Einleitung Sofia Coppola
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Einleitung Sofia Coppola
Der weibliche Blick Sofia Coppolas und die Inszenierung der Frauenfiguren in The Virgin Suicides, Lost in Translation und Marie Antoinette von Leska Bartmann Regisseurinnen in Hollywood1 sind selten. Insbesondere im Zuge der Entwicklung der Filmindustrie zu einer profitablen, mit beachtlichen Budgets arbeitenden Maschinerie, sank der Anteil der weiblichen Regisseure mit der Einführung des Tonfilms erheblich. Lediglich Dorothy Arzner (ab Ende der 1920er bis in die frühen 1940er Jahre) und Ida Lupino (ab Ende der 1940er bis etwa 1965) waren in der Lage über längere Zeit kontinuierlich Regie zu führen.2 Erst in den 1970er Jahren drängten im Zuge der Frauenbewegung sowie aufgrund der preiswerteren Videotechnik immer mehr Regisseurinnen in die Branche. Während Frauen hierbei durchaus Erfolge im Bereich des Avantgarde-Kinos verzeichnen konnten (Maya Deren drehte schon 1941 MESHES IN THE AFTERNOON mit geringem Budget und ohne nennenswerte 3 Ausstattung ), blieb den meisten die Möglichkeit einer Karriere als Regisseurin in Hollywood verwehrt. Laura Mulvey stellt hierzu fest: „Looking at the history of women in the production side of cinema, there seems to be a rough correlation between the size of the investment and the (non)participation of women. The larger the amount, the less likely was a woman to be trusted with it.“4 Die Benachteiligung von Frauen beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Position der Regie. Weibliche Regisseure wurden zwar nur in Ausnahmefällen mit einem für Hollywood-Großproduktionen üblichen Budget betraut, jedoch arbeiteten auch in anderen einflussreichen Bereichen der Filmindustrie kaum Frauen. Die traditionell weiblichen Berufe waren – und sind noch heute zum größten Teil – die Profession der Schauspielerin sowie die der Cutterin. Als Schauspielerin entspricht die Frau ihrer historisch-sozial zugewiesenen Rolle der Repräsentantin, wohingegen die 1 Hollywood steht hier stellvertretend für den Inbegriff filmischer Großproduktionen mit einem gewissen Budget, internationaler Reichweite und damit verbundener Popularität. 2 Vgl. Barbara Koenig Quart, Women directors. The emergence of a new cinema (New York: Praeger, 1988), 1. 3 Vgl. Laura Mulvey, "Feminism, Film and the Avant-Garde," in Women writing and writing about women, ed. Mary Jacobus, The Oxford Women's series (London: Croom Helm [u.a.], 1979), 183. 4 Mulvey, "Feminism, Film and the Avant-Garde," 183. Cutterin in einer klassisch untergeordneten Position die Vision des Regisseurs umsetzt.5 Diese Beschäftigungsverhältnisse haben sich bis heute im Wesentlichen kaum verändert. Wo eine – aufgrund der umwälzenden Frauenrechtsbewegung – seit den 1970er Jahren stetig steigende Zahl weiblicher Regisseure vermutet werden könnte, ist eine unstete Entwicklung zu erkennen. Stieg die Anzahl der Regisseurinnen bis zur Jahrtausendwende auf elf Prozent der Gesamtanzahl an Regisseuren in Hollywood, so fiel die Kurve seitdem erneut, so dass 2006 gar nur noch sieben Prozent weibliche Regisseure verzeichnet wurden.6 Umso verwunderlicher mag es erscheinen, wenn es tatsächlich einer Frau gelingt, sowohl ein eigenständig gestaltetes Werk in einer Vielzahl an Kinos zu lancieren als auch ein großes Publikum sowie die Kritik mit jenem Film zu begeistern. Susan Seidelman war mit DESPERATELY SEEKING SUSAN/ SUSAN…VERZWEIFELT