Spielfilm-Treatment von Fredy Obrecht Juli 2014 Fredy Obrecht

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Spielfilm-Treatment von Fredy Obrecht Juli 2014 Fredy Obrecht
Das
Shooting
Spielfilm-Treatment
von
Fredy Obrecht
Juli 2014
Fredy Obrecht
Hardernstrasse 23
CH-3250 Lyss
+41 79 206 29 19
[email protected]
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Auf dem Fussballplatz beim Schulhaus. Der COACH, pfeift das
Spiel ab und ruft die Senioren-Spieler zu sich. Die Männer
sind alle über 30 Jahre alt. Der Coach lobt die Mannschaft
für die gute Leistung und erinnert daran, dass in einer Woche
der Fotograf kommen wird, um das Foto für die Sponsoren zu
schiessen. Insbesondere SAMUEL wird darauf hingewiesen, dass
alle mit dem sauberen Dress zu erscheinen haben, auch
diejenigen die keine Ehefrau haben, die sich um die Wäsche
kümmert.
In der Garderobe: Die Männer gehen unter die Dusche, danach
ziehen sie sich um. Einer der Männer zieht aus Samuels
Sporttasche ein Männermagazin und zeigt es herum wie eine
Trophäe. Lautes Gejohle.
Ein anderer Mann scherzt, dass das das Los der in die Jahre
gekommenen Single-Männer sei. Samuel sei zwar wohlhabend,
aber zu Hause fehle etwas. Solche Heftchen und eine
aufblasbare Freundin seien der traurige Ersatz für eine
Ehefrau.
Samuel reisst dem Provokateur das Magazin aus den Händen und
öffnet die Mittelseite mit dem grossen Aktfoto einer jungen
Frau. Stolz verkündet er, dass das Model seine neue Freundin
sei. Ungläubiges Gelächter.
Samuel holt tief Luft und verkündet: „Ihr Verheirateten seid
ja bloss neidisch. Ich wette, dass ihr eure Frauen nie zu
solchen Fotos überreden könntet! Ihr seid ja alle so
verklemmt.“
Die Männer protestieren laut. Allen voran THOMAS HUBER. Er
klärt Samuel auf, dass er wohl eine falsche Vorstellung von
Ehefrauen habe.
Samuel fordert die Männer auf, ihre Frauen zum Aktshooting zu
schicken. Wer innert zwei Monaten Aktfotos von seiner Frau
vorlegen könne, dem schenke er eine Woche in seinem
Ferienhaus in Südfrankreich - inklusive Benutzung des
Lamborghini Gallardo LP560, der dort in der Garage stehe.
„Die Wette gilt“, rufen die Männer unisono und besiegeln in
ihrem Übermut den Deal mit einem kollektiven Handschlag.
SARA HUBER, 33, steht vor der Türe einer ehemaligen
Uhrenfabrik in Biel. Sie kramt aus ihrer grossen Ledertasche
ein Stück Papier heraus und vergleicht es mit dem Türschild
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auf dem „STUDIO PHOTO“ steht. Erfolglos sucht sie nach einer
Türklingel.
Gerade als sie anklopfen will, öffnet sich die Türe und vor
ihr steht eine JUNGE FRAU. Sie kümmert sich nicht um das
Papier, das ihr Sara entgegenstreckt, sondern ruft in den
Raum hinter sich: „Alain, quelqu'un pour toi“ und verlässt
das Studio, ohne die Antwort von Alain abzuwarten.
ALAIN, 40, trägt verschlissene Blue Jeans und ein halboffenes
Hemd. 3-Tage-Bart, wirres, lockiges Haar.
Sara streckt ihm das Papier entgegen und erklärt, dass sie
wegen diesem Gutschein gekommen sei. Ihr Mann, Thomas Huber,
habe für sie den Termin vereinbart. Sara gibt ihm den
Gutschein. Auf Deutsch mit starkem französischem Akzent
heisst Alain sie willkommen und bittet sie einzutreten.
Das Studio besteht aus einem komplett schwarz gestrichenen
Raum mit schwacher Beleuchtung. An der Decke hängt eine
breite Rolle graues Papier. Das Papier ist heruntergezogen
und bedeckt einen Teil des Bodens. Rundherum stehen auf
Stativen aufgespannte Reflektor-Schirme und Diffuser. Am
Boden ein Gewirr von Kabeln. Auf einem schweren Roll-Stativ
ist eine Kamera montiert. In einer Ecke eine abgenutzte
Polstergruppe und ein mit Zeitschriften, leeren Gläsern und
Kaffeetassen überstellter Salontisch.
Alain deutet Sara, dass sie sich auf das Ledersofa setzen
soll und nimmt ihr gegenüber auf einem Fauteuil Platz.
„Alors, ich bin Alain, le photograph“, sagt er und schaut auf
den Gutschein, den Sara ihm gegeben hat. „Du bist Sara?
Bienvenue Sara. Du hast also ein Shooting geschenkt bekommen.
Félicitation.“ Er rekapituliert, dass 3 Stunden ohne
Assistenz und Visagistin gebucht wurden.
