programm vive la france! 22 10 2012
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PROGRAMM VIVE LA FRANCE! 22 10 2012 VIVE LA FRANCE! / FESTSPIELHAUS ST. PÖLTEN Tonkünstler-Orchester Niederösterreich Vive la France! Montag 22. Oktober 2012 Festspielhaus St. Pölten Großer Saal, 19.30 Uhr Dauer: ca. 1 Std. 45 Min. (inkl. Pause) Einführungsgespräch mit Friederike Raderer Großer Saal, 18.30 Uhr Künstlerische Leitung: Joachim Schloemer VIVE LA FRANCE! Freitag 19. 10. 2012, 19.30 Uhr Musikverein Wien, Großer Saal 18.45 Uhr, Einführung im Metallenen Saal 1. Konzert im Zyklus «Sextett» Sonntag 21. 10. 2012, 16 Uhr Musikverein Wien, Großer Saal 15.15 Uhr, Einführung im Brahms-Saal 2. Konzert im Abonnement «Sonntag Nachmittag» Montag 22. 10. 2012, 19.30 Uhr Festspielhaus St. Pölten, Großer Saal 18.30 Uhr, Einführung im Großen Saal 2. Konzert im Abonnement «Tonkünstler Klassisch» 1 TONKÜNSTLER-ORCHESTER NIEDERÖSTERREICH STEPHEN HOUGH Klavier JUN MÄRKL Dirigent Gabriel Fauré (1845 – 1924) Pavane für Orchester fis-moll op. 50 (1887) Allegretto molto moderato Camille Saint-Saëns (1835 – 1921) Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 F-Dur op. 103 «Das Ägyptische» (1896) Allegro animato Andante Molto allegro PAUSE Claude Debussy (1862 – 1918) «Trois Images» für Orchester (1905-12) 1. Gigues. Modéré 2. Ibéria Par les rues et par les chemins. Assez animé – Les parfums de la nuit. Lent et rêveur – Le matin d’un jour de fête. Dans un rhythme de Marche lointaine, alerte et joyeuse 3. Rondes de printemps. Modérément animé Maurice Ravel (1875 – 1937) Boléro (1929) Tempo di Boléro, moderato assai Einführung: Friederike Raderer 2 Alla breve U nter dem Titel «Vive la France!» steht das heutige Konzert. Ein kurzer Blick verrät, dass zwar die Komponisten – Gabriel Fauré, Camille Saint-Saëns, Claude Debussy und Maurice Ravel – allesamt aus Frankreich stammen und in Frankreich gewirkt haben. Die Kompositionen der vier Herren, deren Lebensdaten sich teils großflächig überschneiden, verraten aber auch deutliche außerfranzösische Einflüsse. Der spanisch-italienische Schreittanz «Pavane» hat Fauré zu seinem vielleicht populärsten Musikstück inspiriert, ebenso geht Ravels Boléro auf einen spanischen Tanz zurück. Spanien spielt auch im dreiteiligen Mittelsatz «Ibéria» aus Debussys «Trois Images» eine titelgebende Rolle, während das sogenannte «Ägyptische» Klavierkonzert SaintSaëns’ seine Inspiration gleich im Beinamen trägt. Aus diesen wenigen Daten lässt sich nicht zuletzt eine große Ehrfurcht und Achtung vor anderen Kulturen ablesen – seien sie in Europa oder in der Ferne beheimatet. Vielleicht ist es auch gerade der universelle Anspruch der so unterschiedlichen französischen Musik wie der von Saint-Saëns und Debussy – der eine blieb der traditionellen Tonsprache des 19. Jahrhunderts verhaftet, der andere gilt als einer der wichtigsten Wegbereiter der Moderne –, die deren Schöpfer als große Humanisten nachwirken lässt. Nationalistische Tendenzen bleiben in der polyglotten Musik des heutigen Konzerts ausgespart: Vive la musique! 3 Werkeinführungen Gabriel Faurés bezaubernde, nur etwa sieben Minuten lange Pavane für Orchester entstand 1887. Fauré hatte das Stück ursprünglich nur für Orchester konzipiert und dabei eine herausragende Rolle für Flöte und Klarinette vorgesehen. Auf Bitten seiner Gönnerin Gräfin Greffulhe fügte er noch Chorpartien ein, die im wesentlichen den Part der genannten Soloinstrumente übernehmen. In dieser Form wurde das Werk ein Jahr später im Rahmen der Konzerte Lamoureux in Paris aufgeführt. Schließlich gestattete Fauré der Gräfin, sein Stück für eine Veranstaltung im Bois du Bologne am 21. Juli 1891 in dramatischem Zusammenhang zu verwenden. Da der Komponist die Chorstimmen jedoch nicht zwingend vorgesehen hat (ad libitum), wird die Pavane auch oft in der Ursprungsform, also als reines Orchesterwerk aufgeführt. Um es ein wenig unwissenschaftlich zu formulieren: Man muss beim Hören der Pavane eigentlich nur die Augen schließen, um sich in eine irreale Traumwelt oder die vergangene Zeit der französischen Belle Époque zu versetzen. Diese kurze Ära, die ungefähr von 1885 bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs 1914 andauerte, stellt eine der besten Phasen französischer Kultur dar, vor allem in der Malerei, aber auch in der Musik. Der gestiegene Lebensstandard erlaubte es dem gehobenen Bürgertum, im Schönen zu schwelgen. Dementsprechend ist die Musik der Belle Époque nur selten aufrüttelnd, sondern stattdessen voller melancholisch eingefärbter Poesie und zarter Wehmut. Ihre Wirkung ist die eines weichzeichnenden Gazeschleiers, der über inneren Bildern einer sonnendurchfluteten, idealen Natur liegt. Gabriel Faurés Pavane liefert hierzu den perfekten «Soundtrack». Er bedient sich dabei eines spanischen Tanzes gleichen Namens und dementsprechend gleitet die Komposition elegant wiegenden Schrittes über eine Reihe von harmonischen und melodischen Höhepunkten auf und ab. Auch nach dem Ende der Belle Époque blieb die Popularität der Pavane ungebrochen. 