1 SPIELZEIT 06/07 Produktionsmaterialien zu
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1 SPIELZEIT 06/07 Produktionsmaterialien zu
SPIELZEIT 06/07 Pro duktions materialien z u T ODESVARIATIONEN Stück von Jon Fosse Premiere 05.05.07 im Podium Zusammengestellt von Schauspieldramaturg Michael Sommer Tel. 0731/161 44 02 [email protected] Der Tod un d das Mädc hen Gedicht von Matthias Claudius.............................................................................................. S. 2 D a s Stück Über TODESVARIATIONEN; Übersicht über die Materialien ..................................................... S. 2 D er Autor Über Jon Fosse .................................................................................................................. S. 3 Die Wahrheit ist im mer konkret Jon Fosse im Interview........................................................................................................ S. 3 Unerkanntes stille s Leben Gedicht von Clemens Brentano............................................................................................. S. 7 D er Tod - Schwierigkeiten einer Annäherung Fakten zum Tod.................................................................................................................. S. 7 Gedichte Paul Celan.......................................................................................................................... S. 9 D a s Siebente Siegel Transskript des Films von Ingmar Bergman.......................................................................... S. 10 Suizid Fakten und Vorurteile - von Manfred Otzelberger.................................................................... S. 21 Notfal lplan Für Suizid-Gefährdete - Wolfgang Dorrmann........................................................................ S. 25 Strafen für Selbst mörder Aus Georges Minois Studie über Selbstmord im Wandel der Zeiten.......................................... S. 26 Über den Tod Aus der Verteidigungsrede des Sokrates nach Platon.............................................................. S. 27 The Dead Parrot Sketch Der Klassiker zum Thema Euphismen von Monty Python........................................................ S. 29 Quellennachweise .......................................................................................................... S. 33 1 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n Matthias C lau di us DER TOD UND DAS MÄDCHEN DAS MÄDCHEN Vorüber! Ach, vorüber! Geh, wilder Knochenmann! Ich bin noch jung, geh Lieber! Und rühre mich nicht an. DER TOD Gib deine Hand, du schön und zart Gebild! Bin Freund, und komme nicht, zu strafen. Sei gutes Muts! ich bin nicht wild, Sollst sanft in meinen Armen schlafen! Mic hael Som mer DAS STÜC K - DIE MATERIALIEN Bei Matthias Claudius, der die Textvorlage für Schuberts berühmtes Streichquartett DER TOD UND DAS MÄDCHEN schrieb, muss der personifizierte Tod echte Überzeugungsarbeit leisten, um seinem Ruf als „wilder Knochenmann“ entgegen zu wirken. In Jon Fosses TODESVARIATIONEN ist er endlich in der Rolle angekommen, die er bei Claudius noch behaupten musste. Er ist der „Freund“, den die „Tochter“ schon seit ihrer Kindheit kennt, der sie begleitet, der neben ihr im Bett liegt, bis sie sich eines Tages entscheidet, zu ihm zu gehen. Erzählt wird das Verhältnis von Tochter und Freund aus der Perspektive ihrer Eltern, und zwar nachdem die Tochter im Hafenbecken ihren Freitod gefunden hat. Schon vor langer Zeit haben sie sich getrennt, und begegnen in der Erinnerung an die Tochter ihrem jüngeren Selbst. Ein Totentanz ist diese Familiengeschichte nicht, wie sie sich von der Geburt der Tochter bis zu ihrem Ende entwickelt, und dennoch dreht sie sich in Fosses rhythmischer, musikalischer Sprache immer wieder um „Freund Hein“. Ich habe als Produktionsmaterialien einige Texte zusammengestellt, die sich neben dem Autor vor allem mit dem im Titel des Stücks angezeigten Thema beschäftigen, nämlich dem Tod in seinen Variationen. Vor allem die Variante der Selbsttötung findet ihren Niederschlag in den Texten. Nach einem Interview mit Jon Fosse folgt also eine lexikalische Annäherung an das Thema Tod. Anschließend einige Gedichte von Paul Celan, die eine gewisse Nähe zum Stück ahnen lassen, gefolgt von Ausschnitten aus dem Dialog von Bergmans DAS SIEBENTE SIEGEL, der großen Begegnung des Ritters mit dem Tod. Nach einigen Fakten über den Suizid und einem „Notfallplan“ für Selbstmordgefährdete, beschreibt ein Ausschnitt aus der Studie von Georges Minois, wie Selbstmörder im Mittelalter bestraft wurden. Ein Ausschnitt aus der Verteidigungsrede des Sokrates über den Tod gibt eine erwartungsvolle Haltung dem Tod gegenüber Ausdruck, bevor ein großer Klassiker der englischen Literatur zum Thema „Todesleugnung“ die Materialiensammlung abschließt. 2 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n Mic hael Som mer DER AUTOR Der Norweger Jon Fosse wurde 1959 geboren, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und lehrte an der Akademie für kreatives Schreiben in Hordaland. Fosse schreibt seit den achtziger Jahren Romane und Gedichte, und seit Anfang der Neunziger auch Theaterstücke. Er wurde für seine lakonischen, sprachlich knappen Werke mit Preisen überhäuft, erhielt unter anderem den IbsenPreis, den österreichischen Nestroypreis und den Nordischen Theaterpreis. Im Jahr 2002 wurde er von THEATER HEUTE als bester ausländischer Autor des Jahres ausgezeichnet. Den skandinavischen Nationaltheaterpreis erhielt Fosse gleich zweimal, einmal 2002 für TODESVARIATIONEN, und im folgenden Jahr für sein dramatisches Gesamtwerk. Es folgten noch viele weitere Preise. 2003 wurde er mit dem Ehrenpreis des Norwegischen Kulturrats sowie mit dem norwegischen Amanda-Ehrenpreis ausgezeichnet und in Frankreich als "Chevalier de l'Ordre National du Mérite" geehrt. Im Februar 2004 kam Romuald Karmakars Verflimung von Fosses DIE NACHT SINGT IHRE LIEDER in die deutschen Kinos. Fosse lebt als freier Autor in Bergen. TODESVARIATIONEN wurde 2001 am Nationaltheatret Oslo uraufgeführt und erlebte 2005 am Schauspielhaus Bochum seine deutschsprachige Erstaufführung in der Regie von Matthias Hartmann. In einem Interview mit THEATER DER ZEIT beschreibt Fosse seine Anfänge als Dramatiker: DIE WAHRHEIT IST IMMER K ON KRE T - JON F OSSE IM INTER VIEW „Im Spätherbst 1992 setzte ich mich also zum ersten Mal hin, um in der Form von ER und SIE zu schreiben, mit Regieanweisungen dazwischen. Was für eine Überraschung! In kurzer Zeit hatte ich ein ganzes Stück fertig. Und ich hatte das Gefühl, damit etwas erreicht zu haben, was ich mit Lyrik oder Prosa nicht geschafft hatte, etwas hervorgebracht zu haben mit Worten und, gleichermaßen wichtig, mit Schweigen. Das Wort Pause ist ja das am häufigsten vorkommende Wort in meinen Stücken. Anfangs dachte ich, meine Romane wären sehr weit von Theaterstücken entfernt. Sie spielen zwar in einer relativ kurzen Zeitspanne, und es gibt nur wenige Figuren in ihnen, allerdings einige entscheidende Momente von Jon Fosse Handlung, die das Ganze intensivieren. Ich wußte, daß ich einen guten Text geschrieben hatte, aber ich war mir nicht sicher, ob er auf der Bühne funktionieren würde. „Da kommt noch wer“ wurde mehrmals inszeniert und lief sehr gut. Ich entdeckte neue Möglichkeiten in meinem Schreiben, mehr oder weniger gegen meinen eigenen Willen. Ich schrieb weitere Stücke, und heute muß ich sagen, daß ich in erster Linie Dramatiker bin und – obwohl ich diesen Gedanken nicht mag – daß all mein anderes Schreiben gewissermaßen eine Vorbereitung für diese Stücke gewesen ist.