1 SPIELZEIT 06/07 Produktionsmaterialien zu

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1 SPIELZEIT 06/07 Produktionsmaterialien zu
SPIELZEIT 06/07
Pro duktions materialien z u
T ODESVARIATIONEN
Stück von Jon Fosse
Premiere 05.05.07 im Podium
Zusammengestellt von
Schauspieldramaturg
Michael Sommer
Tel. 0731/161 44 02
[email protected]
Der Tod un d das Mädc hen
Gedicht von Matthias Claudius.............................................................................................. S. 2
D a s Stück
Über TODESVARIATIONEN; Übersicht über die Materialien ..................................................... S. 2
D er Autor
Über Jon Fosse .................................................................................................................. S. 3
Die Wahrheit ist im mer konkret
Jon Fosse im Interview........................................................................................................ S. 3
Unerkanntes stille s Leben
Gedicht von Clemens Brentano............................................................................................. S. 7
D er Tod - Schwierigkeiten einer Annäherung
Fakten zum Tod.................................................................................................................. S. 7
Gedichte
Paul Celan.......................................................................................................................... S. 9
D a s Siebente Siegel
Transskript des Films von Ingmar Bergman.......................................................................... S. 10
Suizid
Fakten und Vorurteile - von Manfred Otzelberger.................................................................... S. 21
Notfal lplan
Für Suizid-Gefährdete - Wolfgang Dorrmann........................................................................ S. 25
Strafen für Selbst mörder
Aus Georges Minois Studie über Selbstmord im Wandel der Zeiten.......................................... S. 26
Über den Tod
Aus der Verteidigungsrede des Sokrates nach Platon.............................................................. S. 27
The Dead Parrot Sketch
Der Klassiker zum Thema Euphismen von Monty Python........................................................ S. 29
Quellennachweise .......................................................................................................... S. 33
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
Matthias C lau di us
DER TOD UND DAS MÄDCHEN
DAS MÄDCHEN
Vorüber! Ach, vorüber!
Geh, wilder Knochenmann!
Ich bin noch jung, geh Lieber!
Und rühre mich nicht an.
DER TOD
Gib deine Hand, du schön und zart Gebild!
Bin Freund, und komme nicht, zu strafen.
Sei gutes Muts! ich bin nicht wild,
Sollst sanft in meinen Armen schlafen!
Mic hael Som mer
DAS STÜC K - DIE MATERIALIEN
Bei Matthias Claudius, der die Textvorlage für Schuberts berühmtes Streichquartett
DER TOD UND DAS MÄDCHEN schrieb, muss der personifizierte Tod echte
Überzeugungsarbeit leisten, um seinem Ruf als „wilder Knochenmann“ entgegen zu
wirken. In Jon Fosses TODESVARIATIONEN ist er endlich in der Rolle angekommen,
die er bei Claudius noch behaupten musste. Er ist der „Freund“, den die „Tochter“
schon seit ihrer Kindheit kennt, der sie begleitet, der neben ihr im Bett liegt, bis sie
sich eines Tages entscheidet, zu ihm zu gehen. Erzählt wird das Verhältnis von
Tochter und Freund aus der Perspektive ihrer Eltern, und zwar nachdem die Tochter
im Hafenbecken ihren Freitod gefunden hat. Schon vor langer Zeit haben sie sich
getrennt, und begegnen in der Erinnerung an die Tochter ihrem jüngeren Selbst. Ein
Totentanz ist diese Familiengeschichte nicht, wie sie sich von der Geburt der Tochter
bis zu ihrem Ende entwickelt, und dennoch dreht sie sich in Fosses rhythmischer,
musikalischer Sprache immer wieder um „Freund Hein“.
Ich habe als Produktionsmaterialien einige Texte zusammengestellt, die sich neben
dem Autor vor allem mit dem im Titel des Stücks angezeigten Thema beschäftigen,
nämlich dem Tod in seinen Variationen. Vor allem die Variante der Selbsttötung
findet ihren Niederschlag in den Texten. Nach einem Interview mit Jon Fosse folgt
also eine lexikalische Annäherung an das Thema Tod. Anschließend einige Gedichte
von Paul Celan, die eine gewisse Nähe zum Stück ahnen lassen, gefolgt von
Ausschnitten aus dem Dialog von Bergmans DAS SIEBENTE SIEGEL, der großen
Begegnung des Ritters mit dem Tod. Nach einigen Fakten über den Suizid und
einem „Notfallplan“ für Selbstmordgefährdete, beschreibt ein Ausschnitt aus der
Studie von Georges Minois, wie Selbstmörder im Mittelalter bestraft wurden. Ein
Ausschnitt aus der Verteidigungsrede des Sokrates über den Tod gibt eine
erwartungsvolle Haltung dem Tod gegenüber Ausdruck, bevor ein großer Klassiker
der englischen Literatur zum Thema „Todesleugnung“ die Materialiensammlung
abschließt.
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
Mic hael Som mer
DER AUTOR
Der Norweger Jon Fosse wurde 1959 geboren, studierte Vergleichende
Literaturwissenschaft und lehrte an der Akademie für kreatives Schreiben in
Hordaland. Fosse schreibt seit den achtziger Jahren Romane und Gedichte, und seit
Anfang der Neunziger auch Theaterstücke. Er wurde für seine lakonischen,
sprachlich knappen Werke mit Preisen überhäuft, erhielt unter anderem den IbsenPreis, den österreichischen Nestroypreis und den Nordischen Theaterpreis. Im Jahr
2002 wurde er von THEATER HEUTE als bester ausländischer Autor des Jahres
ausgezeichnet. Den skandinavischen Nationaltheaterpreis erhielt Fosse gleich
zweimal, einmal 2002 für TODESVARIATIONEN, und im folgenden Jahr für sein
dramatisches Gesamtwerk. Es folgten noch viele weitere Preise. 2003 wurde er mit
dem Ehrenpreis des Norwegischen Kulturrats sowie mit dem norwegischen
Amanda-Ehrenpreis ausgezeichnet und in Frankreich als "Chevalier de l'Ordre
National du Mérite" geehrt. Im Februar 2004 kam Romuald Karmakars Verflimung
von Fosses DIE NACHT SINGT IHRE LIEDER in die deutschen Kinos. Fosse lebt als
freier Autor in Bergen. TODESVARIATIONEN wurde 2001 am Nationaltheatret Oslo
uraufgeführt und erlebte 2005 am Schauspielhaus Bochum seine deutschsprachige
Erstaufführung in der Regie von Matthias Hartmann. In einem Interview mit
THEATER DER ZEIT beschreibt Fosse seine Anfänge als Dramatiker:
DIE WAHRHEIT IST IMMER K ON KRE T - JON F OSSE IM INTER VIEW
„Im Spätherbst 1992 setzte ich mich also zum ersten Mal
hin, um in der Form von ER und SIE zu schreiben, mit
Regieanweisungen
dazwischen.
Was
für
eine
Überraschung! In kurzer Zeit hatte ich ein ganzes Stück
fertig. Und ich hatte das Gefühl, damit etwas erreicht zu
haben, was ich mit Lyrik oder Prosa nicht geschafft hatte,
etwas hervorgebracht zu haben mit Worten und,
gleichermaßen wichtig, mit Schweigen. Das Wort Pause ist
ja das am häufigsten vorkommende Wort in meinen
Stücken. Anfangs dachte ich, meine Romane wären sehr
weit von Theaterstücken entfernt. Sie spielen zwar in einer
relativ kurzen Zeitspanne, und es gibt nur wenige Figuren
in ihnen, allerdings einige entscheidende Momente von
Jon Fosse
Handlung, die das Ganze intensivieren. Ich wußte, daß ich
einen guten Text geschrieben hatte, aber ich war mir nicht sicher, ob er auf der
Bühne funktionieren würde. „Da kommt noch wer“ wurde mehrmals inszeniert und
lief sehr gut. Ich entdeckte neue Möglichkeiten in meinem Schreiben, mehr oder
weniger gegen meinen eigenen Willen. Ich schrieb weitere Stücke, und heute muß
ich sagen, daß ich in erster Linie Dramatiker bin und – obwohl ich diesen Gedanken
nicht mag – daß all mein anderes Schreiben gewissermaßen eine Vorbereitung für
diese Stücke gewesen ist.“
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
Was ist zuerst da, die Figuren oder eine Geschichte oder ein bestimmter Tonfall?
„Wenn ich schreibe, das ist ein Prinzip, dann versuche ich, mir nicht so bewußt über
das zu sein, was ich schreibe. Wenn ich anfange und es läuft, dann habe ich nach
einer Weile das Gefühl, daß das Stück oder der Text da ist. Es kommt, und ich muß
es aufschreiben. Für mich ist wichtig, daß ich in etwas Unbekanntes hineingehe das ist die Magie der Sache. Ich sitze da, in meiner Hütte überm Fjord, und weiß
noch nichts, und dann mache ich diese Reise. Wenn das Schreiben gut läuft, komme
ich mit einer neuen Geschichte, mit neuen Figuren, mit einer neuen Sprache und
neuen Metaphern zurück. Ja, auf gewisse Weise muß das Stück als Ganzes eine
Metapher sein. Das ist für mich das Beste, etwas in Worten zu schaffen, was es
vorher noch nicht gab. Um das Gefühl zu haben, daß da ein gutes Stück entstanden
ist, muß ich davon überzeugt sein, daß ich im Unbekannten war und etwas Neues
dort gefunden habe, das es in der Welt so noch nicht gab.“
Kennen Sie die Figuren schon in dieser ersten Phase?
