Januar: Alkoholkonsum bei Jugendlichen

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Januar: Alkoholkonsum bei Jugendlichen
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T H E M A D E S M O N AT S :
Alkoholkonsum bei Jugendlichen:
Gruppenzwang, Lifestyle und Stressbewältigung
Zechen ist hip, Alkoholwerbung ist cool: Die »Generation Alkohol« trinkt
mehr als jede andere vor ihr. Studien zeigen, dass Werbung für Schnaps, Bier
und Co. tatsächlich wirkt und auch Schulstress dazu führt, dass Jugendliche
mehr Alkohol konsumieren.
A R B E I T S B L ÄT T E R I M J A N UA R 2 0 1 3
In Zusammenarbeit mit:
2 Einleitung: Thema und Lernziele
3 Arbeitsblatt 1: Generation Alkohol
6 Arbeitsblatt 2: Alkoholwerbung wirkt
9 Ausgewählte Internetquellen zum Thema
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01/2013 Alkoholkonsum
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Inhalt
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Einleitung: Thema und Lernziele
Abstürze, Unfälle, Alkoholvergiftungen: Immer wieder gelangen Nachrichten über jugendliche Flatrateund Komasäufer in die Öffentlichkeit. Dabei steht für die politische Bildung die Frage im Vordergrund,
wie die Gesellschaft auf das Phänomen der jugendlichen Trinker reagieren sollte. Projekte zu einem
vernünftigen Umgang mit Alkohol gehören mittlerweile zum Standard der Drogenprävention an den
Schulen. Doch erreichen diese Botschaften die Jugendlichen überhaupt noch? Jugendliche als Betroffene sind aufgerufen, ihr Trinkverhalten zu reflektieren und als Zielgruppe Auskunft über die diskutierten
Maßnahmen zu geben.
Sobald neue Studien zum Trinkverhalten von Jugendlichen publiziert werden oder Medien über besonders krasse Fälle von Alkoholmissbrauch berichten, flammen auch die Verbotsdebatten wieder auf:
Stärkere Kontrollen, alkoholfreie Zonen in der Öffentlichkeit oder ein Verbot von Alkoholwerbung sind
die gängigsten Vorschläge. Dabei halten sich Verbotsbefürworter und -gegner ungefähr die Waage. Eine
Studie im Auftrag der DAK-Gesundheit, durchgeführt vom Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel, belegt: Es gibt eine deutliche Korrelation zwischen Alkoholwerbung und Trinkverhalten.
Offen bleibt, welche Folgen man aus dieser Erkenntnis ziehen sollte. Eine weitere Studie im Auftrag der
DAK-Gesundheit, durchgeführt von der Leuphana Universität Lüneburg, weist zudem einen Zusammenhang zwischen Schulstress und Alkoholkonsum bei Jugendlichen nach – zumindest bei Gymnasiasten.
Saufen wegen G 8? Das wäre zu einfach: Die Suche nach den Trinkmotiven der Jugendlichen und nach
den sozialen Mechanismen beim Alkoholkonsum gestaltet sich schwierig. Ebenso spannend bleibt die
Frage nach dem richtigen Rezept, wie Jugendliche einen selbstbestimmten Umgang mit der gesellschaftlich akzeptierten – und bisweilen auch völlig verharmlosten – Droge Alkohol lernen können.
In Arbeitsblatt 1 beschäftigen sich die Schüler mit der »Generation Alkohol«: »Wer nicht saufen will,
ist ein uncooler Spießer.« Den Artikel begleiten Daten und Fakten aus den Umfrageergebnissen zum
Alkoholkonsum von Jugendlichen. Die Schüler werden aufgerufen, die Einstellung zu Alkohol im persönlichen Umfeld zu reflektieren. Sie erkennen eigene und soziale Handlungsmuster und entwickeln als
Projektarbeit eine Unterrichtseinheit zur Alkoholmissbrauchsprävention.