“ 3 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n Was ist zuerst da, die Figuren oder eine Geschichte oder ein bestimmter Tonfall? „Wenn ich schreibe, das ist ein Prinzip, dann versuche ich, mir nicht so bewußt über das zu sein, was ich schreibe. Wenn ich anfange und es läuft, dann habe ich nach einer Weile das Gefühl, daß das Stück oder der Text da ist. Es kommt, und ich muß es aufschreiben. Für mich ist wichtig, daß ich in etwas Unbekanntes hineingehe das ist die Magie der Sache. Ich sitze da, in meiner Hütte überm Fjord, und weiß noch nichts, und dann mache ich diese Reise. Wenn das Schreiben gut läuft, komme ich mit einer neuen Geschichte, mit neuen Figuren, mit einer neuen Sprache und neuen Metaphern zurück. Ja, auf gewisse Weise muß das Stück als Ganzes eine Metapher sein. Das ist für mich das Beste, etwas in Worten zu schaffen, was es vorher noch nicht gab. Um das Gefühl zu haben, daß da ein gutes Stück entstanden ist, muß ich davon überzeugt sein, daß ich im Unbekannten war und etwas Neues dort gefunden habe, das es in der Welt so noch nicht gab.“ Kennen Sie die Figuren schon in dieser ersten Phase? „Nein, ich kenne dann noch gar nichts. Wenn ich in dieser Phase bin, ist es eher ein musikalischer als ein intellektueller Vorgang. Ich höre einer Sache zu, die ich noch nicht kenne. Nach dem Zuhören gerät sie in Bewegung, und ab einem bestimmten Punkt tritt sie hervor.“ Wie würden Sie den sprachlichen Hintergrund Ihrer Herkunft charakterisieren? „Ich bin in einem kleinen Ort an der norwegischen Westküste aufgewachsen. Dort ist es sehr ruhig, an den Fjorden mit den Bergen, besonders im Winter. Die Leute reden nicht viel. Wenn sie etwas sagen, ist es voller Ironie. Ihre zweifellos starken Gefühle drücken sie nicht direkt aus. Dort aufgewachsen zu sein, hat mit meiner Sprache viel zu tun.“ Ein Motiv, das Ihre Stücke durchzieht, ist das Haus, indem sich die Figuren gefangen, aber auch geborgen fühlen. Wie erklärt sich das? „Ich weiß es nicht. Ich bin besonders von alten Häusern regelrecht fasziniert. Alte Häuser haben eine Seele und ihre eigene Schönheit. Heiner Müller hat in diesem Zusammenhang etwas für mich sehr Wichtiges gesagt: daß der Zustand einer Kultur von der Art des Umgangs mit den Toten abhängt. Das Haus als Motiv ist sehr wichtig für mich, aber ich weiß nicht, was es bedeutet. Wüßte ich es, wäre das Schreiben ohne Bedeutung. Die Leute kommen und gehen, leben und sterben. Ein altes Haus hebt sie auf, das ist sehr merkwürdig und sehr schön. Irgendwie bleibt etwas von ihnen in dem Haus, in dem sie gelebt haben.“ Die Stücke sind in ihren einzelnen Geschichten und Themen sehr verschieden. Trotzdem kommen Sie immer wieder auf diese Modell zurück. „Ich weiß nicht, warum. Für das Theater ist das doch eine der grundlegenden Konstellationen. Man hat zwei Leute an einem Ort, und ein Dritter kommt dazu. Was 4 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n das bedeutet, kann man immer wieder anders entdecken, wenn es einen etwas angeht. Warum es mich so sehr interessiert, kann ich allerdings nicht erklären, und ich will das auch gar nicht verstehen.“ Wollen Sie diese offenen Fragen, die in den Stücken sich ja auch ganz konkret als offene Fragen stellen, an das Publikum weitergegeben? „Vielleicht, aber ich glaube nicht, daß das Publikum sie beantworten muß. Ich schreibe – was die Form, nicht die Bedeutung angeht – geschlossene Texte. Dabei geht es mir nicht darum, ein Rätsel zu schreiben, denn ich schreibe, was ich weiß.“ Beziehen Sie sich dabei auf einen sozialen Kontext? „Nein, überhaupt nicht. Ich schreibe Bilder dessen, was zwischen Menschen vorgeht, auf einer Ebene, die mit sozialer Dynamik zu tun hat, sie aber nicht verortet. Wenn sie sich auf einen konkreten sozialen Kontext beziehen lassen, dann war das nicht meine Absicht. Ich habe aber auch nichts dagegen. Mir geht es nicht um die Kritik an promisken Verhältnissen in Norwegen, in denen Kinder von einem Elternteil verlassen werden. - Die Bilder der Leere, die ich schreibe, können etwas über unsere Gesellschaft sagen, sie zeigen das jedoch implizit. In dieser Hinsicht ist mein Schreiben durchaus ein kritischer Kommentar, gewissermaßen politisch, wenn man so will... Ich bin bloß ein Schriftsteller und habe mich immer als Außenseiter gefühlt. Zugleich war ich aber auch in der Mitte. Ich habe meinen Universitätsabschluß und bin ein angesehener Autor. Die Leute, über die ich schreibe, sind ein bißchen außenseiterisch, aber nicht im sozialen Verständnis. Ich schreibe nicht über ihr Leben als Arbeiter oder Angestellte. Es hat mir nie gefallen, wenn jemand die Geschichte eines Doktor Soundso erzählt hat. Ich kann allerdings sagen, daß ich aus der Perspektive der Verlorenen schreibe. Aber wer ist denn nicht verloren?“ Einige Ihrer Stücke scheinen miteinander verbunden, durch Fortentwicklung der Figuren und Themen. „Ich denke, daß alles, was ich schreibe, zusammenhängt und daß ich so an einem langen Text schreibe, in verschiedenen Gattungen, zuletzt fast nur noch Stücke. Zugleich ist jedoch dieser lange Text aus Texten zusammengesetzt, die, falls sie gut geschrieben sind, ihre eigene Welt haben. Was ich mit Welt meine, kann ich nicht erklären, aber um es einfach auszudrücken, ich stelle für jeden Text seine eigenen Regeln auf. Das klingt, als wäre das ein bewußter Vorgang, aber für mich ist das meistens, um nicht zu sagen ausschließlich, ein intuitiver Vorgang. Es geht mir um das Ganze eines Textes, und die Welt im Text spricht vom Ganzen und ist daher in jedem Teil, in jedem Detail des Textes präsent. Ich schreibe keine Fragmente. Ich schreibe gewissermaßen geschlossenen Text. Ganz exakten Text. Die Form geschlossen, den Inhalt offen. Man kann freilich die Form vom Inhalt trennen. In einem guten Text sind sie nicht voneinander zu trennen. Was ich mir wünsche, ist, daß mein Text IST, nicht BEDEUTET.“ 5 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n Das Thema der Familie haben Sie wie Ibsen als ein Zentrum des modernen Dramas aufgegriffen. „Ein Unterschied besteht darin, daß Ibsen, der in einer Familie lebte, gegen die traditionelle Familie war, während ich als Geschiedener für die Familie bin.“ Ein deutscher Schauspieler erzählte nach den Proben, Ihre Texte wären der seltene Fall, da man sich nicht fragen müßte, warum eine Figur das und das sagt, weil alles absolut klar ist, sondern vor allem, wie man es spricht. „Das ist eines der wichtigsten Probleme überhaupt. Ich bin kein Theatermann, aber es sollte zugleich eine natürliche und eine stilisierte Sprache sein. So schreibe ich. Eine gelungene Produktion hat mit dem gelungenen Rhythmus der Sprache zu tun, mit den Pausen und Brüchen und Tempi. Das, was ich schreibe, ist ganz konkret. Und sagte nicht jemand hier: Die Wahrheit ist immer konkret?“ 6 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n C le mens Brentano UNERKANNTES STILLES LEBEN Unerkanntes stilles Leben, Hat Dir heimlich Nachricht geben, Und ich komme schon zu spät. Ahndung hat mich übereilet, Und Dir zärter mitgeteilet, Daß sie nun im Himmel geht. Ach! sie sprach in letzten Stunden, Schon von Dämmerung umwunden, Liebe Worte leis von Dir. Hat sich Deiner nie entwöhnet, Heimlich oft nach Dir gesehnet; Und sprach in dem Tod zu mir: Möge sich ein neues Leben Zwiefach schöner um Dich weben; Hemme Deiner Tränen Lauf, Gehe, schließe neue Bande. Suche meine unbekannte, Mir verlorne Schwester auf. Teile, was Du mir geteilet, Ihr, die noch im Leben weilet, bilde ihr ein freundlich Glück; Und ich schaue dann hernieder, Sehne auf dem Himmel wieder Auf die Erde mich zurück. DER TOD Schwierigkeit einer Definition Die Schwierigkeit einer für alle Lebewesen gültigen Definition lässt sich durch die Beispiele Tod von Einzellern und Tod von Säugetieren erahnen. Im ersten Fall ist der Tod entweder durch den unumkehrbaren Verlust der Zellintegrität (Lyse) oder den unumkehrbaren Verlust der Zellteilungsfähigkeit (z. B. durch Zerstörung des Genoms) definiert, im zweiten Fall durch die unumkehrbare Desintegration lebensnotwendiger Organe wie des Herzkreislaufsystems und des zentralen Nervensystems (Gehirn). Das Sterben ist ein Prozess, und das Eintreten des Todes lässt sich selten exakt einem Zeitpunkt zuordnen. Der Tod ist der Zustand eines Organismus nach der Beendigung des Lebens und nicht zu verwechseln mit dem Sterben und Nahtoderfahrungen, die ein Teil des Lebens sind. 7 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n Der Tod als biologisc her Mechanis m us Die biologische Begründung für den natürlichen Tod – und auch schon der Alterung – wird von Wissenschaftlern im Mechanismus