Gemeine Strandkrabbe

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Gemeine Strandkrabbe
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Gemeine Strandkrabbe
Carcinus m aenas
Ihre Rückenpanzer sind auf so gut wie jedem Strandspaziergang zu
finden: Die Gemeine Strandkrabbe ist eine der häufigsten
Krabbenarten an fast allen Küsten Europas.
Aussehen
Die Gemeine Strandkrabbe gehört zu den Krebstieren und dort zur
Ordnung der Zehnfußkrebse. Wie bei allen Krebstiere ist ihr Körper von
einem harten Panzer umgeben, einem sogenannten Exoskelett. Kopf und
Rücken sind von einem durchgehenden Schild bedeckt, dem fünfeckigen
Rückenpanzer. Am Kopf sitzen vorn auf der Stirn die beiden gestielten
Facettenaugen. Sie können zum Schutz in die Augengrube eingeklappt
werden. Zwischen den Augen sitzen wiederum zwei kurze Antennen, mit
ihnen können die Krabben fühlen und riechen.
Typisch sind die fünf Beinpaare. Das erste Paar ist zu kräftigen Scheren
umgewandelt. Eine Schere ist größer als die andere, man bezeichnet sie
als Knackschere. Die kleinere Schere nennt man Kneifschere. Die übrigen
vier Beinpaare dienen als Laufbeine. Der als Schwanz ausgebildete
Hinterleib ist meist nicht zu sehen, da er klein und unter dem Körper
eingeschlagen ist. Der Rückenschild ist bis zu acht Zentimeter breit,
zusammen mit den Beinen messen die Tiere bis zu zehn Zentimeter. Die
Männchen sind etwas größer als die Weibchen. Man erkennt sie
außerdem an dem spitzen, die Weibchen an dem eher runden Hinterleib.
Wegen ihres harten Panzers kann die Strandkrabbe wie alle Krebstiere nur
wachsen, indem sie sich häutet: Der alte Panzer platzt auf. Die Krabbe
pumpt sich dann mit Wasser auf, damit der darunterliegende neue, noch
weiche Panzer gedehnt wird. Es dauert etwa drei Tage, bis er ausgehärtet
ist. Geschlechtsreife Krabben häuten sich nur einmal im Jahr, Jungtiere
öfter. Die Oberseite der Krabbe ist meist dunkelgrün bis gräulich, die
Körperunterseite ist gelblich. Ist eine Krabbe älter oder hat sie sich längere
Zeit nicht gehäutet, ist ihr Rücken eher bräunlich gefärbt und ihr Bauch wird
rötlich.
Heimat
Ursprünglich war die Gemeine Strandkrabbe nur an der Atlantikküste von Europa und Nordafrika zu
Hause sowie in der Nord- und Ostsee. In der Ostsee kommt sie aber nur bis Rügen vor, weiter östlich
fehlt sie. Denn dort ist der Salzgehalt des Wassers für die Strandkrabbe zu gering. Weil die Gemeine
Strandkrabbe früher im Holz von Schiffen oder im Ballastwasser von modernen Schiffen verschleppt
wurde und sehr anpassungsfähig ist, findet man sie heute auch an der Ost- und Westküste von
Nordamerika und an der Ostküste Südamerikas. Sogar an der Küste von Südafrika und Australien
wurde sie schon entdeckt.
Lebensraum
Die Gemeine Strandkrabbe ist ein Bewohner des Watts. Das ist der
Lebensraum an der Meeresküste, der von Ebbe und Flut geprägt ist: Dort
fällt der Boden zweimal am Tag trocken und wird zweimal täglich wieder
vom Meer überflutet. Die Krabben leben in dieser Zone bis in eine
Meerstiefe von 60 Metern, meist bleiben sie jedoch im flachen Wasser und
in der Nähe des Ufers. Bevorzugt findet man sie an Küsten, an denen die
Brandung nicht allzu stark ist. Dort besiedeln sie Stände mit Sandboden,
Felsen oder Schlick.
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Rassen und Arten
Weltweit gibt es etwa 6800 verschiedene Arten von Krabben. Sie kommen überwiegend im Meer vor,
manche auch im Süßwasser, wenige auf dem Land.
Ein sehr bekannter Verwandter der Gemeinen Strandkrabbe ist der Einsiedlerkrebs. Er gehört
ebenfalls zu den Zehnfußkrebsen, genauso wie die Nordseegarnele, der Taschenkrebs oder die
Chinesische Wollhandkrabbe.
Lebenserwartung
Die Gemeine Strandkrabbe kann erstaunlich alt werden: Sie lebt zwischen fünf und zehn Jahre lang.
