbarkeit überprüft, über ihre Einführung entschieden, an den Instandhalter angepasst und in Form von Handbüchern, Arbeitskarten, Arbeitsblättern oder Arbeitsaufträgen, jeweils elektronisch beziehungsweise in Papierform, verfügbar gemacht und auf dem neuesten Stand gehalten. Ein Beispiel ist die optionale Änderungsanweisung eines Flugzeugherstellers. Hier wird zunächst überprüft, ob sie für die instandgehaltenen Flugzeuge Gültigkeit hat. Falls dies der Fall ist, wird über ihre Umsetzung entschieden. Bei positivem Entscheid werden die für die Umsetzung erforderlichen Dokumente wie Arbeitskarten und Arbeitsaufträge oder Verfahrenanweisungen erstellt und zugänglich gemacht. Über die eingehenden Informationen hat die Unterlagenbereitstellung Schnittstellen zu Behörden, Herstellern und Flugzeugbetreibern. Die von ihr erstellten Dokumente enthalten die durch die anzuwendenden Regelungen gesetzten Rahmenbedingungen für alle anderen Prozesse. Die hohe Regelungsdichte der Flugzeuginstandhaltung bringt einen entsprechend hohen Aufwand für die Unterlagenbereitststellung mit sich. Für den Flugzeugtyp Embraer RJ 145 wurden beispielsweise 114 Änderungsanweisungen im Jahr 2003 veröffentlicht, das heisst im Schnitt kam rund jeden dritten Tag eine neue Anweisung heraus. Materialbereitstellung Die Materialbereitstellung bezieht sich hier auf reparaturfähige Ersatzteile, Verbrauchsteile sowie Hilfs- und Betriebsstoffe, die im Rahmen der Instandhaltungsdurchführung verarbeitet werden. Input der Materialbereitstellung ist der bezüglich Menge, Bereitstellungsort und -zeit festgelegte Bedarf an Material für neu hinzukommende Flugzeuge, für Lufttüchtigkeits- und Änderungsanweisungen, für die Lagerauffüllung oder -erweiterung oder für den Ersatz von Material durch verbessertes Material. Weiterer Input sind erforderliche Reparaturen an Ersatzteilen. Das zu beschaffende Material wird bestellt, empfangen, kontrolliert, gelagert und aus dem Lager ausgegeben. Je nach Material müssen während der Lagerung 48 Grundlagen Kontrollen durchgeführt werden. Für erforderliche Reparaturen von reparaturfähigen Ersatzteilen werden entsprechende Aufträge ausgestellt und an externe oder interne Reparaturwerkstätten vergeben. Als Prozessoutput stellt die Materialbereitstellung das erforderliche Material am richtigen Ort zur richtigen Zeit zur Verfügung. Die Materialbereitstellung hat Schnittstellen zur Instandhaltungsplanung über den von dieser angemeldeten Materialbedarf, zur Instandhaltungsdurchführung über den aus dem Materialverbrauch entstehenden Auffüllbedarf an Material und über die Ausgabe von Material zur Verwendung für die Instandhaltungsarbeiten. Die Ein- und Ausbauten von reparaturfähigen Ersatzteilen werden im Rahmen der Instandhaltungsaufzeichnung dokumentiert. Die Materialbereitstellung arbeitet mit Materiallieferanten und Reparaturwerkstätten zusammen. Die zuständige Behörde ist zur regelmässigen Überprüfung der Materialbereitstellung hinsichtlich der Erfüllung der einschlägigen Regelungen verpflichtet. Eine quantitative Idee zur Materialbereitstellung geben folgende Angaben: Der Wert der weltweit an Lager gehaltenen Flugzeugersatzteile wurde 2002 auf über 50 Milliarden USD geschätzt.166 Als Daumenregel gelten für die Ersatzteilinvestitionen 25% des Flottenwerts bei einer Flotte von 10 Flugzeugen, 10% des Flottenwerts bei 100 Flugzeugen.167 Bei der Überholung eines Triebwerks werden 70-100 Verbrauchsteile routinemässig ausgetauscht, wobei diese nur rund 10% der Gesamtmaterialkosten einer Überholung darstellen. Instandhaltungsplanung Bei der Instandhaltungsplanung werden ausgehend vom Instandhaltungsprogramm, den durchzuführenden Lufttüchtigkeits- und Änderungsanweisungen und den zu behebenden Schäden unter Berücksichtigung der Flugzeug- und Ressourcenverfügbarkeit die Instandhaltungsarbeiten lang-, mittel- und kurzfristig geplant. Die Planung beinhaltet neben der Zusammenfassung von Arbeitsaufträgen zu Arbeitspaketen und deren Terminierung auch die Disponierung von Flugzeugen, Hangarstellplätzen, ausführendem Personal, benötigtem Material und allenfalls erforderlichen Hilfsmitteln. Wesentliche Outputs der Planung sind Langfristpläne, mittelfristig terminierte Arbeitspakete einschliesslich Ressourcendisponierung, und schliesslich die zur Durchführung freigegebenen Arbeitspakete. Inputschnittstellen der Instandhaltungsplanung sind die Unterlagenbereitstellung, die das Instandhaltungsprogramm und Lufttüchtigkeits- und Änderungsanweisungen liefert, sowie die Instandhaltungsdurchführung und der Flugbetrieb mit der Feststellung von Störungen. Mit der Materialbereitstellung erfolgt eine Zusammenarbeit im Rahmen der Materialdisponierung, mit der Planung und Koordination des Flugbetriebs im Rahmen der Flugzeugdisponierung. An die Instandhaltungsdurchführung gehen die zur Erledigung 166 167 McDonald (2002), S. 48 Holloway (2003), S. 326 Grundlagen 49 freigegebenen Arbeitsaufträge, von ihr zurück kommen allenfalls nicht erledigte Aufträge. Zur zuständigen Behörde besteht eine Schnittstelle aufgrund der von dieser durchzuführenden Überprüfungen. Hinsichtlich der für die Instandhaltungsplanung relevanten Mengen geben folgende Zahlen ein Bild: Allein für die ordentlichen Instandhaltungsarbeiten eines Embraer RJ 145 im dritten Betriebsjahr fallen bei einer täglichen Nutzung von rund sieben Stunden durchschnittlich zwei Arbeitsaufträge je Flugzeug und Tag an. Hinzu kommen Aufträge für ausserordentliche Arbeiten. Bei einer Flotte von 50 Flugzeugen fallen somit täglich Arbeitsaufträge in dreistelliger Anzahl an. Instandhaltungsdurchführung Die Instandhaltungsdurchführung, auch als Produktion bezeichnet, nimmt die Instandhaltungsarbeiten an Flugzeugen, Triebwerken oder Komponenten vor. Prozessinput sind Arbeitsaufträge und Arbeitskarten einschliesslich allenfalls erforderlicher und zusätzlicher Arbeitsblätter oder Handbücher sowie das benötigte Material und Hilfsmittel. Ergebnis der Instandhaltungsdurchführung sind lufttüchtige, mit einer Freigabebescheinigung versehene Flugzeuge, Triebwerke und Komponenten. Die Durchführung der Arbeiten erfolgt durch entsprechend berechtigtes eigenes oder fremdes Personal auf dem Flugfeld, in Hangar oder Werkstatt, während des Flugbetriebs am Tag, in der Nacht oder ausserhalb des Flugbetriebs über einen längeren Zeitraum. Die Schnittstellen zur Instandhaltungsplanung und Materialbereiststellung wurden bereits erwähnt. An den Flugbetrieb gibt die Instandhaltungsdurchführung das einsatzbereite Flugzeug. Zur Behörde besteht Kontakt im Rahmen von deren Überprüfungspflicht. Zur Arbeitsintensität der Flugzeuginstandhaltung geben folgende Zahlen einen Anhaltspunkt: Die Tageskontrolle eines Embraer RJ 145 benötigt rund eine Mannstunde, die Wochenkontrolle drei Mannstunden und für den nach 400 Flugstunden fälligen A-Check werden für die ordentlichen Instandhaltungsarbeiten ohne Störungsbehebung rund 40 Mannstunden benötigt. Instandhaltungsaufzeichnung Die Instandhaltungsaufzeichung beinhaltet die Dokumentation der durchgeführten Instandhaltungsarbeiten und die Informationsspeicherung. Input beziehungsweise erster Schritt für die Aufzeichnung sind die Daten über die Instandhaltungsdurchführung, die in Arbeitsaufträgen, Freigabebescheinigungen, Lufttüchtigkeitsetiketten und Testberichten festgehalten werden. Diese werden im allgemeinen zunächst handschriftlich auf den entsprechenden Papieren vermerkt und anschliessend im 50 Grundlagen EDV-System erfasst. Damit dieses jeweils die aktuellsten Informationen enthält, sollte die Erfassung möglichst schnell nach der Instandhaltungsdurchführung erfolgen. Die Instandhaltungsaufzeichnung hat ihre wesentliche Inputschnittstelle zur Instandhaltungsdurchführung, von der sie die Daten über die durchgeführten Arbeiten erhält. Genutzt werden die aufgezeichneten Daten von der Unterlagenbereitstellung, der Materialbereitstellung, der Planung, der Flugbetriebskoordination und dem Flugbetrieb. Die zuständige Behörde überprüft, ob die Aufzeichnung ordnungsgemäss erfolgt. Als “Nebenprodukt“ der Flugzeuginstandhaltung fällt eine immense Datenmenge an: Bei der Erfassung eines Arbeitsauftrags werden mindestens 30 Datenfelder gespeichert. Die oben erwähnten zwei Arbeitsaufträge je Flugzeug und Tag für die ordentliche Instandhaltung eines Embraer RJ 145 im dritten Betriebsjahr ergeben bei einer Flotte von 50 Flugzeugen im Minimum 3’000 gespeicherte Datenfelder je Tag, ohne Berücksichtigung ergänzender Dokumente und Informationen. 2.4 Leistungsmessung in der Flugzeuginstandhaltung Die in der Flugzeuginstandhaltung verbreitet eingesetzten Kennzahlen zur Leistungsmessung werden in den folgenden Abschnitten anhand von deren Zweck, Berechnung und Interpretation beschrieben. 2.4.1 Finanzielle Kennzahlen Zu den finanziellen Leistungsmessgrössen der Flugzeuginstandhaltung zählen − − − − − − direkte Instandhaltungskosten je Flugstunde indirekte Instandhaltungskosten je Flugstunde Material- und Lohnkostenanteile der direkten Instandhaltungskosten ATA-System168-Kostenanteile Kostenanteile für ordentliche Instandhaltung und Störungsbehebung Ersatzteilvermögen je Flugzeug Direkte Instandhaltungskosten je Flugstunde Zweck Berechnung 168 Messung der “Herstellkosten je Produktionseinheit“ Materialkosten + Produktion slohnkoste n + externe Instandhal tungskoste n Anzahl Flugstunde n Das von der Air Transport Association of America (ATA) entwickelte ATA-System ist das industrieweit genutzte, standardisierte Numerierungssystem zur Gliederung von Flugzeugen und den zugehörigen Instandhaltungsunterlagen. Grundlagen 51 Interpretation Wesentlichen Einfluss auf die Höhe der direkten Instandhaltungskosten je Flugstunde oder die spezifischen direkten Instandhaltungskosten für eine bestimmte Betrachtungsperiode169 haben Flugzeugtyp, Flugzeugalter, Instandhaltungsprogramm, Streckenlänge, Personalproduktivität und Preisniveau.170 Mit dem Flugzeugtyp liegen der Grossteil des Instandhaltungsprogramms und damit des Aufwands für ordentliche Instandhaltung sowie über die inhärente Zuverlässigkeit des Flugzeugtyps auch der Aufwand für ausserordentliche Instandhaltungsarbeiten fest. Mit zunehmendem Alter eines Flugzeugs steigen die Instandhaltungskosten aufgrund zunehmender ausserordentlicher Arbeiten und umfangreicherer ordentlicher Instandhaltungsarbeiten wie Überholungen. Überholungsarbeiten fallen periodisch in grösseren Intervallen an. Bei grossen Flotten verteilen sich die Überholungen der einzelnen Flugzeuge im allgemeinen gleichmässig, während sie sich bei kleinen Flotten zeitlich konzentrieren und zu starken Kostenschwankungen führen können. Um dies zu vermeiden, können entweder Rückstellungen gebildet oder die Kosten der Überholung aktiviert und abgeschrieben werden.171 Das Instandhaltungsprogramm legt die planmässig durchzuführenden Instandhaltungsarbeiten fest. Die Aufnahme zusätzlicher Arbeiten und die Verkürzung von Intervallen führen zur Erhöhung der direkten Instandhaltungskosten je Flugstunde und umgekehrt können diese durch Streichung von Arbeiten und Intervallverlängerung gesenkt werden. Mit zunehmender durchschnittlicher Streckenlänge sinken die direkten Instandhaltungskosten je Flugstunde (Abbildung 19). Ein Teil der direkten Instandhaltungskosten ist fluganstelle flugstundenabhängig. Räder und Bremsen beispielsweise werden vor allem bei der Landung beansprucht und ihre Instandhaltungsintervalle richten sich nach der Anzahl an Landungen. Die Kosten solcher flugabhängiger Instandhaltungsarbeiten werden bei längeren Flugstrecken auf eine höhere Anzahl an Flugstunden verteilt und die direkten Instandhaltungskosten je Flugstunde werden kleiner. 169 170 171 Beim operativen Management der Flugzeuginstandhaltung interessieren die periodenbezogenen Kosten. Die über die Flugzeugbetriebszeit kumulierten oder die infiniten Kosten der Flugzeuglebenszeit interessieren zum Beispiel beim Vergleich von Flugzeugtypen im Rahmen von Kaufentscheiden. vgl. Embraer (1999a), S. 2 zur Berechnung der Betriebszykluskosten eines Flugzeugtyps siehe McGrath (2001) vgl. Holloway (2003), S. 320-327; MacLean/Richman (1999), S. 585 Beide Methoden werden beschrieben in IATA (1999). 52 Grundlagen Abbildung 19: Streckenlänge und Instandhaltungskosten172 Hohe Personalproduktivität und niederes Preisniveau führen zu tieferen direkten Instandhaltungskosten je Flugstunde. Wesentlichen Einfluss auf die Personalproduktivität haben die Fähigkeiten der Mitarbeiter. Während das Lohnniveau vom Standort abhängt und naturgemäss starke Unterschiede aufweist, sind die Preise für zertifiziertes Instandhaltungsmaterial aufgrund des eingeschränkten Wettbewerbs weltweit auf einem ähnlichen Niveau. Die direkten Instandhaltungskosten je Flugstunde eignen sich für interne Zeitvergleiche und das Benchmarking, insbesondere mit den Empfehlungen der Hersteller. Dabei sind jeweils die oben genannten Einflussfaktoren zu berücksichtigen. Indirekte Instandhaltungskosten je Flugstunde Zweck Berechnung Messung der “Gemeinkosten je Produktionseinheit“ Indirekte Instandhaltungskosten Anzahl Flugstunden Indirekte Instandhaltungskosten beinhalten: Abschreibungen Leasing und Einmietung von Ersatzteilen und Reservetriebwerken Transportkosten Kosten für Infrastruktur Kosten für Instandhaltungsunterlagen Personal- und übrige Kosten der Unterstützungsfunktionen 172 Quelle: Embraer (1999b), S. 2 Grundlagen 53 Interpretation Die indirekten Instandhaltungskosten je Flugstunde sind abhängig von der Instandhaltungsorganisation, von Personal- und Flugzeugproduktivität sowie vom Preisniveau.173 Für Ersatzteile und Reservetriebwerke stehen verschiedene Finanzierungsmodelle zur Option. Sie können gekauft und dann als Anlagevermögen aktiviert und erfolgswirksam abgeschrieben oder sie können geleast werden. Von Anschaffung beziehungsweise Leasing zu unterscheiden sind die zusätzlich anfallenden Kosten für die kurzfristige Einmietung von Ersatzteilen und Reservetriebwerken zur Abdeckung von Engpässen. Die Höhe der Abschreibungen für Gebäude, Einrichtungen und Hilfsmittel sowie der Umfang der Unterstützungsfunktionen und die Höhe von deren Kosten wird festgelegt durch die Instandhaltungsorganisation. Bestimmend ist hier zunächst, welche Instandhaltungsarbeiten selbst durchgeführt werden und welche ausgelagert sind. Infrastruktur und Unterstützungsfunktionen nehmen mit einer Zunahme der intern durchgeführten Instandhaltungsarbeiten unterproportional zu.174 Im Zusammenhang mit der Auslagerung von Instandhaltungsarbeiten wird eine Ungenauigkeit bei der Abgrenzung der direkten und indirekten Instandhaltungskosten deutlich: Die Kosten für ausgelagerte Instandhaltungsarbeiten werden unter den direkten Instandhaltungskosten berücksichtigt. Hier fliessen gegebenenfalls auch die indirekten Kosten des externen Dienstleisters und eine Gewinnmarge ein. Wird die Arbeit intern durchgeführt und erfordert eine entsprechende Infrastruktur und gegebenenfalls ein Mehr an Unterstützungsfunktionen, erhöht dies die indirekten Instandhaltungskosten. Bei gegebenem Leistungsspektrum eines Instandhalters ist die Personalproduktivität entscheidend dafür, wieviel Personal zur Erfüllung der Aufgaben erforderlich ist. Hier spielen wiederum die Fähigkeiten der Mitarbeiter eine wesentliche Rolle. Die direkten Instandhaltungskosten verhalten sich weitgehend proportional zu den Flugstunden und damit zur Flugzeugproduktivität, gemessen an den Flugstunden je Flugzeug. Die produktionsfixen indirekten Instandhaltungskosten je Flugstunde dagegen “sinken“ mit steigender Flugzeugproduktivität.175 Das Preisniveau wirkt sich unmittelbar auf die spezifischen Instandhaltungskosten aus. Anschaffungskosten und damit auch die Abschreibungen für Infrastruktur sowie die Personalkosten der Unterstützungsfunktionen schwanken stark je nach Standort des Instandhalters. 173 174 175 vgl. Holloway (2003), S. 320-327 vgl. Booz, Allen & Hamilton (1994), S. 11 “ (...) higher utilisation does not control costs, but it can reduce their wastage.“ Holloway (2003), S. 301 54 Grundlagen Die indirekten Instandhaltungskosten je Flugstunde sind vor allem für interne Zeitvergleiche sinnvoll verwendbar. Die zeitliche Entwicklung kann auf sich etablierende Ineffizienzen aufmerksam machen beziehungsweise deren Behebung dokumentieren. Für das Benchmarking eignen sie sich nur bedingt, da Instandhaltungsorganisationen sehr heterogen sind und entsprechend viele Faktoren berücksichtigt werden sollten. Material- und Lohnkostenanteile der direkten internen Instandhaltungskosten Zweck Messung von Material- und Lohnkostenanteil der direkten Instandhaltungskosten ohne extern bezogene Leistungen Berechnung Materialkostenanteil = Lohnkostenanteil = Materialkosten Materialkosten + Produktionslohnkosten Produktionslohnkosten Materialkosten + Produktionslohnkosten * 100% * 100% Material- und Produktionslohnkosten beziehen sich auf die intern erstellte Leistung. Interpretation Die Höhe der Anteile von Material- und Lohnkosten werden zum Grossteil davon bestimmt, wie material- beziehungsweise arbeitsintensiv eine bestimmte Instandhaltungsarbeit ist. Daneben spielen die Personalproduktivität und das Preisniveau eine die Kostenanteile beeinflussende Rolle.176 Unter den Begriff Instandhaltung fallen unterschiedlicheste Arbeiten, deren Material- und Arbeitsaufwand stark differiert. Für eine Inspektion beispielsweise wird kein Material verbraucht, es entstehen einzig direkte Kosten für die benötigten Arbeitsstunden. Eine Triebwerküberholung hingegen ist eine vergleichsweise materialintensive Instandhaltungsarbeit. Betrachtet man eine bestimmte Instandhaltungsarbeit, so werden Material- ud Lohnkostenanteil von der Personalproduktivität und dem Preisniveau beeinflusst. Eine Erhöhung der Personalproduktivität führt bei gleich bleibendem Lohnniveau zu einem geringeren Lohnkostenanteil. Allerdings kann bei gleicher Personalproduktivität der Lohnkostenanteil eines Instandhalters in einem Hochpreisland wesentlich über dem eines Instandhalters liegen, der von einem tiefen Lohnniveau profitiert. Die Material- und Lohnkostenanteile eignen sich gut für interne Zeitvergleiche und eingeschränkt für das Benchmarking. Eine Analyse der Ursachen für Verschiebungen bezie176 vgl. Booz, Allen & Hamilton (1994) Grundlagen 55 hungsweise Unterschiede bei den Anteilen gibt Hinweise auf Schwachstellen und Verbesserungspotentiale. Ein steigender Lohnanteil kann ein Anzeichen für eine zurückgehende Personalproduktivität sein, ein steigender Materialanteil kann ein Anhaltspunkt für Materialverschwendung oder überhöhte Einkaufspreise sein. Beim Benchmarking sind Unterschiede in den Lohnstundensätzen zu berücksichtigen, die bei gleicher Produktivität zu unterschiedlichen Lohnkostenanteilen führen können. ATA-System-Kostenanteile Zweck Messung der Kostenanteile einzelner ATA-Systemteile an den direkten Instandhaltungkosten Berechnung Kostenanteil ATA-Teil = (Direkte Instandhaltungskoste n)ATA -Systemteil Direkte Instandhal tungskoste n ! 100% Interpretation Einfluss auf die Verteilung der direkten Instandhaltungskosten auf die Teile des ATASystems haben der Flugzeugtyp, das Flugzeugalter und das Instandhaltungsprogramm. Die Konstruktion eines Flugzeugtyps und dessen betreiberspezifische Ausstattung bilden die Basis dafür, in welchem ATA-Teil Instandhaltungsarbeiten in welchem Umfang anfallen. So entstehen beispielsweise nur für ein Propellerflugzeuge Kosten für ATA-Teil 61 “Propeller”, im Fall einer aufwändigen Kabinenausstattung werden für ATA-Teil 25 “Einrichtung/Ausstattung” entsprechend hohe Kosten anfallen. Ein Flugzeugtyp kann auch “Problemzonen“ aufweisen, die sich durch überhöhte Kosten eines ATA-Teils bemerkbar machen. Das Flugzeugalter zu einem betrachteten Zeitpunkt ist bestimmend dafür, welche ordentlichen Instandhaltungsarbeiten anfallen. Beispielsweise werden umfangreiche Arbeiten an der Kabinenausstattung im allgemeinen bei einer Flugzeugüberholung durchgeführt. Die Kostenanteile für ATA-Teil 25 “Einrichtung/Ausstattung” werden also jeweils dann relativ hoch sein, wenn eine entsprechende Überholung durchgeführt wurde. Abweichungen in den ATA-Kostenanteilen zwischen Flugzeugen des gleichen Typs und Alters können im betreiberspezifischen Instandhaltungsprogramm begründet sein. So kann zum Beispiel ein Austausch der Filter der Klimaanlage aus Hygienegründen in einem kürzeren Intervall erfolgen als im Musterprogramm vorgesehen, was zu einem höheren Kostenanteil des ATA-Systems 21 “Klimaanlage” führen kann. Die ATA-System-Kostenanteile werden sinnvoll zusammen mit den direkten Instandhaltungskosten je Flugstunde und ATA-Teil für einen Flugzeugtyp im Zeitvergleich und gegenüber Benchmarks wie beispielhaft in Abbildung 20 gezeigt betrachtet. Im Beispiel ist 56 Grundlagen der Kostenanteil von ATA 34 “Navigation“ gegenüber dem Benchmark zu hoch, was durch die mit zwischen 8,5 und 7,9 Euro ebenfalls über dem Benchmarkwert von 7,5 Euro liegenden Kosten je Flugstunde bestätigt wird. Grosse Schwankungen der Kosten eines ATA-Teils im Zeitvergleich, die nicht auf Änderungen des Instandhaltungsprogramms zurückzuführen sind, können auf technische Probleme innerhalb dieses ATA-Teils hinweisen. Durch Benchmarking der ATA-System-Kostenanteile mit anderen Betreibern desselben Flugzeugtyps oder den Herstellerempfehlungen können Schwachstellen und Verbesserungspotentiale identifiziert werden. Ein überhöhter Kostenanteil eines bestimmten ATA-Teils kann bedeuten, dass hier das Instandhaltungsprogramm optimiert werden kann durch Weglassen von Arbeiten oder dass Instandhaltungsarbeiten ineffizient durchgeführt werden. Abbildung 20: ATA-System-Kostenanteile Kostenanteile für ordentliche Instandhaltung und Störungsbehebung Zweck Messung der Kostenanteile für ordentliche Instandhaltungsarbeiten und Störungsbehebung an den direkten Instandhaltungskosten Berechnung Kostenanteil ord. Instandhaltung = ! Kostenanteil Störungsbehebung = ! (Direkte Instandhaltungskosten)ord.IH Direkte Instandhaltungskosten (Direkte IH - Kosten)Störungsbehebung Direkte Instandhaltungskosten * 100% * 100% Grundlagen 57 Interpretation Die Verteilung der direkten Instandhaltungskosten auf ordentliche Instandhaltung und Störungsbehebung ist ein Indikator für die Effektivität des Instandhaltungsprogramms.177 Sie hängt wesentlich ab von Flugzeugtyp und -alter, vom Instandhaltungsprogramm und von den Fähigkeiten von Flugbesatzung und Instandhaltungspersonal. Eine geringere inhärente Zuverlässigkeit eines Flugzeugtyps hat einen höheren Anteil an Störungsbehebung zur Folge. Die inhärente Zuverlässigkeit ist durch Modifikationen aufgrund von Änderungsanweisungen erhöhbar. Mit dem Flugzeugalter nimmt der Aufwand für Störungsbehebung im allgemeinen zu.178 Über das Flugzeugalter kommt ausserdem das intervallbestimmte Instandhaltungsprogramm zum Tragen. Intervallmässig und damit in Abhängigkeit des Flugzeugalters fallen umfangreichere ordentliche Instandhaltungsarbeiten an. Der Anteil der Kosten für ordentliche Instandhaltung ist in den entsprechenden Perioden höher, gleichbleibender Aufwand für Störungsbehebung vorausgesetzt. Moderne Instandhaltungsprogramme basieren auf den Konzepten der vorbeugenden und der zustandsbasierten Instandhaltung. Das Ziel der vorbeugenden Instandhaltung ist, durch präventive ordentliche Instandhaltungsarbeiten die störungsbedingten ausserordentlichen Arbeiten zu verringern. Dabei sind die präventiven ordentlichen Instandhaltungsarbeiten fix im Instandhaltungsprogramm festgelegt. Das Konzept der zustandsbasierten Instandhaltung geht einen Schritt weiter und versucht, auch die präventiven ordentlichen Instandhaltungsarbeiten zu reduzieren. Dies soll erreicht werden, indem der Zustand eines Systems laufend überwacht wird und präventive ordentliche Instandhaltungsarbeiten nur dann durchgeführt werden, wenn der Zustand einen bestimmten Wert erreicht. Auch hier soll durch präventive Massnahmen der Anteil an Störungsbehebung klein gehalten werden.179 Die Fähigkeiten von Besatzung und Instandhaltungspersonal haben Einfluss darauf, wieviele Arbeitsaufträge für unbegründete Störungsbehebungen ausgestellt werden. Bei ungenügender Kenntnis und Erfahrung wird hinter einer im Betrieb auftretenden Störung eventuell eine technischer Fehler vermutet und ein Arbeitsauftrag zu dessen Behebung ausgestellt, obwohl kein Fehler vorliegt. Solche Arbeitsaufträge führen zu einer vermeidbaren Erhöhung des Aufwands für Störungsbehebung. 