GESUCHT (1985) eine der ersten Frauen, der dies annähernd gelang.7 Einen bemerkenswerten – mit einem männlichen Regisseur vergleichbaren – Erfolg erzielte jedoch erst Jane Campion mit THE PIANO/DAS PIANO (1993). Der Film wurde in Cannes mit einer goldenen Palme geehrt und erhielt 1994 acht Oscarnominierungen, von denen er mit zwei Oscars für das beste Drehbuch sowie die beste Darstellerin ausgezeichnet wurde. Anschließend wurde es wieder lange Zeit still um die Regisseurinnen in Hollywood. Zehn Jahre nach Campions Triumph erhielt erneut eine Filmemacherin einen Oscar – Sofia Coppola wurde bei den Academy Awards 2004 für das Originaldrehbuch von LOST IN TRANSLATION (2003) ausgezeichnet. Gleichzeitig war sie als erste Amerikanerin sowie als dritte Frau in der Geschichte der Academy Awards in der Kategorie ‚Regie‘ für einen Oscar nominiert. Coppola erzählt in LOST IN TRANSLATION einfühlsam in poetischen Bildern die Geschichte zweier Suchender, die sich in Tokio als Fremde begegnen und sich in ihrer Einsamkeit auf ungewöhnliche Art und Weise näherkommen. Sowohl die Protagonistin Charlotte (Scarlett Johansson) als auch die männliche Figur Bob Harris (Bill Murray) befinden sich in unterschiedlichen Phasen ihres Lebens in einer 5 Vgl. Quart, Women directors. The emergence of a new cinema, 2. Vgl. Veronika Rall, "Eine Klasse für sich: Regisseurinnen in Hollywood," epd Film, no. 11 (2006), 19. 7 Susan Seidelman wurde u.a. für den César nominiert. 6 Sinnkrise, die sie zu meistern versuchen. Der Film begeisterte sowohl die Kritik als auch das männliche sowie das weibliche Publikum gleichermaßen.8 Mit ihrem Erstlingswerk THE VIRGIN SUICIDES (1999) konnte Sofia Coppola keinen vergleichbaren Erfolg verzeichnen, der Film wurde in Presse und Öffentlichkeit aber zur Kenntnis genommen.9 Bereits für diesen Film schrieb Coppola das Drehbuch selbst und überzeugte die Inhaber der Filmrechte, welchen seit längerer Zeit bereits ein Drehbuch vorlag, mit ihrer eigenen Version. Coppola adaptierte die Geschichte über den kollektiven Selbstmord von fünf Schwestern in der vermeintlichen Vorstadtidylle von Jeffrey Eugenides´ gleichnamigen Roman als ein gescheitertes Märchen mit mystischen Untertönen. Der Fokus Coppolas gilt Lux (Kirsten Dunst), die einerseits als fleischgewordene Männerphantasie agiert sowie andererseits die Tragik der Konflikte innerhalb der Adoleszenz verkörpert. Die Ambivalenz ihrer Persönlichkeit manifestiert sich in der nostalgischen Atmosphäre des Films, der mit dem Tod aller Mädchen endet. Nach dem Erfolg von LOST IN TRANSLATION verfügte Sofia Coppola für den darauf folgenden Film MARIE ANTOINETTE (2006) über ein erheblich größeres Budget als zuvor. Die aufwändige Kostümverfilmung der Biographie Marie Antoinettes (Kirsten Dunst), Königin von Frankreich, unternimmt einen umsichtigen Rehabilitationsversuch einer in der Geschichte Europas verdammten Frauenfigur. Coppola legt den Fokus auf die jungen Jahre der Königin sowie die mit dieser Position verbundenen Probleme einer Frau innerhalb der Hierarchie einer höfischen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts. Mit der zuckersüßen, pastellfarbenen BonbonÄsthetik des Films konterkariert Coppola die Strenge der Zeremonien und die einengenden Regeln für eine zukünftige Königin am Hofe, die aufgrund ihres jugendlichen Alters einer derartigen Aufgabe noch nicht gewachsen war. MARIE ANTOINETTE wurde in der Kritik zwiespältig aufgenommen, da der Film den Erwartungen, die sich an den Erfolg von LOST 8 IN TRANSLATION knüpften, nicht Vgl. stellvertretend: http://www.daserste.de/kinohighlights/sendung_dyn~film,1269~cm.asp: „Überraschungserfolg des Jahres 2003“; http://www.arte.tv/de/DVD-News-/663322.html: „"Lost in Translation" weckt eine ungeduldige Vorfreude auf die künftigen Werke Sofia Coppolas.