Geldwerte Informationen für Kapitalanlage und Vermögen

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Geldwerte Informationen für Kapitalanlage und Vermögen
Geldwerte Informationen für Kapitalanlage und Vermögen
Düsseldorf, 23-10-2013
Beilage zu st Nr. 43/13
fmi 11/13
Aktienmärkte: Einmal mehr geraten Versorger ins Hintertreffen ●● Private Wealth
Management: Auch hier wird die Luft dünner ●● Ungarn: Die Währung trotzt (noch) den
politischen Widrigkeiten ●● Hellenic Petroleum: Spekulative griechische Beimischung
●● Alba Group: Auch Müll bringt Rendite ●● Hedgefonds im Überblick (Teil 2)
●●
Versorgerwerte lassen zu wünschen übrig
Während der DAX und andere weltweite Aktienindizes neue Rekordmarken erklimmen, können sich
die Amerikaner zu einem halbherzigen Kompromiss durchringen, um einen bevorstehenden Zahlungsausfall zu vermeiden. Doch nun ist die dortige Politik gefordert, eine nachBörsennews
haltige Lösung für das US-Schuldenproblem zu finden. Apropos Politik:
24.09.2013 22.10.2013
Trotz der von der Regierung erzwungenen Energiewende in Deutsch- DAX
8.664,60 8.947,46
land konnten Aktien aus dem Bereich erneuerbare Energien nicht von Dow Jones
15.334,59 15.467,66
der geplanten Neuausrichtung profitieren. Im Gegenteil: Milliarden Sub- Nikkei (23.10.2013) 14.620,53 14.426,05
1.314,81 1.333,00
ventionen sind in den vergangenen Jahren in einem schwarzen Loch aus Gold in $
1,50%
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Beihilfen versunken, und die Stromkosten für die Endkunden in Deutsch- Umlaufrendite
Euro-CHF
1,2295
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land zählen inzwischen zu den höchsten weltweit. Genutzt haben die
1,3481
1,3789
Subventionen im Solarenergie-Bereich vor allem den chinesischen Her- Euro-$
stellern. Trotzdem herrscht in der Branche derzeit eher eine absolute Sonnenfinsternis, und namhafte Unternehmen, wie Bosch, Centrotec etc., haben sich aus diesem Bereich wieder zurückgezogen.
Zu den wenigen deutschen Unternehmen aus dem Bereich ’erneuerbare Energien’ mit einer positiven
Bilanz zählt die Hamburger Beteiligungsgesellschaft Capital Stage. Die Hanseaten haben sich von ihrem einstigen Gemischtwarenladen-Konzept verabschiedet und konzentrieren sich auf das Betreiben
von Solar- und Windparks. Unter den Fittichen der Hamburger arbeiten derzeit 30 Solar- und Windparkanlagen mit einer Leistungskapazität von ca. 200 MW. Im Jahr 2012 flossen aus den Beteiligungen Umsätze von 45 Mio. € (plus 27 %) in die Bilanz. Der Vorsteuergewinn machte einen Sprung auf 9,4
Mio. € (plus 82 %). Das erste Halbjahr verlief mit einem Umsatz- und Ertragsanstieg von 30 bzw. 25 %
ebenfalls sehr gut, und wir schätzen das Geschäftsvolumen im laufenden Jahr auf über 60 Mio. €.
Nach der Kapitalerhöhung im Februar scheint der Konzern mit einer Eigenkapitalquote von rund 30 %
wieder ein festes Fundament gefunden zu haben. Das war nicht immer so. Eine tiefrot eingefärbte
Bilanz kennzeichnete beispielsweise die Jahre 2009 und 2011. Der Gewinn je Aktie sollte im laufenden
Jahr bei 0,28 € liegen, nachdem 2012 erst 0,18 € ausgewiesen wurden.
