Starke Männer, schöne Frauen

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Starke Männer, schöne Frauen
Starke Männer, schöne Frauen
Japanische Farbholzschnitte von 1835–1898
Sonderausstellung vom 17. April – 18. September 2016
„Wir leben nur für den Augenblick, in dem wir die Pracht
des Mondlichts, des Schnees, der Kirschblüten und
bunten Ahornblätter bewundern. Wir genießen den Tag,
vom Wein erhitzt ohne uns von der Armut, die uns ins
Gesicht starrt, ernüchtern zu lassen. In diesem Dahintreiben – gleich einem Kürbis, den die Strömung des Flusses
fortträgt – lassen wir uns keinen Augenblick entmutigen.
Das ist es, was man die fließende, vergängliche Welt
nennt.“ Dieser Text aus den „Erzählungen aus der flüchtigen Welt“ von Asai Ryoi aus dem Jahr 1661 beschreibt
das Lebensgefühl der pessimistisch-melancholischen
Weltsicht buddhistischer Philosophie in Japan bis weit
ins 19. Jahrhundert hinein. Die streng hierarchische,
konfuzianische Ständegliederung mit dem Kaiser an der
Spitze weist Kaufleuten und Händlern einen der untersten Ränge zu. Möglich ist ein finanzieller, nicht aber
ein sozialer Aufstieg. Durch eine außergewöhnlich lange
Friedenszeit kommen Bürger und Kaufleute zu
Vermögen, die Grundlage für Kultur, Bildung und alle
möglichen Zerstreuungen. Mittelpunkt dieses Lebens
sind die Vergnügungsviertel. Innerhalb dieser abgeschlossenen Bezirke verwischen die sozialen Grenzen.
Für viele bedeuten die Kabuki-Theater, Teehäuser und die
„grünen Häuser“ das irdische Paradies.
Stadtmuseum Hornmoldhaus
Schauspieler, Ringer, Geishas und Kurtisanen werden zu
gefeierten Personen. Jetzt entstehen die Ukiyo-e, die
Bilder der fließenden, vergänglichen Welt. Ihre Themenvielfalt spiegelt den neuen Lebensstil, Modetrends und
die Vielfalt der bürgerlichen Lebenswelt wider: Die
Schönen der Nacht, die Stars der Bühne, Helden und
Schurken der Märchen und Sagen, Stationen berühmter
Straßen und immer wieder der Fujisan, der große heilige
Berg Japans Sinnbild für die Zuwendung der Götter.
Besuchen Sie auch unsere nächste Ausstellung:
All dem setzt die Meiji-Restauration 1868 ein jähes Ende.
Das gesellschaftliche System wird auf den Kopf gestellt.
Jetzt prägt das Streben nach Fortschritt westlicher
Prägung das Land.
Japan wird zum Land, das sich nach über 200 Jahren
Isolation aufmacht, eine gleichberechtigte Position unter
den großen Mächten der Welt einzunehmen, mit Folgen,
die niemand vorhersagen kann. „Starke Männer“ sind
nicht mehr die Sumoringer und Samurais, sondern die
Wirtschaftsbosse, die Militärs, die Politiker und der allmächtige Kaiser. „Schöne Frauen“, die berühmten
Kurtisanen, werden von „Geishagirls“ verdrängt.
Hauptstraße 57
74321 Bietigheim-Bissingen
Tel.: 07142/ 74 352 (Infotheke Museum)
Tel.: 07142/ 74 361, - 362 (Büro)
Fax. 07142/ 74 353
E-Mail: [email protected]
Im Ausland angeworbene Lehrer, Ärzte und Ingenieure
sollen den Neuaufbau vorantreiben. Manche von ihnen
propagieren oft mit westlicher Arroganz die Abschaffung
aller traditionellen Werte. „Starke Männer“ unter ihnen
sind jedoch von dieser fremden Kultur fasziniert und
fühlen sich in sie hinein, statt verachtend von oben auf
sie herabzuschauen. Als Freunde des Landes leben sie im
öffentlichen Gedächtnis Japans weiter. An einige wenige
erinnert man sich auch in ihrer Heimat.
