Der Verbesserungsprozess als Instrument des
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Der Verbesserungsprozess als Instrument des
Der Verbesserungsprozess als Instrument des unternehmerischen Erfolgs SAV-Tagung, 22.09.2011, 13.00 Uhr Prof. Dr. Lukas Scherer Agenda • Verbesserung und kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP) • Nutzen / Systematik des Verbesserungswesens • Erfolgsfaktoren für die Massnahmenumsetzung • Richtige Kommunikation der Massnahmen • Verbesserungskonzepte und –modelle • Hochschulspezifisches Verbesserungswesen • Praxisbeispiele 2 Definition / Begrifflichkeiten Verbesserung: Zustandsänderung, die bewirkt, dass etwas auf einen besseren Stand gebracht wird Kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP): KVP oder der kontinuierliche Verbesserungsprozess bezeichnet die stetige Verbesserung der Produkt-, Prozess- und Servicequalität. Die kleinen Verbesserungen stehen im Vordergrund. Um wirtschaftliche Erfolge aus KVP zu erzielen, ist es wichtig, diesen Prozess in die allgemeine Unternehmenskultur zu etablieren. Grundsätzlich gilt: Routine macht nachlässig! 3 Warum KVP? Streben nach ständiger Verbesserung • Nicht auf Erfolgen ausruhen • Wettbewerbsvorteile ausbauen • Ständige Weiterentwicklung von Technologien und Managementmethoden Nutzung des kreativen Potenzials der Mitarbeiter Systematische Optimierung der Prozesse • Steigerung der Wertschöpfung • Verminderung von Verschwendungen 4 Systematisches Verbesserungswesen: Nutzen • Die konsistente Terminologie vereinfacht die Kommunikation. • Pragmatische Vorlagen erleichtern die Initiierung und Durchführung von neuen Projekten. • Die einheitliche Methodik ermöglicht den projektübergreifenden Austausch von Projektmitwirkenden. • Die konsequente Dokumentation sichert den Wissenstransfer und die nachträgliche Erkenntnisverwertung. • Verwaltung und Kontrolle sind zentralisiert und ermöglichen rechtzeitiges Eingreifen in kritische Projekte. • Projektfortschritte und -statistik werden visualisiert. • Volle Kompatibilität zu gängigen Qualitätsstandards (z.B. ISO) und -awards (z.B. EQA) und Grundlage für ein ganzheitliches Qualitätsmanagementsystem (TQM). • Die umgesetzten Verbesserungsmassnahmen münden in eine neue, verbesserte Organisation. 5 Systematik eines Verbesserungsprozesses (PDCA-Logik nach Deming) 6 PDCA-Zyklus • Demings Meinung nach sollte sich die ständige Verbesserung qualitätsbestimmender Faktoren im Rahmen eines Prozesses vollziehen, dem aus vier Phasen bestehenden PDCA-Zyklus: P - Plan: D - Do: C - Check: A - Act: Planung von Verbesserungsmassnahmen Umsetzung von Verbesserungsmassnahmen Check auf Zielwirksamkeit Korrekturmassnahmen aufgrund von «Check» • Die Korrekturmassnahmen der letzten Phase bilden wiederum den Ausgangspunkt für ein erneutes Durchlaufen des Zyklus. Der PDCA-Zyklus wirkt auf das gesamte Unternehmen und ist daher vom Management anzustoßen. 