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Publikationen
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Paula Protsch, Lebens- und
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42 S.
þ SP I 2006-107
Karin Schulze Buschoff, Die
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þ SP I 2006-301
Martina Block, Qualitätssicherung der Primärprävention im
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der AIDS-Hilfen in Deutschland, 118 S.
þ SP I 2006-302
James I. Martin, Jenseits der
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þ SP I 2006-303
Hagen Kühn, Der Ethikbetrieb in der Medizin – Korrektur oder Schmiermittel der
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þ SP I 2006-304
Werner Maschewsky, „Healthy public policy“ – am Beispiel der Politik zu Umweltgerechtigkeit in Schottland,
48 S.
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Märkte und Politik
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Fest in Teheran
Publikumspremiere: Irans Fußballerinnen spielen gegen das Kreuzberger Frauenteam Al Dersimspor
Am 28. April 2006 fand im Ararat-Stadion in Teheran ein historisches
Fußballspiel statt. Erstmals seit der Revolution vor 27 Jahren trat die iranische Frauenfußballnationalmannschaft im eigenen Land vor Publikum
auf. Zu Gast war das Frauenteam des türkischen Vereins Al Dersimspor,
eine Landesligamannschaft aus Berlin-Kreuzberg. Als Zuschauer waren
ausschließlich Frauen zugelassen. Silke Gülker, wissenschaftliche Mitarbeiterin am WZB, spielt bei Al Dersimspor im linken Mittelfeld und
schildert Eindrücke dieser ungewöhnlichen Begegnung.
Eigentlich war es ja nur ein Fußballspiel. Aber ich frage mich,
ob ich je etwas politisch Bedeutsameres mitgestaltet und erlebt
habe. Als wir neben der iranischen Mannschaft in das Stadion einzogen, blieb mir fast die Luft weg. Lauter Jubel, Rufe
und Applaus begeisterter Frauen, aufgeregtes Flattern iranischer
und deutscher Fähnchen, Sirenengesang und pompöse Musik empfingen uns. Normalerweise spielen wir am Anhalter
Bahnhof vor 10 oder auch mal 20 Zuschauern, jetzt sind über
1.000 Frauen gekommen und feiern unseren Einzug mit einer
Leidenschaft, wie sie sonst nur große Stars kennen. Noch nie
ist es mir so schwer gefallen, mich auf das bevorstehende Spiel
zu konzentrieren.
Es ging um viel mehr als um unser Fußballspiel. Im Iran durften
Frauen ein Stadion seit der Revolution nicht betreten – weder
als Spielerin noch als Zuschauerin. Jetzt warteten die Männer
vor den Toren, während die Frauen ein ausgelassenes Fußballfest feierten. Am Vortag wurden wir von einer Vertreterin des
iranischen Fußballverbandes empfangen. Sie beschrieb uns, welche Bedeutung dieses Spiel für die Frauen im Iran haben könne
und wie froh sie sei, dass es nun nach langer Vorbereitung
stattfinden könne.
In den Monaten davor waren wir selbst nicht mehr sicher, ob
wir unsere Reise tatsächlich antreten werden. Geboren wurde
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WZB-Mitteilungen
Heft 112
Juni 2006
die Idee vor etwa eineinhalb Jahren. Zwei unserer Spielerinnen,
Marlene und Valerie Assmann, hatten mit einem Kurzfilm über
unsere Mannschaft am TalentCampus der Berlinale teilgenommen und dort den iranischen Regisseur Ayat Najafi kennengelernt. Die Verbindung von Fußball und Kultur interessiert die drei
gleichermaßen. Sie beschlossen, gemeinsam einen Dokumentarfilm zu drehen – über unsere Mannschaft, über Irans Frauennationalmannschaft und über ein Spiel gegeneinander in Teheran.
Begeistert waren die meisten von uns sofort, wirklich ernst genommen haben wir es, glaube ich, wohl erst im Laufe der Zeit.
