Meniskusschäden und Co. - Online-Infomappe - Ö1
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DIE RADIODOKTOR-INFOMAPPE Ein Service von: ORF A-1040 Wien, Argentinierstraße 30a Tel.: (01) 50101/18381 Fax: (01) 50101/18806 Homepage: http://oe1.ORF.at Österreichische Apothekerkammer A-1091 Wien, Spitalgasse 31 Tel.: (01) 404 14-600 Fax: (01) 408 84 40 Homepage: www.apotheker.or.at Österreichisches Bundesministerium für Gesundheit A-1030 Wien, Radetzkystr. 2 Tel.: (01) 71100-4505 Fax: (01) 71100-14304 Homepage: www.bmg.gv.at/ RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 1 RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT Die Sendung Die Sendereihe „Der Radiodoktor“ ist seit 1990 das Flaggschiff der Gesundheitsberichterstattung von Ö1. Jeden Montag von 14.05 bis 14.40 Uhr werden interessante medizinische Themen in klarer informativer Form aufgearbeitet und Ö1-Hörerinnen und -Hörer haben die Möglichkeit, telefonisch Fragen an das hochrangige Expertenteam im Studio zu stellen. Wir über uns Seit September 2004 moderieren Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz, Univ.-Prof. Dr. Karin Gutiérrez-Lobos, Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger und Dr. Christoph Leprich die Sendung. Das Redaktionsteam besteht aus Mag. Nora Kirchschlager, Dr. Nadja Kwapil, Martin Rümmele, Dr. Doris Simhofer, Dr. Michaela Steiner, Dr. Ronny Tekal und Dr. Christoph Leprich. Das Service Seit dem 3. Oktober 1994 gibt es ein die Sendereihe flankierendes Hörerservice, das auf größtes Interesse gestoßen ist. Die zu jeder Sendung gestaltete Infomappe mit ausführlichen Hintergrundinformationen, Buchtipps und Anlaufstellen wird kostenlos zur Verfügung gestellt und ist bereits am Sendungstag auf der Ö1-Homepage zu finden. Diese Unterlagen stellen in der Fülle der behandelten Themen ein MedizinLexikon für den Laien dar. Die Partner Ermöglicht wird die Radiodoktor-Serviceleiste durch unsere Partner: die Österreichische Apothekerkammer und das Österreichische Bundesministerium für Gesundheit. An dieser Stelle wollen wir uns ganz herzlich bei unseren Partnern für die gute Zusammenarbeit bedanken! Wir bitten um Verständnis, dass wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit in dieser Infomappe zumeist auf die weiblichen Endungen, wie z.B. PatientInnen, ÄrztInnen etc. verzichtet haben . RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 2 DER DOKTOR UND DAS LIEBE KNIE – MENISKUSSCHÄDEN, BÄNDERRISSE UND CO. Mit Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos 6. Mai 2013, 14.05 Uhr, Ö1 Sendungsgestaltung und Infomappe: Dr. Ronny Tekal Redaktion: Dr. Christoph Leprich RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 3 INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS DER DOKTOR UND DAS LIEBE KNIE Gewaltige Kräfte 6 6 Wundermaschine Knie Anatomische Struktur Kniescheibengelenk Kniekehlgelenk Knorpel Bewegung in mehreren Achsen Die Menisken als „Beilagscheiben“ Muskeln als Stabilisatoren des Gelenkes Starke Bänder zur Festigung 6 7 7 7 7 8 8 9 9 Knieschmerzen Akute Schmerzen Chronische Schmerzen 10 10 10 Das Läuferknie 11 Diagnose bei Knieschmerzen 11 Konservative Therapie Knorpelschutzmittel 12 13 Operationen am Kniegelenk Arthroskopische Operationen Offene Operationen Kreuzband-Plastik 14 14 14 14 Meniskusschäden Operation bei gerissenem Meniskus Meniskus-Ersatz 16 16 17 Knorpeltransplantation 17 RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 4 INHALTSVERZEICHNIS Künstliches Kniegelenk Besser, als sein Ruf… Mit und ohne Zement Individuelle Knieprothese Das Navi-Knie Leben mit einem neuen Knie 18 19 19 19 20 21 INFOLINKS BUCHTIPPS SENDUNGSGÄSTE 22 23 24 RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 5 ERKRANKUNGEN DES KNIEGELENKS DER DOKTOR UND DAS LIEBE KNIE Die warme Jahreszeit treibt viele ambitionierte Hobby-Athleten ins Freie - und in die sportmedizinischen Ordinationen. So wie zahlreiche Profi-Sportler haben auch sie immer wieder, durch Verletzungen oder Überlastung, mit Beschwerden der Kniegelenke zu kämpfen, die so massiv werden können, dass sie ihre Sportart nicht oder nur mehr sehr eingeschränkt ausüben können. Sport-Muffel hingegen können sich jedoch auch nicht in Sicherheit wiegen. Im Gegenteil: Denn Bewegungsmangel und Übergewicht führen ebenfalls zu Abnützungserscheinungen in den Kniegelenken, die chronische Schmerzen nach sich ziehen können. Und ein untrainiertes Knie verkraftet Schädigungen noch weitaus schlechter. Gewaltige Kräfte Tatsächlich haben die Knie eine schwere Last zu tragen. Beim Laufen wirkt mit jedem Schritt mehr als das dreifache Körpergewicht auf das Gelenk. Treppensteigen oder Bergabgehen verstärken die Druck- und Schwerkräfte auf das Knie noch weiter. Ein Läufer, der 120 kg Körpergewicht auf die Waage bringt, belastet sein Knie mit jedem Schritt fast mit einer halben Tonne. Das kann das stabilste Gelenk auf Dauer nicht verkraften. Für die optimale Funktionalität sorgen gut geschmierte, glatte Gelenksflächen. Gerade diese Knorpelüberzüge werden im Laufe des Lebens in Mitleidenschaft gezogen. Ist das Kniegelenk verschlissen und die Arthrose weit fortgeschritten, so gibt es kein Zurück mehr. Im schlimmsten Fall muss ein künstliches Kniegelenk eingesetzt werden. In diesem Sinne sollte jeder Knie-Besitzer diese größten Gelenke des Körpers hegen und pflegen, ihnen gewichtmäßig nicht zu viel