Auf dem Weg nach

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Auf dem Weg nach
Beat R. Sigg, Präsident der
Victoria-Jungfrau Collection
Auf dem Weg nach
oben?
Beat R. Sigg ist seit Mitte Mai Präsident der Victoria-Jungfrau
Collection (VJC), die in Bern, Luzern, Zürich und Interlaken vier
Luxushäuser betreibt. «Hotelier»-Chefredaktor Hans R. Amrein
wollte vom 59-jährigen Hotelprofi wissen: Wohin geht die Reise der
Hotelgruppe? Wie lautet die aktuelle Strategie der Collection?
Wann übernimmt die VJC das renommierte Les Trois Rois in
Basel? Und wie lauten seine Prognosen für das Hoteljahr 2013?
INTERVIEW Hans R. Amrein
Porträt-Bilder Tanya Hasler
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6I2013
HOTELIER Talk Beat R. Sigg
Beat R. Sigg, hier im Treppenhaus des
Eden au Lac Zürich: «Die VJC ist
ganz klar im Fünfsterne-Segment
positioniert und führt historische
Grandhotels.»
Die vier Hotels sind
historisch gewachsen und
passen sehr gut zusammen.
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B
eat Sigg, wollten Sie eigentlich immer
Hotelier werden?
Nein, nach dem Gymnasium wollte
ich Diplomat werden. Dies führte
dazu, dass ich Rechtswissenschaften studierte.
Man sagte mir, die Jurisprudenz sei die beste Voraussetzung für eine Karriere in der Diplomatie.
Es folgte ein dreiwöchiger Einführungskurs an
der Diplomatenschule in Bern und ich kam zum
Schluss: Nichts für mich!
Sie wollten damals aber im Ausland arbeiten,
wie Sie mir vorhin gesagt haben.
Richtig. Andere Menschen, andere Kulturen, die
weite Welt. Das war meine Triebfeder. Ich traf
dann einen Hotelier – und der machte mir die
Hotellerie so richtig schmackhaft. Bei Mövenpick machte ich dann ein sechsmonatiges Praktikum. Ich war begeistert. Nach der Hotelfachschule Lausanne folgten dann Jobs bei Intercontinental in Paris, in London, Genf, Frankfurt. Meine
erste Direktorenstelle hatte ich bei «Sheraton» in
gesehen – klar positioniert. Wie
ist das bei der VJC?
Wir sind genau so gut positioniert! Erstens: Die VJC ist im
Fünfsterne-Segment angesiedelt. Zweitens: Unser Markt ist
die Schweiz. Drittens: Unsere
Hotels sind Heritage-Häuser.
Sie sind kulturhistorisch wertvoll, haben Geschichte und Tradition.
Ihr Ziel ist es, 100-jährige
oder noch ältere Schweizer Grandhotels mit grosser Vergangenheit
zu betreiben.
Richtig. Ein wichtiges Alleinstellungs- und Positionierungsmerkmal der VJC.
Ein Spagat zwischen Tradition,
Geschichte und modernem Luxus.
in ein bis zwei Jahren werde
ich nur noch das Präsidium
der Gruppe ausführen.
Stockholm, es folgten Zypern und Kuwait. Vor
allem die Zeit in Kuwait war spannend, denn ich
war dort – nach dem Krieg – mit dem Wiederaufbau des zerstörten Sheratons beschäftigt.
Eine gute Erfahrung, denn 24 Prozent der
Victoria-Jungfrau Collection sind im Besitz der
kuwaitischen Investmentgesellschaft KIO.
So ist es.
Sie haben dann das Widder Hotel in Zürich
eröffnet, das Dolder Grand aufgebaut und später
das Eden au Lac übernommen. So sind Sie bei
der Victoria-Jungfrau Collection (VJC) gelandet. Eine
beachtliche Karriere. Hatte Ihr Elterhaus eine
Beziehung zur Hotellerie?
Nein. Mein Vater war Arzt, meine Mutter war
Geschäftsfrau.