1917 wurde sie zum Standardrepertoire der Ballets Russes und erlebte seitdem ungezählte Bearbeitungen in jede nur denkbare Stilrichtung bis zum Pop. 4 Stellvertretend erwähnt seien hier nur die Versionen so unterschiedlicher Künstler wie Barbara Streisand, Branford Marsalis und Bobby McFerrin. Auch die britische BBC bediente sich der Pavane und schuf hieraus die Titelmelodie für ihre Berichte von der Fußball-Weltmeisterschaft 1998. Karin Martensen Camille Saint-Saëns war ein Multitalent. «Der Mann weiß alles, aber es mangelt ihm an Unerfahrenheit.» So pointiert urteilte einmal Hector Berlioz über seinen gut 30 Jahre jüngeren Kollegen Camille Saint-Saëns. Und tatsächlich gab es wenig, was der musikalische Wundermann mit dem unfehlbaren Gedächtnis nicht wusste: Mathematik, Archäologie, Astronomie, Geologie, Biologie, Botanik und Philosophie nannte er Zeit seines Lebens seine liebsten Steckenpferde. Dass diese wissenschaftlichen Interessen durchaus tief reichten, belegt sein reger Gedankenaustausch mit der Fachwelt. Doch selbstredend war es die Musik, der Saint-Saëns bereits im zarten Alter von drei Jahren verfallen schien: Im März 1839, als Kleinkind, komponierte er sein erstes Stück – einen Galopp für Klavier, und als Zehnjähriger gab er sein Debüt als Pianist in der Pariser Salle Pleyel. Doch da das Leben gerade frühere Wunderkinder selten schont, hatte auch er verschiedene Krisen zu bewältigen, deren größte ihn vielleicht 1886 ereilte, als er aufgrund eines von seinem Komponistenkollegen Vincent d’Indy geschürten Konflikts die von ihm selbst im Jahr 1871 mitbegründete Société Nationale de Musique im Protest verließ. Der Streitpunkt: Kein Geringerer als Richard Wagner. Die Société hatte es sich bei ihrer Gründung zur Aufgabe gemacht, die zeitgenössische französische Musik zu fördern und aufzuführen. Als die WagnerManie die französische Hauptstadt nachhaltig in ihrem Bann hielt, wollten seine Kollegen dem «deutschen Meister» ebenso huldigen und überhaupt auch ausländische Komponisten in ihren Konzerten aufführen. Diesem Vorhaben widersetzte sich Saint-Saëns – und trat kurzerhand aus der Société aus. Seither wollte nichts so recht klappen, und den ohnehin zur Rastlosigkeit neigenden Komponisten zog es immer wieder in die Ferne, die nach dem Tod seiner Mutter im Dezember 1888 überhaupt seine Heimat wurde: Von 1890 bis 1904 sollte er ohne festen Wohnsitz bleiben und in ständigem Wechsel von einem Ort zum nächsten wandern. Dass er in dieser Zeit sehr wohl allenthalben musikalische Triumphe feierte, etwa mit der Pariser Premiere seiner Oper «Samson et Dalila» im November 1892, soll nicht über sein gespaltenes Verhältnis zum geliebten Heimatland hinweg- 5 täuschen. Eine seiner unzähligen Reisen auf der Suche nach der ersehnten Anerkennung führte ihn im Jahr 1896 unter anderem nach Ägypten. In Kairo und Luxor beendete er schließlich die Komposition seines fünften (und letzten) Klavierkonzerts, das in einem ihm gewidmeten «Festival-Concert» anlässlich seines goldenen Bühnenjubiläums am 2. Juni 1896 von ihm selbst am Klavier uraufgeführt wurde. Die Presse jubelte, und man feierte den Sechzigjährigen, der 20 Jahre lang kein Klavierkonzert mehr komponiert hatte, wie lange nicht. Und direkt meint man, in diesem Konzert die sonnige, gelöste Stimmung zu erkennen, die er auf seiner Nordafrika-Reise in sich aufgenommen hatte. Dennoch errang das fünfte Klavierkonzert nie jene Popularität, die etwa das zweite vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts besaß. Ein Grund dafür mag der äußerlich recht einfache, teils folkloristische Zug sein, der weiterer Verbreitung damals im Wege stand. «Das Ägyptische» wurde das Konzert bald genannt – denn es gibt, abgesehen vom Entstehungsort, im Andante sogar nachweisbare «ägyptische» Hintergründe. Im ersten Satz (Allegro animato) stellt nach kurzer Orchestereinleitung das Klavier sogleich das Hauptthema in seiner Grundgestalt vor, eine lyrische, einfache Melodie, die in Folge variiert erscheint und in auf- und abschwellenden Passagen im Klavier mündet – ganz regelgerecht, erst in der Grundtonart F-Dur, dann nochmals in C-Dur. Eine kurze Überleitung, und schon leuchtet das d-moll-Seitenthema «un poco rubato» innig-melancholisch hervor. Diese beiden Themen bilden im Wesentlichen das Material des Satzes, wobei es die zu Beginn noch nicht so deutlichen, später aber schärfer werdenden Kontraste sind, die durch ständige Variation die Wirkung ausmachen. Freilich ist all das in die Form des klassischen Sonatenhauptsatzes gegossen, mit neuerlich abgewandelten Themen, die ganz dem Typus des romantischen Virtuosenkonzertes entsprechen. Eine ruhige Coda bringt nochmals das zweite Thema, jetzt in F-Dur, und der Satz schließt, nach zarten Klaviergirlanden, im Pianissimo. Zum Andante, dessen orientalischen Anklängen das Konzert seinen Beinamen verdankt, meinte Saint-Saëns, es sei «eine Art Orient- 6 reise, die in der Episode in Fis-Dur sogar bis zum Fernen Osten vordringt. Die Passage in G-Dur ist ein nubisches Liebeslied, das ich von Schiffern auf dem Nil singen gehört habe, als ich auf einer Dahabieh den Strom hinuntersegelte.» Begleitet würde dieses Liebeslied vom «Cri de la sauterelle», dem «Zirpen der Grillen». Bevor allerdings die bewussten Passagen im Satz auftreten, läuft noch allerlei farbiges Passagenwerk ab, wobei die Grundtonart bewusst ständig umspielt wird und dadurch ein Effekt der Umtriebigkeit entsteht, der die nachfolgende G-Dur-Passage, das nubische Liebeslied, besonders hervorstreicht: Unter sanft wiegenden Figuren stellt das Klavier ganz schlicht das Thema vor, das in Folge weit ausgesponnen wird. Der «Ferne Osten» ist kaum zu überhören, wenn sich in die erwähnte FisDur-Episode neben pentatonischen Figuren im Klavier das Tam-Tam dazu schlägt: Auch Saint-Saëns schien von der Weltausstellung 1889 nicht unbeeindruckt geblieben, die Claude Debussy nachhaltig in seinem Stil beeinflussen sollte. Das Finale (Molto allegro) soll die «Freude einer Seereise» ausdrücken – laut Saint-Saëns «eine Freude, die nicht jeder teilt»: Stampfende Akkorde im Klavier eröffnen die virtuose Fahrt durch mehr oder weniger launische See, deren Verlauf durch weitere, rhythmisch energische Themen und Motive nicht zuletzt die Treffsicherheit des Solisten mit einigen kniffligen Aufgaben auf die Probe stellt. Das motorische Drängen wird nur in der G-Dur-Episode etwas beruhigt, wenn das Klavier zarte Akkorde im Diskant über dem ebenso leise flirrenden Orchester ausbreitet. Doch rasch braut sich auch diese leichte Brise zu heftigen