zumuten, sie regelmäßig bewegen und auf Alarmsignale des Körpers, wie Schmerzen hören. Dann verlängert man die Lebenszeit der Kniegelenke um Jahrzehnte. WUNDERMASCHINE KNIE Obwohl das Kniegelenk als einfache Konstruktion erscheint – vordergründig ein simples Scharniergelenk – handelt es sich um ein derart komplexes Gebilde, dass es nach wie vor nicht möglich ist, es künstlich in allen Facetten nachzubilden. RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 6 ERKRANKUNGEN DES KNIEGELENKS Schließlich sind Bewegungen in verschiedenen Achsen möglich, es ist extrem belastbar auf Zug oder Druck, die Stabilität ist durch einen ausgefeilten Bandapparat gegeben und auch die umgebende Muskulatur sorgt für die Fixierung und Bewegung des Gelenkes. Anatomische Struktur Das Kniegelenk, (lat.; Articulatio genus) verbindet Ober- und Unterschenkel. Es wird vom unteren Ende des Oberschenkelknochens (Femur), dem oberen Ende des Schienbeins (Tibia), der Kniescheibe (Patella), den Seiten- und Kreuzbändern sowie den beiden Menisken gebildet. Als größtes Gelenk im menschlichen Körper ist es damit eigentlich ein aus Kniescheiben- und Kniekehlengelenk zusammengesetztes Gebilde. Kniescheibengelenk Das Kniescheibengelenk ist das Gelenk zwischen Oberschenkelknochen und Kniescheibe. Die Kniescheibe gleitet in einer Furche des Oberschenkelknochens. Diese Gelenkform wird auch als Schlittengelenk bezeichnet. Die Kniescheibe selbst ist in die Ansatzsehne des vierköpfigen Oberschenkelmuskels (Musculus quadriceps femoris) eingelagert. Diese Sehne setzt sich beinabwärts, unterhalb der Patella, in das Kniescheibenband fort, das direkt unterhalb des Kniegelenks an der Schienbeinbeule ansetzt. Bei gebeugtem Knie liegt die Patella fest in dieser Furche des Oberschenkelknochens kurz oberhalb des Gelenkspaltes zwischen Femur und Tibia, bei gestrecktem Bein weiter oberhalb. Deshalb lässt sie sich zwar bei gestreckter Stellung und entspannter Muskulatur ein wenig nach rechts und links verschieben, jedoch nicht bei Beugung. Während der Streckung im Kniegelenk gleitet die Patella ca. zehn Zentimeter über den Oberschenkelknochen. Hauptaufgabe der Patella ist die Verlängerung des Hebelarms und somit des Drehmoments des vorderen Oberschenkelmuskels. Zudem dient sie der Führung der Sehne und verringert den Widerstand der Gleitbewegung der Sehne über den Knochen. Kniekehlgelenk Das Kniekehlgelenk (Articulatio femorotibialis) ist das eigentliche für die Beugung des Knies zuständige Gelenk. Es muss großen Belastungen standhalten, gleichzeitig aber ausreichende Beweglichkeit ermöglichen. Das Kniegelenk ist beim Menschen ein sogenanntes Drehscharniergelenk. Es kann somit sowohl Klapp- und Schiebebewegungen, als auch Drehungen ausführen. Knorpel RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 7 ERKRANKUNGEN DES KNIEGELENKS Damit die Knochenteile nicht direkt aneinander reiben, sind deren Enden mit einer weichen und elastischen Knorpelsubstanz umhüllt. Zusätzlich sorgt der flüssigkeitsgefüllte Gelenksspalt für ein glattes Gleiten der beweglichen Teile. Rund 3 bis 4 Millimeter dick ist diese Schicht. Bricht bei Unfällen ein Stück heraus oder wird der Knorpel durch Verschleiß abgenutzt (Arthrose), so bedeutet dies eine schlechtere Beweglichkeit und in Folge dessen Schmerzen im Gelenk. Chronische Abnützungen kann der Körper aus eigener Kraft kaum mehr rückgängig machen. Bewegung in mehreren Achsen Ober- und Unterschenkel sind im Kniegelenk beweglich miteinander verbunden. Um eine Querachse sind die Beugung und die Streckung möglich. Bei gebeugtem Knie kann zudem der Unterschenkel gegenüber dem Oberschenkel um einer Längsachse rotieren, das bedeutet, er kann sich nach links oder nach rechts verdrehen. Die Menisken als „Beilagscheiben“ Die Hauptlastträger sind der Oberschenkelknochen und das Schienbein. Diese beiden größten Knochen des Körpers sind über das Kniegelenk miteinander verbunden. Zwischen ihren Gelenkflächen, die mit Knorpelsubstanz überzogen sind, liegen zusätzlich zwei besonders elastische Knorpelscheiben, die Menisken. Sie dienen als Gleitfläche und verbessern den Kontakt zwischen den beiden Knochen. Die Hauptaufgabe dieser Menisken ist die Gewichtsverteilung bei Belastung. Ohne diese halbmondförmigen Knorpelscheiben würde sich die belastete Knorpelfläche vermindern und der Druck auf den Knorpel um über 85 Prozent zunehmen. Rund ein Drittel der Druckbelastung auf das Knie wird durch das Meniskus-System absorbiert. War man früher noch eher dazu geneigt, einen defekten Meniskus zu entfernen, so erkennt man heute zunehmend dessen wichtige Funktion, wie unser Studiogast Stefan Nehrer betont. „Entfernt man bei einem Auto die Stoßdämpfer, so würden die Reifen in Folge kaputt werden. Beim Knie verhält es sich ähnlich.