Das Fach AWT und Neuerungen durch die HSI
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Das Fach AWT und Neuerungen durch die HSI
Das Fach AWT und Neuerungen im Rahmen der Hauptschulinitiative hin zur Bayerischen Mittelschule Ein Überblick Es ist von fundamentaler gesellschaftlicher Bedeutung, bei Schülern möglichst frühzeitig Interesse und Motivation für die Sachverhalte Arbeit-Wirtschaft-Haushalt-Technik-Beruf zu wecken, wobei selbstverständlich den entwicklungsbedingten Voraussetzungen Rechnung getragen werden muss. In den Stundentafeln ist das Fach Arbeit-Wirtschaft-Technik in den Klassen 5 bis 7 je einstündig, in den Klassen 8 bis 10 je zweistündig ausgewiesen. Als Leitfach kooperiert AWT mit den Fächern Werken/Textiles Gestalten (in 5/6) bzw. mit dem Fach Technik, dem Fach Wirtschaft, dem Fach Soziales und dem Wahlfach Buchführung und bildet mit diesen das Lernfeld Arbeit-Wirtschaft-Technik (in 7 bis 10 je sechsstündig). Das Lernfeld AWT Damit das Lernfeld nicht nur als solches proklamiert, sondern auch entsprechend in der Praxis umgesetzt wird, hat die Kooperation des Leitfaches Arbeit-Wirtschaft-Technik mit den Fächern der berufsbezogenen Praxis eine solide Grundlage: Der Projektrahmen für die in den Jahrgangsstufen 7-9 verpflichtend durchzuführenden Projekte, die neben fachlichen vorallem lernmethodische Ziele realisieren sollen, ist in allen Lehrplänen des Lernfeldes identisch, die Inhalte sind entsprechend aufeinander abgestimmt und ergänzen sich. Die zentralen Methoden (Realitäts- und Simulationsmethoden) und fachspezifischen Arbeitsweisen werden im Fachlehrplan verstärkt deutlich. Von besonderer Wichtigkeit ist die Ausrichtung auf die Grundlegung und Anbahnung von Schlüsselqualifikationen wie Methodenkompetenz, Selbstkompetenz und Sozialkompetenz, die heute von der Wirtschaft als unabdingbar gefordert werden. Die Gegenstandsfelder im Fach AWT Das Fach Arbeitslehre wurde mit Einführung des Lehrplans im Jahr 2004 umbenannt. Die neue Fachbezeichnung „Arbeit-Wirtschaft-Technik“ wird der Tatsache gerecht, dass sich das Fach aus verschiedenen Gegenstandsfeldern zusammensetzt. Neben der Leitkategorie Arbeit treten nun bereits in der Fachbezeichnung die Gegenstandsfelder Wirtschaft und Technik gleichermaßen in Erscheinung. Ergänzend sei angemerkt, dass im Fach Arbeit-Wirtschaft-Technik noch zwei weitere inhaltliche Gegenstandsfelder existieren: Haushalt und Recht bilden an verschiedenen Lehrplanstellen wesentliche Schwerpunkte. Zentrale – aber nicht alleinige – Aufgabe des Faches AWT ist es, die Schüler auf das Arbeits- und Wirtschaftsleben vorzubereiten. Die Aufgaben des Faches AWT „Als Unterrichtsfach an allgemeinbildenden Schulen verfolgt AWT zunächst das Ziel, die Lernenden zur Mündigkeit zu erziehen. Im Zusammenhang mit den Bezugsfeldern Arbeit und Wirtschaft ergibt sich daraus insbesondere die Notwendigkeit, die Schüler auf ihre künftigen Rollen als Erwerbstätige, als Verbraucher, als Kapitalanleger und als Staats- bzw. Wirtschaftsbürger vorzubereiten.“ (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus: Lehrplan für die bayerische Hauptschule 2004. München) Darüber hinaus kommt der Berufsorientierung zentrale Bedeutung für die Ausgestaltung des AWT-Unterrichts zu. So besteht die Aufgabe nicht nur darin, die Schüler zu befähigen, einen für sie passenden Erstberuf auszuwählen. Angesichts der Herausforderungen und Veränderungen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt sind die Schüler derart zu qualifizieren und im Hinblick auf die Werteerziehung zu sensibilisieren, dass sie tatsächlich einen Ausbildungsplatz für diesen Beruf erhalten, die Ausbildung mit Erfolg abschließen und dauerhaft im Arbeitsleben Fuß fassen können. Gerade bei der Erfüllung dieser sehr wichtigen Aufgabe gibt es größere Herausforderungen: die zunehmende Differenzierung des Übergangsystems und die mancherorts sehr niedrige Ausbildungsquote von Hauptschülern. Die Ursachen dieser Probleme Ausbildungsplatzangebot begründet, liegen teilweise teilweise jedoch in auch einem in einer zu geringen mangelnden Ausbildungsfähigkeit mancher Bewerber. Letzteres ist nicht nur durch die Wahrnehmung eines allgemeinen Leistungsabfalls der Schüler begründet, die in dieser undifferenzierten Form ohnehin nur bedingt haltbar ist, sondern auch durch zunehmende Anforderungen der Arbeitswelt. So nimmt das