177 178 179 Zeki (2000), S. 488 Als Daumenregel gilt für neue Flugzeuge ein Verhältnis von Störungsbehebung zu ordentlicher Instandhaltung von 1:1, das mit dem Flugzeugalter auf 3:1 steigen kann. Zeki (2000), S. 488 vgl. Brunner (1992), S. 100 58 Grundlagen Das Verhältnis der Kosten für ausserordentliche Instandhaltung zu denen für Störungsbehebung wird zu Zeitvergleichen und zum Benchmarking jeweils für einen bestimmten Flugzeugtyp verwendet. Die Kostenrelation ist ein Ansatzpunkt zur Optimierung des Instandhaltungsprogramms. Eine Verschiebung der Anteile hin zu einem Mehr an Kosten für Störungsbehebung kann darauf hin deuten, dass das Instandhaltungsprogramm seinen Zweck nicht optimal erfüllt. Durch Programmänderungen kann versucht werden, die Störungsbehebung zu verringern, wobei das Programm gleichzeitig nicht übermässig erweiter werden solllte. Ersatzteilvermögen je Flugzeug Zweck Berechnung Messung des Vermögens an Ersatzteilen je Flugzeug Bruttoanla gevermögen RT + Umlaufverm ögen VT Anzahl Flugzeuge RT: reparaturfähige Ersatzteile VT: Verbrauchsteile Interpretation Reparaturfähige Ersatzteile werden im allgemeinen als Anlagevermögen aktiviert und abgeschrieben, während Verbrauchsteile im Umlaufvermögen geführt werden. Der Vermögensbestand an Ersatzteilen je Flugzeug wird bestimmt vom Flugzeugtyp, der Anzahl an Flugzeugen, der Lagerstrategie und der Lagerbewirtschaftung. Der Flugzeugtyp bestimmt den Kaufpreis eines Flugzeugs und damit auch die kaufpreisabhängige Höhe der Investitionen für Ersatzteile.180 Die Anzahl instandzuhaltender Flugzeuge wirkt sich über Skaleneffekte auf die Höhe des Ersatzteilvermögens je Flugzeug aus. Die Anzahl am Lager zu haltender Ersatzteile steigt unterproportional mit der Menge instandzuhaltender Flugzeuge.181 Unter dem Begriff “Lagerstrategie“ werden hier Entscheidungen über Kauf oder Leasing von Ersatzteilen, über Lagerservicegrad und Sicherheitsbestand zusammengefasst. Durch Operating Leasing von Ersatzteilen kann das bilanzierte Vermögen an Ersatzteilen verringert werden. Der Servicegrad des Lagers entspricht dem Anteil sofort bedienter Materialanfragen und gibt Auskunft über die Materialverfügbarkeit. Ein hoher Servicegrad kann materialbedingte Engpässe reduzieren, erfordert aber zusätzliche Ersatzteile und 180 181 vgl. Holloway (2003), S. 325-326 Als Daumenregel für reparaturfähige Ersatzteile gilt, dass eine Versechsfachung der Flotte eine Verdopplung des Lagers bedingt. Holloway (2003), S. 326 Grundlagen 59 damit eine Erhöhung des Ersatzteilvermögens je Flugzeug. Eng mit dem Servicegrad verbunden ist der Sicherheitsbestand. Dieser und damit das Ersatzteilvermögen sind umso höher, je höher der angestrebte Servicegrad, je länger die Wiederbeschaffungszeit für Ersatzteile und je kleiner die Prognosegenauigkeit für den Ersatzteilbedarf ist. Die Lagerbewirtschaftung strebt zur Reduktion des Ersatzteilvermögens die Vermeidung beziehungsweise Reduzierung von Lagerhütern und einen hohen Lagerumschlag für Verbrauchsteile an. Das Ersatzteilvermögen je Flugzeug eignet sich im Zeitvergleich als Messgrösse zur Lageroptimierung. Übermässige Vermögenserhöhung ohne Verbesserung des Servicegrads können ein Hinweis auf Lagerhüter sein. 2.4.2 Nicht-finanzielle Kennzahlen Häufig verwendete nicht-finanzielle Leistungskennzahlen der Flugzeuginstandhaltung sind − − − − − − − − Technische Zwischenfallsrate Technische Abflugzuverlässigkeit Mittlerer Abstand ungeplanter Komponentenausbauten Durchlaufzeiten von Überholungen Offene ausserordentliche Wartungsereignisse je Flugzeug Anteil unbegründete ausserordentliche Wartungsereignisse Intervallnutzung Angebotene Sitzkilometer je Personalposition Technische Zwischenfallsrate Zweck Berechnung Indikator für die technische Sicherheit Anzahl technisch bedingte Zwischenfä lle Anzahl Flugstunde n * 1'000 Interpretation Die nicht direkt messbare technische Sicherheit von Flugzeugen wird mit Hilfe der technischen Zwischenfallsrate quantifizierbar. Als Zwischenfälle können meldepflichtige Ereignisse festgelegt werden.182 Bei technischen Zwischenfällen lassen sich material-, verfahrens- und menschlich bedingte Ursachen unterscheiden. Bei material- und verfahrensbedingten Ursachen wird ver182 siehe Seite 41 60 Grundlagen sucht, diese durch Lufttüchtigkeits- und Änderungsanweisungen in Zukunft auszuschliessen. Menschlich bedingte Ursachen für technische Zwischenfälle stehen im Zentrum von Human Factor-Programmen. Durch Schulung und Aufklärung soll für die Gründe menschlichen Fehlverhaltens sensibilisiert und dieses im Sinn einer Null-Fehler-Kultur vermieden werden.183 Die Zwischenfallsrate wird eingesetzt für Zeitvergleiche und das Benchmarking. Sie ist der Ausgangspunkt für weitergehende Ursachenanalysen. Der Zielwertbereich für die technische Zwischenfallsrate liegt um 1,5 Zwischenfälle je 1’000 Flugstunden. Technische Abflugzuverlässigkeit Zweck Berechnung Messung des Anteils an Flügen an den geplanten Flüge, die nicht von technischen bedingten Verspätungen betroffen sind Anzahl durchgefüh rte Abflüge ! Anzahl technisch bedingte Verspätun gen Anzahl durchgefüh rte Abflüge + technisch bedingte Annulatio nen Interpretation Die technische Abflugzuverlässigkeit ist ein Mass für die technische Zuverlässigkeit von Flugzeugen im Flugbetrieb.184 In der obigen Definition gibt sie an, welcher Anteil an den geplanten Flügen ohne technisch bedingte Verspätung durchgeführt wurde.185 Die Klassifizierung von operationellen Unregelmässigkeiten nach ihrer Ursache geschieht bei Abflug durch den Bodenabfertiger anhand eines international verwendeten Zahlenkodierungssystems. Abbildung 21 macht deutlich, dass die technische Abflugzuverlässigkeit ein unzureichendes Bild über die operationellen Konsequenzen technisch bedingter Unregelmässigkeiten gibt. Im Beispiel blieb trotz Verbesserung der technischen Abflugzuverlässigkeit vom zweiten auf das dritte Quartal die Anzahl an Passagierverpätungsstunden unverändert hoch. 183 184 185 siehe McKenna (2002) zu Hintergrund, Zielen und Schwierigkeiten von Human Factor Programmen In der technischen Abflugzuverlässigkeit werden Folgeunregelmässigkeiten, die Dauer einer Unregelmässigkeit und die Anzahl der betroffenen Passagiere nicht berücksichtigt. Die Kennzahl gibt somit kein Bild über die operationellen Konsequenzen. Um die Auswirkungen technischer Unregelmässigkeiten kundenbezogen abzubilden, können Kennzahlen wie die Passagierverspätungsstunden eingesetzt werden. Zur Berechnung dieser Grösse wird je Unregelmässigkeit die Anzahl betroffener Passagiere mit der Dauer der Verspätung oder im Fall einer Annulation mit einem Fixwert multipliziert. vgl. Heitmann (2002), S. 3, S. 11-13 siehe Embraer (2000), S. 1; Friend (1992), S. 46 für alternative Definitionen Grundlagen 61 Abbildung 21: Technische Abflugzuverlässigkeit, Passagierverspätungsstunden Einfluss auf die technische Abflugzuverlässigkeit haben die inhärente Zuverlässigkeit des Flugzeugtyps, die Fähigkeiten von Besatzung und Instandhaltungspersonal, die Anzahl offener ausserordentlicher Wartungsereignisse je Flugzeug, die angewandten Instandhaltungsverfahren und die Verfügbarkeit von Personal, Material und Hilfsmitteln.186 Eine hohe inhärente Zuverlässigkeit und gute Fähigkeiten von Besatzung und Instandhaltungspersonal für die Störungsanalyse wirken sich positiv auf die technische Abflugzuverlässigkeit aus. Wenn an einem Flugzeug bereits viele ausserordentliche Wartungsereignisse zur Bearbeitung anstehen, vergrössert dies die Wahrscheinlichkeit, dass das Flugzeug durch weitere hinzukommende technische Probleme luftuntüchtig wird und die technische Abflugzuverlässigkeit sich verschlechtert. 186 vgl. Friend (1992), S. 46 62 Grundlagen Instandhaltungsverfahren müssen laufend der technologischen und organisatorischen Entwicklung angepasst werden, um wirksam zu sein und nicht zum Auslöser für technische Unregelmässigkeiten zu werden. Das zur Behebung technischer Störungen benötigte Personal und Material sowie die erforderlichen Hilfsmittel sollen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zur Verfügung stehen, damit Unregelmässigkeiten wegen Ressourcenengpässen vermieden werden können. Die technische Abflugzuverlässigkeit eignet sich für Zeitvergleiche und das Benchmarking. Verschlechterungen der technischen Zuverlässigkeit im Zeitvergleich sind der Ausgangspunkt für weitergehende Ursachenanalysen. Dabei werden in einem ersten Schritt die Unregelmässigkeiten auf ihren Auslöser hin untersucht mit dem Ziel, Muster zu erkennen. Dann können durch Detailuntersuchungen die primären Ursachen ermittelt werden. Das Benchmarking gegenüber vom Hersteller garantierten Werten ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn beim Kauf von Flugzeugen ein Garantievertrag hinsichtlich der technischen Abflugzuverlässigkeit abgeschlossen wurde. Der Zielwertbereich für die technische Abflugzuverlässigkeit liegt um 98%. Mittlerer Abstand ungeplanter Komponentenausbauten Zweck Messung des durchschnittlichen Intervalls zwischen zwei ungeplanten Ausbauten eines Komponententyps Berechnung ( Anzahl Flugstunden) (Anzahl ungeplante Ausbauten)Komponententyp Interpretation Ungeplante ! Ausbauten zur Störungsbehebung sind ein Zeichen ungenügender Komponentenzuverlässigkeit. Je kleiner der mittlere Abstand ungeplanter Ausbauten (Mean Time Between Unscheduled Removal, MTBUR), desto geringer ist die Komponentenzuverlässigkeit. Dabei ist zu berücksichtigen, dass nicht allen ungeplanten Komponentenausbauten ein feststellbarer Mangel zugrunde liegt. Ausbauten können auch dann erfolgen, wenn eine Funktionsuntüchtigkeit angenommen, durch Tests aber nicht bestätigt werden kann. In diesem Fall wurde die Komponente unbegründet ausgebaut. Hintergrund für solche Ausbauten können mangelnde Zeit zur Durchführung von Funktionstests am Flugzeug während des Flugbetriebs oder ungenügende Fähigkeiten des Instandhaltungspersonals sein. Die MTBUR mit unbegründeten Ausbauten weicht vom mittleren Ausfallabstand (Mean Grundlagen 63 Time Between Failure, MTBF) ab.187 Die MTBF ist die theoretisch richtige Messgrösse für die Komponentenzuverlässigkeit, die MTBUR hat jedoch den praktischen Vorteil, dass die Daten zu ihrer Berechnung einfacher verfügbar sind.188 Einfluss auf die MTBUR einer Komponente haben neben der richtigen Bedienung durch die Besatzung die inhärente Komponentenzuverlässigkeit, das Instandhaltungsprogramm und die Fähigkeiten des Instandhaltungspersonals. Die konstruktionsbedingte inhärente Zuverlässigkeit einer Komponente kann durch Modifikationen verbessert, durch das Instandhaltungsprogramms soll sie erhalten werden. Wie oben bemerkt, kann die MTBUR auch Ausbauten enthalten, die nicht in der Funktionsuntüchtigkeit einer Komponente begründet sind, sondern aufgrund ungenügender Fähigkeiten des Instandhaltungspersonals erfolgen. Können solche Ausbauten vermieden werden, verbessert sich die MTBUR. Die MTBUR wird für einen Komponententyp im Zeitvergleich sowie für das Benchmarking, insbesondere mit Vorgabewerten des Herstellers, verwendet. Eine Verschlechterung der MTBUR kann auf ein ineffektives Instandhaltungsprogramm und zu viele unbegründete Ausbauten hinweisen. Die Rückmeldung über die Komponentenzuverlässigkeit aus dem Flugbetrieb an den Hersteller ist wichtig für Weiterentwicklungen eines Komponententyps und die Verbesserung der inhärenten Zuverlässigkeit. Die MTBUR kann ausserdem als Eingangsgrösse in der Planung verwendet werden. Über sie lässt sich die Anzahl an ungeplanten Ausbauten und Reparaturen abschätzen als ein Faktor für den erforderlichen Ressourcenbedarf. Das durchschnittliche Intervall zwischen zwei aufeinander folgenden ungeplanten Ausbauten ist stark komponentenabhängig, sollte jedoch grundsätzlich möglichst lange sein. Durchlaufzeiten von Überholungen Zweck Berechnung Messung der durchschnittlichen Dauer von Überholungen von Flugzeugen, Triebwerken oder Komponenten ! Zeit zwischen Beginn und Ende der Überholung FZ/TW/KP (Anzahl Überholungen)FZ/TW/KP FZ: Flugzeug, TW: Triebwerk, KP: Komponente 187 188 vgl. Friend (1992), S. 45 Das Verhältnis von MTBUR zu MTBF wird teilweise als “maintenance efficiency“ bezeichnet. Die ungeplanten Ausbauten müssen zwingend und mit wenig zeitlicher Verzögerung erfasst werden. Hingegen ist die Erfassung der Information, ob bei einer ausgebauten Komponente tatsächlich eine Funktionsuntüchtigkeit festgestellt wurde oder nicht, zum einen eine Entscheidung des Instandhalters. Zum anderen liegt diese Information erst zeitlich verzögert vor, nachdem die Komponente ausserhalb des Flugzeugs geprüft wurde und das Ergebnis bekannt ist. 64 Grundlagen Interpretation Die Überholungsdurchlaufzeit ist eine Effizienzmessgrösse. Sie ist ein entscheidender Wettbewerbsfaktor in der Instandhaltungsbranche, da kurze Durchlaufzeiten zu tieferen Stückkosten für Fluggesellschaften beitragen. Die Durchlaufzeit setzt sich aus Produktionszeit sowie Transport- und Liegezeiten zusammen, wobei für Überholungen hier die Transportzeiten nicht berücksichtigt werden.189 Die Plan-Produktionszeit wird bestimmt vom Produktionsumfang der Überholung. Dabei ist zu unterscheiden zwischen den eigentlichen Überholungsarbeiten und den Arbeiten, die sich aufgrund von dabei festgestellten Mängeln ergeben sowie zusätzlichen Arbeiten im Rahmen von Lufttüchtigkeits- oder Änderungsanweisungen. Liegezeiten ergeben sich, wenn Personal, Material oder Hilfsmittel nicht verfügbar sind. Bestimmend für die Durchlaufzeit sind neben der Plan-Produktionszeit als Ausgangsgrösse die Personalproduktivität und die Verfügbarkeit von Personal, Material und Hilfsmitteln.190 Eine hohe Personalproduktivität verkürzt die Produktionszeit. Hierbei spielen Fähigkeiten und Motivation des Instandhaltungspersonal eine wesentliche Rolle. Liegezeiten können verringert werden durch eine hohe Verfügbarkeit des benötigten Personals, Materials und der erforderlichen Hilfsmittel, wobei ein Ausgleich zu finden ist zwischen der angestrebten Verfügbarkeit und den dafür erforderlichen Investitionen. Die Durchlaufzeit für Überholungen eignet sich für Zeitvergleiche und das Benchmarking auf Ebene des Flugzeug-, Triebwerk- oder Komponententyps und der Art der Überholung unter Beachtung des Umfangs der durchgeführten Arbeiten. Überdurchschnittliche Durchlaufzeiten können in zu langen Liegezeiten begründet sein. Ansatzpunkte zu deren Reduktion liegen in einer Optimierung der Personal-, Material- und Hilfsmittelverfügbakeit und in der Erhöhung der Personalproduktivität. Wettbewerbsfähige Durchlaufzeiten liegen bei 45 Kalendertagen für die Überholung eines Triebwerks, bei Flugzeugchecks variieren sie stark je nach Art der Überholung und zusätzlich durchgeführten Arbeiten. Für einen C1-Check eines Embraer RJ 145 kann mit einer Bodenzeit von rund 10-15 Tagen gerechnet werden. 189 190 Der Transport zum und vom Ort der Überholung liegt im allgemeinen nicht im direkten Einflussbereich des Instandhalters und die Transportzeiten während einer Überholung sind vergleichsweise kurz und daher vernachlässigbar. vgl. Embraer (2002), S. 22 Grundlagen 65 Offene ausserordentliche Wartungsereignisse je Flugzeug Zweck Berechnung Messung der Anzahl an Arbeitsaufträgen für ausserordentliche Wartungsereignisse, die durchschnittlich je Flugzeug zur Bearbeitung anstehen Anzahl offene Arbeitsaufträge für ausserordentliche Wartungsereignisse Anzahl Flugzeuge Interpretation ! Die Anzahl an offenen Arbeitsaufträgen für ausserordentliche Wartungsereignisse je Flugzeug kann als Indikator für die Effektivität der Instandhaltung herangezogen werden.191 Deren Ziel ist es, die Anzahl an Störungen gering zu halten und im Falle ihres Auftretens die zugrunde liegenden Mängel schnellst möglich zu beheben. Die Anzahl an offenen Arbeitsaufträgen für ausserordentliche Wartungsereignisse je Flugzeug ist neben der korrekten Bedienung durch die Besatzung abhängig von der inhärenten Flugzeugzuverlässigkeit, vom Instandhaltungsprogramm, von den Fähigkeiten von Besatzung und Instandhaltungspersonal sowie von der Verfügbarkeit von Personal, Material und Hilfsmitteln. Eine hohe inhärente Flugzeugzuverlässigkeit und ein effektives Instandhaltungsprogramm sind die Voraussetzung dafür, dass wenige begründete ausserordentliche Wartungsereignisse auftreten. Verbesserungen lassen sich durch Modifikationen sowie durch Anpassungen des Instandhaltungsprogramms erreichen. Die Fähigkeiten von Besatzung und Instandhaltungspersonal sind entscheidend dafür, wieviele unbegründete ausserordentliche Wartungsereignisse anfallen. Die Fähigkeiten von Besatzung und Instandhaltungspersonal kommen bei der Störungsanalyse zum Tragen, die zur Problemursache führen soll und damit die Basis für eine effektive Störungsbehebung legt. Bei ungenügenden Fähigkeiten können Störungsursachen nicht oder falsch erkannt werden, was zu Wartungsarbeiten führen kann, die sich später als unbegründet erweisen. Um die offenen Arbeitsaufträge bearbeiten zu können, müssen Flugzeug, Personal, Material und Hilfsmittel verfügbar sein. Die Anzahl an offenen Arbeitsaufträgen für ausserordentliche Wartungsereignisse je Flugzeug eignet sich für Zeitvergleiche. Diese sollten auf Ebene des Flugzeugtyps erfolgen, um Abweichungen aufgrund der inhärenten Zuverlässigkeit eines Flugzeugtyps auszuschliessen. Eine negative Entwicklung kann begründet sein in abnehmender Flugzeug191 vgl. Friend (1992), S. 46 66 Grundlagen zuverlässigkeit, in zunehmenden unbegründeten Wartungsereignissen oder in Engpässen bei Personal, Material oder Hilfsmitteln. Anteil unbegründete ausserordentliche Wartungsereignisse Zweck Berechnung Messung des Anteils unbegründeter ausserordentlicher Wartungsereignisse an den gesamten ausserordentlichen Wartungsereignissen Anzahl unbegründete ausserordentliche Wartungsereignisse Anzahl ausserordentliche Wartungsereignisse * 100% Interpretation ! Unbegründete ausserordentliche Wartungsereignisse verursachen unnötige Kosten und sind ein Ansatzpunkt zur Kostenreduktion. Wesentlich für die Anzahl an unbegründeten ausserordentlichen Wartungsereignissen sind wie oben beschrieben die Fähigkeiten von Besatzung und Instandhaltungspersonal. Der Anteil unbegründeter ausserordentlicher Wartungsereignisse sollte im Zeitvergleich über einen Zeitraum von mehreren Monaten betrachtet werden. Dann lassen sich Aussagen über die Entwicklung der Fähigkeiten des Instandhaltungspersonals machen. Intervallnutzung Zweck Berechnung Messung des Ausnutzungsgrades von Instandhaltungsintervallen genutztes Instandhal tungsintervall nutzbares Instandhal tungsintervall * 100% Interpretation Die Intervallnutzung ist eine Messgrösse für die Effektivität der Instandhaltungsplanung und beeinflusst die Gesamteffizienz der Instandhaltung. Mit höherer Intervallnutzung verringern sich die Instandhaltungskosten je Flugstunde. Der maximalen Intervallnutzung sind in der Praxis Grenzen gesetzt durch den Einsatzplan der Flugzeuge und die Kapazitäten der Instandhaltung. Die Intervallnutzung wird sinnvoll für umfangreiche Instandhaltungsereignisse im Zeitvergleich verfolgt. Es lassen sich daraus unter Berücksichtigung der Hintergründe der Intervallnutzung Verbesserungsmassnahmen ableiten. Das können beispielsweise eine bessere Abstimmung mit dem Flugbetrieb, eine Anpassung der Instandhaltungskapazitäten oder Auslagerungsentscheide sein. Grundlagen 67 Angebotene Sitzkilometer (in Millionen) je Personalposition Zweck Berechnung Messung der Personalproduktivität (Anzahl angebotene Sitzkilometer )/1'000'000 Anzahl Personalpo sitionen Interpretation Indem die angebotenen Sitzkilometer als Outputgrösse192 auf die Anzahl an Personalpositionen bezogen werden, kann die Personalproduktivität gemessen werden.193 Die Personalproduktivität eines Instandhalters hängt wesentlich ab von der Personaleffizienz, der Personalauslastung und der Abwesenheitsquote, von der Organisation und von der Flugzeugproduktivität. Bei hoher Arbeitseffizienz, ausgedrückt durch das Verhältnis von Ist- zu PlanAusführungszeit, wird weniger Personal benötigt und die Personalproduktivität steigt. Denselben Effekt hat eine hohe Personalauslastung, gemessen als Verhältnis zwischen auf Aufträgen erfassbaren Arbeitsstunden und Anwesenheitsstunden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Instandhaltung teilweise Bereitschaftscharakter hat: Während des Flugbetriebs muss freigabeberechtigtes Personal am Flugfeld sein, um Kontrollen und allfällige Störungsbehebungen vorzunehmen. Da diese nicht kontinuierlich anfallen, ist die Personalauslastung entsprechend gering. Eine hohe Abwesenheitsquote kann kurzfristig durch Überstunden des anwesenden Personals ausgeglichen werden. Langfristig kann sich der Personalbestand vergrössern, was sich negativ auf die Personalproduktivität auswirken kann. Indirekte Bereiche wie das Engineering oder die Administration eines Instandhalters sind sprungfix hinsichtlich der Produktion. Die Personalproduktivität der indirekten Bereiche wird daher stärker von der Flugzeugproduktivität beeinflusst: je höher die Anzahl angebotener Sitzkilometer bei konstanter Personalzahl der indirekten Bereiche ist, desto höher die Personalproduktivität der indirekten Bereiche – auch ohne deren Dazutun. 192 193 Als Outputgrösse für die Flugzeuginstandhaltung sind auch andere Grössen denkbar, beispielsweise die Anzahl an Flugstunden oder die Anzahl an Flugzeugen. Die Anzahl an Instandhaltungsereignissen hingegen erscheint aufgrund der Heterogenität der Ereignisse ungeeignet. vgl. Fitzgerald/Johnston/Brignall/Silvestro/Voss (1991), S. 79-80; Wolfbauer/Biedermann (1992) Indem die Instandhaltung die bei Fluggesellschaften verbreitete Prdouktivitätsmessgrösse verwendet, kann eine Verbindung zwischen beiden geschaffen werden. vgl. Biedermann (1992c), S. 774 Die angebotenen Sitzkilometer messen den Output in Form der Angebotskapazität. Für den Grossteil der Aktivtäten einer Fluggesellschaft einschliesslich der Instandhaltung ist die Angebotskapazität und nicht die tatsächlich abgesetzte Menge, das heisst die Anzahl an Passagieren, der Hauptaktivitätentreiber vgl. Banker/Johnston (1993), S. 579, S. 587-589 68 Grundlagen Die angebotenen Sitzkilometer je Personalposition eignen sich für Zeitvergleiche und das Benchmarking, wenn Faktoren wie der Flugzeugtyp, das Flugzeugalter und die Organisation berücksichtigt werden. 2.5 Performance Measurement Performance Measurement hat Gemeinsamkeiten und Abgrenzungskriterien zum Performance Management beziehungsweise zur traditionellen Leistungsmessung. 2.5.1 Performance Measurement und Performance Management Performance Measurement kann als zentrales194, formales195 Element des Performance Managements mit den Phasen Leistungsplanung, -umsetzung, -überwachung und anpassung aufgefasst werden.196 Das Performance Measurement erfüllt wie in Abbildung 22 dargestellt in diesen Phasen die Aufgaben der Auswahl, des Zusammentragens, der Aufbereitung, der Analyse und der Kommunikation von Leistungsmessgrössen197 und setzt dabei die aufgeführten, für diese Arbeit relevanten Methoden und Instrumente ein. Bei der Leistungsplanung werden Ziele formuliert und durch Messgrössen und Zielwerte operationalisiert. In der Umsetzungsphase werden Ist-Daten der Leistungserstellung erfasst und aufbereitet. Im Rahmen der Überwachung werden die Ist- den SollMessgrössenwerten gegenübergestellt und allfällige Abweichungen hinsichtlich ihrer Ursachen analysiert.198 Die Abweichungsanalyse soll Schwachstellen und Verbesserungspotentiale der Leistungserstellung aufdecken, für die in der Anpassungsphase entsprechende Verbesserungsmassnahmen entwickelt werden. Gegenstand von Verbesserungen kann auch Performance Measurement selbst mit seinen Methoden und Instrumenten sein.199 In allen Phasen nimmt das Performance Measurement Kommunikationsaufgaben wahr. 194 195 196 197 198 199 vgl. Hoffmann (2000), S. 29 Aus kybernetischer Sicht entspricht das Performance Management einem Lenkungsprozess, zu dessen zentralen Bestandteilen ein Messelement gehört. vgl. Berry/Broadbent/Otley (1995), S. 10 vgl. Maciariello/Kirby (1994), S. 9 vgl. Bredrup (1995a), S. 87 vgl. Horngren/Sundem/Stratton (1996), S. 10-11, Simons (2000), S. 7 siehe Weber (1999), S. 156 zur Abgrenzung von Kontroll- bzw. Überwachungsaktivitäten vgl. Bourne/Mills/Wilcox/Neely/Platts (2000) Grundlagen 69 Abbildung 22: Performance Management und Performance Measurement 2.5.2 Performance Measurement und traditionelle Leistungsmessung Performance Measurement lässt sich von der traditionellen Leistungsmessung gemäss Abbildung 23 abgrenzen. Als charakteristisch für die traditionelle Leistungsmessung gilt, dass die Überprüfung der Erreichung finanzieller Ziele und damit finanzielle Kennzahlen im Vordergrund stehen. Die Leistungsmessung kann als vergangenheitsorientiertes Result Measurement bezeichnet werden. Demgegenüber soll mit Hilfe des Performance Measurements die Umsetzung der verfolgten wertorientierten Strategie überprüft und dazu finanzielle und nichtfinanzielle Leistungsgrössen aller Wertschöpfungsebenen betrachtet werden. Durch die Berücksichtigung von Grössen, die hinsichtlich der finanziellen, wertbezogenen Ergebnisgrössen vorlaufenden Charakter haben, soll das Performance Measurement zukunftsorientiert werden. 