Sara nickt zustimmend und schaut sich etwas verunsichert in
dem Studio um. Alain ergänzt, dass Retouche, vier Printouts
und alle Fotos auf DVD inbegriffen sind. Danach weist Alain
Sara an, sich hinter der Faltwand in der Studioecke
auszuziehen. Dort werde sie einen Bademantel finden, den
könne sie anziehen.
Erschrocken will Sara wissen, warum sie sich ausziehen solle.
Alain erklärt ihr, dass die Unterwäsche meist unschöne
Abdrücke auf der Haut hinterlasse.
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Ungläubig will Sara wissen, warum Unterwäsche-Abdrücke für
ein Portrait ein Problem sind. Alain lacht laut und erklärt
Sara, dass sie für ein Aktshooting gebucht sei. Er mache
keine normalen Portrait-Aufnahmen. Sondern ausschliesslich
Akt, Teilakt und manchmal auch Lingerie.
Sara kann kaum glauben, was sie da gehört hat und fragt
deshalb nach, ob er mit „Akt“ allen Ernstes glaube, er dürfe
sie nackt fotografieren. Sie sei überzeugt, dass es sich
hierbei um ein Missverständnis handeln müsse. Wieso um
Himmels willen solle ihr Mann ihr einen Gutschein für
Aktfotos schenken?
Sie seien seit sieben Jahren verheiratet und sie hätten zwei
Kinder. Ihr Mann wisse ja, wie sie aussehe und brauche keine
Nacktfotos von ihr. Sie werde sich doch nicht vor einem
fremden Mann ausziehen und nackt fotografieren lassen. Ihr
Mann habe sicher nicht gewusst, dass hier solche Fotos
gemacht werden.
Freundlich aber bestimmt erklärt Alain, dass er Fotograf und
kein Paartherapeut sei. Es interessiere ihn nicht, warum ihr
Mann ihr diesen Gutschein geschenkt hat. Dann nimmt Alain den
Laptop, tippt kurz etwas ein und dreht ihn dann so, dass Sara
auf den Bildschirm sehen kann.
Er erklärt ihr, dass das Shooting über diese Webseite gebucht
worden sei. Ein Missverständnis sei also ausgeschlossen. Es
sei ihm auch egal, wenn sie sich entschliesse auf das
Shooting zu verzichten. Es sei bereits bezahlt und das Geld
gebe es auf keinen Fall zurück. Die Buchung sei definitiv.
Verzweifelt schluchzt Sara, es sei halt nicht immer so
einfach mit dem Haushalt und den Kindern. Zudem arbeite sie
auch noch Teilzeit als Lehrerin. Sie könne nicht verstehen,
warum ihr Mann nicht mit ihr gesprochen habe, wenn er etwas
vermisse. Er stelle sich das alles immer so einfach vor.
Vielleicht hätte sie … oder er hätte ja auch …
Alain setzt sich neben Sara auf das Sofa, zupft ein Kleenex
aus einer Schachtel und gibt es Sara. Dann legt er den Arm um
ihre Schulter und erklärt ihr, dass er Künstler und kein
Voyeur sei. Er sei gut, in dem was er mache. Seine Models
würden ihn lieben, weil er sie gut aussehen lasse. Sie nennen
mich „le magicien“, sagt er stolz.
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Alain unterbreitet Sara den Vorschlag, dass sie ihn einfach
seinen Job machen lasse. Er werde sie zur Göttin machen, zur
Venus. Er verspricht ihr ganz vorsichtig zu beginnen und erst
wenn sie sich gut fühle und weitermachen wolle, werde er sie
in mutigeren oder frecheren Posen fotografieren. Wenn ihr die
Bilder nicht gefallen, werde er sie einfach wieder löschen,
pas d’problème. Er verspricht ihr auch, dass ihr Mann auf den
Fotos eine ganz andere, neue Sara entdecken werde. Vielleicht
werde er auch etwas „jaloux“, weil er als visueller Mensch in
ihr eine Sinnlichkeit erkenne, wie sie ihr Mann garantiert
noch nie wahrgenommen habe. „D'accord?“
Thomas kommt in die Garderobe beim Fussballplatz und sieht
die anderen Männer, wie sie alle gemeinsam in einer
Zeitschrift blättern. Thomas scherzt, ob Samuel eine neue
Fotomodell-Freundin gefunden habe. Mit einem breiten Grinsen
sagt Samuel, dass er echt beeindruckt sei und Thomas
gratuliere. Er habe die Wette gewonnen. „Welche Wette?“, will
Thomas wissen. Seine Sara sei die Einzige, die sich getraut
habe, die Fotos zu machen. Und wie man erkennen könne, sei
sie wirklich talentiert. Thomas sei zu beneiden, meint
Samuel.
Thomas reisst den Männern die Zeitschrift aus den Händen und
sieht sich die Fotos an. Wortlos dreht es sich um, packt
seine Sporttasche und verlässt mitsamt der Zeitschrift die
Garderobe.