7 Erfolgsfaktoren bei der Massnahmenumsetzung • Kontinuierliche Verbesserung betrifft alle • KVP als Bestandteil der Qualitäts- bzw. Unternehmenspolitik • KVP nicht als Methode, sondern als Strategie bzw. Kultur • Festlegung von klaren Verantwortlichkeitsbereichen • Sensibilisierung der Mitarbeitenden im Unternehmen, Bewusstseinsbildung und Schulung • Richtige Kommunikation von Massnahmen (siehe nächste Folie) • Termineinhaltung • Stetiges Überwachen und Kontrollieren der Umsetzung und Wirksamkeit • Rechtzeitige Korrekturen • KVP hat kein Ende 8 Richtige Kommunikation von Massnahmen • Ziele verständlich und wirkungsvoll vermitteln • Aktivitäten und beabsichtigte Ergebnisse aufzeigen • Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle der Kommunikationsmassnahmen • Kommunikationsziele definieren • Kommunikationsstrategie entwickeln • Kommunikationsbotschaft kreieren • Medium wählen • Einzelne Kommunikationsmassnahmen planen, Wirkung testen und umsetzen 9 Verbesserungsansätze: Konzept Six Sigma (6σ) • Beschreibung, Messung, Analyse, Verbesserung und Überwachung von Geschäftsvorgängen mit statistischen Mitteln • Die Ziele orientieren sich an finanzwirtschaftlich wichtigen Kenngrössen des Unternehmens und an Kundenbedürfnissen 10 11 Verbesserungsansätze: Sechs Schritte zu Six Sigma Fertigungsbereiche Verwaltungsbereiche 1. Physische und funktionale Kundenwünsche identifizieren 1. Produkt im Sinne des Arbeitsprozesses definieren. 2. Merkmale der Produkte festlegen 2. Kunden identifizieren. 3. Für jedes Merkmal festlegen, ob es durch Teile, durch den Prozess oder beides bestimmt wird. 3. Material (Informationen) und Zulieferer für den Arbeitsprozess ermitteln. 4. Maximal zulässigen Toleranzbereich für jedes Merkmal bestimmen. 4. Prozess visualisieren. 5. Prozessstreuung für jedes Merkmal festlegen. 5. Prozess fehlerfrei gestalten und Ausfälle eliminieren. 6. Fertigungsprozess erst beginnen, wenn cp = 2 erreicht ist. 6. Einführen von Messgrössen für Qualität und Bearbeitungszeit sowie von Verbesserungszielen. Verbesserungsansätze: Single-Loop-Learning (Anpassungslernen) • Anpassung der Handlungen, die nicht zum erwünschten Ergebnis führen. Die Rahmenbedingungen werden dabei nicht geändert. • Effizienzsteigerung der Handlungen innerhalb der vorgegebenen Rahmenbedingungen („doing the things right“). • Erzielung von besseren Ergebnissen, das vorhandene Repertoire an Verhaltensweisen vergrössert sich dabei allerdings nicht. 13 Verbesserungsansätze: Single-Loop-Learning, Beispiele • Ein Arbeiter in der Produktion muss pro Stunde 150 Teile anfertigen. Er schafft aber nur 140 Stück. Daraufhin arbeitet er schneller, ohne seinen Handlungsablauf zu verändern. • Das Top-Management eines Unternehmens merkt, dass der Umsatz eingebrochen ist und die Planwerte für dieses Jahr kaum noch erreicht werden können. Daraufhin werden die Werbeausgaben gesteigert, um den Umsatz anzukurbeln. 14 Verbesserungsansätze: Double-Loop-Learning (Veränderungslernen) • Reichen die blossen Anpassungsmaßnahmen des Single-Loop-Learning nicht aus, um die Ergebnisse zu verbessern, muss man auch die Rahmenbedingungen überdenken und gegebenenfalls verändern („doing the right things“). • Im Gegensatz zum Single-Loop-Learning erweitert sich dabei das vorhandene Handlungspotential. 15 Verbesserungsansätze: Double-Loop-Learning, Beispiele • Da das schnellere Arbeiten nicht ausreicht, um die erforderlichen 150 Stück zu fertigen, versucht der Arbeiter im zweiten Schritt, die Rahmenbedingungen zu verändern: Er verändert die Anordnung der benötigten Werkzeuge und Materialien und fasst einzelne Handgriffe zu einem zusammen. • Die vermehrte Werbung zeigt leider nicht die erhoffte Wirkung. In diesem Fall stellt sich das Unternehmen die Frage, ob der hohe Preis des Produkts noch angemessen ist. Obwohl man jahrelang eine Hochpreispolitik verfolgt hat, senkt man nun die Preise. 