Boreas Reisebericht 2011 - SC

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Boreas Reisebericht 2011 - SC
Norwegen-Einhandreise mit SY BOREAS 2011 vom Segel-Club Rohrwall, BerlinKarolinenhof in die Region Sognesjøen und zurück
Dr. Gerhard Hinz
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Reisebericht
1.
Vorbemerkung
Die diesjährige Reise war die neunte Einhand-Erkundungsreise nach Norwegen in
Folge. Es war nur eine „Kurzstrecke“ auf Grund eines auf 2 Monate begrenzten
Zeitbudgets zu erwarten.
2.
Reisekonzept
Bis auf wenige Ausnahmen sollten Tagesreisen mit Übernachtung vor Anker an der
Wegstrecke unter Nutzung der natürlichen Gegebenheiten vorgenommen werden.
Nachtfahrten waren aber unumgänglich, um den Reiseweg bewältigen zu können. Eine
sorgfältige Tagesplanung mit Berücksichtigung der aktuellen Wetterlage und von
möglichen „worst case“ Bedingungen war daher selbstverständlich. Motorkraft sollte
nur benutzt werden in engen Fahrwassern, bei Gegenwind oder Flaute, oder, wenn es
zur Sicherheit von Boot und Besatzung notwendig war.
3.
Unmittelbare Reisevorbereitung
Eine gründliche Inspektion und Überholung des Bootes ging der Reise voraus.
Insbesondere wurde die Bordelektrik gecheckt und alle sicherheitsrelevanten
Ausrüstungen, Teile und Befestigungen sowie die Navigationsmittel überprüft. Stecker
und Verbindungen der Motorelektrik wurden überprüft und erhielten
Korrosionsschutz. Ein modernes Seefunkgerät mit DSC und GPS sowie AIS Radar
und Navtex stehen zur Verfügung. Sämtliche Segel sowie das stehende und laufende
Gut wurden einer sorgfältigen Eignungsprüfung unterzogen. Das Kartenmaterial sowie
Beschreibungen für das Fahrtgebiet wurden bereits vor Reisebeginn eingehend
studiert. Die Ausrüstung war zur Erhöhung der Fahrsicherheit um eine
Windfahnensteuerung ergänzt. Treib- Heizstoff- und Wasserbehälter waren gefüllt,
Lebensmittelvorräte für 30 Tage gebunkert. Es wurde davon ausgegangen, dass der
Wasservorrat im Fahrtgebiet etwa 14-tägig einmal ergänzt werden kann. 5 Liter
abgepacktes Wasser wurden als eiserne Reserve mitgeführt.
4.
Reiseverlauf
Der Reiseverlauf ist im Tabellarischen Bericht zusammengefasst dargestellt. Die
Reiseskizze sowie eine Auswahl von Reisebildern vermitteln Eindrücke vom Verlauf
der Reise. Die Überführung des Bootes vom Heimatverein (SCR, Revier Dahme) über
die Westoder zum Startort, das Aufriggen sowie die Rückführung nach Abschluss des
Seetörns erfolgten ohne fremde Hilfe. In Wolgast beginnt am 11.6. der eigentliche
Segeltörn. Er ist aber zunächst eher ein Motortörn. Die Bedingungen waren, wie auch
in den vergangenen Jahren, ausgesprochen wechselhaft. 39 Fahrtagen standen allein 17
unfreiwillige, zumeist wetterbedingte Wartetage gegenüber.