Böen zusammen, bis sich schlussendlich die berstende Energie in einem letzten chromatischen Aufwärtslauf über die ganze Klaviatur entlädt und einige knallige Akkorde dem flinken Treiben ein Ende setzen. Ein Virtuosenkonzert erster Güte, dessen technische Finessen sich in unglaublicher Selbstverständlichkeit aus dem musikalischen Fluss ergeben und in keinem Moment aufgesetzt sind – trotz anderslautender Kritik der Zeitgenossen Saint-Saëns’. Der Wert der Virtuosität, das schlackenlose Beherrschen aller technischen und musikalischen Kunstkniffe, war für Saint-Saëns eine Grundlage seines Schaffens und zeitlebens von allergrößter Wichtigkeit: «Es ist die Virtuosität an sich, die ich verteidigen will. Sie ist die Quelle des Malerischen in der Musik, sie verleiht dem Künstler die Flügel, mit denen er dem Prosaischen und Banalen entfliehen kann. Die bezwungene Tücke allein ist schon ein Werk der Schönheit.» Markus Hennerfeind 7 Claude Debussy nannte zwei Sammlungen von je drei Stücken für Klavier solo «Images». Sie entstanden in den Jahren 1905 und 1907 . «Images» für zwei Klaviere komponierte Debussy in jener Zeit auch, doch daraus wurde dann eine Orchesterkomposition, die aus den drei Werken «Gigues», «Ibéria» und «Rondes de printemps» besteht. In den «Images» war Debussy tatsächlich an einem Punkt angelangt, mit seinen Kompositionstechniken Bilder aus Tönen und Klängen zu schaffen. Er fühlte sich dabei, «Dinge zu schreiben, die ganz bestimmt die Welt revolutionierten», und «etwas ‹anderes› zu machen, in gewisser Weise: Bilder der Wirklichkeit». Keine klingenden Abbildungen komponierte Debussy, vielmehr Musik, die Bilder vom realen Leben wachruft. Eine Evokation, und keine Illustration. Das Erleben der Wirklichkeit ist eine Ansammlung von Bildern, die im ständigen Wechsel auftauchen und verschiedene Stimmungen, Empfindungen, Gefühle und Gedanken auslösen. Debussy setzte in musikalische Bilder um, wie diese verschiedenen Ereignisse der Wirklichkeit eintreten: nebeneinander, miteinander, hintereinander, ineinander übergehend. Ein soeben erfasster Eindruck wird vom nächsten abgelöst, überlagert und wiederum von Neuem abgelöst, kehrt aber auch wieder zurück, reiht sich in die Erlebniskette ein. Genau dies vermochte Debussy mit verschiedenen kompositionstechnischen Mitteln umzusetzen: indem er Themen fragmentarisch erscheinen und erst nach und nach konkret werden lässt, eine Themenlinie durch andere Nebenmotive immer wieder unterbricht, die Motive zerstückelt. Auch über die entsprechenden Mittel der Klanggestaltung verfügte Debussy: Einzelne Instrumentenstimmen sind geteilt und aufgefächert, besondere Mischinstrumentierungen ergeben starke, eindrückliche Farben, Klänge sind aufgesplittert. Ebenso entsprechen wechselnde rhythmische Pulse und labile Tempi der realistischen Bilderflut. Melodische Motive sind bei Debussy nicht mehr nach herkömmlichen Methoden der thematischen Durchführung oder kontrapunktischen Ausarbeitung entwickelt, vielmehr tauchen sie für einen kurzen Augenblick auf, werden in changierender Harmonik beleuchtet und vom nächsten Motiv abgelöst. Die Motive verlaufen oft wellenoder kreisförmig und zerfließen wieder. Die Harmonik reicherte Debussy durch Dissonanzen, besonders durch unaufgelöste Akkorde an. Dies sind zusätzliche Farbwerte. Die Klangfarbe erhält eine der musikalischen Struktur innewohnende Bedeutung und entsteht nicht alleine aus Instrumentierung. Die Farbkombinationen werden bis in kleinste Nuancen abgestuft. Den Rhythmus löst Debussy aus der starren Takt-Abhängigkeit, komponierte über Taktstriche hinweg, 8 indem er etwa oft die erste Betonungseinheit ausspart, häufig Duolen und Triolen alternieren lässt oder überhaupt die Taktart, gänzlich dem melodisch-harmonischen Verlauf unterordnend, wechselt. Debussy strebte danach, und er erreichte es auch, den Kompositionen den Charakter von Improvisationen, von vollkommen freier Entfaltung zu geben, die im Moment passiert. Die Realität wird im Hier und Jetzt Musik – und die Musik Realität. Der allmähliche Übergang des zweiten in den dritten Satz von «Ibéria», von den «Düften der Nacht» in den «Morgen eines Festtages», mit den Wechseln von Motiven und Tempi, Ruhe und Bewegung, fließender Kantabilität und pulsierender Rhythmik, vollzieht sich so natürlich, als «wäre er gar nicht mit Noten aufgeschrieben worden», wie Debussy gegenüber dem mit ihm befreundeten Komponisten und Dirigenten André Caplet vermerkte. Caplet instrumentierte übrigens einige Musik von Debussy, so vervollständigte er auch die Orchestrierung des ersten «Images»-Satzes «Gigues». Zunächst lautete der Titel noch «Gigues tristes». Der Widerspruch von der Lebendigkeit des englischen Tanzes und von Traurigkeit zieht sich mit einer zwiespältigen Thematik durch den Satz. Debussy griff auf die Melodie eines englischen Volksliedes mit dem Titel «The Keel Row» zurück, die vor ihm schon einer der Gründer der Pariser Schola cantorum für Alte Musik, der Komponist Charles Bordes in seiner Vertonung des Gedichtes «Streets» von Paul Verlaine verwendet hat. Die Refrainzeile in Verlaines Gedicht wiederum lautet: «Dansons la gigue!» («Tanzt die Gigue!»). Es entsteht eine beklemmende und gleichzeitig anziehende Stimmung: mit gedämpften, übereinandergeschichteten und langen Tönen der Streicher und der Posaunen sowie der zunächst von der Flöte sanft angespielten Volksweise, die dann von einer Oboe d’amore wesentlich bewegter und mit wehmütigem Tonfall vorgetragen wird. «Mir sind einige Töne aus der Flöte eines ägyptischen Hirtenknaben lieber. Er gehört zur Landschaft und hört Harmonien, die die Lehrbücher ignorieren», sagte Debussy in Hinblick auf das berühmt-berüchtigte Flötensolo in seinem ersten revolutionären Orchesterstück, dem «Prélude à l’après-midi d’un faune». Auch in «Gigues» stimmen