70 Grundlagen Traditionelle Leistungsmessung Performance Measurement Eingesetzt zur Überprüfung der Finanzzielerreichung Eingesetzt zur Überprüfung der Strategieumsetzung Finanzfokussiert Leistungsfokussiert Vergangenheitsorientiert Zukunftsorientiert Output, Qualität und Kosten werden isoliert betrachtet Output, Zeit, Qualität und Kosten werden simultan betrachtet Zielkonflikte werden nicht berücksichtigt Zielkonflikte werden berücksichtigt Fragmentiert Integriert Abbildung 23: Traditionelle Leistungsmessung und Performance Measurement200 Als weiteres Merkmal der traditionellen Leistungsmessung wird angeführt, dass die erstellte Leistungsmenge, deren Qualität und die Kosten der Leistungserstellung isoliert betrachtet werden. Zusammenhänge und mögliche Zielkonflikte werden nicht explizit thematisiert und in beispielsweise in Kennzahlensystemen abgebildet, die Leistungsmessung wird als fragmentiert charakterisiert. Das Performance Measurement soll sich hiervon abheben, indem Leistungsmenge, Qualität, Kosten und die mit der Leistungserstellung verbundene Zeit zusammen betrachtet werden. Dabei sollen Wechselwirkungen zwischen diesen Grössen und damit allfällige Zielkonflikte berücksichtigt werden. Das Performance Measurement soll sich demnach durch eine integrierte Leistungsmessung auszeichnen. Desweiteren wird für das Performance Measurements gefordert, dass eine abgestimmte, konsistente Versorgung aller Unternehmensebenen und -einheiten mit relevanten Leistungsgrössen sichergestellt wird und sich die Informationsbereitstellung auf die wesentlichen, sich inhaltlich ergänzenden Grössen beschränkt. Als kennzeichnend für das Performance Measurement gilt zudem seine Kopplung mit einem Anreizsystem.201 Auswirkungen auf das Performance Measurement wird auch die erwartete Entwicklung hin zu umfassenderer externen Berichterstattung haben. Die adressatenorientierte, überzeugende Information von Investoren soll Wettbewerbsvorteile am Kapitalmarkt schaffen.202 Dazu gehören Informationen zum Markt, in dem ein Unternehmen tätig ist, zu seiner Strategie, zu seiner Umsetzung eines wertorientierten Managements und zu seiner Wertebasis. Bisher allein intern genutzte Informationen werden damit auch extern kommuniziert werden, sodass interne und externe Berichterstattung sich zunehmend decken werden.203 200 201 202 203 Quelle: Lynch/Cross (1995), S. 38 siehe auch die Untersuchungen von Geanuracos/Meiklejohn (1994), S. 6-13, S. 34-35; Gleich (2001), S. 21-27, S. 402-404 vgl. Klingebiel (2001a), S. 20 vgl. Klingebiel (2001b), S. 396 vgl. Eccles (2002) Grundlagen 71 In der Vergangenheit standen für die Flugzeuginstandhaltung als Funktionsbereich einer im allgemeinen staatlichen Fluggesellschaft nicht-finanzielle Leistungsmessgrössen für die technische Sicherheit und Zuverlässigkeit im Vordergrund. Heute sehen sich viele Instandhalter als eigenständige Organisationen im Hyperwettbewerb, bei dem die gleichzeitige Optimierung der Ziele Sicherheit, Zuverlässigkeit, Bodenzeit, Komfort und Kosten als erfolgsentscheidend gilt. In dieser Situation bietet eine Leistungsmessung, die sich an den Merkmalen des Performance Measurements orientiert, Vorteile gegenüber der traditionellen Leistungsmessung. Die Charakteristika des Performance Measurements sollen daher in den Lösungen dieser Arbeit berücksichtigt werden. 2.6 Zusammenfassung Mit dem Kapitel “Grundlagen” sollten ein Basisverständnis für die Praxis der Flugzeuginstandhaltung geschaffen und der Begriff “Performance Measurement“ konkretisiert werden. Zur Darstellung der Flugzeuginstandhaltung wurden zunächst wesentliche Rahmenbedingungen wie das Sicherheitsregelwerk der Zivilluftfahrt, die Rolle der Instandhaltung für einen zuverlässigen Flugbetrieb und Kostenaspekte aus Sicht der Fluggesellschaften erläutert. Die Beschreibung von Funktion, Aufgaben, Geschäftsmodellen und Prozessmodell sollten weitere Einblicke in die Funktionsweise der Flugzeuginstandhaltung geben, bevor einschlägige Kennzahlen diskutiert wurden. Das Performance Measurement wurde vom Performance Management und der traditionellen Leistungsmessung abgegrenzt, indem zum einen sein unterstützender Beitrag zum Performance Management und zum anderen seine Unterschiede gegenüber der traditionellen Leistungsmessung dargestellt wurden. Dabei sollte deutlich werden, dass in der heutigen Situation das Performance Measurement als geeigneter für die Managementunterstützung in der Flugzeuginstandhaltung erscheint als die traditionelle Leistungsmessung. 3 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung Die folgenden Abschnitte beschreiben bausteinartige Lösungen für das Performance Measurement in der Flugzeuginstandhaltung. Dies sind − − − − ein Wertfaktorenmodell eine Kostenrechnungsstruktur eine Planungsmethode Berichte 3.1 Wertfaktorenmodell Das Wertfaktorenmodell204 soll die Geschäftslogik der Flugzeuginstandhaltung anschaulich beschreiben und eine Basis für das wertorientierte Management liefern.205 Es zeigt rechentechnisch und sachlogisch verknüpfte Einflussgrössen auf die Gesamtkapitalrendite in grafischer Darstellung.206 Die sachlogischen Beziehungen wurden empirisch-induktiv mit Hilfe von Expertenwissen ermittelt.207 Ihre Überprüfung auf Gültigkeit soll durch den Einsatz des Kennzahlensystems in der Praxis erfolgen.208 Das Wertfaktorenmodell kann dem Performance Management bei Planung und Anpassung Unterstützung bieten. Es eignet sich als Hilfsmittel zur Festlegung strategischer Stossrichtungen und zur schrittweisen Ableitung zugehöriger Ergebnis- und Vorlaufmessgrössen.209 Bei festgestellten Soll-Ist-Abweichungen kann es zur Ursachenanalyse 204 205 206 207 208 209 Der Begriff “Wertfaktoren“ geht zurück auf den von Rappaport geprägten Begriff “Werttreiber“. In seinem Shareholder Value-Konzept sind Werttreiber übergeordnete Einflussgrössen auf den geschaffenen Shareholder Value. Rappaport (1986), Rappaport (1999) Der Begriff wurde in späteren Veröffentlichungen zur wertorientierten Unternehmensführung erweitert auf nachgeordnete finanzielle und nicht-finanzielle Grössen, die das Erfolgsziel positiv beeinflussen. vgl. Brunner (1999), S. 66-67 Im hier vorgestellten Modell werden unter Wertfaktoren finanzielle und nicht-finanzielle Grössen verstanden, die das Erfolgsziel sowohl positiv als auch negativ beeinflussen können. vgl. Brunner (1999), S. 69; Copeland/Koller/Murrin (2002), S. 132; Eccles (1991), S. 132; Gomez/Wunderlin (2000), S. 440; Haspeslagh/Noda/Boulos (2001), S. 70; Ittner/Larcker (2001), S. 91; Reichmann (2001), S. 24; Siegwart (1998), S. 28 zu Verknüpfungsarten zwischen Kennzahlen siehe z.B. Gladen (2003), S. 116-118; Küpper (1997), S. 319-320; Reichmann (2001), S. 23; Siegwart (1998), S. 27 vgl. Gladen (2003), S. 137 Bei sachlogischen Beziehungen besteht die Gefahr der ungenügenden Fundierung und Auslegbarkeit. Gladen (2003), S. 121; Grüning (2002), S. 127 Zu ihrer Überprüfung wird teilweise der Einsatz statistischer Methoden vorgeschlagen. Grüning (2002), S. 128; Ittner/Larcker (2003), S. 94; Norton (2001) Gleichzeitig setzt sich die Ansicht durch, dass eine vollständige Quantifizierung von Kennzahlensystemen mit sachlogischen Verknüpfungen nicht möglich ist. vgl. Gladen (2003), S. 135 vgl. Contrada (2000); Gomez/Wunderlin (2000), S. 426, S. 437-438 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung 73 und Festlegung von Anpassungsmassnahmen herangezogen werden. Dabei unterstützt das Wertfaktorenmodell die bei komplexen Fragestellungen überlegene vernetzte oder systemorientierte Denkweise, bei der die Betrachtung der Wirkungszusammenhänge eines Systems im Vordergrund steht.210 Für das Modell wurden folgende Einflussgrössen auf die Instandhaltung als gegeben angenommen und sind nicht als Wertfaktoren aufgeführt: − Flugzeugtyp Mit dem Flugzeugtyp liegen die inhärente Zuverlässigkeit, die Instandhaltbarkeit, das Instandhaltungsprogrammm und das Preisniveau für Ersatzteile und Reparaturen in ihrem Grundniveau fest. − Flugzeugalter Das Flugzeugalter ist entscheidend für den Umfang der anfallenden Instandhaltungsaktivitäten im betrachteten Zeitraum. Je älter ein Flugzeug ist, desto umfangreichere Überholungen fallen an. − Flottengrösse, Flottenhomogenität und -standardisierung211 Je grösser und einheitlicher eine Flotte, desto mehr kommen Skaleneffekte zum Tragen. − Flugzeugeinsatzbedingungen Faktoren wie die tägliche Einsatzdauer, die Streckenlänge, die Flughöhe, die Beladung, die durchflogenen Klimazonen, die Pistenverhältnisse, die Handhabung durch die Besatzung bestimmen die Abnutzung von Bauteilen und die individuelle Ausgestaltung des Instandhaltungsprogramms. − Flugzeugverfügbarkeit Der Flugplan entscheidet darüber, wann, wie lange und wo ein Flugzeug für die Instandhaltung zur Verfügung steht. Durch Reserveflugzeuge kann die für die Instandhaltung verfügbare Zeit ausgedehnt werden. − Währungswechselkurse Die Kurse der für Umsatz und Aufwand wesentlichen Währungen gegenüber der Bilanzierungswährung schlagen sich entsprechend in den Abschlüssen nieder. − Standort Der Standort des Instandhalters wirkt sich auf das Kostenniveau aus, unter anderem 210 211 vgl. Gomez/Probst (1987); Gomez/Probst (1999); Richmond (2001); Santos/Belton/Howick (2002); Vester (1988); Vester (1999) Eine hohe “Einheitlichkeit“ einer Flotte kann durch möglichst viele Flugzeuge des gleichen Typs (Flottenhomogenität) und durch die Verwendung möglichst vieler gleicher Teile (Standardisierung) erreicht werden. Die Standardisierung kann flugzeugtypübergreifend realisiert werden. vgl. Burghardt/Germer/Sippel (2002), S. 677 74 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung über die Höhe der Personalkosten, der Infrastrukturkosten oder der Transportkosten. Mit der Anzahl an Standorten wachsen Grössen wie der Administrationsaufwand und die erforderliche Ersatzteilmenge. 3.1.1 Gesamtkapitalrendite als Ausgangspunkt der Wertfaktorenbestimmung Die Wertfaktoren der Flugzeuginstandhaltung wurden ausgehend von der Gesamtkapitalrendite gemäss Abbildung 24 abgeleitet. Sie bezieht sich auf das operative Geschäft, Fragen der Finanzierung sind ausgeklammert. Die Einflussfaktoren auf die in der Abbildung schattierten Elemente werden in den folgenden Abschnitten beschrieben. Abbildung 24: Gesamtkapitalrendite und Teilmodelle Gemäss der wertorientierten Unternehmensführung ist eine positive Gesamtkapitalrendite notwendige, ein Wert über dem Gesamtkapitalkostensatz hinreichende Bedingung für die Wertschaffung aus Eignersicht. Wertorientierte Spitzenkennzahlen wie Economic Value Added212, Economic Profit213, Shareholder Value214 oder Cash Value Added215 bilden diese Auffassung in einer einzigen Kennzahl ab.216 Die Ableitung operativer Wertfaktoren ist damit prinzipiell unabhängig davon, ob von der Gesamtkapitalrendite oder von den über sie hinausgehenden Spitzenkennzahlen ausgegangen wird.217 212 213 214 215 216 217 Stewart (1990), siehe auch Ehrbar (1999) Copeland/Koller/Murrin (2002) Rappaport (1986), Rappaport (1999) Lewis (1994) Sie möchten damit Unzulänglichkeiten von Grössen wie Gewinn, Eigenkapitalrendite oder Gesamtkapitalrendite zur wertorientierten Steuerung überwinden. vgl. zum Beispiel Günther (1997), S. 50-59; Rappaport (1999), S. 15-39 vgl. Brunner (1999), S. 70-71, S. 99-100 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung 3.1.2 75 Umsatzbeeinflussende Faktoren: Sicherheit, Zuverlässigkeit, Flugzeugerscheinung, Bodenzeit Der umsatzschaffende Kundennutzen der Instandhaltung liegt in der Bereitstellung sicherer, zuverlässiger, den vereinbarten Standards zum Erscheinungsbild entsprechender Flugzeuge bei kurzen Instandhaltungszeiten. Einflussfaktoren auf die Sicherheit Abbildung 25 zeigt Einflussgrössen auf die anhand der Zwischenfallsrate gemessene Sicherheit.218 Technisch bedingte Zwischenfälle lassen sich auf Schwachstellen beim Material oder bei der Instandhaltungsdurchführung zurückführen. Materialschwachstellen sind bedingt durch die inhärente Zuverlässigkeit eines Flugzeugs, die durch Modifikationen verbessert werden kann. Für die Entwicklung effektiver Modifikationen sind die Fähigkeiten der verantwortlichen Mitarbeiter massgebend. Instandhaltungsbedingte Zwischenfälle werden beeinflusst von den Fähigkeiten der Mitarbeiter, die Instandhaltungsunterlagen bereitstellen und von den die Arbeiten durchführenden Mitarbeitern. Die bereitgestellten Unterlagen wie beispielsweise Instandhaltungsprogramm oder Änderungsanweisungen sollen die Aufrechterhaltung der Lufttüchtigkeit sicherstellen und müssen bei der Durchführung der Arbeiten korrekt angewendet werden.219 Negativen Einfluss auf die Sicherheit können zur Bearbeitung anstehende Aufträge zur Störungsbehebung haben. Es kann davon ausgegangen werden, dass das Auftreten eines sicherheitsrelevanten technischen Zwischenfalls umso wahrscheinlicher ist, je mehr Mängel an einem Flugzeug bereits beanstandet und noch nicht behoben wurden. Abbildung 25: Sicherheit 218 219 siehe S. 59 vgl. Mallikurjana (2000), S. 472 76 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung Einflussfaktoren auf die Zuverlässigkeit Abbildung 26 führt die Einflussfaktoren auf die technische Zuverlässigkeit von Flugzeugen im Flugbetrieb auf, gemessen anhand der technischen Abflugzuverlässigkeit.220 Sowohl technisch bedingte Verspätungen als auch technisch bedingte Annulationen können ihre Ursache in ungenügenden Fähigkeiten des Instandhaltungspersonals oder in zur Störungsbehebung fehlenden Mitarbeitern, Ersatzteilen oder Hilfsmitteln haben. Wie im Fall der Sicherheit kann auch hier davon ausgegangen werden, dass Verspätungen oder Annulationen infolge zusätzlich festgestellter Mängel umso wahrscheinlicher sind, je mehr Mängel an einem Flugzeug bereits beanstandet und noch nicht behoben wurden. Abbildung 26: Zuverlässigkeit Einflussfaktoren auf die Flugzeugerscheinung Unter dem Begriff “Flugzeugerscheinung“ werden hier wie in Abbildung 27 gezeigt Flugzeug- und Kabinensauberkeit sowie Funktionsfähigkeit der Kabineneinrichtung zusammengefasst. Entscheidend für die Sauberkeit ist das Reinigungsintervall. Wie funktionsfähig die Kabinenelemente in ihrer Gesamtheit sind, hängt ab von der Anzahl an beanstandeten Mängeln, die noch nicht behoben sind. 220 siehe S. 60 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung 77 Abbildung 27: Flugzeugerscheinung Einflussfaktoren auf die Bodenzeit Einflussfaktoren auf die in Produktions- und Liegezeit einteilbare Bodenzeit zeigt Abbildung 28.221 Abbildung 28: Bodenzeit Die effektive Gesamtproduktionszeit ergibt sich aus der Summe der Plan-Produktionszeit einzelner Instandhaltungsarbeiten gemäss Instandhaltungs- beziehungsweise Modifikationsprogramm dividiert durch die Arbeitseffizienz, dem Verhältnis von Plan- zu Ist221 siehe S. 63 78 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung Durchführungszeit. Einfluss auf die Arbeitseffizienz haben die Fähigkeiten des Instandhaltungspersonals und die Verfügbarkeit von Hilfsmitteln. Kritisch für die Liegezeit ist im allgemeinen die Materialverfügbarkeit222, bestimmend sind ausserdem die Personal- und Hilfsmittelverfügbarkeit. 3.1.3 Aufwandbeeinflussende Faktoren Einflussfaktoren auf den Material- und Dienstleistungsaufwand Instandhaltungsspezifische Elemente des Material- und Dienstleistungsaufwands sind wie in Abbildung 29 dargestellt der Aufwand für Verbrauchsteile einschliesslich Hilfs- und Betriebsstoffen für interne Instandhaltungsaktivitäten, der Aufwand für externe Instandhaltung und dem Aufwand für Transportleistungen. Der Gesamtbetrag für intern verwendetes Material entspricht dem Produkt aus der Anzahl an internen Instandhaltungsereignissen und den Materialkosten je Ereignis. Wieviele Instandhaltungsarbeiten intern durchgeführt werden, hängt von der Gesamtanzahl an durchzuführenden Instandhaltungsarbeiten und vom Auslagerungsanteil ab. Die Materialkosten für ein internes Instandhaltungsereignis berechnen sich aus den benötigten Materialmengeneinheiten und dem Einkaufspreis je Materialmengeneinheit. Die Materialmenge ist im Instandhaltungs- beziehungsweise Modifikationsprogramm festgelegt. Bestimmend für den Materialeinkaufspreis sind die gewünschten Lieferkonditionen und die vom Lieferanten gewährten Konditionen. Zu den Lieferkonditionen gehören beispielweise die Liefermenge, über die Mengenrabatte genutzt werden können, oder die Lieferzeit, deren Verkürzung im allgemeinen eine Verteuerung bedeutet. Mit Lieferanten können beispielsweise in längerfristigen Rahmenverträgen Konditionen vereinbart werden, die sich vorteilhaft auf den Einkaufspreis auswirken. Für den Aufwand für von extern bezogene Instandhaltungsleistungen gelten analoge Zusammenhänge wie für den internen Materialaufwand: Der Gesamtaufwand wird bestimmt von der Anzahl an externen Instandhaltungsereignissen und dem Preis je Ereignis. Die Anzahl an externen Ereignissen ergibt sich aus der Gesamtanzahl an durchzuführenden Instandhaltungsarbeiten und dem Auslagerungsanteil. Der Preis ist abhängig von den Liefer- und Lieferantenkonditionen. Der Transportaufwand richtet sich nach der beschafften Materialmenge, der Anzahl an extern durchgeführten Instandhaltungsarbeiten sowie den Liefer- und Lieferantenkonditionen. 222 Embraer (2002), S. 25, bezogen auf die Flugzeugüberholung Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung 79 Abbildung 29: Material- und Dienstleistungsaufwand Einflussfaktoren auf den Personalaufwand Abbildung 30 zeigt Einflussfaktoren auf den Personalaufwand für die als Kernprozesse identifizierbare Instandhaltungsdurchführung, -planung und -aufzeichnung, für Materialsowie für Unterlagenbereitstellung. Der Personalaufwand berechnet sich aus den benötigten Plan-Arbeitsstunden, der Arbeitseffizienz, der Nettoarbeitszeit je Personalposition und dem Personalaufwand je Position. Für die zur Bereitstellung von Instandhaltungsunterlagen erforderliche Arbeitszeit kann von einer durchschnittlich benötigten Anzahl an Arbeitsstunden je Flugzeug ausgegangen werden. Treibende Faktoren für die zur Materialbereitstellung benötigte Arbeitszeit sind die zu beschaffende Materialmenge und die Anzahl an externen Instandhaltungsarbeiten, deren Abwicklung ebenfalls zur Materialbereitstellung gezählt werden kann. Die Arbeitszeit in der Planung ergibt sich aus der Anzahl an zu planenden Arbeitsaufträgen und der erforderlichen Zeit für die Einplanung eines Auftrags. Die Anzahl an einzuplanenden Ar- 80 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung beitsaufträgen liegt mit der Anzahl an internen Instandhaltungsereignissen fest. Massgebend für die erforderliche Arbeitszeit im Produktionsbereich sind Bereitschaftszeit und Produktionszeit. Die für die Wartung während des Flugbetriebs zuständigen Mitarbeiter verbringen einen erheblichen Teil ihrer Arbeitszeit damit, “bereit zu sein” für die Durchführung ordentlicher und ausserordentlicher Wartungsarbeiten an ankommenden und abfliegenden Flugzeugen. Da deren effektive und schnelle Durchführung kritisch für einen sicheren und zuverlässigen Flugbetrieb ist, beinhalten die Kapazitäten entsprechende Reserven. Das Zustandekommen der Produktionszeit wurde oben im Zusammenhang mit der Bodenzeit erläutert.223 Wiederum abhängig von der Anzahl an internen Instandhaltungsereignissen ist die Arbeitszeit zur Instandhaltungsaufzeichnung. Abbildung 30: Personalaufwand 223 siehe S. 77 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung 81 Einflussfaktoren auf die Abschreibungen Abschreibungen fallen wie in Abbildung 31 aufgeführt für die im Anlagevermögen aktivierten Reservetriebwerke, reparaturfähigen Ersatzteile, Immobilien, Betriebseinrichtungen und Fahrzeuge sowie Software an. Zu den laufenden Abschreibungen kommen einmalige Abschreibungen für reparaturfähige Ersatzteile, die nicht weiter verwendet werden können und als Ausschuss deklariert werden. Wann ein reparaturfähiges Ersatzteil Ausschuss wird, hängt von dessen inhärenter Lebensdauer, vom Instandhaltungs- und Modifikationsprogramm und von seiner “Behandlung” durch das Instandhaltungspersonal ab. Abbildung 31: Abschreibungen Einflussfaktoren auf den Verbrauchsteilevorrat Die zum Umlaufvermögen zählenden Vorräte an Verbrauchsteilen sind wie in Abbildung 32 gezeigt abhängig von der Anzahl an Flugzeugen, dem Vorrat je Flugzeug sowie dem Einkaufspreis. Massgebend für den Verbrauchsteilevorrat je Flugzeug sind die für die Instandhaltung erforderliche Materialmenge, der Sicherheitsbestand und vorhandene Lagerhüter.224 224 siehe auch S. 58 82 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung Der erforderliche Sicherheitsbestand richtet sich nach der Prognosegenauigkeit, der gewünschten Ersatzteilverfügbarkeit, gemessen als Anteil der sofort zu erfüllenden Materialanfragen, und der Beschaffungszeit. Je genauer der Bedarf an Verbrauchsteilen prognostiziert werden kann, je geringer die Ersatzteilverfügbarkeit sein soll und je kürzer die Beschaffungszeit ist, desto geringer kann der Sicherheitsbestand angesetzt werden. Einfluss auf die Beschaffungszeit haben die Auftragsbearbeitungszeit und die gewünschten Lieferkonditionen. Abbildung 32: Verbrauchsteilevorrat Einflussfaktoren auf das Anlagevermögen Zum Anlagevermögen zählen Reservetriebwerke, reparaturfähige Ersatzteile, Immobilien, Betriebseinrichtungen und Fahrzeuge sowie Software. Abbildung 33 zeigt die Einflussfaktoren auf die benötigten Reservetriebwerke und reparaturfähigen Ersatzteile. Die installierten Triebwerke sollen zu einem bestimmten Grad von Reservetriebwerken abgedeckt werden. Der Abdeckungsgrad kann ausgedrückt werden durch die Anzahl an Reservetriebwerken je installiertem Triebwerk. Die Höhe der Abdeckung ist zum einen abhängig von der Triebwerkzuverlässigkeit, gemessen anhand des mittleren Abstands zwischen zwei Ausbauten (Mean Time Between Removal, MTBR). Je höher die Zuverlässigkeit, desto niederer kann der erforderliche Abdeckungsgrad festgelegt werden. Zum anderen spielt der gewünschte Sicherheitsbestand an Reservetriebwerken eine Rolle. Je höher der Sicherheitsbestand sein soll, desto höher wird der Abdeckungsgrad. Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung 83 Für das Anlagevermögen an reparaturfähigen Ersatzteilen gelten grundsätzlich dieselben Zusammenhänge, wobei hier wie bei den Verbrauchsteilen von einem bestimmten Bestand an reparaturfähigen Ersatzteilen je Flugzeug ausgegangen werden kann. Abbildung 33: Reservetriebwerke und reparaturfähige Ersatzteile Die Einflussfaktoren auf das Vermögen an Immobilien, Betriebseinrichtungen und Fahrzeugen sowie Software zeigt Abbildung 34. Wesentlich für die Höhe des Immobilienvermögens ist der Flächenbedarf und die in der Flugzeuginstandhaltung unvermeidlichen, durch hohe Belegungsgrade gering zu haltenden Leerflächen. 