Sie sind jetzt Präsident und CEO der Gruppe. Bis vor
kurzem waren Sie auch noch Direktor des Eden au
Lac. Präsident und gleichzeitig CEO, geht das?
Ja. Im Hotel Eden au Lac haben wir soeben einen
neuen Direktor gewählt. Und die frühere Funktion des Delegierten des Verwaltungsrates gibt es
auch nicht mehr.w
Als Präsident und CEO sind Sie für die strategische
und die operative Ebene zuständig.
Richtig. Und in ein bis zwei Jahren werde ich nur
noch das Präsidium ausführen. Für das operative Geschäft werden wir dann einen Nachfolger suchen.
Mit vier Häusern ist die VJC eine sehr kleine Hotelgruppe – im Vergleich zu Kempinski oder Four Seasons. Diese Luxushotelgruppen sind – international
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Wir haben in den letzten zwanzig Jahren über 200 Millionen
Franken in die vier Hotels investiert. Und es geht so weiter. In
allen vier Häusern wird laufend
kräftig investiert.
Viele Hotelgruppen konzentrieren
sich auf die Ferien- oder die Stadt/
Business-Hotellerie. Und Sie?
Das Palace Luzern ist Stadtund Ferienhotel, Eden au Lac
Zürich und Bellevue Palace Bern
sind ganz klar Stadthotels, das
Victoria-Jungfrau Interlaken,
unser Mutterhaus, ist als Resort
mit hervorragender Spa- und
Konferenzinfrastruktur positioniert. Ein guter Mix! Und zweifellos eine Stärke der VJC.
Passen die vier Häuser wirklich
zusammen?
Sie sind historisch gewachsen
und passen sehr wohl zusammen. Warum nicht?
Warum konzentrieren Sie sich
nicht zu hundert Prozent auf die
Stadthotellerie und verzichten auf
ein Haus wie das Victoria-Jungfrau in Interlaken?
Warum sollten wir das tun?
Interlaken ist unser Stammhaus! Die VJC ist dort entstanden, da sind unsere Wurzeln.
Es gibt derzeit keinen Grund,
das wunderschöne Grandhotel mit seiner TopInfra­struktur abzugeben. Ja, die Frage Stadt- oder
Ferienhotellerie wird sich stellen, wenn es um die
künftige Strategie der VJC geht.
Sie wollen wachsen und weitere Luxushotels
übernehmen?
Ja. Der Verwaltungsrat wird sich in den nächsten
Monaten mit dieser Frage beschäftigen. Es wird
darum gehen, auf der Basis der aktuellen Strategie die Wachstumspotenziale der Gruppe auszuloten und konkret Projekte anzugehen.
Sie geben mir das Stichwort: Zukunft. An der letzten
Generalversammlung in Bern sprach Ihr Vorgänger,
Peter Bratschi, fast nur über die Vergangenheit der
VJC. Mich würde interessieren: Wohin geht die Reise
der Victoria-Jungfrau Collection? Und wie lautet Ihre
aktuelle Strategie?
Stellen Sie mir diese Frage bitte in ein paar Monaten! Derzeit beschäftigt sich der Verwaltungsrat
mit Hochdruck genau mit diesem Thema. Wie
soll sich die VJC künftig im Markt positionieren?
Wo liegt unser Wachstum? Die Hotellerie befindet sich derzeit in einem massiven Umbruch. Alles
verändert sich, das Buchungsverhalten der Gäste,
die Ansprüche an die Häuser, die Preispolitik,
die Reservationssysteme. So müssen auch wir
uns intensiv mit der Zukunft auseinandersetzen.
Sie wollen weitere Hotels in der Schweiz
übernehmen?
Ja. Mit vier Hotels arbeiten wir an der unteren
Grenze. So viel kann ich Ihnen heute schon sagen.
Wie viele Hotels sollte das künftige Portfolio der
VJC denn umfassen?
Acht bis zehn Häuser.