Arbeitsblatt 2 richtet den Fokus auf die Alkoholwerbung. Die Schüler protokollieren ihre alltäglichen
Begegnungen mit Werbung für Alkoholika und analysieren entsprechende Reklamespots zur Wirkung
auf ihre Altersgruppe. In einer Pro-und-Kontra-Debatte recherchieren sie Argumente für oder gegen
ein Verbot von Alkoholwerbung und stellen in einer Podiumsdiskussion die Standpunkte verschiedener
Interessengruppen vor.
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Einleitung
01/2013 Alkoholkonsum
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Arbeitsblatt 1: Generation Alkohol
Wer als Jugendlicher nicht saufen will, gilt als Außenseiter und Spießer. Da helfen nur bessere
Kontrollen und strengere Eltern, schreibt der 20-jährige ZEIT-Leser Amadeus Ulrich.
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Meine Generation hat viele Namen: Generation doof, Generation sorglos, Generation Internet, Generation dick.
Diese Bezeichnungen mögen alle mehr oder weniger zutreffen. Doch in Wahrheit ist diese Generation vor allem eins:
die Generation Alkohol.
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Für viele Jugendliche in meinem Alter gehört es zu einem gelungenen Wochenende dazu, sich hemmungslos zu
betrinken – Saufgelage, Komasaufen, Flatratepartys. Wenn ich zu einer Feier gehe, dann werde ich gefragt: »Bock zu
saufen?« Wenn ich verneine, bin ich ein Spießer, ein Außenseiter, der nicht cool genug ist, sich die Kante zu geben.
Unter den meisten Jugendlichen gilt derjenige als Sonderfall, der sich noch nie wegen zu starken Alkoholkonsums
übergeben musste.
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Ob das meiner Generation peinlich ist? Auf keinen Fall! Bei Facebook und anderen Sozialen Netzwerken werden
Fotos veröffentlicht, auf denen betrunkene Jugendliche auf dem Boden liegen und mit Filzstift angemalt wurden.
Viele veröffentlichen ihre eigenen Bilder, um zu zeigen, dass sie dazugehören, ein Teil des Ganzen sind und gestern
wieder so was von besoffen waren.
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Die traurige Wahrheit ist, dass sich in Deutschland in den vergangenen zwanzig Jahren die Zahl der Jugendlichen, die
wegen Alkoholmissbrauchs in eine Klinik eingewiesen wurden, verdoppelt hat. Das liegt nicht daran, dass es heute
mehr Alkohol gäbe als früher. Unsere Gesellschaft hat sich verändert. Zu viele Eltern zeigen ihren Kindern zu wenige
Grenzen auf. Viel zu leicht gelangen Jugendliche trotz verschärfter Gesetze immer noch an harten Alkohol.
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Warum greifen Jugendliche so gern zur Flasche? Weil sie dazugehören, sich vom Elternhaus lösen und die Schwierigkeiten und Probleme des Alltags für kurze Zeit vergessen wollen. Sie müssen aufgrund von G 8 und aufgrund des
Bologna-Prozesses in viel weniger Zeit viel mehr leisten und lernen als jemals zuvor. Sie sollen so schnell wie möglich
ihr Abitur machen, dann direkt studieren und zwischendurch am besten noch zahlreiche Praktika absolvieren. Viele
sind diesem Druck nicht gewachsen. Auch deswegen trinken sie. Alkohol als Treibstoff des Spaßes, als Kompensationsmittel, als Betäubung. Und was sagen die Eltern? »So ist die Jugend nun einmal.«
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Alkohol ist eine in der Gesellschaft anerkannte Droge, die gerade bei jungen Menschen verheerende Folgen haben
kann. Denn sie greift das sich noch entwickelnde zentrale Nervensystem an und verursacht dadurch lebenslange
Schäden. Der Umgang mit der Gesellschaftsdroge muss gelernt sein. Es braucht wirksamere Kontrollen und strengere, konsequentere Eltern, die ihren Kindern früh deutlich machen, wie gefährlich der Alkoholkonsum sein kann,
und mit gutem Beispiel vorangehen.
