Ich glaube, mit der Bewunderung fängt es an. Predigt

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Ich glaube, mit der Bewunderung fängt es an. Predigt
Ich glaube, mit der Bewunderung fängt es an.
Predigt über Epheser 4, 1-6 zum 17. Sonntag nach Trinitatis,
19. September 2014
Das Predigtwort:
So ermahne ich euch nun,
ich, der Gefangene in dem Herrn,
dass ihr der Berufung würdig lebt,
mit der ihr berufen seid,
in aller Demut und Sanftmut, in Geduld.
Ertragt einer den andern in Liebe
und seid darauf bedacht,
zu wahren die Einigkeit im Geist
durch das Band des Friedens:
"ein" Leib und "ein" Geist,
wie ihr auch berufen seid
zu "einer" Hoffnung eurer Berufung;
"ein" Herr, "ein" Glaube, "eine" Taufe;
"ein" Gott und Vater aller,
der da ist über allen und durch alle und in allen.
Die Predigt
Bewunderung –
Ich glaube, mit der Bewunderung fängt es an.
War das so bei Dir, dass Du einen anderen bewundert hast, eine andere einmal?
Bei mir war das so.
Und es ist so:
Ich muss bewundern können.
Ein Vorbild haben
in dem Sinne
als ich einen Menschen betrachte,
der nicht aus sich ist
in dem, was er ist oder tut,
sondern der sich selbst vergisst
der hingegeben,
oder gewidmet ist
einem Werk
einer Aufgabe.
Mein Leben eine Widmung
Das wäre schön.
Und so ist es ja zuweilen,
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dass wir dies sind
eine Widmung
aus den Wundern,
die sich ereignen an uns, durch uns...
Bewunderung ist der Berufung Anfang, sage ich,
weil ich das selbst erleben durfte
Beseelt werden von einem – von etwas
das größer ist als ich
Und größer ist als Du:
Das geht ungefähr so,
wie es die DDR-Gruppe City der Dichterin nach gesungen hat:
Am Fenster
„Einmal fassen tief im Blute fühlen
Dies ist mein und es ist nur durch dich
Nicht die Stirne mehr am Fenster kühlen
Dran ein Nebel schwer vorüber strich
Einmal wissen dieses bleibt für immer
Ist nicht Rausch der schon die Nacht verklagt
Ist nicht Farbenschmelz noch Kerzenschimmer
Von dem Grau des Morgens längst verjagt.“
Darum geht es.
Die Unendlichkeit fühlen und sie wahr wissen.
Glaubend leben
Weil einer hat es mir vorgemacht,
vorgefühlt für mich
Einmal fassen tief im Blute fühlen
wie der Schreiber des Epheserbriefes
So ermahne ich euch nun,
ich, der Gefangene in dem Herrn
– was für eine Freiheit –
er kommt aus Gott nicht mehr heraus
in ihm lebt und wirkt er –
ermahnt er:
dass ihr der Berufung würdig lebt,
mit der ihr berufen seid,
in aller Demut und Sanftmut, in Geduld.
Es hat euch nicht irgendeiner berufen
sondern der Eine, dem alle Bewunderung gebührt
Und dem nach zu leben Du verpflichtet bist:
Das sei dein schönstes Amt:
Die Berufung mit der Du berufen bist,
würdig zu leben.
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Eine Gottesdienstbesucherin sagt mir immer wieder,
dass ihr ein paar wenige Worte nachgehen,
die sie einmal gelesen hat:
„Werden in Würde,
das ist mir wichtig,
es ist mir wichtig für jedes Wesen,
das lebt,
Mensch und Tier und Pflanze.
Immer mehr
Werden in Würde
Und mich ermessen an diesem Wunsch,
damit dies wahr werde
auch durch mich –
Einer kann glücken
Eine kann blühen –
zu sich selbst.
Manchmal ein Mensch
vom majestätisch Wesen,
das durchscheint,
weil einer das,
was er oder sie kann
auf die Waage Gottes legt
und betet:
entscheide Du,
Geheimnis des Lebens!
Immer mehr
Werden in Würde
an allen Rändern des Hierseins…“ (IK)
Werden in Würde
Und die Grenzen überschreiten,
die uns gesetzt sind,
die wir selber ziehen
die wir so nicht wollen.
Die Angst
das täglich Argwöhnische
und dass wir die Prinzipien der Weltherrschaften
nachvollziehen im Privatesten
in vorauseilendem Gehorsam.
Und da ist in einem Gespräch ein Satz gefallen,
der lässt mich nicht mehr los, seit Wochen schon:
„Wann hast Du zum ersten Mal Deine Seele verkauft.“
Ein Filmzitat
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„Wann hast Du zum ersten Mal Deine Seele verkauft.“
Die Erde:
Ein Ausverkauf der Seele.
Eine Entseelung die geschieht
Die Kriege nach sich zieht!
Wann habe ich zum ersten Mal meine Seele verkauft?