In der Schweiz und im Ausland?
Sie stellen mir diese Frage zu früh! Wobei ich
mir nicht vorstellen kann, dass die VJC ins Ausland geht.
Warum nicht?
Auslandexpansionen sind ein schwieriges Thema.
Ich war ja viele Jahre im Ausland tätig. Ich habe da
eine gewisse Erfahrung. Wir wären derzeit auch
gar nicht in der Lage, so eine Expansion durchzuziehen.
Mal eine Grundsatzfrage: Macht die an der
Berner Börse notierte Victoria-Jungfrau Collection
heute noch Sinn?
Ja. Denken Sie nur an die Synergien zwischen den
vier Hotels! Andererseits wird jedes der vier Häuser eigenständig geführt – mit eigenem Direktor.
Innerhalb der Collection arbeiten alle Hotels eng
zusammen, wenn es zum Beispiel um Einkauf, IT,
Personelles, Qualitätssicherung, Werbung und
Marketing geht.
Und die wichtige Verkaufsabteilung, Sales?
Jedes Hotel hat seine eigenen Verkaufsleute, denn
die Verkäufer gehören an die Hotelfront.
Die Häuser in Interlaken und Zürich sind im
Besitz der VJC, Bern gehört der Eidgenossenschaft,
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HOTELIER Talk Beat R. Sigg
die Liegenschaft des Palace Luzern der Credit Suisse. Sehen Sie
sich in Zukunft als Hotelbesitzer und Hotelbetreiber – oder als reine
Managementgesellschaft?
Wir sind grundsätzlich Hotelbetreiber. Das ist unser Hauptgeschäft. Aus historischen Gründen besitzen wir die beiden Häuser
in Interlaken und Zürich.
Wann verkaufen Sie diese Liegenschaften?
Das ist derzeit kein Thema. Warum sollten wir das Victoria-Jungfrau mit seinen beträchtlichen Landreserven verkaufen? Das gleiche gilt für das Eden au Lac in Zürich.
Zwischen der VJC und der Credit Suisse, welche die Immobilie
des Palace Luzern besitzt, existiert ein Pachtvertrag. Warum nicht ein
Managementvertrag mit weniger Risiko?
Ich kann Ihnen versichern: Das ist für beide Seiten ein sehr guter
Vertrag, der auch laufende Investitionen in das Haus ermöglicht.
Managementverträge sind derzeit in der Hotellerie sehr beliebt …
… Kein Wunder, wenn Sie ein Hotel fast ohne Risiko betreiben
können. Ich habe jahrelang für Hotel-Managementgesellschaften
gearbeitet. Ich weiss, wie die ticken. Doch die Liegenschaftsbesitzer
sind gar nicht mehr interessiert, solche Verträge einzugehen, weil
sie ja mehr oder weniger das ganze Risiko tragen.
Die Wertvermehrung ist für jede Aktiengesellschaft ein Thema, so
auch für uns. Doch ich halte nichts von enthusiastischen Prognosen.
Deshalb kann ich Ihnen jetzt auch nicht sagen, wo unsere Gruppe
in zehn Jahren steht und welchen Wert sie haben wird.
Derzeit herrscht ein weltweiter Hotel-Boom. Alle internationalen
Hotelgruppen sind auf Expansionskurs. Es entstehen hunderte von
Hotels in Asien, China, Russland, Südamerika …
Ich kenne das! 200 Hotels in 50 Ländern – und das in nur fünf
Jahren. Tönt gut! Haben Sie diese Aussagen schon mal überprüft?
Nicht direkt.
Ich habe es getan. Spannend!
Und?
Aussage und Realität liegen oft weit auseinander. Tönt doch gut,
wenn ich Ihnen sage: Schauen Sie, in zehn Jahren haben wir mindestens zehn Hotels in weiteren fünf Städten. Das ist nicht mein Stil.
Aber Sie wollen ja die Victoria-Jungfrau-Gruppe vorantreiben.