Unsere Öffnungszeiten:
Di, Mi, Fr
13.45 – 17.45 Uhr
Do
13.45 – 19.45 Uhr
Sa, So, feiertags
10.45 - 17.45 Uhr
montags geschlossen
Eintritt frei
Gruppenführungen, Kindergeburtstage und weitere
kulturpädagogische Angebote nach Vereinbarung
„Hunde. Vom Wolf zum Schoßhund“.
2. Oktober 2016 – 17. April 2017
Starke Männer, schöne Frauen
Japanische Farbholzschnitte von 1835–1898
Sonderausstellung
17. April – 18. September 2016
Der Arzt Erwin Baelz, 1849 in Bietigheim geboren, geht
1876 als „O-yatoi gaikokujin“, als ehrenwerter ausländischer Kontraktarbeiter, nach Japan. Dort lehrt er als
Professor für Innere Medizin an der Medizinschule, die
seit 1877 als Medizinische Fakultät zur Universität Tokyo
gehört. Mehrfach verlängert er seinen ursprünglich auf
zwei Jahre ausgelegten Vertrag und bleibt – unterbrochen von einigen Aufenthalten in der Heimat – 29 Jahre
in Japan. Seit 1889 ist Baelz mit der medizinischen Versorgung des japanischen Kronprinzen betraut. Während
seines Aufenthaltes in Japan sammelt er sowohl privat
als auch im Auftrag des württembergischen Königs
japanische Kunst, um in seiner Heimat die Vielfalt und
Schönheit dieser fremden Kultur zu zeigen. Baelz gilt als
Wegbereiter der modernen Medizin in Japan und seine
wissenschaftlichen Arbeiten über die fernöstliche Badekultur wirken noch heute nach.
Die Ausstellung zeigt in Farbholzschnitten den Weg
Japans in die Moderne, den Erwin Baelz an vielen Stationen begleitet und mitgeformt hat. Es sind vor allem
Karikaturen von Utagawa Kuniyoshi (1798–1861) und
Kawanabe Kyosai (1868–1889), die diesen Weg kritisch
hinterfragen.
Es sind die Bilder der fließenden Welt.
Begleitprogramm:
Sonntag, 17. April, 11 Uhr:
Eröffnung der Sonderausstellung
im Ratssaal des Bietigheimer Rathauses, Marktplatz 8.
Sonntag, 22. Mai, 16 Uhr:
„Wie der Westen nach Japan kam“. Vortrag von
Gerhard Friedrich Philipp, Kurator der Ausstellung.
Veranstaltung anlässlich des Internationalen Museumstags.
Eintritt frei.
Dienstag, 7., 14. und 21. Juni, 9 – 11.30 Uhr:
Holzschnitt-Workshop für Erwachsene mit der
Bietigheimer Künstlerin Claudia Anders.
Teilnehmerbeitrag 60 €, Materialien nach Verbrauch,
Anmeldung erforderlich.
Donnerstag, 9. Juni, 19 Uhr:
Japanische Märchen
Die Ludwigsburger Märchenerzählerin Xenia Busam wird
musikalisch begleitet von Johannes Weigle.
Teilnehmerbeitrag inklusive Kaltgetränk 10 €,
Anmeldung erforderlich.
Samstag, 11. Juni, 19 Uhr:
Soiree + Suppe.
Ein besonderer Abend im Museum mit Aperitif,
Ausstellungsrundgang und Überraschungssuppe aus dem
HENRY’S gegenüber.
Teilnehmerbeitrag 10 €, Anmeldung erforderlich.
Mittwoch, 15. Juni, 10 Uhr:
Ausstellungsrundgang in der Reihe „Museum am Vormittag“
mit Maren Lippitz
Teilnehmerbeitrag 3 €, keine Anmeldung erforderlich.
und Erwachsene durch die Sonderausstellung.
