HST-Stadt 117.03.2003

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HST-Stadt 117.03.2003
HEILBRONN
Aufgeschnappt
Lokalpatriotismus gibt es auch
unter
Briefmarkensammlern.
Ein Plakat „Kenner sammeln
Württemberg“ war am Eingang
zur Briefmarkenbörse am Sonntag in der Harmonie nicht zu
übersehen. Dass dies nicht nur
platte Werbung ist, erklärte Philatelisten-Vereinsvorsitzender
Dieter Geyersberger. Gerade
aus dem Königreich Württemberg gebe es sehr schöne Wappenmotive. Stolze Preise werden
bezahlt. Ein Brief nach Übersee
mit hoher Frankatur könne „locker auf 10 000 Euro kommen“.
Mit den Fälschungen hat es bei
den Briefmarken in der Historie
etwas länger gedauert. 1849
wurden in England die ersten
Briefe frankiert. Rund 20 Jahre
später tauchten die ersten Fälschungen auf. Ja, ja, die gute, alte Zeit. Mit den Euro-Scheinen
ging das alles viel schneller. (cf)
a
Aus dem Bezirksbeirat Kirchhausen verabschiedet hat sich Marc
Rabah. Er hat einen guten
Grund: Er hat geheiratet und
zieht nun mit seiner Frau aus
Kirchhausen weg. „Ihr habt mir
zur Hochzeit eben kein Geschenk gemacht“, führt er im
Beirat augenzwinkernd den alles
entscheidenden Grund an. Lacher im Beirat, und ein Geschenk gab’s zum Abschied
obendrein. (cf)
a
Die Jüngste und die Älteste: Aus
der Masse der vielen Frauen –
und ganz wenigen Männer – die
am Samstagabend ins Foyer des
Heilbronner Rathauses zum Bürgerinnenempfang am Internationalen Frauentag gekommen
waren, stachen sie auf jeden Fall
heraus: Ganz geduldig hörte
sich die vierjährige Annika Käppele die Reden und Grußworte
an. Auf dem Schoß von Oma
Elisabeth Knörle hatte sie es
sich bequem gemacht. Ein paar
Meter weiter lehnte Elsbeth
Schönberger jeden angebotenen Stuhl ab: Auf ihren Stock
gestützt lauschte die 78-Jährige
aufmerksam den Rednerinnen.
Seit es den Bürgerinnenempfang
gibt, also seit zwölf Jahren,
kommt die Heilbronnerin jedes
Mal ins Rathaus. „Solange es
geht, stehe ich auch weiterhin
hier“, kündigt Elsbeth Schönberger an. (kaf)
a
Das Stillhalten hat sich für Annika Käppele gelohnt. Nach
dem Empfang der Frauenbeauftragten Silvia Payer, der Ersten
Bürgermeisterin Margret Mergen und den neun Stadträtinnen gab es Leckeres. Orangensaft, Sekt und: Frauensymbole
aus Brezelteig. Lecker. (kaf)
DIENSTAG 11. März 2003
Widderner wird per Zufall Dauer-Ersthelfer bei schweren Unfällen – Kreisverkehrswacht belohnt Leistung
Für Unfallopfer hat er siebten Sinn
Von Carsten Friese
Eine Erklärung hat er selbst nicht.
Vier Mal kam Alexander Peetz in
den letzten drei Jahren an Unfallstellen vorbei, an denen schwer
verletzte Autofahrer lagen. Er
half jedes Mal und
konnte so auch Leben
retten. Gestern wurde er
von der Kreisverkehrswacht ausgezeichnet.
Die Vorahnung kam gegen 5 Uhr nachts. Auf der A
61 war Kraftfahrer Peetz im
Dezember 2002 in seinem
40-Tonner nach Heilbronn
unterwegs. Auf der Gegenseite
entdeckte er ein Licht im Acker.