Ja, aber es geht mir nicht nur um Wachstum und Expansion, sondern auch um Werterhaltung. Wachstum macht nur Sinn, wenn
damit auch eine Wertsteigerung verbunden ist.
Wenn Ihnen morgen ein Luxushotel an bester
Lage angeboten würde, würden Sie die Immobilie
kaufen? Oder wären Sie nur an einer Pacht
interessiert?
Die Hotelimmobilie kaufen? Nein, das wäre
wahrscheinlich die letzte Option. Kann ich mir
derzeit nicht vorstellen.
Das «Les Trois Rois» in Basel ist aktuell noch zu
haben. Thomas Straumann will es seit einigen Monaten verkaufen. Zudem fehlt Basel noch auf Ihrer
Karte. Warum greifen Sie nicht zu?
Zugegeben, das wäre eine gute Option.
Ein wunderschönes Grandhotel an bester Lage,
direkt am Rhein im Zentrum von Basel, Top-Hardware, alles vom Feinsten. Das würde perfekt in Ihre
Collection passen.
Da haben Sie zu hundert Prozent recht! Es ist nur
eine Frage des Preises.
Sind Sie denn konkret interessiert am «Les Trois Rois»?
Als Hotelbetreiber, ja. Nicht aber als Liegenschaftskäufer. Noch
etwas ist uns wichtig: Wenn wir ein Hotel übernehmen, muss es
sich rechnen.
Basel als Messe- und Kunststadt wäre für Ihre Collection ein
guter Standort.
Absolut. Das «Les Trois Rois» würde hervorragend in unser Portfolio passen, keine Frage!
Und wie ist das in der Westschweiz?
Ja, ein passendes Luxushaus in Genf oder Lausanne könnte ich
mir gut vorstellen.
Und ein reines Saisonhotel in den Bergen – in Davos, Arosa oder
Zermatt?
Nein. Wir betreiben nur Ganzjahresbetriebe.
Kempinski hatte vor 20 Jahren einen Wert von 12 Millionen D-Mark,
heute liegt er bei 600 Millionen Euro. Und Kempinski-Chef Reto
Wittwer sagt, in fünf Jahren habe die Gruppe einen Wert von einer Milliarde Euro. Wie sehen Sie das bei der Victoria-Jungfrau Collection?
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Beat R. Sigg beim Aperitiv auf der Dachterrasse des Hotels Eden au Lac in Zürich.
Bleibt die Victoria-Jungfrau Collection eine eigenständige
Aktiengesellschaft auf der Basis der heutigen Aktionärsstruktur?
Ich kann Ihnen das nicht sagen. Was ist in zehn Jahren? Was bringt
der Wandel in der Hotellerie und im Tourismus? Wir wissen es
heute nicht.
Luxushotellerie sei heute nur noch auf zwei Arten machbar und am
Ende auch profitabel – mit einem reichen Mäzen im Hintergrund oder
im Verbund einer internationalen Hotelkette. Das sagt Jean-Jacques
Gauer, während zwanzig Jahren Präsident der Leading Hotels of the
World und selber ein erfolgreicher Luxushotelier. Wie sehen Sie das?
Eine spannende Aussage!
Sie haben keinen Mäzen im Hintergrund und Sie gehören auch
nicht zu einer grossen Luxushotelgruppe.
Mäzenatentum ist das eine. Ich kenne das aus meiner Zeit im Dolder, als es darum ging, zusammen mit Investor Urs Schwarzenbach und Architekt Sir Norman Foster das heutige Resort aufzubauen. Kettenhotellerie. Auch diese Welt kenne ich wirklich sehr
gut. Für mich hat Luxushotellerie stark mit Individualität zu tun.
Doch in den Kettenhotels ist vieles standardisiert. Und das hat ›
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mit Luxus, wie ich ihn interpretiere, wenig zu tun.
Nichts gegen Standards. Die gibt es auch bei uns.