“ Nach Meniskusentfernungen kommt es bekanntermaßen zu Schädigungen des Knorpels und (nach etwa 5 bis 10 Jahren) zur Arthrose. Einen sehr modernen Ansatz stellt die Versorgung mit künstlichen und biologischen MeniskusTransplantaten dar. RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 8 ERKRANKUNGEN DES KNIEGELENKS Muskeln als Stabilisatoren des Gelenkes Die Stabilisierung des Kniegelenkes erfolgt durch Muskelgruppen und Kapselbandstrukturen. Im Gegensatz zum Hüftgelenk, das von sehr kräftigen Muskelsträngen geschützt und gestützt wird, ist das Kniegelenk vor allem auf einen stabilen Bandapparat angewiesen. Dennoch ist auch hier eine gute Muskulatur mehr als hilfreich. Die wichtigsten Stabilisatoren auf der Streckseite des Knies sind der kräftige, das Knie streckende Oberschenkelmuskel (Musculus quadriceps femoris), seine Sehne und die in die kräftige Sehne eingebettete Kniescheibe (Patella). Die Kniescheibe gleitet in einer Führungsrinne am Ende des Oberschenkelknochens und verhindert damit ein Abgleiten zur Seite der für die Standsicherheit des Beines so wichtigen Streckmuskulatur. Die Zugbelastung erreicht hierbei das Zehn- bis Zwölffache des Körpergewichtes, die Druckbelastung zwischen Oberschenkelknochen und Kniescheibe das Sechs- bis Siebenfache des Körpergewichtes. Auch auf der Beugeseite gibt es mehrere Muskeln, die das Gelenk stabilisieren. Die Beugemuskeln sind gleichzeitig auch Rotatoren, also Dreher, des Unterschenkels. Sie bilden zusätzlich einen aktiven Schutz für die Kapsel - und Bandstrukturen des Kniegelenkes. Starke Bänder zur Festigung Das vordere Kreuzband ist ein ca. 2 cm langes und weniger als kleinfingerdickes Faserbündel, welches vom Schienbeinkopf zum Oberschenkel zieht. Gemeinsam mit dem hinteren Kreuzband übernimmt es eine zentrale Stabilisatorfunktion und ist für die Roll-Gleitbewegung des Kniegelenkes verantwortlich. Kreuzbandrisse treten meist durch Verdrehungen des Knies bei feststehendem Fuß auf, insbesondere beim Fußball, Handball und Skifahren. Das hintere Kreuzband wird durch Sportunfälle wesentlich seltener geschädigt. Es ist kürzer und kräftiger als das vordere und hat aufgrund des es umgebenden dichteren Gefäßnetzes auch eine bessere Versorgungssituation. Zu Verletzungen kommt es bei direkter Gewalteinwirkung auf das gebeugte Knie oder durch eine starke Überstreckung des Gelenkes. Die beiden Seitenbänder, also das innere und das äußere Seitenband, stabilisieren das Kniegelenk gegen seitliche Belastungen und Stöße. Die Verletzungen des inneren Seitenbandes sind dabei weit häufiger, als Risse im äußeren Seitenband. Quellen: Christian Gäbler, Sportordination Wien http://www.sportordination.com/ Dr. Gumpert, Kniegelenk RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 9 ERKRANKUNGEN DES KNIEGELENKS http://www.dr-gumpert.de/html/kniegelenk.html Klinik Sanssouci, Meniskus http://www.kliniksanssouci.de/de/orthopaedie/knie/informationen-meniskus.php KNIESCHMERZEN Man unterscheidet zwischen akuten und chronischen Knieschmerzen. Wobei die Patienten, wie der Wiener Unfallchirurg Christian Gäbler erklärt, in der Regel zu spät ärztliche Hilfe aufsuchen: „Das Knie verzeiht nicht“. Viel zu lange werde trotz Schmerzen weiter trainiert oder die Beschwerden werden übergangen. Akute Schmerzen Akute Schmerzen im Kniegelenk treten oft unvorhergesehen und plötzlich auf. In der Regel findet sich ein Auslöser, etwa ein Unfall oder eine abrupte Verdrehung des Gelenkes. Die häufigste Bandverletzung ist der Riss des vorderen Kreuzbandes, der mit einer Instabilität beim Laufen einhergeht. Ein Riss des Meniskus führt hingegen eher zu Blockierungsgefühlen und Schmerzen durch Einklemmungen des Gewebes. Schwellung und Überwärmung können, als Zeichen einer Entzündung, begleitend auftreten. Vergehen die Schmerzen nicht nach einem Ruhetag oder kommt es sogar in der Nacht zu massiven Beschwerden, die die Patientinnen und Patienten aus dem Schlaf wecken, ist sofort professionelle medizinische Hilfe zu suchen. Chronische Schmerzen Chronische Knieschmerzen entwickeln sich allmählich und nehmen über Monate oder Jahre an Intensität zu. Diese Schmerzen entstehen meist bei oder nach stärkerer Belastung. Auch sie können mit einer Schwellung und einer Erwärmung einhergehen. Typisch sind „Anlaufschmerzen“. Das bedeutet die Schmerzen sind am Beginn einer Bewegung massiv, nehmen nach einigen Schritten wieder ab, um dann nach stärkerer Belastung wieder zuzunehmen. Chronische Knieschmerzen sind auf degenerative Erkrankungen (Verschleiß) oder entzündliche Erkrankungen des Gelenkes (etwa im Rahmen eines rheumatischen Leidens) zurückzuführen. Die häufigste Ursache stellt die Gonarthrose (Arthrose des Kniegelenks) dar. Meist altersbedingt kommt es zum Knorpelverlust, die Gleitfähigkeit nimmt ab, sodass ein „Reiben“ im Gelenk entsteht. Oft bildet sich auch ein Erguss im Gelenk, der mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verbunden ist. Quelle: RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 10 ERKRANKUNGEN DES KNIEGELENKS Arcus-Kliniken Pforzheim http://www.sportklinik.de/knieschmerzen.html DAS LÄUFERKNIE Das Läuferknie, oder auch „ilio-tibiales Bandsyndrom“ ist ein bei Sportlern häufiges Beschwerdebild, das zwar als Knieschmerz imponiert, mit dem Kniegelenk selbst jedoch nur am Rande etwas zu tun hat. Vielmehr ist der Faszienstreifen (Traktus), der die Muskulatur an der Außenseite des Oberschenkels schützt und vom Darmbeinkamm bis zum Schienbeinkopf zieht. Bei Langstrecken- und Bergläufern (vor allem beim Bergablaufen), aber auch bei Radfahrern kann es dazu kommen, dass dieser Traktus an einer Gelenksvorwölbung (Epikondylus) des Oberschenkelknochens reibt. Dadurch wird die Beinhaut gereizt, auch Schleimbeutelentzündungen können auftreten. Obwohl das Syndrom als harmlos gilt, kann es äußerst schmerzhaft sein und einen Sportler im wahrsten Sinn des Wortes „in die Knie zwingen“, wie unser Studiogast Christian Gäbler – auch aus eigener schmerzvoller