„Nein, ich kenne dann noch gar nichts. Wenn ich in dieser Phase bin, ist es eher ein
musikalischer als ein intellektueller Vorgang. Ich höre einer Sache zu, die ich noch
nicht kenne. Nach dem Zuhören gerät sie in Bewegung, und ab einem bestimmten
Punkt tritt sie hervor.“
Wie würden Sie den sprachlichen Hintergrund Ihrer Herkunft charakterisieren?
„Ich bin in einem kleinen Ort an der norwegischen Westküste aufgewachsen. Dort ist
es sehr ruhig, an den Fjorden mit den Bergen, besonders im Winter. Die Leute reden
nicht viel. Wenn sie etwas sagen, ist es voller Ironie. Ihre zweifellos starken Gefühle
drücken sie nicht direkt aus. Dort aufgewachsen zu sein, hat mit meiner Sprache viel
zu tun.“
Ein Motiv, das Ihre Stücke durchzieht, ist das Haus, indem sich die Figuren gefangen,
aber auch geborgen fühlen. Wie erklärt sich das?
„Ich weiß es nicht. Ich bin besonders von alten Häusern regelrecht fasziniert. Alte
Häuser haben eine Seele und ihre eigene Schönheit. Heiner Müller hat in diesem
Zusammenhang etwas für mich sehr Wichtiges gesagt: daß der Zustand einer
Kultur von der Art des Umgangs mit den Toten abhängt. Das Haus als Motiv ist sehr
wichtig für mich, aber ich weiß nicht, was es bedeutet. Wüßte ich es, wäre das
Schreiben ohne Bedeutung. Die Leute kommen und gehen, leben und sterben. Ein
altes Haus hebt sie auf, das ist sehr merkwürdig und sehr schön. Irgendwie bleibt
etwas von ihnen in dem Haus, in dem sie gelebt haben.“
Die Stücke sind in ihren einzelnen Geschichten und Themen sehr verschieden.
Trotzdem kommen Sie immer wieder auf diese Modell zurück.
„Ich weiß nicht, warum. Für das Theater ist das doch eine der grundlegenden
Konstellationen. Man hat zwei Leute an einem Ort, und ein Dritter kommt dazu. Was
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
das bedeutet, kann man immer wieder anders entdecken, wenn es einen etwas
angeht. Warum es mich so sehr interessiert, kann ich allerdings nicht erklären, und
ich will das auch gar nicht verstehen.“
Wollen Sie diese offenen Fragen, die in den Stücken sich ja auch ganz konkret als
offene Fragen stellen, an das Publikum weitergegeben?
„Vielleicht, aber ich glaube nicht, daß das Publikum sie beantworten muß. Ich
schreibe – was die Form, nicht die Bedeutung angeht – geschlossene Texte. Dabei
geht es mir nicht darum, ein Rätsel zu schreiben, denn ich schreibe, was ich weiß.“
Beziehen Sie sich dabei auf einen sozialen Kontext?
„Nein, überhaupt nicht. Ich schreibe Bilder dessen, was zwischen Menschen
vorgeht, auf einer Ebene, die mit sozialer Dynamik zu tun hat, sie aber nicht verortet.
Wenn sie sich auf einen konkreten sozialen Kontext beziehen lassen, dann war das
nicht meine Absicht. Ich habe aber auch nichts dagegen. Mir geht es nicht um die
Kritik an promisken Verhältnissen in Norwegen, in denen Kinder von einem
Elternteil verlassen werden. - Die Bilder der Leere, die ich schreibe, können etwas
über unsere Gesellschaft sagen, sie zeigen das jedoch implizit. In dieser Hinsicht ist
mein Schreiben durchaus ein kritischer Kommentar, gewissermaßen politisch, wenn
man so will... Ich bin bloß ein Schriftsteller und habe mich immer als Außenseiter
gefühlt. Zugleich war ich aber auch in der Mitte. Ich habe meinen
Universitätsabschluß und bin ein angesehener Autor. Die Leute, über die ich
schreibe, sind ein bißchen außenseiterisch, aber nicht im sozialen Verständnis. Ich
schreibe nicht über ihr Leben als Arbeiter oder Angestellte. Es hat mir nie gefallen,
wenn jemand die Geschichte eines Doktor Soundso erzählt hat. Ich kann allerdings
sagen, daß ich aus der Perspektive der Verlorenen schreibe. Aber wer ist denn nicht
verloren?“
Einige Ihrer Stücke scheinen miteinander verbunden, durch Fortentwicklung der
Figuren und Themen.
„Ich denke, daß alles, was ich schreibe, zusammenhängt und daß ich so an einem
langen Text schreibe, in verschiedenen Gattungen, zuletzt fast nur noch Stücke.
Zugleich ist jedoch dieser lange Text aus Texten zusammengesetzt, die, falls sie gut
geschrieben sind, ihre eigene Welt haben. Was ich mit Welt meine, kann ich nicht
erklären, aber um es einfach auszudrücken, ich stelle für jeden Text seine eigenen
Regeln auf. Das klingt, als wäre das ein bewußter Vorgang, aber für mich ist das
meistens, um nicht zu sagen ausschließlich, ein intuitiver Vorgang. Es geht mir um
das Ganze eines Textes, und die Welt im Text spricht vom Ganzen und ist daher in
jedem Teil, in jedem Detail des Textes präsent. Ich schreibe keine Fragmente. Ich
schreibe gewissermaßen geschlossenen Text. Ganz exakten Text. Die Form
geschlossen, den Inhalt offen. Man kann freilich die Form vom Inhalt trennen. In
einem guten Text sind sie nicht voneinander zu trennen. Was ich mir wünsche, ist,
daß mein Text IST, nicht BEDEUTET.“
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
Das Thema der Familie haben Sie wie Ibsen als ein Zentrum des modernen Dramas
aufgegriffen.
„Ein Unterschied besteht darin, daß Ibsen, der in einer Familie lebte, gegen die
traditionelle Familie war, während ich als Geschiedener für die Familie bin.“
Ein deutscher Schauspieler erzählte nach den Proben, Ihre Texte wären der seltene
Fall, da man sich nicht fragen müßte, warum eine Figur das und das sagt, weil alles
absolut klar ist, sondern vor allem, wie man es spricht.
„Das ist eines der wichtigsten Probleme überhaupt. Ich bin kein Theatermann, aber
es sollte zugleich eine natürliche und eine stilisierte Sprache sein. So schreibe ich.
Eine gelungene Produktion hat mit dem gelungenen Rhythmus der Sprache zu tun,
mit den Pausen und Brüchen und Tempi. Das, was ich schreibe, ist ganz konkret.
Und sagte nicht jemand hier: Die Wahrheit ist immer konkret?“
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
C le mens Brentano
UNERKANNTES STILLES LEBEN
Unerkanntes stilles Leben,
Hat Dir heimlich Nachricht geben,
Und ich komme schon zu spät.
Ahndung hat mich übereilet,
Und Dir zärter mitgeteilet,
Daß sie nun im Himmel geht.
Ach! sie sprach in letzten Stunden,
Schon von Dämmerung umwunden,
Liebe Worte leis von Dir.
Hat sich Deiner nie entwöhnet,
Heimlich oft nach Dir gesehnet;
Und sprach in dem Tod zu mir:
Möge sich ein neues Leben
Zwiefach schöner um Dich weben;
Hemme Deiner Tränen Lauf,
Gehe, schließe neue Bande.
Suche meine unbekannte,
Mir verlorne Schwester auf.
Teile, was Du mir geteilet,
Ihr, die noch im Leben weilet,
bilde ihr ein freundlich Glück;
Und ich schaue dann hernieder,
Sehne auf dem Himmel wieder
Auf die Erde mich zurück.
DER TOD
Schwierigkeit einer Definition
Die Schwierigkeit einer für alle Lebewesen gültigen Definition lässt sich durch die
Beispiele Tod von Einzellern und Tod von Säugetieren erahnen. Im ersten Fall ist der
Tod entweder durch den unumkehrbaren Verlust der Zellintegrität (Lyse) oder den
unumkehrbaren Verlust der Zellteilungsfähigkeit (z. B. durch Zerstörung des
Genoms) definiert, im zweiten Fall durch die unumkehrbare Desintegration
lebensnotwendiger Organe wie des Herzkreislaufsystems und des zentralen
Nervensystems (Gehirn). Das Sterben ist ein Prozess, und das Eintreten des Todes
lässt sich selten exakt einem Zeitpunkt zuordnen. Der Tod ist der Zustand eines
Organismus nach der Beendigung des Lebens und nicht zu verwechseln mit dem
Sterben und Nahtoderfahrungen, die ein Teil des Lebens sind.
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
Der Tod als biologisc her Mechanis m us
Die biologische Begründung für den natürlichen Tod – und auch schon der Alterung
– wird von Wissenschaftlern im Mechanismus der Evolution vermutet: Hat ein
Lebewesen sein Erbgut erfolgreich weitergegeben (sind die Nachkommen
selbstständig), dann existiert das Erbgut in den Nachkommen fort. Ereignisse, die
sich nach der erfolgreichen Weitergabe des Erbguts einstellen, haben keine direkte
Wirkung auf seine Veränderung, also weder eine fördernde noch eine hemmende
Wirkung. Folglich können sich im Erbgut Faktoren ansammeln, die das weitere
Leben nach der erfolgreichen Erbgutweitergabe bestimmen, ohne dass sie dem
Selektionsdruck ausgesetzt sind. Dazu zählen auch Erbkrankheiten, die erst im
fortgeschrittenen Alter ausbrechen, wie z. B. die Nervenkrankheit Chorea
Huntington. Dieser „genetische Müll“ verursache, so die Theorie, den Alterstod. Dass
der Alterstod nicht zwangsläufig sein muss, zeigen Experimente mit bestimmten
Seegurken-Arten: Diese konnten über Jahrzehnte am Leben erhalten werden, ohne
dass Alterungserscheinungen auftraten. Voraussetzung für die völlige Aussetzung
der Selektion ist, dass es ein Alter gibt, ab dem eine Fortpflanzung nicht mehr
möglich ist. Bei Lebewesen, die sich durch Knospung vermehren, ist dies oft nicht
gegeben. Diese sollten also nach dieser Theorie potentiell unsterblich sein.
