Ringelspiel der Eheleute

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Ringelspiel der Eheleute
Ringelspiel der Eheleute
Personen:
Ein trautes Ehepaar, er in Pantoffeln und Hausjacke, mit Pfeife, sie in einem Hauskleid oder einer
Schürze.
Szene:
Wohnzimmer, er liest gemütlich die Tageszeitung und bewegt ab und zu die Lippen.
Er:
Schau mal her, Liebling, ich habe eine Brandblase auf der Zunge. Woher die wohl kommt?
Sie:
Das kann ich Dir sagen. Als Du heute Nacht nach Hause kamst, wolltest Du unbedingt aus der
Wärmflasche auf meine Gesundheit trinken... Und ich habe es Dich tun lassen.
Er:
Du trägst aber heute eine wunderschöne Halskette, liebe __________________ (Name der Braut).
Die hab ich ja noch nie an Dir gesehen.
Sie:
Stimmt, ich hab sie auch gestern erst auf dem Rücksitz Deines Autos gefunden.
Er:
Woran denkst Du?
Sie:
An nichts, an gar nichts.
Er:
Das ist wieder einmal echt weibliche Logik. Man kann doch nicht an nichts denken.
Sie:
Doch, das kann man sehr gut. Ich habe z.B. an das gedacht, was Du mir zum Geburtstag
geschenkt hast.
Er:
Ich bin keine Banknotenpresse. Es ist höchste Zeit, dass Du Deine Ansprüche einschränkst.
Sie:
Rücksichtslose als Du kann man schon gar nicht mehr sein. Ich bin Luft für Dich. Dabei hast
Du mir vor unserer Hochzeit hundertmal versichert, dass Du nicht weißt, wie Du ohne mich
Leben könntest.
Er:
Jetzt weiß ich es ganz genau, wie ich ohne Dich leben würde. Viel billiger!
Sie:
Ich möchte gern einmal wissen, wie viel Geld Du ins Wirtshaus trägst. Schämen muss man
sich mit Dir. Gestern bist Du doch auch wieder betrunken nach Hause gekommen, alle
Nachbarn haben sich beschwert.
Er:
Ich habe keinen Krach gemacht und gesehen hat mich auch niemand.
Sie:
Ja meinst Du vielleicht, die Leute hätten mich nicht schimpfen gehört? Meinst Du, die wären
taub?
Er:
Du redest immer nur von den Schattenseiten unserer Ehe.
Sie:
Naja, Du führst mich ja auch oft genug hinters Licht. Zum Beispiel soll ich schuld sein, dass Du
Deinen Trauring verloren hast.
Er:
Ja selbstverständlich. Habe ich Dir nicht schon mehrmals gesagt, dass in meiner
Westentasche ein Loch ist.
Sie:
Weißt Du, was mir an unserer Ehe immer besonders gut gefallen hat?
Er:
Da bin ich aber neugierig.
Sie:
Dass Du mit mir genauso reingefallen bist, wie ich mit Dir
Er:
Seit wann übst Du Selbstkritik?
Sie:
Von wegen Selbstkritik. Du behandelst mich so schlecht, dass die Leute sicher glauben, ich sei
Deine Köchin.
Er:
Wenn sie einmal bei uns gegessen haben, werden sie es nicht mehr denken.
Sie:
Weißt Du, ich möchte einmal in meinem Leben sehen, dass Dir das Bier nicht mehr schmeckt.
Er:
Du hast immer unerfüllbare Wünsche.
Sie:
Ich werde mich wohl oder übel daran gewöhnen müssen, dass Du oft spät nach Hause
kommst, Ich will es auch hingehen lassen, dass Du heute früh in angesäuseltem Zustand
warst. Was ich jedoch nicht hinnehmen kann, ist, dass Du den Versuch gemacht hast, aus
unserem neuen CD-Spiele ein paar kalte Pfannkuchen abzuspielen.
Er:
Du jammerst immerfort. Und dabei lebst Du doch bei mir wahrscheinlich wie im Paradiese.
Sie:
Ja, insofern ich nichts anzuziehen habe. Als ich heute Morgen in meinen Kleiderschrank sah,
stellte ich fest, dass mir ein Kostüm fehlt.
Er:
Das ist doch nicht möglich! Bei uns wurde doch nicht etwa eingebrochen. Kannst Du Dir nicht
denken, wo das fehlende Kostüm steckt?
Sie:
Oh doch, ich weiß, wo es ist. Im Schaufenster des Modehauses "Eleganz".
Er:
Warum hast Du dir neulich ausgerechnet so ein auffallendes zitronengelbes Kleid gekauft?
Sie:
Mit einer ganz bestimmten Absicht. Die Farbe des Kleides soll Dich immer daran erinnern,
wie sehr ich das Geld dafür aus dir herauspressen musste.
Er:
Begreife doch endlich, wir müssen sparen!
Sie:
Mach ich doch. Seit mehr als drei Monaten bezahle ich keine Rechnungen mehr.