Sara und die beiden Kinder (SIMON, 5 und ANNA, 10) sitzen am
Tisch beim Abendessen. Thomas wirft seine Sporttasche in die
Ecke und schickt die beiden Kinder auf ihr Zimmer. Als sie
ihm nicht sofort gehorchen, wird er laut, sodass die Kinder
erschrocken aufstehen und gehorchen. Thomas wirft die
Zeitschrift mitten auf den Esstisch. Einige Gläser fallen um
und die Getränke fliessen über den Esstisch auf den Boden. Ob
sie das gewusst habe, fragt er Sara.
Alain habe ihr gesagt, dass die Fotos von einer
Fachzeitschrift für Fotografie als Foto des Monats ausgewählt
worden seien. Zudem stehe in den Vertragsbedingungen, dass
der Fotograf das Recht habe, die Fotos zu publizieren.
Anstatt jetzt so einen Aufstand zu machen, wäre es vielleicht
besser gewesen, er hätte das Kleingedruckte auch gelesen,
bevor er sie zu diesem Fotografen geschickt habe.
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„Alain?“ Nun sei sie also schon per Du mit dem Fotografen. Ob
sie eine Beziehung mit diesem Mann habe, will Thomas wissen.
Und was sie, nach den Aufnahmen gemacht hätten. Ob er gut
sei, dieser „Alain“.
Ruhig und erstaunlich gelassen entgegnet Sara, dass es ihr
tatsächlich Spass gemacht habe, dieses Shooting. Es sei ein
gutes Gefühl gewesen, einmal als Frau im Mittelpunkt zu
stehen. Und schliesslich sei es doch logisch, dass sie den
Mann, der sie nackt fotografiere, nicht mit „Monsieur Ducret“
anspreche. Zudem sei Alain ein Vollprofi. Ausser Fotos habe
er nichts mit ihr gemacht. Etwas lauter und bestimmter
ergänzt Sara, dass er keinen Grund habe, ein Eifersuchtsdrama
zu inszenieren. Schliesslich sei das Ganze seine Idee
gewesen.
Sara steht im Schulzimmer vor ihrer Klasse und schreibt die
Hausaufgaben für den nächsten Tag an die Wandtafel. Die Türe
zum Schulzimmer öffnet sich, eine ÄLTERE LEHRERIN geht
schnurstracks zu Sara und flüstert ihr zu, dass der Rektor
sie in seinem Büro sehen wolle. Jetzt gleich und sie werde in
der Zwischenzeit die Klasse übernehmen. Böses ahnend, legt
Sara die Kreide zur Seite, nimmt ihre Handtasche und verlässt
das Schulzimmer.
Sara klopft an die Türe des REKTORS und nachdem sie ein
„Herein“ gehört hat, tritt sie ein. Der Rektor sitzt an
seinem Schreibtisch und bittet sie, sich gegenüber zu setzen.
Vor ihm auf dem Tisch liegt die Foto-Zeitschrift. Der Rektor
räuspert sich und zieht nervös an seinen Fingern. Eigentlich
hätte er ja persönlich nichts gegen ihr Hobby einzuwenden.
Schliesslich sei es ja Privatsache, was man so in seiner
Freizeit mache. Sie solle ihn bitte nicht falsch verstehen,
er finde diese Fotos sogar sehr ansprechend. Leider hätten
sich aber Eltern an die Schulbehörde gewendet und so bleibe
ihm nichts anderes übrig.
Sara will wissen, was denn übrig bleibe.
Wenn Sie noch persönliche Sachen im Klassenzimmer habe, so
können Sie diese jetzt holen. Frau Frankenberg werde sie
gerne begleiten. Den Schlüssel vom Schulhaus könne sie auch
gleich ihr abgeben. Die formelle Kündigung werde sie in den
nächsten Tagen von der Behörde mit einem eingeschriebenem
Brief erhalten. „Ich wünsche Ihnen alles Gute und danke
Ihnen für Ihr Engagement an unserer Schule, Frau Huber.“ Der
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Rektor steht auf und streckt Sara seine Hand entgegen. Ohne
die Hand des Rektors zu beachten, erhebt Sara sich, dreht
sich um und verlässt wortlos den Raum.
Sara fährt mit ihrem Auto auf den Parkplatz vor dem Wohnhaus.
Sie steigt aus und sieht, dass jemand „Bitch“ auf die
Haustüre gesprayt hat.
Sara steht in der Küche und kocht das Mittagessen für die
Familie. Gleichzeitig mit Thomas kommen auch die beiden
Kinder nach Hause. Simon will vom Vater wissen, was „Bitch“
bedeute. Thomas sagt ihm nur, dass er seine Mutter fragen
soll. „Mama, was ist ein …“. Anna hält ihm rasch die Hand vor
dem Mund. Sara wirft den Kochlöffel so wuchtig in die Pfanne,
dass die Tomatensauce spritzt. Weinend rennt sie ins
Badezimmer und schliesst sich ein. Thomas geht in die Küche
und kümmert sich um das Essen.
Die Kinder nehmen ihre Schulranzen und verlassen das Haus.