Zwei Faktoren können jedoch auch nach der Erbgutweitergabe einen
Selektionsdruck auf Gene bewirken, die sich auf den Todeszeitpunkt auswirken: Bei
vielen Lebewesen ist es Aufgabe der Eltern, ihre Nachkommen großzuziehen, und
ein Tod der Eltern während dieser Zeit verhindert das Fortbestehen des Erbgutes.
Andererseits führt ein zu langes Weiterleben nach der Fortpflanzung zu höherem
Druck für die Nachkommen wegen Platz- und Ressourcenmangel. Weiterhin führt
zu langsamer Generationswechsel zur langsamen Anpassung an veränderte
Umweltbedingungen und dient nicht der Arterhaltung. In dieser Hinsicht ist der Tod
also nützlich und notwendig (für die Art).
To deszeichen
Die genaue Grenze zwischen Leben und Tod ist schwer zu definieren. Dies ist aber in
aller Regel Aufgabe eines Arztes. Je weiter man von der Grenzzone zwischen beidem
entfernt ist, desto klarer scheint der Unterschied zwischen Leben und Tod, je näher
man an der Grenze ist, desto unschärfer wird sie: So können Lebewesen, die bereits
einen Herzstillstand haben, manchmal erfolgreich wiederbelebt werden. Ebenfalls
können einzelne Zellen und Gewebe während des so genannten intermediären
Lebens noch viele Stunden nach eingetretenem Hirntod auf äußere Einflüsse
reagieren. Als unsichere Todeszeichen gelten unter anderem:
- fehlende Atmung
- fehlender Puls
- fehlender Herzschlag
- Bewusstlosigkeit
- Unterkühlung, für das auch als Leichenkälte bezeichnete Todeszeichen siehe
Algor mortis
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
- komplette Lähmung aller Muskeln
- fehlender Pupillenreflex (vgl. Areflexie)
- Trübung der Hornhaut
Für eine Organentnahme zur Organtransplantation wird der Tod über den Hirntod
definiert. Zur Feststellung des endgültigen Todes dienen die sicheren Todeszeichen.
Im allgemeinen reichen die folgenden sicheren Todeszeichen dazu aus:
- Totenstarre (Rigor mortis, Leichenstarre)
- Verwesung (Autolyse) oder Fäulnis
- Totenflecken (Livores)
- Verletzungen, die mit dem Leben nicht vereinbar sind (z. B. Enthauptung)
To deszeitpunkt
Zur Feststellung des Todeszeitpunktes werden verschiedene Methoden angewandt.
So geben die Beurteilung der Totenstarre und der Leichenflecken grobe Richtwerte
(Beginn der Totenstarre nach 2–4 Stunden, volle Ausprägung nach 6–8 Stunden,
Lösung nach 2–3 Tagen). Als eine der genauesten Methoden gilt die Bestimmung
der Körperkerntemperatur, die unter Berücksichtigung der Außentemperatur, des
Körpergewichtes und den Auffindungsumständen zur Berechnung der
Abkühlungszeit benutzt werden. Ebenfalls zur Ermittlung der Todeszeit werden
Insektenlarven beurteilt. Daraus hat sich eine eigene Forschungsrichtung der
Rechtsmedizin entwickelt: die forensische Entomologie.
Der Tod i n der Sprac he
Der Tod von Menschen ist oft ein Tabuthema. Daher haben alle Sprachen
euphemistische Ausdrücke, um den Tod zu umschreiben. Oft handelt sich dabei um
Ausdrücke, die anstelle der Endgültigkeit des Todes einen Übergang in ein
potentielles Jenseits betonen. In der deutschen Sprache sind Euphemismen wie
Verlassen, Hinscheiden, Heimgehen, Entschlafen gebräuchlich. Regional wird auch
häufig „Abberufen werden“ (zum christlichen Gott) verwendet. Stirbt ein Mensch
unter besonders qualvollen Umständen, spricht man umgangssprachlich auch von
krepieren, um die menschenunwürdigen Umstände seines Todes zu betonen.
Zudem existieren viele saloppe Wendungen wie „Den Löffel abgeben“, „ins Gras
beißen“ oder „sich die Radieschen von unten ansehen“.
Der Tod von nicht-menschlichen Lebewesen wird meist mit spezifischen
Ausdrücken bezeichnet: Tiere, die getötet werden, schläfert man ein, sie sterben aus
innerer Ursache, krepieren oder verenden. Oder sie werden von Tieren gefressen
oder von Menschen geschlachtet. Pflanzen sterben ab oder gehen ein.
Ein Soldat, der bei Kampfhandlungen ums Leben gekommen ist, wird als Gefallener
bezeichnet.
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
Paul Ce lan
GEDICHTE
SIE KÄMMT IHR HAAR wie mans den Toten kämmt:
sie trägt den blauen Scherben unterm Hemd.
Sie trägt den Scherben Welt an einer Schnur.
Wie weiß die Worte, doch sie lächelt nur.
Sie mischt ihr Lächeln in den Becher Wein:
du mußt ihn trinken, in der Welt zu sein.
Paul Celan
Du bist das Bild, das ihr der Scherben zeigt,
wenn sie sich sinnend übers Leben neigt.
DER GAST
Lange vor Abend
kehrt bei dir ein, der den Gruß getauscht mit dem Dunkel.
Lange vor Tag
wacht er auf
und facht, eh er geht, einen Schlaf an,
einen Schlaf, durchklungen von Schritten:
du hörst ihn die Fernen durchmessen
und wirfst deine Seele dorthin.
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
DEIN
HINÜBERSEIN heute Nacht.
Mit Worten holt ich dich wieder, da bist du,
alles ist wahr und ein Warten
auf Wahres.
Es klettert die Bohne vor
unserm Fenster: denk
wer neben uns aufwächst und
ihr zusieht.
Gott, das lasen wir, ist
ein Teil und ein zweiter, zerstreuter:
im Tod
all der Gemähten
wächst er sich zu.
Dorthin
führt uns der Blick,
mit dieser
Hälfte
haben wir Umgang.
Ingmar Bergman
DAS SIEBENTE SIEGEL
Ein Kiesstrand. Ritter Block und sein Knappe. Die Wellen schlagen ans Ufer. Ein
Schachspiel. Der Tod.
R IT TE R B L OC K
Wer bist du?
D ER T O D
Ich bin der Tod.
R IT TE R B L OC K
Kommst du mich zu holen?
D ER T O D
Ich bin schon lange an deiner Seite gegangen.
R IT TE R B L OC K
Das weiß ich.
D ER T O D
Bist du bereit?
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
R IT TE R B L OC K
Mein Körper ist bereit. Ich nicht.
Der Tod geht bedrohlich auf ihn zu.
R IT TE R B L OC K
Warte einen Augenblick.
D ER T O D
Das sagen sie alle. Aber ich lasse nicht mit mir handeln.
R IT TE R B L OC K
Du spielst gern Schach, nicht wahr?
D ER T O D
Woher weißt du das?
R IT TE R B L OC K
Oh. Ich hab es auf Bildern gesehen, ich habe davon gehört.
D ER T O D
Ja, ich bin tatsächlich kein schlechter Schachspieler.
R IT TE R B L OC K
Ich wette, dass du nicht besser spielst als ich.
D ER T O D
Warum willst du mit mir Schach spielen?
R IT TE R B L OC K
Das ist meine Sache.
D ER T O D
Meinetwegen.
Sie setzen sich zum Schachbrett.
R IT TE R B L OC K
Ich darf am Leben bleiben, bis die Partie zu Ende ist. Wenn ich dich matt setze, bin
ich frei.
Block lost die Farben aus.
R IT TE R B L OC K
Du spielst schwarz.
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
D ER T O D
Das trifft sich gut. Ich liebe schwarz.
[...]
Der Knappe betritt eine Kirche, in der ein Maler im Vorraum mit einer Wandmalerei
beschäftigt ist.
D ER K NAPPE
Was soll denn das vorstellen?
D ER M ALE R
Das wird der Totentanz.
D ER K NAPPE
Soll das da oben der Tod sein?
D ER M ALE R
Ja, er hat sie alle an der Hand und tanzt mit ihnen davon.
D ER K NAPPE
Was versprichst du dir von der Klexerei?
D ER M ALE R
Man kann den Leuten nicht oft genug vor die Nase halten, dass sie unter die Erde
müssen.
D ER K NAPPE
Meinst du, das macht sie glücklicher?
D ER M ALE R
Warum zum Teufel soll man die Leute immer glücklich machen. Ich will sie ruhig
ein bisschen erschrecken.
D ER K NAPPE
Sie werden die Augen zumachen und nicht hinsehen.
D ER M ALE R
Verlass dich drauf, sie sehen hin. Alles, was nach Tod riecht, zieht mehr als nackte
Frauenzimmer.
D ER K NAPPE
Und wenn du sie wirklich erschrickst?
D ER M ALE R
Dann werden sie denken...
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
D ER K NAPPE
Was denken sie?
D ER M ALE R
Sie werden sich wahrscheinlich fürchten.
