Tätigkeitsbericht 2010

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Tätigkeitsbericht 2010
FiBL-Projektleiter Thomas Bernet stellt im Morgenprogramm des albanischen Staatsfernsehens die beiden Labels von «Albanian Guarantee» vor.
Garantierte Lebensmittelqualität
für Albanien
Das FiBL leistet im südlichen Balkanstaat Albanien Pionierarbeit in der regionalen Entwicklung.
Ein erster Meilenstein ist die Einführung von zwei Labels, welche die Herkunft, GVO-Freiheit und
kontrollierte Qualität der Lebensmittel garantieren. «Albanian Guarantee» ist der erste Standard
dieser Art in einem Land, das gleichzeitig auf dem Weg dazu ist, eigene zertifizierte Bioprodukte zu
etablieren.
2001 lancierte die DEZA (Direktion für Entwicklungszusammenarbeit) zusammen mit dem SECO (Staatssekretariat für
Wirtschaft) das SASA-Projekt. SASA steht für Sustainable
Agricultural Support for Albania, was so viel heisst wie Förderung nachhaltiger Landwirtschaft in Albanien. Das FiBL
wurde von DEZA und SECO mit der Realisierung des Projekts betraut.
2010 hat das Projekt SASA einen Meilenstein erreicht: Mit
der Lancierung von zwei albanischen Herkunftslabels – eines
steht für den Süden des Landes, das andere für den Norden –
gibt es im Balkanstaat nun erstmals einen Lebensmittelstandard, der für die Herkunft, GVO-Freiheit und kontrollierte
Qualität garantiert.
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Garantierte Qualität ist gefragt
«Die Labels wurden geschaffen aufgrund der Marktforschung, die aufgezeigt hat, dass in Albanien garantierte Qualität immer wichtiger wird – insbesondere bei einheimischen
Produkten», argumentiert FiBL-Projektleiter Thomas Bernet. Denn was in Mitteleuropa eine Selbstverständlichkeit ist
– garantierte Produktqualität, Herkunftsdeklarationen oder
Zutatenlisten auf der Verpackung – kennt Albanien noch
kaum.
In den Supermärkten der Hauptstadt Tirana wird meist
Überschussware aus der EU angeboten, vor allem aus Italien.
Und auf der Strasse verkaufen Kleinsthändler Produkte mit
unklarer Herkunft und oft fragwürdiger Qualität. «Der Lebensmitteleinkauf ist in Albanien Vertrauenssache», meint
Thomas Bernet. «Doch das Vertrauen basiert auf subjektiver
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Entwicklung und Zusammenarbeit | Marktentwicklung
Wahrnehmung. Garantien, welche die Qualität eines Produktes belegen, fehlen noch weitgehend.»
Fokus auf Markt statt Produktion
Auf den ersten Blick scheint in diesem FiBL-Projekt sowohl
der Bezug zum Biolandbau als auch zur landwirtschaftlichen
Produktion zu fehlen. «Gemeinsam mit den beiden Auftraggebern haben wir entschieden, den Fokus des SASA-Projektes vermehrt auf den Markt zu verlegen», erklärt Thomas
Bernet. Das hat dazu geführt, dass im neu ausgerichteten
Projekt Bioprodukte gemeinsam mit regionalen Spezialitäten
gefördert werden sollen.
«Das Marketing, also auch die Lancierung der beiden Labels, ist nur ein Teil des Projektes. Wir arbeiten entlang der
ganzen Wertschöpfungskette, um den Sektor zu stärken und
wichtiges Einkommen im ländlichen Raum zu generieren.»
So unterstützt SASA weiterhin auch die Produzentenorganisation Bio Adria, das neugegründete Institut für biologischen
Landbau (www.ibb-albania.org) und die albanische Zertifizierungsfirma Albinspekt, um den Biolandbau voranzubringen.
Aber auch hier steht der Markt im Vordergrund. Deshalb
fährt SASA eine Doppelstrategie: Das Etablieren des einheimischen Biomarktes soll Hand in Hand gehen mit dem Ausdehnen der Exporte von albanischen Bioprodukten. Gemäss
den Erfahrungen an der BioFach in Nürnberg, der Weltleitmesse für Bioprodukte, haben vor allem Medizinalpflanzen,
Olivenöl und Rohstoffe für die Lebensmittelindustrie wie
Kastanien, Nüsse und Trockenfrüchte Marktchancen im
EU-Raum. Auch biologisches Wintergemüse aus Albanien
könnte sich auf dem europäischen Markt durchsetzen.
jf
Kontakt: [email protected]
Finanzierung: Direktion für Entwicklungszusammenarbeit DEZA und
Staatssekretariat für Wirtschaft SECO
Überzeugungsarbeit an der Landwirtschaftsausstellung «Kash Fair» in
Albaniens Hauptstadt Tirana: Thomas Bernet im Gespräch mit
Interessenten an den neuen Labelprodukten.
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