“ In Zahlen: http://boxofficemojo.com/movies/?id=lostintranslation.htm: weltweite Einnahmen: $119,723,856 in weit über 30 Ländern. 9 Eine Auswahl: Clélia Cohen, "L´ombre des jeunes filles en fleurs: Virgin Suicides des Sofia Coppola," Cahiers du Cinéma Octobre, no. 550 (2000)., Marie-Anne Guerin, "The Virgin Suicides de Sofia Coppola," Cahiers du Cinéma, no. 536 (1999)., Graham Fuller, "Death and the Maidens," Sight and Sound, no. April (2000)., Erwan Higuinen and Olivier Joyard, "Tous les garçons et les filles de leur âge: Portrait de Sofia Coppola," Cahiers du Cinéma, no. 536 (1999)., Jean-Marc Lalanne, "Où est le sang des vierges?," Cahiers du Cinéma Octobre, no. 550 (2000). entsprach. Mit dem radikalen Genrewechsel und der eher unpopulären Themenwahl10 hatte sich Sofia Coppola stilistisch auf neues Terrain gewagt und wurde sowohl von der Kritik als auch vom Publikum insgesamt weniger gut angenommen. Erstaunlicherweise sind die Untersuchungen zu Sofia Coppolas Regiearbeit trotz des Erfolges von LOST IN TRANSLATION spärlich geblieben. Lediglich eine Monographie11 wurde 2007 in Italien veröffentlicht, wissenschaftliche Artikel zu ihrem Werk existieren kaum. Cecilia Åsberg beschäftigt sich beispielsweise mit dem Phänomen exzessiver Königinnen und analysiert unter ANTOINETTE.12 Chen-shiang Chiu untersucht LOST diesen IN Aspekten u.a. MARIE TRANSLATION im Hinblick auf transnationale Mobilität,13 wohingegen Amy Murphy einen Blick auf die Aspekte der Flâneuse der Protagonistin Charlotte wirft.14 Neil A. Grigsby und Rachel Mosely setzen sich wiederum mit den Phänomenen Adoleszenz15 und Zauberkraft16 in THE VIRGIN SUICIDES auseinander. Darüber hinaus existieren lediglich Kritiken zu den Filmen Sofia Coppolas. Eine intensivere Auseinandersetzung mit der laut „New York Times Magazine“ wohl „hoffnungsvollste(n) junge(n) Filmemacherin Amerikas“17 bietet sich also geradezu an. Im Hinblick auf die Themenwahl Coppolas sowie die unterschiedlichen Entwürfe von Frauenbildern in ihren Werken, setzt sich diese Arbeit mit einem Element in Coppolas Filmen auseinander, das THE VIRGIN SUICIDES, LOST IN TRANSLATION und MARIE ANTOINETTE miteinander verbindet. Der Fokus der vorliegenden Arbeit liegt auf dem „weiblichen Blick“ Sofia Coppolas als Regisseurin in einem ersten Analyseteil sowie auf der Inszenierung der 10 Gerade auf dem Filmfestival in Cannes traf MA die harte Resonanz des französischen Publikums, das der historischen Figur der Königin Marie Antoinette in großen Teilen negativ gegenübersteht sowie die Verfilmung der französischen Geschichte durch eine Amerikanerin skeptisch betrachtet. 11 Genovese, Maria Francesca. Sofia Coppola: Un'icona di stile. Recco Genova: Le mani, 2007.; bis dato nicht übersetzt (23.04.2010). 12 Vgl. Cecilia Åsberg, "Spectacular Queens and the Morals of Excessive Femininity: A Feminist Approach to Public History," (Vortrag der Konferenz: INTER: A European Cultural Studies Conference in Sweden, Linköping University, 2007). 