Einige Analysten prognostizieren für 2014 und 2015 bereits eine weitere Verbesserung des Ertragsniveaus auf 0,30 bzw. 0,35 € je Aktie. Damit kosten die Papiere den rund 12-fachen Jahresgewinn
(Basis 2014). Die für 20 Jahre garantierte Einspeisevergütung für bereits bestehende Energieparks
macht eine langfristige Unternehmensplanung ziemlich sicher. Auch wenn die Förderung für neue
größere Objekte bereits im vergangenen Jahr gestrichen wurde, hat das keinen Einfluss auf die Betreiber bereits bestehender Anlagen, sondern tangiert vornehmlich die Projektentwickler. Capital
Stage könnte vom Verfall der Modulpreise sogar profitieren und sich durch preiswerte Zukäufe von
Solarparks weitere Beteiligungen ins Boot holen. Grundsätzlich ist ein Investment in diesen Wert relativ gut kalkulierbar, und Investoren können sich mit einem überschaubaren Betrag im Rahmen einer geringen Depotbeimischung an diesem Unternehmen beteiligen. Risiken sind aber dennoch vorhanden: Ein etwaiger Eingriff seitens der Politik in die Einspeisevergütungs-Praxis hätte unter Um(Mo. - Do. 14 - 17
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der Unabhängigkeit nicht angenommen.
ISSN 1431-3103
fmi 11/13, S. 2
ständen erhebliche Auswirkungen auf die Erträge. Wir tragen diesem Risiko mit einer bei 3,40 € platzierten Stoppmarke Rechnung (ISIN: DE0006095003). Der aktuelle Kurs im Xetra-Handel liegt bei
3,75 €. Auch hier bitte grundsätzlich mit einem engen Limit agieren!
Auch Private Wealth-Manager müssen den Gürtel enger schnallen
Erneut lud Euroforum zum neudeutsch formulierten ’Private Banking Summit’. Bereits zum 12. Mal
fand sich also in Zürich das 'Who is Who' der Vermögensverwaltung der ’oberen Zehntausend’ ein, um
sich auszutauschen bzw. um über Wichtiges innerhalb der Branche zu berichten. Auch hier musste
man feststellen, dass sich die Reihen derer, die zu der Veranstaltung kamen, im Vergleich zu den Vorjahren nachhaltig gelichtet haben. Obwohl es hier um ’Vermögensverwalter weltweit’ ging, waren in Zürich doch schwerpunktmäßig Vertreter schweizerischer Institute anwesend. Unter dem Eindruck der
schweizerisch-deutschen und auch schweizerisch-US-amerikanischen Entwicklungen konstatierten die
Vertreter vor Ort, dass gerade das Private Wealth-Management das verlorengegangene Vertrauen und
die Glaubwürdigkeit der vermögenden Kunden peu à peu zurückgewinnen muss. Das Schlagwort dieser Tage lautete dementsprechend ’Transparenz’. Diese gilt nicht nur bezüglich der Konditionen, sondern auch in Bezug auf die Strategieausrichtung und die seitens der Manager getätigten Investments
zum Wohle der betreuten Kunden.
So gab UBS unumwunden zu, allein im vergangenen Jahr 500 Mio. US-$ an Einlagen verloren zu
haben. Davon beruhten 300 Millionen auf Kursverlusten, doch die 200 verbleibenden Millionen waren hausgemachten Problemen geschuldet. Dass der Markt heiß umkämpft ist bzw. sich einzelne
Anbieter neue Strukturen einverleiben, zeigt die Tatsache, dass beispielsweise das Haus ’Julius Bär’
das internationale Wealth-Management-Geschäft des amerikanischen Anbieters ’Merrill Lynch’
übernommen hat. Auf der anderen Seite stellt beispielsweise Credit Suisse ihr Deutschland-Engagement, sprich das Geschäft mit Kunden in Deutschland, zur Disposition. Weltweit gibt es 84.500 Personen, die ein Vermögen über 50 Mio. US-$ ihr Eigen nennen. Weitere 930.000 verfügen über ein
Vermögen zwischen 10 und 50 Mio. US-$. 27,5 Millionen besitzen ein Vermögen zwischen 1 bis
10 Mio. US-$. Dabei sitzen 40 % des besagten Personenkreises in Nordamerika, 22 % in Europa sowie 12,8 % im asiatisch-pazifischen Raum. Vor diesem Hintergrund ist es nicht wirklich verwunderlich, dass sich viele Institute gerade auf die Klientel von ca. 1 Million Bürgern, die zwischen 10 und
über 50 Mio. US-$ verfügen, fokussieren. Denn lediglich 20 % der Private-Banking-Institute kontrollieren 80 % der Assets (verwaltetes Vermögen). So stolz Julius Bär auch auf seine erfolgreiche Integration der Merrill Lynch-Assets durch seine sechs Buchungszentren weltweit ist, entstand bei Betroffenen doch ein fader Beigeschmack. Doch dazu mehr im folgenden Text.