84 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung Für die instandhaltungsspezifischen Betriebseinrichtungen und Fahrzeuge kann ein Zusammenhang mit der Anzahl an Flugzeugen und dem Outsourcinganteil angenommen werden. Für den Umfang der in der Flugzeuginstandhaltung weiter an Bedeutung gewinnenden Softwareunterstützung225 sind der Grad, mit dem die Arbeiten EDV-unterstützt werden und der Outsourcinganteil massgebende Faktoren. Abbildung 34: Immobilien, Betriebseinrichtungen, KFZ, Software 3.1.4 Instandhaltungsereignisse als grundlegender Treiber Abbildung 35 zeigt die Einflussfaktoren auf die Anzahl an Instandhaltungsereignissen, auf die in den bisher beschriebenen Modellen mehrfach verwiesen wurde. Die zu einem bestimmten Zeitpunkt zur Bearbeitung offenen Instandhaltungsereignisse setzen sich zusammen aus erstmalig offenen und aus solchen, die bereits ein- oder mehrmals zur Durchführung terminiert, jedoch nicht geschlossen sondern auf einen späteren Durchführungstermin verschoben wurden. Ursachen für die Verschiebung von Instandhaltungsereignissen können Mitarbeiterfähigkeiten, fehlendes Personal, Material oder fehlende Hilfsmittel sein. Instandhaltungsereignisse können eingeteilt werden in ordentliche Instandhaltungsereignisse, ausserordentliche Wartungsereignisse oder Störungsbehebung und Modifikationen.226 Ordentliche Instandhaltungsarbeiten werden intervallmässig durchgeführt, wobei 225 226 vgl. Birch (2003), S. 16-17 siehe S. 34 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung 85 das effektiv genutzte Intervall vom programmmässig vorgeschriebenen um den Intervallnutzungsgrad abweichen kann. Bei ausserordentlichen Wartungsereignissen lassen sich begründete und unbegründete unterscheiden. Wieviele begründete ausserordentliche Wartungsereignisse anfallen, wird beeinflusst von Instandhaltungsprogramm und inhärenter Zuverlässigkeit. Letztere kann durch entsprechende Modifikationen verbessert werden. Ursache für unbegründete ausserordentliche Wartungsereignisse können ungenügende Kenntnisse und Erfahrung des Instandhaltungspersonals sein. Die Anzahl an Modifikationen wird durch das von den verantwortlichen Mitarbeitern erarbeitete Modifikationsprogramm festgelegt. Abbildung 35: Instandhaltungsereignisse 3.1.5 Zentraler Kreislauf der Flugzeuginstandhaltung Der in Abbildung 36 gezeigte zentrale Kreislauf der Flugzeuginstandhaltung fasst wesentliche oben diskutierte Wertfaktoren in kreisförmiger Sichtweise zusammen und soll er- 86 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung folgstreibende, dynamische Strukturen deutlich machen.227 Er entspricht einem positiv rückgekoppelten Regelungskreis mit sich aufschaukelnder positiver oder negativer Gesamtwirkung. Bei positiver Entwicklungsrichtung sind Instandhaltungs- und Modifikationsprogramm derart ausgelegt, dass das Verhältnis von ordentlicher Instandhaltung und Modifikationen zu Störungsbehebung optimiert ist. Dies wirkt sich positiv auf Sicherheit, Zuverlässigkeit, Flugzeugerscheinung sowie Bodenzeit und damit den Erfolg aus. Bei höherem Erfolg stehen mehr Mittel für die Entwicklung der Mitarbeiter zur Verfügung, die zur weiteren Verbesserung von Instandhaltungs- und Modifikationsprogramm, zur Verkürzung der Bodenzeit und zur Vermeidung unbegründeter ausserordentlicher Instandhaltung beitragen. Zudem ermöglichen erfolgsbedingt mehr zur Verfügung stehende Mittel die Sicherstellung von ausreichend hoher Mitarbeiter-, Material- und Hilfsmittelverfügbarkeit. Damit kann die Aufschiebung der Durchführung von Instandhaltungsarbeiten verringert werden, was sich ebenfalls positiv auf Sicherheit, Zuverlässigkeit, Flugzeugerscheinung sowie Bodenzeit auswirkt und die positive Entwicklung weiter verstärkt. Abbildung 36: Zentraler Kreislauf der Flugzeuginstandhaltung 227 vgl. Ballé (1994), S. 49; Gomez/Probst (1999), S. 75-78 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung 87 Bei der Betrachtung der Wirkungszusammenhänge spielt die zeitliche Komponente eine Rolle.228 Anpassungen bei Instandhaltungs- beziehungsweise Modifikationsprogramm und Massnahmen zur Mitarbeiterentwicklung zeigen häufig erst verzögert Wirkung. Zwischen der Erkenntnis, dass auftretende Störungen auf eine gemeinsame Ursache zurückzuführen sind, die durch Anpassung des Instandhaltungsprogramms oder durch Modifikationen eliminiert oder in ihrer Wirkung verringert werden kann, und der Einführung der entsprechenden Massnahmen können wenige Tage bis über ein Jahr vergehen. Auch Kenntnisse, Erfahrung und Motivation als bestimmende Faktoren für die Mitarbeiterfähigkeiten können nicht von heute auf morgen verbessert werden. Für die Auswirkungen von ausserordentlichen Wartungsereignissen und der Aufschiebung von Instandhaltungsarbeiten auf Sicherheit, Zuverlässigkeit und Flugzeugerscheinung kann eine Beziehung mit Schwellenwert angenommen werden. Bis zu einem gewissen Grad machen sich die Anzahl an ausserordentlichen Wartungsereignissen und die Aufschiebungen von Instandhaltungsarbeiten noch nicht negativ auf Sicherheit, Zuverlässigkeit und Flugzeugerscheinung bemerkbar. Erst wenn nach einiger Zeit eine gewisse Schwelle überschritten ist, können die anfallenden Instandhaltungsarbeiten nicht mehr anforderungsgemäss durchgeführt werden und es kann zu Unregelmässigkeiten im Flugbetrieb kommen. 3.1.6 Wertfaktorenzusammenhänge zwischen Instandhaltung und Fluggesellschaft Abbildung 37 fügt die Zielgrössen der Instandhaltung in den Renditebaum einer Fluggesellschaft ein. Der Umsatz einer Fluggesellschaft lässt sich ausdrücken als Produkt aus den angebotenen Sitzkilometern und dem Ertrag je angebotenem Sitzkilometer (Revenue per Available Seat Kilometer, RASK), ihre Kosten berechnen sich aus den angebotenen Sitzkilometern und den Kosten je angebotenem Sitzkilometer (Cost per Available Seat Kilometer, CASK). Der Umsatz lässt sich auch ausdrücken als Produkt aus Durchschnittsertrag (Yield), Sitzladefaktor (Seat Load Factor, SLF) und angebotenen Sitzkilometern.229 Damit liegen die Ansatzpunkte für die Zielgrössen der Instandhaltung vor. Die Bodenzeit wirkt sich auf die angebotenen Sitzkilometer aus: nur ein Flugzeug im Einsatz kann Ertrag erwirtschaften. Hinsichtlich des Durchschnittsertrags kann davon ausgegangen werden, dass für die Gewährleistung eines sicheren, pünktlichen und komfortablen Flugs ein höherer Ticketpreis bezahlt wird. Auf der Kostenseite schlagen sich die Instandhaltungskosten direkt im Aufwand der Fluggesellschaft nieder. Wesentlicher Bestandteil des Ver228 Gomez/Probst (1999), S. 84-85 229 Ertrag = ASK ! RASK = ASK ! Ertrag ASK = ASK ! Ertrag ASK RPK ! RPK = ASK * Ertrag RPK RPK ! ASK = ASK ! Yield ! SLF 88 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung mögenseinsatzes einer Fluggesellschaft ist die Flotte, die umso kleiner sein kann, je geringer die Bodenzeit ist. Abbildung 37: Instandhaltungsleistung als Wertfaktor einer Fluggesellschaft 3.2 Kostenrechnung Die Kosten der Flugzeuginstandhaltung werden zum Teil als komplex und intransparent bezeichnet.230 Dies erscheint insofern ungerechtfertigt, als der grössere Teil der Instandhaltungskosten auftragsgenau zurechenbare Arbeits- und Materialkosten sind. Geht man davon aus, dass der Ressourcenverbrauch je Auftrag in der Betriebsdatenerfassung festgehalten wird und dies weder komplex noch intransparent ist, können die Gründe für die wahrgenommene Komplexität und Intransparenz in der Kostenrechnung und der von ihr bereitgestellten Information vermutet werden. Die im folgenden beschriebene Kostenrechnungsstruktur soll die verursachergerechte Kostenverrechnung und -abbildung der Instandhaltungskosten ermöglichen. Die Kostenrechnungsstruktur zeigt die absoluten und die spezifischen direkten und indirekten Instandhaltungskosten nach Kostenarten und -objekten.231 Basis für die Strukturierung der Kosten ist die Gliederung der Instandhaltungskosten gemäss IATA Production Performance Measurement Work Group (PPMWG). 230 231 n.n. (1999), S. V vgl. Biedermann (1992a), S. 699-701 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung 89 Die Kostenrechnungsstruktur eignet sich für die Vorkalkulation in der Planung und die Nachkalkulation in der Überwachungsphase. Sie kann das Kostenmanagement unterstützen, indem aufgezeigt wird, wofür welche Kosten in welcher Höhe anfallen und wo sich welche Abweichungen von den Planwerten ergeben. Desweiteren ermöglichen die spezifischen direkten, indirekten oder kostenobjektbezogenen Instandhaltungskosten das Benchmarking mit Kosteninformationen von Herstellern, Verbänden wie der IATA oder Wettbewerbern. 3.2.1 Kostengliederung der IATA PPMWG Die in Abbildung 38 dargestellte IATA PPMWG-Kostengliederung232 teilt die Instandhaltungskosten in direkte und indirekte Instandhaltungskosten ein. Direkte Instandhaltungskosten sind “maintenance labor and material costs directly expended in performing maintenance on an item or aircraft. Note. Not included are indirect maintenance labor and material expenditures which contribute to the overall maintenance operations, line station servicing, administration, record keeping, supervision, tooling, test equipment, facilities etc.“233 Damit werden Instandhaltungskosten eindeutig nach dem Ort der Kostenentstehung und nicht der Kostenverantwortung abgegrenzt.234 Beispielsweise zählen nach dieser Definition auch die von der Produktentwicklung verantworteten und als Marketingaufwand interpretierbaren Kosten für den Einbau eines neuen Bordunterhaltungssystems zu den Instandhaltungskosten. Die direkten Instandhaltungskosten werden in die drei Kostenarten interne Lohnkosten, interne Materialkosten und Kosten für extern bezogene Instandhaltung aufgeteilt. Als Kostenobjekte werden Flugzeug, Triebwerke und Komponenten sowie für diese anfallende Instandhaltungsarbeiten abgegrenzt. Für Flugzeuge sind dies die Checks laut Instandhaltungsprogramm, Modifikationen aufgrund von Lufttüchtigkeits- und Änderungsanweisungen, Kabinenarbeiten, Bemalung und übrige Arbeiten. Die im Rahmen von Checks durchgeführten Arbeiten werden unterschieden in ordentliche Arbeiten und Störungsbehebung. Den Kostenobjekten Triebwerke und Komponenten werden die Kosten für Instandhaltungsarbeiten ausserhalb des Flugzeugs zugeordnet. Für Triebwerke werden die Kosten weiter detailliert nach Instandhaltungsereignissen, für Komponenten wird eine Gliederung nach einzelnen Komponenten und für diese nach Instandhaltungsereignissen vorgenommen. Von den direkten Instandhaltungskosten werden die indirekten Kosten abgegrenzt als “maintenance and labor costs not considered to be direct maintenance costs, but which 232 233 234 siehe Genottin (1999), Genottin (2000) Groenewege 1996, S. 379 vgl. Heck (1992a), S. 684 90 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung contribute to the overall maintenance program costs through overhead operations, administration, record keeping, supervision, tooling, test equipment, facilities, etc.“235 Abbildung 38: Gliederung der Instandhaltungskosten nach IATA PPMWG 3.2.2 Kostenrechnungsstruktur für die Flugzeuginstandhaltung Ausgehend von dieser Kostengliederung entstand die in Abbildung 39 gezeigte, einem Betriebsabrechungsbogen entsprechende Kostenrechnungsstruktur. Im linken Block finden sich die absoluten, im rechten die spezifischen Instandhaltungskosten, der obere Teil beinhaltet die direkten, der untere die indirekten Kosten. Die direkten Kosten werden eingeteilt in Kosten für Arbeit, Material und externe Instandhaltung und den in den Zeilen aufgeführten Kostenobjekten zugeordnet. Analog zur IATA PPMWG-Gliederung werden Kosten für Arbeiten an Flugzeug, Triebwerken und Komponenten unterschieden. Für Flugzeugarbeiten wird weiter eingeteilt nach Line Maintenance, A- und C-Checks sowie Modifikationen. Durch diese Einteilung und die separate Ausweisung der Kosten für Störungsbehebung kann zwischen Kosten für ordentliche und ausserordentliche Instandhaltung unterschieden werden. Für Triebwerke werden die Kosten für Überholungen getrennt von übrigen Kosten gezeigt. Bei den Komponenten werden die kostenintensivsten wie Hilfsaggregat und Fahrwerke einzeln aufgeführt. Die nach IATA PPMWG nicht zur Instandhaltung zählenden Kosten für 235 Groenewege 1996, S. 379 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung 91 Reinigungsarbeiten werden unter “Übriges“ geführt. Nicht auf Arbeitsaufträgen erfassbare Ressourcenverbräuche sind als separater Kostenblock berücksichtigt. Bei den indirekten Kosten werden die mit Ersatzteilen verbundenen Kosten von Kosten für weiteres Anlagevermögen, für Unterstützungsfunktionen und von sonstigen Kosten abgegrenzt. Durch diese Einteilung wird deutlich, in welcher Höhe sich die an Lager gehaltenen Ersatzteile auf die Instandhaltungskosten niederschlagen und wie hoch die Kosten für Unterstützungsfunktionen im Vergleich zu den direkten Instandhaltungskosten sind. Direkte Instandhaltungskosten Absolute Kosten Intern Arbeit Material Extern Total Total Kosten je Flugstunde Intern Arbeit Material Flugzeug Line Maintenance Tageskontrolle Wochenkontrolle Störungsbehebung Total Line Maintenance A-Check Check Störungsbehebung Total A-Check C-Check Check Störungsbehebung Total C-Check Modifikationen Modifikationen Total Flugzeug Triebwerke Überholung Übriges Total Triebwerke Komponenten Hilfsaggregat Fahrwerke Übrige Total Komponenten Übriges Flugzeug- und Kabinenreiningung Schäden Total Übriges Total Instandhaltung und Übriges Nicht auf Aufträgen erfassbare Arbeit Nicht auf Aufträgen erfassbares Material Total Arbeit intern Total Material intern Total intern Total extern Total direkte Instandhaltungskosten Indirekte Instandhaltungskosten Ersatzteile Abschreibungen Reservetriebwerke Abschreibungen reparaturfähige Ersatzteile Einmietungen Transport Kalkulatorische Zinsen Ersatzteile Total Ersatzteile Übriges Anlagevermögen Abschreibungen übriges Anlagevermögen Kalkulatorische Zinsen übriges Anlagevermögen Total übriges Anlagevermögen Unterstützungsfunktionen (Personalkosten) Planung Materialwesen Engineering Leitung und Assistenz Total Unterstützungsfunktionen Übriger Aufwand Direkter Bereich Unterstützungsfunktionen Total Übriger Aufwand Total Indirekte Instandhaltungskosten Total Instandhaltungskosten Abbildung 39: Kostenrechnungsstruktur Extern Total Total 92 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung Um bei der Instandhaltung einer gemischten Flotte Aussagen über die indirekten Instandhaltungskosten je Flugstunde für einzelne Flugzeugtypen machen zu können, können die indirekten Kosten mit Hilfe der Prozesskostenrechnung236 oder anhand geeigneter Verteilschlüssel, wie in Abbildung 40 beispielhaft gezeigt, verrechnet werden. Flugzeugtyp A und B sind mit denselben Triebwerken und reparaturfähigen Ersatzteilen ausgestattet, die Flottengrössen sind 60 Flugzeuge von Typ A und 40 Flugzeuge von Typ B. Für die Verteilung der Kosten für Ersatzteile und übriges Anlagevermögen wurde die Anzahl an Flugzeugen als Verteilschlüssel gewählt. Von den 27.300 Euro für diese Kostenblöcke werden Flugzeugtyp A 16.380 Euro und Typ B 10.920 Euro zugerechnet. Analog wird die Zurechnung der Kosten für Unterstützungsfunktionen und Übriges anhand der direkten Arbeitsstunden auf die Flotten verteilt. Absolute Instandhaltungskosten [EUR] Anzahl Flugzeuge Anzahl direkte Arbeitsstunden Indirekte Instandhaltungskosten Ersatzteile Abschreibungen Reservetriebwerke Abschreibungen reparaturfähige Ersatzteile Einmietungen Transport Kalkulatorische Zinsen Ersatzteile Total Ersatzteile Übriges Anlagevermögen Abschreibungen übriges Anlagevermögen Kalkulatorische Zinsen übriges Anlagevermögen Total übriges Anlagevermögen Unterstützungsfunktionen (Personalkosten) Planung Materialwesen Engineering Leitung und Assistenz Total Unterstützungsfunktionen Übriger Aufwand Direkter Bereich Unterstützungsfunktionen Total Übriger Aufwand Total Indirekte Instandhaltungskosten Flugzeugtyp A 60 24.000 Kosten Typ A Flugzeugtyp B 40 20.000 Kosten Typ B Flugzeuge Flugzeuge Flugzeuge Flugzeuge Flugzeuge 480 3.000 1.200 1.200 3.300 9.180 320 2.000 800 800 2.200 6.120 6.000 Flugzeuge 6.000 Flugzeuge 12.000 3.600 3.600 7.200 2.400 2.400 4.800 Direkte Arbeitsstunden Direkte Arbeitsstunden Direkte Arbeitsstunden Direkte Arbeitsstunden 1.636 1.364 545 818 4.364 1.364 1.136 455 682 3.636 5.000 Direkte Arbeitsstunden 2.000 Direkte Arbeitsstunden 7.000 42.300 2.727 1.091 3.818 23.073 2.273 909 3.182 19.227 Kosten total Schlüssel 800 5.000 2.000 2.000 5.500 15.300 3.000 2.500 1.000 1.500 8.000 Abbildung 40: Verrechnung der indirekten Kosten 3.3 Planung und Berichte Mit der im nächsten Abschnitt vorgestellten Planungsmethode wird die Grundlage zur Überwachung gelegt werden, zur Kommunikation von Plan- und Istwerten kommen die anschliessend skizzierten Berichte zum Einsatz. 236 siehe zum Beispiel Horngren/Sundem/Stratton (1996), S. 502-506 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung 3.3.1 93 Planung Die im folgenden beschriebene Planungsmethode für die Flugzeuginstandhaltung soll Anleitung geben für eine schrittweise Budgetierung, die über die Bestimmung, Aufbereitung und Verdichtung von finanziellen und nicht-finanziellen Daten zu Planrechnungen führt.237 Die Methode wird mit Planungsschritten und Planungseingangs- und -ergebnisgrössen skizziert, wobei flugzeuginstandhaltungsspezifische Punkte der Mengen-, Personal-, Aufwand- und Investitionsplanung behandelt werden. Indem die Planung von den erwarteten Instandhaltungsereignssen ausgeht238 und diese durch Ressourcenverbräuche und Preise quantifiziert, wird die Voraussetzung für durchgängige Plan-Ist-Leistungsvergleiche geschaffen, die allfällige “Kursabweichungen” anzeigen und Potentiale und Schwachstellen erkennen lassen können.239 Durch das Vorgehen kann nachvollzogen werden, wofür welcher Ressoucenverbrauch erwartet und von welchen Preis- und weiteren Annahmen ausgegangen wird. So können Preis-, Mengen- und Abweichungen bei verwendeten Kennzahlengrössen ermittelt werden. Abbildung 41 zeigt die vorgeschlagene Planungsmethode schematisch, die in der Fallstudie anhand eines Zahlenbeispiels verdeutlicht wird.240 Die schattierten Felder zeigen die Planungsschritte, die erste Spalte beinhaltet Planungseingangsgrössen, die Planungsergebnisgrössen sind in den Tabellenfeldern aufgeführt. Mit der Mengenplanung sollen Instandhaltungsereignisse, Arbeitsstunden und Mengenbedarf an hochwertigen A-Teilen241 nach Art und Anzahl ermittelt werden. Zur Bestimmung der ordentlichen Instandhaltungsereignisse werden neben dem “Produktionsprogramm“ der Instandhaltungskunden mit der Anzahl an Flugzeugen, Flugstunden und Flügen die Instandhaltungsintervalle aus dem Instandhaltungsprogramm benötigt. Modifikationen sind festgelegt durch zur Durchführung anstehende Lufttüchtigkeits- und Änderungsanweisungen. Die Anzahl an ungeplanten Instandhaltungsereignissen kann für Triebwerke und Komponenten anhand des mittleren Abstand ungeplanter Ausbauten (Mean Time Between Unscheduled Removal, MTBUR) berechnet werden. Für Arbeiten mit bekanntem Arbeits- und Materialbedarf werden in einem nächsten Schritt die benötigten Arbeitsstunden und A-Teile ermittelt. Der Arbeitsaufwand für Störungsbehebung an Flugzeugen kann geschätzt werden anhand eines Erfahrungswerts für das Arbeitsaufwandsverhältnis zwischen Störungsbehebung und ordentlicher Instandhaltung. Ebenfalls vgl. Fickert/Geuppert/Kuenzle (2003), S. 104 vgl. Heck (1992b) siehe Kalaitzis (1991) zu alternativen Planungsmethoden von Instandhaltungskosten 239 vgl. Bredrup (1995c), S. 191; Fickert/Geuppert/Kuenzle (2003), S. 124 240 siehe S. 105 241 zur Materialbedarfsplanung in Abhängigkeit der Teileart siehe zum Beispiel Boutellier/Locker (1998), S. 120-122 237 238 94 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung anhand eines Erfahrungswerts, hier für die durchschnittliche Anzahl an Arbeitsstunden je ungeplantem Instandhaltungsereignis, kann zusammen mit der zuvor ermittelten Anzahl an ungeplanten Instandhaltungsereignissen der Gesamtarbeitsaufwand für ungeplante Instandhaltung an Triebwerken und Komponenten bestimmt werden. Mengenplanung Flugzeuge Flugstunden Flüge Instandhaltungsprogramm: Intervalle Lufttüchtigkeits- und Änderungsanweisungen MTBUR Triebwerke und Komponenten Ord. Instandhaltungsereignisse Instandhaltungsprogramm: Arbeitsstunden Ord. Instandhaltungsereignisse Instandhaltungsprogramm: A-Teile Modifikationen Lufttüchtigkeits- und Änderungsanweisungen: Arbeitsstunden Modifikationen Lufttüchtigkeits- und Änderungsanweisungen: A-Teile Arbeitsstunden ord. IE's FZ AH Störungsbehebung FZ / AH ord. IE's FZ Ungeplante Instandhaltungsereignisse TW's, KP's Arbeitsstunden je ungeplantem Instandhaltungsereignis TW, KP Schätzwert: Arbeitsstunden / Flugstunden Personalplanung Arbeitsstunden Produktion Arbeitseffizienz Arbeitsauslastung Nettoarbeitszeit je Position Aktivitätenanalyse, Organigramm Schätzwert: POS indirekte Bereiche / POS Produktion POS / FH, POS / ASK Aufwandplanung Personalpositionen Personalaufwand je Position A-Teile A-Teile Preise Instandhaltungsereignisse Materialaufwand B-Teile je Instandhaltungsereignis Flugstunden Materialaufwand C-Teile je Flugstunde Aufwand interne Instandhaltung (Arbeit und Material) Aufwand externe IH / Aufwand interne IH Materialeinkauf Aufwand externe Instandhaltung Transportaufwand in % Materialeinkauf und externer IH-Aufwand Schätzwert: Materialaufwand / Flugstunden Investitionsplanung Anschaffungen Veräusserungen Ausschuss in % Bruttoanlagevermögen Abschreibungen Plan-Rechnungen Übriger Aufwand, Rückstellungen Finanz- und Steuerplanung Umsatzplanung Einzahlungen, Auszahlungen Instandhaltungsereignisse Arbeitsstunden Produktion Materialmenge A-Teile ord. Instandhaltungsereignisse Modifikationen Ungeplante IE's TW's, KP's AH ord. IE's A-Teile ord. IE's AH Modifikationen A-Teile Modifikationen AH Störungsbehebung FZ AH ungeplante IE's TW's, KP's Positionen Produktion AH Positionen indirekte Bereiche POS Produktion POS indirekte Bereiche POS Produktion Personalaufwand POS indirekte Bereiche POS indirekte Bereiche Materialaufwand Aufwand externe IH Transportaufwand Personalaufwand Materialaufwand A-Teile Materialaufwand B-Teile Materialaufwand C-Teile Aufwand externe IH Transportaufwand Reservetriebwerke Anschaffungen Reserve-TW's Veräusserungen Reserve-TW's Abschreibungen Reserve-TW's Plan-Bilanz Materialaufwand Reparaturfähige Ersatzteile Anschaffungen RT's Veräusserungen RT's Ausschuss RT's Abschreibungen RT's Plan-Erfolgsrechnung Plan-Cash Flow Rechnung Plan-Kostenrechnung Abkürzungen: AH - Arbeitsstunden, ASK - angebotene Sitzkilometer, FH - Flugstunde, FZ - Flugzeug, IE - Instandhaltungsereignis, IH - Instandhaltung, KP - Komponente, MTBUR - Mean Time Between Unscheduled Remomal, POS - Personalpositionen, RT - reparaturfähiges Ersatzteil, TW - Triebwerk Abbildung 41: Planung Als einfache Planungsalternative ist die Schätzung der benötigten Arbeitsstunden anhand der Kennzahl “Instandhaltungsarbeitsstunden je Flugstunde“ aufgeführt. Diese “Planungsmethode“ stellt jedoch keine Verbindung her zwischen Instandhaltungsereignissen und Arbeitsstunden und lässt keine Plan-Ist-Vergleiche der Arbeitsstunden auf Ebene der Instandhaltungsereignisse zu. Ausgehend von den ermittelten Produktionsarbeitsstunden und unter Berücksichtigung von Arbeitseffizienz, -auslastung und Nettoarbeitszeit kann in der Personalplanung die erforderliche Anzahl an Personalpositionen für den direkten Bereich berechnet werden. Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung 95 Die Personalpositionen der indirekten Bereich können anhand von Aktivitätenanalysen242 ermittelt werden oder sind beispielsweise für leitende Positionen durch die Aufbauorganisation gegeben. Auch bei der Bestimmung der Anzahl an Personalpositionen können Schätzungen zum Beispiel anhand der Anzahl an Personalpositionen je Flugstunde oder je angebotenem Sitzkilometer die Planung vereinfachen, mit der Einschränkung, dass eine Plan-IstAbweichungsanalyse bis zur Mengenebene nicht möglich ist. Im Rahmen der Aufwandplanung kann der Personalaufwand anhand der Anzahl an Personalpositionen und des Personalaufwands je Position ermittelt werden. Bei der Bestimmung des Materialaufwands können A-Teile programmgebunden, geringer wertige, auftragsgenau erfassbare B- und nicht auftragsgenau erfassbare C-Teile verbrauchsgebunden geplant werden.243 Für B-Teile kann dies unter Verwendung eines Erfahrungswerts für den durchschnittlichen Verbrauch je Instandhaltungsereignis und den oben ermittelten Instandhaltungsereginssen, für C-Teile für einen auf die Flugstunde bezogenen Verbrauchswert und den Flugstunden erfolgen. Der Aufwand für externe Instandhaltung kann anhand seiner Relation zu den internen direkten Instandhaltungskosten geschätzt werden. Der Transportaufwand ist ermittelbar in Abhängigkeit des Materialeinkaufs, der je nach Lagerauf- oder -abbau vom Materialaufwand abweichen kann, und des Aufwands an externer Instandhaltung. Mit oben erwähntem Vor- und Nachteil kann auch der Materialaufwand geschätzt werden anhand eines Erfahrungswerts für den Materialverbrauch je Flugstunde. Unter die Investitionsplanung fallen Anschaffungen und Veräusserungen von Reservetriebwerken und reparaturfähigen Ersatzteilen, Abschreibungen sowie die Berücksichtigung allfälliger Ausschussteile, die durch einmalige Abschreibungen das Anlagevermögen reduzieren. Die Aufwandplanung wird vervollständigt durch die Planung von übrigem Aufwand und Rückstellungen. Zusammen mit der Finanz- und Steuerplanung, der Umsatzplanung und der Planung von Ein- und Auszahlungen wird die Basis gelegt für die Erstellung von Plan-Bilanz, Plan-Erfolgsrechnung, Plan-Cash Flow Rechnung und PlanBetriebsabrechnungsbogen. 242 243 vgl. Horngren/Sundem/Stratton (1996), S. 90 Boutellier/Locker (1998), S. 121 96 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung 3.3.2 Berichte Der vorgeschlagene Rahmen für ein Berichtssystem244 soll als Anregung für die Gestaltung eines integrierten, fokussierten und strukturierten internen Reportings245 für die Flugzeuginstandhaltung dienen, das das Performance Management wirksam unterstützt.246 Das in Abbildung 42 dargestellte Konzept beinhaltet eine Auswahl an Standardberichten247, deren Inhalt und Form248 an dieser Stelle skizziert und die in der Fallstudie konkretisiert werden.249 Die ausgewählten Berichte stellen Kennzahlen zu Qualität, Zeit und Finanzen in Überblick und Detail zusammen und ermöglichen so eine integrierte Leistungsüberwachung. Die Überblicksberichte sollen die als wesentlich erachteten Grössen beinhalten, sie stellen Informationen fokussiert bereit. Indem die Berichte jeweils bestimmte Informationszwecke erfüllen und sich gegenseitig ergänzen, kann eine strukturierte Informationsbereitstellung gewährleistet werden. 