Holzbläser solche Weisen aus der Natur an und lassen das Bild einer «schmerzerfüllten Seele» entstehen, «die zur Schalmei einer Liebes-Oboe greift, um ihre schleppende Klage und Unlust auszusingen», wie André Caplet diese Passagen beschrieb. Über aufsteigenden Tonschritten verdichtet sich der Orchesterklang immer mehr und lässt die Volksweise in verschiedenen Farben schimmern. Ein heiterer Charakter mischt sich in den melancho- 9 lischen der Gigue. Nach einem tänzerischen Aufschwung mit verzückten, punktierten Bewegungen des ganzen Orchesters kommt es zu einer völligen Auflösung der Musik, nur mehr rudimentäre Motive und Akkorde bleiben übrig. In diese Stimmung hinein singt die Oboe d’amore noch einmal ihr Klagelied. Vom nebel- und seelenverhangenen englischen England ein Bildwechsel ins lichtdurchflutete, pulsierende «Ibéria». Spanien und die französischen Komponisten: eine wunderbare Liebesbeziehung. Allen voran Ravel und Debussy ließen sich vom musikalischen Idiom der iberischen Halbinsel zu hinreißenden spanischen Tonschöpfungen inspirieren, die einen durch und durch authentischen Charakter besäßen, wie der spanische Komponist Manuel de Falla die Kompositionen seiner Kollegen rühmte. Sie beschränkten sich nicht darauf, Folklore kunstvoll zu übertragen, sondern erfassten das emotionale iberische Wesen durch eine passionierte musikalische Identifikation. «Par les rues et par les chemins», «auf Wegen und Straßen» in Spanien ist Debussy im ersten Satz von «Ibéria» unterwegs, entwirft ein lebendiges Bild vom lebhaften Treiben in den Städten und Dörfern, wo leidenschaftlich getanzt, temperamentvoll gelebt und sehnsuchtsvoll geliebt wird. Debussy setzt alles feinfühlig und mit gutem Geschmack ein: die Kastagnetten, die Tamburine, die Tanzmelodien und -rhythmen, die ins Bild kommen und gleich wieder von den nächsten Motiven abgelöst werden, welche durch die verschiedenen Instrumentengruppen wandern. Flageolett-Passagen der Streicher erzeugen ein magisches Flimmern der Luft, Fanfaren der Blechbläser lösen festliche Stimmungen aus, melodische Drehbewegungen und Glissandi sorgen für Ausgelassenheit. Plötzlich zieht sich die Musik in den Schatten zurück, wo der Wind die Harfensaiten sanft zum Klingen bringt, sich leise Pizzicatos der Streicher mit den müde gewordenen Kastagnetten vermischen und die Holzbläser geheimnisvolle Botschaften flüstern. «Les parfums de la nuit», «Die Düfte der Nacht» breiten sich aus. Der Habanera-Rhythmus wird zu einem zarten Schleier gewoben, der sich wie die Dunkelheit ausdehnt. Oboen und Englischhorn stoßen leise Seufzer aus. In der Ferne ertönen Hörner und ihre 10 Echos. Andeutungen von Motiven und Akkorden, schwebende Harmonien, berückende Instrumenten-Mixturen (wie etwa Fagott und Violinen) ergeben ein konturloses, immer wieder im Schutz der Nacht verschwindendes Klangbild. Bis ein allmähliches Erwachen einsetzt. Im Morgenlicht nehmen schon die ersten tänzerischen Rhythmen und Themen Klanggestalt an, noch aber bleibt alles in einer unaufgelösten Harmonik der Erwartung, die Tempi wechseln ständig zwischen langsamer und schneller werdend, verzögernd und dann wieder vorwärtsstrebend (Debussy befreit hier die Musik von allen metrischen Zwängen und gibt ihr die größtmögliche Freiheit zur Entfaltung). Bis das Fest, noch in einiger Entfernung, endlich losgeht und die Streicher «quasi Guitara», ihre Instrumente unter dem Arm gehalten und die Saiten zupfend, einen fröhlichen Marsch in Gang setzen: «Le matin d’un jour de fête». Die Kirchenglocken nach der Morgenmesse vermischen sich mit dem festlichen Treiben, das einmal mehr in die Nähe rückt, deutlichere Klänge und Akzente bekommt, dann wieder leiser wird und bei einsamen Streifzügen von Rohrblattinstrumenten und Solovioline zwischendurch ausgeblendet wird. Bis schließlich der ganze Festmarsch unaufhaltsam näherkommt – und wenn er mitten ins Bild gerückt ist, wird er mit dem Schlussakkord ein für alle Mal festgehalten. So wie im englischen Eröffnungsstück, griff Debussy auch im französischen Schlussstück der «Images» auf volksmusikalische Melodik zurück, nunmehr natürlich aus seinem Heimatland. Mit den Anfangstakten des Reigenliedes «Nous n’irons plus au bois» setzt «Rondes de printemps», das «Frühlingsrondo» ein und bringt das helle, klare Licht der erwachenden Jahreszeit zum Klingen. Ein Motto nach dem italienischen Dichter Dante Alighieri, das Debussy über die Partitur gesetzt hat, «La Maggiolata», legt das Bild eines Mai-Festes, wie es in der schönen und aufblühenden Natur gefeiert wird, nahe. Es ist aber ein feines Aufblühen, da schießt nichts ins Kraut. «Die Musik dieses Stückes ist von besonders zarter Art», kündigte Debussy seinem Verleger an. In der Orchesterbesetzung sind gar die Trompeten und Posaunen ausgespart, alles ist fein ziseliert und mit vielen Auffächerungen instrumentiert. Ein sanfter Frühlingsreigen in milden und lichten Farben, wenige Jahre vor dem wie eine Naturgewalt über Paris hereinfallenden «Le sacre du printemps» Strawinskis, von dem der Uraufführungszeuge Debussy als «Massacre du printemps» berichtet hat. Ein krasser Gegensatz zu seiner eigenen, zarten Frühlingsversuchung. Zauberhafte instrumentale Farbmischungen (Englischhorn und Bratschen; Klarinetten und Fagotte; oder Englisch- 11 horn, Horn, Celesta und Violoncelli), Anklänge an ein Wiegenlied («Do, do, l’enfant do»), filigrane Klanggewebe und ein harmonischer Gleitflug durch die Dur- und Moll-Regionen der erwachenden Frühlingslandschaft – ein friedlich-idyllischer Ausklang von Debussys Gesamtschaffen an absoluter Orchestermusik. Rainer Lepuschitz Maurice Ravel formulierte es einmal ganz lakonisch so: «Ich habe nur ein Meisterwerk geschaffen, das ist der ‹Boléro›, leider enthält er keine Musik.» – Was sich wie beinharte, überzogene Selbstkritik ausnimmt, ist