D ER K NAPPE
Und galoppieren dem Pfarrer in die Arme.
D ER M ALE R
Das ist nicht meine Sache.
D ER K NAPPE
Ja, du malst nur einen Totentanz.
D ER M ALE R
Ich zeige bloß, wie das mit dem Sterben ist. Das andre geht mich nichts an.
D ER K NAPPE
Hast du keine Angst, dass sie dich verfluchen?
D ER M ALE R
Das kann schon passieren. Dann mal ich eben was anderes. Man muss leben.
Wenigstens, bis die Pest einen holt.
D ER K NAPPE
Die Pest? Das wäre kein schönes Ende.
D ER M ALE R
Da, kannst dus sehen, das Geschwür unterm Hals. Und siehst du, wie sich der ganze
Körper verkrampft? Die Krankheit dreht die Glieder zusammen wie einen Strick.
D ER K NAPPE
Das sieht nicht gut aus.
D ER M ALE R
Nein. Es ist scheußlich. Er versucht sich das Geschwür heraus zu reißen. Er
zerschneidet seine Hände. Er reißt seine Adern mit den Fingernägeln auf. Sein
Geschrei hört man überall. Hab ich dir Angst gemacht?
D ER K NAPPE
Ich habe keine Angst. Da kennst du mich schlecht. Und was hast du da oben gemalt?
D ER M ALE R
Ach das Merkwürdige ist, dass die Menschen die Pest für ein Strafgericht Gottes
halten. Sie laufen zusammen und ziehen in Scharen durch das Land. Sie prügeln
sich bis zur Ekstase, dem Herrn zum Wohlgefallen.
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
D ER K NAPPE
Sie prügeln sich selber.
D ER M ALE R
Ja. Es läuft einem kalt über den Rücken, wenn man das sieht. Am besten, man
verkriecht sich, wenn sie kommen.
D ER K NAPPE
Hast du einen Schluck Branntwein? Ich glaube, ich kann ihn brauchen. Ich bin
durstig wie ein Kamel im Wüstensand.
D ER M ALE R
Gib’s ruhig zu, dir hängt das Herz in der Hose.
Ritter Block in der Kirche. Er sieht den Gekreuzigten an. Er bemerkt eine Gestalt in
Kutte im Beichtstuhl.
R IT TE R B L OC K
Ich möchte beichten. Aufrichtig und gläubig. Aber mein Herz ist leer. Diese Leere ist
wie ein Spiegel. Ich blicke hinein und erkenne mich. Ich erschrecke vor mir. Ich
spüre Widerwillen gegen mich und das Leere. Die Menschen sind mir immer
gleichgültig gewesen. Ich gehöre nicht mehr zu ihrer Gemeinschaft. Ich lebe nicht
mehr in der wirklichen Welt. Ich bin in die Träume meines Ichs eingeschlossen.
D ER B EICHTIGE R
Und trotzdem willst du nicht sterben?
R IT TE R B L OC K
Doch ich will.
D ER B EICHTIGE R
Und warum zögerst du?
R IT TE R B L OC K
Ich will Gewissheit haben.
D ER B EICHTIGE R
Du willst Garantien haben.
R IT TE R B L OC K
Nenn es wie du willst. Ist es denn wirklich so vermessen, hinter Gottes Pforten
blicken zu wollen? Warum versteckt er sich vor uns in einem Dunstkreis halb
eingelöster Versprechen? Warum zeigt er sich nicht? Wie können wir an etwas
glauben, wenn wir dem Leben nicht mehr trauen können? Was wird aus uns, wenn
wir glauben wollen aber nicht können? Und was wird aus dem, der weder glauben
will noch kann? Warum kann ich Gott nicht töten in mir? Warum lebt er gegen
meinen Willen weiter in mir? Warum demütigt er mich weiter? Ich habe ihn
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
verflucht. Ich möchte ihn aus mir herausreißen. Warum bleibt er trotzdem? Warum
verhöhnt sie mich, diese Gestalt mit der ich nicht fertig werde? Hörst du mich?
D ER B EICHTIGE R
Ich höre dich.
R IT TE R B L OC K
Ich will Gewissheit haben. Nicht mehr nur hoffen. Nur immer wieder annehmen
müssen. Wenn es ihn gibt, will ich, dass Gott mir seine Hand reicht, mir sein
Angesicht enthüllt und mit mir spricht.
D ER B EICHTIGE R
Aber er schweigt.
R IT TE R B L OC K
Ich rufe zu ihm in die Finsternis, aber es scheint als ob es dort niemanden gäbe.
D ER B EICHTIGE R
Vielleicht ist dort wirklich niemand.
R IT TE R B L OC K
Dann ist unser Streben auf dieser Welt sinnlos und grausam. Kein Mensch kann so
leben. Immer den Tod vor Augen, und die Gewissheit, dass alles sinnlos ist.
D ER B EICHTIGE R
Die meisten Menschen denken nicht an den Tod und die Sinnlosigkeit des Lebens.
R IT TE R B L OC K
Aber eines Tages stehen sie am Ende und starren in die Finsternis.
D ER B EICHTIGE R
Allerdings. An dem Tag an dem ...
R IT TE R B L OC K
Ich weiß, was du sagen willst. Wir müssen uns damit abfinden, uns vor dem Ende zu
fürchten. Und diese Furcht vor dem Ende wird uns Gott näher bringen.
D ER B EICHTIGE R
Du bist unsicher.
R IT TE R B L OC K
Der Tod wollte mich heute früh holen. Ich spiele mit ihm um mein Leben. Die Frist,
die mir bleibt, erlaubt mir noch etwas in Ordnung zu bringen.
D ER B EICHTIGE R
Und was?
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
R IT TE R B L OC K
Mein Leben war eine Jagd, eine Irrfahrt, ein Gespräch ohne Inhalt und
Notwendigkeit. Es war sinnlos, ja. Ich mache mir keine Vorwürfe, ich bin nicht
verbittert. Ich weiß, dass fast alle Menschen ihr Leben ebenso sinnlos vertun. Aber
ich will versuchen, dass ich meine Erkenntnis noch für eine sinnvolle Handlung
anwenden kann.
D ER B EICHTIGE R
Ah. Und deshalb spielst du Schach mit dem Tod?
R IT TE R B L OC K
Er ist ein hervorragender Taktiker. Aber ich gebe nicht auf. Meine Partie steht gut.
D ER B EICHTIGE R
Du hast ihn sicher überlistet. Wie ist dir das gelungen?
R IT TE R B L OC K
Ich spiele in einer Kombination von Läufern und Springern. Das hat er noch nicht
bemerkt. Beim nächsten Zug reiße ich seine rechte Flanke auf.
Der Tod gibt sich ihm zu erkennen. Block erschrickt.
D ER T O D
Das werde ich mir merken.
R IT TE R B L OC K
Du bist ein Verräter. Du belauerst mich. Aber wir sehen uns ja wieder. Du wirst mich
nicht ganz durchschauen.
D ER T O D
Wir treffen uns in der Schenke. Dort können wir weiterspielen.
[...]
An der Küste.
D ER T O D
Ich habe gewartet.
R IT TE R B L OC K
Entschuldige. Ich bin aufgehalten worden. Nachdem ich dir meine Absicht verraten
habe, trete ich den Rückzug an. Bitte. Du ziehst.
D ER T O D
Du siehst so zufrieden aus.
R IT TE R B L OC K
Das ist mein Geheimnis.
17
TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
D ER T O D
Selbstverständlich. Ich nehme deinen Springer.
R IT TE R B L OC K
Aber gern.
D ER T O D
Hast du mich wieder betrogen?
R IT TE R B L OC K
Du bist in die Falle gegangen. Ich biete dir Schach.
D ER T O D
Das freut dich?
R IT TE R B L OC K
Nicht ablenken. Rette deinen König.
D ER T O D
Bist du nicht ein bisschen übermütig?
R IT TE R B L OC K
Unser Spiel macht mir Spaß.
D ER T O D
Du bist am Zug. Schnell, ich habe Eile.
R IT TE R B L OC K
Ich verstehe. Du hast jetzt viel Arbeit. Aber unser Spiel braucht seine Zeit. Es geht
um mein Leben.
D ER T O D
Du fährst heute Nacht mit den Gauklern durch den Wald. Mit deinen Freunden Jov
und Mia. Haben die nicht einen Sohn?
R IT TE R B L OC K
Warum fragst du?
D ER T O D
Nur so.
[,,,]
Der Gaukler, der soeben seinen eigenen Tod gespielt hat, um der Rache des
betrogenen Schmiedes zu entgehen.
18
TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
D ER G A U K LE R
Das hab ich gut gespielt. Ich bin überhaupt ein guter Schauspieler. Ich werd mir
einen Baum aussuchen und raufklettern. Hier unten ist’s nicht geheuer. In dem Wald
sollen Geister umgehen.
Während der Gaukler einen Baum hinaufklettert, kommt hinter ihm der Tod aus dem
Gebüsch.
D ER G A U K LE R
Morgen früh werd ich Jov und Mia suchen. Dann ziehen wir zum heiligen Fest nach
Helsingör. Es heißt doch wenn man singt, merkt man die Angst nicht. (singt) „Ich bin
ein kleines Vögelchen, das sitzt auf einem Ast.“
Etwas sägt.
D ER G A U K LE R
Um diese Zeit noch Holzfäller im Wald? Der Teufel soll mich holen, das ist ja mein
Baum, an dem sie sägen. He, du vermummter Taschenfranzose! Was machst du an
meinem Baum? Warum antwortest du mir nicht? Höflichkeit kostet nichts. Hm? Wer
bist du?