Erfahrung – berichtet. Typischerweise treten die Schmerzen, die am Epikondylus, im Kniegelenk und am Schienbeinkopf empfunden werden, anfangs nur beim Laufen auf, später auch beim Gehen. Zudem bemerken manche ein Knarren oder ein Knistern über dieser Gelenksvorwölbung. Die Therapie ist konservativ. Kälteanwendungen können in der Akutphase helfen, auch entzündungshemmende Salben. Neben einer Trainingspause sollten konsequente Dehnungsübungen und die Kräftigung der Muskulatur (auch Bauch,und Rückenmuskeln) durchgeführt werden. Eine physiotherapeutische aktive Friktionstherapie, bei der mit starkem Druck verhärtete Muskelstrukturen gelöst werden, ist zwar nicht ganz schmerzfrei, verspricht jedoch Besserung. In manchen Fällen kann die Infiltration mit Kortison hilfreich sein, eine Operation, die den Traktus verlängert und damit entlastet, stellt die letzte Möglichkeit dar. Quelle: Christian Gäbler, Sportordination http://www.sportordination.com/laeuferknie_itbs.htm?&L=igtztksr DIAGNOSE BEI KNIESCHMERZEN Zu Beginn steht eine ausführliche Anamnese, das bedeutet Unfallhergang oder die anderen Ursachen werden gründlich erfragt. Danach sollte eine umfassende RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 11 ERKRANKUNGEN DES KNIEGELENKS klinische Untersuchung stehen. „Sollte“, da oft der Bildgebung mehr Bedeutung beigemessen wird, als dem Abtasten und vorsichtigen Bewegen des Gelenkes durch Ärztin, Arzt oder physiotherapeutische Fachkraft. Die Physiotherapeutin Barbara Wondrasch fordert, trotz großer Fortschritte bei der Magnetresonanztomografie (MRT), der praktischen Untersuchung wieder mehr Stellenwert einzuräumen. Allerdings muss – nicht zuletzt aus rechtlichen Gründen – auch immer zur Dokumentation und zum Ausschluss gravierender Schäden, eine Bildgebung durchgeführt werden. Das konventionelle Röntgenbild liefert allerdings, vor allem in Bezug auf das subjektive Beschwerdebild der Betroffenen, kaum eine Aussage. Zwar können eine Achsenfehlstellung oder auch Veränderungen im Sinn einer Arthrose erkannt werden - die bestehenden Schmerzen lassen sich jedoch in vielen Fällen dadurch nicht erklären. Heute gilt die Kernspintomografie als gutes Verfahren, um die Bänder, die Menisken und die Knorpeloberfläche ausreichend genau darzustellen. Das Verfahren sei jedoch, so Christian Gäbler, immer nur so gut, wie diejenige Person, die die Bilder deutet und auch entsprechende Schlüsse für die Behandlung daraus zieht. Vor allem in Kombination mit der klinischen Untersuchung direkt am Knie. Und die erfordere viel Erfahrung. Die sogenannte „diagnostische Arthroskopie“, bei der eine Kniespiegelung alleine zu Diagnosezwecken durchgeführt wird, gilt in Österreich als obsolet. Liegt eine Entzündung vor, so muss manchmal durch eine Punktion des Gelenkes mit einer Spritze Gelenkflüssigkeit gewonnen und unter dem Mikroskop analysiert werden. Quellen: Christian Gäbler, Sportordination Wien http://www.sportordination.com/ Vorgespräch mit Barbara Wondrasch KONSERVATIVE THERAPIE Das therapeutische Spektrum zur Behandlung von nicht entzündlichen Kniegelenkserkrankungen und Verletzungen ist groß. Allgemeine Maßnahmen: Entlastung des Kniegelenkes (Bettruhe, Benutzen eines Gehstockes, Luftpolsterschuhe, Gewichtsreduktion) RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 12 ERKRANKUNGEN DES KNIEGELENKS Bewegungsbegrenzung (Orthesen mit seitlichen Gelenken und Anschlagregelung, Elastoplastverband, Kniegummikappe, evtl. mit Spiralfedereinlage, Kniefertigbandagen) Da das Muskelkorsett um das Kniegelenk gestärkt werden soll, wird das (früher praktizierte) Anlegen eines Gipsverbandes heute kaum mehr in Erwägung gezogen. Medikamentöse Behandlung Antiphlogistika (entzündungshemmende Medikamente) Intraartikuläre Behandlung (Behandlungen direkt in der Kniegelenkhöhle) Chrondroprotektiva (knorpelschützende Medikamente) Knorpelschutzmittel Chondroprotektiva sind Substanzen, die die Knorpelzerstörung aufhalten sollen. Zudem wird ihnen ein entzündungshemmender Effekt zugeschrieben. Erste Versuche der Arthrose mit bestimmten Substanzen entgegen zu wirken, reichen in die Zeit der Hildegard von Bingen zurück - haben also eine beinahe 1.000-jährige Geschichte. Hildegard von Bingen empfahl den Genuss von Knochensuppe gegen Gelenkbeschwerden. Die Idee dahinter - dem Knorpel von außen „Nahrung“ zuführen. In dieser Tradition steht auch das Prinzip der Chondroitinsulfat-Gabe. Chondroitin ist ein Bestandteil der Grundsubstanz des Gelenkknorpels. Chondroitin ist in der Lage, Wasser zu binden, gewährleistet damit die Elastizität des Knorpels und sorgt dafür, dass keine Abnutzungserscheinungen beim Gleiten der Gelenkflächen auftreten. Im Zuge der Arthrose kommt es typischerweise zu einem zunehmenden Verlust dieser für die Funktion des Gelenkes wichtigen Substanz. Chondroitinsulfat wird dabei in Tablettenform eingenommen und so dem Knorpel wieder zugeführt. Es verbessert die Reibung in den arthrotischen Gelenken und die in Mitleidenschaft gezogene Struktur der Gelenkoberfläche. Auch Hyaluronan sorgt für die Elastizität des Knorpels und seine Widerstandsfähigkeit gegenüber Druckbelastungen. Hyaluronan findet sich außerdem auch in der Synovialflüssigkeit (Gelenksschmiere), ist also „Gleitmittel“ und „Stoßdämpfer“ gleichzeitig. Gewonnen wird die Substanz aus Hahnenkämmen oder biotechnologisch aus Streptokokken-Kulturen. Nach