freilich bloß die nüchterne Analyse eines vom Komponisten einmal ausdrücklich so bezeichneten «Experiments»: Es existiert wohl keine zweite Viertelstunde in der abendländischen Musikgeschichte, in der die gegensätzlichen Prinzipien von Abwechslung und Wiederholung so exzessiv und gleichsam «nackt» gegeneinander ausgespielt würden wie hier. In seiner «Monotonie und Monomanie, seiner Starrheit, unerbittlichen Mechanik und einzigartigen Gleichförmigkeit» (Attila Csampai) scheint das Werk trotz gewaltigen Orchesterapparats die Idee der Mehrstimmigkeit gar grundsätzlich zu leugnen. Denn Ravel reduziert hier das Phänomen Musik in radikaler Unerbittlichkeit auf die Anwendung eines einzigen Verfahrens: jenes der Variation. Und zwar gerade nicht in der üblichen Form der Abwandlung einer melodischen Bewegung mittels Erweiterung oder Reduktion, sondern einzig über Modifikationen von deren Klangfarbe. Nach einer knappen Einleitung, die den allgegenwärtigen BoléroRhythmus der kleinen Trommel über einer denkbar simplen, gezupften C-Dur-Bassformel inauguriert, werden zwei Themen A und B in der starren Abfolge AABB beständig wiederholt: anmutig und rein tönt das erste (A), eine schwerelos wirkende Arabeske (zunächst Flöte, dann B-Klarinette); unfein, fast anstößig dagegen das zweite (B) mit seinen widerspenstigen Synkopen in vom Blues geprägter Chromatik (Fagott, gefolgt von der frechen Es-Klarinette). Unmerklich werden Trommel-Rhythmus und Bass kontinuierlich durch weitere Instrumente verstärkt, während Oboe d’amore, dann im Verein Flöte und gestopfte Trompete jeweils das A-Thema wiederholen, gefolgt von Tenor- sowie Sopranino-Saxophon mit ihren Varianten des BThemas. Dass sich Ravel aber weder mit den wechselnden Farbwerten bloßer solistischer Reihung noch mit reiner Addition der instrumentalen Kräfte zufrieden gibt, zeigt schon der nächste Einsatz. In einer 12 wahrlich ausgefuchsten Kombination treten da Piccoloflöten, Horn und Celesta mit dem A-Thema hervor, spielen aber gleichzeitig in verschiedenen Tonarten: Zum CDur der Celesta kommen Horn und 2. Piccolo in G-Dur, während sich das erste in EDur darüber legt – eine glitzernd-irisierende Kolorierung, die einer Orgelmixtur gleicht. Eine Tabelle aller Instrumentierungsfinessen würde wohl der strikt rationalen Planung des Werkes am ehesten gerecht werden – doch dadurch wäre man abgelenkt von der magisch-rituellen Wirkung, die der Boléro in erster Linie entfacht: Denn selbst wer das AABB-Schema eine Weile aufmerksam mitzuverfolgen versucht, verliert sich irgendwann unweigerlich in dem unerhörten Sog der Musik, die in einem riesigen Crescendo anschwillt. Eine gewaltige Steigerung baut sich auf, bis schließlich das unverdoppelte Melodiepaar AB folgt, worauf die Orchester-Maschinerie nach 328 Takten schließlich außer Kontrolle gerät und «abhebt»: eine ekstatische EDur-Explosion lässt das bisher herrschende C-Dur zerbersten. Nur mit einem gewaltsamen Modulations-Manöver kann das überhitzte Triebwerk wieder in sein C-Dur-Gleis zurückgezwungen werden – heulende Posaunenglissandi und ein kollektiver Aufschrei prägen die knappen Schlusstakte. Für die Tänzerin Bronislava Nijinska als Ballettmusik entstanden und am 11. November 1928 in der Pariser Oper uraufgeführt, hat sich der Boléro in der Folge zu einem der beliebtesten Stücke der klassischen Musik überhaupt, aber auch zu einer der härtesten KonzertHerausforderungen für Orchester und Dirigenten entwickelt: Stupende instrumentale Virtuosität und ein kühler Kopf beim strikten Durchhalten des relativ langsamen Tempos sind unabdingbar. Dazu formulierte Ravel selbst anlässlich denkbar unterschiedlicher Aufführungen unter Arturo Toscanini und Wilhelm Furtwängler das Paradoxon: «Wenn man den Boléro schnell spielt, so scheint er lang; wenn man ihn aber langsam spielt, so erscheint er kurz.» Walter Weidringer 13 Stephen Hough gilt als einer der wichtigsten Pianisten seiner Generation. Er ist gemeinsam mit den großen Orchestern Europas und der USA aufgetreten, gibt regelmäßig Klavierabende und gastiert im Rahmen renommierter Festivals, darunter die Salzburger Festspiele, das Mostly Mozart Festival (New York), die Festivals von Edinburgh und Tanglewood sowie die BBC Proms. Im Mai 2010 wurde er mit dem Royal Philharmonic Society Instrumentalist Award ausgezeichnet. Höhepunkte der jüngsten Zeit umfassen Recitals in der Royal Festival Hall in London und in der Carnegie Hall in New York sowie Auftritte mit dem New York Philharmonic, mit dem London Philharmonic Orchestra, mit der Tschechischen Philharmonie, dem Cleveland Orchestra, dem Philadelphia Orchestra, mit dem MDR Sinfonieorchester und mit den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle. In der Spielzeit 11-12 war er Artist-in-Residence der Londoner Wigmore Hall. Stephen Hough ist auch als Komponist international erfolgreich: 2009 kam sein Trio «Was mit den Tränen geschah» in der Berliner Philharmonie heraus, im Juni 2011 brachte er seine eigene «Sonata for Piano (broken branches)» in der Wigmore Hall zur Uraufführung, im April 2012 folgte die Premiere seiner «Missa Mirabilis». Die Diskografie von Stephen Hough umfasst mehr als 50 Einspielungen, die vielfach ausgezeichnet wurden, darunter nicht weniger als acht Mal mit dem renommierten Gramophone Award. Zuletzt erschienen Einspielungen aller Chopin-Walzer, der Klavierkonzerte von Liszt und Grieg sowie eine CD mit eigenen Kompositionen. Als Schriftsteller hat Stephen Hough u. a. für verschiedene Zeitschriften geschrieben («The Guardian», «The Times», «The Daily Telegraph») und führt einen beliebten kulturellen Blog. Stephen Hough ist Gastprofessor an der Royal Academy of Music und Inhaber des Lehrstuhls für Piano Studies am Royal Northern College of Music. 