D ER T O D
Deine Zeit ist abgelaufen. Ich säge deinen Baum um.
D ER G A U K LE R
Aber ich habe keine Zeit.
D ER T O D
Hah! Du hast keine Zeit!
D ER G A U K LE R
Ich muss zu meiner Vorstellung.
D ER T O D
Die fällt aus. Wegen eines Trauerfalls.
D ER G A U K LE R
Aber mein Kontrakt.
D ER T O D
Der ist gekündigt.
D ER G A U K LE R
Was wird aus meiner Familie und meinen Kindern?
D ER T O D
Oh, schäme dich Skod.
19
TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
D ER G A U K LE R
Jajaja, ich schäme mich. Ich schäme mich. Ich schäme mich. Gibt es keine
Ausflüchte? Keine Extraregelung für Schauspieler?
D ER T O D
Nein. In diesem Falle nicht.
D ER G A U K LE R
Wirklich nichts zu machen? Keine Ausnahme?
Der Tod sägt den Baum um.
[...]
Ritter Block sitzt nächtens im Wald vor seinem Schachbrett.
D ER T O D
Wollen wir das Spiel zu Ende bringen?
R IT TE R B L OC K
Du ziehst.
D ER T O D
Ich nehme deine Dame.
R IT TE R B L OC K
Die hab ich übersehen.
[...]
D ER T O D
Ist dein Zug, Antonius Block. Unser Spiel interessiert dich wohl nicht mehr?
R IT TE R B L OC K
Es interessiert mich nicht mehr? Im Gegenteil.
D ER T O D
Du bist ängstlich. Du verbirgst etwas.
R IT TE R B L OC K
Was entgeht dir eigentlich?
D ER T O D
Nichts auf der Welt entgeht mir. Gar nichts, Antonius Block.
R IT TE R B L OC K
Ich habe Angst.
20
TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
D ER T O D
Spiel weiter.
Ritter Block wendet sich plötzlich zur Seite und wirft mit seinem Ärmel einen Teil
der Schachfiguren um.
R IT TE R B L OC K
Ich habe vergessen, wie sie gestanden haben.
D ER T O D
Aber ich habs nicht vergessen. So leicht kommst du mir nicht davon. Ich seh etwas
Interessantes.
R IT TE R B L OC K
Was?
D ER T O D
Mit dem nächsten Zug bist du matt.
R IT TE R B L OC K
Es ist aus.
D ER T O D
Hattest du Freude an deinem Aufschub?
R IT TE R B L OC K
Ja.
D ER T O D
Umso besser. Jetzt werd ich dich verlassen. Wenn wir uns das nächste Mal treffen,
ist deine Zeit, und die der Leute die bei dir sind, um.
R IT TE R B L OC K
Du verrätst deine Geheimnisse?
D ER T O D
Ich habe keine Geheimnisse.
R IT TE R B L OC K
Du weißt also auch nichts?
D ER T O D
Ich bin unwissend.
[...]
21
TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
JOV
Mia! Ich seh sie, Mia. Ich seh sie wirklich. Am Horizont über dem dunklen
Gewitterhimmel. Ich seh sie alle dahin fahren. Den Schmied mit seiner Lisa, den
Ritter und Raval, und Jöns und Skod. Der gestrenge Herr Tod bittet zum Tanz. Sie
halten sich an den Händen. Sie tanzen hinter ihm her. Wie er es will. Und er selber
geht voran, der Herr mit Sense und Stundenglas. Siehst du, wie Skod zum Abschied
mit der Laute winkt? Die Schatten werden dunkler. Fort vom Tag ziehen sie in die
Nacht. In feierlichem Tanz. Fort in ein verborgenes Land. Der Regen strömt über ihre
Gesichter. Er spült ihnen das Salz der Tränen von ihren Wangen.
M IA
Was du immer siehst.
Manfre d Ot ze l berger
SUIZID
Es ist eine unangenehme Wahrheit: Suizide geschehen täglich jederzeit mitten unter
uns. Jedes Jahr bringen sich in Deutschland mehr Menschen um, als
zusammengerechnet im Straßenverkehr und an Aids sterben. Das ist so, wie wenn
Jahr für Jahr eine Kleinstadt durch Suizid sterben würde. Die statistischen Zahlen
schwankten in den alten Bundesländern der Bundesrepublik nach 1945 zwischen
9.159 (1951) und 13.926 (1977) Opfern. Die hohe Suizidrate in der DDR, die wegen
ihrer Brisanz zum Staatsgeheimnis erklärt wurde, mußte noch hinzu gerechnet
werden. In den letzten Jahren ist die Zahl der Fälle in etwa gleich geblieben. So
haben sich 1995 in Deutschland (alte und neue Bundesländer) 12.888 Menschen das
Leben genommen. Zusätzlich darf aber auch die Dunkelziffer der nicht als Suizid
erkannten oder vertuschten Suizide nicht ignoriert werden.
Alle 45 Minuten tötet sich in Deutschland ein Mensch. Und alle fünf Minuten (!)
versucht einer, sein Leben zu beenden. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus,
daß auf einen Suizid mindestens zehn Suizidversuche kommen. Für die Gruppe
junger Menschen bis 25 Jahre geht man sogar von 20-30 Versuchen auf einen Suizid
aus. Täglich nehmen sich in der Bundesrepublik zwei Kinder bzw. Jugendliche bis
25 Jahre das Leben. Auch wenn der Suizid von Kindern die Öffentlichkeit am meisten
aufwühlt, die zahlenmäßig größte Gruppe ist die der älteren Menschen. So beträgt in
Deutschland der Anteil der über 60jährigen Männer an den Suiziden der letzten
Jahre rund 30 Prozent, obwohl die über 60jährigen nur etwa 15 Prozent der
männlichen Bevölkerung stellen. Bei Frauen ist sogar jeder zweite Suizid der einer
Frau über 60 Jahre, obwohl deren durchschnittlicher Bevölkerungsanteil nur 25
Prozent ausmacht.
Was uns diese Zahlen angehen? Suizid ist keine Perversion, sondern eine von vielen
Normalitäten unserer Gesellschaft, vor denen wir zumeist die Augen verschließen.
Die Menschen, die sich das Leben nehmen, kommen aus ganz „normalen Familien“.
Jeder kann von einem Tag auf den anderen von einem Suizid in seiner
Verwandtschaft oder bei seinen Freunden betroffen werden. Dann beginnt das
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
Problem für die Trauernden. Zwar existieren viele vorbeugende Hilfen und
Kriseninterventionen für suizidgefährdete Menschen, aber für Angehörige nach
einem Suizid gibt es kaum Angebote und Hilfen! Selbst die Suizidologie, die
Wissenschaft, die sich speziell mit Selbsttötung beschäftigt, hat sich lange Zeit
kaum um die Hinterbliebenen gekümmert, gibt der Psychiater Manfred Wolfersdorf,
Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention, selbstkritisch zu.
Mit dem vollendeten Suizid schien sich das Problem für Mediziner, Psychologen und
viele Theologen weitgehend erledigt zu haben. Ganz anders beim gescheiterten
Suizidversuch, wo ein Mensch noch zu retten und stabilisieren war. [...]
„Bedenkt den eigenen Tod, den stirbt man nur, doch mit dem Tod der anderen muß
man leben“, schrieb die Dichterin Mascha Kaléko. Wie wahr. Den Toten treffen das
Unverständnis der Umwelt, das Kopfschütteln, die Beklommenheit und Ablehnung,
die Schuldzuweisungen nicht mehr, wohl aber die Zurückgebliebenen. Hilflos
bleiben viele Angehörige mit ihrer Trauer, ihrer Wut und ihrem Schmerz zurück.
Einsam wegen der Hilflosigkeit der Familie und Freunde, einsam aber auch durch
einen Wust unterschiedlicher Vorurteile. Sie kreisen alle um Sünde, Scham und
Schuld. [...]
Sel bst mord oder Freitod: Führen die Begrif fe in die Irre?
Schon die Begriffe, die umgangssprachlich für die Selbsttötung verwendet werden „Selbstmord“ und „Freitod“ - sind problematisch. „Selbstmord“, das klingt
dämonisch, gefährlich und tückisch. Jeder denkt sofort an Mord, den
Straftatbestand, der Heimtücke und niedere Beweggründe voraussetzt. Allein das
Wort „Selbstmord“ ist stigmatisierend für jeden, der mit ihm in Verbindung
gebracht wird. Suizid sei eine kriminelle Tat, das suggeriert „Selbstmord“
zumindest unterschwellig. Und dies hat historische Wurzeln. So waren in
Großbritannien Suizidversuche noch bis in die 60er Jahre dieses Jahrhunderts unter
Strafe gestellt, in Deutschland bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Ein Makel haftet
bis heute an den Angehörigen.
Ein „Selbstmörder“, das klingt irgendwie verächtlich. Im Bewußtsein vieler
Menschen ist „ein Selbstmörder“ ein krankhafter Schwächling oder einer, der Gott
spielt, weil er selbst Hand an sich legt. Damit, so verkündete es die christliche Lehre
lange, begeht er eine Todsünde. Er bricht das fünfte Gebot der Bibel: „Du sollst
nicht töten!“
Auch engagierte Experten (Psychiater, Psychologen, Pädagogen etc.), die sich 1972
in der Deutschen Gesellschaft für Selbstmordverhütung zusammengeschlossen
haben (heute: Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention), nehmen längst von dem
Begriff „Selbstmord“ Abstand. Der Baseler Psychiater Asmus Finzen begründet es:
„Die Namensänderung war überfällig, denn das Wort ‚Selbstmord’ ist anrüchig und
von seinem Wortsinn her mehr als problematisch. Das Wort ‚Mord’ ist so negativ
besetzt, daß seine Verwendung im Zusammenhang damit, daß ein Mensch sich das
Leben nimmt, nicht zur Klärung beiträgt, sondern gewollt oder nicht gewollt eine
Abwertung enthält.“
23
TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
„Freitod“ dagegen klingt edel, elitär und nobel. Vielleicht zu nobel? Er wird leider
nur selten „so frei“, bei klarem Bewußtsein und nach reiflicher Überlegung gesucht,
wie es der Begriff unterstellt. Jean Amérys berühmtes Essay Hand an sich legen, in
dem er den Freitod als „Privileg des Humanen“ rühmt, beschreibt wahrscheinlich
nur seltene Ausnahmeerscheinungen. Und ob Améry einen „wirklichen Freitod“
starb, ist bis heute umstritten.