der Evolution vermutet: Hat ein Lebewesen sein Erbgut erfolgreich weitergegeben (sind die Nachkommen selbstständig), dann existiert das Erbgut in den Nachkommen fort. Ereignisse, die sich nach der erfolgreichen Weitergabe des Erbguts einstellen, haben keine direkte Wirkung auf seine Veränderung, also weder eine fördernde noch eine hemmende Wirkung. Folglich können sich im Erbgut Faktoren ansammeln, die das weitere Leben nach der erfolgreichen Erbgutweitergabe bestimmen, ohne dass sie dem Selektionsdruck ausgesetzt sind. Dazu zählen auch Erbkrankheiten, die erst im fortgeschrittenen Alter ausbrechen, wie z. B. die Nervenkrankheit Chorea Huntington. Dieser „genetische Müll“ verursache, so die Theorie, den Alterstod. Dass der Alterstod nicht zwangsläufig sein muss, zeigen Experimente mit bestimmten Seegurken-Arten: Diese konnten über Jahrzehnte am Leben erhalten werden, ohne dass Alterungserscheinungen auftraten. Voraussetzung für die völlige Aussetzung der Selektion ist, dass es ein Alter gibt, ab dem eine Fortpflanzung nicht mehr möglich ist. Bei Lebewesen, die sich durch Knospung vermehren, ist dies oft nicht gegeben. Diese sollten also nach dieser Theorie potentiell unsterblich sein. Zwei Faktoren können jedoch auch nach der Erbgutweitergabe einen Selektionsdruck auf Gene bewirken, die sich auf den Todeszeitpunkt auswirken: Bei vielen Lebewesen ist es Aufgabe der Eltern, ihre Nachkommen großzuziehen, und ein Tod der Eltern während dieser Zeit verhindert das Fortbestehen des Erbgutes. Andererseits führt ein zu langes Weiterleben nach der Fortpflanzung zu höherem Druck für die Nachkommen wegen Platz- und Ressourcenmangel. Weiterhin führt zu langsamer Generationswechsel zur langsamen Anpassung an veränderte Umweltbedingungen und dient nicht der Arterhaltung. In dieser Hinsicht ist der Tod also nützlich und notwendig (für die Art). To deszeichen Die genaue Grenze zwischen Leben und Tod ist schwer zu definieren. Dies ist aber in aller Regel Aufgabe eines Arztes. Je weiter man von der Grenzzone zwischen beidem entfernt ist, desto klarer scheint der Unterschied zwischen Leben und Tod, je näher man an der Grenze ist, desto unschärfer wird sie: So können Lebewesen, die bereits einen Herzstillstand haben, manchmal erfolgreich wiederbelebt werden. Ebenfalls können einzelne Zellen und Gewebe während des so genannten intermediären Lebens noch viele Stunden nach eingetretenem Hirntod auf äußere Einflüsse reagieren. Als unsichere Todeszeichen gelten unter anderem: - fehlende Atmung - fehlender Puls - fehlender Herzschlag - Bewusstlosigkeit - Unterkühlung, für das auch als Leichenkälte bezeichnete Todeszeichen siehe Algor mortis 8 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n - komplette Lähmung aller Muskeln - fehlender Pupillenreflex (vgl. Areflexie) - Trübung der Hornhaut Für eine Organentnahme zur Organtransplantation wird der Tod über den Hirntod definiert. Zur Feststellung des endgültigen Todes dienen die sicheren Todeszeichen. Im allgemeinen reichen die folgenden sicheren Todeszeichen dazu aus: - Totenstarre (Rigor mortis, Leichenstarre) - Verwesung (Autolyse) oder Fäulnis - Totenflecken (Livores) - Verletzungen, die mit dem Leben nicht vereinbar sind (z. B. Enthauptung) To deszeitpunkt Zur Feststellung des Todeszeitpunktes werden verschiedene Methoden angewandt. So geben die Beurteilung der Totenstarre und der Leichenflecken grobe Richtwerte (Beginn der Totenstarre nach 2–4 Stunden, volle Ausprägung nach 6–8 Stunden, Lösung nach 2–3 Tagen). Als eine der genauesten Methoden gilt die Bestimmung der Körperkerntemperatur, die unter Berücksichtigung der Außentemperatur, des Körpergewichtes und den Auffindungsumständen zur Berechnung der Abkühlungszeit benutzt werden. Ebenfalls zur Ermittlung der Todeszeit werden Insektenlarven beurteilt. Daraus hat sich eine eigene Forschungsrichtung der Rechtsmedizin entwickelt: die forensische Entomologie. Der Tod i n der Sprac he Der Tod von Menschen ist oft ein Tabuthema. Daher haben alle Sprachen euphemistische Ausdrücke, um den Tod zu umschreiben. Oft handelt sich dabei um Ausdrücke, die anstelle der Endgültigkeit des Todes einen Übergang in ein potentielles Jenseits betonen. In der deutschen Sprache sind Euphemismen wie Verlassen, Hinscheiden, Heimgehen, Entschlafen gebräuchlich. Regional wird auch häufig „Abberufen werden“ (zum christlichen Gott) verwendet. Stirbt ein Mensch unter besonders qualvollen Umständen, spricht man umgangssprachlich auch von krepieren, um die menschenunwürdigen Umstände seines Todes zu betonen. Zudem existieren viele saloppe Wendungen wie „Den Löffel abgeben“, „ins Gras beißen“ oder „sich die Radieschen von unten ansehen“. Der Tod von nicht-menschlichen Lebewesen wird meist mit spezifischen Ausdrücken bezeichnet: Tiere, die getötet werden, schläfert man ein, sie sterben aus innerer Ursache, krepieren oder verenden. Oder sie werden von Tieren gefressen oder von Menschen geschlachtet. Pflanzen sterben ab oder gehen ein. Ein Soldat, der bei Kampfhandlungen ums Leben gekommen ist, wird als Gefallener bezeichnet. 9 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n Paul Ce lan GEDICHTE SIE KÄMMT IHR HAAR wie mans den Toten kämmt: sie trägt den blauen Scherben unterm Hemd. Sie trägt den Scherben Welt an einer Schnur. Wie weiß die Worte, doch sie lächelt nur. Sie mischt ihr Lächeln in den Becher Wein: du mußt ihn trinken, in der Welt zu sein. Paul Celan Du bist das Bild, das ihr der Scherben zeigt, wenn sie sich sinnend übers Leben neigt. DER GAST Lange vor Abend kehrt bei dir ein, der den Gruß getauscht mit dem Dunkel. Lange vor Tag wacht er auf und facht, eh er geht, einen Schlaf an, einen Schlaf, durchklungen von Schritten: du hörst ihn die Fernen durchmessen und wirfst deine Seele dorthin. 10 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n DEIN HINÜBERSEIN heute Nacht. Mit Worten holt ich dich wieder, da bist du, alles ist wahr und ein Warten auf Wahres. Es klettert die Bohne vor unserm Fenster: denk wer neben uns aufwächst und ihr zusieht. Gott, das lasen wir, ist ein Teil und ein zweiter, zerstreuter: im Tod all der Gemähten wächst er sich zu. Dorthin führt uns der Blick, mit dieser Hälfte haben wir Umgang. Ingmar Bergman DAS SIEBENTE SIEGEL Ein Kiesstrand. Ritter Block und sein Knappe. Die Wellen schlagen ans Ufer. Ein Schachspiel. Der Tod. R IT TE R B L OC K Wer bist du? D ER T O D Ich bin der Tod. R IT TE R B L OC K Kommst du mich zu holen? D ER T O D Ich bin schon lange an deiner Seite gegangen. R IT TE R B L OC K Das weiß ich. D ER T O D Bist du bereit? 11 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n R IT TE R B L OC K Mein Körper ist bereit. Ich nicht. Der Tod geht bedrohlich auf ihn zu. R IT TE R B L OC K Warte einen Augenblick. D ER T O D Das sagen sie alle. Aber ich lasse nicht mit mir handeln. R IT TE R B L OC K Du spielst gern Schach, nicht wahr? D ER T O D Woher weißt du das? R IT TE R B L OC K Oh. Ich hab es auf Bildern gesehen, ich habe davon gehört. D ER T O D Ja, ich bin tatsächlich kein schlechter Schachspieler. R IT TE R B L OC K Ich wette, dass du nicht besser spielst als ich. D ER T O D Warum willst du mit mir Schach spielen? R IT TE R B L OC K Das ist meine Sache. D ER T O D Meinetwegen. Sie setzen sich zum Schachbrett. R IT TE R B L OC K Ich darf am Leben bleiben, bis die Partie zu Ende ist. Wenn ich dich matt setze, bin ich frei. Block lost die Farben aus. R IT TE R B L OC K Du spielst schwarz. 12 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n D ER T O D Das trifft sich gut. Ich liebe schwarz. [...] Der Knappe betritt eine Kirche, in der ein Maler im Vorraum mit einer Wandmalerei beschäftigt ist. D ER K NAPPE Was soll denn das vorstellen? D ER M ALE R Das wird der Totentanz. D ER K NAPPE Soll das da oben der Tod sein? D ER M ALE R Ja, er hat sie alle an der Hand und tanzt mit ihnen davon. D ER K NAPPE Was versprichst du dir von der Klexerei? D ER M ALE R Man kann den Leuten nicht oft genug vor die Nase halten, dass sie unter die Erde müssen. D ER K NAPPE Meinst du, das macht sie glücklicher? D ER M ALE R Warum zum Teufel soll man die Leute immer glücklich machen. Ich will sie ruhig ein bisschen erschrecken. D ER K NAPPE Sie werden die Augen zumachen und nicht hinsehen. D ER M ALE R Verlass dich drauf, sie sehen hin. Alles, was nach Tod riecht, zieht mehr als nackte Frauenzimmer. D ER K NAPPE Und wenn du sie wirklich erschrickst? D ER M ALE R Dann werden sie denken... 