14 Jun Märkl wurde 1959 in München geboren. Er studierte an der Musikhochschule Hannover Klavier, Violine und Orchesterleitung. Nach dem Diplom setzte er seine Studien u. a. an der University of Michigan bei Sergiu Celibidache und Gustav Meier fort. 1986 gewann er den Dirigentenwettbewerb des Deutschen Musikrates, 1987 erhielt er ein Stipendium des Boston Symphony Orchestra, um bei Leonard Bernstein und Seiji Ozawa in Tanglewood zu studieren. Nach Engagements in Luzern, Bern und Darmstadt war er von 1991 bis 1994 Generalmusikdirektor des Saarländischen Staatstheaters Saarbrücken und zwischen 1994 und 2000 als Operndirektor und GMD am Nationaltheater Mannheim tätig. 1993 debütierte er an der Wiener Staatsoper. Seither dirigiert Jun Märkl u. a. am Royal Opera House Covent Garden, an der Metropolitan Opera New York, an der Bayerischen Staatsoper, an der Deutschen Oper Berlin, in San Francisco und am New National Theatre in Tokio. In den letzten Jahren arbeitete er u. a. mit dem Orchestre de Paris, dem City of Birmingham Symphony Orchestra, den Münchner Philharmonikern, den Rundfunksinfonieorchestern von Hamburg und Berlin, dem NHK Symphony Orchestra in Tokio sowie den Symphonieorchestern von Chicago, Boston, Cleveland, Philadelphia, Montréal, Oslo und Stockholm. Von 2005 bis 2011 war Jun Märkl Directeur Musical des Orchestre National de Lyon, seit 2007 ist er Chefdirigent des MDR Sinfonieorchesters. Besonderes Anliegen ist Jun Märkl die Arbeit mit Jugendlichen: Neben dem Orchester des Pacific Music Festival in Sapporo, einem Orchester von jungen Musikern aus 40 Ländern, gestaltete er mit dem Jugendsinfonieorchester Leipzig mehrere Konzerte. Unter seinen zahlreichen CD-Einspielungen bei verschiedenen Labels erlangte nicht zuletzt die preisgekrönte Einspielung des kompletten Orchesterwerks von Claude Debussy international große Anerkennung. 15 Das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich ist eine der wichtigsten Institutionen der österreichischen Musikkultur. Der Kernbereich der künstlerischen Arbeit ist das traditionelle Repertoire von der Klassik über die Romantik bis ins 20. Jahrhundert; gleichzeitig setzen die Tonkünstler Akzente im Bereich der Gegenwartsmusik. Das Orchester knüpft damit an sein mehr als 100-jähriges Wirken im österreichischen und internationalen Konzertleben an. Mit der Saison 09-10 übernahm der in Kolumbien geborene und seit 1997 im Wiener Musikleben beheimatete Andrés Orozco-Estrada das Amt des Chefdirigenten. Chefdirigenten vor Andrés Orozco-Estrada waren unter anderem Walter Weller, Heinz Wallberg, Miltiades Caridis, Fabio Luisi und Kristjan Järvi. Weiters arbeiten die Tonkünstler mit prominenten Gastdirigenten zusammen, darunter Jeffrey Tate, Jun Märkl, Hugh Wolff, Andrew Litton, Giovanni Antonini, Christopher Hogwood, Christian Zacharias, Heinz Holliger sowie dem Ersten Gastdirigenten Michail Jurowski. Zukunftsorientiert sind alternative Programmwege und Initiativen des Tonkünstler-Orchesters. Die Einbeziehung von Genres wie Jazz und Weltmusik im Rahmen der «Plugged-In»-Reihe sichert dem Orchester einen fixen Platz am Puls der Zeit. Mit der Programmierung von Werken der Gegenwart stellen die Tonkünstler Beziehungen zum Musikgeschehen unserer Zeit her: Jede Abosaison wird mit der Uraufführung eines Auftragswerks unter der Leitung von Andrés Orozco-Estrada eröffnet. Ein Composer in Residence arbeitet jährlich eng mit den Tonkünstlern im Rahmen des Musik-Festivals Grafenegg zusammen. Komponisten wie Krzysztof Penderecki, Arvo Pärt, James MacMillan, HK Gruber, Gerald Resch, Tan Dun und Friedrich Cerha schrieben bereits Auftragswerke für das Tonkünstler-Orchester. Als erstes österreichisches Orchester richteten die Tonkünstler 2003 eine eigene Abteilung für Musikvermittlung ein: Die Tonspiele 16 haben seitdem mehr als 50.000 Kinder und Jugendliche für die Musik begeistert. Das Angebot umfasst individuell gestaltete Konzerte und Workshops. Damit wurden die Tonspiele zum größten Musikvermittlungsprogramm Österreichs. Die Residenzen des Orchesters sind in Wien im Musikverein, in Niederösterreich im Festspielhaus St. Pölten sowie in Grafenegg, wo mit dem Wolkenturm und dem Auditorium akustisch herausragende Spielstätten zur Verfügung stehen. In Grafenegg konzertieren die Tonkünstler als Orchestra in Residence im Rahmen der Sommerkonzerte und des Festivals Grafenegg. Die künstlerische Arbeit des Orchesters umfasst neben ausgewählten Programmen regelmäßig die Eröffnung des Musik-Festivals als auch die enge Zusammenarbeit mit dem Composer in Residence. Die Sommersaison in Grafenegg wird alljährlich mit der Sommernachtsgala eröffnet und in Österreich sowie mehreren Ländern Europas im Rundfunk ausgestrahlt. Tourneen bilden eine wichtige Säule der Orchesterarbeit und führten die Tonkünstler in den vergangenen Saisonen nach Großbritannien, Deutschland, Spanien, Slowenien, in das Baltikum und nach Japan. Im Herbst 2011 gastierte das Orchester beim Internationalen George Enescu Festival und eröffnete unter der Leitung von Andrés Orozco-Estrada den Mährischen Herbst in Brünn. Zu den prominenten solistischen Partnern des Orchesters zählen unter anderem Renée Fleming, Joyce DiDonato, Angelika Kirchschlager, Ian Bostridge und Bryn Terfel sowie Janine Jansen, Lisa Batiashvili, Sol Gabetta, Rudolf Buchbinder, Michael Schade, Daniel Hope, Renaud und Gautier Capuçon, Daniil Trifonov, Fazil Say und Lang Lang. Aufnahmen spiegeln das künstlerische Profil des Orchesters wider. Zu den jüngsten Einspielungen zählen die Symphonie Nr. 2 «Lobgesang» von Mendelssohn Bartholdy und Mahlers Symphonie Nr. 1, beide unter der Leitung von Chefdirigent Andrés OrozcoEstrada. Weiters erschienen unter der Leitung von Kristjan Järvi Bernsteins «Mass», Haydns Pariser Symphonien, Beethovens Symphonie Nr. 9 in der Fassung von Mahler und Mendelssohn Bartholdys «Sommernachtstraum». Im Frühjahr 2012 erschienen die drei Auftragswerke, die eigens für die Saisoneröffnungen unter der Leitung von Andrés Orozco-Estrada komponiert wurden. Die Tonkünstler bauen ihre Aufnahmetätigkeit ab 2013 mit den Labels OehmsClassics und Preiser Records weiter aus. www.tonkuenstler.at 17 Konzertmeister: Prof. Bijan Khadem-Missagh, Mag. Alexander Gheorghiu, Mag. Vahid Khadem-Missagh, Univ.