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Small Hydropower
Kleinwasserkraft in den
neuen EU-Staaten (Teil 3)
Small Hydropower
in the New EU States
(part 3)
Based on country size, population,
and feeding tariffs, Slovenia’s small
hydropower is interesting already
now. Chances will be even better if
bureaucratic obstacles are removed
von BERNHARD PELIKAN
Bezogen auf Landesfläche, Einwohnerzahl und
Einspeisetarife ist Sloweniens KlWk schon heute in-
W
teressant. Werden bürokratische Hürden abgebaut,
sind sogar noch bessere Chancen zu erwarten.
GRAFIKEN: B. PELIKAN
Kleinwasserkraft
A
uch dem fachlich nicht
Belasteten fällt bei der Einreise nach Slowenien auf, dass
es sich dabei zumindest teilweise
um ein bergiges und zugleich wasserreiches Land handelt. Beide Faktoren haben nicht unerheblichen
Einfluss auf die „Kleinwasserkraftszene“. Zwei Vergleichszahlen beschreiben die Bedeutung der Kleinwasserkraft (KlWk) in einem Land
recht eindrucksvoll: die Leistung
pro Einwohner (in W/E) und die
Leistung pro km2 Landesfläche
(in kW/km2). Die folgende Tabelle
zeigt diese Daten für 15 EU-Staaten.
Für Slowenien ergeben sich unter Annahme von 1,965 Mio.
Einwohner und einer
Landesfläche
von
20.273 km2 folgende
Zahlen: 56 W/E und
5,42 kW/km2. Beide
Werte zeigen, dass
die kleine Republik damit im europäischen
Spitzenfeld liegt.
Die folgenden Informationen
stützen sich im Wesentlichen auf
eine ESHA-Studie zur Situation der
KlWk in den neuen EU-Staaten.
Gegenwärtig sind in Slowenien zirka 480 KlWk-Anlagen (< 10 MW)
mit einer Gesamtleistung von
110 MW bzw. einer Stromproduktion von 260 GWh/a in Betrieb.
Erfreulich ist insbesondere die Tatsache, dass seit 15 Jahren bei
beiden Werten ein kontinuierlicher
Anstieg zu verzeichnen ist, der, wie
die Grafik am Beginn des Beitrags
zeigt, auch eine positive Prognose
für die Zukunft erlaubt.
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hen entering the country, even nonprofessionals notice that Slovenia is at
least partly mountainous and at the
same time rich in water. Both factors have a
considerable impact on the small hydropower
scene. Two comparative figures describe the
importance of small hydropower in a country
very clearly: the output per inhabitant (in W/I)
and the output per square kilometre of land
coverage (in kW/km2) The table below left
shows these data for the EU-15.
Assuming a population of 1.965 million and
a size of 20,273 km2, the figures for Slovenia
are: 56 W/I and 5.42 kW/km2. Both values
show that the small republic ranks among
those countries at the top of the European
chart.
The following information largely base on
an ESHA study on the situation of small hydropower in the new EU countries. In Slovenia,
about 480 small hydropower plants (< 10 MW)
are presently in operation with a total output
of 110 MW, or rather a power production of
260 GWh per year. Enjoyable in particular is
the fact that values have been constantly
rising over the past 15 years, which indicates,
as the chart above left shows, a positive trend
for the future.
About 90 percent of facilities have been
built in the past 20 years, which is rather
unusual compared to other countries. About
50 percent of plants are privately owned.
Characteristic is also the fact that only 10 percent of the small hydropower plants belong
to the low-pressure segment; thirty percent are
attractive high-pressure plants. Sixty percent
of all plants have heads between five and fifteen meters.
With a share of two percent in the national
“electricity mix”, Slovenia’s small hydropower
ranks top in the European comparison. With
91.5 percent, (the entire) hydropower dominates the sector of renewable energies in
Slovenia; the share of small hydropower alone
is 7.5 percent.
Only about 40 percent of the small hydropower potential is exploited in Austria’s southern neighbour; about 180 W could be developed. However, conflicts with nature conservation are threatening in this connection in
Kleinwasserkraft
Small Hydropower
Etwa 90 % der Anlagen wurden
in den letzten 20 Jahren errichtet,
was im Vergleich zu anderen Ländern eher ungewöhnlich ist. Rund
50 % der Anlagen befinden sich in
Privatbesitz. Bezeichnend ist auch
die Tatsache, dass nur zehn Prozent
der KlWk-Werke dem Niederdrucksegment zuzuordnen sind; dreißig
Prozent sind attraktive Hochdruckanlagen. Sechzig Prozent der Anlagen weisen Fallhöhen zwischen
fünf und fünfzehn Meter auf.
Mit einem Anteil von zwei Prozent am nationalen „Strommix“
nimmt die KlWk Sloweniens im europäischen Vergleich eine Spitzenposition ein. Mit 91,5 % dominiert
die (Gesamt-)Wasserkraft den Sektor
„erneuerbare Energien“ in Slowenien; 7,5 % trägt allein die KlWK.
Bei Österreichs südlichem Nachbarn sind erst rund 40 % des KlWkPotenzials erschlossen; zirka 180
MW harren somit der Nutzung.