Amadeus Ulrich, ZEIT ONLINE-Leserartikel, 15.11.2011, http://www.zeit.de/gesellschaft/2011-11/leserartikel-jugendliche-alkohol
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Arbeitsblatt 1
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Studie: 40 Prozent der Schüler trinken sich in den Rausch
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Alkohol bis zum Abwinken: Viele Jugendliche trinken mindestens fünf Gläser Bier, Schnaps oder Mixgetränke direkt
hintereinander. An diesem sogenannten Rauschtrinken beteiligen sich nach einer Studie der DAK-Gesundheit in
Zusammenarbeit mit der Leuphana Universität 43 Prozent der Schüler mindestens einmal monatlich. Ein Drittel
dieser Schüler stürzt sogar dreimal oder öfter im Monat ab. Bei den 15-Jährigen bekennt sich jeder Zweite zum
Rauschtrinken, obwohl diese Altersgruppe laut Jugendschutzgesetz noch gar keinen Alkohol konsumieren dürfte.
Ab 16 Jahren steigt der Anteil der Rauschtrinker auf mehr als 60 Prozent. Laut Studie haben fast zwei Drittel aller
Schüler zwischen zehn und 18 Jahren schon Alkohol getrunken. Das Einstiegsalter liegt häufig bei zwölf Jahren. 37
Prozent aller Befragten greifen mindestens einmal pro Woche zu Bier oder Wein. Zehn Prozent der zwölfjährigen
Jungen geben an, dass sie bereits wöchentlich trinken. Während die Mädchen meistens Mixgetränke wählen, greifen
die Jungen öfter zum Bier. Da Alkohol schon bei vielen jungen Schülern zum Alltag gehöre, sei die Schule neben der
Familie der beste Ort, um mit einer frühzeitigen Suchtprävention zu beginnen, rät die DAK-Gesundheit. Ziel sei die
Alkoholabstinenz bei den unter 16-Jährigen. Bei den älteren Jugendlichen gehe es vor allem um den bewussten und
selbstbestimmten Umgang mit Alkohol.
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Je nach Schulform unterscheidet sich der Alkoholkonsum. An Haupt-, Real- und Regionalen Schulen gibt jeder
vierte Schüler an, regelmäßig zu trinken. Bei den Gymnasiasten ist es jeder Dritte. Ein Risikofaktor sei dabei der
erlebte Schulstress. An Gymnasien geben 46 Prozent der regelmäßigen Alkoholkonsumenten an, dass sie unter einem
»hohen Leistungsdruck« stehen. Bei den anderen Schulformen bestehe dieser Zusammenhang nicht. Auch andere
Schulvariablen beeinflussen das Konsumverhalten: Jungen und Mädchen, die mit ihren eigenen Schulleistungen
unzufrieden sind oder keine Lust auf Schule haben, trinken deutlich öfter Alkohol.
DAK-Leuphana-Studie: »Alkoholkonsum von Schülerinnen und Schülern. Konsumgewohnheiten und Einflussfaktoren«,
11.10.2010, http://bit.ly/O2nSwG, Zusammenfassung: http://bit.ly/RHgIQy
Aufgaben:
1. Einstieg: Das eigene Umfeld reflektieren
a) Nehmen Sie Stellung zu folgendem Zitat aus dem Beitrag. Inwiefern können Sie die Erfahrungen
des Autors bestätigen?
»Wenn ich zu einer Feier gehe, dann werde ich gefragt: ›Bock zu saufen?‹ Wenn ich verneine, bin ich
ein Spießer, ein Außenseiter, der nicht cool genug ist, sich die Kante zu geben.«
b) Beschreiben Sie den Umgang mit Alkohol in Ihrem Facebook-Freundeskreis:
• Inwiefern wird offen über Alkoholmissbrauch geredet?
• Ist Komasaufen »in« oder eher geächtet?
• Wird über mögliche negative Folgen diskutiert?
2. Das Textverständnis klären
Fassen Sie die Kernaussage des Kommentars von Amadeus Ulrich zusammen.