Arbeitsangebot für Geringqualifizierte kontinuierlich ab, während zunehmend flexible und selbstständige Arbeitnehmer gesucht werden, die komplexere Aufgaben eigenständig und in Kooperation mit anderen bewältigen können. Hiermit geht eine verstärkte Ausrichtung auf den Erwerb von Schlüsselqualifikationen und (Handlungs-)Kompetenzen einher. Um die Herausforderungen sowohl der oben angesprochenen Rollen als auch der Berufsund Arbeitswelt angemessen bewältigen zu können, ist der AWT-Unterricht besonders stark auf die Förderung von Kompetenzen ausgerichtet, wodurch das Fach seinen profilbildenden Charakter für die Hauptschule entfaltet. Diesen Forderungen wird die neue Mittelschule besonders im Fach AWT gerecht Die bayerische Mittelschule … greift die Stärken der Hauptschule auf und betont sie. … erweitert das Bildungsangebot für gute als auch für schwächere Schüler. …weist die drei berufsorientierenden Zweige Technik, Wirtschaft und Soziales auf. … verfügt über eine ausgestaltete Kooperation mit einer Berufsschule, der regionalen Wirtschaft und der Arbeitsagentur. … führt verschiedene Maßnahmen zur vertieften Berufsorientierung durch. … Umstrukturierung der arbeitspraktischen Fächer zu folgenden Bereichen: PRAXISBERICHT: Die Berufs- und Kompetenzorientierung wird in der Haupt- und Mittelschule durch handlungsorientierte Methoden im AWT-Unterricht hervorgehoben und somit zukunftsorientiert Hier ein kleiner Exkurs in meine Schulklasse, welcher Ihnen aber bestimmt bekannt vorkommen wird. Meine Schüler sollten zu Beginn des 7. Schuljahres aus der Anzahl der 350 möglichen Ausbildungsberufen in vier Minuten spontan so viele tatsächliche Ausbildungsberufe wie möglich aufschreiben. Was aber notiert wurde waren zu mehr als 80% Berufe, die es so gar nicht mehr in Deutschland gibt, noch nie gab, oder deren Berufsbezeichnungen eindeutig aus dem Reich der Märchen stammen. Mein ernüchterndes Ergebnis war, dass es noch viel zu tun gibt, bis meine Schüler eigenverantwortlich gegen Ende der achten Klasse sich für einen Beruf/ ein Berufsfeld entscheiden können, um sich dann entsprechend um eine passende Ausbildungsstelle bewerben zu können. Hinzu kommt neben der Vermittlung der berufskundlichen Informationen und dem adäquaten Umgang mit denselben, auch das Erlernen und Einüben bestimmter Soft-Skills und der nötigen Schlüsselqualifikationen, die den Übergang von der Hauptschule in die Berufsschule und in das Berufsleben erleichtern und absolut notwendig sind. Hier müssen wir mit einem handlungsorientierten und schülernahen AWT-Unterricht einsetzen und unsere Schüler optimal vorbereiten. Besonders das Fach AWT eignet sich hervorragend um diese Lernziele zu erreichen. So schließt das Fach Arbeit-Wirtschaft-Technik, seitdem es ab der 5. Jahrgangsstufe unterrichtet wird, auf sehr praktische Weise die Lücke vom Übergang der Grundschule zur Hauptschule, indem es kontinuierlich an Themen anknüpft, die im HSU-Unterricht bereits behandelt wurden. Darüber hinaus bereitet das bei Schüler sehr beliebte Fach AWT, unsere Hauptschüler systematisch auf den Übergang in die Berufswelt/ Berufsschule nach der Hauptschule vor. Das Fach AWT baut unseren Schülern beständig Brücken auf ihrem Weg von der Grundschule bis hinein in das selbstbestimmte Erwachsenen-Berufsleben. Warum ist eine handlungsorientierte Berufs- und Kompetenzorientierung notwendig? Unser Ziel ist es, dass Jugendliche nicht aus Verlegenheit das Nächstliegende wählen und Berufe übersehen, die unter Umständen besser zu ihren Neigungen und Fähigkeiten passen würden („begründete Berufswahlentscheidung“). Es muss unbedingt in unserem Interesse liegen zu vermeiden, dass Jugendliche die erste, möglicherweise auch die zweite Ausbildung abbrechen, bis endlich das Richtige gefunden ist. Ungefähr jeder fünfte Ausbildungsvertrag wird zuweilen pro Jahr vorzeitig gelöst. Sofern es uns gelingt den Übergang von der Sekundarstufe I in eine Berufsausbildung richtig vorzubereiten, müssen weniger Jugendliche in Qualifizierungsmaßnahmen. So beschreibt beispielsweise ein Konzeptpapier, das Wissenschaftler dem „Innovationskreis berufliche Bildung“ beim Bundesministerium für Bildung und Forschung 2007 vorgelegt haben dieses Übergangssystem folgendermaßen: „Jugendliche werden mit einem milliardenschweren öffentlichen Finanzaufwand in einer Vielzahl von Maßnahmen zur Berufsausbildungsvorbereitung untergebracht, die überwiegend keinen systematischen Anschluss an eine Berufsausbildung in anerkannten Ausbildungsberufen besitzen.