Zweifel an Toyota-Reparaturen - Hinterbliebene klagen

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Zweifel an Toyota-Reparaturen - Hinterbliebene klagen
Zweifel an Toyota-Reparaturen Hinterbliebene klagen
Toyota-Besitzer, deren Fahrzeuge wegen klemmender Gaspedale oder rutschender
Fußmatten in der Werkstatt waren, klagen darüber, dass die Wagen immer noch ohne ihr
Zutun beschleunigen. In den Anhörungen vor dem US-Kongress wurden bereits Zweifel
daran geäußert, dass es sich um ein rein mechanisches Problem handelt. Unterdessen
haben Hinterbliebene Toyota vor US-Gerichten verklagt.
Gerhard Mauerer
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New York/Washington. Repariert und doch nicht
sicher? Toyota-Besitzer, deren Autos bereits
wegen klemmender Gaspedale oder rutschender
Fußmatten in der Werkstatt waren, klagen
darüber, dass die Wagen immer noch ohne ihr
Zutun beschleunigen. Der Chef der USVerkehrssicherheitsbehörde, David Strickland,
forderte die Fahrer auf, sich bei ihren Händlern
zu melden.
Toyota: Kein Ende im Rückruf-Debakel in Sicht.
Mitarbeiter seiner Behörde haben sich bereits mit
den ersten Autofahrern kurzgeschlossen, die sich
beschwert hatten. Bislang gebe es aber noch keinen bestätigten Fall, sagte eine Sprecherin des
Verkehrsministeriums, dem die Behörde untersteht. Insgesamt gingen zehn Beschwerden ein. Der
Hersteller selbst wiegelt ab: "Wir sind überzeugt, dass Toyota-Autos sicher sind", sagte ein
Firmensprecher am Donnerstag.
US-Politiker zweifeln an dieser Aussage. Toyota habe noch keine schlüssige Antwort auf die Frage
gegeben, warum ihre Wagen ungewollt beschleunigten, sagte Bart Stupak auf "Bloomberg TV". Die
US-Amerikaner könnten sich deshalb nicht sicher fühlen, schob er hinterher. Der
Kongressabgeordnete leitet einen der Ausschüsse, die Licht in das Toyota-Debakel bringen sollen.
52 Tote
Bereits in den Anhörungen der letzten beiden Wochen hatten Experten und Abgeordnete Zweifel
daran geäußert, dass es sich um ein rein mechanisches Problem handelt. Toyotas US-Statthalter
James Lentz räumte ein, dass es für die Mehrzahl der gemeldeten Vorfälle keine Erklärung gebe.
Chefkonstrukteur Takeshi Uchiyamada schloss allerdings Fehler in der Elektronik aus. Ausführliche
Tests hätten keine Schwierigkeiten ergeben.
Die US-Behörde für Verkehrssicherheit bringt inzwischen 52 Tote mit der Pannenserie bei Toyota in
Verbindung, die Klagen häufen sich. In vielen Fällen ist die Beweislage aber dünn. Anders beim
Polizisten Mark Saylor und drei Familienmitgliedern, die im August ihr Leben bei einem Unfall
verloren. Hier sehen US-Medien gute Chancen für die Hinterbliebenen, Schadenersatz von Toyota zu
bekommen. Am Dienstag reichten die Angehörigen Klage vor einem Gericht in San Diego gegen den
Hersteller und einen Händler ein.
Letzte Sekunden auf Tonband
Der Unfall von Mark Saylor und seiner Familie hatte landesweit für Schlagzeilen gesorgt und brachte
letztlich den Rückruf ins Rollen. Der Polizist (45), seine Frau Cleofe (45), Tochter Mahala (13) und
Schwager Chris Lastrella (38) saßen in einer Lexus-Limousine, die sich nicht mehr stoppen ließ. Der
Wagen rammte mit mehr als 160 Kilometern in der Stunde einen Geländewagen, kam von der
Straße ab, überschlug sich und ging in Flammen auf. Die letzten Sekunden im Leben der vier
Menschen sind auf Tonband festgehalten. Chris Lastrella hatte den Notruf gewählt.
Toyota-Konzernchef Akio Toyoda hatte den Hinterbliebenen sein Beileid ausgesprochen, als er in der
vergangenen Woche Rechenschaft vor dem US-Kongress ablegen musste. Die Mutter von Cleofe
und Chris, Fe Lastrella, war ebenfalls vor den Untersuchungsausschuss getreten und rührte mit
ihrem Auftritt Millionen Menschen.
Verkehrsminister Ray LaHood versprach mehrfach Aufklärung. Die neuen Beschwerden könnten
deshalb auch für ihn unangenehme Fragen nach sich ziehen. Zahlreiche Abgeordnete hatten das
Vorgehen der Verkehrssicherheitsbehörde als zu lax gebrandmarkt. Die Beamten, so der Vorwurf,
unterhielten zu enge Kontakte zur Industrie.
Weltweit ruft Toyota mehr als acht Millionen Autos zurück, um Gaspedale und Fußmatten bei ihnen
zu richten. Die meisten betroffenen Fahrzeuge sind in den USA zugelassen. Wegen kurzzeitig
aussetzender Bremsen müssen knapp eine weitere halbe Millionen Hybridwagen in die Werkstätten.
(Mit Material von dpa)
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Donnerstag, 04. März 2010, 00.03 Uhr