Er:
Ich will Dir verraten, warum wir auf keinen grünen Zweig kommen. Du gibst zu viel aus.
Sie:
Hör mal her. Ich habe mich nie darum gekümmert, wie Du Dein Geld verdienst. Kümmere
Dich also gefälligst nicht darum, wie ich es ausgebe. Neulich habe ich in der Zeitung gelesen,
dass ein Mann, der nie raucht und trinkt, seinen 90. Geburtstag feiert.
Er:
Dass ich nicht lache. Was wird der schon viel feiern können? Es stand auch in der Zeitung,
dass man bald zum Mars reisen kann.
Sie:
Da haben wir es. Du alter Geldsack stöhnst schon, wenn wir im Sommer an die See reisen
wollen.
Er:
Mir schmeckt das Essen im Gasthaus auch besser als bei Dir zu Hause. Im Gasthaus auf der
Speisekarte kann ich wenigstens nachsehen, was es war.
Sie:
Ihr Männer seid auch keine Bohne wert.
Er:
Ja, das habe ich heute Morgen am Kaffee geschmeckt.
Sie:
Ich war wirklich ein schönes Rindvieh, als ich Dich geheiratet habe.
Er:
Typisch meine Frau. Du übertreibst schon wieder. Ein Rindvieh, ja! Aber schön warst Du noch
nie!
Sie:
Was Du nicht sagst. Erst kürzlich hat mich ein Herr mit "Fräulein" angeredet.
Er:
Naja, wie sollte er auch ahnen, dass Du einen Mann gekriegt hast.
Sie:
Übrigens, in der Wohnung gegenüber ist ein junger Mann eingezogen, der schaut immer
herüber. Wir müssen Vorhänge machen lassen, sonst sieht er mich beim Duschen.
Er:
Lass ihn nur schauen. Wenn er Dich einmal richtig gesehen hat, lässt er sich Vorhänge
machen.
Sie:
Wir brauchen aber unbedingt neue Gardinen.
Er:
Erstens habe ich kein Geld und zweitens sind für Deine Predigten die alten immer noch gut
genug.
Sie:
Ich gehöre bestimmt nicht zu den Frauen, die den ganzen Tag in der Stadt herumlaufen und
dann Klatsch und Tratsch erzählen.
Er:
Das weiß ich, Du hast ja kein Telefon.
Sie:
Wenn Du neulich am Telefon die Köchin nicht so angeschrien hättest, dann hätte sie auch
nicht gekündigt.
Er:
Es tut mir aufrichtig leid. Ich dachte, Du wärst noch am Apparat.
Sie:
Du bist schon lange nicht mehr so zärtlich zu mir wie damals, __________________ (Name des
Bräutigams). Früher hast Du meine Hand lange in Deiner gehalten.
Er:
Ja, ich erinnere mich. Damals wolltest Du immer Klavier spielen.
Sie:
Das ist ja lächerlich. Du bist doch so unmusikalisch, dass Du sogar die Spatzen zu den
Singvögeln rechnest.
Er:
Du wirst doch auch zum schönen Geschlecht gezählt. Das ist ebenso lächerlich. Wenn du
früher Klavier gespielt hast, wünschte ich mir, Beethoven zu sein.
Sie:
Das ist nett von Dir. Sicher hättest Du mir dann eine hübsche Begleitmusik komponiert.
Er:
Ich hatte eigentlich etwas anderes im Sinn. Beethoven war taub.
Sie:
Du hättest Politiker werden sollen.
Er:
Und warum, wenn ich fragen darf?
Sie:
Weil Du nie weißt, was Du willst. Und wenn Du schließlich doch etwas willst, dann kannst Du
es nicht durchsetzen. Um unseren Sohn solltest Du Dich auch mal etwas mehr kümmern. Der
Junge hat das Fernsehgerät mit dem Beil zerhackt.
Er:
Ich muss schon sagen, manchmal hat der Bengel direkt brauchbare Ideen.
Sie:
Hast du schon mal daran gedacht, dass unsere Tochter nun auch langsam erwachsen wird?
Er:
Wieso? Sie ist doch gerade erst vierzehn Jahr alt. Fragt sie Dich etwa schon nach Blumen und
Bienen und so?
Sie:
Nein, das nicht - sie wollte nur über das Alimente-Recht aufgeklärt werden. Sei mal ganz
aufrichtig __________________ (Name des Bräutigams). Wenn es ein Jenseits gibt, möchtest Du
mich dort wiedersehen?
Er:
Weißt Du, __________________ (Name der Braut), wenn ich schon einmal tot bin, dann möchte
ich wenigstens meine Ruhe haben. Allerdings glaube ich an Seelenwanderung. Ich war früher
unbedingt mal Hornochse.
Sie:
So, wann soll denn das gewesen sein?
Er:
An unserem Hochzeitstag.
Sie:
Ich glaube, wir sollten uns wieder vertragen, Schatz.
Er:
Das glaub ich auch, Liebling. Ich wünsche Dir alles, was Du mir wünschst.
Sie:
Zum Teufel, fängst Du schon wieder an!