Aber der Luxusgast will als Individuum, als einzigartige Persönlichkeit in einem persönlichen
Umfeld wahrgenommen werden. Deshalb wird
es immer individuelle Luxushotels geben, die zu
keiner Kette gehören. Aber auch nicht durch einen
Mäzen subventioniert werden.
Ihr Geschäftsjahr 2012 war alles andere als
befriedigend. Zwar haben Sie etwas mehr Logiernächte generiert, gleichzeitig aber einen Verlust
von 2,2 Millionen eingefahren. Was sind die wahren
Gründe für das Defizit?
Wir alle wissen es: Das wirtschaftliche Umfeld
war 2012 sehr schwierig, die Euro-Krise, der
starke Franken, die rückläufigen Märkte in
Europa. Kommt hinzu, dass viele Unternehmen
aus Image-Gründen nicht mehr in die Fünfsterne-Hotellerie gehen. Es herrscht in Europa eine
gewisse Unsicherheit. Denken Sie an die Schuldenkrise, an Griechenland und Zypern, Italien,
Spanien. Solche Dinge wirken sich unmittelbar
auf unser Marktumfeld aus.
Und die höheren Lohn- und Warenkosten im Inland?
Ja, die kommen noch dazu! Ein weiteres Problem, das mir zu schaffen macht: der schweizerische Perfektionismus. Bauen Sie mal ein Hotel
um! Reglemente, Gesetze, Auflagen, Bestimmungen, Einwände, Denkmalschutz, Feuerpolizei …
Sie glauben gar nicht, welch enorme Dimensionen
die helvetische Bürokratie inzwischen angenommen hat. Und die Folge: massiv höhere Kosten.
Mit all den Auflagen und Schikanen erschweren
wir uns das Leben – ja, wir beeinträchtigen damit
auch unsere internationale Konkurrenzfähigkeit.
Und trotzdem glauben Sie an den Standort Schweiz?
Das Image der Schweiz ist weltweit immer noch
hervorragend. Viele Länder möchten so sein, wie
die Schweiz. Sie bewundern uns, auch wenn sie
uns attackieren. Man schätzt unsere Tugenden
und Werte: Sicherheit, Stabilität, Zuverlässigkeit.
Und genau das schätzen auch unsere Hotelgäste.
Warum investieren denn ausländische Unternehmer und Financiers Millionen oder sogar Milliarden in Schweizer Immobilien und Hotels?
Sicher nicht wegen der Rentabilität.
Richtig. Das Risiko, sein Geld in der Schweiz zu
verlieren, ist eher gering.
Schweizer Luxushotels sind derzeit sehr begehrt.
Nochmals: Warum verkaufen Sie das VictoriaJungfrau in Interlaken nicht einem reichen Russen
oder Chinesen?
Ich wiederhole mich: Das ist derzeit für uns keine
Option.
Die Preise in der Hotellerie verändern sich täglich
oder gar stündlich wie auf einem arabischen
Bazar. Revenue Management lässt grüssen. Daneben
sprechen alle von der optimalen Zimmeraus­lastung.
Welcher ist denn aus Ihrer Optik der entscheidende
Faktor?
Ganz sicher nicht die Auslastung! Entscheidend
ist die Frage: Wie hoch ist der RevPar? Die Kunst
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in der Hotellerie besteht darin,
einen möglichst hohen RevPar
zu erzielen. Ich habe heute
Abend 105 Zimmer. Wie viele
von denen verkaufe ich zum
bestmöglichen Preis? Um das
geht es! Diese Regel gilt übrigens für alle Hotels. Natürlich
kann ich mein Hotel zu hundert Prozent auslasten, wenn
ich die Zimmer für 90 Franken
verkaufe.
Wie lautet die aktuelle Preis­
strategie der Victoria-Jungfrau
Collection?
Revenue Management ist für
uns eine Selbstverständlichkeit. Die meisten Luxushotels
machen das. Ich könnte Ihnen
auch sagen: Ja, wir halten an
der Rack Rate fest. Einige glaubten das, die meisten aber würden schmunzeln. Die Gäste sind
ja auch bereit, unterschiedliche
Preise zu bezahlen. So wie bei
den Airlines.
