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KULMBACH STADT 15
SAMSTAG/SONNTAG, 7./8. MÄRZ 2015
„Kein Luxus, sondern Notwendigkeit“
Der Erweiterungsbau der Carl-von-Linde-Realschule ist fertig: Schulleiterin Monika Hild, die Schüler und die Lehrer feierten die
Fertigstellung des 2,5 Millionen Euro teuren Gebäudes.
REALSCHULE
VON UNSERER MITARBEITERIN
SONJA ADAM
Kulmbach — Eigentlich hat Sebastian Müller bereits 2004 die Carlvon-Linde-Realschule in Kulmbach verlassen. „Aber hier ist die
Grundlage für meinen weiteren
beruflichen Lebensweg gelegt
worden“, so Müller. Sebastian
Müller tut sich schwer mit dem
Sprechen. Er ist an den Rollstuhl
gefesselt. Doch dass er eine Regelschule besucht, das war ihm
wichtig. „Wenn es damals schon
einen Aufzug gegeben hätte, das
wäre schön gewesen“, freut sich
Sebastian Müller mit den Schülerinnen und Schülern der Carlvon-Linde-Realschule über die
vielen Neuerungen.
Heute ist Sebastian Müller Sozialpädagoge in Regensburg.
„Ich danke aber heute noch für
die inklusive Pionierarbeit, die an
der Realschule Kulmbach geleistet worden ist“, so Müller. „Inklusion ist eine Gemeinschaftsaufgabe, es gibt noch viel Bewusstseinsarbeit“, sagt Müller –
und die Festgäste, die zur Einweihung des Neubaus in die Carlvon-Linde-Realschule gekommen waren, erhoben sich von ihren Plätzen und zollten dem ehemaligen Absolventen Respekt.
Die Voraussetzungen für
Menschen mit Behinderungen
sind durch den Erweiterungsbau
jetzt viel besser. Die Schule hat
im Zuge des Erweiterungsbaus
einen Aufzug bekommen, so die
Schulleiterin Monika Hild. Tatsächlich musste die Carl-vonLinde-Realschule jahrelang mit
einem immensen Raumdefizit leben. Die Schüler mussten in Containern untergebracht werden.
Die Ganztagesklassen mussten in
den Keller ziehen. Doch 2012 kame die Wende: Damals wurde der
zusätzliche Raumbedarf von 389
Quadratmetern anerkannt. Und
damit waren die Weichen für den
2,5 Millionen teueren Erweiterungsbau gestellt.
Ein Lernbüro und ein Chill-Raum
Für die Ganztagesklasse steht
jetzt ein neues Klassenzimmer
zur Verfügung, ein Spielzimmer
mit Tischtennisplatte und Kicker, eine Mensa. Aber auch ein
Hausaufgabenraum, ein Lernbüro und ein Chill-Raum sind geschaffen worden, erklärte der
stellvertretende Schulleiter Markus Popp. Und auch das Lehrerzimmer wurde vergrößert.
„Schule ist heutzutage mehr als
ein Gebäude mit Klassenzimmern, in den denen eine Tafel,
Tische und Stühle stehen. Schule
ist ein Ort zum Lernen und zum
Leben. Denn in der Schule verbringen unsere jungen Menschen
einen großen Teil ihrer Zeit, hier
finden Begegnungen statt, hier
wird Sozialverhalten eingeübt“,
so Monika Hild.
Landrat Klaus Peter Söllner
erinnert an das Schuljahr 2010/11
– damals explodierten die Schü-
„Dieses Schulhaus war zu klein, alle passten nicht mehr rein, es war einfach zu voll, ständig steig die Schülerzahl“, sangen die Sechstklässler. Sie hatten einen eigenen Anbau-Song verfasst und trällerten im Refrain:
„Container weg! Au, au, au au - au revoir!“
Foto: Sonja Adam
lerzahlen an der Realschule regelrecht und plötzlich hatte die
Schule mehr als 1200 Schüler unterzubringen. „Wir haben auch
500 000 Euro für den naturwissenschaftlichen Bereich angelegt
– zusätzlich zu den Baukosten
von zwei Millionen Euro“; zog
der Landrat eine Bilanz. „Aber
jetzt haben wir eine vernünftige
Lösung“, so Söllner. Kulmbachs
OB Henry Schramm gab die Parole aus, dass jetzt die „Sardinenbüchsen-Erlebnisse ein Ende
hätten.“ Denn so hatten die
Schüler die Unterbringung in
den Containern immer tituliert.
„Es hat sich im Schulleben viel
verändert. Jetzt habt ihr einen
Raum, um Halli-Galli zu machen, um zu Spielen, um zu chillen“, so Schramm und betonte,
dass der Erweiterungsbau kein
Luxus sei, sondern einfach eine
Notwendigkeit.
Marion Resch-Heckel von der
Regierung für Oberfranken betonte, dass nicht nur die Schulabteilung, sondern auch die Abteilung Kommunales, die die Förderung ausgereicht hat, und die Abteilung Bauen bei der Regierung
mit dem Bau befasst war. Und der
Ministerialbeaufragte für Realschulen Heinrich Hausknecht
betonte, das erst der Mensch das
Gebäude formte, dann aber das
Gebäude die Menschen. In
Kulmbach habe die Realschule
früh das Potential von Ganztagesbetreuung erkannt, so Hausknecht.
Durchgeführt hatte den Bau
Architekt Karl-Heinz Müller,
ebenfalls ein Ehemaliger der
Schule. Müller überreichte
Landrat Klaus Peter Söllner und
Schulleiterin Monika Hild den
symbolischen Schlüssel. Einige
Kleinigkeiten müssen allerdings
noch getätigt werden. Dekan Jürgen Zinck und Kaplan Alexander
Brehm weihten Kreuze, die von
den Schülern selbst gefertigt worden waren, ein und wünschten
dem Erweiterungsbau, in dem
auch eine Küche, eine Cafeteria
und eine Mensa untergebracht
sind, Gottes Segen.
Viel Mühe bei der Ausgestaltung der Einweihungsfeier haben
sich aber vor allem die Schüler
gegeben. Denn die Percussiongruppe hatte eigens ein beeindruckendes Werk einstudiert.
Die Sechstklässler haben sich einen eigenen Anbau-Song ausgedacht. Und auch das Vokalensemble, die Chorklasse, das Studienseminar und das Lehrerkollegium sorgten für eine festliche
Ausgestaltung. Und natürlich
standen vor allem die neuen
Räumlichkeiten offen. Prunkstück ist der neu gestaltete natuwissenschaftliche Bereich mit
dem neuen Chemieraum. Und
natürlich gab es dort auch Vorführungen: Geld wurde verbrannt, doch es brannte nicht,
aber Bier wurde gebraut.
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