Und selbst wenn: Amérys Freitod wäre eine Ausnahme, und nicht die Regel. „Die
Realität der Kriseninterventionsstationen der Psychiatrie, wo Menschen nach einem
Suizidversuch liegen, schaut anders aus“, betont der Notfallseelsorger Andreas
Müller-Cyran. Kann ein Mensch wirklich frei sein, wenn er nicht mehr aus seiner
Qual oder seinen Zwangsvorstellungen herauskommt? Müller-Cyran meint: „Freitod
ist eine geschönte Vokabel, die mehr verbirgt als offenbart.“
Der einzige wertfreie Begriff für das „Hand-an-sich-legen“ ist das leider noch zu
wenig in die Umgangssprache eingedrungene Fremdwort „Suizid“ (=Selbsttötung).
Daß im vorliegenden Buch dennoch immer wieder ab und an von „Selbstmord“ und
„Selbstmörder“ die Rede sein wird, hat gute Gründe. Sprache und Bewußtsein
verändern sich nur langsam. Vorwürfe wie „Du und Dein Selbstmörder!“ stehen auf
der Tagesordnung bei den Angehörigen von Suizidopfern. Allein schon die Wortwahl
„Selbstmörder“ beschämt viele Trauernde. Sie hören daraus Vorwürfe: Wieso
trauerst du überhaupt über jemanden, der sein Leben weggeworfen hat? Hört denn
Deine Trauer nie auf? Warum tust Du Dich so schwer? Reiß’ Dich doch endlich
zusammen! Werde endlich wieder normal!
Mythen ü ber den Sui zi d
Ein wesentliches Ergebnis meiner Interviews mit Angehörigen von Suizidopfern ist,
daß sie vorher nur sehr wenig über Suizid und Suizidprävention wußten. Auch viele
HInterbliebene haben an die verbreiteten Irrtümer rund um den Suizid geglaubt.
Nun wissen sie aus leidvoller Erfahrung, daß folgende „Regeln“ nicht stimmen.
· Wer den Suizid ankündigt oder von ihm spricht, tut es nicht.
Dieser populäre Mythos ist grundlegend falsch. Die große Mehrheit (zirka 80
Prozent) aller Suizide wurde vorher angekündigt. Auf unterschiedlichste Weise
wurde verbal und nonverbal signalisiert: „Ich kann nicht mehr, ich brauche Hilfe!“
Man sollte daher jedes Signal, auch bei mehrfach angekündigten Suizidversuchen,
ernst nehmen. Freunde und Angehörigen sollten auf die Hilferufe einfühlsam und
mit Zuwendung reagieren. Auf Reaktionen wie „Wir glauben Dir nicht mehr“, kann
häufig eine tödliche Suizidhandlung folgen, weil der Hilfeschrei allein als Signal
offenbar nicht mehr reicht, um die Freunde oder Familienangehörigen emotional zu
erreichen.
· Suizid geschieht ohne Vorzeichen.
Auch diese Behauptung ist falsch! Die Erfahrung zeigt, daß Suizide meist durch
Zeichen und Signale angekündigt werden.
24
TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
· Wer Suizid begehen will, dem ist nicht mehr zu helfen.
Auch dieser Mythos ist falsch. Viele suizidgefährdete Menschen hoffen auf Hilfe und
Rettung. Sie wünschen sich ein anderes Leben, und haben kurzzeitige Wünsche
nach Ruhe, die in einen Suizid münden können.
· Wer über Suizid nachdenkt, ist verrückt.
Nein! Das Studium letzter Aufzeichnungen zeigt, daß viele Opfer zwar äußerst
unglücklich waren, aber keinesfalls „geistesgestört“. Besonders im Jugendalter
gehören Gedanken über den Tod und den Sinn des Lebens zum ganz normalen
Entwicklungsprozeß. Nichts davon ist pathologisch. „Wenn die gesellschaftliche
Akzeptanz größer wäre, ließe sich angstfrei darüber sprechen, und wir würden
erfahren, daß solche Gedanken nicht selten sind.“
· Wer einmal an Suizid denkt, wird es immer wieder tun.
Nein! Der konkrete Todeswunsch besteht oft nur in einer ganz bestimmten
Lebensphase.
· Wer einen Suizidversuch macht, meint es nicht ernst.
Leider stimmt auch dies nicht! Suizidversuche werden zu etwa 73 Prozent zufällig
entdeckt und nicht durch einen Hilferuf der betreffenden Person.
· Die Besserung nach einer Krise bedeutet das Ende der Suizidgefährdung.
Nein! Viele Suizide geschehen in den ersten drei Monaten nach einer beginnenden
Besserung. Manche Patienten entwickeln gerade dann die entscheidende Energie,
ihre selbstzerstörerischen Entschlüsse auszuführen.
· Suizid ist erblich, ein Familienübel.
Nein! Ein „Suizid-Gen“ ist bis heute von der Forschung nicht nachgewiesen worden.
Wissenschaftler führen die Häufung von Suiziden in manchen Familien vielmehr auf
ständige Verdrängung, problematische Familienkonstellationen, ungelöste Konflikte
und das Unvermögen, offen über Suizid und die Folgen in der Familie zu sprechen,
zurück.
· Suizid gibt es öfter bei Reichen oder fast ausschließlich bei Armen.
Suizid ist weder das Problem der Reichen noch die Plage der Armen. Die statistische
Verteilung ist „demokratisch“, alle sozialen Schichten sind gleichermaßen betroffen.
· Suizide geschehen meistens im November oder an Weihnachten.
Auch dies stimmt nicht! Die meisten Suizide finden im Frühjahr statt, vor allem im
Mai. Der Meteorologe und Arzt Dietmar Buchberger, der Einsätze der Berliner
Rettungswagen ausgewertet hat, glaubt, daß Sonnenschein die Suizidneigung
verstärkt. „Immer wenn die Sonne scheint, steigt auch die Zahl der Menschen, die
freiwillig in den Tod gehen wollen. Durch Sonne wird die Energie gesteigert,
lähmende Depressionen gehen dann zurück. Doch die neu erwachte Aktivität führt
nicht zu neuer Lebensfreude, sondern zum Selbstmordversuch.“
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
Wolf gan g Dorrmann
NO T FALLP LAN
Ich bin zu Hause und beschäftige mich nachhaltig mit dem Gedanken, mir etwas
anzutun.
Ich schütze mich selbst, indem ich ...
- mich hinlege und mich entspanne
- 3mal tief einatme
- meine Lieblingsmusik auflege
- die Entspannungskassette höre
- mich fünf Minuten vor den Spiegel setze
- ein Glas kühles Wasser trinke.
Ich merke, daß ich länger als zehn Minuten über die Methoden nachdenke, mit
denen ich mich umbringen könnte.
Ich schütze mich selbst, indem ich ...
- in die Natur oder die Stadt gehe
- einen Dauerlauf mache
- ein warmes Bad nehme
- in ein Kissen hineinschreie
- ins Kino, in die Sauna oder zum Schwimmen ... gehe
- mit dem Auto fahre, ganz laut Musik höre und mitsinge
- einen Friseurtermin für den gleichen Tag vereinbare
- einen Massagetermin vereinbare
- mich einige Zeit unter die Dusche stelle.
Ich merke, daß ich meine Gedanken, mich umzubringen, nicht mehr bekämpfe.
Ich schütze mich, indem ich
- N. N. (eine bestimmte Person, jd., der immer ein offenes Ohr hat) anrufe oder zu
ihr/ihm gehe
- die Telefonseelsorge (Ruf-Nr.: 11101 od. 11102) anrufe
- meine Therapeutin oder einen Kollegen in ihrer Praxis anrufe und mir einen
Termin geben lasse
- zum Arzt gehe und mir Medikamente verschreiben lasse.
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
Georges Minois
STRAFEN FÜR SELBSTM ÖRDER
In Frankreich wird die Frage vor allem in der nördlichen Hälfte des Königreichs
behandelt, wo das Recht sich offensichtlich sehr alte abergläubische Praktiken zu
eigen gemacht hat, die die Selbstmörder davon abhalten sollen, zu den Lebenden
zurückzukehren und sie heimzusuchen. Unter den ältesten Texten befindet sich eine
Verordnung der Gemeinde von Lille aus dem 13. Jahrhundert, die vorsieht, daß die
Leiche bis zum Galgen geschleift und dann aufgehängt werde, wenn es sich um
einen Mann handelt, und verbrannt werde, wenn es eine Frau ist. Das gleiche gilt im
Anjou und im Maine. Die im 14. Jahrhundert schriftlich niedergelegte Très Ancienne
Coutume de Bretagne spezifiziert: „Wer sich vorsätzlich tötet, soll an den Füßen
aufgehängt und wie ein Mörder geschleift werden, und seine Habe fällt demjenigen
zu, dem sie gehört.“ Die Loi de Beaumont geht noch weiter: die Leiche soll geschleift
werden, „so grausam wie möglich, damit die anderen davon Kenntnis erhalten“, und
die Steine, auf die er den Fuß gesetzt, sollen herausgerissen werden. In Metz wird
der Leichnam durch ein Loch unter der Schwelle aus dem Haus geschafft; man
verschließt ihn in einem Faß und wirft dieses in den Fluß, mit einem Schild, das
darum bittet, es treiben zu lassen. Auf diese Weise wird die fluchbeladene Leiche
weggeschwemmt, ohne das Wasser zu verunreinigen, und somit das legendäre
Mißgeschick vermieden, das die Leiche des Pilatus verursachte: nach dessen
angeblichem Selbstmord soll sein in den Tiber geworfener Leichnam katastrophale
Überschwemmungen hervorgerufen haben. Dieselbe Praxis war in Straßburg
üblich, wo der Leiche eines Bischofs, der sich erhängt haben soll, dasselbe
Schicksal zuteil wurde.