244 245 246 247 248 249 Ein Berichtssystem besteht aus verschiedenen, unternehmensspezifisch strukturierten und eingesetzten Berichte. vgl. Gladen (2003), S. 246 Interne Berichte sollen internen Entscheidungsträgern Handlungsmöglichkeiten und deren Wirkung aufzeigen und steuernde Handlungen auslösen. vgl. Gladen (2003), S. 248; Horvàth (1998), S. 337 Ein gutes Performance Management bedingt gemäss Untersuchungsergebnissen u.a. eine hohe Instrumentalisierung. Brunner (1999), S. 17; Frigo (2002), S. 6; Howard/Hitchcock/Dumarest (2001), S. 30 Routinemässig erstellte Standardberichte mit gleich bleibendem Berichtsinhalt decken einen zuvor ermittelten Informationsbedarf. Sie werden ergänzt durch Abweichungsberichte, die dann erstellt werden, wenn die Toleranzwerte von Berichtsgrössen über- beziehungsweise unterschritten werden, und durch nicht standardisierte Bedarfsberichte, die einmalige, aus spezifischen Entscheidungssituationen entstehende Informationsbedarfe decken. vgl. Gladen (2003), S. 254-256 Als Darstellungsformen lassen sich grundsätzlich Text, Tabelle und Grafik unterscheiden. Texte werden zur Darstellung von zahlenmässig nicht abbildbaren Sachverhalten und für ergänzende Kommentare verwendet, Tabellen eignen sich zur übersichtlichen Zusammenfassung von Zahlenwerten und erleichtern Vergleiche, Grafiken dienen der “bildhaften” Darstellung und sind schneller erfassbar, leichter erinnerbar und sprechen den Leser stärker an als Text oder Tabelle. Grundsätzlich soll die in Berichten enthaltene Information den Leser nicht “überfluten”. Kanalisierend und damit informationsentlastend wirken eine strukturierte Gliederung und ein einheitlicher Aufbau der Berichte. vgl. Gladen (2003), S. 250 siehe S. 124 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung 97 Abbildung 42: Berichte Die Strategiekarte kann auf einen Blick aufzeigen, ob die Strategieumsetzung „auf Kurs“ ist. In ihr sollen strategische Zielgrössen zusammengefasst werden, über deren Status bezüglich der Zielerreichung, den Entwicklungstrend in der Vergangenheit und die erwartete zukünftige Entwicklungsrichtung Auskunft gegeben werden soll. Für den Aufbau dieses Berichts eignet sich die Struktur der Strategy Map des Balanced Scorecard-Ansatzes,250 bei der die Kennzahlen den Ebenen Finanzen, Kunden, Prozesse sowie Lernen und Wachstum zugeordnet werden. Der Zielerreichungsgrad kann mit schnell erfassbaren Ampelfarben dargestellt werden. Das Finanzcockpit soll die Entwicklung der Finanzberichte und ausgewählter finanzieller Kennzahlen im Überblick aufzeigen.251 Zur Darstellung der Finanzberichte und Kennzahlen bieten sich Grafiken an, die cockpitartig zusammengestellt werden. Der Renditebaum soll Aussagen über das Zustandekommen der Gesamtkapitalrendite machen und aufzeigen, bei welchen Elementen Plan-Ist-Abweichungen bestehen. Hier bewährt sich die grafische Darstellung der Gesamtkapitalrendite und ihrer Elemente in Baumform. Im Finanzbericht sind Bilanz, Erfolgsrechnung und Cash Flow Rechnung zusammengefasst, die eine Beurteilung der finanziellen Situation ermöglichen. Dabei sollte sich das im 250 251 siehe Kaplan/Norton (2000) zum Balanced Scorecard-Ansatz siehe Kaplan/Norton (1996); Kaplan/Norton (2004) Fickert/Geuppert/Kuenzle (2003), S. 81 98 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung internen Reporting verwendete Format idealerweise mit dem des externen Reportings decken.252 Mit den Finanzkennzahlen soll die Unternehmenslage hinsichtich Liquidität, Rentabilität und Profitabilität sowie Stabilität dargestellt werden. Dazu eignet sich eine tabellarische Zusammenfassung der Grössen. Das Leistungscockpit soll analog dem Finanzcockpit einen Überblick über die zeitliche Entwicklung strategischer, vorwiegend nicht-finanzieller Leistungsgrössen geben. Auch hier bieten sich schnell erfassbare grafische Darstellungen in einer cockpitartigen Zusammenstellung an. Die strategischen Zielgrössen des Leistungscockpits können ergänzt werden um Diagnosegrössen, deren Einhaltung ein Muss, jedoch nicht strategisch relevant ist, wie dies beipielsweise für die Zwischenfallsrate der Fall ist. Für diese Grössen, die ebenfalls grafisch dargestellt werden können, können kurze Berichtsintervalle bis zu einem Tag sinnvoll sein. Der Bericht “Leistungskennzahlen“ soll strategische Zielgrössen und Diagnosegrössen tabellarisch zusammenstellen und so detaillierter informieren. Eine weitere Detaillierung bis hin zu Rohdaten soll über den Bericht “Betriebsdaten“ möglich sein, der Daten wie die Anzahl an Flugstunden, Instandhaltungsereignissen, Arbeitsaufträgen und ähnliches enthalten kann. Die Standardberichte können sinnvoll ergänzt werden um Abweichungs- und Bedarfsberichte.253 3.4 Zusammenfassung In diesem Kapitel wurden − − − − ein Wertfaktorenmodell eine Kostenrechnungsstruktur eine Planungsmethode Berichte als Bausteine für das Performance Measurement in der Flugzeuginstandhaltung beschrieben. Das Wertfaktorenmodell stellt die Geschäftslogik der Flugzeuginstandhaltung ausgehend von der Gesamtkapitalrendite als wertorientierter Spitzengrösse dar. Ergänzt wurde diese Darstellung durch die Erläuterung des zentralen, erfolgstreibenden Kreislaufs der Flug252 253 Fickert/Geuppert/Kuenzle (2003), S. 40 vgl. Bredrup (1995b), S. 175-176 Performance Measurement-Bausteine für die Flugzeuginstandhaltung 99 zeuginstandhaltung und der Einordnung der Instandhaltung in den Renditebaum einer Fluggesellschaft. Mit der Kostenrechnungsstruktur im Sinn eines Betriebsabrechnungsbogens wurde eine Möglichkeit aufgezeigt, die Instandhaltungskosten verursachergerecht darzustellen. Die vorgestellte Planungsmethode, die auf die Mengen-, Personal-, Aufwand- und Investitionsplanung eingeht, entspricht einer Bottom up-Planung und liefert eine Basis für durchgängige Plan-Ist-Abweichungsanalysen. Die skizzierte Berichtsauswahl mit Überblick- und Detailberichten zu finanziellen und nicht-finanziellen Führungsinformationen soll eine Basis für die Gestaltung eines unternehmensspezifischen Berichtssystems liefern, das das Performance Management durch ein integriertes, fokussiertes und strukturiertes Reporting unterstützt. 4 Fallstudie In der Fallstudie werden die im vorherigen Kapitel beschriebenen Bausteine für das Performance Measurement in der Flugzeuginstandhaltung eingesetzt und so auf ihre Anwendbarkeit in der Praxis überprüft. 4.1 Unternehmen Die Fallstudie wird anhand des fiktiven Unternehmens AIRTEC beschrieben. AIRTEC mit Standort in Europa ist in den Bereichen Flugzeug-, Triebwerk- und Komponenteninstandhaltung tätig. Das Unternehmen ist Tochter eines europäischen Luftfahrtkonzerns und wie in Abbildung 43 dargestellt organisiert. Abbildung 43: AIRTEC Organigramm Im Mittelpunkt der Fallstudie steht das Geschäftsfeld Flugzeuginstandhaltung. AIRTEC nimmt hier eine führende Marktposition ein. Sie basiert auf qualitativ hoch stehenden Arbeiten, für die Kunden bereit sind, Preise im oberen Segment zu bezahlen. Hauptkunde von AIRTEC und ebenfalls Schwerpunkt der Fallstudie ist AIRLINE, die Fluggesellschaft des Luftfahrtkonzerns. Diese hat mit AIRTEC langfristige Verträge für die Instandhaltung ihrer Flugzeuge, Triebwerke und Komponenten geschlossen. 4.2 Planung AIRTEC’s Jahresplanung umfasst die Strategieoperationalisierung und die Budgetierung. Sie resultiert in messbaren strategischen Zielvorgaben, in Plan-Bilanz, PlanErfolgsrechnung, Plan-Cash Flow Rechnung und Plan-Betriebsabrechnungsbogen. Fallstudie 4.2.1 101 Strategieoperationalisierung AIRTEC setzt zur Strategieformulierung und -visualisierung eine Strategiekarte ein. Unter Verwendung des Wertfaktorenmodells254 werden Grössen zur Messung der strategischen Ziele festgelegt. Sie werden eindeutig definiert und als Bestandteil von AIRTEC’s leistungsbasiertem, finanziellem Anreizsystems einzelnen Führungskräften als persönliche Ziele zugewiesen. Abbildung 44 zeigt die Strategiekarte von AIRTEC. Abbildung 44: AIRTEC Strategiekarte Als oberstes finanzielles Ziel strebt AIRTEC die Wertschaffung für Aktionäre an. Dazu sollen sowohl Umsatz als auch Produktivität erhöht werden. Umsatzwachstum ist für die Planungsperiode vorgesehen durch eine Ausweitung der Line Maintenance für AIRLINE auf mehr Destinationen als bisher. Zur Produktivitätserhöhung sollen zum einen die Kosten verringert werden. Dies soll erfolgen, indem die Umsatzminderungen und die direkten 254 siehe S. 72 102 Fallstudie Instandhaltungskosten je Flugstunde gesenkt werden. Zum anderen soll die Produktivität durch Reduktion des Ersatzteilvermögens erhöht werden. Auf der Kundenebene verfolgt AIRTEC die Strategie der Produktführerschaft. Im Bereich der Flugzeugüberholung einschliesslich der C-Checks soll unter den Wettbewerbern der Spitzenplatz eingenommen werden, indem kürzeste Bodenzeiten und höchste Termineinhaltung garantiert werden. Die internen Prozesse werden entsprechend den Finanz- und Kundenzielen ausgerichtet. Der Vertrieb soll mit AIRLINE zusätzliche Line Maintenance-Vereinbarungen für neue Destinationen abschliessen, um die angestrebte Umsatzerhöhung zu erreichen. Durch die Optimierung des Instandhaltungsprogramms sollen die direkten Instandhaltungskosten je Flugstunde gesenkt werden. Auch die maximale Intervallnutzung und die Erhöhung der Mitarbeiterproduktivität zielen auf eine Reduktion der direkten spezifischen Instandhaltungskosten. Um kurze C-Check-Bodenzeiten zu erreichen, sollen Liegezeiten minimiert werden. Das Ersatzteilvermögen soll reduziert werden, indem Teile veräussert werden. Auf Ressourcenebene tragen zur Minimierung der Liegezeiten eine ausreichende Mitarbeiterverfügbarkeit und eine gute EDV-Unterstützung bei. Für die strategischen Ziele werden die in Abbildung 45 aufgeführten Messgrössen festgelegt. Dabei werden im Wertfaktorenmodell dargestellte Zusammenhänge genutzt. Zur Messung der Wertschaffung aus Aktionärssicht verwendet AIRTEC die Übergewinngrösse Economic Value Added (EVA). Das angestrebte Umsatzwachstum durch neue Line Maintenance-Detsinationen wird gemessen anhand des Umsatzes aus Flugzeugwartung mit AIRLINE. Mit dem Ziel, die direkten Instandhaltungskosten je Flugstunde zu senken, liegt bereits dessen Messgrösse vor. Für die beiden anderen Produktivitätsziele werden ebenfalls relative Grössen gewählt. Die Umsatzminderungen sollen bezogen auf den Umsatz reduziert werden, das Ersatzteilvermögen bezogen auf die Anzahl an Flugzeugen. Die Ziele der Kundenebene werden direkt gemessen mit den Grössen C-CheckBodenzeit und -Termineinhaltung. Ob der Vertrieb Line Maintenance-Vereinbarungen mit AIRLINE für neue Destinationen schliessen konnte, wird anhand der Anzahl an Line Maintenance-Destinationen verfolgt. Mit der Optimierung des Instandhaltungsprogramms soll ein kostenoptimales Verhältnis zwischen dem Arbeitsaufwand für Störungsbehebung und für ordentliche Instandhaltung erreicht werden. Dieses Aufwandsverhältnis wird als Zielmessgrösse eingesetzt. Die angestrebte maximale Nutzung des C-Check-Intervalls kann direkt anhand des realisierten Intervalls gemessen werden. Die Liegezeiten hingegen werden nicht direkt erfasst. Hier werden die in der Praxis besser messbaren Einflussgrössen Mitarbeiter- und Materialverfügbarkeit als Zielmessgrössen verwendet. Die Mitarbeiterproduktivität wird Fallstudie 103 bezogen auf die Outputgrösse “angebotene Sitzkilometer (ASK)“ gemessen. Inwieweit das Ersatzteilvermögen durch Veräusserungen reduziert wird, wird durch den damit erzielten ausserordentlichen Erfolg festgestellt. Die für die Ressourcenebene gesetzten Ziele werden anhand der Mitarbeiterverfügbarkeit und der EDV-Verfügbarkeit gemessen. Abbildung 45: AIRTEC Strategische Zielmessgrössen Die festgelegten Messgrössen werden eindeutig definiert sowie Zielwerte und Verantwortlichkeiten festgelegt. Abbildung 46 zeigt die vollständige Messgrössenbeschreibung255 für die direkten Instandhaltungskosten je Flugstunde. Die übrigen strategischen Zielmessgrössen von AIRTEC sind im Anhang beschrieben. 255 vgl. Neely (1998), S. 35-36; Bourne/Neely (2002), S. 30 104 Fallstudie Bezeichnung Direkte Instandhaltungskosten je Flugstunde Zweck Messung der spezifischen Herstellkosten (Stückkosten) Ziel Produktivität Zielwert unter Herstellerangabe: < 220 Euro Termin 1-12 Verantwortlich FZ Berechnung (Materialkosten+Produktionspersonalkosten+externe IH-Kosten) / Flugstunden Messintervall Quartal Erstellung FI Datenquelle Kosten: Buchhaltung, Flugstunden: Betriebsdatenerfassung Massnahmen mögliche Massnahmen: Instandhaltungsprogramm optimieren verzichtbare Arbeiten streichen Intervalle vergrössern Aufwandverhältnis Störungsbehebung / ord. Instandhaltung optimieren Intervallnutzung erhöhen Personalproduktivität erhöhen Materialeinkaufspreise senken Abbildung 46: AIRTEC Zielmessgrössendefinition Die Aufstellung in Abbildung 47 fasst AIRTEC’s strategische Zielmessgrössen mit Zielwerten und Verantwortlichkeiten zusammen. Zielmessgrösse EVA [EUR] Umsatz Flugzeugwartung [EUR] Umsatzminderung [% Umsatz] Direkte IH-Kosten je FH [EUR/FH] Ersatzteilvermögen je FZ [EUR/FZ] Bodenzeit C-Check [D] Termineinhaltung C-Check Line Maintenance-Destinationen 1-3 4-6 7-9 10-12 -1.980.345 -1.020.569 422.565 -1.351.966 -3.923.665 1-12 Verantwortlich T 3.840.000 4.160.000 5.400.000 5.200.000 18.540.000 VV 1,0% 1,0% 1,0% 1,0% 1,0% FZ 207 202 201 221 207 FZ 1.205.000 1.184.900 1.164.952 1.145.153 1.175.001 MW FZ 12 12 12 12 12 100% 100% 100% 100% 100% PL 30 30 40 40 35 VV EN Störungsbehebung / ord. IH 2,00 2,00 2,00 2,00 2,00 Intervallnutzung C-Check 90% 90% 90% 90% 90% PL 100% 100% 100% 100% 100% PE MW Mitabeiterverfügbarkeit Materialverfügbarkeit 95% 95% 95% 95% 95% ASK / Mitarbeiter * 3.428.571 3.714.286 3.857.143 3.714.286 14.714.286 T a.o. Erfolg Ersatzteilveräusserung 1.000.000 1.000.000 1.000.000 1.000.000 4.000.000 MW 90% 90% 90% 90% 90% TA 600 600 600 600 600 50 50 50 50 50 EDV-Unterstützung * mit Fluggeschwindigkeit [KM/FH] Anzahl Sitze je Flugzeuge Abbildung 47: AIRTEC Strategische Zielgrössen und -werte Fallstudie 4.2.2 105 Budgetierung Die Budgetierung umfasst bei AIRTEC für den Planungszeitraum von einem Jahr die quartalsweisen Teilplanungen − − − − − − Mengenplanung Personalplanung Umsatzplanung Aufwandplanung Investitionsplanung Finanz- und Steuerplanung Sie führt im Ergebnis zu Plan-Bilanz, Plan-Erfolgsrechnung, Plan-Cash Flow Rechnung sowie Plan-Betriebsabrechnungsbogen. 4.2.2.1 Mengenplanung AIRTEC’s Mengenplanung beinhaltet die periodisierte Planung der Instandhaltungsereignisse, der dafür benötigten Mechaniker- oder Produktionsarbeitsstunden und bestimmter Verbrauchsteile. Sie liefert die Basis für die darauf folgenden Budgetierungsschritte. Im ersten Schritt ermittelt AIRTEC die Anzahl an Instandhaltungsereignissen. Eingangsgrössen hierfür sind AIRLINE’s Produktionszahlen, das heisst die geplante Anzahl an Flugzeugen, Flugstunden und Flügen. Zusätzlich werden die Intervalle von Instandhaltungsereignissen aus dem Instandhaltungsprogramm oder als Erfahrungswerte benötigt. Dazu kommen Informationen zu Modifikationen und für die Berücksichtigung von Schäden ein erfahrungsbasierter Kennzahlenwert. Abbildung 48 zeigt AIRTEC’s Planung der Instandhaltungsereignisse. AIRLINE’s Anzahl an Flugzeugen bleibt über das ganze Jahr konstant bei 80. Das Flugaufkommen zeigt saisonale Schwankungen mit einem Tiefpunkt im ersten Quartal und einem Höhepunkt im dritten Quartal. Die von AIRTEC ermittelte kalenderzeitabhängige Anzahl an Tagesund Wochenkontrollen bleibt konstant in allen Quartalen, während die Anzahl der flugstundenabhängigen A-Checks schwankt. Die umfangreichen C-Checks verteilt AIRTEC so über das gesamte Jahr, dass die Kapazitäten gleichmässig ausgelastet sind. Die anstehende Modifikation FZ-A soll jeweils zusammen mit dem C-Check eines Flugzeugs ausgeführt werden. So kann eine zusätzliche Herausnahme der Flugzeuge aus dem Flugbetrieb vermieden werden. Für die Triebwerkinstandhaltungsereignisse wird im AIRTECBeispiel eine einfache Planungsmethode gezeigt. Hierbei werden ordentliche und ausserordentliche Instandhaltungsereignisse zusammengefasst. Die Gesamtanzahl an Triebwerkinstandhaltungsereignissen je Periode wird anhand der geplanten Flugstunden und einem Erfahrungswert für die durchschnittliche Anzahl an Flugstunden zwischen zwei instandhaltungsbedingten Ausbauten (Mean Time Between Removal, MTBR) ermittelt. Die 106 Fallstudie Komponenteninstandhaltungsereignisse werden analog bestimmt. Hier arbeitet das Beispiel mit einer weiteren Vereinfachung, indem auf die Planung einzelner Komponenten verzichtet wird. Die Flugzeug- und Kabinenreinigungen sollen laut Vereinbarung zwischen AIRLINE und AIRTEC im Intervall von 40 beziehungsweise 20 Flügen durchgeführt werden und ihre Anzahl je Periode wird entsprechend geplant. Das Auftreten von Schäden durch Dritte, beispielsweise durch Kollisionen mit Servicefahrzeugen auf dem Flugfeld, berücksichtigt AIRTEC anhand der Kennzahl “Schäden je Flug“ und einem Erfahrungswert für diese Grösse. Produktion AIRLINE Tage [D] Flugzeuge [FZ] Flugstunden [FH] Flüge [FL] Instandhaltungsereignisse Flugzeuge Tageskontrollen Flugzeuge Intervall Tageskontrolle [D] Tageskontrollen Wochenkontrollen Flugzeuge Intervall Wochenkontrolle [D] Wochenkontrollen A-Checks Flugstunden Intervall A-Check [FH] A-Checks C-Checks Flugstunden Intervall C-Check [FH] C-Checks Modifikationen Modifikation FZ-A Triebwerke Flugstunden Triebwerke je Flugzeug MTBR Triebwerk Triebwerkinstandhaltungsereignisse Komponenten Flugstunden Komponenten je Flugzeug MTBR Komponenten Komponenteninstandhaltungsereignisse Übriges Flugzeugreinigungen Flüge Intervall FZ Reinigung [FL] Flugzeugreinigungen Kabinenreinigungen Flüge Intervall Kabinenreinigung [FL] Kabinenreinigungen Schäden Flüge Schäden je Flug Schäden 1-3 90 80 48.000 40.000 1-3 4-6 90 80 52.000 43.000 4-6 7-9 90 80 54.000 45.000 7-9 10-12 90 80 52.000 43.000 10-12 1-12 360 80 206.000 171.000 1-12 80 2 3.600 80 2 3.600 80 2 3.600 80 2 3.600 80 2 14.400 80 7 1.029 80 7 1.029 80 7 1.029 80 7 1.029 80 7 4.114 48.000 500 96 52.000 500 104 54.000 500 108 52.000 500 104 206.000 500 412 48.000 4.000 13 52.000 4.000 13 54.000 4.000 13 52.000 4.000 13 206.000 4.000 52 13 13 13 13 52 48.000 2 4.000 24 52.000 2 4.000 26 54.000 2 4.000 27 52.000 2 4.000 26 206.000 2 4.000 103 48.000 20 4.000 240 52.000 20 4.000 260 54.000 20 4.000 270 52.000 20 4.000 260 206.000 20 4.000 1.030 40.000 40 1.000 43.000 40 1.075 45.000 40 1.125 43.000 40 1.075 171.000 40 4.275 40.000 20 2.000 43.000 20 2.150 45.000 20 2.250 43.000 20 2.150 171.000 20 8.550 40.000 0,00005 2,0 43.000 0,00005 2,2 45.000 0,00005 2,3 43.000 0,00005 2,2 171.000 0,00005 8,6 Abbildung 48: AIRTEC Mengenplanung: Instandhaltungsereignisse Fallstudie 107 Im zweiten Schritt der Mengenplanung bestimmt AIRTEC die benötigten Mechanikerarbeitsstunden gemäss Abbildung 49. Arbeitsstunden Produktion Flugzeuge Tageskontrollen Tageskontrollen Arbeitsstunden je Tageskontrolle [AH] Arbeitsstunden Tageskontrollen Wochenkontrollen Wochenkontrollen Arbeitsstunden je Wochenkontrolle [AH] Arbeitsstunden Wochenkontrollen Störungsbehebung Line Maintenance Flugstunden Arbeitsstunden LM Störungsbehebung je FH [AH/FH] Arbeitsstunden Störungsbehebung Line Maintenance A-Check Check A-Checks Arbeitsstunden je A-Check Check Arbeitsstunden A-Checks Check A-Check Störungsbehebung Arbeitstunden A-Checks Check Arbeitsstunden A-Check Störungsbehebung / A-Check Check Arbeitsstunden A-Checks Störungsbehebung C-Check Check C-Checks Arbeitsstunden je C-Check Check [AH] Arbeitsstunden C-Checks Check C-Check Störungsbehebung Arbeitsstunden C-Checks Check Arbeitsstunden C-Check Störungsbehebung / C-Check Check Arbeitsstunden C-Checks Störungsbehebung Modifikationen Modifikationen FZ-A Arbeitsstunden je Modifikation FZ A [AH] Arbeitsstunden Modifikationen FZ-A Triebwerke Triebwerkinstandhaltungsereignisse Arbeitsstunden je Triebwerksinstandhaltungsereignis Arbeitsstunden Triebwerke Komponenten Komponenteninstandhaltungsereignisse Arbeitsstunden je Komponenteninstandhaltungsereignis Arbeitsstunden Komponenten Übriges Flugzeugreinigung Flugzeugreinigungen Arbeitsstunden je Flugzeugreinigung [AH] Arbeitsstunden Flugzeugreinigungen Kabinenreinigung Kabinenreinigungen Arbeitsstunden je Kabinenreinigung [AH] Arbeitsstunden Kabinenreinigungen Schäden Schäden Arbeitsstunden je Schaden [AH] Arbeitsstunden Schäden Arbeitsstunden Produktion Total 1-3 4-6 7-9 10-12 1-12 3.600 1,0 3.600 3.600 1,0 3.600 3.600 1,0 3.600 3.600 1,0 3.600 14.400 1,0 14.400 1.029 3,0 3.086 1.029 3,0 3.086 1.029 3,0 3.086 1.029 3,0 3.086 4.114 3,0 12.343 48.000 0,25 12.000 52.000 0,25 13.000 54.000 0,25 13.000 52.000 0,25 13.000 206.000 0,25 51.500 96 40 3.840 104 40 4.160 108 40 4.320 104 40 4.160 412 40 16.480 3.840 3,0 11.520 4.160 3,0 12.480 4.320 3,0 12.960 4.160 3,0 12.480 16.480 3,0 49.440 13 500 6.438 13 500 6.438 13 500 6.438 13 500 6.438 52 500 25.750 6.438 1,5 9.656 6.438 1,5 9.656 6.438 1,5 9.656 6.438 1,5 9.656 25.750 1,5 38.625 13 50 644 13 50 644 13 50 644 13 50 644 52 50 2.575 24 400 9.600 26 400 10.400 27 400 10.800 26 400 10.400 103 400 41.200 240 20 4.800 260 20 5.200 270 20 5.400 260 20 5.200 1.030 20 20.600 1.000 2,0 2.000 1.075 2,0 2.150 1.125 2,0 2.250 1.075 2,0 2.150 4.275 2,0 8.550 2.000 2,0 4.000 2.150 2,0 4.300 2.250 2,0 4.500 2.150 2,0 4.300 8.550 2,0 17.100 2 100 200 71.383 2 100 215 75.328 2 100 225 76.878 2 100 215 75.328 9 100 855 299.418 Abbildung 49: AIRTEC Mengenplanung: Arbeitsstunden Produktion Anhand der Instandhaltungsereignisse und der Soll- oder durchschnittlichen Anzahl an Arbeitsstunden je Instandhaltungsereignis werden für ordentliche Instandhaltung und 108 Fallstudie Modifikationen benötigten Arbeitstunden berechnet. Den Arbeitsaufwand für Störungsbehebung schätzt AIRTEC anhand von Erfahrungswerten. Für die Störungsbehebung bei der Line Maintenance wird dazu ein Erfahrungswert für die benötigte Anzahl an Line Maintenance-Arbeitsstunden je Flugstunde verwendet. Dieser Wert liegt bei AIRTEC bei 0,25. Für A- und C-Checks werden Werte für das Verhältnis des Arbeitsaufwands für Störungsbehebung zum Arbeitsaufwand für ordentliche Instandhaltung eingesetzt. Bei AIRTEC werden zur Störungsbehebung bei A-Checks dreimal soviele Arbeitsstunden wie für den eigentlichen Check benötigt, für C-Checks liegt das Verhältnis bei 1,5. Den Bedarf an A-Verbrauchsteilen mit hohem Wert und bekanntem Bedarf plant AIRTEC programmgebunden im dritten Schritt der Mengenplanung. Im Beispiel fällt unter diese Teileklasse der Bausatz für die Modifikation FZ-A. Gemäss Abbildung 50 werden hiervon 13 Bausätze je Quartal benötigt. Verbrauchsteile A-Teile A-Teile Modifikation FZ-A Modifikationen FZ-A Bausätze je Modifikation FZ-A [Stück] Bausätze Modifikation FZ-A 1-3 4-6 7-9 10-12 1-12 13 1 13 13 1 13 13 1 13 13 1 13 52 1 52 Abbildung 50: AIRTEC Mengenplanung: A-Verbrauchsteile 4.2.2.2 Personalplanung Bei der Personalplanung wird die Anzahl an Personalpositionen bestimmt. Sie bildet bei AIRTEC’s Budgetierungsvorgehen die Basis für die Berechnung des Personalaufwands. AIRTEC unterscheidet bei der Personalplanung Positionen der Produktion, der Planung, des Materialwesens, des Engineerings sowie Leitungs- und Assistenzpositionen. Ausgehend von den in der Mengenplanung ermittelten Produktionsarbeitsstunden wird unter Beizug von Nettoarbeitszeit, Arbeitseffizienz und -auslastung, Erfahrungswerten und Organigramm die Anzahl an Personalpositionen ermittelt. Aus Abbildung 51 sind Vorgehen und Ergebnis von AIRTEC’s Personalplanung ersichtlich. Fallstudie 109 Positionen Line Maintenance Arbeitsstunden Line Maintenance Nettoarbeitszeit je Position Arbeitseffizienz Arbeitsauslastung Positionen Line Maintenance Base Maintenance Arbeitsstunden Base Maintenance Nettoarbeitszeit je Position Arbeitseffizienz Arbeitsauslastung Positionen Base Maintenance Triebwerkinstandhaltung Arbeitsstunden Triebwerkinstandhaltung Nettoarbeitszeit je Position Arbeitseffizienz Arbeitsauslastung Positionen Triebwerkinstandhaltung Komponenteninstandhaltung Arbeitsstunden Komponenteninstandhaltung Nettoarbeitszeit je Position Arbeitseffizienz Arbeitsauslastung Positionen Komponenteninstandhaltung Planung Arbeitsstunden Produktion Arbeitsstunden Planung je Arbeitsstunde Produktion Arbeitsstunden Planung Nettoarbeitszeit je Position Positionen Planung Materialwesen Arbeitsstunden Produktion Arbeitsstunden Materialwesen je AH Produktion Arbeitsstunden Materialwesen Nettoarbeitszeit je Position Positionen Materialwesen Engineering Arbeitsstunden Produktion Arbeitsstunden Engineering je AH Produktion Arbeitsstunden Engineering Nettoarbeitszeit je Position Positionen Engineering Positionen Leitung Positionen Assistenz Positionen Produktion Total Positionen Indirekte Bereiche Total Positionen Total (benötigt) Positionen Eigenpersonal Positionen Fremdpersonal Positionen Total 1-3 4-6 7-9 10-12 1-12 40.046 450 0,90 0,50 198 42.776 450 0,90 0,50 211 43.716 450 0,90 0,50 216 42.776 450 0,90 0,50 211 169.813 1.800 0,90 0,50 210 16.938 450 0,90 0,80 52 16.953 450 0,90 0,80 52 16.963 450 0,90 0,80 52 16.953 450 0,90 0,80 52 67.805 1.800 0,90 0,80 52 9.600 450 0,90 0,80 30 10.400 450 0,90 0,80 32 10.800 450 0,90 0,80 33 10.400 450 0,90 0,80 32 41.200 1.800 0,90 0,80 32 4.800 450 0,90 0,90 13 5.200 450 0,90 0,90 14 5.400 450 0,90 0,90 15 5.200 450 0,90 0,90 14 20.600 1.800 0,90 0,90 14 71.383 0 17.845,80 450 40 75.328 0 18.832,05 450 42 76.878 0 19.219,55 450 43 75.328 0 18.832,05 450 42 299.418 0 74.854,46 1.800 42 71.383 0 14.276,64 450 32 75.328 0 15.065,64 450 33 76.878 0 15.375,64 450 34 75.328 0 15.065,64 450 33 299.418 0 59.883,57 1.800 33 71.383 0 7.138,32 450 16 10 12 293 109 402 420 0 420 75.328 0 7.532,82 450 17 10 12 310 114 424 420 0 420 76.878 0 7.687,82 450 17 10 12 316 116 432 420 0 420 75.328 0 7.532,82 450 17 10 12 310 114 424 420 0 420 299.418 0 29.941,79 1.800 17 10 12 307 113 421 420 0 420 Abbildung 51: AIRTEC Personalplanung Die Anzahl an Produktionspositionen wird berechnet aus der Anzahl an erforderlichen Produktionsarbeitsstunden, der Nettoarbeitszeit je Personalposition, der Arbeitseffizienz und der Arbeitsauslastung. Die Nettoarbeitszeit ist die Zeit, die aus der Bruttoarbeitszeit laut Arbeitsvertrag zuzüglich Überstunden abzüglich Fehlzeiten als verfügbare Arbeitszeit resultiert. Sie liegt erfahrungsgemäss bei AIRTEC bei 450 Arbeitsstunden je Position und Quartal. Die Arbeitseffizienz drückt das Verhältnis von Soll- zu Ist-Arbeitsstunden aus. Mit ihr können Kenntnis- und Erfahrungsniveau der Mitarbeiter abgebildet werden. Da- 110 Fallstudie bei wird davon ausgegangen, dass geschulte und erfahrene Mitarbeiter effizienter arbeiten. AIRTEC beschäftigt in der Produktion Auszubildende zum Flugzeugmechaniker, weshalb hier für die Arbeitseffizienz ein Wert unter eins eingesetzt wird. Die Arbeitsauslastung setzt die auf Aufträgen erfassbaren Stunden ins Verhältnis zu den Anwesenheitsstunden. Dispositive Arbeiten und Funktionen mit Bereitschaftscharakter wie die Line Maintenance führen zu entsprechend geringerer Arbeitsauslastung. In der Line Maintenance liegt der Wert bei 0,5, in der Base Maintenance wird ein höherer Wert von 0,8 erreicht. Unter den Arbeitsstunden Line Maintenance fasst AIRTEC die Arbeitsstunden für Tages- und Wochenkontrollen, A-Checks und Reinigung zusammen. Für diese Arbeiten werden im Jahresdurchschnitt 210 Mitarbeiter benötigt. Für die unter Base Maintenance fallenden C-Checks sind 52 Mitarbeiter erforderlich. Zusammen mit den Mitarbeitern der Triebwerk- und Komponenteninstandhaltung ermittelt AIRTEC einen Bedarf von 307 Produktionspositionen im Jahresdurchschnitt. Um die Personalpositionen in Planung, Materialwesen und Engineering zu bestimmen, verwendet AIRTEC die Soll-Produktionsarbeitsstunden aus der Mengenplanung und Erfahrungs- oder Benchmarkwerte für das Verhältnis von Planungs-, Materialwesen- und Engineeringarbeitsstunden zu den Produktionsstunden. Aus den damit berechneten Arbeitsstunden in Planung, Materialwesen und Engineering werden mit Hilfe der Nettoarbeitszeit die benötigten Personalpositionen ermittelt. Die Leitungs- und Assistenzpositionen sind durch die Aufbauorganisation festgelegt. AIRTEC kommt zu einem Personalbedarf von durchschnittlich 113 Positionen im indirekten Bereich. AIRTEC plant, Schwankungen im Personalbedarf, die sich aus Schwankungen in AIRLINE’s Produktion ergeben, durch Überstunden und deren Kompensation auszugleichen und geht für das gesamte Jahr von einem gleichbleibenden Personalbestand von 420 eigenen Mitarbeitern aus. Auf die Einmietung von Fremdpersonal soll verzichtet werden. 