„Ich wusste gar nicht, dass im Iran Frauen auch Fußball spielen.“
„Dass es dort eine Nationalmannschaft gibt!“ „Müsst Ihr dann
auch mit Kopftuch spielen?“ Das sind in etwa die Bemerkungen
und Fragen, die mir immer wieder gestellt wurden, wenn ich in
diesen vergangenen eineinhalb Jahren von dem Projekt erzählt
habe. Je näher der Termin rückte, desto häufiger die Frage: „Ist
das nicht gefährlich, ausgerechnet jetzt?“
Heute weiß ich: Ja, es gibt im Iran eine Frauenfußballnationalmannschaft. Sie wurde im Jahre 1996 zu Beginn der Präsidentschaft von Mohammad Chatami gegründet. Für einen Teil der
Bevölkerung war die Gründung eines von mehreren Anzeichen
für eine Stärkung der Frauenrechte im Iran. Gleichwohl ist es
Frauen im Iran nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit erlaubt,
Sport zu treiben. Die rund 20 Frauenfußballvereine des Landes
trainieren also hinter verschlossenen Türen in Hallen, zu denen
nur Frauen Zutritt haben. Überhaupt ist die Fußballbegeisterung
bei Frauen und Männern im Iran riesig, und insbesondere der
deutsche Fußball ist sehr beliebt. Iranische Spieler spielen in
der deutschen Bundesliga. Als sich Iran im Spiel gegen Bahrain
am 8. Juni 2005 für die WM 2006 qualifizierte, wurde auf den
Straßen Teherans ein großes Fest gefeiert, das von den Sittenwächtern nicht gestoppt werden konnte.
Publikationen
tics, Vol. 12, No. 2, 2006,
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Naveed Ahmad Tahir (Ed.),
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Area Study Centre for Europe,
2005, S. 45– 80
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þ SP II 2006-03
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Ratings, 25 S.
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SP II 2006-05
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Organisationen und Wissen
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Wang Bartz, „Organizational
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Asia-Pacific Business, Vol. 7,
No. 1, 2006, S. 53 – 79
Vielleicht ist dies nicht das Wichtigste, was man von einem
Land wissen kann, dessen Präsident derzeit sowohl durch seine
Haltung im Atomkonflikt als auch durch seine Äußerungen
zum Holocaust die westliche Welt gegen sich aufbringt. Vielleicht ist es aber auch gerade diese Art von Begegnungen, die es
vermag, Klischees zu hinterfragen und Muster zu durchbrechen.
Ich habe im Iran Menschen kennengelernt, die mit Leidenschaft
ihr Leben und ihr Land gestalten wollen. An sie denke ich,
wenn ich heute Zeitung lese. Über 70 Prozent der Iraner sind
jünger als 30. Über die Hälfte der Hochschulabsolventen sind
Frauen, und die Frauenbewegung im Iran ist eine der fortschrittlichsten und aktivsten in der islamischen Welt.
Unser Spiel endete 2 : 2. Das Ergebnis war nicht diplomatisch,
sondern nach ziemlich hartem Kampf leistungsgerecht. Selbstverständlich haben wir den Regeln des Landes entsprechend
mit Kopftuch gespielt. Unsere Kleidung hat der ehemalige Bundesligaspieler Ali Daei in seiner Textilfabrik speziell anfertigen
lassen. Das Tuch ist beim Spielen deutlich weniger störend, als
wir es uns vorgestellt hatten. Nach dem Spiel ging das Fest
weiter. Es wurde gejubelt, applaudiert und viel fotografiert.
Später bekommen wir erzählt, dass die Zuschauerinnen in der
Pause getanzt haben und von Sittenwächterinnen ermahnt wurden. Wir wissen, dass die „90 Minuten Freiheit“ (so der Titel
des Artikels in der FAZ) unter strenger Beobachtung standen.
Dieses Spiel hat die Welt nicht verändert. Aber in ihrem Streben
nach mehr Gleichberechtigung haben sich die Frauen in Teheran an diesem Nachmittag selbst ein neues Beispiel, einen neuen
Maßstab geschaffen.
Im Herbst wird voraussichtlich der Film zum Spiel erscheinen.
Ich wünsche mir sehr, dass er ein großer Erfolg wird, viel Unruhe stiftet und die Frauen unter den Kopftüchern erkennbar
werden lässt.
Begeisterte Zuschauerinnen während des Spiels der iranischen Frauenfußballnationalmannschaft gegen das Kreuzberger Frauenteam Al Dersimspor.
[Foto: Gelareh Kiazand]
WZB-Mitteilungen
Heft 112
Juni 2006
Silke Gülker
Abteilung„Arbeitsmarktpolitik und Beschäftigung“
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