Schulerfolg trotz ADHS? Ein Vortrag von Dipl.
Transcription
Schulerfolg trotz ADHS? Ein Vortrag von Dipl.
Schulerfolg trotz ADHS? Ein Vortrag von Dipl.-Psych. Christian Struß beim 19. Forum KDS Die Kinder, um die es beim aktuellen Forum KDS ging, befinden sich in illustrer Gesellschaft: Albert Einstein, Pablo Picasso, Leonardo Da Vinci, Jules Verne, J. F. Kennedy, Sir Winston Churchill, John Lennon und Bing Crosby - alle genannten VIPs haben/hatten ein Problem mit ihnen gemein: ADHS Dieser Einstieg in das Thema des 19. Forum KDS mit Dipl.-Psych. Christian Struß - Arzt für Kinder- und Jugendmedizin - machte neugierig. Die in allen Medien immer wieder präsente Problematik sollte an diesem Abend gründlich beleuchtet werden und betroffenen Eltern Unterstützung bieten sowie Pädagogen besser informieren. Der Referent stellte die drei Typen von ADHS-Kindern vor und wies diese Fehlfunktion des menschlichen Körpers einer Stoffwechselkrankheit zu. Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist vererbt, beginnt bereits im Kindesalter und wird auch als Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom oder Hyperkinetische Störung (HKS) bezeichnet. Sie ist eine psychische Störung, die sich bei ca. 3-10% aller Kinder schon vor dem 6. Lebensjahr durch Probleme mit der Aufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität äußert. Die ADHS - übrigens seit über 100 Jahren bekannt - gilt heute als häufigste Ursache von schulischen Leistungsproblemen und Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Jungen sind merklich häufiger betroffen als Mädchen. Sie besteht bei 40–80 % der diagnostizierten Kinder auch nach der Pubertät fort und verwächst sich nicht. In einem Drittel der Fälle treten die Symptome auch noch im Erwachsenenalter auf. Für den Verlauf der weltweit anerkannten Krankheit und die individuelle Ausprägung spielen viele Faktoren und Umweltbedingungen, auch zum Beispiel die Unterrichtsqualität oder psychosoziale Einflüsse eine Rolle. Versagen in Schule oder Beruf sowie die Entwicklung von weiteren psychischen Störungen sind häufig und setzen Betroffene und ihre Angehörigen meist unter erheblichem Druck. Gewissensbisse und Erziehungsfehler der Eltern verstärken die Problematik, zu viele Computerspiele, Handystress und Bewegungsmangel ebenso. Ernährung und Freizeitverhalten sind weitere Kriterien. Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad, den jeweiligen Symptomen sowie dem Alter des Betroffenen. Bei der Behandlung versucht Christian Struß immer zunächst ohne Medikamente auszukommen, verteufelt aber keineswegs die Schulmedizin. Für schwere Fälle stellt sich die wohl dosierte, gut eingestellte Tablettengabe oft als ein Segen heraus. Es entsteht erwiesener Maßen keine Abhängigkeit oder Anfälligkeit für Drogen. Generell sieht der Vortragende die ADHS-Kinder als warmherzig, fantasievoll und hoch motiviert und interessiert an Dingen, die sie mögen. Leider gehen mit der Krankheit auch problematische Eigenschaften einher: extremer Bewegungsdrang, Unaufmerksamkeit und schlechtes Konzentrationsvermögen, Vergesslichkeit, Verträumtheit, schlechtes Kurzzeitgedächtnis, Zerstreutheit, Stimmungslabilität, oppositionelles Trotzverhalten, chaotische Organisation und Ordnung oder auch mangelndes Selbstwertgefühl, je nach ADHS-Typus. Andererseits werden diese Kinder im Alter nicht dick und bleiben lange gesund Christian Struß empfahl betroffenen Erziehungsberechtigten das Kind ergotherapeutisch behandeln zu lassen, einen strukturierten Tagesablauf einzuhalten, eventuell ein Elterncoaching zu nutzen und immer den Kontakt zum Arzt oder der Kinder - und Jugendpsychiatrie zu halten. Den Lehrern und Erziehern gab er mit, gelassen zu bleiben, persönlichen Kontakt herzustellen, auf die richtige Platzierung im Klassenraum zu achten, klare Regeln vorzugeben, den Unterricht abwechslungsreich zu gestalten, häufig zu loben und konsequent zu sein - alles Dinge, die auch für andere Schüler in der Klasse nützlich sein dürften. Die Eltern sollten bei allen Bemühungen um ihr Kind aber auch sich selbst und ihre Beziehung nicht vergessen. In der anschließenden Aussprache berichtete eine selbst von der Krankheit betroffene Mutter aus eigener Erfahrung über die vielfältigen Probleme und von der tollen Aufnahme ihres ADHS-Kindes in der KDS durch die vorbildlich bemühte Klassenlehrerin. Dipl.-Psych. Christian Struß empfand das als schönes Schlusswort und betonte, dass weniger Reden und mehr Handeln sowie das Hinter-den-MenschenSehen die beste Medizin gegen ADHS sei. Magic Johnson, Michael Jordan, Dustin Hofmann, Jim Carrey oder Bill Gates als ebenfalls Betroffene sehen das bestimmt genauso. (Schulleiterin Susanne Hofmann und Referent Christian Struß bei der Verabschiedung) Text und Fotos: Bernd Raacke