einer Reihe von Säuberungsund Produktionsschritten kann es direkt ins arthrotische Gelenk injiziert werden. Die Wirkung wird wissenschaftlich unterschiedlich beurteilt. Viele Patientinnen und Patienten berichten jedoch über eine deutliche Reduktion des Schmerzempfindens, vor allem bei Injektion direkt in das betroffene Gelenk. Da sie einfach mit einer Spritze zu erreichen sind, eignen sich vor allem Knie- und Sprunggelenk für diese Therapieform. RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 13 ERKRANKUNGEN DES KNIEGELENKS Quellen: Dr. Gumpert zum Knorpelschutz http://www.dr-gumpert.de/html/chondroprotektiva.html OPERATIONEN AM KNIEGELENK Arthroskopische Operationen Die Arthroskopie ist eine Untersuchung von Gelenken (griechisch: arthros = Gelenk), bei der über einen kleinen Hautschnitt eine Sonde mit einer Kamera eingeführt wird. Diese überträgt Bilder aus dem Inneren des Gelenkes auf einen Bildschirm. So kann der Arzt direkt die Gelenkstrukturen betrachten und Schäden feststellen. Dieser Eingriff dient zur: Meniskusteilresektion, Refixation nur bei Basisabrissen Entfernung freier Gelenkkörper Arthroskopischen Pridibohrung Empyemspülung Abrasionsarthroplastik, Lavage Arthroskopischen Synovektomie, Probeexzision Arthroskopischen Kreuzbandplastik, Augmentationsplastik Offene Operationen Ein längerer Hautschnitt und die großflächige Eröffnung des Operationsgebietes sind hier vonnöten. Dieser Eingriff dient: zur Korrektur der Beinachsen, zum vollständigen Ersatz des Knorpels (Alloarthroplastik), zum kompletten Oberflächenersatz inklusive Patella mit Erhalt des hinteren Kreuzbandes bei Panarthrose (alle Teile des Kniegelenks sind schwer geschädigt) und stabilem Gelenk, zum Implantieren einer Vollprothese bei Panarthrose und Instabilität, zur Versteifung des Gelenks (Arthrodese). Kreuzband-Plastik Ob man nun ein gerissenes Kreuzband operiert, hängt nicht zuletzt von den sportlichen Anforderungen ab. Bei Spitzen- und Freizeitsportlern sollte das RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 14 ERKRANKUNGEN DES KNIEGELENKS Kreuzband, wie der Unfallchirurg Christian Gäbler erklärt, binnen 14 Tagen nach dem Trauma, etwa durch eine körpereigene Sehne, ersetzt werden. Denn nach 1014 Tagen kommt es zum Auftreten einer entzündlichen Reaktion im Kniegelenk, sodass nach Ablauf des „Operationsfensters“ eine Wartezeit von ca. 6-8 Wochen auf den nächstmöglichen Operationszeitpunkt entsteht. Die Operation verletzter Seitenbändern ist in der Regel nicht erforderlich. Bei der Operation versucht man den gerissenen „Sicherheitsgurt“ (vorderes Kreuzband) im Kniegelenk wieder zu reparieren. Meist ist es nicht möglich, das gerissene Kreuzband einfach zu „flicken“. Vielmehr muss das Kreuzband ersetzt oder die noch intakten Teile verstärkt werden. Es gibt unterschiedliche Verfahren – jeweils mit spezifischen Vor- und Nachteilen. Drei „Ersatzstrategien“ haben sich besonders bewährt. STG (Semitendinosus- und Gracilistransplantat): Die Bezeichnung STG-Technik kommt von den abgekürzten Namen der verwendeten Sehnen (Semitendinosus- und Gracilissehne). Bei diesen beiden Sehnen handelt es sich um Kniebeugersehnen, die allerdings ohne wesentlichen Kraft - und Funktionsverlust für das Kniegelenk entnommen werden können. BTB (Bone-Tendon-Bone): Die Bezeichnung BTB-Technik kommt aus dem Englischen für Bone-Tendon-Bone und bedeutet, dass das Transplantat aus einem Knochenblock, einem Sehnenanteil und wiederum einen Knochenblock besteht. Die Sehne, die bei dieser Technik verwendet wird ist die Kniescheiben- oder Patellasehne. Also jene Sehne, die die Kniescheibe mit dem Unterschenkel verbindet – und damit eine wichtige Streckfunktion übernimmt Kunststoffband: Um einerseits die körpereigenen Rezeptoren nicht zu zerstören, kann in bestimmten Fällen (wenn ein guter Kreuzbandstumpf vorhanden ist) auch ein Kunststoffband (LARS) verwendet werden. Dabei soll das Kunststoffband nicht das Kreuzband ersetzen (das würde auf Dauer nicht funktionieren), sondern das Kreuzband so lange stabilisieren, bis es geheilt ist. Die Erfolgsquoten nach derartigen Eingriffen sind ausgezeichnet, vor allem wenn keine wesentlichen Zusatzverletzungen vorliegen. Menschen mit sitzender Tätigkeit (Büroarbeiter) können nach einer Knieoperation nach etwa zwei Wochen zur Arbeit zurückkehren, wobei die Krückenzeit bei RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 15 ERKRANKUNGEN DES KNIEGELENKS ansonsten normalem Gelenk auch nur etwa 12-14 Tage beträgt. Körperliche Arbeit kann etwa erst nach sechs Wochen wieder verrichtet werden. 