Sara sitzt auf dem Rand der Badewanne, das Gesicht in den
Händen vergraben. Sie hört Thomas vor der Türe des
Badezimmers. Er sagt, dass es höchste Zeit wäre, dass sie
miteinander sprechen würden. Auf dem Telefonbeantworter wären
über 30 Anrufe von Fotografen und anderen Lüstlingen, die
alle Fotos von ihr machen wollen.
Sara öffnet die Türe und sagt, dass sie ihre private
Telefonnummer und Adresse aus der Set-Card im Internet
entfernt habe. Alle Anfragen gingen nun zuerst zu Alain und
nur die seriösen würden an sie weitergeleitet. Ohne Thomas
eines Blickes zu würdigen, geht Sara geht in die Küche und
kümmert sich um den Abwasch.
Thomas will wissen, was eine Set-Card ist. Sara erklärt ihm,
dass das so etwas wie ein Referenz-Dossier sei. Fotografen
und Werbeagenturen schauen in diesen Set-Cards, ob sie ein
passendes Model finden. Empört will Thomas wissen, warum Sara
überhaupt so ein Dossier im Internet habe. Ob sie denn nicht
schon genug Probleme hätten und ob sie allen Ernstes noch
mehr von diesen Fotos von sich machen lassen wolle.
Ohne Thomas anzuschauen, erwähnt Sara, dass sie aus der
Schule entlassen wurde. Dieser Schleimer von einem Rektor
habe ihr doch tatsächlich gesagt, dass ihm die Fotos gefallen
würden. Aber die Eltern hätten Druck gemacht. Sie habe gerade
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noch Zeit gehabt, ihre persönlichen Sachen zusammen zu
suchen. Der Karton stehe noch im Auto.
Thomas rauft sich die Haare und fragt, wie sie das jetzt wohl
machen sollten mit der Hypothek. Schliesslich hätten sie mit
ihrem Einkommen als Lehrerin fest gerechnet.
Sara entgegnet, dass unter den Angeboten auch solche seien,
bei denen sie als Akt-Model sogar mehr verdienen werde als
eine Lehrerin. Thomas ist entsetzt und will von ihr wissen,
warum sie das unbedingt weitermachen wolle. Ob sie so was wie
eine Exhibitionistin sei, die es geniesse, sich zur Schau zu
stellen.
Sara lässt das Geschirr in der Spüle stehen, wischt sich
sorgfältig die nassen Hände an ihren Kleidern ab und stellt
sich ganz nahe vor Thomas. Ja, es gefalle ihr, sagt sie. Sie
finde es geil in ihrer Weiblichkeit bewundert zu werden. Sie
geniesse es, im Mittelpunkt zu stehen. Endlich habe sie etwas
gefunden, das nicht nur aus Pflicht bestehe. Und wenn er,
Thomas, damit nicht klar komme, dann sei das sein Problem,
nicht ihres. Sie werde ihn keinesfalls um Erlaubnis bitten.
Schliesslich sei er und nicht sie der Auslöser von alledem.
Thomas nimmt die aufgebrachte Sara in die Arme und küsst sie
auf die Stirn. Sara lässt die Umarmung passiv über sich
ergehen. Sie habe ja Recht, sagt Thomas und er bittet sie um
Entschuldigung. Sie hätten gemeinsam schon so viel erlebt, da
würden sie das auch überstehen.
Er habe die Jungs vom Fussballklub und ihre Frauen für
kommenden Freitag zur Grillparty im Garten eingeladen.
Wenn Sie wolle, könne dieser Alain ja auch kommen. Er sei
überzeugt, dass bei Bier, Bratwurst und Small Talk die Wogen
geglättet und man wieder zum Alltag zurückfinden werde.
Und wenn er ehrlich sei, müsse er zugeben, dass er ihre Fotos
auch sehr schön finde und in ihm Lust auf seine schöne Sara
wecken würde. Vielleicht, heute Abend, wenn die Kinder im
Bett seien, könne er ihr ja seine Gedanken mal ausführlicher
schildern.
Thomas steht vor dem Grill und prüft mit der flachen Hand, ob
die Glut heiss genug sei. Sara und Alain sitzen derweil etwas
entfernt an einem Gartentisch und unterhalten sich.
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Thomas ruft ihnen zu, dass sich die Jungs wohl verspäten.
Wenn sie Hunger hätten, so könne er für sie schon mal etwas
auf den Grill legen. Doch Sara und Alain winken ab.
Thomas läuft runter zur Strasse, um nachzuschauen, ob ihre
Besucher in Sichtweite seien. Aber die Strasse ist leer.
Thomas schaut auf die Uhr und geht zurück in den Garten. Auf
halben Weg bleibt er stehen, greift sich an den Kopf und
rennt das letzte Stück. Wütend gibt er dem Grill einen
Fusstritt, so dass dieser umfällt.
Schnellen Schrittes geht er auf Sara und Alain zu. Nun habe
er wegen ihr auch noch seine Freunde verloren, schreit er sie
an. Warum verdammt nochmal habe sie nicht einfach nein sagen
können wie die anderen Frauen. Sie sei ja sonst auch so
überkorrekt und prüde. Warum sie ihm das angetan habe? Sara
steht auf und sagt zu Alain, dass sie gleich wieder da sei.
