Artikel lesen - Freddy Fischer Stiftung

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DIE SEITE 3
NRG_1 | NR.31
Mittwoch, 6. Februar 2013
Goosen kann auch Diplomat und Dompteur
Der Kabarettist ist Trainer einer Bochumer D-Jugend. Und macht sich stark für den NRZ-Solidaritätspreis
Von Michael Passon
Bochum. An Tagen wie diesen versprüht das Ehrenamt einen zweifelhaften Charme. Der Weg führt heute über den Ruhrschnellweg. Bochum-Zentrum ab, rechts weg, links
hoch. Mitten im Pott ist es saukalt,
über die Platzanlage der DJK Arminia Bochum fegt ein fieser Wind,
das Vereinsheim ist dicht. Fehlen
eigentlich nur noch Geruch und
Klang einer alten Aschenkippe,
aber die Bälle machen „Plopp“.
Kunstrasen, nicht mehr ganz frisch,
aber fein, und bei dieser kalten Nässe unheimlich schnell. FußballerLatein, Frank Goosens zweite
Fremdsprache. Der Mann ist
(Sport-)Verrückter, Kabarettist, Promi, Vater und vor allem eins: Trainer
von Arminias D-Jugend, und die hat
gleich ihr erstes Vorbereitungsspiel
auf die Rückrunde.
Als Jugendtrainer bist du die eierlegende Wollmilchsau. Besonders
in Vereinen wie Arminia, wo die Erste in die Kreisliga B abgestiegen und
die A-Jugend gar nicht vorhanden
ist. Und besonders heute. Goosen
trägt Vereinsfarben, schwarzes Käppi, dicke grüne Jacke, Modell Michelin-Männchen. Wäre vor dem
Anpfiff gar nicht nötig, denn der
Kerl rotiert. „Bin alleine, der CoTrainer kommt erst zum Anpfiff.“
Heißt: Tee mitbringen, Platzanla-
„Ich habe absichtlich keinen starken
Gegner ausgesucht“
Frank Goosen, Trainer von Arminia
Bochums D-Jugend
ge aufschließen, Flutlicht anknipsen, Platz abgrenzen, Kabine aufschließen und – ganz nebenbei –
zwei raufende Jungs beruhigen.
„Ey“, poltert der Coach in der ihm
eigenen Art, „den Torwart erst nach
dem Spiel verkloppen. Wir haben
nur einen.“ Goosen ist Dompteur,
Diplomat, Motivator, Pädagoge.
Und vor keinem Trick fies. Als die
Jungs vom TuS Harpen eintrudeln,
drückt er der NRZ die Abgrenzungshütchen in die Hand und
grinst: „Das ist aber nett. Ich muss
eben den Gegner begrüßen.“ Kein
Thema, Herr Goosen.
Der Kabarettist weiß genau, was
an der Basis geleistet wird. Von tausenden ehrenamtlichen Trainern,
Betreuern und Helfern in unzähligen Sportvereinen und -gruppen. Er
Düsseldorf. Eine Gruppe von fünf
Männern auf der einen Seite und
15 auf der anderen Seite kämpften
in der Düsseldorfer Innenstadt um
ein Mobiltelefon. Ergebnis des mit
Fäusten und Messern ausgetragenen Zwistes: Vier Männer kamen
ins Krankenhaus, zwei der fünf Angegriffenen wurden durch Messerstiche schwer verletzt und mussten
operiert werden.
Drei Jungs auf frisiertem
Mofa unterwegs
Drolshagen. In Drolshagen hat die
Polizei drei Jugendliche erwischt,
die sich gemeinsam auf ein Mofa
gequetscht hatten. Das motorisierte Zweirad der 15- und 16 -Jährigen
war nicht nur überladen, sondern
auch frisiert: Zugelassen für höchstens 25 Stundenkilometer, brachte
es auf Tempo 76.
Blaues und
rotes Blut
Von Jörg Bartel
D
Da geht’s lang! Der Kabarettist Frank Goosen pflegt auch als Jugendtrainer eine klare Ansprache.
ist einer von ihnen. Und wäre als alter Handballer wahrscheinlich
auch keiner geworden, wenn seine
beiden Jungs nicht lieber Fußball
spielen würden. Bei Arminia „umme Ecke“ eben. „Ich bin da Trainer
geworden, weil die keinen anderen
gefunden haben“, erzählt er.
Und weil er festgestellt hat, dass es
nicht zwangsläufig gut sein muss für
Einer, zu dem die Jungs aufblicken:
Frank Goosen.
FOTO: FRANZ LUTHE
die Kids, wenn man irgendwie einen
gefunden hat, der’s macht. „Da
schießt ein Sechsjähriger aus fünf
Metern den Ball übers Tor, und der
Coach fragt den Kleinen: Warum
machst du das?“ Ein anderer, für
den Goosen den Titel „auch kein
Raketenforscher“ findet, habe Torschusstraining mit Medizinbällen
gemacht.