In Zürich wird der Leiche ein Los zugedacht, das der Art des verübten Selbstmords
nachempfunden ist: hat sich einer erstochen, so schlägt man einen Holzkeil in den
Schädel; hat er sich ertränkt, so wird er fünf Fuß vom Wasser in Sand verscharrt; hat
er sich zu Tode gestürzt, so legt man ihm drei schwere Steine auf den Kopf, auf den
Leib und auf die Füße und begräbt ihn unter einem Berg. Der Wunsch, den
unheilvollen Leichnam an der Rückkehr zu hindern, indem man dafür sorgt, daß er
die Örtlichkeiten nicht wiedererkennt, liegt vermutlich dem Brauch zugrunde, ihn
aus dem Fenster zu werfen oder ihn „durch ein Loch unter der Schwelle des Hauses
mit dem Gesicht nach unten hinauszuschaffen wie ein Tier“, so in Lille und
Abbéville. In einigen Regionen Deutschlands wird die Leiche auf einer Kuhhaut
geschleift, in Fesseln aufgehängt und der Verwesung überlassen. meist wird sie
verkehrt herum geschleift und mit dem Kopf nach unten aufgehängt.
In England wird der Selbstmörder unter der Landstraße begraben, vorzugsweise
unter einer Weggabelung, wo mehr Leute vorbeikommen, sodann mit einem
Holzpfahl, der die Brust durchbohrt, an den Boden genagelt; das soll verhindern,
daß er als Geist wiederaufersteht und die Lebenden heimsucht; denn der
Selbstmord ist ein unheilbringender Tod, der das Werk der Mächte des Bösen
veranschaulicht, früher der bösen Geister, im Christentum des Dämons. Die
Hinrichtung des toten Körpers ist ein exorzistischer Ritus und zugleich eine
27
TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
Abschreckungsmaßnahme. Sie ist auch eine furchtbare Prüfung für die Familie, die
diesem öffentlichen Schauspiel, das die ganze Sippe entehrt, beiwohnen muß.
Noch eine weitere Prüfung harrt der Familie: Die Konfiszierung der Habe. In
Frankreich taucht sie 1205 in einer Untersuchung der königlichen Kommissare auf,
die „dem König oder dem Baron die Güter derer zuspricht, die sich freiwillig getötet
oder ertränkt haben.“ [...] In einigen Provinzen wie Maine und Anjou kommt noch der
Brauch des „ravaire“ oder „ravoyre“ hinzu, der darin besteht, die Mauern des Hauses
des Selbstmörders auf der Seite der Landstraße einzureißen, seine Wiesen zu
verbrennen, seine Weinstöcke und Bäume auf Mannshöhe zu beschneiden.
Besser bekannt sind die Rechtsvorschriften in England, dank den Arbeiten der
Juristen über das Common Law ab Mitte des 13. Jahrhunderts. Schon im 7.
Jahrhundert versagte das Konzil von Hertford den Selbstmördern das christliche
Begräbnis, und zu Beginn des 11. Jahrhunderts bestätigt ein Gesetz des Königs
Edgar diese Sachlage. [...] Zwischen 1250 und 1260 zeigt der Richter Henricus de
Bracton in einem großen Sammelwerk über das englische Recht, daß die Gerichte
bei Selbstmord zwischen Fällen von non compos mentis (wer geistig nicht gesund
ist) und Fällen von felo de se (Verräter seiner selbst) unterscheiden, wobei die
bewegliche Habe und die Länderein des letzteren konfisziert werden. So teilt Ende
des 14. Jahrhunderts Richard II. die Güter mehrerer Selbstmörder unter seine
Kurtisanen auf.
Sokrates
DIE VER TEIDIGUNGSREDE
Nach der Verkün dun g des To desurteil s
Mit denen aber, welche für mich gestimmt, möchte ich gern
noch reden über dies Ereignis, welches sich zugetragen,
solange die Gewalthaber noch Abhaltung haben und ich noch
nicht dahin gehen muß, wo ich sterben soll. Also, ihr Männer,
so lange haltet mir noch aus! Nichts hindert ja, uns
vertraulich zu unterhalten miteinander, solange es noch
vergönnt ist. Denn euch als meinen Freunden will ich gern
das erklären, was mir soeben begegnet ist, was es eigentlich
bedeutet. Mir ist nämlich, ihr Richter - denn euch benenne ich
recht, wenn ich euch Richter nenne -, etwas Wunderbares
vorgekommen: Meine gewohnte Vorbedeutung nämlich war in
Sokrates
der vorigen Zeit wohl gar sehr häufig, und oft in großen
Kleinigkeiten widerstand sie mir, wenn ich im Begriff war, etwas nicht auf die rechte
Art zu tun. Jetzt aber ist mir doch, wie ihr ja selbst seht, dieses begegnet, was wohl
mancher für das größte Übel halten könnte, und was auch dafür angesehen wird;
dennoch aber hat mir weder, als ich des Morgens von Hause ging, das Zeichen des
Gottes widerstanden, noch auch als ich hier die Gerichtsstätte betrat, noch auch
irgendwo in der Rede, wenn ich etwas sagen wollte, - wiewohl bei andern Reden es
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
mich oft mitten im Reden aufhielt. Jetzt aber hat es mir nirgends bei dieser
Verhandlung, wenn ich etwas tat oder sprach, im mindesten widerstanden. Was für
eine Ursache nun soll ich mir hiervon denken? Das will ich euch sagen: Es mag
wohl, was mir begegnet ist, etwas Gutes sein, und unmöglich können wir Recht
haben, die wir annehmen, der Tod sei ein Übel. Davon ist mir dies ein großer Beweis.
Denn unmöglich würde mir das gewohnte Zeichen nicht widerstanden haben, wenn
ich nicht im Begriff gewesen wäre, etwas Gutes auszurichten.
Laßt uns aber auch so erwägen, wieviel Ursache wir haben zu hoffen, es sei etwas
Gutes. Denn eins von beiden ist das Totsein: entweder so viel als nichts sein noch
irgend eine Empfindung von irgend etwas haben, wenn man tot ist; oder, wie auch
gesagt wird, es ist eine Versetzung und Umzug der Seele von hinnen an einen
andern Ort. Und es ist nun gar keine Empfindung, sondern wie ein Schlaf, in
welchem der Schlafende auch nicht einmal einen Traum hat, so wäre der Tod ein
wunderbarer Gewinn. Denn ich glaube, wenn jemand einer solchen Nacht, in
welcher er so fest geschlafen, daß er nicht einmal einen Traum gehabt, alle übrigen
Tage und Nächte seines Lebens gegenüberstellen und nach reiflicher Überlegung
sagen sollte, wieviel er wohl angenehmere und bessere Tage und Nächte als jene
Nacht in seinem Leben gelebt hat, so glaube ich, würde nicht nur ein gewöhnlicher
Mensch, sondern der Großkönig selbst finden, daß diese sehr leicht zu zählen sind
gegen die übrigen Tage und Nächte. Wenn also der Tod etwas solches ist, so nenne
ich ihn einen Gewinn, denn die ganze Zeit scheint ja auch nicht länger auf diese Art
als eine Nacht. Ist aber der Tod wiederum wie eine Auswanderung von hinnen an
einen andern Ort, und ist das wahr, was gesagt wird, daß dort alle Verstorbenen
sind, - was für ein größeres Gut könnte es wohl geben als dieses, ihr Richter? Denn
wenn einer, in der Unterwelt angelangt, nun dieser sich so nennenden Richter
entledigt dort die wahren Richter antrifft, von denen auch gesagt wird, daß sie dort
Recht sprechen, den Minos und Rhadamanthys und Aiakos und Triptolemos, und
welche Halbgötter sonst gerecht gewesen sind in ihrem Leben, - wäre das wohl eine
schlechte Umwanderung? Oder auch mit dem Orpheus umzugehen und mit
Musaios und Hesiodos und Homeros, - wie teuer möchtet ihr das wohl erkaufen? Ich
wenigstens will gern oftmals sterben, wenn dies wahr ist. Ja, mir zumal wäre es ein
herrliches Leben, wenn ich dort den Palamedes und Aias, des Telamon Sohn,
anträfe, und wer sonst noch unter den Alten eines ungerechten Gerichtes wegen
gestorben ist: mit dessen Geschick das meinige zu vergleichen, das müßte, glaube
ich, gar nicht unerfreulich sein. Ja, was das Größte ist, die dort eben so ausfragend
und ausforschend zu leben, wer unter ihnen weise ist, und wer es zwar glaubt, es
aber nicht ist. Für wieviel, ihr Richter, möchte das einer wohl annehmen, den,
welcher das große Heer nach Troia führte, auszufragen, oder den Odysseus oder
Sisyphos, und viele andere könnte einer nennen, Männer und Frauen, mit welchen
dort zu sprechen und umzugehen und sie auszuforschen auf alle Weise eine
unbeschreibliche Glückseligkeit wäre! Gewiß werden sie einen dort um deswillen
doch wohl nicht hinrichten: Denn nicht nur sonst ist man dort glückseliger als hier,
sondern auch die übrige Zeit unsterblich, wenn das wahr ist, was gesagt wird.