13 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n D ER K NAPPE Was denken sie? D ER M ALE R Sie werden sich wahrscheinlich fürchten. D ER K NAPPE Und galoppieren dem Pfarrer in die Arme. D ER M ALE R Das ist nicht meine Sache. D ER K NAPPE Ja, du malst nur einen Totentanz. D ER M ALE R Ich zeige bloß, wie das mit dem Sterben ist. Das andre geht mich nichts an. D ER K NAPPE Hast du keine Angst, dass sie dich verfluchen? D ER M ALE R Das kann schon passieren. Dann mal ich eben was anderes. Man muss leben. Wenigstens, bis die Pest einen holt. D ER K NAPPE Die Pest? Das wäre kein schönes Ende. D ER M ALE R Da, kannst dus sehen, das Geschwür unterm Hals. Und siehst du, wie sich der ganze Körper verkrampft? Die Krankheit dreht die Glieder zusammen wie einen Strick. D ER K NAPPE Das sieht nicht gut aus. D ER M ALE R Nein. Es ist scheußlich. Er versucht sich das Geschwür heraus zu reißen. Er zerschneidet seine Hände. Er reißt seine Adern mit den Fingernägeln auf. Sein Geschrei hört man überall. Hab ich dir Angst gemacht? D ER K NAPPE Ich habe keine Angst. Da kennst du mich schlecht. Und was hast du da oben gemalt? D ER M ALE R Ach das Merkwürdige ist, dass die Menschen die Pest für ein Strafgericht Gottes halten. Sie laufen zusammen und ziehen in Scharen durch das Land. Sie prügeln sich bis zur Ekstase, dem Herrn zum Wohlgefallen. 14 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n D ER K NAPPE Sie prügeln sich selber. D ER M ALE R Ja. Es läuft einem kalt über den Rücken, wenn man das sieht. Am besten, man verkriecht sich, wenn sie kommen. D ER K NAPPE Hast du einen Schluck Branntwein? Ich glaube, ich kann ihn brauchen. Ich bin durstig wie ein Kamel im Wüstensand. D ER M ALE R Gib’s ruhig zu, dir hängt das Herz in der Hose. Ritter Block in der Kirche. Er sieht den Gekreuzigten an. Er bemerkt eine Gestalt in Kutte im Beichtstuhl. R IT TE R B L OC K Ich möchte beichten. Aufrichtig und gläubig. Aber mein Herz ist leer. Diese Leere ist wie ein Spiegel. Ich blicke hinein und erkenne mich. Ich erschrecke vor mir. Ich spüre Widerwillen gegen mich und das Leere. Die Menschen sind mir immer gleichgültig gewesen. Ich gehöre nicht mehr zu ihrer Gemeinschaft. Ich lebe nicht mehr in der wirklichen Welt. Ich bin in die Träume meines Ichs eingeschlossen. D ER B EICHTIGE R Und trotzdem willst du nicht sterben? R IT TE R B L OC K Doch ich will. D ER B EICHTIGE R Und warum zögerst du? R IT TE R B L OC K Ich will Gewissheit haben. D ER B EICHTIGE R Du willst Garantien haben. R IT TE R B L OC K Nenn es wie du willst. Ist es denn wirklich so vermessen, hinter Gottes Pforten blicken zu wollen? Warum versteckt er sich vor uns in einem Dunstkreis halb eingelöster Versprechen? Warum zeigt er sich nicht? Wie können wir an etwas glauben, wenn wir dem Leben nicht mehr trauen können? Was wird aus uns, wenn wir glauben wollen aber nicht können? Und was wird aus dem, der weder glauben will noch kann? Warum kann ich Gott nicht töten in mir? Warum lebt er gegen meinen Willen weiter in mir? Warum demütigt er mich weiter? Ich habe ihn 15 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n verflucht. Ich möchte ihn aus mir herausreißen. Warum bleibt er trotzdem? Warum verhöhnt sie mich, diese Gestalt mit der ich nicht fertig werde? Hörst du mich? D ER B EICHTIGE R Ich höre dich. R IT TE R B L OC K Ich will Gewissheit haben. Nicht mehr nur hoffen. Nur immer wieder annehmen müssen. Wenn es ihn gibt, will ich, dass Gott mir seine Hand reicht, mir sein Angesicht enthüllt und mit mir spricht. D ER B EICHTIGE R Aber er schweigt. R IT TE R B L OC K Ich rufe zu ihm in die Finsternis, aber es scheint als ob es dort niemanden gäbe. D ER B EICHTIGE R Vielleicht ist dort wirklich niemand. R IT TE R B L OC K Dann ist unser Streben auf dieser Welt sinnlos und grausam. Kein Mensch kann so leben. Immer den Tod vor Augen, und die Gewissheit, dass alles sinnlos ist. D ER B EICHTIGE R Die meisten Menschen denken nicht an den Tod und die Sinnlosigkeit des Lebens. R IT TE R B L OC K Aber eines Tages stehen sie am Ende und starren in die Finsternis. D ER B EICHTIGE R Allerdings. An dem Tag an dem ... R IT TE R B L OC K Ich weiß, was du sagen willst. Wir müssen uns damit abfinden, uns vor dem Ende zu fürchten. Und diese Furcht vor dem Ende wird uns Gott näher bringen. D ER B EICHTIGE R Du bist unsicher. R IT TE R B L OC K Der Tod wollte mich heute früh holen. Ich spiele mit ihm um mein Leben. Die Frist, die mir bleibt, erlaubt mir noch etwas in Ordnung zu bringen. D ER B EICHTIGE R Und was? 16 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n R IT TE R B L OC K Mein Leben war eine Jagd, eine Irrfahrt, ein Gespräch ohne Inhalt und Notwendigkeit. Es war sinnlos, ja. Ich mache mir keine Vorwürfe, ich bin nicht verbittert. Ich weiß, dass fast alle Menschen ihr Leben ebenso sinnlos vertun. Aber ich will versuchen, dass ich meine Erkenntnis noch für eine sinnvolle Handlung anwenden kann. D ER B EICHTIGE R Ah. Und deshalb spielst du Schach mit dem Tod? R IT TE R B L OC K Er ist ein hervorragender Taktiker. Aber ich gebe nicht auf. Meine Partie steht gut. D ER B EICHTIGE R Du hast ihn sicher überlistet. Wie ist dir das gelungen? R IT TE R B L OC K Ich spiele in einer Kombination von Läufern und Springern. Das hat er noch nicht bemerkt. Beim nächsten Zug reiße ich seine rechte Flanke auf. Der Tod gibt sich ihm zu erkennen. Block erschrickt. D ER T O D Das werde ich mir merken. R IT TE R B L OC K Du bist ein Verräter. Du belauerst mich. Aber wir sehen uns ja wieder. Du wirst mich nicht ganz durchschauen. D ER T O D Wir treffen uns in der Schenke. Dort können wir weiterspielen. [...] An der Küste. D ER T O D Ich habe gewartet. R IT TE R B L OC K Entschuldige. Ich bin aufgehalten worden. Nachdem ich dir meine Absicht verraten habe, trete ich den Rückzug an. Bitte. Du ziehst. D ER T O D Du siehst so zufrieden aus. R IT TE R B L OC K Das ist mein Geheimnis. 17 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n D ER T O D Selbstverständlich. Ich nehme deinen Springer. R IT TE R B L OC K Aber gern. D ER T O D Hast du mich wieder betrogen? R IT TE R B L OC K Du bist in die Falle gegangen. Ich biete dir Schach. D ER T O D Das freut dich? R IT TE R B L OC K Nicht ablenken. Rette deinen König. D ER T O D Bist du nicht ein bisschen übermütig? R IT TE R B L OC K Unser Spiel macht mir Spaß. D ER T O D Du bist am Zug. Schnell, ich habe Eile. R IT TE R B L OC K Ich verstehe. Du hast jetzt viel Arbeit. Aber unser Spiel braucht seine Zeit. Es geht um mein Leben. D ER T O D Du fährst heute Nacht mit den Gauklern durch den Wald. Mit deinen Freunden Jov und Mia. Haben die nicht einen Sohn? R IT TE R B L OC K Warum fragst du? D ER T O D Nur so. [,,,] Der Gaukler, der soeben seinen eigenen Tod gespielt hat, um der Rache des betrogenen Schmiedes zu entgehen. 18 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n D ER G A U K LE R Das hab ich gut gespielt. Ich bin überhaupt ein guter Schauspieler. Ich werd mir einen Baum aussuchen und raufklettern. Hier unten ist’s nicht geheuer. In dem Wald sollen Geister umgehen. Während der Gaukler einen Baum hinaufklettert, kommt hinter ihm der Tod aus dem Gebüsch. D ER G A U K LE R Morgen früh werd ich Jov und Mia suchen. Dann ziehen wir zum heiligen Fest nach Helsingör. Es heißt doch wenn man singt, merkt man die Angst nicht. (singt) „Ich bin ein kleines Vögelchen, das sitzt auf einem Ast.