Als das Spiel beginnt, steht der
Coach unter Strom. Ruft, lobt, gestikuliert, erklärt, spornt an und verrät, ohne den Blick vom Spielfeld zu
nehmen: „Ich habe absichtlich keinen so starken Gegner ausgewählt,
weil die Jungs dringend Selbstvertrauen tanken müssen. Vor der Pause haben wir einige Spiele verloren,
und das Hallenturnier war auch
schlecht.“ Dann fällt das 1:0.
Nun ist der Humor-Artist auch
keiner, der den Ball 20 Mal hochhalten kann, dafür jongliert er perfekt
mit Worten, erreicht seine Jungs,
spricht deren Sprache. „Es geht ja
nicht nur um Fußball, sondern immer mehr um Disziplin.“ Die Vorpubertät lässt grüßen. Hier, auf der
Grenze zwischen Grumme und
Hamme, treffen vornehme Stadtparkkinder auf handfeste Burschen
von der Herner Straße. „Das ist
spannend“, sagt er, „und es fordert
natürlich.“ Weil Frank Goosen das
alles kennt, sitzt er in der Jury des
Solidaritätspreises von NRZ und
Freddy Fischer-Stiftung. Aus Überzeugung. Dem Ehrenamt ein Gesicht zu geben, nicht seins, ist sein
FOTO: FRANZ LUTHE
Anliegen. „Hoffentlich kommen
viele Vorschläge.“
Am Ende steht es 9:2. „Viel zu
hoch“, findet Goosen. Zu viel
Selbstvertrauen sei auch nicht gut.
Es geht eben um mehr als Fußball.
TOLLE PREISE FÜR EHRENAMTLICHE ZU GEWINNEN
: Der Solidaritätspreis der NRZ
und der Freddy Fischer Stiftung
richtet sich an Ehrenamtler im
Sport und ist dotiert mit 7000
Euro. Der Preisträger gewinnt
4000 Euro, der Zweite 2000 und
der Dritte 1000. Zudem gibt es
weitere tolle Preise bis Platz 10.
: Schlagen Sie engagierte Einzelpersonen und Gruppen vor
oder bewerben Sie sich selbst.
Die Bewerbung kann formlos erfolgen und sollte neben Namen
und Anschrift des Bewerbers eine
möglichst detaillierte Tätigkeitsbeschreibung enthalten.
: Die NRZ wird in den Lokalsportausgaben Bewerber vorstellen.
Möglich ist auch, die ehrenamtliche Tätigkeit in einem kleinen Video zu dokumentieren. So präsentieren sich die Bewerber auch
wirksam im Netz. Wie so ein Video
aussehen kann, zeigen wir unter
nrz.de/ehrenamt. Es gibt keinen
Anspruch an Professionalität, auf
den Inhalt kommt es an.
: Wir stellen alle Beiträge auf der
Facebook-Seite „Solidaritätspreis
der Freddy Fischer Stiftung und
der NRZ“ vor. Ob schriftlich, digital oder kombiniert: Senden Sie
Bewerbung oder Vorschlag bitte
an die Freddy Fischer Stiftung, Severinstr. 20, 45127 Essen oder an
Ihre NRZ-Lokalsportredaktion.
100 000 Euro für erlittene Qualen
KURZ GEMELDET
Vier Männer nach Streit
um Handy in der Klinik
EXTRA DREI
Vergewaltigungsopfer bekommt Rekord-Schmerzensgeld. Richter geht es um eine Neu-Bewertung
Von Hayke Lanwert
Wuppertal. Sie war 16 Jahre jung damals, schwanger und ein reines Zufallsopfer. Ihr Vergewaltiger hatte
eigentlich eine andere Frau im Blick.
Doch dann wurden diese Tage im
Mai 2009 für Janine zu einem unvorstellbaren Martyrium. Drei Tage
lang vergewaltigte der Mann sie über
Stunden, fesselte, quälte und bedrohte sie. Ja, er ergötzte sich an der
Vorstellung, sie als seine „Gespielin“
gefangen zu halten.
Janine, die junge Frau aus Solingen, verbuchte gestern für sich, aber
auch für viele andere Frauen einen
großen Erfolg vor der 16. Zivilkammer des Wuppertaler Landgerichts.
Insgesamt 100 000 Euro Schmerzensgeld muss ihr Peiniger von damals, der heute 32-Jährige Stefan G.
zahlen. Es ist, nach Angaben des Gerichts, das höchste Schmerzensgeld,
das in Deutschland bislang für sexuelle Gewalt verhängt wurde. „Üblich waren 50 000 Euro“, sagt
Thorsten Anger, Sprecher des Wuppertaler Landgerichts.