Übernahme von Merrill Lynch durch Julius Bär
Seit Juli übernimmt und integriert die Schweizer Bank Julius Bär das Merrill Lynch InternationalWealth-Management-Geschäft in zahlreichen Ländern, u.a. in Großbritannien. „Ich habe gehört, dass der
Steuerabzug unterschiedlich erfolgt bei den beiden Banken, somit vor und nach der Übertragung“, meldet sich ein
betroffener Leser per E-Mail. Kann das sein? Julius Bär firmiert in London als Bank englischen Rechts
unter Julius Bär International Ltd. und hat die ebenfalls britische Merrill Lynch International in der
Londoner King-Edward-Street übernommen. Insofern dürfte sich das Procedere mit dem Depot von einer britischen Gesellschaft zur anderen eigentlich nicht unterscheiden. Falsch gedacht! Denn Merrill
Lynch – seit 2009 eine Tochter der Bank of America Corp. – hat, ohne dies den Kunden deutlich mitzuteilen, die Wertpapiere bei einer US-Depotbank verwahrt. Dies ist im Zusammenhang mit den historischen Anschaffungspreisen entscheidend. Julius Bär in Deutschland darf so von ’US Custodians’ keine
historischen Anschaffungspreise übernehmen, was bei deutschen Staatsbürgern zur Besteuerung von
Kapitalgewinnen bei Fälligkeiten und Verkäufen nach der ’Ersatz-Bemessungsgrundlage’ führt. Ein juristisches Vorgehen gegen diese Praxis der Amerikaner erscheint uns wenig erfolgversprechend. Auch
die ansonsten hilfsbereite Schweizer Bank kann dem nicht entgegenhandeln. Der Leser hatte die betroffenen Papiere vor der Einführung der Abgeltungsteuer und somit auch vor der Übernahme durch die
Bank of America eingebucht, aber nun dürfte die beste Lösung für ihn sein, sie zu verkaufen und dann
neu zu erwerben. Einmal mehr sehen Sie, dass eine ’technisch erfolgreiche Integration’ nicht immer im
Sinne bzw. im Interesse betroffener Kunden sein muss!
● aktuell ● kritisch ● engagiert ● unabhängig ● anzeigenfrei ● aktuell ● kritisc
fmi 11/13, S. 3
Ungarischer Erfüllungsgehilfe
Wegen der hohen Zinsen waren Forint-Anleihen jahrelang sehr beliebt bei Anlegern. Ungarns Zentralbank hat jetzt den Leitzins das 14. Mal in Folge nach unten genommen, um die Wirtschaft zu stimulieren.
Die Währungshüter senkten den geldpolitischen Schlüsselsatz von 3,8 auf 3,6 %. Der Beschluss der Fed,
die Geldpolitik ultralocker zu halten, hat es den Budapester Notenbankern einfacher gemacht, mit der
erwarteten geldpolitischen Lockerung fortHUF-Bonds
zufahren. „Es ist offensichtlich, dass die wichti- Coup. Emittent Rtg. Fälligk.
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Kurs
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gen Zentralbanken der Welt ihre Geldpolitik mit al5,50% Ungarn
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Ungarn
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24.11.17
108,13
len Mitteln locker halten werden, was der Ungarischen Zentralbank mehr Spielraum verleiht“, hatte Gouverneur Gyorgy Matolcsy schon Mitte September gesagt.