Differenzieren Sie dabei nach
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der Einstellung der Jugendlichen zum Alkohol,
Motiven, Alkohol zu trinken, und
der im Kommentar geäußerten Kritik.
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Arbeitsblatt 1
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3. Selbstreflexion: Alkohol und Schulstress
Sowohl der Autor des ZEIT-ONLINE-Artikels als auch die DAK-Leuphana-Studie sehen einen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Leistungsdruck an Gymnasien. Diskutieren Sie Ihre
eigenen Erfahrungen: Inwiefern dient Ihnen Alkohol als Ventil, mit Leistungsdruck und Schulstress
fertigzuwerden? Ist der Hinweis auf Schulstress realistisch oder möglicherweise ein vorgeschobenes Motiv?
4. Eigene Handlungsmuster erkennen
Inwiefern erleben Sie einen Gruppenzwang zum Alkoholtrinken? Sammeln Sie selbst erlebte Situationen, in denen Jugendliche unter Druck geraten können.
5. Umfrage und Theoriebildung
Konzipieren Sie einen Fragebogen zum Alkoholkonsum für Ihre Schule. Ihr Ziel ist, Daten und Fakten zur Alkoholmenge in Abhängigkeit zum Alter zu erheben. Außerdem sollten Gründe für den
Alkoholkonsum ermittelt werden.
Führen Sie die Umfrage an der Schule durch, und werten Sie diese aus. Halten Sie die Kernaussagen Ihrer Umfrage schriftlich fest, ziehen Sie ein Fazit, und arbeiten Sie heraus, inwiefern sich Ihre
mit den Ergebnissen der DAK-Leuphana-Studie decken.
Achten Sie bei der Umfrage unbedingt streng auf Anonymität!
5. Projekt: Lösungsansätze erarbeiten
Experten der DAK-Gesundheit und der Leuphana Universität haben in der zitierten Studie Empfehlungen ausgesprochen, mit welchen Zielen Alkoholmissbrauch im Schulunterricht thematisiert
werden könnte.
Konzipieren Sie in Gruppenarbeit eine entsprechende Unterrichtseinheit zum Thema Alkoholmissbrauch bzw. verantwortungsvoller Alkoholkonsum. Sie müssen nicht alle Aspekte abdecken, es ist
auch möglich, sich auf einen inhaltlichen oder didaktischen Schwerpunkt zu konzentrieren.
Gehen Sie hierfür in folgenden Schritten vor:
•
Formulieren Sie Lerninhalte: Welche Befähigungen, welches Wissen, welche Einsichten wollen
Sie vermitteln?
•
Skizzieren Sie die Methode, mit der Sie arbeiten wollen, z. B. Textarbeit, (Experten-)Vortrag,
Theaterstück, handlungsorientierter Unterricht, Abschreckung, Selbsterfahrung, künstlerische
Umsetzung, Umfragen etc.
•
Skizzieren Sie anschließend den Unterrichtsverlauf
•
Halten Sie fest, wie Sie abschließend mit den Ergebnissen aus Ihrem Präventionsunterricht
umgehen möchten (z. B. Ausstellung, schriftliche Fixierung, Erfahrungsbericht etc. )
Präsentieren Sie anschließend Ihre Unterrichtseinheit. Wählen Sie aus den Präsentationen ein
Konzept aus, das Sie gemeinsam ausarbeiten und dann auch umsetzen.
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Arbeitsblatt 1
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Arbeitsblatt 2: Alkoholwerbung wirkt
Eine Studie zeigt, dass Kinder und Jugendliche, die häufig Alkoholwerbung sehen, mehr trinken.
Suchtexperten fordern, über ein Werbeverbot nachzudenken.
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Wir sollten mal wieder über ein Verbot nachdenken – ein Werbeverbot für Alkohol, meinen Psychologen und Suchtexperten. Denn Alkohol bleibt ein Problem für Jugendliche, auch wenn sie insgesamt weniger trinken als früher.