Auf dem Schulweg abgefangen
Richter Siegfried Mielke ging es tatsächlich um eine neue Bewertung
von sexueller Gewalt. Er wolle, so
sagte er, „einen Paradigmenwechsel
erreichen“, sexuelle Gewalt habe in
bisherigen Verfahren nicht den Stellenwert erfahren, die ihr eigentlich
zustehe. Hendrik Prahl, Janines Anwalt, zeigte sich gestern „sehr zufrieden“ mit dem Urteil: „Ich glaube,
dass viele deutschen Gerichte auf
diese Entscheidung gewartet haben!“
Der Vergewaltiger, ein arbeitsloser
Verkäufer, hatte Janine schon im
Strafprozess freiwillig 20 000 Euro
Schmerzensgeld angeboten und
auch gezahlt. Stefan G.s Familie verfüge durchaus über finanzielle Mittel. Sein Opfer hatte er auf dessen
Schulweg abgefangen, mit einem
Messer bedroht und in seine 300 Meter entfernte Wohnung gezwungen.
Auch dass Janine ihm eröffnete, sie
sei schwanger, beeindruckte ihn
nicht. Er drohte gar, das Kind nach
Warten auf das Urteil: Stefan G. gestern
in Wuppertal.
FOTO: DDP
der Geburt ebenfalls zu missbrauchen. Die damals 16-Jährige konnte
fliehen, als ihr Peiniger zu einer Konfirmationsfeier abgeholt wurde und
vergaß, sie zu fesseln. Der Täter wurde noch auf der Feier verhaftet und
später zu zwölfeinhalb Jahren Haft
verurteilt. In dem Strafprozess war
er von einem psychiatrischen Gutachter als schizoider Einzelgänger
beurteilt worden, der keine Reue zeige und geplant handele. Sein Anwalt
kündigte an, gegen das Urteil des
Wuppertaler Landgerichts Berufung
einzulegen.
Janine, sein Opfer, hat sich nach
diesen grausamen Tagen im Mai
2009 „gut stabilisiert“, genieße das
Familienleben mit ihrem Freund
und dem gesund zur Welt gekommenen Kind. Aber auch Hendrik Prahl
weiß, dass es Jahrzehnte dauern
kann, bis Opfer sexueller Gewalt das
Erlebte bewältigt haben.
ass sich Gleich und Gleich
gern gesellen, ist ungefähr so
wahr wie das gerade Gegenteil:
dass sich nämlich Gegensätze anziehen. Außer beim Hochadel natürlich. Zumindest früher.
Über Jahrhunderte wurde bei
Königs und Co. dafür gesorgt,
dass das blaue Blut nicht verwässerte, und jeder Verstoß gegen
das Inzuchtgebot wurde bestraft.
Aber während die romantische Affäre von Bayernkönig Ludwig I. mit
der irischen Tänzerin Lola Montez
noch zu einer veritablen Staatskrise führte, sehen sich die Sprossen der europäischen Königshäuser heutzutage mit Schmackes
und ungestraft im bürgerlichen Lager um.
Da
schnappt sich
die schwedische Kronprinzessin
Victoria ohne
Bedenken einen Fitnesstrainer,
Prinz William mit Kate Middleton
eine Mitarbeiterin eines Party-Service und der dänische Kronprinz
Frederik Mary Donaldson eine
Marketing-Fachfrau ohne alles von
und zu. Fürst Albert von Monaco
wagte mit der hübschen, aber
knallrotblütigen Schwimmerin
Charlene Wittstock den Sprung
ins kalte Wasser, während sein
niederländischer Kron-Kollege
Willem-Alexander sein Herz an
eine bürgerliche Ökonomin namens Maxima Zorreguita Cerruti
verlor. Und von Haakons Faible für
die Studentin Mette-Marit wollen
wir erst gar nicht reden.
Bleibt praktisch nur Spaniens
Kronprinz Felipe (Foto), der wenigstens einigermaßen standesgemäß heiratete: Letizia Ortiz,
eine Journalistin.
DAS URTEIL
Vermietungsabsicht muss
nachgewiesen werden
München. Der Bundesfinanzhof
(BFH) hat den steuerlichen Abzug
von Werbungskosten für lange leerstehende Wohnungen deutlich mit
einem Grundsatzurteil erschwert
(Az: IX R 14/12).
Im aktuellen Fall hatte der klagende Hausbesitzer wegen Leerstands
von zwei seiner Wohnungen über
mehrere Jahre hin so genannte Werbungskostenüberschüsse in seiner
Einkommensteuererklärung geltend
gemacht. Das Finanzamt erkannte
sie später jedoch wegen „fehlender
Vermietungsabsicht“ nicht an. Begründung: Er habe jeweils nur vier
Annoncen im Jahr geschaltet, die
„erkennbar nicht erfolgreich waren“.
Laut Urteil hätte der Kläger sein Verhalten dem erfolglosen Angebot
„anpassen“ müssen.
afp
ZAHL DES TAGES
4
Millionen Pannen sind im
vergangenen Jahr auf
Deutschlands Straßen von
ADAC- Helfern behoben worden.
Nach Angaben des Automobilclubs
konnte den Fahrern in 85 Prozent
der Fälle sofort geholfen werden. Ein
Hauptgrund für die hohe Zahl der
Einsätze sei der strenge Frost im
dpa
Februar 2012 gewesen.
@
[email protected]

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