Ich habe auf unsere Homepage Worte unserer Fachinspektorin für den Evangelischen
Religionsunterricht Gisela Ebmer gepostet:
„Wenn Jugendliche in Österreich radikal werden, dann fehlt ihnen wohl das
Gespräch. Zuhause mit den Eltern, in der Schule mit LehrerInnen, die zuhören und
Sorgen ernst nehmen, das Gespräch mit Freundinnen, die Hoffnung geben,
Förderung im Schulalltag, sodass sie eine gute Ausbildung bekommen. Einen Beruf
finden, der ihnen Freude macht und Sinn gibt. Eine finanzielle Absicherung und
Zukunft in unserem schönen Staat Österreich. Wer das hat, zieht nicht nach Syrien in
den Krieg, träumt nicht als Neonazi vom guten alten Führer, zieht nicht als Anarchist
durch die Stadt und verwüstet öffentliche Einrichtungen. Radikalismus eindämmen
kann man nicht durch Normierung von Religion. Das geht nur durch Liebe….“
Das geht nur
dass ihr der Berufung würdig lebt,
mit der ihr berufen seid,
in aller Demut und Sanftmut, in Geduld.
Das brauchen wir doch ganz oft
Demut, Sanftmut, Geduld –
Die gleiche Reihung wie im Traum vom neuen Menschsein,
der im Kolosserbrief einmal geträumt wird:
„So zieht nun an
als die Auserwählten und Geliebten
Herzliches Erbarmen
Demut, Sanftmut, Geduld.
Schöne Trias
Ertragt einer den andern in Liebe.
Zeit haben
Viel Zeit haben
Der wichtigste Beitrag, den wir leisten können,
ist die Liebe,
die Angst isst die Seele auf – altes Gesetz.
„Orientiere dich an der Liebe“, sagt der Unternehmer Heinrich Staudinger,
In Demut, Sanftmut und Geduld einander auf einen neuen Weg bringen.
Raus aus dem Gefängnis der falschen Ich-Sätze und Ego-Botschaften.
Der Sehnsucht vertrauen:
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Einmal fassen tief im Blute fühlen
Dies ist mein und es ist nur durch dich.
Sagen können
Ich habe den Grund meines Lebens gefunden
in dem, was ich in Dir erkannt habe,
das leuchtet in Deinen Augen, schillert in Deinen Worten, das ist Deine Aura, die
mich ergreift und mich glauben und hoffen macht
und ich vertraue dem Leben dennoch
Wir können aufhören, über die Kirche und Gemeinde nachzudenken.
Das brauchen wir nicht,
wichtig ist einzig und immer und ewig
ob wir in der Liebe sind,
wem ich gehöre.
Wenn das geklärt ist,
ist alles andere ein Kinderspiel:
„…und seid darauf bedacht,
zu wahren die Einigkeit im Geist
durch das Band des Friedens:
"ein" Leib und "ein" Geist,
wie ihr auch berufen seid
zu "einer" Hoffnung eurer Berufung;
"ein" Herr, "ein" Glaube, "eine" Taufe;
"ein" Gott und Vater aller,
der da ist über allen und durch alle und in allen.“
Ich glaube, mit der Bewunderung fängt es an.
Und Lothar Zenetti weiß das auch:
„Bewunderung
Ich glaube an Gott, und ich glaube, hört ihr,
dass er ein Künstler ist, ein Erfinder:
Unbegrenzt sind seine Ideen. Alles ist neu,
was er macht, und aus erster Hand. Schön ist es,
vielgestaltig und aller Bewunderung würdig.
Er gleicht nicht dem Bild, das ihr euch
zurecht denkt, euren Begriffen und Definitionen.
So wie ihr ihn beschreibt, hätte er niemals
so eine Welt voller Wunder erschaffen.
Geheimnis lautet sein Name, und immer
der Andere,
hoch über allem, was ist, und allem voraus,
der Anfang, der Atem, der alles hervorbringt,
und seine Kraft ist spürbar in allem. Er wirkt
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die Vollendung, nach der wir uns sehnen.
Im Sturmwind und Feuer, so ist er erschienen,
er wohnt in der Wolke, im Wort, in der Stille.
Er sät seine Hoffnung unter den Armen.
Im Herzen der Liebenden ist er, inmitten
der Welt, und gepriesen sei sein herrlicher Name.“
Einmal wissen dieses bleibt für immer.
Du weißt es
Der Du in der Liebe bist
Die Du in der Liebe bist.
Du weißt es!
+ Amen.
Einmal wissen dies bleibt für immer
Ist nicht Rausch der schon die Nacht verklagt
Ist nicht Farbenschmelz noch Kerzenschimmer
Von dem Grau des Morgens längst verjagt
Einmal fassen tief im Blute fühlen
Dies ist mein und es ist nur durch dich
Nicht die Stirne mehr am Fenster kühlen
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Dran ein Nebel schwer vorüber strich
Einmal fassen tief im Blute fühlen
Dies ist mein und es ist nur durch dich
Klagt ein Vogel, ach auch mein Gefieder
Näßt der Regen flieg ich durch die Welt
Flieg ich durch die Welt
Hildegard Maria Rauchfuß
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