16 Verbesserungsansätze: Die 5 Lean Prinzipien Wert (Kundensicht) Ausgangspunkt, kann nur vom Kunden definiert werden. Wert als Grundlage im Dialog mit den Kunde. Wertstrom (Prozesssicht) Alle notwendigen Tätigkeiten, um ein Produkt oder eine DL zu erbringen, bilden gemeinsam den Wertstrom. Beinhaltet alle einzelnen Prozessschritte von der Bestellung bis zur Auslieferung. Fluss Vollumfassendes Denken Nicht nur einzelne Prozessschritte werden optimiert, sondern das ganze System. Pull Es gilt nicht, dem Kunden etwas zu verkaufen, was er nicht will, sondern Dienstleistungen direkt zum gewünschten Zeitpunkt abzurufen. Perfektion Fortlaufende Verbesserung (Kaikaku / Kaizen) 17 Verbesserungsansätze: 3 M – Muda, Mura, Muri Die 3M des Lean Management stehen für die japanischen Begriffe Muda, Mura und Muri. Die ungefähre Bedeutung: • Muda steht für Verschwendung • Mura für Ungleichmäßigkeit • Muri für Überlastung In einem lean geführten Unternehmen werden die 3M jeden Tag konsequent von allen Mitarbeitern pro-aktiv bekämpft. In der Lean Administration sind die 3M besonders schwer zu bekämpfen, da die Arbeit im Bürobereich viel weniger offensichtlich ist als in der Fertigung. 18 Verbesserungsansätze: Ishikawa-Diagramm Mensch Maschine Material Service Verantwortlichkeit Masse Ausbildung Grösse Probleme Alter Material Werkzeug Abmessungen Problem Organisation Kultur Kompetenz MbO Arbeitsplatzgestaltung Prozessablauf Verfahren Führung Management Methode Milieu 19 Vorschlagswesen: Belohnungssystem Motivation • Ein Vorschlagswesen funktioniert auf freiwilliger Eingabe der Mitarbeiter • Ideen zur Produktivitätssteigerung bzw. zum Aufdecken von Kosteneinsparungspotentialen • Die Implementierung eines integrierten Belohnungssystems, welches bei erfolgreicher Umsetzung einer Optimierung den Mitarbeiter mit materiellen oder ideellen Prämien vergütet, bewährt sich Workflow • Geeignetes Gremium zur Prüfung und Bewertung von eingegebenen Optimierungen (Korrektur, Ablehnung, Freigabe) • Freigegebene Optimierungen sollen proaktiv weiteren Bereichen zur Prüfung auf Umsetzung zur Verfügung gestellt werden • Eskalationsmechanismus zur Sicherstellung, dass zumindest Optimierungen von der Organisation geprüft werden 20 Vorschlagswesen: Belohnungssystem Nachverfolgung • Werden Optimierungen umgesetzt, so stellt das Belohnungssystem sicher, dass die Information über die erfolgreiche Umsetzung auch wieder zurück ins System fliesst Kennzahlen • Jede Organisation gibt die Erreichung verschiedener Kennzahlen vor • Durch gründliche Recherche nach den richtigen Kennzahlen werden bereits von Anfang an die für die Unternehmensführung interessanten Effekte aufgezeigt 21 Einbettung in Balanced Scorecard (BSC) • Schwerpunktsetzung auf die wesentlichen Erfolgsaspekte 22 Vorschlagswesen FHS St. Gallen, Fachbereich Wirtschaft: Neuer Prozessablauf (seit März 2010) Die wichtigsten Anpassungen im Überblick: 1. Aufbau und Pflege einer Datenbank zur systematischen Erfassung und Kontrolle der eingereichten Verbesserungsvorschläge (History) 2. VV-Bearbeiter/in bzw. Massnahmenverantwortliche/r: Stärkere Einbindung bzw. stärkeres Controlling durch verbindliche Auflagen,Termine (siehe Massnahmenplan) 3. Festlegung und