Alain ist es sichtlich unangenehm, er zuckt mit den Schultern
und sagt zu Thomas: „Je suis désolé.“
Nach kurzer Zeit kommt Sara zurück. Sie zieht einen kleinen
Rollkoffer hinter sich her. Sie bittet Alain, sie von hier
wegzubringen und ohne anzuhalten marschiert sie direkt zu
Alains Auto. Bevor Alain ins Auto steigt, sagt er nochmals zu
Thomas: „Désolé!“
Alain und Sara sitzen im Auto und fahren Richtung Stadt.
Alain fragt, wohin er sie bringen soll. Ob sie Freunde oder
Familie habe. Wenn Sie wolle, könne sie für die nächsten Tage
auch bei ihm unterkommen. Sara bedankt sich für das Angebot,
bittet ihn aber, sie einfach nur in die Stadt zu bringen.
Oder noch besser zum Bahnhof. Sie müsse weg und alleine sein.
Alain zuckt mit den Schultern und sagt: „Comme tu veux.“
Sara steht an der Rezeption eines billigen Hotels. Der
CONCIERGE gibt ihr ein Formular und einen Stift und bittet
sie, die Anmeldung auszufüllen. Wenn Sie keine Kreditkarte
habe, müsse sie im Voraus bezahlen, das sei die Regel des
Hauses, beteuert er.
Sara füllt hastig das Formular aus, legt einige Geldscheine
auf die Theke, nimmt den Zimmerschlüssel. Sie greift nach
ihrem Rollkoffer und geht zum Lift. Der Concierge ruft ihr
nach, sie habe vergessen, die Zeile mit dem Beruf
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auszufüllen. „Lehrerin“, ruft Sara und korrigiert sich dann:
„Nein, Fotomodell“.
Sara sitzt in einem weissen Seidenumhang in der Maske eines
grossen Fotostudios in Zürich. Eine VISAGISTIN kümmert sich
um ihr Make-up. Ein KAMERAASSISTENT kommt ganz aufgeregt in
die Maske, schnappt sich einen Klappstuhl und setzt sich
neben Sara. Er schickt die Visagistin weg und sagt ihr, den
Body könne sie später machen.
Im Studio sei FRANZ LOFER und frage, ob es okay sei, wenn er
beim Shooting dabei ist. Sie kenne diesen Franz nicht, sagt
Sara, und eigentlich möge sie kein Publikum bei den
Shootings. Der Assistent entgegnet, dass Lofer einer der
berühmtesten Casting-Agents sei. Der habe die besten
Beziehungen zu den Werbeagenturen und Spitzenfotografen auf
der ganzen Welt. Womöglich sei da was ganz Grosses im Busch.
Zögernd willigt Sara ein, verbittet sich aber jeden Kommentar
des Zuschauers und verlangt, dass er im Hintergrund bleibe,
wo sie ihn nicht sehe. Dann winkt sie der Visagistin zu, dass
sie weitermachen solle. Der Assistent findet, die
Entscheidung gut und wirft vor lauter Aufregung beim
Rausrennen den Klappstuhl um.
Sara stellt sich vor eine grosse weisse Wand, deren Übergang
zum Boden abgerundet ist. Rundherum stehen Blitzgeräte. Der
FOTOGRAF#2 stellt sich vor sie, hält ihr einen
Belichtungsmesser vors Gesicht und löst den Blitz aus. Sara
erschrickt beim ersten Blitz. Dann gibt der Fotograf dem
Assistenten die Anweisung, die drei und vier etwas
zurückzunehmen. Sara bleibt regungslos stehen. Diese Prozedur
wiederholt er etliche Male an verschiedenen Stellen von
Sarahs Körper, bis er schliesslich der Meinung ist, dass die
Einstellungen stimmen.
„O.k. Sara, wir können“, sagt der Fotograf und schnappt sich
eine Kamera. Sara lässt ihren weissen Umhang fallen, den der
Kameraassistent sofort aus dem Bild räumt.
Franz Lofer, 40, sehr gepflegt mit Anzug und Krawatte sitzt
im halbdunklen Hintergrund auf einem Klappstuhl und macht
sich in einem kleinen Buch Notizen.
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Der Fotograf gibt Sara laufend Anweisungen für neue Posen und
versucht sie mit Komplimenten zu motivieren. Der Raum wird
immer wieder durch Blitze erhellt und ein Beep-Ton zeigt dem
Fotografen an, wenn die Blitzanlage wieder bereit ist. Ab und
zu verlangt der Fotograf nach anderen Objektiven oder
Requisiten.
Das sei für den Anfang schon mal gar nicht so schlecht, meint
der Fotograf und geht mit seiner Kamera zu Lofer. Dort klickt
er auf dem Kameradisplay die gespeicherten Bilder durch. Ab
und zu mit einem Kommentar zum Licht oder zu Pose. Lofer
nickt zustimmend oder zieht eine Augenbraue nach oben, gibt
aber selbst keinen Kommentar ab.