13 Vgl. Chen-shiang Chiu, "Transnational Mobility: Reading Sofia Coppola´s Lost in Translation as a Tourist Romance," Tamkang review 37, no. 3 (2007). 14 Vgl. Amy Murphy, "Traces of the Flâneuse: From Roman Holiday to Lost in Translation," Journal of Architectural Education (2006). 15 Vgl. Neil A. Grigsby, "A Ceaseless Becoming: Narratives of Adolescence Across Media," (Thesis, Massachusetts Institute of Technology, Juni 2007). 16 Vgl. Rachel Mosely, "Glamorous witchcraft: gender and magic in teen film and television," Screen 43, no. 3 (2002). 17 Veronika Rall, "Eine Klasse für sich: Regisseurinnen in Hollywood," epd Film, no. 11 (2006), 20. Frauenfiguren in THE VIRGIN SUICIDES, LOST IN TRANSLATION und MARIE ANTOINETTE im zweiten Teil der Analyse. Der Ausgangspunkt für die Untersuchung entstammt dem seiner Zeit revolutionären Artikel „Visual Pleasure and Narrative Cinema“18 der britischen Filmtheoretikerin Laura Mulvey, welchen sie 1975 in der Zeitschrift „Screen“ veröffentlichte. Mulvey prägte mit diesem Artikel den Begriff des „male gaze“19: Sie geht davon aus, dass der klassische, narrative Film die ungebrochene, gesellschaftlich etablierte Interpretation des Geschlechterunterschiedes reflektiert.20 Somit sei der Mann der Träger des Blicks, während die Frau das Objekt eben dieses Blicks darstelle. Für Mulvey führt ausschließlich die Destruktion der visuellen Lust im Rahmen des Avantgarde-Kinos zu einer Neukonzeptionierung dieser Blicktradition, da das Hollywood-Kino aufgrund seiner patriarchal gefestigten Strukturen keine Änderung dieses Schemas zulasse. Es stellt sich die Frage, ob mehr als 30 Jahre nach Mulveys bahnbrechendem Aufsatz der „weibliche Blick“ einer Regisseurin nicht ebenso außerhalb des Avantgarde-Kinos Bestand haben kann, denn Sofia Coppola ist weniger dem Avantgarde-Kino zuzuordnen, sondern vielmehr – in Bezug auf Budget, Distributionsmöglichkeiten, Kenntnisnahme sowie Besetzung – im Bereich des amerikanischen Mainstream-Kinos21 zu verorten. Ist es also möglich bei Sofia Coppola von einer „weiblichen Ästhetik“ zu sprechen und schafft sie somit die Voraussetzungen für einen selbstbewussten „female gaze“ ihrer Protagonistinnen? Die Begriffe „weibliche Ästhetik“ sowie „female gaze“ sind vor allem seit den 1970er Jahren innerhalb Ursprünglich der entstammt feministischen die Debatte Filmkritik über vielfältig eine diskutiert „weibliche worden. Ästhetik“ der umfassenderen Auseinandersetzung der Literaturkritik mit diesem Thema, weshalb 18 Laura Mulvey, "Visual Pleasure and Narrative Cinema," in Visual and other pleasures, ed. Stephen Heath. 2. ed. (Basingstoke, Hampshire: Palgrave Macmillan, 2009). 19 Der „male gaze“ ist als feststehender Begriff zu verstehen und bleibt deshalb in Originalsprache stehen. 20 Vgl. Mulvey, "Visual Pleasure and Narrative Cinema," 14. 21 Andreas Busche bezeichnet die Bewegung als „New New Hollywood“, der er nicht nur Sofia Coppola, sondern auch Spike Jonze, Steven Soderbergh, Darren Aronofsky, Christopher Nolan und Alexander Payne zuordnet. Vgl. Andreas Busche, "The Player: Von der Indie-Ikone zum Entrepreneur - Steven Soderbergh," epd Film, no. 3 (2007). im Verlauf der Arbeit mehrfach Parallelen der filmischen „weiblichen Ästhetik“ zu Theorieansätzen der literarischen Diskussion gezogen werden.22 Laura Mulvey bezieht sich in ihren Ausführungen vornehmlich auf den Blick des (männlichen) Zuschauers, welcher für sie mit dem Blick der Kamera gleichzusetzen ist, sowie auf denjenigen der Protagonisten