-Prof. Mag. Lieke te Winkel 1. Violine: Gyula Szép, MA, Alois Wilflinger, Susanne Masetti, Andreas Baksa, Tsuyuko Ichinohe, Sawa Popoff, Martha Wagner, Gerhard Fechner, Ines Miklin, Teodora Sorokow, Xuan Ni, Nikolay Orininskiy, Maria Fomina, Sophie Kolarz-Lakenbacher, Sophie Gansch 2. Violine: Mag. Julia Mann, Marie Suchy, Peter Erhart, Mag. Chih-Yu Ou (Karenz), Boris Pavlovsky (Karenzvertretung), Mag. Gerald Hinterndorfer, Dora Huber, Liselotte Murawatz, Mag. Judith Steiner, Yuka Bartosch-Murakami, Evelina Ivanova, Noriko Takenaka, Yaromyr Babskyy, Khrystyna Mann (Orchesterakademie) Viola: Gertrude Rossbacher*, Sarah Grubinger, Herbert Suchy, Martin Fuchs, Christian Knava, Leopold Schmetterer, Robert Stiegler, Peter Ritter, Susanne Stockhammer, Stefan Sinko, Andreas Winkler Violoncello: Georgy Goryunov*, N. N., Mag. Martin Först, Mag. Ursula Erhart, Cecilia Sipos, Martin Dimov, Thomas Grandpierre, Paul van Houtte, Alison Frilingos (Orchesterakademie) Kontrabass: Michael Seifried, N. N., Bernhard Binder, Franz Schaden, Mathias Kawka, Johannes Knauer, Simon Pennetzdorfer, Lukas Straka (Orchesterakademie) Flöte: Walter Schober, Mag. Heidrun Lanzendörfer, Friederike Herrmann, Birgit Fluch Oboe: Barbara Ritter, Mag. Andreas Gschmeidler, Johannes Strassl, Mag. Theresia Melichar Klarinette: Kurt Franz Schmid, Helmut Wiener, Ewald Wiedner, Stefan Vohla Fagott: Gottfried Pokorny, Andor Csonka, Christian Karácsonyi, Mag. Barbara Loewe Horn: Jonas Rudner, Mag. Christoph Peham, Michel Gasciarino, Markus Hartner, Franz Pickl, Sebastian Löschberger Trompete: Thomas Lachtner, Thomas Bachmair, Helmut Demmer, Josef Bammer Posaune: Andreas Eitzinger, Gabriel Antão, Erik Hainzl, Wolfgang Gastager Tuba: Michael Pircher Harfe: Silvia Radobersky Schlagwerk: Mag. Gunter Benedikt, Margit Schoberleitner, Mag. Bence Kulcsár, Joachim Murnig * Instrumente zur Verfügung gestellt von der Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung 18 Tonkunstler LEBEN Nachlese: Die Tonkünstler in Grafenegg 2012 Am 1. September gaben die Tonkünstler unter der Leitung von Michael Schønwandt (Foto) mit Nicolas Ofczarek, einer erstklassigen Riege skandinavischer Vokalsolisten und dem Wiener Singverein ein umjubeltes Konzert in Grafenegg. Der Konzertabend mit Edvard Griegs Schauspielmusik zu «Peer Gynt» und Erzählertexten von Franzobel wurde vom Publikum und der Kritik mit großer Begeisterung aufgenommen: «Wer hätte gedacht, dass die [...] Tonkünstler gegenüber international weitaus mehr geachteten Orchestern wie den Philharmonikern von London und Rotterdam so reüssieren würden, wie man es in Grafenegg erleben konnte? Michael Schønwandt inspirierte das Orchester zu einer klanglich fein ausbalancierten, spannungsreichen Darstellung der mit zahlreichen Ohrwürmern gespickten Partitur, arbeitete die unterschiedlichen Stimmungen elegant und gehaltvoll heraus.» Die Presse «[…] das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich unter der subtilen und kundigen Leitung von Dirigent Michael Schønwandt vollbrachte eine grandiose Leistung. Ibsens Drama um den Liebes- und Sinnsucher Gynt wurde da musikalisch in all seinen Facetten erfahrbar.» Kurier Composer in Residence 2012: James MacMillan Einen großen Erfolg feierten die Tonkünstler beim Abschluss des MusikFestivals Grafenegg: «Der Composer in Residence 2012, der Schotte James MacMillan, dirigierte das sehr, sehr gute Tonkünstler-Orchester Niederösterreich. Toll, wie die Damen und Herren Benjamin Brittens herrliche Four Sea Interludes aus der Oper Peter Grimes zum Klingen brachten; eindrucksvoll, packend und extrem dramatisch erklang zuletzt die Symphonie Nr. 4 in fmoll des Briten Ralph Vaughan-Williams.» Kurier 19 Tonkünstler-Konzerttipps ZEIT:PUNKTE Emanuele Arciuli Klavier | Brad Lubman Dirigent Elliott Carter Partita aus «Symphonia: sum fluxae pretium spei» (ÖEA) John Cage Konzert für präpariertes Klavier und Kammerorchester Augusta Read Thomas «Helios Choros» (Exzerpt) (ÖEA) Jay Schwartz Music for Orchestra II So 28. 10. 19.30 Uhr Musikverein Wien DANGEROUS LIAISON Jazz Bigband Graz | Wolfgang Puschnig Saxophon Ari Rasilainen Dirigent Werke von Duke Ellington, Horst-Michael Schaffer und Bert Joris Mo 5. 11. 19.30 Uhr Di 6. 11. 20 Uhr Festspielhaus St. Pölten Musikverein Wien NATURMUSIK Clemens Hagen Violoncello | Michail Jurowski Dirigent Antonín Dvořák Konzert für Violoncello und Orchester h-moll op. 104 Alexander Glasunow «Vremena goda» | «Die Jahreszeiten» op. 67 Sa So Mo Di Mi 10. 11. 11. 11. 12. 11. 13. 11. 14. 11. 19.30 Uhr 16 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr Musikverein Wien Musikverein Wien Festspielhaus St. Pölten Casino Baden Stadttheater Wiener Neustadt BEWEGENDE KLÄNGE Renaud Capuçon Violine | Daniel Müller-Schott Violoncello Alan Buribayev Dirigent Zoltán Kodály Tänze aus Galánta Johannes Brahms Konzert für Violine, Violoncello und Orchester a-moll op. 102 Sergej Rachmaninow Symphonische Tänze op. 45 Do 22. 11. 19.30 Uhr So 25. 11. 16 Uhr Mo 26. 11. 