Kombikarte 7 € für Erwachsene, 4 € für Kinder bis 12 Jahre.
Keine Anmeldung erforderlich.
Samstag, 17. September, 11 Uhr:
Führung durch die Sonderausstellung
Gerhard Friedrich Philipp, Kurator der Ausstellung.
Teilnehmerbeitrag 3 €, keine Anmeldung erforderlich.
Samstag, 18. Juni, 10 – 16 Uhr:
Linolschnitt-Workshop für Jugendliche (12 – 19 Jahre)
mit Patrizia Kränzlein.
Teilnehmerbeitrag inklusive Materialien: 10 €,
Anmeldung erforderlich.
Samstag, 25. Juni, 10 – 12 Uhr:
Kultur + Frühstück.
Gemeinsames Frühstück im HENRY’s,
anschließend parallele Führungen für Kinder
und Erwachsene durch die Sonderausstellung.
Kombikarte 7 € für Erwachsene, 4 € für Kinder bis 12 Jahre.
Keine Anmeldung erforderlich.
Samstag, 2. Juli, 10 – 18 Uhr:
Das Stadtmuseum Hornmoldhaus beteiligt sich mit
„Japanischen Impressionen“ am Kindertag der
Stadt Bietigheim-Bissingen (Stand auf der alten Enzbrücke).
Donnerstag, 14. Juli, 19 Uhr:
„Japan im 19. Jahrhundert.“
Ein Ausstellungsrundgang mit Regina Ille-Kopp.
Teilnehmerbeitrag 3 €, keine Anmeldung erforderlich.
Utagawa Kuniyoshi: „Wiederum das Frosch-Spiel“, 1847
Donnerstag, 21. und 28. April, 12. Mai, 18 – 20.30 Uhr:
Holzschnitt-Workshop für Erwachsene mit der
Bietigheimer Künstlerin Claudia Anders.
Teilnehmerbeitrag 60 €, Materialien nach Verbrauch,
Anmeldung erforderlich.
Dienstag, 2. August, 9 – 12 Uhr:
Gyotaku und andere Druckexperimente.
Workshop mit Maren Lippitz und Regina Ille-Kopp
für Kinder von 8 – 12 Jahre.
Teilnehmerbeitrag inkl. Getränk 8 €, Anmeldung erforderlich.
Donnerstag, 21. April, 19 Uhr:
Kulturpädagogische Einführung für LehrerInnen,
ErzieherInnen und LeiterInnen von Freitzeitgruppen mit
anschließendem Stehempfang.
Keine Anmeldung erforderlich, Eintritt frei.
Mittwoch, 11. Mai, 10 Uhr:
Ausstellungsrundgang in der Reihe „Museum am Vormittag“
mit Regina Ille-Kopp
Teilnehmerbeitrag 3 €, keine Anmeldung erforderlich.
Taiso Yoshitoshi: „9 Uhr am Vormittag“, 1880
Kawanabe Kyosai: „Die Höllenkurtisane, die das Spiel
der Skelette im Traum sieht“, 1874
Mittwoch, 31. August, 19 Uhr:
Spaziergang durch den Bietigheimer Japangarten anlässlich
des 103. Todestages von Erwin Baelz.
Anmeldung erforderlich, Eintritt frei.
Samstag, 17. September, 19 Uhr:
Soiree + Suppe.
Ein besonderer Abend mit Gerhard Friedrich Philipp
im Museum mit Aperitif, Ausstellungsrundgang und
Überraschungssuppe aus dem HENRY’S gegenüber.
Teilnehmerbeitrag 10 €, Anmeldung erforderlich.
Samstag, 10. September, 10 – 12 Uhr:
Kultur + Frühstück.
Gemeinsames Frühstück im HENRY’s,
anschließend parallele Führungen für Kinder
Sonntag, 18. September, 16 Uhr.
„Geishas, Dirnen, Kurtisanen“. Finissage-Vortrag mit
Gerhard Friedrich Philipp.
Keine Anmeldung erforderlich, Eintritt frei.