Wir rechnen damit, dass die Geldpolitiker mit dem Leitzins in diesem Jahr noch tiefer, etwa bis 3 %, gehen
werden. Damit soll die Wirtschaft vor den Wahlen im Frühjahr 2014 möglichst stark angeschoben werden. Matolcsy ist ein enger Vertrauter von Ministerpräsident Viktor
€/100 HUF
Orban, und diese Instrumentalisierung der Wirtschaftspolitik kostet die politische Führung einiges Vertrauen. Dass der Devisenkurs
sich dennoch in diesem Jahr stabilisiert, ist ein Zeichen der robusten Wirtschaftslage. Passend dazu formuliert Thomas Neis, Analyst der Commerzbank, in einer Studie das Fazit, „dass die positive
wirtschaftliche Entwicklung sich fortsetzen wird und auch das jüngste verabschiedete Konjunkturprogramm langsam Wirkung zeigt und den Kursverlauf des Forints wieder stabilisieren sollte.“
© 'finanztip'
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Spekulative Beimischung aus Griechenland
Für die 8 %-Anleihe der Hellenic Petroleum S.A. werden aktuell wieder mehr als 104 % bezahlt (ISIN:
XS0926848572). Zwischenzeitlich war das erst im Mai dieses Jahres herausgekommene Papier für knapp
100 % zu haben. Die laufende Rendite ist mit 7,7 % für griechische Verhältnisse mickrig. Die Anleihe hat
allerdings den Vorteil, dass hier kein staatlicher Zins oder gar Kapitalschnitt droht. Der vor 15 Jahren
privatisierte griechische Mineralöl-Konzern betreibt vom Bohrloch bis zur Tankstelle die gesamte ölige
Wertschöpfungs-Kette – und das mit nachhaltigem Gewinn. Die griechische Regierung wird kaum die
Steuern so erhöhen wollen, dass der Konzern in die Verlustzone gerät und möglicherweise nicht in der
Lage sein wird, die in der Ägäis schlummernden Mineralölschätze zu heben. Die Anleihe ohne Rating
läuft bis zum 10.05.2017. Die Schulden betragen nur 43 % des Eigenkapitals. Die Anleihezinsen werden
halbjährlich am 10.05. und 10.11. gezahlt. Die Effektivrendite errechnet sich auf 7 %. Die Entwicklung
des Ölvorrats müsste eigentlich beschleunigt werden, damit dank der Ölgewinne die Last der Staatsschulden weniger schwer wird. Verschwörungstheoretiker behaupten das Gegenteil: Erst kommt der
Schuldenschnitt, dann wird der Ölschatz gehoben. An solchen Spekulationen beteiligen wir uns nicht.
Wir bauen darauf, dass die Hellenen die Petro-Anleihe vollständig und pünktlich bedienen.
Müll-Anleihe als Renditekick
Die 8%-Anleihe der Alba Group PLC gibt es derzeit für gut 102 % von jeweils 1.000 € Nennwert
(ISIN: DE000A1KQ177). Die Alba Group ist die Obergesellschaft über der Alba SE, in der u.a. die
Interseroh AG aufgegangen ist. Deren Aktiennotierung wurde auf die Alba SE übertragen (ISIN:
DE0006209901). Die Recycling-Gruppe aus Berlin und Köln bringt es auf fast 3 Mrd. € Jahresumsatz. Sie plant auch 2013 mit Gewinn, obwohl das Aufkommen an Metall-Produktionsabfällen
sinkt und die Preise nachgeben. Die Anleihe nach englischem Recht läuft über 203 Mio. € bis zum
15.5.2018. Die Emittentin aus London hält fast 90 % der SE-Aktien, was derzeit einem Wert von
reichlich 500 Mio. € entspricht. Die SE hatte zuletzt fast 200 Mio. € Eigenkapital und knapp 400
Mio. € Schulden. Den Aufwand für ein Rating spart man sich offenbar. Erik Schweitzer, einer der
beiden Alba-Chefs und Haupteigentümer neben seinem Bruder Axel Schweitzer, ist kürzlich zum
Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelskammertages gewählt worden. Die 2011 ausgegebene Anleihe wurde zwischenzeitlich mit mehr als 109 % weiter bezahlt. Aktuell liegt die Rendite
für spekulative Anleger bei knapp 8 %.
tisch ● engagiert ● unabhängig ● anzeigenfrei ● aktuell ● kritisch ● engagiert
fmi 11/13, S. 4
Magere Ergebnisse mit Hedgefonds (Teil 2)
Zumindest die etwas großzügige Auslegung der Gesetzeslage dürfte in der Hedgefonds-Branche ohnehin ein wesentlicher Teil des Geschäftsmodells sein, und der Madoff-Skandal scheint eher symptomatisch zu sein als eine Einzelerscheinung. Nach einer Studie von Goldman Sachs schaffen es langfristig
nur etwa 5 % der Hedgefonds, über längere Zeiträume eine deutlich bessere Rendite abzuwerfen als herkömmliche Fonds oder Vergleichsindizes wie der S&P 500. Interessant ist dabei die Frage, auf welchem
Wege die erfolgreichen unter den Hedgefonds-Managern zu ihrer (angeblichen) Überrendite gelangen.
Zu den erfolgreichsten und gleichzeitig größten Hedgefonds zählt beispielsweise der von Steven A.