Der jüngste Drogenbericht hat jedoch erneut gezeigt, dass jeder fünfte Jugendliche sich regelmäßig exzessiv besäuft.
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Eine Studie im Auftrag der DAK-Gesundheit, durchgeführt vom Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung
in Kiel, kommt nun zu dem Ergebnis, dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen Alkoholwerbung und dem
Alkoholkonsum junger Menschen gibt. Danach haben mehr als 80 Prozent der Jungen und Mädchen, die keine solche Werbung kennen, auch noch nie Alkohol getrunken. Dagegen haben mehr als 90 Prozent derjenigen, die jeden
der vorgelegten Werbespots oder jedes der Plakate für Bier, Schnaps oder Wodka häufiger als zehnmal gesehen hatten,
bereits entsprechende Getränke konsumiert.
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3.400 Schüler im Alter von 10 bis 17 Jahren aus 174 Schulen wurden für die Untersuchung befragt. Nur 1,5 Prozent
von ihnen gaben an, noch nie eine der in der Befragung gezeigten Alkoholwerbungen gesehen zu haben. Fast alle
kannten mindestens eines der gezeigten Motive. Darüber hinaus kam – ebenfalls kaum überraschend – heraus, dass
Jungen häufiger und mehr Alkohol trinken als Mädchen. Und sie überschreiten dabei öfter ihre Grenzen. Gleichzeitig nehmen die Jungen Alkoholwerbung stärker wahr als Mädchen. Sie erkannten sie häufiger wieder und erinnerten
sich besser an die Markennamen. Die Forscher haben den Jugendlichen zur Kontrolle auch Werbung für Handys und
Süßigkeiten gezeigt. Hier war ein Zusammenhang kaum zu sehen.
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Einer der Autoren der Studie, der Psychologe Matthis Morgenstern, sagt, über die genaueren Gründe müsse noch
weiter geforscht werden. »Es hat offensichtlich nichts damit zu tun, dass Jungen grundsätzlich interessierter an Werbung sind oder gar ein besseres Gedächtnis für Markennamen hätten.« Vielleicht sprächen bestimmte Werbeformen,
etwa im Zusammenhang mit Sport, sie nur besonders an.
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Die Werbeindustrie hat das offensichtlich erkannt, denn inzwischen werden Spots und Plakate veröffentlicht, die
besonders auf Mädchen zielen. Diese Lücke möchten die Hersteller gerne noch schließen.
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Diejenigen, die am meisten Werbung für Alkoholika kennen, neigen auch doppelt so oft zum sogenannten Komasaufen. Dabei wurde danach gefragt, wer bei einer Gelegenheit schon einmal fünf oder mehr alkoholische Getränke
getrunken hatte. Die Ergebnisse könnten auch so interpretiert werden: Die Jugendlichen, die viel trinken, identifizieren sich erst infolgedessen auch mit der Werbung Rum trinkender Partygänger unter Palmen.
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Morgenstern sagt dazu: »Kausale Zusammenhänge sind letztlich nicht mit einer einzigen Studie direkt nachzuweisen,
sondern werden durch Daten unterfüttert oder eben auf Dauer widerlegt.« Immerhin konnten die Autoren eine Reihe von Alternativerklärungen in der Studie ausräumen. So konnte bei den Befragten der Zusammenhang mit einem
erhöhten TV-Konsum, einem besonders hohen Alkoholkonsum im Elternhaus oder einem stärkeren Kontakt zu
Alkohol trinkenden Freunden ausgeschlossen werden. Das spricht dafür, dass die Alkoholwerbung tatsächlich einen
Einfluss hat.