„Da stimmt was nicht“, sagte eine innere Stimme. Er fuhr über
Schleichwege zu der Stelle und
hatte Recht: Ein Mann stand blutüberströmt am zerbeulten Wagen,
seine Frau lag unter dem Auto. Mit
dem Ersatzrad und Polizeihilfe
stützte Peetz den Wagen zunächst
ab – die Rettungskräfte konnten ohne Zeitverlust mit der Wiederbelebung beginnen. „Dank ihrer Hilfe
hat die Frau überlebt“, bekam er von
der Polizei am nächsten Tag zur
Antwort. Peetz: „Ein tolles Gefühl –
das kann man nicht beschreiben.“
Für Unfallopfer scheint der gelernte Koch und Konditor eine Art
siebten Sinn zu haben. Im Mai 2000
fuhr er in seinem Lkw um vier Uhr
morgens nach Heilbronn zur Tankstelle. Plötzlich entdeckte er Metall-
a
Blumen gehören zu ihrem Leben. Und mit Blumen geizte der
Bezirksverband Heilbronn der
Gartenfreunde am Internationalen Frauentag in der Delegiertenversammlung nicht. Präsident Ulrich Willinger verabschiedete Pressewartin Regine
Bamberger mit großem Strauß
und den Worten „Wie kann es
der Bezirksverband mit einem
Bürgermeister aufnehmen?“. Ihr
Mann trat den Bürgermeisterposten in Bönnigheim an, da
wollte sie nach dem Umzug kürzer treten. Blumen gab’s auch
für Gisela Gürtler und Renate
Zühlke, die Frauen der Vorsitzenden des Gastgeber-Vereins
Weinsberg. Und auch Staatssekretärin Johanna Lichy wurde
bedacht. Ihre spontane Reaktion: „Ab und zu lohnt es sich
doch, Frau zu sein.“ (cf)
teile, sah hinter einer Böschung
Rauch aufsteigen. Wieder hielt er an
und sah nach. Die Heilbronnerin
Tatjana Sandrisser war mit ihrem
Wagen verunglückt. Fünf gebrochene Rippen, ein Lungenflügel gequetscht, ein Schulterband gerissen. Peetz machte Mund-zu-MundBeatmung, beruhigte sie und wählte
den Notruf. „Eine sehr große Dank-
barkeit“ empfinde sie, stellte die
27-Jährige gestern fest.
Ein schwer verletztes Ehepaar auf
der A 6, das er erst einmal auf den
Standstreifen schleifte, in Decken
hüllte und verband, gehörte weiter
zu seinen „Kunden“. Und vor zwei
Wochen war der Erstretter nahe des
Europaplatzes in Heilbronn wieder
zur Stelle, als eine Frau von einem
Mobiler Mini-Pranger gegen
Traubenklau am Wartberg
ufmerksame Spaziergänger wissen es schon: Das kleine Weinbaumuseums auf dem Heilbronner
Wartberg hat Zuwachs bekommen.
Hinter den mit allerhand historischem Gerät bestückten Arkaden
ist jetzt ein Tagedieb, genauer gesagt ein Traubendieb aufgetaucht.
Ob sich der Strolch an dem ein oder
anderen Museumsstück vergriffen
hat, ist nicht überliefert. Fest steht,
dass er um den Hals eine so genannte „Strafgeige“ trägt. Wer diesen mobilen Mini-Pranger „verbrochen“ hat? Wengerter Adolf Heinrich, Zimmermann Max Mayer und
Restaurator Gerhard Zehender.
Das kreative Trio ist für eine
ganze Reihe geistreicher Stationen
am Wein-Panorama-Weg verantwortlich. Wie fast jede ihrer Gestalt
gewordenen Ideen, hat, wie auch
die aktuelle, eine Vorgeschichte.
Der Quellenlage nach, sind
„Traubendiebe“ schon bei Chlodwig dem Franken im fünften Jahrhundert aufgetaucht. Die harte
Strafpalette reichte damals von Hieben bis hin zum „Hand abhauen“.
Im 17. Jahrhundert hängte man
dem Traubenklau kurzerhand das
Diebesgut um den Hals und jagte
ihn durchs Dorf. Abstrahiert, aber
kaum abgemildert, wurde die Strafe
in Form von hölzernen „Geigen“:
Dem Dieb wurden beide Hände
mitsamt Kopf zwischen zwei Hölzer
geschraubt. Glöckchen garantierten dafür, dass ihm beim Gang
durchs Städtle der Spott sicher war.