Einige Hotel-Finanzexperten
sagen, mit Luxushotellerie könne
man heute kein gutes Geld mehr
verdienen, die Renditen seien zu
tief. Was sagen Sie denen?
Zugegeben: Es ist derzeit
schwierig, gute Renditen zu
erzielen. Doch wir stecken in
einer Wirtschaftskrise! Schauen
Sie sich die Zahlen aus dem Jahr
2008 an – das war ein Rekordjahr. Die Hotels waren damals
nicht besser. Mit der Finanzkrise 2009 haben
sich die Marktverhältnisse schlagartig verschlechtert.
Die Personal- und
Warenkosten gingen deswegen aber
nicht zurück. Im
Gegenteil.
Wie wollen Sie
dieser Krise, wie Sie sagen,
begegnen?
Wichtig sind Positionierung
und Qualität.
Wie lauten Ihre Prognosen für
2013? Die nationalen Konjunkturforscher gehen ja von einem
leichten Wachstum von 0,8 Prozent aus …
… Haben Sie die Zahlen des ersten Quartals 2013 mit den Zahlen des Vorjahres verglichen?
Ich glaube, auch 2013 wird ein
eher schwieriges Jahr, die Talsohle ist noch nicht erreicht.
zitat
Peter Bratschi (71), während 27
Jahren Präsident des Verwaltungsrates der Luxushotel-Gruppe VictoriaJunfgfrau, in der Zeitung «Der Bund»
vom 11. Mai 2013: «Ich hätte es vorgezogen, mit einem Schlussbouquet
bestehend aus Gewinn und Dividende
meine Amtszeit abzuschliessen. In
den vergangenen 27 Jahren haben wir denn auch in überwiegender Zahl Gewinne erzielt. Nur so war es möglich, in dieser
Zeitspanne über 200 Millionen Franken zu investieren, wobei
150 Millionen aus selbst erwirtschafteten Mitteln stammen.
Unsere Gesellschaft steht heute gesund da und weist eine
Eigenkapitalquote von über 50 Prozent auf. Das Potenzial für
die Zukunft ist auf diese Weise gesichert.»
persönlich
Wer ist Beat R. Sigg?
Beat Sigg ist seit 2010 Delegierter des Verwaltungsrates
der Victoria Jungfrau Collection und seit diesem
Frühjahr auch Präsident. Er ist der Nachfolger von Emanuel
Berger – Hotelier – , der die Collection aufgebaut hat.
Zudem hat er jetzt auch die Nachfolge im Präsidium von
Dr. Peter Bratschi, Anwalt aus Bern, angetreten. Sigg
ist derzeit auch noch Direktor des zur Gruppe gehörenden
Hotels Eden au Lac in Zürich. Er war mehr als 12 Jahre in
internationalen Hotelunternehmen tätig, bevor er nach
der Leitung des Zürcher Widder-Hotels – 1994 bis 2001 –
CEO der Dolder Hotel AG wurde. Dabei zeichnete er bis Ende
2006 für die Planung des umfassenden Neu- und Umbaus
des Dolder Grand verantwortlich.
[email protected]
in den Kettenhotels ist
vieles standardisiert. das hat
mit Luxus wenig zu tun.
Doch wer seinen Job gut macht, wird auch 2013
überleben.
Wie kann ich als Hotelier diese schwierige
Zeit überstehen?
Setzen Sie auf Qualität. Kooperieren Sie mit Partnern in ihrem Umfeld. Gehen Sie auf Ihre Gäste
ein. Bieten Sie Mehrwert. Fördern Sie Ihre Mitarbeiter. Lancieren Sie neue Produkte und Serviceleistungen. Überprüfen Sie laufend die Kosten. Ich glaube, so kommen Sie gut über die
Runde.
Beat Sigg, vielen Dank für das Gespräch!
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H

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