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Würde also ein Werbeverbot die Probleme lösen oder zumindest verringern? Auch Matthis Morgenstern räumt ein:
»Freilich wäre es zu weit gegriffen, Werbung für Alkohol als größten oder gar alleinigen Faktor für die Verbreitung
von Alkohol unter Jugendlichen verantwortlich machen zu wollen. Sie leistet jedoch sicher ihren eigenen Beitrag zur
individuellen Alkoholsozialisation.«
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Weniger Werbung würde jedenfalls dafür sorgen, dass die Jugendlichen nicht mit so vielen positiven Assoziationen zum
Alkohol versorgt würden. Dass Alkohol in unserem Alltag als normal gilt, liegt natürlich nicht nur an der Werbung –
doch sie trägt dazu bei, meint Morgenstern. Auch zum Komasaufen: »Sofern man davon ausgeht, dass hier auch der
Wunsch nach sozialem Erfolg eine Rolle spielt, kommen ebenfalls wieder Werbeeffekte ins Spiel.«
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Sicher ist allerdings: Ein isoliertes Verbot auszusprechen wird kaum nützen. Zur Prävention sollte noch anderes hinzukommen. Morgenstern sagt: »Zu einem vernünftigen Maßnahmenbündel gehören nicht nur Verbote. Preiserhöhungen
zeigen Wirkung, was man gut am Beispiel der Alcopopsteuer veranschaulichen kann.« In Baden-Württemberg will man
es jetzt mit nächtlichen Alkoholkaufverboten versuchen. Aber um Jugendliche wirklich zum Umdenken zu bewegen,
sind natürlich auch Informations- und Erziehungsmaßnahmen notwendig.
Parvin Sadigh, ZEIT ONLINE, 14.05.2009, http://www.zeit.de/online/2009/20/alkohol-werbewirkung
Aufgaben:
1. Fragen zum Textverständnis
Kreuzen Sie die richtigen Aussagen an, und ergänzen Sie ggf. die korrekten Daten.
20 Prozent aller Jugendlichen betrinken sich regelmäßig.
q
richtig
q falsch
Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Alkoholwerbung und
Alkoholkonsum bei jungen Menschen.
q
richtig
q falsch
50 Prozent aller Jungen und Mädchen, die keine Alkoholwerbung
kennen, haben auch noch nie Alkohol getrunken.
q
richtig
q falsch
Nur jeder Zehnte, der Alkoholwerbung kennt, trinkt keinen Alkohol.
q
richtig
q falsch
Der Alkoholkonsum von Jungen und Mädchen ist in etwa gleich.
q
richtig
q falsch
Die Versuchspersonen, die die meisten Spots für Alkoholika kannten, neigten doppelt so häufig zum Komasaufen.
q
richtig
q falsch
Werbung mit Rum trinkenden Partygängern unter Palmen schafft
insbesondere für Mädchen Identifikationsfiguren.
q
richtig
q falsch
Alkoholkonsum von Jugendlichen korreliert nicht mit erhöhtem
TV-Konsum, hohem Alkoholkonsum im Elternhaus oder Kontakt
zu Alkohol trinkenden Freunden.
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richtig
q falsch
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2. Alkoholwerbung im Alltag wahrnehmen
Schätzen Sie, wie oft Ihnen Alkoholwerbung an einem normalen Tag in Ihrem Leben »zufällig«
begegnet. Verifizieren Sie dann Ihre Schätzung: Führen Sie einen Tag lang ein Notizbuch mit, und
notieren Sie in einer Art »Reklametagebuch« jede Konfrontation mit Alkoholwerbung: auf Plakaten, im Fernsehen oder Radio, beim Surfen im Internet etc.
Halten Sie die Art und den Ort der Werbung fest und auch die Marke, für die geworben wird.
3. Medienanalyse: Alkoholwerbung und Anti-Alkohol-Spots
a) Recherchieren Sie in Gruppenarbeit beliebige TV-Spots, Plakatwerbung oder Internetauftritte
mit Alkoholwerbung, und analysieren Sie die Spots, bzw. Internetauftritte. Beantworten Sie hierfür folgende Fragen:
- Inwiefern werden in der Werbung positive Identifikationsfiguren geschaffen? Beschreiben Sie
entsprechende Charaktere.
