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Region Aargau www.ccs-aargau.ch Neujahrsapéro Gesundheit! Alles Gute zum Neuen Jahr! – Was wird es wohl bringen? Was wäre, wenn wir es wüssten? Sicher wären wir ärmer an Träumen und an Hoff-nungen, und gute Vorsätze müssten wir schon gar nicht fassen: Es kommt doch alles, wie's kommen muss. Nein, Nichtwissen hat auch sein Gutes. Es macht Freude, sich am Anfang eines Jahres alles Mögliche – und Unmögliche! – auszumalen und Pläne zu schmieden. Einiges wird sich verwirklichen lassen, anderes nicht; in dem Fall haben wir wenigstens die Vorfreude gehabt. In einem Jahr werden wir Rückschau halten… Das Programm, das uns geboten wurde, passte bestens zum Jahresanfang: Mit einem reichhaltigen Apéro riche, gespendet von der RG, – nicht wenige verwünschten den schon beim häuslichen Nachtessen gefüllten Magen! – und den verführerischen Salzmandeln made by Peter Strauss wurden wir empfangen. Reihum ging's ans Anstossen und Gute-Wünsche-Austauschen für die kommenden Törns. Gut möglich, dass für den einen oder anderen eine kleine Odyssee in der Zukunft liegt. Es müssen ja nicht 10 lange Jahre sein, wie sie ein Götterspruch dem sagenumwobenen Odysseus auferlegte. Wir glauben nicht mehr an Götter, und doch bekommen Poseidon und Ayolos vor dem Ablegen jeweils eine hochprozentige Opfergabe – das Meer ist unberechenbar, und sich mit den alten Göttern gut zu stellen, kann nicht schaden. Denn auch heute noch stehen wir öfter mal vor der Entscheidung: Kurs anpassen und einen anderen als den vorgesehenen Hafen anlaufen? Gegen Wind und Wellen ankämpfen? Für Odysseus, den König von Ithaka, stellte sich diese Frage nicht; seine Schiffe hatten keinen Motor und mussten sich auf der Rückkehr von Troja den von den Göttern geschickten Stürmen beugen. Der Film "Segeln in der Heimat des Odysseus" versuchte, die von Homer in der Odyssee beschriebenen Stationen mit heutigen Orten in den ionischen Inseln in Deckung zu bringen. Gut belegt ist Korfu als Insel der Phäaken. Nausikaa, die Königs-tochter, fand Odysseus, der nach 10 Jahren Irrfahrt an Land gespült worden war, und nahm ihn bei sich auf. In einer Nachtfahrt sollen die Phäaken dann den schlafenden Helden nach Ithaka gebracht und ihn am Ufer hingelegt haben. Als er erwachte, erkannte er seine Heimat nicht – die ihm günstig gesinnte Göttin Athene, in Gestalt eines Hirten, sagte ihm, dass er zuhause sei. Region Aargau www.ccs-aargau.ch Soweit die Erzählung des Homer. Jetzt aber kommen die Archäologen, und die streiten sich: Das homerische Ithaka kann nicht die heutige Insel gleichen Namens sein, weil die Phäaken die 95 sm von Korfu aus nicht in einer Nacht hätten bewältigen können. Möglich wären aber die 65 sm bis Lefkas gewesen. Ist also Lefkas das antike Ithaka? Heinrich Schliemann, der die Dichtungen Homers als historische Quellen ansah und sie wörtlich nahm, musste sich von seinen Zeitgenossen auslachen lassen. Doch dann entdeckte er Troja und seinen Goldschatz und grub die Königsgräber von Mykene aus. Aber bis zu seinem Tod 1890 fand er auf dem heutigen Ithaka keine Spur vom Königspalast des Odysseus. Sein junger Mitarbeiter Wilhelm Dörpfeld setzte die Suche auf Lefkas fort, aber auch er ohne Erfolg. Er zeichnete genaue Ansichten der ionischen Inseln und suchte nach der Bucht, wo Odysseus vor der Fahrt nach Troja seine Schiffe versammelt hatte. Er glaubte, mit Vlicho auf Lefkas diese Bucht gefunden zu haben. Dörpfeld starb 1940 auf Lefkas; von seiner Grabstätte aus überblickt man seine Odysseusbucht. Das ist aber noch nicht das Ende der Geschichte: Ein griechischer Archäologe zieht Erdbeben und Erdrutsche mit Terrainveränderungen und einen alten Kanal in seine Überlegungen mit ein und kommt zum Schluss, dass Odysseus' Ithaka östlich von Lefkas auf heutigem Schwemmland gelegen haben müsse: Ein Hügel, auf dem der Palast gestanden habe, darunter die verlandete Bucht, in der Nähe die Quelle der Arethusa und die Nymphengrotte und am Ende der Bucht ein 4000 Jahre alter Olivenbaum – alles wie von Homer beschrieben. Ob das die letzte Erklärung ist? Ob Odysseus jemals gelebt hat? Einerlei. Die Odyssee ist eine wunderbare Geschichte, eine Parabel des menschlichen Lebens. In diesem Sinn: Gute Fahrt! Annemarie Schaffner