Also müßt auch ihr, Richter, gute Hoffnung haben in Absicht des Todes und dies eine
Richtige im Gemüt halten, daß es für den guten Mann kein Übel gibt weder im Leben
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
noch im Tode, noch daß je von den Göttern seine Angelegenheiten vernachlässigt
werden. Auch die meinigen haben jetzt nicht von ohngefähr diesen Ausgang
genommen: sondern mir ist deutlich - daß sterben und aller Mühen entledigt
werden schon das Beste für mich war. Daher auch hat weder mich irgendwo das
Zeichen gewarnt, noch auch bin ich gegen meine Verurteiler und gegen meine
Ankläger irgend aufgebracht, - obgleich nicht in dieser Absicht sie mich verurteilt
und angeklagt haben, sondern in der Meinung, mir Übles zuzufügen. Das verdient
an ihnen getadelt zu werden. So viel jedoch bitte ich von ihnen: An meinen Söhnen,
wenn sie erwachsen sind, nehmt eure Rache, ihr Männer, und quält sie ebenso, wie
ich euch gequält habe, wenn euch dünkt, daß sie sich um Reichtum oder um sonst
irgend etwas eher bemühen als um die Tugend: und wenn sie sich dünken, etwas zu
sein, aber nichts sind, so verweiset es ihnen wie ich euch, daß sie nicht sorgen, wofür
sie sollten, und sich einbilden, etwas zu sein, da sie doch nichts wert sind. Und wenn
ihr das tut, werde ich Gerechtes von euch erfahren haben, ich selbst und meine
Söhne. Jedoch - es ist Zeit, daß wir gehen: ich, um zu sterben, und ihr, um zu leben.
Wer aber von uns beiden zu dem besseren Geschäft hingehe, das ist allen verborgen
außer nur Gott.
Monty Python
THE DEAD PARRO T SKET CH
A customer enters a pet shop.
M R . P R ALINE
'Ello, I wish to register a complaint.
The owner does not respond.
M R . P R ALINE
'Ello, Miss?
O WNER
What do you mean "miss"?
Michael Palin und John Cleese im Original
M R . P R ALINE
I'm sorry, I have a cold. I wish to make a complaint!
O WNER
We're closin' for lunch.
M R . P R ALINE
Never mind that, my lad. I wish to complain about this parrot what I purchased not
half an hour ago from this very boutique.
O WNER
Oh yes, the, uh, the Norwegian Blue...What's, uh...What's wrong with it?
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
M R . P R ALINE
I'll tell you what's wrong with it, my lad. 'E's dead, that's what's wrong with it!
O WNER
No, no, 'e's uh,...he's resting.
M R . P R ALINE
Look, matey, I know a dead parrot when I see one, and I'm looking at one right now.
O WNER
No no he's not dead, he's, he's restin'! Remarkable bird, the Norwegian Blue, idn'it,
ay? Beautiful plumage!
M R . P R ALINE
The plumage don't enter into it. It's stone dead.
O WNER
Nononono, no, no! 'E's resting!
M R . P R ALINE
All right then, if he's restin', I'll wake him up! (shouting at the cage) 'Ello, Mister
Polly Parrot! I've got a lovely fresh cuttle fish for you if you show...
(owner hits the cage)
O WNER
There, he moved!
M R . P R ALINE
No, he didn't, that was you hitting the cage!
O WNER
I never!!
M R . P R ALINE
Yes, you did!
O WNER
I never, never did anything...
M R . P R ALINE
(yelling and hitting the cage repeatedly) 'ELLO POLLY!!!!! Testing! Testing! Testing!
Testing! This is your nine o'clock alarm call!
Takes parrot out of the cage and thumps its head on the counter. Throws it up in the
air and watches it plummet to the floor.
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
M R . P R ALINE
Now that's what I call a dead parrot.
O WNER
No, no.....No, 'e's stunned!
M R . P R ALINE
STUNNED?!?
O WNER
Yeah! You stunned him, just as he was wakin' up! Norwegian Blues stun easily,
major.
M R . P R ALINE
Um...now look...now look, mate, I've definitely 'ad enough of this. That parrot is
definitely deceased, and when I purchased it not 'alf an hour ago, you assured me
that its total lack of movement was due to it bein' tired and shagged out following a
prolonged squawk.
O WNER
Well, he's...he's, ah...probably pining for the fjords.
M R . P R ALINE
PININ' for the FJORDS?!?!?!? What kind of talk is that?, look, why did he fall flat on
his back the moment I got 'im home?
O WNER
The Norwegian Blue prefers keepin' on it's back! Remarkable bird, id'nit, squire?
Lovely plumage!
M R . P R ALINE
Look, I took the liberty of examining that parrot when I got it home, and I discovered
the only reason that it had been sitting on its perch in the first place was that it had
been NAILED there.
Pause.
O WNER
Well, o'course it was nailed there! If I hadn't nailed that bird down, it would have
nuzzled up to those bars, bent 'em apart with its beak, and VOOM! Feeweeweewee!
M R . P R ALINE
"VOOM"?!? Mate, this bird wouldn't "voom" if you put four million volts through it!
'E's bleedin' demised!
O WNER
No no! 'E's pining!
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TO D E SVA R I ATI ONE N · Mater ia l ie n
M R . P R ALINE
'E's not pinin'! 'E's passed on! This parrot is no more! He has ceased to be! 'E's
expired and gone to meet 'is maker! 'E's a stiff! Bereft of life, 'e rests in peace! If you
hadn't nailed 'im to the perch 'e'd be pushing up the daisies! 'Is metabolic processes
are now 'istory! 'E's off the twig! 'E's kicked the bucket, 'e's shuffled off 'is mortal
coil, run down the curtain and joined the bleedin' choir invisibile!! THIS IS AN EXPARROT!!
Pause.
O WNER
Well, I'd better replace it, then. (he takes a quick peek behind the counter) Sorry
squire, I've had a look 'round the back of the shop, and uh, we're right out of parrots.
M R . P R ALINE
I see. I see, I get the picture.
O WNER
I got a slug.
Pause.
M R . P R ALINE
Pray, does it talk?
O WNER
Nnnnot really.
M R . P R ALINE
WELL IT'S HARDLY A BLOODY REPLACEMENT, IS IT?!!???!!?
O WNER
N-no, I guess not. (gets ashamed, looks at his feet)
M R . P R ALINE
Well.
Pause.
O WNER
(quietly) D'you.... d'you want to come back to my place?
M R . P R ALINE
(looks around) Yeah, all right, sure.
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QUELLENANGABEN
Texte
Ingmar Bergman. Das Siebente Siegel. Transskript: Michael Sommer. DVD aus der
Ingmar Bergman Edition. Arthaus, 2005.
Clemens Brentano „Unerkanntes stilles Leben“ in Gedichte und Erzählungen.
Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1986.
Paul Celan. Gedichte. Zwei Bände. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1975.
Matthias Claudius. „Der Tod und das Mädchen“ in Sämtliche Werke. Wiesbaden:
Emil Vollmer Verlag, ca. 1981.
Wolfram Dorrmann. Suizid: Therapeutische Intervention bei Selbsttötungsabsichten.
Stuttgart: Pfeiffer bei Klett-Cotta, 1991. P 131-132.
Georges Minois. Geschichte des Selbstmords. Übersetzung: Eva Moldenhauer.
Düsseldorf und Zürich: Artemis und Winkler, 1996. P. 59-62.
Monty Python. The Dead Parrot Sketch. Erstausstrahlung in Folge acht von Monty
Python’s Flying Circus am 12.07.1969. Text nach: http://www.mtholyoke.edu/
~ebarnes/python/dead-parrot.htm, Mittwoch, 14.03.2007.
Manfred Otzelberger. Suizid: Das Trauma der Hinterbliebenen - Erfahrungen und
Auswege. München: DTV, 2002. P. 14-21.
Sokrates. Die Verteidigungsrede. Text nach Projekt Gutenberg, http://gutenberg.
spiegel.de/platon/apologie/apolo23b.htm, Dienstag, 13.03.2007.
Der Tod. Text nach Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Tod, Mittwoch, 14.03.2007.
Tore Vagn Lid. Der neue Ibsen? Jon Fosses widersprüchlicher Weg zum Dramatiker.
in Theater der Zeit. 2004, Ausgabe 2, p. 50ff.
Bil der
Freund Hain.
Frontispiz aus Matthias Claudius. Sämtliche Werke. Wiesbaden: Emil Vollmer
Verlag, ca. 1981.
Portrait Paul Celan.
http://aeiou.iicm.tugraz.at/aeiou.encyclop.data.image.c/c254901a.jpg&imgrefurl=http
://aeiou.iicm.tugraz.at/aeiou.encyclop.c/c254901.htm&h=390&w=283&sz=24&hl=de&
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Das Siebente Siegel.
Coverbild der DVD, Arthaus, 2005.
Portrait Sokrates.
http://www.michaelmaxwolf.de/bilder/antike/griechenland/sokrates.jpg
Dead Parrot Sketch.
http://www.jewishworldreview.com/1104/dead_parrot.jpg
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