“ Etwas sägt. D ER G A U K LE R Um diese Zeit noch Holzfäller im Wald? Der Teufel soll mich holen, das ist ja mein Baum, an dem sie sägen. He, du vermummter Taschenfranzose! Was machst du an meinem Baum? Warum antwortest du mir nicht? Höflichkeit kostet nichts. Hm? Wer bist du? D ER T O D Deine Zeit ist abgelaufen. Ich säge deinen Baum um. D ER G A U K LE R Aber ich habe keine Zeit. D ER T O D Hah! Du hast keine Zeit! D ER G A U K LE R Ich muss zu meiner Vorstellung. D ER T O D Die fällt aus. Wegen eines Trauerfalls. D ER G A U K LE R Aber mein Kontrakt. D ER T O D Der ist gekündigt. D ER G A U K LE R Was wird aus meiner Familie und meinen Kindern? D ER T O D Oh, schäme dich Skod. 19 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n D ER G A U K LE R Jajaja, ich schäme mich. Ich schäme mich. Ich schäme mich. Gibt es keine Ausflüchte? Keine Extraregelung für Schauspieler? D ER T O D Nein. In diesem Falle nicht. D ER G A U K LE R Wirklich nichts zu machen? Keine Ausnahme? Der Tod sägt den Baum um. [...] Ritter Block sitzt nächtens im Wald vor seinem Schachbrett. D ER T O D Wollen wir das Spiel zu Ende bringen? R IT TE R B L OC K Du ziehst. D ER T O D Ich nehme deine Dame. R IT TE R B L OC K Die hab ich übersehen. [...] D ER T O D Ist dein Zug, Antonius Block. Unser Spiel interessiert dich wohl nicht mehr? R IT TE R B L OC K Es interessiert mich nicht mehr? Im Gegenteil. D ER T O D Du bist ängstlich. Du verbirgst etwas. R IT TE R B L OC K Was entgeht dir eigentlich? D ER T O D Nichts auf der Welt entgeht mir. Gar nichts, Antonius Block. R IT TE R B L OC K Ich habe Angst. 20 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n D ER T O D Spiel weiter. Ritter Block wendet sich plötzlich zur Seite und wirft mit seinem Ärmel einen Teil der Schachfiguren um. R IT TE R B L OC K Ich habe vergessen, wie sie gestanden haben. D ER T O D Aber ich habs nicht vergessen. So leicht kommst du mir nicht davon. Ich seh etwas Interessantes. R IT TE R B L OC K Was? D ER T O D Mit dem nächsten Zug bist du matt. R IT TE R B L OC K Es ist aus. D ER T O D Hattest du Freude an deinem Aufschub? R IT TE R B L OC K Ja. D ER T O D Umso besser. Jetzt werd ich dich verlassen. Wenn wir uns das nächste Mal treffen, ist deine Zeit, und die der Leute die bei dir sind, um. R IT TE R B L OC K Du verrätst deine Geheimnisse? D ER T O D Ich habe keine Geheimnisse. R IT TE R B L OC K Du weißt also auch nichts? D ER T O D Ich bin unwissend. [...] 21 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n JOV Mia! Ich seh sie, Mia. Ich seh sie wirklich. Am Horizont über dem dunklen Gewitterhimmel. Ich seh sie alle dahin fahren. Den Schmied mit seiner Lisa, den Ritter und Raval, und Jöns und Skod. Der gestrenge Herr Tod bittet zum Tanz. Sie halten sich an den Händen. Sie tanzen hinter ihm her. Wie er es will. Und er selber geht voran, der Herr mit Sense und Stundenglas. Siehst du, wie Skod zum Abschied mit der Laute winkt? Die Schatten werden dunkler. Fort vom Tag ziehen sie in die Nacht. In feierlichem Tanz. Fort in ein verborgenes Land. Der Regen strömt über ihre Gesichter. Er spült ihnen das Salz der Tränen von ihren Wangen. M IA Was du immer siehst. Manfre d Ot ze l berger SUIZID Es ist eine unangenehme Wahrheit: Suizide geschehen täglich jederzeit mitten unter uns. Jedes Jahr bringen sich in Deutschland mehr Menschen um, als zusammengerechnet im Straßenverkehr und an Aids sterben. Das ist so, wie wenn Jahr für Jahr eine Kleinstadt durch Suizid sterben würde. Die statistischen Zahlen schwankten in den alten Bundesländern der Bundesrepublik nach 1945 zwischen 9.159 (1951) und 13.926 (1977) Opfern. Die hohe Suizidrate in der DDR, die wegen ihrer Brisanz zum Staatsgeheimnis erklärt wurde, mußte noch hinzu gerechnet werden. In den letzten Jahren ist die Zahl der Fälle in etwa gleich geblieben. So haben sich 1995 in Deutschland (alte und neue Bundesländer) 12.888 Menschen das Leben genommen. Zusätzlich darf aber auch die Dunkelziffer der nicht als Suizid erkannten oder vertuschten Suizide nicht ignoriert werden. Alle 45 Minuten tötet sich in Deutschland ein Mensch. Und alle fünf Minuten (!) versucht einer, sein Leben zu beenden. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, daß auf einen Suizid mindestens zehn Suizidversuche kommen. Für die Gruppe junger Menschen bis 25 Jahre geht man sogar von 20-30 Versuchen auf einen Suizid aus. Täglich nehmen sich in der Bundesrepublik zwei Kinder bzw. Jugendliche bis 25 Jahre das Leben. Auch wenn der Suizid von Kindern die Öffentlichkeit am meisten aufwühlt, die zahlenmäßig größte Gruppe ist die der älteren Menschen. So beträgt in Deutschland der Anteil der über 60jährigen Männer an den Suiziden der letzten Jahre rund 30 Prozent, obwohl die über 60jährigen nur etwa 15 Prozent der männlichen Bevölkerung stellen. Bei Frauen ist sogar jeder zweite Suizid der einer Frau über 60 Jahre, obwohl deren durchschnittlicher Bevölkerungsanteil nur 25 Prozent ausmacht. Was uns diese Zahlen angehen? Suizid ist keine Perversion, sondern eine von vielen Normalitäten unserer Gesellschaft, vor denen wir zumeist die Augen verschließen. Die Menschen, die sich das Leben nehmen, kommen aus ganz „normalen Familien“. Jeder kann von einem Tag auf den anderen von einem Suizid in seiner Verwandtschaft oder bei seinen Freunden betroffen werden. Dann beginnt das 22 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n Problem für die Trauernden. Zwar existieren viele vorbeugende Hilfen und Kriseninterventionen für suizidgefährdete Menschen, aber für Angehörige nach einem Suizid gibt es kaum Angebote und Hilfen! Selbst die Suizidologie, die Wissenschaft, die sich speziell mit Selbsttötung beschäftigt, hat sich lange Zeit kaum um die Hinterbliebenen gekümmert, gibt der Psychiater Manfred Wolfersdorf, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention, selbstkritisch zu. Mit dem vollendeten Suizid schien sich das Problem für Mediziner, Psychologen und viele Theologen weitgehend erledigt zu haben. Ganz anders beim gescheiterten Suizidversuch, wo ein Mensch noch zu retten und stabilisieren war. [...] „Bedenkt den eigenen Tod, den stirbt man nur, doch mit dem Tod der anderen muß man leben“, schrieb die Dichterin Mascha Kaléko. Wie wahr. Den Toten treffen das Unverständnis der Umwelt, das Kopfschütteln, die Beklommenheit und Ablehnung, die Schuldzuweisungen nicht mehr, wohl aber die Zurückgebliebenen. Hilflos bleiben viele Angehörige mit ihrer Trauer, ihrer Wut und ihrem Schmerz zurück. Einsam wegen der Hilflosigkeit der Familie und Freunde, einsam aber auch durch einen Wust unterschiedlicher Vorurteile. Sie kreisen alle um Sünde, Scham und Schuld. [...] Sel bst mord oder Freitod: Führen die Begrif fe in die Irre? Schon die Begriffe, die umgangssprachlich für die Selbsttötung verwendet werden „Selbstmord“ und „Freitod“ - sind problematisch. „Selbstmord“, das klingt dämonisch, gefährlich und tückisch. Jeder denkt sofort an Mord, den Straftatbestand, der Heimtücke und niedere Beweggründe voraussetzt. Allein das Wort „Selbstmord“ ist stigmatisierend für jeden, der mit ihm in Verbindung gebracht wird. Suizid sei eine kriminelle Tat, das suggeriert „Selbstmord“ zumindest unterschwellig. Und dies hat historische Wurzeln. So waren in Großbritannien Suizidversuche noch bis in die 60er Jahre dieses Jahrhunderts unter Strafe gestellt, in Deutschland bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Ein Makel haftet bis heute an den Angehörigen. Ein „Selbstmörder“, das klingt irgendwie verächtlich. Im Bewußtsein vieler Menschen ist „ein Selbstmörder“ ein krankhafter Schwächling oder einer, der Gott spielt, weil er selbst Hand an sich legt. Damit, so verkündete es die christliche Lehre lange, begeht er eine Todsünde. Er bricht das fünfte Gebot der Bibel: „Du sollst nicht töten!“ Auch engagierte Experten (Psychiater, Psychologen, Pädagogen etc.), die sich 1972 in der Deutschen Gesellschaft für Selbstmordverhütung zusammengeschlossen haben (heute: Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention), nehmen längst von dem Begriff „Selbstmord“ Abstand. Der Baseler Psychiater Asmus Finzen begründet es: „Die Namensänderung war überfällig, denn das Wort ‚Selbstmord’ ist anrüchig und von seinem Wortsinn her mehr als problematisch. Das Wort ‚Mord’ ist so negativ besetzt, daß seine Verwendung im Zusammenhang damit, daß ein Mensch sich das Leben nimmt, nicht zur Klärung beiträgt, sondern gewollt oder nicht gewollt eine Abwertung enthält.