Erfassung von Prozessmessgrössen (z.B. Bearbeitungsdauer) 4. Regelung Belohnung / Anreiz: Ausgabe nur, wenn Nutzen abschätzbar ist (Entscheid liegt bei VV-Bearbeiter) 5. Einbindung der Fachbereichsleiterin bei der Beurteilung des Umsetzungserfolgs 6. VV-Formular: Sicherstellung des elektronischen Zugangs ( FHS-Handbuch) 7. Verstärkte Kommunikation mit VV-Ersteller durch regelmässigere Information VV = Verbesserungsvorschlag 23 VV-Bearbeiter/in & Massnahmenverantwortliche/r: Stärkere Einbindung durch Massnahmenplan 24 Die fünf Schlüsselstellen im Verbesserungsprozess Wie komme ich zu Verbesserungsideen? Wie werden Ideen konkret umgesetzt? Wer beurteilt Verbesserungsideen? Wann und in welcher Form wird mit dem Ideengeber kommuniziert? Wie werden Ideen angemessen belohnt? 25 FHS St. Gallen: Erfahrungen / Herausforderungen 1. Befriedigung von verschiedenen Anspruchsgruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen (Fachbereiche, MA-Stufen, etc.) 2. Erstellung von klaren Prozessabläufen als zentraler Erfolgsfaktor ( Vorbeugung von Missverständnissen) 3. Quick Responses VV-Ersteller am Ball halten, Wertschätzung zeigen (Eingangsbestätigung, Verdankung, etc.) 4. Sachliche Begründung bei Annahme / Ablehnung des Verbesserungsvorschlags Wording entscheidend! 5. Einheitliches Belohnungsystem 6. Pflege Datenbank ( Verhinderung von Redundanzen, Grundlage für statistische Auswertungen) 26 Praxisbeispiel 1: KVP im Volkswagen-Konzern Systematische Ausschöpfung von Verbesserungspotenzialen • KVP als Bestandteil der Unternehmenskultur • Gründung einer eigens dafür vorgesehenen Organisation: • • • KVP-Förderkreis (Machtpromotion, Steuerung KVP-Programm) KVP-Arbeitskreis (Erarbeitung Umsetzungsmassnahmen / Know-how-Transfer) KVP-Support-Team (Konzeptionelle, inhaltliche und methodische Unterstützung) Mithilfe dieser Organisation konnten unternehmensweit in sehr kurzer Zeit 8’000 Probleme identifiziert und 5’500 Verbesserungsvorschläge erarbeitet werden. 27 Praxisbeispiel 2: Uni Heidelberg • Vorschlagswesen als Ideenmanagement • Alle Beschäftigten der Universität Heidelberg können Vorschläge machen in den folgenden Bereichen: • Erhöhung der Leistungsfähigkeit, der Wirtschaftlichkeit, der Qualität und der Serviceorientierung in allen Bereichen • Verbesserung des Umweltschutzes, der Arbeitssicherheit, der Gesundheits-, Umwelt-, Hygiene- und Brandschutzvorsorge • Senkung und Einsparung von Kosten an Material, Energie und Arbeitszeit • Verringerung/Vereinfachung von Einkauf, Lagerhaltung, Transportwesen, Büro- und Verwaltungsarbeiten • Verbesserung der Abfallbeseitigung und -entsorgung 28 Praxisbeispiel 2: Uni Heidelberg • Ausschüttung einer Prämie von maximal 2‘000 EUR • Für folgende Vorschläge erhält man nichts: • Hinweise auf bestehende Schwierigkeiten und auf die Notwendigkeit von Reparaturen • Kritik oder das Aufzeigen von Problemen ohne konkrete Lösungsvorschläge • Verbesserungsvorschläge, die in einem Arbeitsbereich bereits in Planung oder Vorbereitung sind 29 Wichtige Devise im KVP Immer schön dran bleiben und flexibel sein … … denn viele Wege führen zum Ziel! 30 Vielen Dank für Ihre Aufmersamkeit Prof. Dr. Lukas Scherer Leiter Institut für Qualitätsmanagement und Angewandte Betriebswirtschaft IQB-FHS Teufener Strasse 4 9000 St. Gallen Telefon +41 71 228 63 33 Fax +41 71 228 63 34 [email protected]