Sara greift sich ihren Umhang, zieht ihn an und reklamiert,
ob sie das auch mal sehen dürfe. „Selbstverständlich Honey“,
sagt der Fotograf und geht mit der Kamera zu Sara. Sie
korrigiert, dass ihr Name Sara und nicht Honey sei.
Während sich Sara die Bilder auf dem Kameradisplay ansieht,
steht Lofer auf und ruft Sara zu, dass er sie anschliessend
im Café gegenüber erwarte. Er hätte etwas Wichtiges mit dir
zu besprechen. Ohne Saras Antwort abzuwarten, verlässt er das
Studio.
Sara sitzt alleine in einem schäbigen Hotelzimmer. Von
draussen ist Strassenlärm zu hören. Sara nimmt ihr Handy und
klickt durch die Bilder ihrer Kinder, legt das Handy zur
Seite, nimmt es aber gleich wieder in die Hand.
Auf dem Display steht „Kontakte“ und das Bild von Thomas ist
zu sehen. Darunter der Anruf-Button. Sara hält ihren Finger
über den Button. Ihre Hand zittert. Dann drückt sie den
Anrufknopf. „Ich bin‘s, Sara. Wir müssen uns treffen“.
Thomas sitzt in einem Strassenkaffe an einem kleinen Tisch
mit 2 Stühlen und studiert intensiv die Speisekarte. Da
entdeckt er Sarah, die durch den Verkehr rasch über die
Strasse rennt. Nervös legt er die Speisekarte zur Seite,
weiss aber nicht wohin mit den Händen und greift erneut zur
Karte. Dann schaut er auf, begrüsst Sara ohne aufzustehen und
bittet sie Platz zu nehmen.
Er gibt ihr die Speisekarte. Sie nimmt sie jedoch nicht und
erklärt, dass ihr nicht nach Essen zumute sei. Thomas will
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etwas sagen, doch Sara lässt ihn nicht zu Wort kommen. Sie
sagt in einem ruhigen, aber entschlossenen Tonfall, dass sie
einen Anwalt beauftragt habe, die Scheidung in die Wege zu
leiten. Sie werde auch ihren Teil dazu beitragen, dass er
vorläufig in dem Haus bleiben könne. Erst wenn die Kinder
gross seien, werde sie ihren Teil einfordern.
Eine Weile sitzen sie sich wortlos gegenüber. Dann fragt
Thomas, wie sie sich das mit den Kindern vorstelle. Im Moment
schaue noch seine Mutter zu ihnen, aber das sei keine
Dauerlösung. Schliesslich habe er einen anspruchsvollen Job,
der ihn fordere. In der aktuellen Situation könne er auch
nicht reduzieren. Es sei schliesslich die Mutter ihrer Kinder
und sie könne jetzt für ihren Selbstverwirklichungs-Trip
nicht die volle Verantwortung auf ihn schieben. Was er den
Kindern sagen solle, wenn sie abends nicht einschlafen
können, weil sie ihre Mutter vermissen.
Sara erwidert, dass sie erwartet habe, dass er wie gewohnt
alles auf sie abzuschieben versuche. Es sei ja so bequem für
ihn gewesen, mit seinem Beruf und seinen Fussballfreunden. Es
sei sie gewesen, die ihr Lehrerinnen-Pensum reduziert und ihr
Hobby aufgegeben habe. Doch sie habe sich entschlossen, das
erste Mal in ihrem Leben sich und ihre Bedürfnisse in den
Vordergrund zu stellen. Die Chance, die sie erhalten habe,
werde es in ein paar Jahren nicht mehr geben. Sie habe sich
die letzten Jahre um die Kinder und den Haushalt gekümmert.
Jetzt sei er dran und es sei ihr egal, wie er das anstelle.
Als sie sich anschickt aufzustehen, nimmt Thomas ihre Hand
und fragt sie, wie es ihr gehe, ob sie in einer Beziehung
lebe und wo sie jetzt wohne.
Sie habe viele neue Freunde gefunden und sie lebe ein
selbstbestimmtes Leben. Eine Liebesbeziehung habe sie aber
nicht, falls er das meine. Sie wolle sich nicht wieder den
Bedürfnissen eines Partners unterordnen. Nein, es gehe ihr
nicht gut, ergänzt sie. Es sei auch für sie schwierig, alles
hinter sich zu lassen. Aber sie sei sich bewusst, dass alles
im Leben seinen Preis habe. Sie sei bereit, diesen Preis zu
zahlen. Er solle aber den Kindern sagen, dass ihre Mutter
einen neuen Job habe, bei dem sie viel unterwegs sei. Sobald
sie eine Wohnung habe können die Kinder zu Besuch kommen.
Zurzeit wohne sie noch in der Stadt. Morgen habe sie bei
schönem Wetter noch ein Outdoor Shooting auf einem ehemaligen
Militärflugplatz. Es gehe um einen Bauernkalender für
Landmaschinen oder so was Ähnliches. Wahrscheinlich würden
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sie glauben, mit nackten Frauen mehr Traktoren verkaufen zu
können. Kein guter Job, aber sie brauche im Moment das Geld.