50 Prozent des Operationserfolges werden durch die anschließende Rehabilitation und physikalische Therapie erzielt. Nur mit einer entsprechenden postoperativen Therapie werden volle Beweglichkeit, Muskelkraft und Koordination wieder erlangt. Quellen: Christian Gäbler, Sportordination Wien http://www.sportordination.com/ Vorgespräch mit Barbara Wondrasch MENISKUSSCHÄDEN So sehr die Menisken für die statischen Verhältnisse im Knie von Wichtigkeit sind, so verletzungsanfällig sind diese Strukturen bei Unfällen, Überlastungen oder auch altersbedingtem Verschleiß. Bei Meniskusrissen lösen sich oft Teile ab, die sich dann frei im Gelenk befinden und die Gelenkknorpel schädigen, bzw. schlimmstenfalls über längere Zeiträume auch zu einer Arthrose führen können. Diese störenden und schmerzenden Schnipsel können mittels Arthroskopie abgeschnitten und entfernt werden. Im akuten Fall zeichnet sich der Meniskusriss durch einen intensiven Gelenkschmerz aus, das Gelenk ist in bestimmten Abschnitten nicht frei beweglich und kann sogar blockieren. Der Schmerz lässt sich bei einem Meniskusriss in den meisten Fällen sehr gut im Bereich des Gelenkspalts lokalisieren. Operation bei gerissenem Meniskus Befindet sich der Riss am äußeren Rand, so kann der Chirurg versuchen, diesen per Naht oder mit speziellen Stiften und/oder Schrauben zu reparieren. Nahe der Gelenkskapsel wird der Meniskus nämlich noch in einem geringen Umfang aktiv ernährt und daher besteht eine gewisse Chance, dass der Riss heilt. In allen anderen Fällen muss das abgerissene Stück entfernt werden, vor allem wenn sich der Riss in der nicht durchbluteten Zone des Meniskus befindet. Selbstverständlich wird der Meniskusreparatur, wann immer möglich, der Vorzug gegeben. Natürlich wird bei einer Teilentfernung der Meniskus insgesamt etwas kleiner und damit ist der empfindliche Gelenksknorpel verstärkten Belastungen ausgesetzt. Allerdings würde das Belassen des störenden Teils das wesentlich größere Übel, vor allem in Hinblick auf die Entstehung einer Arthrose, darstellen. RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 16 ERKRANKUNGEN DES KNIEGELENKS Dennoch versucht man die Meniskus (Teil)-Resektion heute weitgehend zu vermeiden, so unser Studiogast Christian Gäbler, da es ohne diese Strukturen Jahre nach der Operation zu einer Arthrose im Kniegelenk kommen kann. Meniskus-Ersatz Falls über die Hälfte eines Meniskus entfernt werden musste und das Kniegelenk noch keine nennenswerten Schäden durch Arthrose aufweist, so kann ein künstlicher Meniskus-Ersatz sinnvoll werden. Über lange Zeit sind diese Verfahren über das klinische Versuchsstadium nicht hinausgekommen. Erst in den letzten Jahren wagt man sich über solche Operationen. In einem eher aufwendigen Eingriff kann ein aus einem biologisch abbaubarenund gut verträglichen Material (aus gereinigtem Kollagen) bestehendes Implantat an den fehlenden Anteil des Meniskus anmodelliert und mit Meniskusnähten angeheftet werden. Das Material ist poröse, sodass Blutgefäße und Zellen hinein wachsen können. Es dient im Prinzip nur als „Leitschiene“ für körpereigene einwandernde Zellen. Sie bilden ein meniskusähnliches Gewebe aus. Nach etwa einem Jahr ist das Meniskusimplantat größtenteils durch eigenes Gewebe ersetzt und übernimmt die Aufgaben des ursprünglichen Meniskus vollständig Quellen: Manus-Klinik, Meniskusersatz http://www.manus-klinik.de/knie/meniskusersatz Median Orthopädische Klinik Braunfels http://www.okb-online.de/behandlungsschwerpunkte/11behandlungsschwerpunkte/innovative-op/18-der-meniskusersatz-oder-derkuenstliche-meniskus KNORPELTRANSPLANTATION Die Knorpelzell-Transplantation (oder Chondrozyten-Transplantation) ist ein neues Operationsverfahren, bei dem Schäden am Gelenksknorpel mit körpereigenen Knorpelzellen repariert werden. Da „echtes“ Knorpelgewebe in den Defekt hineinwächst, erhofft man sich hier auch eine „echte“ Heilung. Seit etwa einem Jahrzehnt besteht die Möglichkeit, Knorpelzellen zu züchten und in ein Kniegelenk einzupflanzen. Diese Verfahren wurden in den vergangenenn Jahre verfeinert und weiterentwickelt. In der Regel wird im Rahmen einer arthroskopischen Knieoperation entweder die Mosaikplastik durchgeführt (nur eine Operation) oder ein wenig Knorpel von einer nicht belasteten Stelle entnommen und dieser dann, zur weiteren Züchtung von RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 17 ERKRANKUNGEN DES KNIEGELENKS Knorpelzellen mittels gentechnologischer Methoden, in ein Labor weitergeleitet (zumindest 2 Operationen nötig). Ziel ist es, eine Verschlechterung der Knorpelerkrankung auf Jahre einzubremsen. Die Transplantation kann dann vorgenommen werden, wenn ein umschriebener Knorpeldefekt (also keine Arthrose im ganzen Gelenk) vorliegt und zudem andere Methoden, wie zum Beispiel die Endoprothesen-Operationen nicht geeignet sind oder zu früh erscheinen. Der Eingriff ist jedoch kein Allheilmittel. Limitierend ist vor allem das Alter der Patientinnen und Patienten, wie der Orthopäde Stefan Nehrer betont. Derzeit wird dieser Eingriff eher den jüngeren Patienten bis zum 50. Lebensjahr empfohlen und kann eine „normale“ Belastbarkeit für alltägliche Arbeit und moderate Sportaktivitäten ermöglichen. Die Erfolge sind, so Stefan Nehrer, zufriedenstellend. Eine Abstoßung des Transplantates kann jedoch eine weitere Operation erfordern. Quelle: Orthopädische Abteilung AKH Linz http://www.linz.at/akh/792.asp KÜNSTLICHES KNIEGELENK Das Durchschnittsalter jener Menschen, die ein künstliches Kniegelenk benötigen, liegt zwischen 65 und 70 Jahren. Hauptursachen sind neben Übergewicht und Verletzungen, angeborenen oder erworbenen Fehlstellungen der Beinachsen auch Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, Infektionen sowie andere, noch zum Teil noch unbekannte Faktoren. Die Häufigkeit des Einsatzes künstlicher Gelenke variiert weltweit sehr stark. Während in den USA und Mitteleuropa jährlich zwischen 300 und 400 von 100.000 Menschen ein künstliches Knie- oder Hüftgelenk erhalten, sind es in einigen osteuropäischen und südamerikanischen Staaten weniger als 20. In Österreich werden derzeit rund 6.000 Gelenkflächenersatzoperationen pro