Es darf auch mal affig werden
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Es darf auch mal affig werden
Es darf auch mal affig werden Das Orchester der Jugendmusik unterer rechter Zürichsee (Jumurz) startete mit zwei brillanten Konzerten im Gemeindesaal Zollikon ins neue Musikjahr. Birgit Schlieper «Blasmusik zum Beispiel ist einfach nicht sexy. Also müssen wir mit unserem Programm zeigen, was trotzdem alles möglich ist», erklärt Michael Glass, Präsident der Jugendmusik unterer rechter Zürichsee (Jumurz), anlässlich des Jahreskonzerts. Und es war viel möglich am Samstag und Sonntag im Gemeindesaal Zollikon. Den Auftakt machte der Nachwuchs, die sogenannten «Aspiranten». Gingen sie vorher noch im grossen Orchester unter, bekommen sie nun ihren eigenen kleinen Auftritt. Conrad Eckert, Tim Limacher, Nicolas Feige, Felix Bosshard, Laurin Berli, Julien Hermann und Sebastian Dold nahmen die Zuhörer mit auf eine Reise durch den Zoo. Es ging akustisch vorbei am Elefantengehege, man schwankte auf einem Wüstenschiff namens Kamel und es durfte auch so richtig affig werden. Mit sehr viel Applaus wurden die sichtlich erleichterten Aspiranten entlassen. Wie die «Kleinen», machten anschliessend auch die «Grossen» ihre Ansagen selbst. Sie nahmen die zahlreichen Zuhörer mit auf eine Reise von Island bis nach Kuba. Ihnen stand mit Christian Bachmann ein Dirigent vor, der mit seinem verschmitzten Lächeln und seiner Freude an Musik einfach alle mitreisst. Das Konzert startete mit dem «St. Louis Blues March» – einem Blues, Dirigent Christian Bachmann mit den Musikern der JUMURZ. der als Popsong Karriere gemacht hat. Die Musiker spielten auf den Punkt – und so fröhlich sie vor und nach dem Konzert waren: Auf der Bühne waren alle voll konzentriert. Von Queen bis Lloyd Webber Mit «Oregon» ging es im Anschluss durch die Landschaften Amerikas, und es zogen sofort Wild-West-Bilder zwischen «High Noon» und «Bonanza» vor dem inneren Auge auf. Die wurden abgelöst durch einen gewissen Tom Jones. «It’s not unusual» ist eigentlich sein Markenzeichen, doch auch das Jumurz traf den Ton genau. Die markige Stimme des Sängers wurde hervorragend durch die Posaunen ersetzt. Königlich verabschiedete sich das Orchester in die Pause, und zwar mit der «Bohemian Rhapsody» von Fred- die Mercury – dirigiert von Vize-Dirigent Werner Nussbaumer, der nicht nur mit dem Stab, sondern mit dem ganzen Körper dirigiert. Das Besondere an der Nummer: Sie beginnt schon als Hymne und steigert sich dann ins Epische. Die Musiker konnten sich in der Pause am selbst bestückten Kuchenbüffet stärken – so wie Besucher und Besucherinnen. Mit dem isländischen Popsong «Little Talks» ging es frisch weiter. Spannend wie die Instrumente im Dialog aufeinander reagierten. Eine enorme Klangfülle nahm im Anschluss den Gemeindesaal ein. Mit einer «Selection from Starlight Express» wurde Andrew Lloyd Webber gewürdigt. Wie anstrengend Musik aber auch sein kann, demonstrierten manche hochroten Köpfe in der Bläserabteilung. Während am Samstag- Foto: Birgit Schlieper abend Gastsolist Dominic Wunderli (Trompete) auftrat, ging es am Sonntag direkt mit dem Song «Chan Chan» vom Buena Viesta Social Club weiter. Es gab viel zu tun für die Percussionsabteilung. Und wer die Augen schloss, sah sofort die Palmen und den Strand und wollte am liebsten gleich nach dem Cuba libre greifen. Sämtliche Oktaven rauf und runter Mit dem Titel «Where Eagles Soar» zum grossen Finale hatte sich das Orchester die Latte sehr hoch gelegt. Es geht in den tiefsten Tonkeller, dann wieder ganz hoch, es wird laut und sofort danach ganz leise. Doch der begeisterte Applaus zeigte: Das Orchester hatte die Höhe genommen. Erst nach mehreren Zugaben durften die Musiker hinter die Bühne.