Wie alt die Tiere werden, hängt unter anderem von der Wassertemperatur ab: Je kälter es ist, umso
langsamer wachsen die Krabben heran und umso älter werden sie.
Alltag
Als Erstes entdeckt man am Strand meist die leeren Rückenpanzer von.
Die Panzer wurden bei der Häutung abgestoßen oder stammen von toten
Tieren. Doch mit etwas Glück kann man auch lebende Exemplare
beobachten: Besonders bei Flut und in der Nacht sind die Strandkrabben
aktiv und wandern dann am Strand hin und her. Dabei laufen sie nicht
nach vorn, sondern seitwärts, wie es für Krebse typisch ist. Sie sind
blitzschnell und können mit bis zu einem Meter pro Sekunde über den
Strand sausen.
Wenn sie bei Ebbe nicht ins tiefere Wasser abwandern, suchen sie sich ein Versteck unter Seetang
und Steinen oder im Sand. In diesen feuchten Schupfwinkeln können sie die mehrere Stunden
dauernde Ebbe an Land überstehen. Das ist erstaunlich, denn Strandkrabben atmen mithilfe von
Kiemen. Damit die Kiemen in dieser Zeit mit sauerstoffhaltigem Wasser versorgt werden, tragen sie in
den Kiemenkammern links und rechts unter dem Rückenpanzer einen Wasservorrat mit sich.
Fühlt sich eine Strandkrabbe bedroht, reckt sie dem Feind ihre Scheren
entgegen, spreizt sie auseinander und klappt sie drohend zusammen.
Gefährlich sind die Tiere aber nicht weder für ihre Fressfeinde noch für
uns Menschen. Sie können uns bestenfalls in die Finger kneifen.
Miteinander gehen Strandkrabben wenig freundlich um: In ihren
Verstecken sitzen sie zwar dicht beieinander, wenn sie sich aber am
Strand über den Weg laufen, drohen sie sich mit den Scheren. Die
Männchen kämpfen sogar miteinander, wenn es darum geht, wer sich mit
einem Weibchen paaren darf. Weil sie ihr Panzer schützt, verletzen sie sich aber kaum.
Im Gegensatz zu anderen Krabben wird die Gemeine Strandkrabbe nicht kommerziell gefischt. Sie wird
nur regional in wenigen Gegenden gegessen.
Freunde und Feinde
Die Gemeine Strandkrabbe hat viele Feinde: Für Seevögel sind sie ein Leckerbissen, aber auch
Fische und Tintenfische fressen sie. Gegenüber diesen Feinden haben die Krabben trotz Scheren und
Panzer kaum eine Überlebenschance. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als zu fliehen. Allerdings
haben die Krabben eine clevere Überlebensstrategie entwickelt: Packt sie ein Angreifer, etwa eine
Möwe, an einem Bein, können sie dieses abwerfen und entkommen. Im Lauf der Zeit wächst das Bein
bei den Häutungen wieder nach. Verlieren sie bei einem Angriff die Knackschere, wandelt sich die
schwächere Schere sogar in eine neue Knackschere um.
Nachwuchs
Je nach Region findet die Paarun zu verschiedenen Zeiten statt. Die Weibchen können sich jedoch nur
dann paaren, wenn sie sich gerade gehäutet haben. Nach der Paarung tragen sie einen großen
Klumpen mit bis zu 185 000 orangefarbenen Eiern am Hinterleib mit sich herum, bis die Larven
schlüpfen. Das dauert je nach Wassertemperatur bis zu vier Monate. Wenn es soweit ist, wandern die
Weibchen in tieferes Wasser, da sich die Larven frei schwimmend bewegen. Schließlich häuten sich
die Larven mehrmals und wandeln sich in winzige, gerade mal einen Millimeter große Jungkrabben
um. Diese leben dann auf dem Meeresboden.
Ernährung
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Die Gemeine Strandkrabbe ist ein Allesfresser. Ihr Speiseplan reicht von
Muscheln, Würmern, Seeigeln über kleine Fische bis hin zu anderen
Krebstieren. Selbst Artgenossen fallen ihnen zum Opfer, vor allem dann,
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wenn diese noch klein sind oder sich gerade gehäutet haben. Auch vor
Pflanzen wie Seetang und sogar vor Aas machen sie nicht Halt. Die harten
Schalen von Muscheln und Krebsen brechen sie mit ihrer Knackschere
mühelos auf. Mit der kleineren Pinzettschere zerteilen sie weiche
Beutetiere.
Weil die Gemeine Strandkrabbe einen gewaltigen Appetit hat, ist sie als Einwanderer an fremden
Küsten nicht gern gesehen: Die Tiere fressen fast alles, was ihnen vor die Scheren kommt und in der
Folge geht die Zahl anderer dort heimischer Arten zurück.
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