Cohen gegründete SAC Capital Fund. Er schaffte im vergangenen Jahr immerhin eine im Branchenvergleich überdurchschnittliche Rendite von 12 %. Das Zustandekommen des Resultats sollte aber dennoch kritisch betrachtet werden. Denn gegen das Fondsmanagement wird in den USA bereits seit sieben Jahren wegen mutmaßlicher Insidergeschäfte ermittelt.
Auch den Berechnungsmethoden bei der Ermittlung der Renditen stehen wir ausgesprochen skeptisch gegenüber. Immerhin wurden im vergangenen Jahr nach Angaben von ’Hedge Fund Research’ 873 Produkte liquidiert, und die Zahl der Schließungen erreichte damit ein neues Dreijahreshoch. Gleichzeitig wurde der Spieltisch an den internationalen Finanzmärkten um 1.108 neu
aufgelegte Hedgefonds mehr oder weniger bereichert. Derzeit buhlen etwa 10.000 Fonds dieses
Genres mit einem Volumen von etwa 2,5 Bio. USD um die Gunst der Anleger. Auch wenn die Anlagesumme auf den ersten Blick nicht sehr hoch erscheint, bleibt jedoch entscheidend, mit welchem
Kapitaleinsatz die Branche am Markt agiert. Was uns immer wieder Schweißperlen auf die Stirn
treibt, ist der enorme Einsatz von Fremdkapital und das hohe Engagement von Derivaten in der
Branche. Im März 2009 aufgelegt hat die Deutsche Bank einen ETF (DBX1A8), der beispielsweise
an die Entwicklung des ’db Hedge Fund Index’ gekoppelt ist. Auch dieses Produkt hat seit seiner
Platzierung am Markt so gut wie keine Rendite gebracht. Zum Vergleich: Das für uns als Referenzwert fungierende Produkt von Carmignac bringt es seither auf einen Wertzuwachs von 60 %. Für
uns ist deshalb nach wie vor nicht ersichtlich, weshalb Anleger in Hedgefonds oder deren abgeleitete Produkte investieren sollten.
Bei einer insgesamt geringen Rendite und kaum einschätzbaren Risiken hat diese Anlagevariante unseres Erachtens keine Existenzberechtigung. Trotz der geringen Erfolge spinnt die Finanzbranche ihre
Beeinflussungsnetze in die Politik immer weiter. In den USA hat die Aufsichtsbehörde SEC beispielsweise das Werbeverbot für Hedgefonds aufgehoben, obwohl die Skandale (Madoff, SAC Capital) noch
längst nicht aufgearbeitet sind. Hierzulande öffnete die damalige rot-grüne Regierung die Schleusen für
Hedgefonds bereits im Jahr 2004 und ermöglichte damit auch Kleinanlegern den Zugang zum Hedgefonds-Markt in Gestalt von Dach-Hedgefonds oder Zertifikaten. Sinnvoll dürfte die Öffnung des Marktes allerdings kaum gewesen sein, denn profitiert hat von dieser Entwicklung nahezu ausschließlich die
Finanzindustrie. Dabei machte auch der seit Sommer 2004 am Markt befindliche Sauren Global Hedgefonds (A0CAV2) keine besonders gute Figur. Rund 35 % Wertzuwachs war mit diesem Produkt in den
vergangenen neun Jahren zu verdienen. Im gleichen Zeitraum bescherten Rex und Dax Zuwächse von
50 bzw. 100 %. Der Mischfonds von Kapital Plus (847625) brachte es bei überschaubaren Risiken auf
eine Rendite von etwa 80 %, und das Urgestein der deutschen Fondsbranche, der Fondak (847101)
schaffte sogar mehr als eine Kursverdoppelung.
Fazit: Unsere bereits im Jahr 2009 geäußerte negative Einschätzung bezüglich Hedgefonds und den
daraus abgeleiteten Produkten hat sich bewahrheitet. Unter dem Strich haben nur die Emittenten und
die Verkäufer von dieser Modewelle profitiert. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Unkorreliertheit mit anderen Anlageklassen ist für sich noch kein Kaufgrund. Prüfen Sie deshalb auch
weiterhin besonders kritisch alle Produkte und Angebote, die im Zusammenhang mit Hedgefonds stehen. Die Renditen sind gering, und die Risiken bleiben unüberschaubar hoch. Auch die Preisbildung
ist keineswegs nachvollziehbar, und die Funktionsweise bleibt für Laien eine Black-Box.
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