Falco - AJuM

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Falco - AJuM
Hans Hölzel, gen. Falco
Hans Hölzel starb mit knapp 41 Jahren 1998, der Liedermacher, der Sänger,
der unter dem Namen „Falco“ bekannt war und ist. Hier nun liegen die Texte
vor, ungesungen, nicht rhythmisiert wie Falco sie intonierte. Und wir stellen
fest, dass wir es mit einer ganz eigenen Art von Lyrik zu tun haben. Neu und
ganz ungewohnt und aufregend.
Christian Ide Hintze (Hg.):
Falco: lyrics complete
Mit einem Nachwort von Peter Ernst
St. Pölten: Residenz 2008
www.residenzverlag.at
ISBN 978-3-7017-1529-9
240 S * 19,90 € * ab 14 Jahre
Texte
leben.
Sie
sind
nicht
abhängig
vom
Schreiber, nicht vom vorgelesenen Wort, nicht
vom Sprachrhythmus. Diese Texte von Falco
leben
besonders,
denn
sie
sind
abgehörter
Gesang, der behutsam – und nur dann, wenn es
das Verständnis erforderte – bearbeitet wurde.
Sie entsprechen nicht den Abdrucken in CD-Booklets, sie verzichten auf Satzzeichen,
und sie sind in radikaler Kleinschreibung gedruckt. Zum Teil schwierig zu verstehen
sind die österreichischen Passagen oder Lieder, eine „Übersetzung“ findet nicht statt.
So muss auch ein Norddeutscher selbst herausfinden, dass der „beder“ in „Wiener
Blut“ der „Peter“ ist, das klangliche „a“ am Ende bleibt nur im Nachwort (von Peter
Ernst) erwähnt.
Die Texte von neun Alben sind – soweit Falco Textautor oder Text-Mitautor war –
abgedruckt, zwei Alben sind direkt nach Falcos Tod 1998 und 1999 erschienen (Es
verdiente sich damals noch einmal und schnell gutes Geld mit dem plötzlichen Tod –
wie wir es heute mit dem Tod von Michael Jackson sehen.).
Das Julim Journal ist ein Angebot der AG Jugendliteratur und Medien, die außerdem unter www.ajum.de eine Rezensions-Datenbank betreibt. Auf
dieser unabhängigen Plattform finden Sie Besprechungen zur aktuellen Kinder- und Jugendliteratur, oftmals bewusst mehrere zu einem Titel.
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Falco bewunderte Robert Zimmermann, der wiederum aus Bewunderung für den
walisischen Dichter Dylan M. Thomas seinen Künstlernamen wählte: Bob Dylan. Doch
schuf jeder seinen ganz eigenen Teil, sein ganz Neues. Falco brachte den entghettoisierten Rap in die deutsche Musikszene, und er schuf mit der Sprachmischung
eine Textart, die zuvor im deutschsprachigen Raum nicht bekannt oder zumindest sehr
ungewöhnlich war. Dabei benutzte er die Idee
der „abstrakten Poesie“, wie wir sie von Ernst
Jandl u.a. kennen, formte aus Wörtern einen
Lautmalereiteppich: „hello, vienna calling /
hello, hello, vienna calling / cha, hello, hello,
vienna calling / cha cha“ oder „updown, the
middle, downtown town“ in „Hoch wie nie“
oder „sie allein / mit und ohne / ob ohne
schein, so wird es immer bleibm / sie wird dei
gift / sie wird dei gift / und du ihr pusher
sei“.
Ein Buch, das nicht versucht, Falco auf den
Sockel zu stellen, sondern eher ihm einen
Platz auf der Erde und in der Literatur zu
finden. Für Musikfans eher nüchtern, für
Sprachbegeisterte ein Ort, den man lange und oft besuchen kann. Man könnte Falcos
Verkürzungen, seinen Sinn für Minimalismus auch mit dem erfolgreichen Bemühen
beschreiben: „Dieser Satz hat zehn Wörter – geht das auch mit fünf?“
Ulrich H. Baselau
für
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