Wie Roboter unser Geld anlegen | KPMG Klardenker

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Wie Roboter unser Geld anlegen | KPMG Klardenker
Wie Roboter unser Geld anlegen
Keyfacts
- Den Trend gibt es seit 2014 in Deutschland
- Es gibt Viele Kooperationen und Übernahmen in diesem Bereich
- Die Menschen bleiben die wichtige Instanz
30. Mai 2016
Sind Roboter die besseren Finanzexperten? In Deutschland machen die sogenannten Robo
Advisor, die unter anderem von Vaamo, Scalable Capital oder easyfolio angeboten werden,
von sich reden, und die Anbieterzahl steigt von Tag zu Tag.
In den USA sind die digitalen Berater bereits länger bekannt. „Fox News“ fragte kürzlich in
einem Beitrag, ob die Robo Advisor tatsächlich vertrauenswürdig sind. Dennoch: Über
Großbritannien schwappte der Trend 2014 auch nach Deutschland.
„Nach ersten Feldversuchen von der Sutor Bank und Quirion in 2013, folgten mit Vaamo,
Easyfolio und Cashboard die ersten FinTech-Gründungen, die auch heute noch im Markt
tonangebend sind“, erklärt FinTech-Experte Sven Korschinowski zu den Entwicklungen.
Seit 2014 hat sich laut Korschinowski jedoch viel getan: Es gebe derzeit rund 46 FinTechs, die
1/5
sich mit Asset Management beschäftigen und Dienstleistungen für den deutschen Markt
entwickeln.
Gemeinsam in die neue Zeit
Die „New York Times“ berichtete unlängst über das Engagement der Schweizer Großbank UBS
bei den US-Amerikanern von SigFig. Das Start-up aus Kalifornien wird künftig digitale
Werkzeuge für die mehr als 7000 Finanzberater der Schweizer entwickeln.
Was im Markt möglich ist, zeigen die Auftragsbücher von SigFig. Diese waren nämlich offenbar
schon dem UBS-Einstieg voll. „Finews“ schreibt dazu, die US-Amerikaner würden bereits jetzt
die Vermögen von Millionen Menschen im Volumen von mehr als 400 Milliarden US-Dollar
überwachen.
„Ich denke, dass die Dynamik im Markt vorerst nicht abebben wird. Wir werden weitere
Kooperationen sehen. Gerade im Bereich Family Office und Vermögensverwaltung wird eifrig
an neuen Lösungen getüftelt. Dort sind auch das notwendige Kapital und ein hinreichend
großer Kundenstamm vorhanden, um Geschäftsmodelle schnell zu skalieren und profitabel zu
machen“, weiß Korschinowski weiter.
Der FinTech-Experte geht jedoch vorerst nicht davon aus, dass hierzulande ein Start-up einen
Senkrechtstart hinlegen wird. „Dafür ist Robo Advisory in Deutschland noch zu sehr Nische.
Aber wer weiß, Paypal oder 360T wurden anfangs auch nicht ernst genommen.“
276 Mio.
Euro wurden 2015 in Fintechs investiert.
Dazu gibt es einige weitere interessante Kooperationen: Das Unternehmen easyfolio ist seit der
Gründung im Jahr 2014 stark gewachsen – das traditionsreiche Privatbankhaus Hauck &
Aufhäuser hat das interessiert verfolgt und easyfolio jetzt komplett übernommen.
Cashboard arbeitet mit der Augsburger Aktienbank zusammen, Vaamo mit der Frankfurter
Fondsbank und Scalable Capital mit der Baader Bank.
Robo Advice für Kunden attraktiv
Vielen ist allerdings nicht klar, was Robo Advice eigentlich ist. Der Begriff bezeichnet einen
umfassenden Online-Service für die private Geldanlage mit dem Ziel, die Vermögensberatung
und –verwaltung zu vereinfachen und so für breitere Anlegerschichten zugänglich zu machen.
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„Das Konzept ist einfach, aber genial: Durch die intelligente Digitalisierung von Beratungs- und
Anlageprozessen werden Portfolios entsprechend des Anlageziels und der Risikogruppe eines
Investors mit ETF- und Indexfonds individuell bestückt. Es kann national und international
angelegt werden. Durch den hohen Grad der Automatisierung halten sich Kosten und
Zeitaufwand für die Portfoliopflege in Grenzen. Portfolios werden im Rahmen des Rebalancing
automatisch umgeschichtet, wenn die Anlageziele oder Risikomerkmale nicht länger
eingehalten werden“, beschreibt Korschinowski die Vorteile von Robo Advice.
Laut Korschinowski ist Robo Advice deshalb auch für alle Sparer interessant, die „ihr Geld
einfach, bequem und dennoch gewinnbringend anlegen wollen oder nicht die Zeit haben, sich
um die Finanzanlage selbst zu kümmern. Sparpläne gibt es schon ab fünf Euro monatlicher
Sparrate. Und da sich die Verwaltungskosten in bei Robo Advisory Grenzen halten, bleibt am
Ende auch Rendite übrig“, so Korschinowski weiter.
Es sei jedoch nicht so, dass die Maschinen die Menschen zur Anlage gar nicht mehr
benötigten, denn bei „FinTechs wie Vaamo stecken hinter den digitalen Prozessen Menschen“,
weiß Korschinowski weiter. Und weiter: „Diese Experten entwickeln die Anlagestrategien für
ihre Kunden. Der Roboter bleibt Gehilfe.“ Allerdings gibt es bei den Robo Advisern durchaus
Unterschiede, wie tief sie in die Wertschöpfungskette gehen.
Die Branchengrößen müssen sich wappnen
Korschinowski erklärt weiter, dass Robo Advice eine Kampfansage an die etablierten
Branchengrößen ist: „Privatbanken, Family Offices und Wealth Managern fällt es angesichts
magerer Zinsen immer schwerer, vernünftige Renditen bei akzeptablem Risiko zu
erwirtschaften. Zugleich drücken hohe Verwaltungsgebühren auf die Rendite der Anleger.
Robo Advice könnte daher eine kostengünstige und einfache Alternative sein.“
Redaktion: Moritz Ballerstädt
Zusammengefasst
»Das Konzept ist einfach, aber genial: Durch die intelligente Digitalisierung von Beratungs- und
Anlageprozessen werden Portfolios entsprechend des Anlageziels und der Risikogruppe eines
Investors mit ETF- und Indexfonds individuell bestückt.«
FinTechs sind in der Bankenwelt angekommen. Ein wichtiges Feld, das sie besetzen, ist die sogenannte
Robo Advisory. Seit 2014 ist der Trend auch in Deutschland besonders stark vertreten. Viele traditionelle
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Bankhäuser sind um Kooperationen bemüht oder planen Übernahmen.
Sven Korschinowski
Partner, Financial Service
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