19.30 Uhr Karten Musikverein Wien Musikverein Wien Festspielhaus St. Pölten T: (01) 586 83 83 · www.tonkuenstler.at T: (02742) 90 80 80-222 · www.festspielhaus.at Impressum: Herausgeber: Niederösterreichische Kulturszene Betriebsgesellschaft m.b.H. und Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.H.; Kulturbezirk 2, 3100 St.Pölten; für den Inhalt verantwortlich: Mag. Maria Grätzel, Mag. Thomas Gludovatz, MMag. Johannes Sterkl; Redaktion: Mag. Markus Hennerfeind; Texte: Dr. Karin Martensen, Mag. Markus Hennerfeind, Rainer Lepuschitz, Mag. Walter Weidringer; Fotos und Bilder: Bernhard Angerer (Umschlag Tonkünstler), Grant Hiroshima (Stephen Hough), Axel Berger (Jun Märkl), Peter Rigaud (TonkünstlerOrchester Niederösterreich), alle anderen unbenannt; Gestaltung: fuhrer, Wien; Produktion: Walla Druck, Wien. Termin, Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten. Fotografieren, Ton- und Videoaufzeichnungen nicht gestattet. Preis: Euro 2,70 24 FESTSPIELHAUS ST. PÖLTEN / TIPP Demnächst im Festspielhaus St. Pölten FESTIVAL TASTENMUSIK TRIO WANDERER FREIBURGER BAROCKORCHESTER/ BEJUN MEHTA Die „Wanderer“ haben einander beim Studium in Paris kennengelernt und eines der mittlerweile erfolgreichsten Klaviertrios gegründet. Ihren Namen haben sie zu Ehren Franz Schuberts und wegen ihrer Liebe zur deutschen Romantik gewählt: Das Thema des geheimnisvollen, überall fremden „Wanderers“ ist eines ihrer Leitmotive. Es darf auch für die Stücke dieses Konzerts gelten. Die „Geister“ Beethovens sind zwar nur im zweiten Satz seines „Geistertrios“ op. 70/1 zu hören, doch wichtiger ist ohnehin, wie weit hier im Jahre 1808 die Expressivität Schuberts schon vorausgeahnt wird. Dieses Stück wurde zum Vorbild für das Klaviertrio Nr. 1 von Robert Schumann, eines der am meisten gespielten Werke der Gattung. Auch Pjotr Iljitsch Tschaikowski zeigt sich in seinem Trio op. 50 als Erneuerer der Form, die hier eher einer symphonischen Dichtung entspricht als der traditionellen Kammermusik. Erst Knabensopran, dann Cellist, Tontechniker, Bariton – und heute weltweit gefeierter Countertenor! Dabei ist Bejun Mehta vor allem eins: ein Vollblut-Musiker, der mit den Arien Georg Friedrich Händels wie kein Zweiter das Publikum verzaubert. Ob historische Herrscher oder fantastische Romanfiguren – der Spross aus berühmter Musikerfamilie lässt seine HörerInnen die Vielschichtigkeit von Händels Charakteren plastisch miterleben. Im Freiburger Barockorchester hat er einen idealen Partner gefunden: Allesamt SpitzenmusikerInnen im Bereich Barockmusik, machen die Mitglieder dieses Ensembles Händels Orchesterwerke zum unvergesslichen Klangereignis. Samstag 17. November 2012 19.30 Uhr, Großer Saal Karten EUR 42, 35, 24 Einführungsgespräch um 18.30 Uhr im Großen Saal Mittwoch 05. Dezember 2012 19.30 Uhr, Großer Saal Karten EUR 59, 54, 48, 30, 14 Einführungsgespräch um 18.30 Uhr im Großen Saal TEAM / FESTSPIELHAUS ST. PÖLTEN Das Festspielhaus-Team Künstlerische Leitung Joachim Schloemer Geschäftsführung Thomas Gludovatz, Johannes Sterkl Produktion & Dramaturgie Angelika Schopper (Leitung), Mareike Aram, Constanze Eiselt, Juliane Scherf Dramaturgie Sandra Windfuhr, Lena Dražić (externe Mitarbeit) Kulturvermittlung Erika Köchl, Ulla Steyrleuthner, Susanne Wolfram Marketing & Kommunikation Sylvia Mitgutsch (Leitung), Astrid Bauer, Katja Borlein, Stefanie Reichl, Silvia Rohn, Gülcan Simsek Kartenverkauf Ulli Roth (Leitung), Doris Peschl, Tatjana Eichinger, Gabriela Fränzl, Eva Hohenthanner, Stefanie Kohaida, Julia Rafferseder, Regina Ritter Hausorganisation Ahmet Bayazit Technischer Direktor Reinhard Hagen Beleuchtungsinspektor Herbert Baireder Beleuchtungsinspektor Stellvertreter Robert Sommer Tonmeister Andreas Dröscher Tonmeister Stellvertreter Bernd Neuwirth Bühneninspektor Christian Falk Bühneninspektor Stellvertreter Jens Bauer Bühne Christian Zörner, Gerhard Wegendt Lehrling Veranstaltungstechnik Florian Hackel Betriebstechnik Herbert Kaminsky Assistenz Geschäftsführung und Künstlerische Leitung Elke Cumpelik Postverwaltung Alil Imeri Portier Gerlinde Högel Für das Festspielhaus tätige MitarbeiterInnen der Niederösterreichischen Kulturwirtschaft GmbH: Leitung IT Günter Pöck Netzwerktechnik Josef Bandion, Michael Faller, Stefan Hagl Webmaster Johannes Lugmayr Programmierung Michael Graf, Andreas John Projektleitung Ticketing und CRM Barbara Reithofer Leitung Buchhaltung Heinrich Karner Buchhaltung Manuela Schwarz, Emma Holzer Controlling Eva-Maria Bekehrti FESTSPIELHAUS ST. PÖLTEN / KALENDARIUM Vorschau: Oktober / November 2012 Mi 24. Okt. Sa 03. Nov. Die Dubarry DJ Grazzhoppa’s Herzl, Koci, Alessandri u. a. DJ Big Band 19.30 Uhr, Großer Saal 19.30 Uhr, Bühne Operette/Gastspiel der Musik/DJ/Big Band Bühne Baden So 04. Nov. Do 25. Okt. Buster Keaton – Jazz Spezial Café Publik Double Act Trio T.O.N., Salesny/ Millwood, Webber Schabata/Preuschl/Joos 19.30 Uhr, Box 20.30 Uhr, Café Publik Tanz/Magie/Komik Konzert/Jazz Mo 05. Nov. Do 01. Nov. Jazz Bigband Graz: Les 7 doigts Dangerous Liaison de la main: PSY Puschnig, Rasilainen, Carroll, Alain-Gendreau u. a. Tonkünstler 19.30, Großer Saal 19.30 Uhr, Großer Saal Tanz/Performance/ Musik/Jazz/Big Band Akrobatik Mo 12. Nov. Fr 02. Nov. Naturmusik Buster Keaton – Hagen, Jurowski, Double Act (UA) Tonkünstler Millwood, Webber 19.30 Uhr, Großer Saal 19.30 Uhr, Box Musik/Klassik Tanz/Magie/Komik Das Festspielhaus dankt seinen Hauptsponsoren: Fr 16. Nov. Tastentiger & Tastenpanther* SchülerInnen der Musikschule St. Pölten 17.30 Uhr, Box Musik/Klassik Fr 16. Nov. DREI.FACH.SALTO* Ettenauer, Klucevsek, Thomas 19.30 Uhr, Bühne Musik/Circus/Toys Sa 17. Nov. Trio Wanderer* 19.30 Uhr, Großer Saal Musik/Klassik So 18. Nov. Gabriela Montero* 18.00 Uhr, Großer Saal Musik/Klassik/ Improvisation * Festival Tastenmusik DIE VIELEN SEITEN DES Ö1 CLUB. DIESMAL: EINES UNSERER CLUBHÄUSER. Ö1 CLUB-MITGLIEDER ERHALTEN IM FESTSPIELHAUS ST . PÖLTEN 10% ERMÄSSIGUNG. (ALLE Ö1 CLUB-VORTEILE F I N D E N S I E A U F O E 1 . O R F. A T . ) Ö1 GEHÖRT GEHÖRT. Ö1 CLUB GEHÖRT ZUM GUTEN TON. Karten &&Information Karten Info: +43(0)2742/90 80 80-222 +43 (0) 2742 908080-222 [email protected] [email protected] www.festspielhaus.at www.festspielhaus.at