Jahr durchgeführt. Unter besonderen Umständen, vor allem wenn es sich um ältere und nicht mehr sehr aktive Menschen handelt, aber auch bei stark deformierten Gelenken, in denen praktisch alle Teile des Gelenks schwer beschädigt sind, bleibt oft nichts weiter übrig, als ein künstliches Kniegelenk ins Auge zu fassen. Dabei werden die beschädigten Flächen ersetzt - entweder in Form eines Teilersatzes (Schlittenprothese) oder auch als so genannte Totalprothese mit Ersatz aller Gelenkflächen. Ob die Kniescheibenrückfläche ebenfalls mitersetzt wird, hängt vom Mitbefall dieses Gelenkabschnitts ab. Das künstliche Kniegelenk kommt vor RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 18 ERKRANKUNGEN DES KNIEGELENKS allem dann zum Einsatz, wenn entweder die oben genannten Faktoren gegeben sind oder aber reparative Methoden fehlgeschlagen sind. Besser, als sein Ruf… Das künstliche Kniegelenk ist besser als sein Ruf. Durch den Ersatz der zerstörten Knorpelflächen mit Metall- bzw. Plastikflächen (aus Polyethylen) können die Schmerzen in aller Regel zuverlässig beseitigt werden, vor allem im Bereich der Alltagsbelastungen. Stärkere Belastungen sind im Hinblick auf eine Prothesenlockerung aber auch auf einen vermehrten Verschleiß des Polyethylens nicht empfehlenswert. Die Patientinnen und Patienten können, wie Barbara Wondrasch betont, die meisten Tätigkeiten auch nach der Operation durchführen. Bestimmte „Stop-and-Go“-Bewegungen, wie sie bei vielen Ballsportarten vorkommen, sollten jedoch vermieden werden. Die modernen Prothesen können – auch durch die genaueren Techniken bei der Implantation – durchaus 20 Jahre überdauern. Mit und ohne Zement Beim Kniegelenksersatz wird natürlich nicht der gesamte Knochen ersetzt, sondern nur die beschädigten Knorpelflächen. Passgenau bemüht sich der Chirurg die zerstörten Knorpelteile durch die künstlichen Gelenkflächen zu ersetzen. Die Prothesenteile werden bei jüngeren Patienten ohne Knochenzement durch sogenanntes „Press Fit“, eingesetzt, während bei älteren Patienten zur Befestigung häufig Knochenzement benutzt wird. Bei entsprechender Operationstechnik und richtigem Umgang mit dem „neuen Knie“ durch den Patienten sind die Ergebnisse nach derartigen Operationen sehr gut. Individuelle Knieprothese Jeder Mensch ist individuell und damit gleicht auch kein Kniegelenk dem anderen. Da es naturgemäß starke Größenunterschiede gibt, ein großer, übergewichtiger Mann anatomisch andere Knie hat, als eine zierliche Frau, sind mehrere Größen von Prothesen verfügbar, die für die Implantation bereit stehen. Aus den USA stammt eine neue Methode, die es erlaubt, für die jeweiligen Patientinnen und Patienten ein passgenaues, maßgeschneidertes Kniegelenk zu designen. Dabei wird zuvor das Knie exakt vermessen, dann werden eine Magnetresonanztomografie und spezielle Röntgen-Bilder angefertigt und die Daten in ein Zentrum geschickt. Dort wird anhand dieser Informationen ein individueller und einzigartiger Schnittblock hergestellt, so dass jeder Patient eine individualisierte Prothese erhält. Studien haben gezeigt, dass diese Methode sicherer und wesentlich genauer ist, als herkömmliche Operationsmethoden. Die Operationszeit soll sich durch diese Methode wesentlich verkürzen, es kann RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 19 ERKRANKUNGEN DES KNIEGELENKS minimal invasiver operiert werden, wodurch die Rehabilitationszeit verkürzt wird. Bis dato gibt es allerdings noch wenige Zentren, die dieses Verfahren anbieten. Quellen: Gelenkzentrum Wien http://www.gelenkzentrum-wien.com/wo-tuts-weh/knie/individuelle-knieprothese/ Netdoktor zu Knieprothesen http://www.netdoktor.de/News/Knieprothesen-Computergestu-1137420.html Thomas Müllner zu Knieprothesen http://www.knieweh.at/de/knietotalendoprothese Das Navi-Knie Um ein künstliches Hüftgelenk besser positionieren zu können, bedient man sich heute zunehmend computergestützter Navigationssysteme. Es handelt sich dabei nicht um Operations-Roboter, die dem Chirurgen die Arbeit abnehmen, sondern um ein Hilfsmittel, das dem Operateur (wie beim GPS-Navi eines Autos) die richtige „Richtung“ anzeigt. Schließlich geht es darum, die optimale Position für das Implantat zu finden, sodass die Prothese exakt ausgerichtet werden kann. Auf diese Weise wird vermieden, dass ungenau bzw. nur „nach Augenmaß“ positionierte Prothesen durch eine Fehlstellung (etwa ein leichtes X- oder O-Bein) zu vorzeitigem Abrieb führen. Der Computer zeigt etwa die mechanische Beinachse an, sodass das künstliche Gelenk genau ausgerichtet werden kann. Dazu müssen zu Beginn der Operation sogenannte „Tracker“ an den Knochen angebracht werden. Das sind Referenz-Marker, die eine Kamera ortet und an die Computereinheit weiterleiten kann. Da auch die Instrumente vom System erfasst werden, ist zu jedem Zeitpunkt klar, wo sich der Operateur gerade befindet. Obwohl jüngst eine Forschergruppe aus Seoul mehr als 900 Eingriffe untersucht und keinen Vorteil gegenüber konventionellen Methoden festgestellt hat, sind viele Ärztinnen und Ärzte, die sich sehr intensiv mit dieser Methode beschäftigen, überzeugt von der Sinnhaftigkeit der exakteren Positionierung durch die Computerhilfe. Schließlich lasse sich dadurch eine weitaus längere Lebensdauer der Prothese erzielen. Quellen: Orthopädie und orthopädische Chirurgie. Knie Georg Thieme Verlag 2005 Kim et