- Gibt es Hinweise dafür, dass die Alkoholwerbung in besonderem Maße Jugendliche ansprechen soll (Alter der gezeigten Personen, Musik, Slogans, Lifestyle etc.)?
- Welche positiven Assoziationen werden durch die Werbung geweckt?
- Wie kommt die Werbung generell bei Ihnen an? Benennen Sie positive und negative Aspekte.
b) Gehen Sie analog vor wie bei Aufgabe a), analysieren Sie jedoch nun Anti-Alkohol-Spots. Passen
Sie hierfür die Leitfragen an.
Präsentieren Sie zum Abschluss Ihre Arbeitsergebnisse, und diskutieren Sie über folgende Punkte:
- Was macht die Botschaft in Ihren Augen glaubwürdig und überzeugend?
- Gibt es Konzepte, die bei Ihnen eher eine »Jetzt erst recht-Stimmung« erzeugen?
- Welche Voraussetzungen sollte ein guter Präventionsspot erfüllen, um von Jugendlichen angenommen zu werden?
4. Informationsgewinnung
Recherchieren Sie, welche unterschiedlichen Maßnahmen diskutiert werden, um übermäßigen
Alkoholkonsum bei Jugendlichen zu reduzieren. Sammeln Sie Beispiele, sortieren Sie diese in Kategorien, und entwerfen Sie ein Schaubild, das hierüber informiert.
5. Einen Perspektivwechsel vornehmen: Pro-und-Kontra-Debatte
Soll man Werbung für Alkohol verbieten? Führen Sie eine Podiumsdebatte durch, die verschiedene
Interessengruppen repräsentiert. Recherchieren Sie hierfür in Gruppenarbeit Pro- bzw. KontraArgumente für die unterschiedlichen Standpunkte, und wählen Sie jeweils einen Sprecher für die
Diskussionsrunde aus.
Teilnehmer:
- ein Vertreter der Alkoholindustrie
- zwei Jugendliche mit unterschiedlichen Standpunkten zum Thema
- ein Vertreter einer Initiative zur Alkoholmissbrauchsprävention
- ein ehemaliger, inzwischen trockener Alkoholiker
- ein Vertreter einer Elterninitiative gegen Drogenmissbrauch
- ein Arzt/Psychologe, der Fälle von Alkoholmissbrauch behandelt
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Ausgewählte Internetquellen zum Thema
ZEIT ONLINE: Freibier im Unterricht
http://www.zeit.de/2012/02/C-Schueler-Alkohol
ZEIT ONLINE: Alkoholwerbung – wer denkt an die Schäden?
http://www.zeit.de/online/2009/20/alkoholwerbung-contra
Im Suff der Karibik
http://www.zeit.de/online/2009/20/alkoholwerbung-pro
Gemeinsam gesunde Schule entwickeln: Alkoholkonsum von Schülerinnen und Schülern
http://www.gemeinsam-gesunde-schule-entwickeln.de/studien.html, http://bit.ly/O2nSwG
DAK: Jugendliche und Alkoholwerbung – Einfluss der Werbung auf Einstellung und Verhalten
http://www.presse.dak.de > »Jugendliche und Alkoholwerbung«, http://0cn.de/v0p6
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen eV.: Jahrbuch Sucht 2012
http://www.dhs.de/publikationen/jahrbuch-sucht.html
Recherchelinks zu Arbeitsblatt 2, Aufgabe 3
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: »Alkohol? Kenn dein Limit«
https://www.kenn-dein-limit.info/mediathek.html
20 Minuten Online: Die besten Anti-Alkohol-Spots der Welt
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/Die-besten-Anti-Alkohol-Spots-der-Welt-31951198
Aktuelle Unterrichtsmaterialien 2012/13 - gratis für Lehrer
Die Unterrichtsmaterialien »Medienkunde« und »Abitur, und was dann?«
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Impressum:
Projektleitung: Annika Theuerkauff, Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG
Projektassistenz: Nele Tonn, Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG
Didaktisches Konzept und Arbeitsaufträge: Susanne Patzelt, Wissen beflügelt
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