untereinander. Meine Analyse der Frauenfiguren in Coppolas Filmen setzt den Blick der Kamera mit dem der Regisseurin gleich und verbindet das Konzept ihres „weiblichen Blicks“ mit dem Konzept der „weiblichen Ästhetik“. Das bedeutet, dass sich durch die Analyse von Coppolas „weiblichem Blick“ diese Zuweisung manifestiert. Der „female gaze“ der Protagonistinnen, dessen mögliche Existenz in Kapitel 4 untersucht wird, stellt jedoch nicht den traditionellen „weiblichen Blick“ dar, sondern eine Möglichkeit für Frauen ebenfalls zu schauen anstatt lediglich als Schauobjekt zu dienen. Die Unterscheidung dieser beiden weiblichen Blicke in „weiblicher Blick“ und „female gaze“ wird in Kapitel 2.1. ausführlicher nachvollzogen und begründet. Eine erste Analyse der Filme konzentriert sich vornehmlich auf den „weiblichen Blick“ Sofia Coppolas; dies bedeutet die Untersuchung ihres Regiestils auf „weibliche“ Eigenschaften hin – die Analyse einer „weiblichen Ästhetik“. Hierzu ist in Kapitel 2 eine Einführung sowohl in den Diskurs einer „weiblichen Ästhetik“ als auch in die Begrifflichkeiten der „gaze theory“ essentiell. Es ist außerdem notwendig, den Begriff „weiblich“ in zwei unterschiedlichen Definitionen festzulegen. Zur Frage der „weiblichen Ästhetik“ ist es ebenso erforderlich, eine Definition des Attributs „weiblich“ zu erstellen, wie es für die Analyse der Konzepte von Weiblichkeit und des „female gaze“ der Protagonistinnen in Sofia Coppolas Filmen unabdingbar ist. Das Kapitel stellt dementsprechend eine Diskussion des Begriffs „weiblich“ voran, um schließlich zwei Definitionen dieses Attributs zu entwickeln, welche für die folgende Analyse benötigt werden. In Kapitel 3 wird der „weibliche Blick“ Sofia Coppolas anhand eines zu diesem Zweck erstellten Fragenkatalogs analysiert, um die Ansätze einer „weiblichen Ästhetik“ in ihren Filmen auszumachen. Hierbei stellt die Gesamtheit der filmischen Mittel den 22 Vgl. hier vor allem: Silvia Bovenschen, "Über die Frage: Gibt es eine weibliche Ästhetik?," in Die Überwindung der Sprachlosigkeit Texte aus der neuen Frauenbewegung, ed. Gabriele Dietze. Orig.Ausg. (Darmstadt [u.a.]: Luchterhand, 1979) Bovenschen bezieht sich in ihrem Text hauptsächlich auf eine weibliche Ästhetik innerhalb der Literatur. Die Kriterien können jedoch in veränderter Form auf den Film übertragen werden. Untersuchungsgegenstand dar, wobei die Bereiche Themenwahl, Kamera und Licht sowie Farbe besonders berücksichtigt werden. Die Vertiefung dieser Analyse besteht in Kapitel 4 darin, die Inszenierung der Frauenfiguren genauer zu beleuchten. Welche „Frauentypen“ entwirft Sofia Coppola? An welchen bestehenden Typen orientiert sie sich? Inwiefern durchbricht sie klassische Inszenierungsmuster von Frauenfiguren? Zusätzlich zu der Frage nach dem Typus Frau in der Inszenierung, stellt sich die Frage nach einem „female gaze“: Ist ein solcher „female gaze“ der Protagonistinnen innerhalb des Mainstream-Kinos möglich? Besitzt die Frau in den Filmen Sofia Coppolas mehr als lediglich Objektcharakter, obgleich die visuelle Lust erhalten bleibt? Die Ergebnisse aus den beiden filmanalytischen Teilen werden am Ende zu einer Einschätzung Sofia Coppolas in ihrer Bedeutung für die Arbeit von zeitgenössischen und zukünftigen Filmemacherinnen führen, die sowohl feministische Ideale verwirklichen wollen als auch von jenen, die sich von der Idee des radikalen Abgrenzens gelöst haben. © Leska Bartmann