Allerdings drohen diesbezüglich
auch in Slowenien Konflikte mit
dem Naturschutz. Als Folge der EUWasserrahmenrichtlinie sind heute
bereits alle Gewässer kategorisiert:
Die Kategorien 1 und 2 bezeichnen
Gewässer mit einem „sehr guten“
ökologischen Zustand. An diesen ist
die Nutzung der Wasserkraft
generell untersagt. Umweltverträglichkeitsanalysen sind für Laufkraftwerke ab einer Leistung von
500 kW obligatorisch. Zum Thema
„Pflichtwasser“ gibt es auch in Slowenien keine offizielle Regelung.
Ein häufig angewandter Bezugspunkt ist das „mittlere Niederwasser“. Kommt dieser zur Anwendung,
sind Produktionseinbußen zwischen
5 und 10 % zu erwarten. Dieses
Schicksal teilt Slowenien mit vielen
anderen europäischen Ländern.
Ein Beweis dafür, dass Slowenien
durchaus Tradition bei der Nutzung der Wasserkraft hat, zeigt das
Vorhandensein der drei Turbinenhersteller Andino Hydropower Engineering d. o. o., Litostroj E. I.
und Turboinstitut d. o. o., die alle
weltweit agieren.
Befragt man die slowenischen
KlWk-Betreiber nach der Wirtschaftlichkeit, sprechen diese von
„durchaus akzeptablen Erlösen“,
die im Detail auf zwei Anteilen
basieren: dem so genannten „langfristigen Strompreis“, der in etwa
dem Strompreis am freien Markt
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entspricht. Und den Prämien, die
bei Vorliegen des für KlWk-Betreiber einfach zu erlangenden Prädikats „qualifizierter Erzeuger“ hinzukommen. Die Höhe der Prämie
korrelliert mit dem Alter der Anlage (siehe Tabelle). In Summe ergeben sich daraus Tarife, die im europäischen Mittelfeld liegen und
von denen österreichische Betreiber nur träumen können!
Slovenia, too. All waters have already been
categorised under the Water Framework Directive. Categories 1 and 2 are waters with a “very
good” ecological status, where hydropower use
is strictly forbidden. Environmental compatibility analyses are compulsory for river power
plants from an output of 500 kW upwards.
No official regulation exists in Slovenia either as
to “minimum discharge amounts”. A reference
often applied is the “medium low water”. If
this is applied, production will decrease by 5 to
10 percent. Slovenia shares this fate with many
other European countries.
The three turbine producers Andino Hydropower Engineering d. o. o., Litostroj E. I., and
Turboinstitut d. o. o., which are internationally
active, prove that Slovenia has a tradition in the
use of hydropower.
Questioning Slovenian small hydropower
operators about profitability, they speak of
“absolutely respectable proceeds”, which in
detail base on two factors: the so-called
long-term electricity price corresponding
approximately to the price on the free market,
and the premiums, which are available to small
hydropower operators being rated as qualified
producer, which is easily obtained. The value of
the premium correlates with the age of the
plant (see table). In sum, this results in tariffs
within the European average, of which Austrian
operators can only dream!
Economically relevant, however, are also
the approval procedures. In Slovenia, you need
to have eleven (!) from different authorities,
which will take about two years at best. A
specialty is also the “water use fee” amounting
to three percent of the feeding tariff. After all
that red tape, you are rewarded with a licence
for thirty years.
Fortunately, there exists a highly active representation of small hydropower interests in
Slovenia – founded in 1988 – which speaks up
also within the European Small Hydropower
Association/ESHA. Already today, the national
association acts as umbrella organisation of
five regional organisations and has nearly 350
members.
Although things have been going well for
small hydropower in Slovenia, there are a couple of problems to be solved. Procedures
should be simplified and the competency of
ministries should be transferred to regional
authorities. Furthermore, there is still no law on
renewable energies based on the corresponding European Framework
Directive.
In
sum, Slovenia is
with regard to
small hydropower
one of the most interesting countries in Europe!
Von wirtschaftlicher Bedeutung
sind aber auch die Bewilligungsverfahren. In Slowenien sind (bei
unterschiedlichen Behörden) dero
elf(!) zu durchlaufen, wofür im
günstigsten Fall zwei Jahre zu veranschlagen sind. Eine Besonderheit
stellt auch die „Wasserbenutzungsgebühr“ dar, die drei Prozent des
Einspeisetarifes beträgt. Hat man
den Spießrutenlauf durch den
Behördendschungel geschafft, wird
die Bewilligung für einen Zeitraum
von dreißig Jahren erteilt.
Erfreulicherweise gibt es in Slowenien eine 1988 gegründete und
sehr aktive Interessenvertretung
der KlWk, die ihre Stimme auch innerhalb der European Small Hydropower Association/ESHA erhebt.
Der nationale Verband agiert heute
bereits als Dachorganisation von
fünf regionalen Organisationen
und zählt knapp 350 Mitglieder.
Auch wenn es in Slowenien für
die KlWk derzeit also gar nicht so
schlecht läuft, so stehen doch noch
einige Probleme zur Lösung an. So
sollten die Verfahren vereinfacht
und die Kompetenz von den Ministerien an die regionalen Verwaltungsbehörden übertragen werden.
Auch fehlt es nach wie vor an einem längst überfälligen Gesetz für
die erneuerbaren Energien auf Basis
der entsprechenden europäischen
Rahmenrichtlinie. In Summe zählt
Slowenien aber auch aus Sicht der
KlWk zu einem der interessantesten Staaten Europas!
a. o. Univ.-Prof. DI Dr. Bernhard Pelikan
E-Mail: [email protected]
Die ESHA im Internet: www.esha.be
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