“ 23 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n „Freitod“ dagegen klingt edel, elitär und nobel. Vielleicht zu nobel? Er wird leider nur selten „so frei“, bei klarem Bewußtsein und nach reiflicher Überlegung gesucht, wie es der Begriff unterstellt. Jean Amérys berühmtes Essay Hand an sich legen, in dem er den Freitod als „Privileg des Humanen“ rühmt, beschreibt wahrscheinlich nur seltene Ausnahmeerscheinungen. Und ob Améry einen „wirklichen Freitod“ starb, ist bis heute umstritten. Und selbst wenn: Amérys Freitod wäre eine Ausnahme, und nicht die Regel. „Die Realität der Kriseninterventionsstationen der Psychiatrie, wo Menschen nach einem Suizidversuch liegen, schaut anders aus“, betont der Notfallseelsorger Andreas Müller-Cyran. Kann ein Mensch wirklich frei sein, wenn er nicht mehr aus seiner Qual oder seinen Zwangsvorstellungen herauskommt? Müller-Cyran meint: „Freitod ist eine geschönte Vokabel, die mehr verbirgt als offenbart.“ Der einzige wertfreie Begriff für das „Hand-an-sich-legen“ ist das leider noch zu wenig in die Umgangssprache eingedrungene Fremdwort „Suizid“ (=Selbsttötung). Daß im vorliegenden Buch dennoch immer wieder ab und an von „Selbstmord“ und „Selbstmörder“ die Rede sein wird, hat gute Gründe. Sprache und Bewußtsein verändern sich nur langsam. Vorwürfe wie „Du und Dein Selbstmörder!“ stehen auf der Tagesordnung bei den Angehörigen von Suizidopfern. Allein schon die Wortwahl „Selbstmörder“ beschämt viele Trauernde. Sie hören daraus Vorwürfe: Wieso trauerst du überhaupt über jemanden, der sein Leben weggeworfen hat? Hört denn Deine Trauer nie auf? Warum tust Du Dich so schwer? Reiß’ Dich doch endlich zusammen! Werde endlich wieder normal! Mythen ü ber den Sui zi d Ein wesentliches Ergebnis meiner Interviews mit Angehörigen von Suizidopfern ist, daß sie vorher nur sehr wenig über Suizid und Suizidprävention wußten. Auch viele HInterbliebene haben an die verbreiteten Irrtümer rund um den Suizid geglaubt. Nun wissen sie aus leidvoller Erfahrung, daß folgende „Regeln“ nicht stimmen. · Wer den Suizid ankündigt oder von ihm spricht, tut es nicht. Dieser populäre Mythos ist grundlegend falsch. Die große Mehrheit (zirka 80 Prozent) aller Suizide wurde vorher angekündigt. Auf unterschiedlichste Weise wurde verbal und nonverbal signalisiert: „Ich kann nicht mehr, ich brauche Hilfe!“ Man sollte daher jedes Signal, auch bei mehrfach angekündigten Suizidversuchen, ernst nehmen. Freunde und Angehörigen sollten auf die Hilferufe einfühlsam und mit Zuwendung reagieren. Auf Reaktionen wie „Wir glauben Dir nicht mehr“, kann häufig eine tödliche Suizidhandlung folgen, weil der Hilfeschrei allein als Signal offenbar nicht mehr reicht, um die Freunde oder Familienangehörigen emotional zu erreichen. · Suizid geschieht ohne Vorzeichen. Auch diese Behauptung ist falsch! Die Erfahrung zeigt, daß Suizide meist durch Zeichen und Signale angekündigt werden. 24 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n · Wer Suizid begehen will, dem ist nicht mehr zu helfen. Auch dieser Mythos ist falsch. Viele suizidgefährdete Menschen hoffen auf Hilfe und Rettung. Sie wünschen sich ein anderes Leben, und haben kurzzeitige Wünsche nach Ruhe, die in einen Suizid münden können. · Wer über Suizid nachdenkt, ist verrückt. Nein! Das Studium letzter Aufzeichnungen zeigt, daß viele Opfer zwar äußerst unglücklich waren, aber keinesfalls „geistesgestört“. Besonders im Jugendalter gehören Gedanken über den Tod und den Sinn des Lebens zum ganz normalen Entwicklungsprozeß. Nichts davon ist pathologisch. „Wenn die gesellschaftliche Akzeptanz größer wäre, ließe sich angstfrei darüber sprechen, und wir würden erfahren, daß solche Gedanken nicht selten sind.“ · Wer einmal an Suizid denkt, wird es immer wieder tun. Nein! Der konkrete Todeswunsch besteht oft nur in einer ganz bestimmten Lebensphase. · Wer einen Suizidversuch macht, meint es nicht ernst. Leider stimmt auch dies nicht! Suizidversuche werden zu etwa 73 Prozent zufällig entdeckt und nicht durch einen Hilferuf der betreffenden Person. · Die Besserung nach einer Krise bedeutet das Ende der Suizidgefährdung. Nein! Viele Suizide geschehen in den ersten drei Monaten nach einer beginnenden Besserung. Manche Patienten entwickeln gerade dann die entscheidende Energie, ihre selbstzerstörerischen Entschlüsse auszuführen. · Suizid ist erblich, ein Familienübel. Nein! Ein „Suizid-Gen“ ist bis heute von der Forschung nicht nachgewiesen worden. Wissenschaftler führen die Häufung von Suiziden in manchen Familien vielmehr auf ständige Verdrängung, problematische Familienkonstellationen, ungelöste Konflikte und das Unvermögen, offen über Suizid und die Folgen in der Familie zu sprechen, zurück. · Suizid gibt es öfter bei Reichen oder fast ausschließlich bei Armen. Suizid ist weder das Problem der Reichen noch die Plage der Armen. Die statistische Verteilung ist „demokratisch“, alle sozialen Schichten sind gleichermaßen betroffen. · Suizide geschehen meistens im November oder an Weihnachten. Auch dies stimmt nicht! Die meisten Suizide finden im Frühjahr statt, vor allem im Mai. Der Meteorologe und Arzt Dietmar Buchberger, der Einsätze der Berliner Rettungswagen ausgewertet hat, glaubt, daß Sonnenschein die Suizidneigung verstärkt. „Immer wenn die Sonne scheint, steigt auch die Zahl der Menschen, die freiwillig in den Tod gehen wollen. Durch Sonne wird die Energie gesteigert, lähmende Depressionen gehen dann zurück. Doch die neu erwachte Aktivität führt nicht zu neuer Lebensfreude, sondern zum Selbstmordversuch.“ 25 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n Wolf gan g Dorrmann NO T FALLP LAN Ich bin zu Hause und beschäftige mich nachhaltig mit dem Gedanken, mir etwas anzutun. Ich schütze mich selbst, indem ich ... - mich hinlege und mich entspanne - 3mal tief einatme - meine Lieblingsmusik auflege - die Entspannungskassette höre - mich fünf Minuten vor den Spiegel setze - ein Glas kühles Wasser trinke. Ich merke, daß ich länger als zehn Minuten über die Methoden nachdenke, mit denen ich mich umbringen könnte. Ich schütze mich selbst, indem ich ... - in die Natur oder die Stadt gehe - einen Dauerlauf mache - ein warmes Bad nehme - in ein Kissen hineinschreie - ins Kino, in die Sauna oder zum Schwimmen ... gehe - mit dem Auto fahre, ganz laut Musik höre und mitsinge - einen Friseurtermin für den gleichen Tag vereinbare - einen Massagetermin vereinbare - mich einige Zeit unter die Dusche stelle. Ich merke, daß ich meine Gedanken, mich umzubringen, nicht mehr bekämpfe. Ich schütze mich, indem ich - N. N. (eine bestimmte Person, jd., der immer ein offenes Ohr hat) anrufe oder zu ihr/ihm gehe - die Telefonseelsorge (Ruf-Nr.: 11101 od. 11102) anrufe - meine Therapeutin oder einen Kollegen in ihrer Praxis anrufe und mir einen Termin geben lasse - zum Arzt gehe und mir Medikamente verschreiben lasse. 26 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n Georges Minois STRAFEN FÜR SELBSTM ÖRDER In Frankreich wird die Frage vor allem in der nördlichen Hälfte des Königreichs behandelt, wo das Recht sich offensichtlich sehr alte abergläubische Praktiken zu eigen gemacht hat, die die Selbstmörder davon abhalten sollen, zu den Lebenden zurückzukehren und sie heimzusuchen. Unter den ältesten Texten befindet sich eine Verordnung der Gemeinde von Lille aus dem 13. Jahrhundert, die vorsieht, daß die Leiche bis zum Galgen geschleift und dann aufgehängt werde, wenn es sich um einen Mann handelt, und verbrannt werde, wenn es eine Frau ist. Das gleiche gilt im Anjou und im Maine. Die im 14. Jahrhundert schriftlich niedergelegte Très Ancienne Coutume de Bretagne spezifiziert: „Wer sich vorsätzlich tötet, soll an den Füßen aufgehängt und wie ein Mörder geschleift werden, und seine Habe fällt demjenigen zu, dem sie gehört.