4.2.2.3 Umsatzplanung Mit der Umsatzplanung ermittelt AIRTEC die Höhe von Umsatz und Umsatzminderungen sowie die damit verbundenen Geldflüsse. Die geplanten Umsätze und damit verbundenen Zahlungen gehen in Plan-Bilanz, Plan-Erfolgsrechnung und Plan-Cash Flow Rechnung ein. Im Instandhaltungsvertag zwischen AIRTEC und AIRLINE sind auf Vorkalkulationen basierende Preissätze für die verschiedenen Instandhaltungsarbeiten vereinbart. Für die Flugzeugwartung, die Komponenteninstandhaltung und Reinigungsarbeiten wurden Preissätze je Flugstunde beziehungsweise je Flug festgelegt. Engineeringdienstleistungen werden mit einem Preissatz je Flugzeug und Periode, Reservetriebwerke mit einem Satz je Fallstudie 111 Reservetriebwerk und Periode verrechnet. Modifikationen und Triebwerkinstandhaltungsereignisse werden einzeln nach Ereignis abgerechnet. Allfällige übrige Instandhaltungsarbeiten werden ebenfalls einzeln nach Ereignis fakturiert, in AIRTEC’s Planung jedoch mit einem Satz je Flugstunde berücksichtigt. Abbildung 52 gibt AIRTEC’s Umsatzplanung wieder. Umsatz Flugzeugwartung Flugstunden Preis je Flugstunde Umsatz Flugzeugwartung Flugzeugüberholung Flugstunden Preis je Flugstunde Umsatz Flugzeugüberholung Flugzeugmodifikation Modifikationen FZ-A Preis je Modifikation FZ-A Umsatz Modifikationen Triebwerkinstandhaltung Triebwerkinstandhaltungsereignisse Preis je Triebwerkinstandhaltungsereignis Umsatz Triebwerkinstandhaltung Komponenteninstandhaltung Flugstunden Preis je Flugstunde Umsatz Komponenteninstandhaltung Reinigung Flüge Preis je Flug Umsatz Reinigung Übrige Instandhaltungsarbeiten Flugstunden Preis je Flugstunde Umsatz Übrige Instandhaltungsarbeiten Engineering Flugzeuge Preis je Flugzeug je Periode Umsatz Engineering Reservetriebwerke Anzahl Reservetriebwerke Preis je Reservetriebwerk je Periode Umsatz Reservetriebwerke Umsatz Total 1-3 4-6 7-9 10-12 1-12 48.000 80 3.840.000 52.000 80 4.160.000 54.000 100 5.400.000 52.000 100 5.200.000 206.000 90 18.540.000 48.000 60 2.880.000 52.000 60 3.120.000 54.000 60 3.240.000 52.000 60 3.120.000 206.000 60 12.360.000 13 60.000 772.500 13 60.000 772.500 13 60.000 772.500 13 60.000 772.500 52 60.000 3.090.000 24 140.000 3.360.000 26 140.000 3.640.000 27 140.000 3.780.000 26 140.000 3.640.000 103 140.000 14.420.000 48.000 100 4.800.000 52.000 100 5.200.000 54.000 100 5.400.000 52.000 100 5.200.000 206.000 100 20.600.000 40.000 10 400.000 43.000 10 430.000 45.000 10 450.000 43.000 10 430.000 171.000 10 1.710.000 48.000 20 960.000 52.000 20 1.040.000 54.000 20 1.080.000 52.000 20 1.040.000 206.000 20 4.120.000 80 20.000 1.600.000 80 20.000 1.600.000 80 20.000 1.600.000 80 20.000 1.600.000 80 80.000 6.400.000 16 150.000 2.400.000 21.012.500 16 150.000 2.400.000 22.362.500 16 150.000 2.400.000 24.122.500 16 150.000 2.400.000 23.402.500 16 600.000 9.600.000 90.840.000 Abbildung 52: AIRTEC Umsatzplanung: Umsatz Der Preis von 60.000 Euro für Modifikation FZ-A wurde ausgehend vom benötigten Arbeits- und Materialaufwand kalkuliert. Der Preis von 140.000 Euro je Triebwerkinstandhaltungsereignis ist ein auf Vergangenheitswerten basierender Schätzwert. Der Vertrag zwischen AIRTEC und AIRLINE sieht Umsatzminderungen vor, wenn die vereinbarten Zielwerte für die Grössen Sicherheit, Zuverlässigkeit sowie C-CheckBodenzeit und -Termineinhaltung nicht eingehalten werden. Entsprechend Abbildung 53 geht AIRTEC von Umsatzminderungen in der Höhe von 1% des Umsatzes mit AIRLINE aus. 112 Fallstudie Umsatzminderung Umsatz Umsatzminderung in % des Umsatzes Umsatzminderung 1-3 21.012.500 1,0% 210.125 4-6 22.362.500 1,0% 223.625 7-9 24.122.500 1,0% 241.225 10-12 23.402.500 1,0% 234.025 1-12 90.840.000 1,0% 908.400 Abbildung 53: AIRTEC Umsatzplanung: Umsatzminderungen Im Vertrag ebenfalls festgelegt ist ein Zahlungsziel von 30 Tagen. Da sich in der Vergangenheit sowohl AIRLINE als auch AIRTEC durch gute Zahlungsmoral auszeichneten, geht AIRTEC davon aus, dass der fakturierte Umsatz in derselben Periode bezahlt wird. Damit liegen die Kundenzahlungen und die Zahlungen an AIRLINE wie in Abbildung 54 fest. Kundenzahlungen Umsatz Kundenzahlungen in % des Umsatzes Kundenzahlungen Zahlungen an Kunden Umsatzminderung Zahlungen an Kunden in % Umsatzminderung Zahlungen an Kunden 1-3 21.012.500 100% 21.012.500 4-6 22.362.500 100% 22.362.500 7-9 24.122.500 100% 24.122.500 10-12 23.402.500 100% 23.402.500 1-12 90.840.000 100% 90.840.000 1-3 210.125 100% 210.125 4-6 223.625 100% 223.625 7-9 241.225 100% 241.225 10-12 234.025 100% 234.025 1-12 908.400 100% 908.400 Abbildung 54: AIRTEC Umsatzplanung: Zahlungen 4.2.2.4 Aufwandplanung Die Aufwandplanung teilt AIRTEC in Teilplanungen für − − − − − Materialaufwand Personalaufwand Dienstleistungsaufwand übrigen Aufwand Rückstellungen Die Ergebnisse der Aufwandplanung fliessen in Plan-Bilanz, Plan-Erfolgsrechnung und Plan-Cash Flow Rechnung sowie den Plan-Betriebsabrechnungsbogen. Materialaufwand Gegenstand der Materialaufwandplanung sind die Bestimmung des Materialaufwands, des Materialeinkaufs und der Zahlungen für Materialeinkäufe. AIRTEC setzt für die Planung von A-, B- und C-Verbrauchsteilen unterschiedliche Methoden ein. Hochwertige A-Verbrauchsteile mit bekanntem Bedarf werden programmgebunden, mittelwertige B- und tiefwertige C-Teile verbrauchsgebunden geplant. Bei der programmgebundenen Planung werden zur Bestimmung des Materialaufwands die Teilemenge und der Preis benötigt, die verbrauchsgebundene Planung arbeitet mit vergangenheitsbasierten Schätzwerten für den zukünftigen Materialaufwand. Fallstudie 113 Abbildung 55 macht AIRTEC’s Planung des Materialaufwands deutlich. Bei den A-Teilen der Modifikation FZ-A wird die Anzahl benötigter Bausätze mit dem Stückpreis von 50.000 Euro multipliziert. Der B-Materialaufwand für C-Checks sowie Triebwerk- und Komponenteninstandhaltungsereignisse wird anhand der Anzahl an Instandhaltungsereignissen und einem Erfahrungswert für den Materialaufwand je Ereignis geschätzt. Für Line Maintenance-Arbeiten wird der B-Materialaufwand anhand der Anzahl an Flugstunden und einem Ansatz für den Materialaufwand je Flugstunde ermittelt. C-Teile wie zum Beispiel Reinigungsmittel oder Schmiermittel werden im Gegensatz zu A- und B-Teilen bei der Lagerentnahme nicht einem bestimmten Instandhaltungsereignis zugerechnet, sodass hier keine Erfahrungswerte für den Verbrauch je Instandhaltungsereignis vorliegen. Ihr Aufwand wird daher auch in der Planung ereignisunabhängig anhand der Anzahl an Flugstunden und einem Erfahrungswert für den Aufwand je Flugstunde geplant. Bei Schäden ist der Aufwand an A-, B- und C-Teilen sehr unterschiedlich. AIRTEC verwendet daher einen Schätzwert für den Gesamtmaterialaufwand je Schaden. Verbrauchsteileaufwand Verbrauchsteileaufwand A-Teile Modifikation FZ-A Bausätze Preis je Bausatz Verbrauchsteileaufwand A-Teile Modifikation FZ-A Verbrauchsteileaufwand A-Teile Total Verbrauchsteileaufwand B-Teile Line Maintenance Flugstunden VT-Aufwand B-Teile Line Maintenance je Flugstunde Verbrauchsteileaufwand B-Teile Line Maintenance C-Checks C-Checks Verbrauchsteileaufwand B-Teile je C-Check Verbrauchsteileaufwand B-Teile C-Checks Triebwerke Triebwerkinstandhaltungsereignisse VT-Aufwand B-Teile je TW-Instandhaltungsereignis Verbrauchsteileaufwand B-Teile Triebwerke Komponenten Komponenteninstandhaltungsereignisse Vt-Aufwand B-Teile je KP-Instandhaltungsereignis Verbrauchsteileaufwand B-Teile Komponenten Verbrauchsteileaufwand B-Teile Total Verbrauchsteileaufwand C-Teile Flugstunden Verbrauchsteileaufwand C-Teile je Flugstunde Verbrauchsteileaufwand C-Teile Schäden Schäden Verbrauchsteileaufwand je Schaden Verbrauchsteileaufwand Schäden Verbrauchsteileaufwand Total 1-3 4-6 7-9 10-12 1-12 13 50.000 643.750 643.750 13 50.000 643.750 643.750 13 50.000 643.750 643.750 13 50.000 643.750 643.750 52 50.000 2.575.000 2.575.000 48.000 8 384.000 52.000 8 416.000 54.000 8 432.000 52.000 8 416.000 206.000 8 1.648.000 13 28.000 360.500 13 28.000 360.500 13 28.000 360.500 13 28.000 360.500 52 28.000 1.442.000 24 35.000 840.000 26 35.000 910.000 27 35.000 945.000 26 35.000 910.000 103 35.000 3.605.000 240 800 192.000 1.776.500 260 800 208.000 1.894.500 270 800 216.000 1.953.500 260 800 208.000 1.894.500 1.030 800 824.000 7.519.000 48.000 2 96.000 52.000 2 104.000 54.000 2 108.000 52.000 2 104.000 206.000 2 412.000 2 12.000 24.000 2.540.250 2 12.000 25.800 2.668.050 2 12.000 27.000 2.732.250 2 12.000 25.800 2.668.050 9 12.000 102.600 10.608.600 Abbildung 55: AIRTEC Planung des Materialaufwands AIRTEC sieht derzeit keinen Bedarf, das Verbrauchsteilelager auf- oder abzubauen. Es wird davon ausgegangen, dass die Lieferbereitschaft der Verbrauchsteilelieferanten weiterhin hoch ist. Unter diesen Voraussetzungen plant AIRTEC den Materialeinkauf in glei- 114 Fallstudie cher Höhe und Periode wie den Materialaufwand. Auch die Zahlungen für das erhaltene Material sollen in der gleichen Periode erfolgen. Damit ergibt sich für den Verbrauchsteileeinekauf und die Zahlungen für Verbrauchsteile die in Abbildung 56 gezeigte Planung. Verbrauchsteileeinkauf (gegen Rechnung) Verbrauchsteileeinkauf 1-3 2.540.250 4-6 2.668.050 7-9 2.732.250 10-12 2.668.050 1-12 10.608.600 Zahlungen für Verbrauchsteile Verbrauchsteileeinkauf Lieferantenzahlungen in % des VT-Einkaufs Lieferantenzahlungen für Verbrauchsteile 1-3 2.540.250 100% 2.540.250 4-6 2.668.050 100% 2.668.050 7-9 2.732.250 100% 2.732.250 10-12 2.668.050 100% 2.668.050 1-12 10.608.600 100% 10.608.600 Abbildung 56: AIRTEC Planung des Materialaufwands: Einkauf und Zahlungen Personalaufwand Mit dem Personalaufwand werden der Aufwand für und die Zahlungen an die Mitarbeiter festgelegt. AIRTEC verwendet einen Planungsansatz, bei dem der Personalaufwand anhand der Anzahl an Personalpositionen und einem Durchschnittssatz für den Personalaufwand je Position ermittelt wird. Im vierten Quartal wird ein halber 13. Monatslohn bezahlt, der zu einem erhöhten Personalaufwand führt. Hinzu kommt die Auszahlung des leistungsabhängigen Bonus im zweiten Quartal. Da im vergangenen Jahr ein Verlust erwirtschaftet wurde, sind hier im Planungsjahr keine Zahlungen fällig. Die Zahlungen an das Personal erfolgen in gleicher Höhe und Periode, in der der Personalaufwand anfällt. Damit ergibt sich eine Personalaufwandsplanung gemäss Abbildung 57. Personalaufwand (bar) 1-3 4-6 7-9 10-12 1-12 Eigenpersonal Positionen Eigenpersonal Personalaufwand je Position Eigenpersonal Personalaufwand Eigenpersonal 420 420 420 420 420 18.000 18.000 18.000 21.000 75.000 7.560.000 7.560.000 7.560.000 8.820.000 31.500.000 0 0 0 0 0 20.000 20.000 20.000 20.000 80.000 0 0 0 0 0 7.560.000 7.560.000 7.560.000 8.820.000 31.500.000 Fremdpersonal Positionen Fremdpersonal Personalaufwand je Position Fremdpersonal Personalaufwand Fremdpersonal Personalaufwand Total Zahlungen für Personal Personalaufwand Zahlungen für Personal in % Personalaufwand Zahlungen aus Rückstellung Bonus Vorjahr Zahlungen für Personal 1-3 4-6 7-9 10-12 1-12 7.560.000 7.560.000 7.560.000 8.820.000 31.500.000 100% 100% 100% 100% 100% 0 0 0 0 0 7.560.000 7.560.000 7.560.000 8.820.000 31.500.000 Abbildung 57: AIRTEC Planung des Personalaufwands Fallstudie 115 Dienstleistungsaufwand Der Dienstleistungsaufwand setzt sich bei AIRTEC aus Aufwand für externe Instandhaltung, für die Einmietung von Ersatzteilen sowie für Transportleistungen zusammen. Im Beispiel wird vereinfacht davon ausgegangen, dass diese bezogenen Leistungen bar bezahlt werden. Aufwand und Zahlungen sind dann identisch. Die Planung des Dienstleistungsaufwands ist in Abbildung 58 dargestellt. AIRTEC führt nicht alle Instandhaltungsarbeiten intern durch. Da im Planungszeitraum keine Outsource- oder Insource-Massnahmen umgesetzt werden sollen, geht AIRTEC von einem bezogen auf den Umsatz gleichbleibenden Anteil von 10% an externer Instandhaltung aus. Mit externer Instandhaltung und dem Verbrauchsteileeinkauf sind Transportleistungen verbunden. Die Höhe des Transportaufwands plant AIRTEC daher bezogen auf den Verbrauchsteileeinkauf und die externe Instandhaltung mit einem Ansatz von 10%. Da der Bestand an reparaturfähigen Ersatzteilen so gering wie möglich gehalten werden soll, ist damit zu rechnen, dass Engpässe auftreten. Diese können durch die temporäre Einmietung von Teilen behoben werden. AIRTEC sieht dafür einen fixen Betrag von 500.000 Euro je Quartal vor. Dienstleistungsaufwand (bar) Externe Instandhaltung Umsatz Aufwand externe IH in % des Umsatzes Aufwand externe Instandhaltung Einmietung reparaturfähige Ersatzteile Einmietung reparaturfähige Ersatzteile Transportaufwand Verbrauchsteileeinkauf Aufwand externe Instandhaltung Transportaufwand in % VT-Einkauf und ext. IH Transportaufwand Dienstleistungsaufwand Total (bar) 1-3 4-6 7-9 10-12 1-12 21.012.500 10% 2.101.250 22.362.500 10% 2.236.250 24.122.500 10% 2.412.250 23.402.500 10% 2.340.250 90.840.000 10% 9.084.000 500.000 500.000 500.000 500.000 2.000.000 2.540.250 2.101.250 10% 464.150 3.065.400 2.668.050 2.236.250 10% 490.430 3.226.680 2.732.250 2.412.250 10% 514.450 3.426.700 2.668.050 2.340.250 10% 500.830 3.341.080 10.608.600 9.084.000 10% 1.969.260 11.053.260 Abbildung 58: AIRTEC Planung des Dienstleistungsaufwands Übriger Aufwand Im übrigen Aufwand sind bisher nicht berücksichtigte betriebliche Aufwandpositionen enthalten. Wie beim Dienstleistungsaufwand wird im AIRTEC-Beispiel auch hier von Barzahlungen ausgegangen, sodass sich die Planung auf Höhe und zeitlichen Anfall des Aufwands beschränkt. Unter dem übrigen Aufwand werden bei AIRTEC im wesentlichen Ausgaben für Arbeitskleidung, EDV und Kommunikation zusammengefasst. Diese sind stark abhängig von der Anzahl an Personalpositionen. Entsprechend wird gemäss Abbildung 59 der übrige Aufwand anhand der Anzahl an Personalpositionen und einem Aufwandsatz von 4.500 Euro je Personalposition und Quartal bestimmt. 116 Fallstudie Übriger Aufwand (bar) Positionen Übriger Aufwand je Position Übriger Aufwand (bar) 1-3 420 4.500 1.890.000 4-6 420 4.500 1.890.000 7-9 420 4.500 1.890.000 10-12 420 4.500 1.890.000 1-12 420 18.000 7.560.000 Abbildung 59: AIRTEC Planung des übrigen Aufwands Rückstellungen Die Planung der Rückstellungen bezieht sich auf die Bildung und Auflösung von Rückstellungen sowie Zahlungen aus Rückstellungen. AIRTEC bildet Rückstellungen für den Verbrauchsteileaufwand von C-Checks und den leistungsabhängigen Bonus für die Mitarbeiter. Die Steuerrückstellungen werden bei der Finanz- und Steuerplanung behandelt. Die Rückstellungen für den Verbrauchsteileaufwand von C-Checks basieren auf einem Ansatz je Flugstunde. Dieser wird anhand des Verbrauchsteileaufwands für einen C-Check und dem C-Check-Intervall berechnet. Der Gesamtbetrag der Rückstellungen einer Periode ergibt sich dann aus dem Flugstundenansatz und der Anzahl an Flugstunden der Periode. Diese Methode erlaubt es, die Kosten eines C-Checks über das gesamte C-Check-Intervall zu verteilen. Die Rückstellungen für den erfolgsabhängigen Mitarbeiterbonus plant AIRTEC in Abhängigkeit des Umsatzes. Zahlungen aus den beiden Rückstellungsarten wurden bereits in vorherigen Planungsschritten berücksichtigt. Zahlungen aus Rückstellungen für den Verbrauchsteileaufwand von C-Checks sind in den Zahlungen für Material enthalten. Zahlungen aus den Bonusrückstellungen wurden bei der Planung des Personalaufwands aufgeführt. Damit sieht AIRTEC’s Planung der Rückstellungen wie in Abbildung 60 dargestellt aus. Rückstellungen Verbrauchsteileaufwand C-Checks Flugstunden Rückstellungsansatz VT-Aufwand C-Check/FH Rückstellungen VT-Aufwand C-Checks Bonus Umsatz Rückstellungen Bonus in % des Umsatzes Rückstellungen Bonus 1-3 4-6 7-9 10-12 1-12 48.000 7 336.000 52.000 7 364.000 54.000 7 378.000 52.000 7 364.000 206.000 7 1.442.000 21.012.500 1,0% 210.125 22.362.500 1,0% 223.625 24.122.500 1,0% 241.225 23.402.500 1,0% 234.025 90.840.000 1,0% 908.400 Abbildung 60: AIRTEC Planung der Rückstellungen 4.2.2.5 Investitionsplanung Die Investitionsplanung beinhaltet die Planung von Investitionen, Desinvestitionen und Abschreibungen. Die Ergebnisse dieses Planungsschritts fliessen wiederum in PlanBilanz, Plan-Erfolgsrechnung und Plan-Cash Flow Rechnung ein. AIRTEC’s Investitionsplanung sieht gemäss Abbildung 61 die Anschaffung von reparaturfähigen Ersatzteilen im ersten Quartal vor. Um das in der Strategieplanung gesetzte Fallstudie 117 Ziel eines geringen Ersatzteilvermögens zu erreichen, sollen während des gesamten Planungszeitraums reparaturfähige Ersatzteile veräussert werden. Die zu veräussernden Teile werden in AIRTEC’s Bilanz mit einem Buchwert von Null geführt. Ihre Veräusserung führt damit zu einem ausserordentlichen Erfolg in der Höhe des Verkaufspreises. Die Abschreibungen plant AIRTEC in Form eines Abschreibungssatzes auf den Buchwert des jeweiligen Anlagevermögens zu Beginn der Periode. Reparaturfähige Ersatzteile, deren Reparatur nicht mehr möglich oder unwirtschaftlich ist, stellen physisch Ausschuss dar. Buchhalterisch wird diese Bestandsverringerung durch eine entsprechende Abschreibung abgebildet. Hierfür schätzt AIRTEC einen Abschreibungssatz bezogen auf den Buchwert der reparaturfähigen Ersatzteile zu Beginn der Periode. Investitionen, Desinvestitionen, Abschreibungen Investitionen Anschaffung reparaturfähige Ersatzteile (bar) Desinvestitionen Veräusserung reparaturfähige Ersatzteile (bar) Buchwert veräusserte reparaturfähige Ersatzteile Abschreibungen Abschr. Reservetriebwerke in % des AV Abschr. reparaturfähige Ersatzteile in % des AV Abschr. übriges AV in % des AV Abschr. Ausschuss reparaturfähige Ersatzteile in % des AV 1-3 4-6 7-9 10-12 1-12 2.000.000 0 0 0 2.000.000 1.000.000 0 1.000.000 0 1.000.000 0 1.000.000 0 4.000.000 0 2,0% 2,0% 2,0% 1,0% 2,0% 2,0% 2,0% 1,0% 2,0% 2,0% 2,0% 1,0% 2,0% 2,0% 2,0% 1,0% 8,0% 8,0% 8,0% 4,0% Abbildung 61: AIRTEC Investitionsplanung 4.2.2.6 Finanz- und Steuerplanung Bei der Finanz- und Steuerplanung werden die Aufnahme und Rückzahlung von Fremdkapital und die Fremdkapitalzinsen, Eigenkapitalein- und -auszahlungen, Dividenden sowie Steueraufwand und -zahlungen bestimmt. In diesem Schritt werden die Finanzierung des Geschäfts und die Steuern geplant. AIRTEC’s Finanz- und Steuerplanung ist in Abbildung 62 wiedergegeben. Im zweiten Quartal ist die Aufnahme von Fremdkapital vorgesehen, während im dritten Quartal Fremdkapital zur Rückzahlung fällig wird. Der angegebene Zinssatz für Fremdkapital entspricht einem Durchschnittswert der effektiven Zinssätze gemäss Fremdkapitalkonditionen. Es sind weder Eigenkapitalein- noch -auszahlungen vorgesehen und auch eine Dividendenzahlung wird wegen des Vorjahresverlusts nicht geplant. Aufgrund dieses Verlusts sind im Planungsjahr ebenfalls keine Steuerzahlungen fällig. Der Steueraufwand für das Planungsjahr wird mit dem entsprechenden Steuersatz berücksichtigt und rückgestellt. 