Die Heilbronner Strafgeige hat
ihre ganz persönliche Vorgeschichte. Es begann im Speyer. Ei-
Hotelschüler aus Béziers kommen
Nachwuchs erlebt
Gastronomie-Flair
im Unterland
Besuch bei Knorr ist geplant
Abschreckendes Schaustück im Weinbaumuseum unter den Arkaden
A
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Französischer Nachwuchs trifft
auf Unterländer GastronomieFlair: 25 Hotelfachschüler aus
Heilbronns französischer Partnerstadt Béziers werden vom 15.
März bis zum 6. April im Unterland zu Gast sein und in 14 gastronomischen Betrieben ein dreiwöchiges Praktikum absolvieren.
Die Dehoga-Kreisstelle Heilbronn
hat die Vermittlung und Betreuung
der französischen Gäste vorbereitet.
Vor zwei Jahren ist Friedrich Weber,
Dehoga-Ehrenkreisvorsitzender, in
Béziers von französischen Kollegen
auf einen solchen Austausch angesprochen worden. Im Vorjahr kamen 15 junge Franzosen, dieses Mal
werden es 25 Nachwuchsgastronomen im Alter zwischen 19 und 22
Jahren sein: Köche, Köchinnen, Restaurant- und Hotelfachkräfte.
In Zusammenarbeit mit Daniela
Schoch vom Heilbronner Restaurant „Les Trois Sardines“ hat Weber
Vier Mal hat er
schwer Verletzte
als Ersthelfer versorgt: Alexander
Peetz (Mitte).
Kreisverkehrswacht-Chef Harald Lepple
(rechts) und Polizeisprecher Peter
Lechner zeichneten ihn gestern
für seinen großen
Einsatz aus. (Foto: Rabea Sattar)
Von Kilian Krauth
HN1
gentlich wollen sich Heinrich,
Mayer und Zehender im dortigen
Weinbaumuseum von der angeblich „größten Baumkelter Deutschlands“ ein Bild machen. Nebenbei
traten sie dabei den Beweis an, dass
nicht die Speyrische mit ihren
zwölf Metern diesen Titel tragen
darf, sondern die Heilbronner: Sie
misst 13 Meter.
Das Trio trat die Heimfahrt nicht
nur mit Genugtuung an, sondern
nahm aus dem Museum eine neue
Idee mit: die Strafgeige. Weil in der
Käthchenstadt kein Exemplar
mehr aufzutreiben war, machte
man sich eben selbst ans Werk.
In einem alten Eichenteil
der Baumkelter fand man
das geeignete Material.
Schwieriger gestaltete sich
die Suche nach einem
Traubendieb.
Zwar
tauchten im Herbst auch
am Wartberg genügend
auf, doch geschnappt
habe man bisher keinen,
bedauert Heinrich. Über
einen anonym bleiben
wollenden Kaufmann bekam man schließlich
eine Schaufensterpuppe
gesponsert.
Heinrich:
„Aber der Kerle sah irgendwie zu nett aus.“
Inge Retter aus Kochendorf sollte sich als Retterin entpuppen. Sie verwandelte das Bleichgesicht in einen zwielichtigen Ganoven, scherte ihm das ondolierte
Haupt und steckte ihn in Leinen.
Problematisch gestaltete sich am
Ende nur das Anlegen der Geige.
Adolf Heinrich: „Da mussten wir
ihm halt die Arme verdrehen.“
Mercedes-Fahrer erfasst wurde und
„an mir vorbei auf die Frontscheibe
flog“. Mit einer Druckkompresse
versorgte er ihre Kopfwunde.
Erklären kann sich der 35-Jährige
diese Häufung an Unfällen auf seinen Wegen nicht. Aber: Einen Notfallkoffer mit doppelter Ausstattung
hat er immer dabei. In der Jugend ist
er mal beim DRK aktiv gewesen. Danach aber nicht mehr groß. Heute
fährt er anders auf den Straßen.