Übermorgen fliege sie dann nach München. Sie sei von einer
Kosmetikfirma als Testimonial ausgewählt worden. Mit einem
künstlichen Lachen sagt sie, soviel sie wisse, handle es sich
um Körperpflegeprodukte für die reife Frau. Ihr Casting-Agent
habe für sie einen Exklusivvertrag für ein Jahr ausgehandelt.
Sie werde dafür sie viel reisen müssen. Darum werde sie
sobald nicht wieder hier sein. „Es tut mir leid, ich wünsch
dir alles Gute“, sagt sie und lässt Thomas alleine am Tisch
sitzen.
Unter einem Sonnenschirm sitzen Sara und ein paar andere
Frauen. Ein Mann holt eine der Frauen und schickt sie zu
einem der Traktoren. Andere Leute sorgen mit grossen
Reflektoren für das entsprechende Licht. Die Frau zieht ihren
Umhang aus und klettert nackt auf den Traktor. Sie turnt auf
dem Traktor herum und der FOTOGRAF#3 fotografiert sie aus den
verschiedensten, zum Teil gewagten Perspektiven. Danach
reicht man ihr ihren Umhang und sie geht zurück unter dem
Sonnenschirm. Die Leute mit den Reflektoren und der Fotograf
begeben sich zu einem Mähdrescher. Sara wird gerufen, steht
auf und geht zum neuen Aufnahmeort.
Ein muskulöser Mann mit der Aufschrift „SECURITY“ auf seinem
T-Shirt, schubst Thomas unsanft zum Fotografen beim
Mähdrescher. Er sagt, er habe diesen Spanner hinter dem
Hangar gefunden. Was er mit ihm machen solle? Ob er ihn
selbst durchsuchen solle, ob er eine Kamera dabei habe oder
ob er das der Polizei überlassen solle?
Noch bevor der Fotograf antworten kann, sagt Sara, der
Spanner sei ihr Mann. Sie fragt Thomas, was er hier suche und
wie er sie gefunden habe. Thomas‘ Gesicht ist kreidebleich.
Er meint, es gäbe ja nicht so viele leerstehende Militärflugplätze und dass er mal mit eigenen Augen sehen wollte,
was sie bei diesen Fotoaufnahmen so mache. Vielleicht - so
habe er gehofft - würde er sie dann besser verstehen. Aber
ihm sei nur übel geworden.
Sara sagt zu dem Security-Mann, er solle Thomas laufen
lassen, aber er solle sicherstellen, dass er auch wirklich
vom Gelände verschwinde. Der Security-Mann gibt Thomas einen
kräftigen Schlag auf die Schulter und weist ihn an zu
verschwinden. Thomas stolpert ein paar Schritte und übergibt
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sich dann auf die Wiese. Der Security-Mann quittiert dies mit
einem „so ein Sauhund“.
Bevor Thomas sich wegschleppt, hört noch wie der Fotograf
Sara fragt, ob sie nun endlich bereit sei.
In einer grossen Diskothek tanzen Sara und andere Leute auf
der übervollen Tanzfläche. Nach einiger Zeit gehen Sara,
Lofer und ein anderes Paar an einen kleinen Tisch. Sara und
ihre Freundin erklären, dass sie sich noch rasch frisch
machen wollen und verschwinden Richtung Toilette.
Der andere MANN fragt
Kleinen und ob er sie
sagt, heute Nacht sei
bisschen verheiratet,
ein Glas, wirft etwas
Champagner.
Lofer, wie es denn so laufe, mit der
schon gebumst habe. Lofer lacht und
sie dran. Sie sei halt noch ein
aber er habe einen Plan. Dann nimmt er
hinein und füllt das Glas mit
Als Sara zurückkommt, gibt Lofer ihr das Glas Champagner und
sagt, dass sie gemeinsam auf eine erfolgreiche Zukunft
anstossen sollten. Sara nimmt einen kräftigen Schluck, sagt
dann aber, dass sie sich müde fühle und bald nach Hause
wolle. Lofer prostet hier nochmals zu, sagt sie solle
austrinken und nach einem letzten Tanz werde er sie nach
Hause bringen.
Sara und Lofer tanzen eng umschlungen. Nach ein paar Takten
wechselt die Musik und Sara hüpft wild zu den schnellen
Rhythmen. Plötzlich bleibt sie stehen, schaut Lofer mit
grossen, starren Augen an und bricht zusammen.
Im Behandlungszimmer misst der ARZT Saras Blutdruck. Lofer
schaut zu. Die paar Tage Ruhe im Krankenhaus hätten ihr gut
getan, sagt der Arzt zu seiner blassen, müde wirkenden
Patientin. Es sei wieder alles in Ordnung, allerdings sei die
nächsten Paar Tag noch Schonung nötig. Eine konkrete Ursache
für den Zusammenbruch hätten sie nicht gefunden. Der Arzt
schickt einen vielsagenden Blick zu Lofer. Dann wieder zu
Sara: Sie hätte es wohl einfach ein bisschen übertrieben.
Lofer und Sarah bedanken sich beim Arzt und verlassen das
Behandlungszimmer gemeinsam.