118 Fallstudie Finanzen, Steuern Aufnahme langfristiges Fremdkapital Rückzahlung langfristiges Fremdkapital Zinsaufwand langfristiges Fremdkapital in % des FK’s Einzahlungen Eigenkapital (bar) Auszahlungen Eigenkapital (bar) Dividenden Rückstellung Steueraufwand in % des Erfolgs Steuerzahlung 1-3 0 0 2,0% 0 0 0 6,25% 0 4-6 2.000.000 0 2,0% 0 0 0 6,25% 0 7-9 0 1.000.000 2,0% 0 0 0 6,25% 0 10-12 0 0 2,0% 0 0 0 6,25% 0 1-12 2.000.000 1.000.000 8,0% 0 0 0 25% 0 Abbildung 62: AIRTEC Finanz- und Steuerplanung 4.2.3 Planberichte Ausgehend von den Budgetinformationen werden AIRTEC’s Plan-Erfolgsrechnung, Plan-Cash Flow Rechnung und Plan-Bilanz sowie Plan-Betriebsabrechnungsbogen erstellt. Dazu werden die budgetierten Daten entsprechend Abbildung 63 als Buchungstatsachen verbucht. Umsatz Umsatzminderung Verbrauchsteileaufwand Personalaufwand (bar) Dienstleistungsaufwand (bar) Übriger Aufwand (bar) Rückstellungen Verbrauchsteileaufwand C-Checks Rückstellungen Bonus Kundenzahlungen Zahlungen Umsatzminderung an Kunden Verbrauchsteileeinkauf (gegen Rechnung) Zahlungen für Verbrauchsteile Zahlung aus Rückstellungen VT-Aufwand C-Checks Zahlung aus Rückstellungen Bonus Anschaffung reparaturfähige Ersatzteile (bar) Veräusserung reparaturfähige Ersatzteile (bar) Buchwert verkaufte reparaturfähige Ersatzteile Abschreibungen Reservetriebwerke Abschreibungen reparaturfähige Ersatzteile Abschreibungen übriges AV Abschreibung Ausschuss reparaturfähige Ersatzteile Aufnahme langfristiges Fremdkapital Rückzahlung langfristiges Fremdkapital Zinsaufwand langfristiges Fremdkapital (bar) Einzahlungen Eigenkapital (bar) Auszahlungen Eigenkapitel (bar) Dividenden (bar) Rückstellung Steueraufwand Steuerzahlung Erfolg Debitoren / Umsatz Umsatzminderung / Debitoren Verbrauchsteileaufwand / Verbrauchsteilelager Personalaufwand / Flüssige Mittel Dienstleistungsaufwand / Flüssige Mittel Übriger Aufwand / Flüssige Mittel Verbrauchsteileaufwand / Rückstellungen VT-Aufwand C-Checks Personalaufwand / Rückstellungen Bonus Flüssige Mittel / Debitoren Debitoren / Flüssige Mittel Verbrauchsteilelager / Kreditoren Kreditoren / Flüssige Mittel Rückstellungen Verbrauchsteileaufwand C-Checks / Flüssige Mittel Rückstellungen Bonus / Flüssige Mittel Reparaturfähige Ersatzteile / Flüssige Mittel Flüssige Mittel / Reparaturfähige Ersatzteile Buchwert < Verkaufswert: Überschuss: RT / a.o. Erfolg, Buchwert > Verkaufswert: Unterdeckung: a.o. Erfolg / RT Abschreibungen / Reservetriebwerke Abschreibungen / Reparaturfähige Ersatzteile Abschreibungen / Übriges AV Abschreibungen / Reparaturfähige Ersatzteile Flüssige Mittel / Fremdkapital Fremdkapital / Flüssige Mittel Zinsaufwand Fremdkapital / Flüssige Mittel Flüssige Mittel / Eigenkapital Eigenkapital / Flüssige Mittel Eigenkapital / Flüssige Mittel Steueraufwand / Rückstellungen Steueraufwand Rückstellung Steueraufwand / Flüssige Mittel Erfolg / Eigenkapital Abbildung 63: AIRTEC Buchungssätze Plan-Erfolgsrechnung AIRTEC’s Plan-Erfolgsrechnung gibt Auskunft über Höhe und Zustandekommen von Quartals- und Jahresergebnis. Fallstudie 119 Plan-Erfolgsrechnung Umsatz Umsatzminderung 1-3 4-6 7-9 10-12 1-12 21.012.500 22.362.500 24.122.500 23.402.500 90.900.000 -210.125 -223.625 -241.225 -234.025 -909.000 Material- und Dienstleistungsaufwand -5.941.650 -6.258.730 -6.536.950 -6.373.130 -25.110.460 Personalaufwand -7.770.125 -7.783.625 -7.801.225 -9.054.025 -32.409.000 Übriger Aufwand -1.890.000 -1.890.000 -1.890.000 -1.890.000 -7.560.000 5.200.600 6.206.520 7.653.100 5.851.320 24.911.540 -3.540.000 -3.517.200 -3.434.696 -3.354.085 -13.845.981 1.660.600 2.689.320 4.218.404 2.497.235 11.065.559 -1.300.000 -1.300.000 -1.340.000 -1.320.000 -5.260.000 a.o. Erfolg 1.000.000 1.000.000 1.000.000 1.000.000 4.000.000 Erfolg vor Steuern (EBT) 1.360.600 2.389.320 3.878.404 2.177.235 9.805.559 -85.038 -149.333 -242.400 -544.309 -1.021.079 1.275.563 2.239.988 3.636.004 1.632.926 8.784.480 EBITDA Abschreibungen Erfolg vor Zinsen und Steuern (EBIT) Zinsaufwand Steueraufwand Erfolg nach Steuern (EAT) Abbildung 64: AIRTEC Plan-Erfolgsrechnung Die Plan-Erfolgsrechnung in Abbildung 64 zeigt den mit der Produktion von AIRLINE schwankenden Umsatz mit einem Hoch im dritten Quartal und einem Tief im ersten Quartal. Dieselbe Saisonalität weist der Material- und Dienstleistungsaufwand auf. Der Personalaufwand ist im Gegensatz dazu nahezu konstant, abgesehen vom vierten Quartal mit der Auszahlung des halben 13. Monatslohns. Geringe Schwankungen ergeben sich durch die umsatzabhängigen Rückstellungen für den Mitarbeiterbonus. In allen vier Quartalen ergibt sich durch die Veräusserung von reparaturfähigen Ersatzteilen ein ausserordentlicher Erfolg. AIRTEC’s Planung führt in allen vier Quartalen zu einem positiven Ergebnis, der Jahresüberschuss liegt bei rund 8,8 Millionen Euro. Plan-Cash Flow Rechnung Aussagen zu AIRTEC’s zukünftiger Liquiditätssituation sind anhand der Plan-Cash Flow Rechnung aus Abbildung 64 möglich. Aufgrund hoher Cash-Zuflüsse aus operativer Tätigkeit, denen netto keine Cash-Abflüsse gegenüberstehen, nimmt der Bestand der flüssigen Mittel laufend zu. 120 Fallstudie Plan-Cash Flow Rechnung Anfangsbestand Flüssige Mittel Zahlungen von Kunden Zahlungen an Kunden Zahlungen für Material Zahlungen für Dienstleistungen Zahlungen für Personal Zahlungen für übrigen Aufwand Zahlungen aus Rückstellungen Zahlungen Fremdkapitalzins Operativer Cash Flow Anschaffung reparaturfähige Ersatzteile Veräusserung reparaturfähige Ersatzteile Investiver Cash Flow Aufnahme langfristiges Fremdkapital Rückzahlung langfristiges Fremdkapital Einzahlungen Eigenkapital Auszahlungen Eigenkapitel Finanzieller Cash Flow Cash Flow total Endbestand Flüssige Mittel 1-3 10.000.000 21.012.500 -210.125 -2.540.250 -3.065.400 -7.560.000 -1.890.000 -360.500 -1.300.000 4.086.225 -2.000.000 1.000.000 -1.000.000 0 0 0 0 0 3.086.225 13.086.225 4-6 13.086.225 22.362.500 -223.625 -2.668.050 -3.226.680 -7.560.000 -1.890.000 -360.500 -1.300.000 5.133.645 0 1.000.000 1.000.000 2.000.000 0 0 0 2.000.000 8.133.645 21.219.870 7-9 21.219.870 24.122.500 -241.225 -2.732.250 -3.426.700 -7.560.000 -1.890.000 -360.500 -1.340.000 6.571.825 0 1.000.000 1.000.000 0 -1.000.000 0 0 -1.000.000 6.571.825 27.791.695 10-12 27.791.695 23.402.500 -234.025 -2.668.050 -3.341.080 -8.820.000 -1.890.000 -360.500 -1.320.000 4.768.845 0 1.000.000 1.000.000 0 0 0 0 0 5.768.845 33.560.540 1-12 10.000.000 90.900.000 -909.000 -10.608.600 -13.059.860 -31.500.000 -7.560.000 -1.442.000 -5.260.000 20.560.540 -2.000.000 4.000.000 2.000.000 2.000.000 -1.000.000 0 0 1.000.000 23.560.540 33.560.540 Abbildung 65: AIRTEC Plan-Cash Flow Rechnung Plan-Bilanz AIRTEC’s finanzielle Situation für die Planungsperiode ist aus den Plan-Bilanzen per Quartals- und Jahresende in Abbildung 66 ersichtlich. Plan-Bilanz Flüssige Mittel Debitoren Verbrauchsteile Umlaufvermögen Reservetriebwerke Reparaturfähige Ersatzteile Übriges Anlagevermögen Anlagevermögen Aktiven Kreditoren Langfristiges Fremdkapital Rückstellungen Eigenkapital Passiven 0 10.000.000 10.000.000 12.000.000 32.000.000 12.000.000 60.000.000 75.000.000 147.000.000 179.000.000 1.000.000 65.000.000 33.000.000 80.000.000 179.000.000 3 13.086.225 10.000.000 12.000.000 35.086.225 11.160.000 60.800.000 73.500.000 145.460.000 180.546.225 1.000.000 65.000.000 33.270.663 81.275.563 180.546.225 6 21.219.870 10.000.000 12.000.000 43.219.870 10.328.800 59.584.000 72.030.000 141.942.800 185.162.670 1.000.000 67.000.000 33.647.120 83.515.550 185.162.670 9 27.791.695 10.000.000 12.000.000 49.791.695 9.526.384 58.392.320 70.589.400 138.508.104 188.299.799 1.000.000 66.000.000 34.148.245 87.151.554 188.299.799 12 33.560.540 10.000.000 12.000.000 55.560.540 8.751.933 57.224.474 69.177.612 135.154.019 190.714.559 1.000.000 66.000.000 34.930.079 88.784.480 190.714.559 Abbildung 66: AIRTEC Plan-Bilanz Bereits aus der Plan-Cash Flow Rechnung ist der starke Anstieg der flüssigen Mittel ersichtlich. Im Gegensatz dazu bleiben der Debitoren- und der Verbrauchsteilebestand konstant. Ursache hierfür ist die bei der Budgetierung getroffene Annahme, dass die fakturierten Umsätze sofort und in voller Höhe von AIRLINE bezahlt werden. Sofortige Zahlungen in voller Höhe wurden ebenfalls für die Umsatzminderungen vorgesehen. Da der Materialeinkauf in Höhe des Materialaufwands geplant wurde, bleibt der Verbrauchsteilebestand konstant. Auch hier wurden sofortige Zahlungen in voller Höhe des Rechnungsbetrags angenommen, sodass der Kreditorenbestand ebenfalls gleich bleibt. Das Fallstudie 121 Anlagevermögen reduziert sich infolge von Abschreibungen. Die Erhöhung des Bestands an reparaturfähigen Ersatzteilen im ersten Quartal liegt in der Anschaffung von Teilen begründet. Die Rückstellungen nehmen zu, da aufgrund des erwarteten positiven Ergebnisses mit Aufwand für Steuern und Mitarbeiterbonus zu rechnen ist. Plan-Betriebsabrechnungsbogen Der Plan-Betriebsabrechungsbogen zeigt die erwarteten Instandhaltungskosten je Flugstunde nach Instandhaltungsaktivität und unterschieden nach Kosten für Arbeit, Material und externe Instandhaltung. Um die Kostenrechnung aus den Budgetdaten erstellen zu können, sind die in Abbildung 67 enthaltenen zusätzlichen Annahmen nötig. Annahmen Nettoarbeitsstunden je Position Anteil Tageskontrollen am VT-Aufwand für ord. IH LM Anteil Wochenkontrollen am VT-Aufwand für ord. IH LM Anteil A-Checks am VT-Aufwand für ord. IH LM VT-Aufwand Störungsbehebung / VT-Aufwand ord. IH Anteil Triebwerke an Instandhaltung extern Anteil Reinigung am Verbrauchsteileaufwand C-Teile Kalkulatorischer Zinssatz 1-3 450 20% 20% 60% 4,0 20% 20% 2% 4-6 450 20% 20% 60% 4,0 20% 20% 2% 7-9 450 20% 20% 60% 4,0 20% 20% 2% 10-12 450 20% 20% 60% 4,0 20% 20% 2% 1-12 1.800 20% 20% 60% 4,0 20% 20% 8% Abbildung 67: AIRTEC Annahmen Plan-Betriebsabrechnungsbogen Die Annahmen ermöglichen die Verteilung der budgetierten Kosten entsprechend AIRTEC’s Betriebsabrechnungsbogen. Für den gesamten Planungszeitraum ergibt sich die in Abbildung 68 gezeigte Rechnung für die Instandhaltungskosten je Flugstunde. 122 Fallstudie Plan-Betriebsabrechnungsbogen Periode 1-12 in [EUR/FH] Direkte Instandhaltungskosten Flugzeug Line Maintenance Tageskontrolle Wochenkontrolle Störungsbehebung Total Line Maintenance A-Check Check Störungsbehebung Total A-Check C-Check Check Störungsbehebung Total C-Check Modifikationen Modifikationen Total Flugzeug Triebwerke Total Triebwerke Komponenten Total Komponenten Übriges Flugzeug- und Kabinenreiningung Schäden Total Übriges Total Instandhaltung und Übriges Nicht auf Aufträgen erfassbare Arbeit Nicht auf Aufträgen erfassbares Material Total Arbeit intern Total Material intern Total intern Total extern Total direkte Instandhaltungskosten Indirekte Instandhaltungskosten Ersatzteile Abschreibungen Reservetriebwerke Abschreibungen reparaturfähige Ersatzteile Einmietungen Transport Kalkulatorische Zinsen Ersatzteile Total Ersatzteile Übriges Anlagevermögen Abschreibungen übriges Anlagevermögen Kalkulatorische Zinsen übriges Anlagevermögen Total übriges Anlagevermögen Unterstützungsfunktionen (Personalkosten) Planung Materialwesen Engineering Leitung und Assistenz Total Unterstützungsfunktionen Übriger Aufwand Direkter Bereich Unterstützungsfunktionen Total Übriger Aufwand Total Indirekte Instandhaltungskosten Total Instandhaltungskosten Intern Arbeit Extern Material Total Total intern 2,91 2,50 10,42 15,83 0,32 0,32 2,56 3,20 3,23 2,82 12,98 19,03 0,00 0,00 0,00 0,00 3,23 2,82 12,98 19,03 3,33 10,00 13,33 0,96 3,84 4,80 4,29 13,84 18,13 0,00 0,00 0,00 4,29 13,84 18,13 5,21 7,81 13,02 1,40 5,60 7,00 6,61 13,41 20,02 0,00 0,00 0,00 6,61 13,41 20,02 0,52 42,70 12,50 27,50 13,02 70,20 0,00 0,00 13,02 70,20 8,33 17,50 25,83 8,82 34,65 4,17 4,00 8,17 35,28 43,44 5,19 0,17 5,36 60,56 51,31 0,40 0,50 0,90 49,90 5,59 0,67 6,26 110,46 0,00 0,00 0,00 44,10 5,59 0,67 6,26 154,56 1,60 111,87 51,50 163,37 Abbildung 68: AIRTEC Plan-Betriebsabrechnungsbogen 44,10 207,46 4,18 23,18 9,71 9,56 26,79 73,42 28,26 28,00 56,26 15,14 12,11 6,06 8,01 41,32 26,85 9,90 36,75 207,75 415,21 Fallstudie 123 Die Kostenrechnung zeigt, dass bei AIRTEC die Instandhaltungskosten je Flugstunde bei rund 415 Euro liegen, wobei direkte und indirekte Instandhaltungskosten nahezu gleich hoch sind. An den direkten Instandhaltungskosten ohne “Übriges“ hat die Flugzeuginstandhaltung ohne Modifikation einen Anteil von 42%, derjenige der Triebwerke liegt bei 26%, die übrigen Komponenten machen entsprechend einen Anteil von 32% aus. Bei der Flugzeuginstandhaltung liegt die Materialquote bei 39%, bei den Triebwerken ist sie mit 68% wesentlich höher. Aus der Abrechnung ersichtlich ist der hohe Anteil von 42% für nicht auf Aufträgen erfassbaren Arbeitsstunden. Hier schlagen sich die unter eins liegende Arbeitseffizienz und -auslastung nieder. 4.2.4 Zusammenfassung der Planung AIRTEC’s oberstes finanzielles Ziel ist die Wertschaffung für Aktionäre. Im Kundenmarkt wird die Strategie der Produktführerschaft verfolgt. Für diese strategische Ausrichtung verwendet AIRTEC als oberstes Finanzziel den Economic Value Added, auf Kundenebene werden kurze C-Check-Bodenzeiten und hohe Termineinhaltung angestrebt. Mit Hilfe der Strategiekarte und der Kenntnis über die Zusammenhänge der Wertfaktoren werden weitere Zielgrössen für die Finanz-, Kunden-, Prozess- und Ressourcenebene formuliert. Die Budgetierung beginnt bei AIRTEC mit der Mengenplanung, wobei das Absatzvolumen im Beispiel durch das Produktionsvolumen von AIRLINE festgelegt ist. Anzahl und Umfang der erwarteten Instandhaltungsereignisse bestimmen massgeblich AIRTEC’s in der Personalplanung ermittelte Mitarbeiteranzahl von 420 Mitarbeitern. In separaten Teilbudgets plant AIRTEC Aufwand, Investitionen, Finanzierung und Steuern. Die Plan-Erfolgsrechnung zeigt ein Ergebnis von rund 8,8 Millionen Euro. Der hohe operative Cash-Zufluss ohne Cash-Abfluss führt zu einer Erhöhung der flüssigen Mittel. Das Bilanzvolumen wächst erfolgsbedingt. Gemäss AIRTEC’s Kostenrechnung liegen die Instandhaltungskosten je Flugstunde bei rund 415 Euro. 4.3 Umsetzung und Überwachung Bei der Erstellung der geplanten Leistung erfasst AIRTEC die damit verbundenen Finanz- und Betriebsdaten. Zur Überwachung, das heisst für das Verfolgen und Analysieren des finanziellen und nicht-finanziellen Ergebnisses der Leistungserstellung, setzt AIRTEC verschiedene Berichte für unterschiedliche Fragestellungen ein. 124 4.3.1 Fallstudie Umsetzung Für den in der Planung betrachteten Zeitraum stimmte AIRLINE’s effektive Produktion mit den Planwerten überein. Bei AIRTEC’s Leistungserstellung kam es hingegen zu Abweichungen. Im Vorjahr drückten Umsatzminderungen das Ergebnis. Um das Ergebnis nicht zusätzlich zu belasten, wurden in jenem Zeitraum Schulungsmassnahmen für das Produktionspersonal zurückgestellt. Dies machte sich im laufenden Jahr in einer tiefer als geplanten Mitarbeiterverfügbarkeit bemerkbar. AIRTEC konnte die mit AIRLINE vereinbarten Zielwerte für die Abflugzuverlässigkeit sowie die Bodenzeit und Termineinhaltung bei CChecks nicht einhalten. Auch das durchschnittliche Intervall zwischen zwei instandhaltungsbedingten Ausbauten lag bei Triebwerken und Komponenten unter dem in der Planung geschätzten Wert. Es fielen mehr, dafür jedoch weniger umfangreiche Triebwerkund Komponenteninstandhaltungsereignisse an. Der Preis je Triebwerkinstandhaltungsereignis war tiefer als geplant, was ebenfalls für den Materialaufwand zutrifft. AIRLINE reagierte auf die Unregelmässigkeiten in AIRTEC’s Leistungserstellung mit verzögerten Zahlungen. Um der zunehmenden Anzahl an offenen Beanstandungen entgegenzuwirken und die Bodenzeiten zu verkürzen, stellte AIRTEC im zweiten und dritten Quartal Fremdpersonal im Produktionsbereich ein. Gleichzeitig wurden eigene Mitarbeiter geschult, um die benötigten Qualifikationen zu erlangen. Beide Massnahmen erhöhten der Personalaufwand unmittelbar. Sie zeigten jedoch Wirkung, indem im vierten Quartal die Zielwerte für Abflugzuverlässigkeit sowie Bodenzeit und Termineinhaltung erreicht werden konnten. AIRLINE bezahlte alle noch offenen Rechnungen im vierten Quartal. Die Veräusserung von reparaturfähigen Ersatzteilen konnte nicht wie geplant realisiert werden. Ein Verkauf von Teilen zum Preis von 500.000 Euro erfolgte jeweils im ersten und zweiten Quartal und lag damit unter dem angestrebten Umfang von 1.000.000 je Quartal. Hingegen wurden die Line Maintenance-Aktivitäten für AIRLINE bereits im ersten Quartal und damit früher als beabsichtigt ausgeweitet. 4.3.2 Ergebnisanalyse mit Berichten Zur Verfolgung der Ergebnisse der Leistungserstellung und zur Analyse der Abweichungen zwischen Plan- und Istwerten setzt AIRTEC Cockpit-Darstellungen und weiterführende Berichte ein. Die Ergebnisanalyse erfolgt im AIRTEC-Beispiel anhand von − Strategiekarte − Finanzcockpit Teil 1: Finanzberichte − Finanzcockpit Teil 2: Finanzkennzahlen Fallstudie 125 − ROA-Analyse − Leistungscockpit − Betriebsabrechnungsbogen 4.3.2.1 Strategiekarte AIRTEC’s Strategiekarte in Abbildung 69 zeigt, dass für das oberste finanzielle Ziel, den Economic Value Added, der Zielwert nicht erreicht werden konnte. Auch für dessen Vorlaufgrössen Umsatzminderung, Instandhaltungskosten je Flugstunde und Ersatzteilvermögen je Flugzeug konnten die geplanten Werte nicht erzielt werden. Die Umsatzminderungen lagen über Plan. Bei allen vier Messgrössen der Kundenebene wurden die vereinbarten Zielwerte ebenfalls verfehlt. AIRTEC’s strategische Messgrössen der Kundenebene, die C-Check-Bodenzeit und -Termineinhaltung, liegen im gelben Bereich. Die als Diagnosegrössen geführte Zwischenfallsrate und die Abflugzuverlässigkeit weisen sogar Werte im roten Bereich auf. Ein Einflussfaktor auf die zu hohen Instandhaltungskosten je Flugstunde ist die unter Ziel liegende Mitarbeiterproduktivität, gemessen anhand der angebotenen Sitzkilometer je Mitarbeiter. Reparaturfähige Ersatzteile konnten nicht im geplanten Ausmass veräussert werden. Demgegenüber konnte das gesetzte Umsatzziel erreicht werden. Ein dazu beitragender Faktor ist die erreichte Erhöhung der Anzahl an Destinationen, an denen Line Maintenance für AIRLINE durchgeführt wird. Abbildung 69: AIRTEC Strategiekarte Ist 126 4.3.2.2 Fallstudie Finanzcockpit AIRTEC’s Finanzcockpit für einen schnellen Überblick über die finanzielle Situation ist in zwei Teile gegliedert. Der erste zeigt Bilanz, Erfolgsrechnung und Cash Flow Rechnung in Plan und Ist. Der zweite Cockpitteil beinhaltet Kennzahlen zu Liquidität, Rentabilität und Stabilität. Abbildung 70: AIRTEC Finanzcockpit Teil 1: Finanzberichte Fallstudie 127 Ein Blick auf Abbildung 70 zeigt, dass AIRTEC’s Bilanzsumme weniger stark als geplant zunahm. Die flüssigen Mittel und das Eigenkapital stiegen nicht im erwarteten Umfang. Per Ende des zweiten und dritten Quartals lagen die Debitoren höher als vorgesehen. Die Gegenüberstellung von Plan- und Ist-Erfolgsrechnung lässt erkennen, dass die Gewinne in den Quartalen eins, drei und vier unter Plan lagen. Im zweiten Quartal wurde ein geringer Verlust erwirtschaftet. Der Nettoumsatz erreichte im dritten Quartal nicht den budgetierten Wert. Ausserordentliche Erfolge konnten nur in den beiden ersten Quartalen verbucht werden, nicht wie geplant in allen vier Perioden. Der Personalaufwand überstieg die geplanten Werte, während der Material- und Dienstleistungsaufwand in Höhe des Budgets lag. Die Cash Flow Rechnung zeigt einen in allen vier Quartalen positiven operativen Cash Flow, der jedoch unter den Planwerten lag. Auch der investive Cash Flow zeigt negative Abweichungen gegenüber Plan, während der finanzielle Cash Flow dem budgetierten Wert entspricht. Abbildung 71 gibt den zweiten Teil des Finanzcockpits wieder. Die Liquiditätskennzahlen weichen mit Ausnahme der im Zielbereich liegenden Kreditorenfrist alle negativ von den Planwerten ab. Liquidität I und II liegen in Höhe und Entwicklung unter Plan, Liquidität II erreicht nur per Jahresende den “Faustregelwert“ von 100%. Die Debitorenfrist liegt über Plan und nimmt in den ersten drei Quartalen zu, erst per Ende des vierten Quartals ist ein Rückgang zu vermerken. Die Renditen liegen mit einer Ausnahme, dem CFROS im vierten Quartal, immer unter Plan. Stark abweichend von den Planwerten ist EVA. In keinem Quartal kann ein betrieblicher Übergewinn erzielt werden. Der Economic Value Added für das betrachtete Jahr liegt bei rund -8,8 Millionen Euro. Verschuldungsgrad und Zinsaufwand zeigen keine grossen Abweichungen von den Planwerten. Die Verschuldung liegt nur leicht über den erwarteten Werten, der Zinsaufwand ist wie geplant. 128 Fallstudie Abbildung 71: AIRTEC Finanzcockpit Teil 2: Finanzkennzahlen Fallstudie 4.3.2.3 129 ROA-Analyse Die Darstellung der Gesamtkapitalrendite als Kennzahlensystem in Abbildung 72 gibt Aufschluss darüber, welche Elemente bei AIRTEC zu der geringer als erwarteten Rendite führten. Abbildung 72: AIRTEC Gesamtkapitalrendite Zunächst ist erkennbar, dass die Umsatzrendite mit 6,5% weit unter den geplanten 12,3% lag, während der Kapitalumschlag keine grossen Abweichungen zeigt. Aufgrund des geringeren Vermögens liegt er leicht über Plan. Hauptursache für die tiefe Umsatzrendite ist der weit unter Plan liegende EBIT, wobei zusätzlich der Nettoumsatz negativ vom Zielwert abweicht. Tieferer Nettoumsatz und höherer Aufwand führten zusammen zu einem rund 5,3 Millionen Euro tiefer als budgetierten EBITDA. Beim Umsatz konnte der höher als erwartete Bruttoumsatz die ebenfalls höher ausgefallenen Umsatzminderungen nicht kompensieren, woraus ein geringerer Nettoumsatz resultierte. Beim Aufwand sind die grössten negativen Abweichungen beim Personalaufwand festzustellen. 130 4.3.2.4 Fallstudie Betriebsabrechnungsbogen Die Kostenrechnung und die Darstellung der Kosten im Betriebsabrechnungsbogen gemäss Abbildung 73 ermöglichen detaillierte Aussagen über Höhe und Struktur von AIRTEC’s Instandhaltungskosten je Flugstunde. Betriebsabrechnungsbogen Periode 1-12, in EUR/FH Direkte Instandhaltungskosten Flugzeug Line Maintenance Tageskontrolle Wochenkontrolle Störungsbehebung Total Line Maintenance A-Check Check Störungsbehebung Total A-Check C-Check Check Störungsbehebung Total C-Check Modifikationen Modifikationen Total Flugzeug Triebwerke Total Triebwerke Komponenten Total Komponenten Übriges Flugzeug- und Kabinenreiningung Schäden Total Übriges Total Instandhaltung und Übriges Nicht auf Aufträgen erfassbare Arbeit Nicht auf Aufträgen erfassbares Material Total Arbeit intern Total Material intern Total intern Total extern Total direkte Instandhaltungskosten Indirekte Instandhaltungskosten Ersatzteile Abschreibungen Reservetriebwerke Abschreibungen reparaturfähige Ersatzteile Einmietungen Transport Kalkulatorische Zinsen Ersatzteile Total Ersatzteile Übriges Anlagevermögen Abschreibungen übriges Anlagevermögen Kalkulatorische Zinsen übriges Anlagevermögen Total übriges Anlagevermögen Unterstützungsfunktionen (Personalkosten) Planung Materialwesen Engineering Leitung und Assistenz Total Unterstützungsfunktionen Übriger Aufwand Direkter Bereich Unterstützungsfunktionen Total Übriger Aufwand Total Indirekte Instandhaltungskosten Total Instandhaltungskosten Intern Arbeit Plan Extern Ist Material Abw. Plan Ist Abw. Plan Total Ist Abw. Plan Ist Abw. 2,91 2,50 10,42 15,83 3,10 2,66 11,10 16,86 0,19 0,16 0,68 1,04 0,32 0,32 2,56 3,20 0,32 0,32 2,56 3,20 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 3,23 2,82 12,98 19,03 3,42 2,98 13,66 20,06 0,19 0,16 0,68 1,04 3,33 10,00 13,33 3,55 10,65 14,21 0,22 0,65 0,87 0,96 3,84 4,80 0,96 3,84 4,80 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 4,29 13,84 18,13 4,51 14,49 19,01 0,22 0,65 0,87 5,21 7,81 13,02 5,55 8,32 13,87 0,34 0,51 0,85 1,40 5,60 7,00 1,40 5,60 7,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 6,61 13,41 20,02 6,95 13,92 20,87 0,34 0,51 0,85 0,52 42,70 0,55 45,50 0,03 2,79 12,50 27,50 12,50 27,50 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 13,02 70,20 13,05 73,00 0,03 2,79 8,33 10,52 2,19 17,50 20,00 2,50 8,82 8,92 0,10 34,65 39,45 4,79 4,17 5,32 1,16 4,00 4,37 0,37 35,28 35,69 0,41 43,44 45,39 1,94 5,19 0,17 5,36 60,56 51,31 5,53 0,26 5,79 67,13 67,08 0,34 0,09 0,43 6,57 15,78 0,40 0,50 0,90 49,90 0,40 0,70 1,10 52,97 0,00 0,20 0,20 3,07 0,00 0,00 0,00 44,10 0,00 0,00 0,00 44,62 0,00 5,59 5,93 0,00 0,67 0,96 0,00 6,26 6,89 0,52 154,56 164,71 0,34 0,29 0,63 10,16 1,60 1,60 0,00 111,87 134,21 22,34 51,50 54,57 3,07 44,10 44,62 0,52 207,46 233,40 25,93 4,18 23,18 9,71 9,56 26,79 73,42 4,18 23,18 9,71 9,92 26,79 73,78 0,00 0,00 0,00 0,36 0,00 0,36 28,26 28,00 56,26 28,26 28,00 56,26 0,00 0,00 0,00 15,14 12,11 6,06 8,01 41,32 14,56 11,65 5,83 8,01 40,05 -0,58 -0,46 -0,23 0,00 -1,27 26,85 27,09 9,90 9,61 36,75 36,70 207,75 206,78 415,21 440,18 0,24 -0,29 -0,05 -0,96 24,97 Abbildung 73: AIRTEC Betriebsabrechnungsbogen Die direkten und die gesamten Instandhaltungskosten liegen über das ganze Jahr betrachtet über Plan, während die indirekten Instandhaltungskosten unter dem Budgetwert liegen. Bezogen auf die Flugstunde ergibt sich bei den gesamten Instandhaltungskosten eine Abweichung von rund 25 Euro oder 6%. Da die Anzahl an Flugstunden im Ist dem ge- Fallstudie 131 planten Wert von 206.000 entspricht, sind die Abweichungen allein in den Kosten begründet. Deutlich wird auch in dieser Darstellung, dass die Personalkosten des Produktionsbereichs durchweg deutlich über Plan liegen. Gering über Plan liegen Materialkosten, Kosten für externe Instandhaltung und Transportkosten. Die Personalkosten der Unterstützungsfunktionen liegen leicht unter den geplanten Werten. Das Verhältnis von direkten zu indirekten Instandhaltungskosten verschob sich im Ist. Der Anteil der direkten Kosten stieg infolge höherer direkter Kosten bei nahezu gleichen indirekten Kosten. Das Arbeitsaufwandsverhältnis zwischen Störungsbehebung und ordentlichen Instandhaltungsarbeiten ist in Plan und Ist gleich hoch. Die Kostenanteile von Flugzeug-, Triebwerk- und Komponenteninstandhaltung verschoben sich gegenüber Plan nur geringfügig, wobei der Anteil der Triebwerkinstandhaltung um 1% auf 27% stieg. Die Materialquoten verkleinerten sich bei der Flugzeugintstandhaltung von erwarteten 39% auf effektive 38%, bei den Triebwerken von 68% auf 66%. Der Anteil an nicht auf Aufträgen erfassbaren Arbeitsstunden stieg stark und ist im Ist nahezu gleich hoch wie derjenige der erfassbaren Arbeitsstunden. 