“ Diese wenig zielführenden Maßnahmen zerstören bei unseren ehemaligen Schülern sehr viel an Motivation und Engagement und verbrauchen mannigfaltige gesellschaftliche Ressourcen. Wir als Lehrer können nicht tatenlos zusehen, sondern müssen unseren Unterricht noch besser auf die Bedürfnisse unserer Schüler abstimmen, da unsere Schüler optimal unterstützt werden sollen („Übergangsmanagement“)! Weshalb ist eine handlungsorientierte Berufs- und Kompetenzorientierung im Fach AWT so wichtig wie noch nie? • Stetige Veränderungen in einer dynamischen Berufs- und Arbeitswelt und ein breit gefächertes Angebot an weiterführenden Schulen stellen junge Menschen und deren Eltern vor die schwierige Aufgabe eine "richtige" Entscheidung zu treffen. Zudem zeigt die wirtschaftliche Entwicklung, dass es sich bei dieser ersten Entscheidung vielfach nicht um eine endgültige handeln wird. Die Jugendlichen müssen daher auch auf alternative Wege vorbereitet sein. • Die Berufsorientierung soll die Schüler/innen bei ihren Fragen in dieser Phase begleiten und ihnen jene Hilfestellungen geben, die eine bewusst überlegte, vernünftige, selbstständige Ausbildungsentscheidung und ermöglichen. zukunftsorientierte Berufsorientierung kontinuierlicher Prozess, der in altersspezifischen Phasen abläuft. Berufsist ein und langer, Welche persönlichen Ziele können Schüler durch eine handlungsorientierte Berufs- und Kompetenzorientierung im Fach AWT erreichen? • Finden und Bewusstmachen von individuellen Fähigkeiten und Stärken des Jugendlichen • Bewusstmachen der eigenen und der äußeren Realität, um Wege zu finden, diese miteinander zu verbinden • Stärkung des Selbstbewusstseins und Selbstwertgefühles über Vermitteln von Erfolgserlebnissen • Verbesserung der psychischen und physischen Belastbarkeit • Reflexion der persönlichen Norm- und Werteinstellungen und der persönlichen Ziele • … Welche schulischen Ziele können Schüler durch eine handlungsorientierte Berufs- und Kompetenzorientierung im Fach AWT erreichen? • Verbesserung der Lernmotivation • Steigerung der Frustrationstoleranz und Ausdauer beim kognitiven Lernen durch Einsicht der Notwendigkeit von theoretischem Wissen und durch Auseinandersetzung mit Problemen und Aufgabenstellungen in der praktischen Unterweisung • Erkennen der Bedeutung schulischen Wissens für die berufliche Praxis • … Welche beruflichen Ziele können Schüler durch eine handlungsorientierte Berufs- und Kompetenzorientierung im Fach AWT erreichen? • Bessere Übereinstimmung finden zwischen den Anforderungen des Berufs, der Ausbildung und der eigenen Einstellung/ Fähigkeit/ Fertigkeit der Jugendlichen • Berufliche Orientierung finden • Berufswahl- und Ausbildungsreife beschleunigen • Für weitere Ausbildung wichtige Verhaltensweisen trainieren, in Anlehnung an die im Berufsleben notwendigen Schlüsselqualifikationen/ Arbeitstugenden wie z.B. Arbeitsplanung, Teamfähigkeit, Durchhaltevermögen, verantwortungsvoller Umgang mit Werkzeugen,… • Eine der persönlichen Situation angemessene weitere Qualifikation nach der Schule erreichen • … Welche sozialen und gesellschaftlichen Ziele können durch eine handlungsorientierte Berufs- und Kompetenzorientierung im Fach AWT erreicht werden? • Reduzierung von Folgekosten für die Gesellschaft in den Bereichen Ausbildungsplatz, Arbeitslosigkeit, Problemen mit Normen und Werten • möglichst vielen Jugendlichen durch adäquate schulische Handlungsmöglichkeiten im Vorfeld der Berufsausbildung die Möglichkeit verschaffen später ein sinnhaftes, selbst bestimmtes Leben mit angemessener Existenzsicherung, gesellschaftlicher Anerkennung, strukturiertem Alltag, identitätsstiftende Sozialkontakte, … zu leben. Wie kann man im AWT-Unterricht die Initiierung handlungsorientierter Berufs- und Kompetenzorientierung erreichen? Der professionelle Einsatz von fachspezifischen Arbeitsweisen des Faches AWT begünstigen die Berufs- und Kompetenzorientierung unserer Schüler und schaffen ihnen so eine Grundlage für den schlüsselqualifizierenden Kompetenzerwerb: • Rollenspiel • Schülerfirma • Projekt • Fähigkeitenparcours • Planspiel • Fallstudie • Realbegegnung wie Erkundungen, Betriebspraktikum und Expertenbefragung • Zukunftswerkstatt • Portfolioarbeit • …