“ Die Loi de Beaumont geht noch weiter: die Leiche soll geschleift werden, „so grausam wie möglich, damit die anderen davon Kenntnis erhalten“, und die Steine, auf die er den Fuß gesetzt, sollen herausgerissen werden. In Metz wird der Leichnam durch ein Loch unter der Schwelle aus dem Haus geschafft; man verschließt ihn in einem Faß und wirft dieses in den Fluß, mit einem Schild, das darum bittet, es treiben zu lassen. Auf diese Weise wird die fluchbeladene Leiche weggeschwemmt, ohne das Wasser zu verunreinigen, und somit das legendäre Mißgeschick vermieden, das die Leiche des Pilatus verursachte: nach dessen angeblichem Selbstmord soll sein in den Tiber geworfener Leichnam katastrophale Überschwemmungen hervorgerufen haben. Dieselbe Praxis war in Straßburg üblich, wo der Leiche eines Bischofs, der sich erhängt haben soll, dasselbe Schicksal zuteil wurde. In Zürich wird der Leiche ein Los zugedacht, das der Art des verübten Selbstmords nachempfunden ist: hat sich einer erstochen, so schlägt man einen Holzkeil in den Schädel; hat er sich ertränkt, so wird er fünf Fuß vom Wasser in Sand verscharrt; hat er sich zu Tode gestürzt, so legt man ihm drei schwere Steine auf den Kopf, auf den Leib und auf die Füße und begräbt ihn unter einem Berg. Der Wunsch, den unheilvollen Leichnam an der Rückkehr zu hindern, indem man dafür sorgt, daß er die Örtlichkeiten nicht wiedererkennt, liegt vermutlich dem Brauch zugrunde, ihn aus dem Fenster zu werfen oder ihn „durch ein Loch unter der Schwelle des Hauses mit dem Gesicht nach unten hinauszuschaffen wie ein Tier“, so in Lille und Abbéville. In einigen Regionen Deutschlands wird die Leiche auf einer Kuhhaut geschleift, in Fesseln aufgehängt und der Verwesung überlassen. meist wird sie verkehrt herum geschleift und mit dem Kopf nach unten aufgehängt. In England wird der Selbstmörder unter der Landstraße begraben, vorzugsweise unter einer Weggabelung, wo mehr Leute vorbeikommen, sodann mit einem Holzpfahl, der die Brust durchbohrt, an den Boden genagelt; das soll verhindern, daß er als Geist wiederaufersteht und die Lebenden heimsucht; denn der Selbstmord ist ein unheilbringender Tod, der das Werk der Mächte des Bösen veranschaulicht, früher der bösen Geister, im Christentum des Dämons. Die Hinrichtung des toten Körpers ist ein exorzistischer Ritus und zugleich eine 27 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n Abschreckungsmaßnahme. Sie ist auch eine furchtbare Prüfung für die Familie, die diesem öffentlichen Schauspiel, das die ganze Sippe entehrt, beiwohnen muß. Noch eine weitere Prüfung harrt der Familie: Die Konfiszierung der Habe. In Frankreich taucht sie 1205 in einer Untersuchung der königlichen Kommissare auf, die „dem König oder dem Baron die Güter derer zuspricht, die sich freiwillig getötet oder ertränkt haben.“ [...] In einigen Provinzen wie Maine und Anjou kommt noch der Brauch des „ravaire“ oder „ravoyre“ hinzu, der darin besteht, die Mauern des Hauses des Selbstmörders auf der Seite der Landstraße einzureißen, seine Wiesen zu verbrennen, seine Weinstöcke und Bäume auf Mannshöhe zu beschneiden. Besser bekannt sind die Rechtsvorschriften in England, dank den Arbeiten der Juristen über das Common Law ab Mitte des 13. Jahrhunderts. Schon im 7. Jahrhundert versagte das Konzil von Hertford den Selbstmördern das christliche Begräbnis, und zu Beginn des 11. Jahrhunderts bestätigt ein Gesetz des Königs Edgar diese Sachlage. [...] Zwischen 1250 und 1260 zeigt der Richter Henricus de Bracton in einem großen Sammelwerk über das englische Recht, daß die Gerichte bei Selbstmord zwischen Fällen von non compos mentis (wer geistig nicht gesund ist) und Fällen von felo de se (Verräter seiner selbst) unterscheiden, wobei die bewegliche Habe und die Länderein des letzteren konfisziert werden. So teilt Ende des 14. Jahrhunderts Richard II. die Güter mehrerer Selbstmörder unter seine Kurtisanen auf. Sokrates DIE VER TEIDIGUNGSREDE Nach der Verkün dun g des To desurteil s Mit denen aber, welche für mich gestimmt, möchte ich gern noch reden über dies Ereignis, welches sich zugetragen, solange die Gewalthaber noch Abhaltung haben und ich noch nicht dahin gehen muß, wo ich sterben soll. Also, ihr Männer, so lange haltet mir noch aus! Nichts hindert ja, uns vertraulich zu unterhalten miteinander, solange es noch vergönnt ist. Denn euch als meinen Freunden will ich gern das erklären, was mir soeben begegnet ist, was es eigentlich bedeutet. Mir ist nämlich, ihr Richter - denn euch benenne ich recht, wenn ich euch Richter nenne -, etwas Wunderbares vorgekommen: Meine gewohnte Vorbedeutung nämlich war in Sokrates der vorigen Zeit wohl gar sehr häufig, und oft in großen Kleinigkeiten widerstand sie mir, wenn ich im Begriff war, etwas nicht auf die rechte Art zu tun. Jetzt aber ist mir doch, wie ihr ja selbst seht, dieses begegnet, was wohl mancher für das größte Übel halten könnte, und was auch dafür angesehen wird; dennoch aber hat mir weder, als ich des Morgens von Hause ging, das Zeichen des Gottes widerstanden, noch auch als ich hier die Gerichtsstätte betrat, noch auch irgendwo in der Rede, wenn ich etwas sagen wollte, - wiewohl bei andern Reden es 28 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n mich oft mitten im Reden aufhielt. Jetzt aber hat es mir nirgends bei dieser Verhandlung, wenn ich etwas tat oder sprach, im mindesten widerstanden. Was für eine Ursache nun soll ich mir hiervon denken? Das will ich euch sagen: Es mag wohl, was mir begegnet ist, etwas Gutes sein, und unmöglich können wir Recht haben, die wir annehmen, der Tod sei ein Übel. Davon ist mir dies ein großer Beweis. Denn unmöglich würde mir das gewohnte Zeichen nicht widerstanden haben, wenn ich nicht im Begriff gewesen wäre, etwas Gutes auszurichten. Laßt uns aber auch so erwägen, wieviel Ursache wir haben zu hoffen, es sei etwas Gutes. Denn eins von beiden ist das Totsein: entweder so viel als nichts sein noch irgend eine Empfindung von irgend etwas haben, wenn man tot ist; oder, wie auch gesagt wird, es ist eine Versetzung und Umzug der Seele von hinnen an einen andern Ort. Und es ist nun gar keine Empfindung, sondern wie ein Schlaf, in welchem der Schlafende auch nicht einmal einen Traum hat, so wäre der Tod ein wunderbarer Gewinn. Denn ich glaube, wenn jemand einer solchen Nacht, in welcher er so fest geschlafen, daß er nicht einmal einen Traum gehabt, alle übrigen Tage und Nächte seines Lebens gegenüberstellen und nach reiflicher Überlegung sagen sollte, wieviel er wohl angenehmere und bessere Tage und Nächte als jene Nacht in seinem Leben gelebt hat, so glaube ich, würde nicht nur ein gewöhnlicher Mensch, sondern der Großkönig selbst finden, daß diese sehr leicht zu zählen sind gegen die übrigen Tage und Nächte. Wenn also der Tod etwas solches ist, so nenne ich ihn einen Gewinn, denn die ganze Zeit scheint ja auch nicht länger auf diese Art als eine Nacht. Ist aber der Tod wiederum wie eine Auswanderung von hinnen an einen andern Ort, und ist das wahr, was gesagt wird, daß dort alle Verstorbenen sind, - was für ein größeres Gut könnte es wohl geben als dieses, ihr Richter? Denn wenn einer, in der Unterwelt angelangt, nun dieser sich so nennenden Richter entledigt dort die wahren Richter antrifft, von denen auch gesagt wird, daß sie dort Recht sprechen, den Minos und Rhadamanthys und Aiakos und Triptolemos, und welche Halbgötter sonst gerecht gewesen sind in ihrem Leben, - wäre das wohl eine schlechte Umwanderung? Oder auch mit dem Orpheus umzugehen und mit Musaios und Hesiodos und Homeros, - wie teuer möchtet ihr das wohl erkaufen? Ich wenigstens will gern oftmals sterben, wenn dies wahr ist. Ja, mir zumal wäre es ein herrliches Leben, wenn ich dort den Palamedes und Aias, des Telamon Sohn, anträfe, und wer sonst noch unter den Alten eines ungerechten Gerichtes wegen gestorben ist: mit dessen Geschick das meinige zu vergleichen, das müßte, glaube ich, gar nicht unerfreulich sein. Ja, was das Größte ist, die dort eben so ausfragend und ausforschend zu leben, wer unter ihnen weise ist, und wer es zwar glaubt, es aber nicht ist. Für wieviel, ihr Richter, möchte das einer wohl annehmen, den, welcher das große Heer nach Troia führte, auszufragen, oder den Odysseus oder Sisyphos, und viele andere könnte einer nennen, Männer und Frauen, mit welchen dort zu sprechen und umzugehen und sie auszuforschen auf alle Weise eine unbeschreibliche Glückseligkeit wäre! Gewiß werden sie einen dort um deswillen doch wohl nicht