4.3.2.5 Leistungscockpit Ein Überblick über Höhe und Entwicklung von AIRTEC’s wichtigsten Leistungskennzahlen ergänzt die finanzbezogene Ergebnisanalyse um nicht-finanzielle Aspekte. AIRTEC’s Leistungscockpit gemäss Abbildung 74 zeigt links nicht-finanzielle Ergebnisgrössen, rechts effizienzbezogene Kennzahlen und unten prozess- und ressourcenbezogene Vorlaufgrössen. Die wichtigen nicht-finanziellen Ergebnisgrössen der Kundenebene, die Zwischenfallsrate, die Abflugzuverlässigkeit sowie C-Check-Bodenzeit und -Termineinhaltung, weichen negativ von den Planwerten ab. Die Abweichung der Zwischenfallsrate ist gering, die grossen Abweichungen bei Abflugzuverlässigkeit, Bodenzeit und Termineinhaltung konnten gegen Jahresende verringert werden. Bei den die Produktivität wiedergebenden Grössen auf der rechten Seite konnten die Zielwerte ebenfalls nicht beziehungsweise erst im vierten Quartal erreicht werden. Die direkten Instandhaltungskosten je Flugstunde und die Mitarbeiterproduktivität erreichten im vierten Quartal den erwarteten Wert, während das Ersatzteilvermögen je Flugzeug auch dann noch deutlich über Plan lag. 132 Fallstudie Abbildung 74: AIRTEC Leistungscockpit Fallstudie 133 Die in AIRTEC’s Strategiekarte der Prozessebene zugeordneten Grössen zeigen Werte in Planhöhe beziehungsweise eine positive Entwicklung. Das Arbeitsaufwandsverhältnis von Störungsbehebung zu ordentlichen Instandhaltungsarbeiten entspricht den gesetzten Zielwerten. Der Anteil an unbegründeten Wartungsereignissen lag zu Jahresbeginn deutlich über den angestrebten 5%, konnte dann aber laufend bis auf Zielniveau verringert werden. Die Anzahl an eigenen Mitarbeitern ist sowohl im direkten als auch im indirekten Bereich entsprechend Plan. Entgegen AIRTEC’s Planung wurde jedoch in den ersten drei Quartalen Fremdpersonal eingemietet. 4.3.3 Interpretation der Ergebnisanalyse Die Darstellung und Analyse von AIRTEC’s erzielter Leistung im Rahmen der Überwachung macht deutlich, wie sich die ergriffenen Massnahmen auf nicht-finanzielle und finanzielle Ergebnis- und Vorlaufgrössen auswirkten. Um Defizite bei der Mitarbeiterverfügbarkeit im Produktionsbereich kurzfristig auszugleichen, stellte AIRTEC vorübergehend Fremdpersonal ein. Zur längerfristigen Verbesserung der Mitarbeiterverfügbarkeit wurden die eigenen Mitarbeiter geschult, um die benötigten Qualifikationen zu erlangen. Beide Massnahmen zeigten Wirkung, indem die kundenbezogenen Zielgrössen Zwischenfallsrate, Abflugzuverlässigkeit sowie C-CheckBodenzeit und -Termineinhaltung verbessert werden konnten. Die Leistungsverbesserung führte zum Rückgang der Umsatzminderungen vom Spitzenwert von 4% des Umsatzes in den ersten beiden Quartalen auf erwartete 1% im vierten Quartal. AIRLINE reagierte auf den Erfolg von AIRTEC’s Anstrengungen, indem die zunächst zurückbehaltenen Rechnungen im vierten Quartal beglichen wurden. Damit wurden die unter Plan liegenden operativen Cash Flows der ersten drei Quartale kompensiert. Die Beschäftigung von Fremdpersonal und die Schulung der Mitarbeiter führte gleichzeitig zu einem über Budget liegenden Personalaufwand. Auch die Mitarbeiterproduktivität, gemessen an den angebotenen Sitzkilometern je Mitarbeiter, weicht negativ vom erwarteten Wert ab. Hier stand der höheren Anzahl an Mitarbeitern einschliesslich Fremdpersonal keine Erhöhung der angebotenen Sitzkilometer gegenüber. Das Ziel, das Bruttoersatzteilvermögen je Flugzeug zu verringern, konnte nicht erreicht werden, da reparaturfähige Ersatzteile in geringerem als geplantem Umfang veräussert wurden. Auch der damit verbundene ausserordentliche Erfolg und damit eine Ergebnisverbesserung entfielen. Positive Ergebniswirkung hatte dagegen die Ausweitung der Line MaintenanceAktivitäten für AIRLINE bereits ab dem ersten Quartal. Die damit erzielte Erhöhung des 134 Fallstudie Bruttoumsatzes schlug sich jedoch wegen der in diesen Quartalen über Plan liegenden Umsatzminderungen nicht auf den Nettoumsatz durch. Infolge des erhöhten Personalaufwands lagen EBIT und Cash Flow und damit auch die Renditegrössen ROS, CFROS, ROA und ROE unter den Erwartungen. Der mit rund 5,8 Millionen Euro um rund 5,3 Millionen Euro tiefer als budgetierte EBIT führte bei effektiven Kapitalkosten in Höhe der geplanten zu einem negativen EVA von rund 8,8 Millionen Euro. 4.3.4 Zusammenfassung der Umsetzung und Überwachung AIRTEC’s Ist-Leistungserstellung wich von der geplanten ab. Im Gegensatz zur Planung wurde Fremdpersonal eingestellt und die Ersatzteilveräusserungen fielen tiefer als angestrebt aus. Die Line Maintenance-Aktivitäten für AIRLINE konnten früher als geplant ausgeweitet werden. Der Plan-Ist-Vergleich anhand von Berichten zeigt die Ergebniswirkung von AIRTEC’s Abweichungen bei der Leistungserstellung. Das EVA-Ziel wurde mit -8,8 Millionen Euro gegenüber erwarteten -3,9 Millionen Euro deutlich verfehlt. Es konnte ein positives Jahresergebnis erzielt werde, jedoch lag auch dieses mit 1,2 Millionen Euro unter den angestrebten 8,8 Millionen Euro. Die flüssigen Mittel nahmen ebenso wie das Bilanzvolumen weniger stark als geplant zu. 4.4 Anpassung Die Wirkungsweise der von AIRTEC im Vorjahr und im betrachteten Jahr getroffenen Anpassungsmassnahmen lässt sich mit Hilfe des Wertfaktorenmodells nachvollziehen. Im folgenden werden die Wirkungsmechanismen beschrieben von − der Verschiebung von Schulungen − der Einstellung von Fremdpersonal − der Schulung eigener Mitarbeiter 4.4.1 Zeitliche Problemverschiebung: Verschiebung von Schulungen Im vergangenen Jahr wurde bei AIRTEC’s Produktionspersonal aus Kostengründen auf Schulungen verzichtet. Die Wirkung dieser Massnahmen soll Abbildung 75 verdeutlichen. Fallstudie 135 Abbildung 75: AIRTEC Anpassung: Verschiebung von Schulungen Durch den Verzicht auf Schulungen wurde im Vorjahr der Personalaufwand gesenkt und das bereits durch hohe Umsatzminderungen belastete Ergebnis verbessert. Der Verzicht auf Schulungen bedeutete für AIRTEC jedoch auch, dass zu wenige Mitarbeiter mit den benötigten Qualifikationen zur Verfügung standen. Es wurden vermehrt Instandhaltungsereignisse verschoben. Der wachsende Vorrat an offenen Instandhaltungsereignissen wirkte sich negativ auf die Abflugzuverlässigkeit und die C-CheckBodenzeit aus. Im Flugbetrieb sahen sich die Mitarbeiter der Line Maintenance immer mehr offenen Beanstandungen gegenüber, die sie in der verfügbaren Zeit nicht beheben konnten. Die Anzahl an technisch bedingten Verspätungen und Annulationen stieg. AIRTEC’s Planung reagierte und terminierte die Behebung der Beanstandungen an einem Flugzeug zusammen mit der Durchführung des C-Checks. Damit stieg die C-CheckProduktionszeit. Zusammen mit einer ungenügenden Mitarbeiterverfügbarkeit, das heisst zu wenigen Mitarbeitern der benötigten Qualifikationen, stieg die Bodenzeit. AIRTEC’s tiefe Abflugzuverlässigkeit und lange Bodenzeiten erreichten im ersten Quartal des betrachteten Jahres ihren Höhepunkt. 136 Fallstudie Der Verzicht auf Mechanikerschulungen im vergangenen Jahr verschob das Problem auf einen späteren Zeitpunkt und verschärfte es zusätzlich. Im Vorjahr konnte mit dieser Massnahme zwar das Ergebnis verbessert werden. Diese kurzfristige “Lösung“ resultierte jedoch in einer weiterhin zu geringen Anzahl an passend qualifizierten Mitarbeitern, die sich einem wachsenden Vorrat an offenen Beanstandungen gegenübersahen. Im Endeffekt führte dies zu Beginn des betrachteten Jahres zu weiterhin hohen Umsatzminderungen. In der Sprache des Systemdenkens entspricht diese Vorgehensweise dem Archetyp der Problemverschiebung.256 4.4.2 Problemverschiebung auf Intervenierende: Fremdpersonal AIRTEC entschied sich zur Einstellung von Fremdpersonal mit der passenden Qualifikation, um Personalengpässe in der Produktion zu beheben. Den Wirkungsmechanismus dieser Massnahme gibt Abbildung 76 wieder. Abbildung 76: AIRTEC Anpassung: Einstellung von Fremdpersonal Durch die Einstellung von Fremdpersonal standen sofort ausreichend passend qualifizierte Mechaniker zur Verfügung. Die offenen Beanstandungen konnten behoben und ihr 256 vgl. Senge (1998), S. 458-459 Fallstudie 137 Vorrat abgebaut werden. Dies führte im Verlauf der ersten drei Quartale dazu, dass die Unregelmässigkeiten im Flugebtrieb zurückgingen und die C-Checks in zunehmend kürzerer Zeit abgeschlossen werden konnten. Die Umsatzminderungen gingen zurück, der Nettoumsatz stieg. Der Erfolg wurde allerdings durch einen erhöhten Personalaufwand belastet. Mit der Einstellung von Fremdpersonal standen AIRTEC ausreichend Mechaniker mit der passenden Qualifikation zur Verfügung. Das Problem scheint an der Wurzel, der ungenügenden Mitarbeiterverfügbarkeit, behoben zu sein. Die Problemlösung beruht jedoch nicht auf einer Änderung im System selbst. Sobald das Fremdpersonal nicht mehr beschäftigt wird, ist die Mitarbeiterverfügbarkeit nicht mehr gesichert. Diese Lösung birgt die Gefahr in sich, sich zu etablieren, ohne das ursächliche Problem zu beheben. Im Systemdenken spricht man vom Archetyp der “Verschiebung des Problems auf den Intervenierenden“.257 4.4.3 Ursächliche Problemlösung: Schulung eigener Mitarbeiter Zusätzlich zur Einstellung von Fremdpersonal wurden AIRTEC’s Mitarbeiter geschult, sodass ausreichend eigene Mechaniker mit der passenden Qualifikation zur Verfügung standen. Die Schulung der eigenen Mitarbeiter wirkte sich prinzipiell gleich aus wie die Einstellung von Fremdpersonal. Die Mitarbeiterverfügbarkeit wurde erhöht, wobei hierfür zusätzlicher Personalaufwand entstand. Der Unterschied der beiden Massnahmen liegt in der Fristigkeit und Nachhaltigkeit ihrer Wirkung. Die Einstellung von Fremdpersonal wirkt unmittelbar, jedoch nicht nachhaltig. Sobald das Fremdpersonal reduziert wird, geht die Mitarbeiterverfügbarkeit wieder zurück. Die Schulung eigener Mitarbeiter hingegen wirkt zeitlich verzögert erst nach der Schulung. Die von den Mechanikern erworbenen und bei AIRTEC benötigten Qualifikation stellt die Mitarbeiterverfügbarkeit jedoch längerfristig sicher. 4.4.4 Zusammenfassung der Anpassung AIRTEC traf im vergangenen und im betrachteten Jahr drei Massnahmen, um das Geschäft “auf Kurs zu halten“. Es wurden − Mechanikerschulungen verschoben − Fremdpersonal eingestellt − eigenes Personal geschult. 257 vgl. Senge (1998), S. 460-461 138 Fallstudie Die Wirkungsweise dieser Massnahmen lässt sich anhand des Wertfaktorenmodells durchspielen. Sie entsprechen allgemeinen Wirkungsstrukturen, die beiden erst genannten in der Sprache des Systemdenkens den Archetypen − Problemverschiebung − Problemverschiebung auf Intervenierende. 4.5 Zusammenfassung In der Fallstudie mit dem Beispielunternehmen AIRTEC und dessen Kunden AIRLINE wurde der Einsatz der im vorherigen Kapitel vorgestellten Bausteine für das Performance Measurement in der Flugzeuginstandhaltung beschrieben und so deren praktische Anwendbarkeit aufgezeigt. Die Beschreibung folgte den Phasen des Performance Managements, der Planung, Umsetzung und Überwachung sowie der Anpassung. Bei der Planung wurde beschrieben, wie AIRTEC mit Hilfe einer Strategiekarte strategische Zielgrössen und für diese Zielwerte, Termine und Verantwortlichkeiten festlegt. Als oberstes finanzielles Ziel steht bei AIRTEC der Economic Value Added. Auf der Kundenebene werden kurze C-Check-Bodenzeiten und hohe Termineinhaltung angestrebt. Die Prozess- und Ressourcenzielgrössen richten sich nach diesen Zielen. Das Vorgehen führte zu einem ausgerichteten System strategischer Zielgrössen, das mit Hilfe der Strategiekarte visualisiert wird. Zweites Element von AIRTEC’s Planung war die Budgetierung mit Teilplanungen für Mengen, Umsatz, Personalpositionen, Aufwand, Investitionen, Finanzierung und Steuern. Ergebnisse der Planung waren Plan-Erfolgsrechnung, Plan-Cash Flow Rechnung, PlanBilanz und Plan-Betriebsabrechnungsbogen. AIRTEC’s Planung sieht einen Economic Value Added von rund -3,9 Millionen Euro bei einem EBIT von rund 11 Millionen Euro vor. Der Jahreserfolg wird bei rund 8,8 Millionen Euro erwartet. AIRTEC’s operative Cash Flows sind gemäss Planung in allen Quartalen positiv. Die Instandhaltungskosten je Flugstunde sollen bei rund 415 Euro liegen. Das Bilanzvolumen soll erfolgsbedingt wachsen. AIRTEC’s Planungsvorgehen stellte eine durchgängige Planung sicher und lieferte die Basis für Plan-Ist-Abweichungsanalysen. Bei der Umsetzung ergaben sich Abweichungen. Entgegen der Planung stellte AIRTEC Fremdpersonal ein, Ersatzteile konnten nur in geringerem als geplantem Umfang veräussert werden und die Line Maintenance-Aktivitäten für AIRLINE konnten früher als geplant ausgeweitet werden. In den zur Überwachung eingesetzten Berichten wurde die Ergebniswirkung dieser Abweichungen deutlich. Der erzielte Economic Value Added lag mit rund -8,8 Millionen Euro weit unter Plan, ebenso der EBIT mit rund 5,8 Millionen Euro. Es konnte ein positiver, jedoch kleiner als geplanter Erfolg von rund 1,2 Millionen Euro erwirtschaftet werden. Die operativen Cash Flows waren in allen Quartalen positiv Fallstudie 139 und unter Plan, die Bilanz wuchs ebenfalls unter Plan. Um 6% höher als geplant waren die Instandhaltungskosten je Flugstunde mit rund 440 Euro. Die im AIRTEC-Beispiel eingesetzten Berichte ermöglichten das Verfolgen und Analysieren von AIRTEC’s Leistung. AIRTEC wählte verschiedene Massnahmen, um das Geschäft “auf Kurs zu halten“. Es wurden im Vorjahr Schulungen verschoben, um das Ergebnis kurzfristig zu verbessern, im betrachteten Jahr wurde Fremdpersonal eingestellt und eigene wurden Mitarbeiter geschult, um die Mitarbeiterverfügbarkeit zu verbessern. Die Wirkungsmechanismen dieser Massnahmen lassen sich mit Hilfe des Wertfaktorenmodells durchspielen und archetypischen Wirkungsstrukturen des Systemdenkens zuordnen. Das Verschieben von Schulungen entspricht der Problemverschiebung, die Einstellung von Fremdpersonal der Problemverschiebung auf Intervenierende. 5 Zusammenfassung und Ausblick Die folgenden Ausführungen fassen die Arbeit zusammen und führen offene Fragen an im Sinn eines Ausblicks auf mögliche zukünftige Arbeiten. Hintergrund der Arbeit ist die aktuelle Situation der Flugzeuginstandhaltung, die in einem mehrdimensionalen Zielsystem aus Sicherheit, Zuverlässigkeit, Komfort, Bodenzeit und Kosten tätig ist, dessen Spannungen sich durch den anhaltenden Kostendruck im Zuge von Liberalisierung und Privatisierung des Zivilluftverkehrs verstärken. Während in den Zeiten des regulierten Luftverkehrs für die Flugzeuginstandhaltung die Sicherstellung von Luftttüchtigkeit und Zuverlässigkeit des Fluggeräts im Vordergrund stand, wurden mit zunehmendem Wettbewerb die Faktoren Komfort, Kosten und Bodenzeit erfolgsbestimmend. Um in dieser geänderten Situation erfolgreich bestehen zu können, sollte die Leistungsmessung in der Flugzeuginstandhaltung angepasst werden. Auslöser der Arbeit war das Anliegen eines Flugzeuginstandhalters, die bestehende Leistungsmessung zu verbessern. Ihr Ziel war die Entwicklung beziehungsweise Beschreibung − der Wertfaktoren der Flugzeuginstandhaltung sowie anforderungsgerechter − Kostenrechnungsstruktur − Planungsmethode − Berichte Die Bausteine wurden in der Arbeit beschrieben und ihr Einsatz bei Planung, Umsetzung und Überwachung sowie Anpassung anhand einer Fallstudie aufgezeigt. Das Wertfaktorenmodell stellt die Geschäftslogik der Flugzeuginstandhaltung ausgehend von der Gesamtkapitalrendite als Spitzengrösse dar. Es zeigt die erfolgsbeeinflussenden Faktoren und deren Zusammenspiel und soll das Spannungsfeld aus Sicherheit, Zuverlässigkeit, Komfort, Bodenzeit und Kosten transparent und damit besser steuerbar machen. Dabei zeigt sich, dass die Fähigkeiten der Mitarbeiter und das Instandhaltungsprogramm wesentliche, erfolgsbestimmende Basisfaktoren sind. Die vorgestellte Kostenrechnungsstruktur entspricht einem Betriebsabrechnungsbogen, der sich an der Gliederung der Instandhaltungskosten der IATA PPMWG orientiert. Mit ihr lässt sich erkennen, für welche Instandhaltungsaktivitäten welche Kosten in welcher Höhe anfallen. Die Planungsmethode geht auf flugzeuginstandhaltungsspezifische Aspekte der Mengen-, Personal-, Aufwand- und Investitionsplanung ein. Sie möchte Anregungen dazu geben, wie die Planung derart erfolgen kann, dass sie die Basis für durchgängige Plan-IstAbweichungsanalysen bildet. Zusammenfassung und Ausblick 141 Für das interne Reporting wird eine Berichtsauswahl vorgeschlagen, die eine integrierte, fokussierte und strukturierte Informationsbereitstellung unterstützen kann. Die Berichte beinhalten finanzielle und nicht-finanzielle Grössen in Überblick und Detail. Bei der Entwicklung der einzelnen Bausteine kamen Aspekte auf, die von Interesse für weitere Arbeiten sein können. Für das Wertfaktorenmodell steht die empirische Überprüfung der getroffenen Annahmen zu den dargestellten Wirkungsbeziehungen aus. Denkbar ist die Umsetzung in ein Simulationsmodell, mit dem Wenn-Dann-Szenarien wie Änderungen im Instandhaltungsprogramm oder bei der Mitarbeiterverfügbarkeit nicht nur gedanklich durchgespielt, sondern quantifiziert abgebildet werden könnten. Durch eine Erweiterung des Modells um Faktoren wie den Flugzeugtyp oder den Flugzeugeinsatz könnte eine Verbindung zu Planungsgrössen der Fluggesellschaft geschaffen werden. Die Kostenrechnung könnte durch eine kundenbezogene Leistungsrechnung ergänzt werden. Das Berichtsmodell könnte erweitert werden um Berichte für spezifische Informationsbedarfe auch externer Adressaten. Beispielsweise könnte die an die zuständigen Aufsichtbehörden oder Interessenverbände zu liefernde Information standardmässig bereitgestellt werden oder es könnte eine Verbindung zu den vom Engineering verwendeten Informationen zur Verbesserung des Instandhaltungsprogramms und zur Verfolgung des Erfolgs von Modifikationen hergestellt werden. Die vorliegende Arbeit kann keine detaillierte Bauanleitung oder gar einen Fertigbaukasten für das Performance Measurement in der Flugzeuginstandhaltung liefern. Die vorgestellten Bausteine möchten jedoch der Praxis Anregungen zur Gestaltung eines Performance Measurements geben, das die Wirkungsmechanismen der Flugzeuginstandhaltung berücksichtigt, transparent und damit steuerbar macht, und der Theorie Einblick in ein spezielles, selten im Vordergrund stehendes Anwendungsgebiet geben. Ein Gebiet, das für den Luftverkehr von zentraler Bedeutung ist. Literatur AEA (2003a): Yearbook 2003. Brussels 2003. AEA (2003b): RB8 operating economy of AEA airlines – Vol. A/B. Brüssel 2003. Anthony, Robert Newton; Dearden, John; Govindarajan, Vijay (1992): Management control systems. 7. Ed. Boston 1992. Arendt, Don u.a. (2001): Air carrier operations system model (DOT/FAA Report No. DOT/FAA/AR-00/45). Washington 2001. Arnoult, Sandra (2002): Maintenance as marketing tool. 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Anhang AIRTEC Strategische Zielmessgrössen Bezeichnung Economic Value Added (EVA) Zweck Messung der Wertschaffung für Eigner Ziel Wertschaffung für Unternehmenseigner Zielwert -3.923.665 EUR Termin 1-12 Verantwortlich T Berechnung EBIT - Nettobetriebsvermögen x Kapitalkostensatz des Nettobetriebsvermögens Messintervall Quartal Erstellung FI Datenquelle Buchhaltung Massnahmen mögliche Massnahmen: Umsatz steigern Produktivität steigern durch Kostensenkenung Produktivität steigern durch bessere Vermögensnutzung Bezeichnung Umsatz Flugzeugwartung Zweck Messung des Umsatzes aus Flugzeugwartung Ziel Umsatz Zielwert 18.540.000 EUR Termin 1-12 Verantwortlich VV Berechnung (Wert gemäss Buchhaltung) Messintervall Quartal Erstellung FI Datenquelle Buchhaltung Massnahmen mögliche Massnahmen: Umsatz und Preis bei bestehenden Kunden erhöhen durch Ausweitung der Tätigkeiten neue Kunden gewinnen 158 Anhang Bezeichnung Umsatzminderung Zweck Messung der Umsatzminderung infolge Verfehlen der Zielwerte für Sicherheit, Zuverlässigkeit, Flugzeugerscheinung und Bodenzeit Ziel Umsatz Zielwert 1,0% des Umsatzes Termin 1-12 Verantwortlich FZ Berechnung (Wert gemäss Buchhaltung) Messintervall Quartal Erstellung FI Datenquelle Buchhaltung Massnahmen mögliche Massnahmen: Instandhaltungs- und Modifikationsprogramm anpassen Reinigungsintervall verkürzen Mitarbeiter-, Material- und Hilfsmittelverfügbarkeit erhöhen Mitarbeiterfähigkeiten verbessern Zielwerte anpassen Bezeichnung Ersatzteilvermögen je Flugzeug Zweck Messung der Kapitalnutzung Ziel Produktivität Zielwert 1.175.001 EUR je Flugzeug Termin 1-12 Verantwortlich MW Berechnung (Verbrauchsteilevorrat + Bruttoanlagevermögen reparaturfähige Ersatzteile) / Flugzeuge Messintervall Quartal Erstellung FI Datenquelle Buchhaltung Massnahmen mögliche Massnahmen: Lagerhüter reduzieren Sicherheitsbestand verringern Einkaufspreis senken Anhang 159 Bezeichnung Bodenzeit C-Check Zweck Messung der Durchlaufzeit für C-Checks Ziel Umsatz Zielwert 12 Tage Termin 1-12 Verantwortlich FZ Berechnung Zeit zwischen Flugzeugan- und auslieferung Messintervall Quartal Erstellung FI Datenquelle Betriebsdatenerfassung Massnahmen mögliche Massnahmen: Instandhaltungs- und Modifikationsprogramm anpassen Mitarbeiter-, Material- und Hilfsmittelverfügbarkeit erhöhen Mitarbeiterfähigkeiten verbessern Bezeichnung Termineinhaltung C-Check Zweck Messung der Liefertreue Ziel Umsatz Zielwert 100% Termin 1-12 Verantwortlich PL Berechnung (termingerechte C-Checks / C-Checks) x 100% Messintervall Quartal Erstellung FI Datenquelle Betriebsdatenerfassung Massnahmen mögliche Massnahmen: (siehe Bodenzeit C-Check) Reservezeit einplanen 160 Anhang Bezeichnung Anzahl an Line Maintenance Destinationen Zweck Messung der Anzahl an Destinationen, an denen Line Maintenance für AIRLINE durchgeführt wird Ziel Umsatz Zielwert 35 Termin 1-12 Verantwortlich VV Berechnung (Anzahl gemäss Kundensystem) Messintervall Quartal Erstellung FI Datenquelle Kundensystem Massnahmen Bezeichnung Arbeitsaufwand Störungsbehebung / Arbeitsaufwand ordentliche Instandhaltung Zweck Messung der Effektivität von Instandhaltungs- und Modifikationsprogramm Ziel Produktivität Zielwert 2,0 Termin 1-12 Verantwortlich EN Berechnung Arbeitsstunden für Störungsbehebung an Flugzeugen / Arbeitsstunden für ordentliche Instandhaltung an Flugzeugen Messintervall Quartal Erstellung FI Datenquelle Betriebsdatenerfassung Massnahmen mögliche Massnahmen: Instandhaltungs- und Modifikationsprogramm anpassen Bezeichnung Intervallnutzung C-Check Zweck Messung des Nutzungsgrades des C-Check-Intervalls Ziel Produktivität Zielwert 90% Termin 1-12 Verantwortlich PL Berechnung (genutzte C-Check-Intervalleinheiten / C-Check-Intervalleinheiten gemäss Instandhaltungsprogramm) x 100% Messintervall Quartal Erstellung FI Datenquelle Betriebsdatenerfassung Massnahmen mögliche Massnahmen: Kapazitäten erhöhen Anhang 161 Bezeichnung Mitarbeiterverfügbarkeit Zweck Messung des Grads, mit dem der Bedarf an Mitarbeitern nach Qualifikation von den Mitarbeitern abgedeckt ist Ziel Prozesseffektivität und -effizienz Zielwert 100% Termin 1-12 Verantwortlich PE Berechnung (benötigte Personalpositionen nach Qualifikation / verfügbare Personalpositionen nach Qualifikation) x 100% Messintervall Quartal Erstellung FI Datenquelle Personalsystem Massnahmen mögliche Massnahmen: Mitarbeiter schulen neue Mitarbeiter anstellen Temporärpersonal anstellen Bezeichnung Materialverfügbarkeit Zweck Messung des Anteils sofort erfüllter Materialanforderungen Ziel Prozesseffektivität und -effizienz Zielwert 95% Termin 1-12 Verantwortlich MW Berechnung (sofort erfüllte Materialanforderungen / Materialanforderungen) x 100% Messintervall Quartal Erstellung FI Datenquelle Lagersystem Massnahmen mögliche Massnahmen: Materialllager optimieren 162 Anhang Bezeichnung Angebotene Sitzkilometer (ASK) je Mitarbeiter Zweck Messung der Mitarbeiterproduktivität Ziel Produktivität Zielwert 14.714.286 ASK je Mitarbeiter Termin 1-12 Verantwortlich T Berechnung angebotene Sitzkilometer / Personalpositionen Messintervall Quartal Erstellung FI Datenquelle ASK: Betriebsdatenerfassung, Personalpositionen: Personalsystem Massnahmen mögliche Massnahmen: Mitarbeiteranzahl senken Mitarbeiterfähigkeiten verbessern Bezeichnung a.o. Erfolg Ersatzteilveräusserung Zweck Messung des Erfolgsbeitrags der Vermögensreduktion Ziel Produktivität Zielwert 4.000.000 EUR Termin 1-12 Verantwortlich MW Berechnung (Wert gemäss Buchhaltung) Messintervall Quartal Erstellung FI Datenquelle Buchhaltung Massnahmen mögliche Massnahmen: Bezeichnung EDV-Unterstützung Zweck Messung der Qualität der EDV-Unterstützung in der Produktion Ziel Prozesseffektivität und –effizienz Zielwert 90% Termin 1-12 Verantwortlich TA Berechnung (entsprechend Erhebungsbogen) Messintervall Quartal Erstellung TA Datenquelle Erhebungsbogen Massnahmen mögliche Massnahmen: EDV-System anpassen Mitarbeiter schulen Lebenslauf Antje Linser, geboren am 07.01.1969 in Schwäbisch Gmünd Ausbildung 1996 – 2005 Universität St. Gallen (HSG) Doktorandenstudium der Wirtschaftswissenschaften 1989 – 1995 Universität Stuttgart Diplomstudium Maschinenwesen Berufstätigkeit 2002 – 2004 Swiss International Air Lines AG (Basel), Abteilung Business Planning, Reporting & Analysis tätig als Business Planning Analyst 2001 – 2002 Crossair AG (Basel), Bereich Corporate Controlling tätig als Corporate Controller 2000 – 2001 Crossair AG (Basel), Bereich Technik tätig als Bereichscontroller Technik 1999 – 2000 Crossair AG (Basel), Bereich Technik tätig als Assistentin des Bereichsleiters Technik 1996 – 1999 Crossair AG (Basel), Bereich Technik tätig als EDV- und Prozesskoordinator 1993 – 1994 Fraunhofer Institut für Arbeistwirtschaft und Organisation (Stuttgart), Abteilung Produktionsplanung tätig als wissenschaftliche Hilfskraft