Am 23.6. wird bei Arendal Südnorwegen erreicht. Eigentlich sollte die Überfahrt über
das Skagerrak zumindest bis Kristiansand gehen, aber ca. 40 Meilen vor dem Ziel
erzwang zur Zeit der Hundewache auffrischender Westwind die Kursänderung. Nach
Erreichen Lillesands ging es wegen schwächelnder Winde zunächst über die Blindleia
weiter westwärts. Erst ab dem Oddfjorden brachte mich frischer Wind bis hinter
Lindesnes. In Korshamn (27.6; 23Uhr) wurde ich von Anwohnern überaus herzlich
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Dr. Gerhard Hinz
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zum Anlegen und Verbleib angehalten. Ich musste jedoch zu Interoptik Farsund, um
einen Brillenschaden zu beheben. Regen-und Wartetage auch hier. Am 2.7. wird bei
zunehmendem WNW Kap Lista passiert. Neu waren für mich die Ankerplätze im
Rekefjord und im benachbarten Nordfjord sowie Klostervågen zwischen Fjøløy und
Klosterøy. Am Kaufmannsanleger im Brandasund wieder Regen und kein Wind=
Wartetag. Dafür verschiedene angenehme Begegnungen. Bei Regen und wenig Wind
geht es schleppend vorbei an Fugløya nach Hevrøya. Ein munterer Wind aus SWlichen Richtungen bringt mich am 10.7. von hier aus vor der norwegischen Küste
nordwärts zum Ausgang der Sogenesjøen und über Straumsfjorden und Øisundet zur
zwischen Olderøyna und Indrøy gelegenen Balkeidbukta. Eigentlich sollte es noch ein
Stück weiter gehen, aber am 11.7. sprang der Wind heftig auf N um. Dank
norwegischer Gastfreundschaft konnte ich auf Indrøy in geschützter Lage abwarten.
Am Mittag des 12.7. wurde bei 6 Bft aus N schließlich die Heimreise, vorbei an
Bergen, angetreten. Schöne Zwischenaufenthalte gab es in der vestra Selevika des
Korsfjorden und in der Siggjarvågen des Stokksundet. In flotter Fahrt ging es zu
meinen Freunden nach Stavanger Seilforeningen 1928. In Stavanger lagen am 15.7
gleichzeitig die „Queen Mary II“ und die „Aida Blu“ und überragten mit ihren
Aufbauten weithin die Altstadtsilhouette. Im Byfjorden war der RiesenSchwimmkran“Saipem 7000“ zu bewundern. Einige Wartetage mussten folgen. Am
20.7.ging es von Rott zum Egersund. Das Friareal der Kvernavågen ist mit einem
neuen Anleger versehen und lud zu einem Halbtagsaufenthalt ein. Gegen Mitternacht
des 21.7. wurde mit Hilfe eines frischen NW Kap Lindesnes erreicht. Der Weg nach
Kristiansand musste gegen den Küstenstrom und bei zumeist schwachem Wind aus Elichen Richtungen bewältigt werden. Bei sonnigem Wetter und SW –licher Brise legte
BOREAS am 26.7. um 13:30 Uhr in Kristiansand mit Kurs auf das Skagen Rev ab.
Die Heimfahrt verlief angenehm und unspektakulär. Im Kattegatt wurden Hirsholm,
der Limfjord bei Hals sowie der Ausgang des Mariagerfjord besucht. Langør auf
Samsø war ein „Muss“. Mit Überraschung stellte ich bei Romsø (Gr. Belt) nach
Auflösung des Nebels fest, dass dort neuerdings Ankertonnen der DS ausgelegt
worden sind. Die Fahrt vom Aagersö Sund zum Fehmarnsund verlief zugig, es musste
bei Fehmarn nur noch darauf gewartet werden, dass der E-Wind durch eine S-W-liche
Strömung abgelöst wird, um, vorbei an Warnemünde, in Richtung Stralsunder
Fahrwasser zu segeln. Dicht hinter Wolgast wurde BOREAS von einer ausgedehnten
Gewitterfront begrüßt, die uns das Gefühl gab, wieder zu Hause zu sein. Nach einer
schönen Überfahrt über das Haff und durch das Oderdelta wurde die Reise am 10.8.
mit Erreichen der Stettiner Oder beendet und das Boot zur Kanalfahrt nach Berlin
vorbereitet. Alle erstrebten Reiseziele wurden erreicht. Beeindruckende
Reiseerlebnisse gab es in allen Etappen. Die einmalige Schönheit und Vielfalt der
norwegischen Küstenlandschaften ist schon oft beschrieben worden. Auch diesmal gab
es freundschaftliche und herzliche Begegnungen mit Seglern und Einheimischen. Und
einige Fische sind auch an die Angel geraten. So war es eine gute Reise 2011.
Mitglied des Segel-Club Rohrwall und der Schiffergilde zu Berlin

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