hinrichten: Denn nicht nur sonst ist man dort glückseliger als hier, sondern auch die übrige Zeit unsterblich, wenn das wahr ist, was gesagt wird. Also müßt auch ihr, Richter, gute Hoffnung haben in Absicht des Todes und dies eine Richtige im Gemüt halten, daß es für den guten Mann kein Übel gibt weder im Leben 29 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n noch im Tode, noch daß je von den Göttern seine Angelegenheiten vernachlässigt werden. Auch die meinigen haben jetzt nicht von ohngefähr diesen Ausgang genommen: sondern mir ist deutlich - daß sterben und aller Mühen entledigt werden schon das Beste für mich war. Daher auch hat weder mich irgendwo das Zeichen gewarnt, noch auch bin ich gegen meine Verurteiler und gegen meine Ankläger irgend aufgebracht, - obgleich nicht in dieser Absicht sie mich verurteilt und angeklagt haben, sondern in der Meinung, mir Übles zuzufügen. Das verdient an ihnen getadelt zu werden. So viel jedoch bitte ich von ihnen: An meinen Söhnen, wenn sie erwachsen sind, nehmt eure Rache, ihr Männer, und quält sie ebenso, wie ich euch gequält habe, wenn euch dünkt, daß sie sich um Reichtum oder um sonst irgend etwas eher bemühen als um die Tugend: und wenn sie sich dünken, etwas zu sein, aber nichts sind, so verweiset es ihnen wie ich euch, daß sie nicht sorgen, wofür sie sollten, und sich einbilden, etwas zu sein, da sie doch nichts wert sind. Und wenn ihr das tut, werde ich Gerechtes von euch erfahren haben, ich selbst und meine Söhne. Jedoch - es ist Zeit, daß wir gehen: ich, um zu sterben, und ihr, um zu leben. Wer aber von uns beiden zu dem besseren Geschäft hingehe, das ist allen verborgen außer nur Gott. Monty Python THE DEAD PARRO T SKET CH A customer enters a pet shop. M R . P R ALINE 'Ello, I wish to register a complaint. The owner does not respond. M R . P R ALINE 'Ello, Miss? O WNER What do you mean "miss"? Michael Palin und John Cleese im Original M R . P R ALINE I'm sorry, I have a cold. I wish to make a complaint! O WNER We're closin' for lunch. M R . P R ALINE Never mind that, my lad. I wish to complain about this parrot what I purchased not half an hour ago from this very boutique. O WNER Oh yes, the, uh, the Norwegian Blue...What's, uh...What's wrong with it? 30 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n M R . P R ALINE I'll tell you what's wrong with it, my lad. 'E's dead, that's what's wrong with it! O WNER No, no, 'e's uh,...he's resting. M R . P R ALINE Look, matey, I know a dead parrot when I see one, and I'm looking at one right now. O WNER No no he's not dead, he's, he's restin'! Remarkable bird, the Norwegian Blue, idn'it, ay? Beautiful plumage! M R . P R ALINE The plumage don't enter into it. It's stone dead. O WNER Nononono, no, no! 'E's resting! M R . P R ALINE All right then, if he's restin', I'll wake him up! (shouting at the cage) 'Ello, Mister Polly Parrot! I've got a lovely fresh cuttle fish for you if you show... (owner hits the cage) O WNER There, he moved! M R . P R ALINE No, he didn't, that was you hitting the cage! O WNER I never!! M R . P R ALINE Yes, you did! O WNER I never, never did anything... M R . P R ALINE (yelling and hitting the cage repeatedly) 'ELLO POLLY!!!!! Testing! Testing! Testing! Testing! This is your nine o'clock alarm call! Takes parrot out of the cage and thumps its head on the counter. Throws it up in the air and watches it plummet to the floor. 31 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n M R . P R ALINE Now that's what I call a dead parrot. O WNER No, no.....No, 'e's stunned! M R . P R ALINE STUNNED?!? O WNER Yeah! You stunned him, just as he was wakin' up! Norwegian Blues stun easily, major. M R . P R ALINE Um...now look...now look, mate, I've definitely 'ad enough of this. That parrot is definitely deceased, and when I purchased it not 'alf an hour ago, you assured me that its total lack of movement was due to it bein' tired and shagged out following a prolonged squawk. O WNER Well, he's...he's, ah...probably pining for the fjords. M R . P R ALINE PININ' for the FJORDS?!?!?!? What kind of talk is that?, look, why did he fall flat on his back the moment I got 'im home? O WNER The Norwegian Blue prefers keepin' on it's back! Remarkable bird, id'nit, squire? Lovely plumage! M R . P R ALINE Look, I took the liberty of examining that parrot when I got it home, and I discovered the only reason that it had been sitting on its perch in the first place was that it had been NAILED there. Pause. O WNER Well, o'course it was nailed there! If I hadn't nailed that bird down, it would have nuzzled up to those bars, bent 'em apart with its beak, and VOOM! Feeweeweewee! M R . P R ALINE "VOOM"?!? Mate, this bird wouldn't "voom" if you put four million volts through it! 'E's bleedin' demised! O WNER No no! 'E's pining! 32 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n M R . P R ALINE 'E's not pinin'! 'E's passed on! This parrot is no more! He has ceased to be! 'E's expired and gone to meet 'is maker! 'E's a stiff! Bereft of life, 'e rests in peace! If you hadn't nailed 'im to the perch 'e'd be pushing up the daisies! 'Is metabolic processes are now 'istory! 'E's off the twig! 'E's kicked the bucket, 'e's shuffled off 'is mortal coil, run down the curtain and joined the bleedin' choir invisibile!! THIS IS AN EXPARROT!! Pause. O WNER Well, I'd better replace it, then. (he takes a quick peek behind the counter) Sorry squire, I've had a look 'round the back of the shop, and uh, we're right out of parrots. M R . P R ALINE I see. I see, I get the picture. O WNER I got a slug. Pause. M R . P R ALINE Pray, does it talk? O WNER Nnnnot really. M R . P R ALINE WELL IT'S HARDLY A BLOODY REPLACEMENT, IS IT?!!???!!? O WNER N-no, I guess not. (gets ashamed, looks at his feet) M R . P R ALINE Well. Pause. O WNER (quietly) D'you.... d'you want to come back to my place? M R . P R ALINE (looks around) Yeah, all right, sure. 33 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n QUELLENANGABEN Texte Ingmar Bergman. Das Siebente Siegel. Transskript: Michael Sommer. DVD aus der Ingmar Bergman Edition. Arthaus, 2005. Clemens Brentano „Unerkanntes stilles Leben“ in Gedichte und Erzählungen. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1986. Paul Celan. Gedichte. Zwei Bände. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1975. Matthias Claudius. „Der Tod und das Mädchen“ in Sämtliche Werke. Wiesbaden: Emil Vollmer Verlag, ca. 1981. Wolfram Dorrmann. Suizid: Therapeutische Intervention bei Selbsttötungsabsichten. Stuttgart: Pfeiffer bei Klett-Cotta, 1991. P 131-132. Georges Minois. Geschichte des Selbstmords. Übersetzung: Eva Moldenhauer. Düsseldorf und Zürich: Artemis und Winkler, 1996. P. 59-62. Monty Python. The Dead Parrot Sketch. Erstausstrahlung in Folge acht von Monty Python’s Flying Circus am 12.07.1969. Text nach: http://www.mtholyoke.edu/ ~ebarnes/python/dead-parrot.htm, Mittwoch, 14.03.2007. Manfred Otzelberger. Suizid: Das Trauma der Hinterbliebenen - Erfahrungen und Auswege. München: DTV, 2002. P. 14-21. Sokrates. Die Verteidigungsrede. Text nach Projekt Gutenberg, http://gutenberg. spiegel.de/platon/apologie/apolo23b.htm, Dienstag, 13.03.2007. Der Tod. Text nach Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Tod, Mittwoch, 14.03.2007. Tore Vagn Lid. Der neue Ibsen? Jon Fosses widersprüchlicher Weg zum Dramatiker. in Theater der Zeit. 2004, Ausgabe 2, p. 50ff. Bil der Freund Hain. Frontispiz aus Matthias Claudius. Sämtliche Werke. Wiesbaden: Emil Vollmer Verlag, ca. 1981. Portrait Paul Celan. http://aeiou.iicm.tugraz.at/aeiou.encyclop.data.image.c/c254901a.jpg&imgrefurl=http ://aeiou.iicm.tugraz.at/aeiou.encyclop.c/c254901.htm&h=390&w=283&sz=24&hl=de& 34 TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n start=6&tbnid=Zi8v_TS0RSg7TM:&tbnh=123&tbnw=89&prev=/images%3Fq%3DPAUL %2BCELAN%26gbv%3D2%26svnum%3D10%26hl%3Dde%26sa%3DG Das Siebente Siegel. Coverbild der DVD, Arthaus, 2005. Portrait Sokrates. http://www.michaelmaxwolf.de/bilder/antike/griechenland/sokrates.jpg Dead Parrot Sketch. http://www.jewishworldreview.com/1104/dead_parrot.jpg 35