Auf dem Flur des Krankenhauses steuert Lofer auf eine andere
Türe zu. Er sagt zu Sara, er habe ein Geschenk für sie. Eine
Überraschung. Jetzt wo sie schon hier im Krankenhaus seien,
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möchte er sie einem Freund vorstellen. Lofer klopft an und
sie treten ein. Am Schreibtisch sitzt ein Arzt im weissen
Kittel. Lofer sagt, das sei sein Freund DR. LARS ANDERSON,
der beste Facharzt für ästhetische Chirurgie, den man für
Geld bekommen könne. Die beiden Männer lachen.
Der Arzt steht auf und geht zu Sara. Sara streckt ihm die
Hand zur Begrüssung entgegen, aber er legt der perplexen Sara
seine Hände auf ihr Gesicht und meint, er wolle mal sehen,
was er für sie tun könne. Er zieht etwas an der Haut seitlich
der Tränensäcke, drückt ihre Nase etwas nach oben und meint
dann, dass man da schon etwas tun könne, das sich lohnen
würde.
Dann bitte er Sara ihre Bluse und den Büstenhalter auszuziehen. Sara ist irritiert und wirft einen fragenden Blick zu
Lofer. Er meint nur: Hab‘ Dich nicht so. Lars und ich haben
schon einige Brüste gesehen. Sara ist viel zu müde, um ihre
Teilnahmslosigkeit zu überwinden. Sie zieht sich aus. Der
Arzt tastet ihre Brüste ab und fragt sie dann, wie viele
Kinder sie zur Welt gebracht habe. Sara sagt leise zwei. Das
hinterlasse halt schon Spuren, sagt der Arzt. Aber das sei
nichts, was man nicht korrigieren könne. Schliesslich bitte
er Sara auch noch ihren Rock hochzuziehen. Der Arzt
betrachtet Saras Beine und Hüften und sagt dann, dass sie für
ihr Alter noch ganz gut im Schuss sei.
Für Hüften und Po wäre es sinnvoll, es erstmal mit einem
Workout zu probieren. Er geht zum Schreibtisch und holt eine
Visitenkarte, die er Lofer in die Hand drückt. Er habe da
einen fantastischen Personal Trainer. Sie solle einfach
sagen, dass Dr. Anderson sie geschickt habe. Dann werde er
Sara schon noch irgendwie in seinen Terminplan reinquetschen.
Sara fragt Lofer, ob er wirklich glaube, dass das alles nötig
sei. Lofer antwortet, dass die Konkurrenz im Business nun mal
unerbittlich sei. Für einen Profi sei das ganz normal, dass
man da dem Erscheinungsbild ein bisschen nachhelfe. Und über
die Kosten solle sie sich keine Sorgen machen, die übernehme
er. Das sei eine gute Investition.
Am besten vereinbare sie mit Lars einen Termin gleich nach
ihrer Scheidung. Das werde dann ein deutlicher, sichtbarer
Schritt in ein neues Leben. Lofer fragt Sara, ob sie damit
einverstanden sei. Sara nickt abwesend. Dr. Anderson
begleitet die beiden zur Türe und bittet sie, mit seiner
Sekretärin den Termin zu vereinbaren.
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In Begleitung zweier Männer geht Sara die breite und lange
Treppe zum Gerichtsgebäude hoch. Einer von ihnen ist Lofer,
bei dem Sara sich eingehängt hat. Neben Ihnen geht der
Anwalt, der eine schwere Aktenmappe trägt.
„Sara, warte!“ Sara dreht sich um und sieht Thomas unten auf
der Strasse stehen. Viel zu leise als dass es Thomas hören
könnte sagt sie, dass es leider zu spät sei umzukehren.
In diesem Moment fährt ein grosser Lastwagen vor. Die Blache
ist bedruckt mit deinem riesengrossen Foto des liegenden,
nackten Thomas. Darunter der Text „Im Gefühl zeigt sich der
Mensch nackt*. Sara, ich liebe Dich“. Aus der Fahrerkabine
des Lastwagens steigt Alain aus und zeigt Sara eine Geste mit
dem Daumen nach oben.
* Marion Gitzel
Sara lacht und weint gleichzeitig und setzt sich auf die
Treppe vor dem Gerichtsgebäude.
Die Familie mit Sara, Thomas und den beiden Kindern sitzt am
Esstisch. Sara steht auf, geht zum Schrank, holt dort ein
Geschenkpaket heraus und stellt es vor Thomas auf den Tisch.
Ob dieses Geschenk für Papa sei, wollen die Kinder wissen.
Sara nickt. Aber der hat ja gar nicht Geburtstag, reklamieren
die Kinder.
Thomas öffnet das Paket und holt eine Fotokamera heraus.
Erstaunt und fragend sieht er Sara an.
Sara meint zu den Kindern, es stimme, Papa habe nicht
Geburtstag. Trotzdem hätten sie beide etwas zu feiern.
Deshalb komme gleich Oma vorbei, um ihre Enkel fürs
Wochenende abzuholen. Papa und ich werden dann zusammen die
neue Kamera ausprobieren…
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