al., „Computer-Navigation versus Conventional Total Knee Arthroplasty”, RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 20 ERKRANKUNGEN DES KNIEGELENKS Journal of Bone and Joint Surgery (JBJS), 21.11.2012; Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) Leben mit einem neuen Knie Nach einem stationären Aufenthalt wird in der Regel ein Anschlussaufenthalt in einer speziell darauf eingerichteten Reha-Klinik empfohlen, wo der Patient dann noch einmal für etwa vier Wochen verbleibt. Wobei bereits auch die frühe Mobilisation durch Physiotherapeutinnen und -therapeuten im Krankenhaus bereits am ersten Tag nach der Operation als sinnvoll erachtet wird. Bei der Entlassung aus der Reha-Klinik kann das Gelenk dann normalerweise ohne Krücken belastet werden und die Bewältigung des Alltags dürfte dann keine wesentlichen Probleme mehr bereiten, wenngleich noch für zwei bis drei Monate eine ambulante Rehabilitation fortgesetzt werden sollte. Nach einer Knieprothesenoperation, auch bei einer Teilprothese, sollte eine Arbeitsunfähigkeit von etwa sechs bis acht Wochen einkalkuliert werden, vor allem wegen des notwendigen und sinnvollen Reha-Klinikaufenthalts. Etwa 2 Monate nach der Operation kann mit Schwimmen (nur Kraultempi ohne Froschtempi der Beine) begonnen werden. Ab dem 3. Monat sind Nordic Walking, Golfen und Radfahren wieder möglich. Laufen und Brustschwimmen kann man ab dem Zeitpunkt, wo das Knie beim Alltagsgebrauch keine Beschwerden mehr bereitet. Generell sollten Sportarten, die Stöße auf das oder Verdrehungen im Gelenk verursachen, nach derartigen Operationen auf Dauer gemieden werden. Will man dennoch stärker belastende Sportarten durchführen wie etwa Schifahren, Tennisspielen, Mountainbiken oder Reiten, so sollte man dies mit dem behandelnden Arzt besprechen. Durch die zunehmende Lebenserwartung steigt auch die Zahl derer, die eines künstlichen Kniegelenkes bedürfen. Aufgrund der Weiterentwicklung der Modelle und durch die gewonnenen Erfahrungen ist es möglich, die Lebenszeit der eingesetzten Prothesen deutlich zu verlängern. Daher geht man heute dazu über, bei entsprechender Klinik zunehmend auch jüngere Menschen zu operieren, da man davon ausgehen kann, dass das künstliche Gelenk ein Leben lang funktionsfähig bleibt. Quelle: KH Barmherzige Schwestern Wien – Knie-Broschüre http://www.bhswien.at/bhswien/media/pdf_contet_bhswien/BHS_BroschreKnie_100719_v02D_sb.p df RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 21 INFOLINKS INFOLINKS Österreichisches Institut für Sportmedizin http://www.sportmedizin.or.at/ Berufsverband der PhysiotherapeutInnen Österreichs http://www.physioaustria.at/ Sportordination Christian Gäbler zu Kniebeschwerden http://www.sportordination.com/ Aktiv ins Leben mit dem neuen Knie – Broschüre der Barmherzigen Schwestern Wien zum Download http://www.bhswien.at/bhswien/media/pdf_contet_bhswien/BHS_BroschreKnie_100719_v02D_sb.p df Arcus-Kliniken Pforzheim: Knieschmerzen http://www.sportklinik.de/knieschmerzen.html Manus-Klinik, Meniskusersatz http://www.manus-klinik.de/knie/meniskusersatz Median Orthopädische Klinik Braunfels http://www.okb-online.de/behandlungsschwerpunkte/11behandlungsschwerpunkte/innovative-op/18-der-meniskusersatz-oder-derkuenstliche-meniskus Orthopädische Abteilung AKH Linz http://www.linz.at/akh/792.asp Informationen zur Arthrose des Kniegelenks www.deutsches-arthrose-forum.de Erkrankungen des Kniegelenks www.meduni-graz.at/orthopaedie/schwerpunkte_knie.html Arthrose des Kniegelenks www.arthro-uerdingen.de/arthrose_knie.html RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 22 BUCHTIPPS BUCHTIPPS Patrick Weninger Meine Knie…endlich wieder schmerzfrei. Meniskus, Kreuzband & Knorpel Verlag Maudrich 2013 ISBN-13: 978-3851759761 Heike Höfler, Jörg Mair Das tut den Knien gut Blv Buchverlag 2010 ISBN-13: 978-3835406216 Wolfgang Franz, Robert Schäfer Knie-Arthrose: Vorbeugung – Behandlung - Heilung Verlag Herbig 2008 ISBN-13: 978-3776625868 Joachim Merk, Thomas Horstmann Knie aktiv: 100 Übungen bei Arthrose und nach Gelenkersatz, Verletzungen, Operationen S. Hirzel Verlag 2013 ISBN-13: 978-3777623047 Christian Lüring Künstliche Kniegelenke: Wege aus dem Schmerz Springer Verlag 2012 ISBN-13: 978-3642219894 Siegbert Tempelhof Das neue Knietraining G&U Verlag 2011 ISBN-13: 978-3833821752 RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 23 SENDUNGSGÄSTE SENDUNGSGÄSTE In der Sendung Radiodoktor – Medizin und Gesundheit vom 6. Mai 2013 waren zu Gast: Univ.-Prof. Dr. Christian Gäbler Facharzt für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie Medical Director Vienna City Marathon Alserstraße 28/12 A-1090 Wien Tel: +43 (0) 1 228 00 28 / 12 Mail: [email protected] Web: http://www.sportordination.com Univ.- Prof. Dr. Stefan Nehrer Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie Dekan der Fakultät für Gesundheit und Medizin Donau-Universität Krems Zentrum für Regenerative Medizin und Orthopädie Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30 A-3500 Krems Tel: +43 (0)2732 893-2620 Mail: [email protected] Web: http://www.knorpelschaden.org Barbara Wondrasch, PT, MSc Physiotherapeutin FH Dozentin an der FH St. Pölten, Studiengang Physiotherapie FH St. Pölten GmbH Matthias Corvinus-Straße 15 A-3100 St.Pölten Mail: [email protected] Web: www.fhstp.ac.at RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 24