Nach rechts und links wandert sein
Blick, „dorthin, wo sonst niemand
hinguckt“. Wenn es nach ihm ginge, würde er auch zehn weitere Fälle
akzeptieren. Peetz: „Es gibt doch
nichts Schöneres als zu helfen.“
Dass an den Unfallstellen fast alle
Autofahrer einfach weitergebraust
sind, hat ihn maßlos geärgert. „Da
denkt jeder nur an sich.“
Sein Einsatz lohnt, unterstrich
gestern Kreisverkehrswacht-Chef
Harald Lepple. „Es ist ganz toll,
Menschen zu ehren, die alles auf die
Seite legen, um Leben zu retten.“
Urkunde und die Ehrennadel „Partner der Straße“ überreichte Lepple
dem Widderner. Einen Gutschein
für ein Sicherheitstraining gab’s
obendrein. Ist schließlich wichtig,
dass ein solcher Unfallhelfer im eigenen Vehikel sicher unterwegs ist.
die Verteilung der französischen
Gäste organisiert. 14 Betriebe machen mit. Kostenlose Unterkunft
bei Gasteltern der Betriebe, dafür
Mithilfe in Küche und Service lautet
das Angebot. „Vielleicht bietet der
eine oder andere Betrieb in der Zeit
ja wieder ein französisches Gericht
an“, blickt Weber voraus.
Auch die Freizeit kommt nicht zu
kurz. Drei Besichtigungen haben
die Organisatoren vorbereitet: ein
Besuch im Knorr-Kochzentrum, eine Visite des Burgrestaurants Hohenbeilstein inklusive GreifvögelVorführung und eine Werksbesichtigung bei Audi. (cf)
Bei diesen Betrieben sind die Hotelfachschüler im Einsatz: Restaurant
der Götz Heilbronn, Kurhaus Bad
Rappenau, Hotel Linde Neckarsulm,
Hotel Sonne Talheim, Hotel Rappenhof Weinsberg, Hotel Burkhardt
Heilbronn, Hotel Sonne Bad Friedrichshall, Hotel zum Ochsen Oberstenfeld, Burg Hohenbeilstein, Hotel
Adler Botenheim, Hotel Elefanten
Lauffen, Restaurant Trappensee
Heilbronn, Hotel Sperber Abtstatt,
Les trois Sardines Heilbronn.
Info
Vom 15. März bis 12. April
Sprengungen
im Salzbergwerk
In den früheren Zeiten des aktiven
Salzabbaues unter Neckargartach
waren tägliche Sprengungen eine
Selbstverständlichkeit. Mit dem
Vorrücken der Gewinnungsreviere
nach Nordwesten sind diese Arbeiten in der Nähe der beiden Förderschächte zur Seltenheit geworden.
Deshalb werden die Ausnahmen
dann in der Bevölkerung besonders
aufmerksam registriert. Demnächst
ist es wieder soweit: Für die Auffahrung eines neuen untertägigen
Rohsalzlagers müssen Grubenräume durch Sprengungen erweitert werden. Das soll an den Samstagen vom 15. März bis zum 12.
April zwischen 9 und 20 Uhr erfolgen. Bergwerksdirektor Klaus Günther: „Es ist kaum anzunehmen,
dass außer einem gelegentlichen
Grummeln aus dem Bauch der Erde
etwas zu vernehmen sein wird.“
Verkehrsmaßnahmen ergriffen
Auf die Kröten
Rücksicht nehmen
Mit Eintritt milderer Witterung setzen wieder Krötenwanderungen
ein. Zum Schutz der ehrenamtlichen Helfer sowie der unter Naturschutz stehenden Amphibien werden in Heilbronn für die nächsten
Wochen folgende Verkehrsmaßnahmen eingerichtet:
a Sperrung der Kreisstraße 9550
zwischen dem Jägerhausparkplatz
und Donnbronn täglich von 20
Uhr bis 5 Uhr. Die Umleitung erfolgt über die Landesstraße 1111
Untergruppenbach/Heilbronn.
a Tempobegrenzung auf 50 km/h
auf der B 39 zwischen Frankenbach
und Kirchhausen im Bereich
Konradsberg/Franz-Reichle-Straße.
a Tempobegrenzungen auf 30 km/
h auf der Jägerhausstraße im Bereich Trappensee. (red)

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