B KULTURWISSENSCHAFTEN BG THEATER UND

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B KULTURWISSENSCHAFTEN BG THEATER UND
B
KULTURWISSENSCHAFTEN
BG
THEATER UND DARSTGELLENDE KÜNSTE
BGA
Theater, Theaterwissenschaft
Deutschland
Deutsches Theatermuseum <München>
10-4
Deutsches Theatermuseum : entdecken, was dahinter steckt
/ [Deutsches Theatermuseum]. - München : Edition Text + Kritik, 2010. - XII, 250 S. : zahlr. Ill. ; 24 cm. - ISBN 978-3-86916073-3 : EUR 24.50
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Kein Land hat so viele Theater wie Deutschland und auch die Zahl der Museen ist immens. Dagegen nimmt sich die Zahl der Theatermuseen äußerst
bescheiden aus: außer dem Deutschen Theatermuseum München gibt es
nur noch das Theatermuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf, das Theatermuseum Hannover, das Neuberin-Museum in Reichenbach, das LessingMuseum in Kamenz, das Meiniger Theatermuseum, das Theatermuseum im
Schloß Ludwigsburg sowie, als Spezialmuseum, das Tanzmuseum Köln.
Darüber hinaus gibt es aber zahlreiche Institutionen, die theaterbezogene
Sammlungen betreuen.1 Wie diese funktionieren und was tatsächlich gesammelt wird, kann man sich nur schwer vorzustellen und es ist mindestens
genauso schwer dazustellen. Der 1985(!) von der Gesellschaft für Theatergeschichte veröffentlichte Überblick über die Theatersammlungen in der
damaligen Bundesrepublik Deutschland2 war ein Versuch, dieses Problem
anzugehen. Es erwähnt lediglich acht sammelnde Institutionen,3 darunter
auch das Deutsche Theatermuseum. Die Institutionen selbst veröffentlichen
selten Bestandsübersichten (mit Ausnahme des Archivs der Akademie der
1
Siehe die Auflistungen im SIBMAS international directory of performing arts
collections http://www.sibmas.org/idpac/ [10-11-18].
2
Theatersammlungen in der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West).
- Berlin : Gesellschaft für Theatergeschichte, 1985. - 104 S. : Ill. (Kleine Schriften
der Gesellschaft für Theatergeschichte ; 33)
3
Die Theaterhistorische Sammlung Walter Unruh in Berlin (S. 11 - 24), Die Theatersammlung der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek in Darmstadt (S.
25 - 34), Das Dumont-Lindemann-Archiv. Theatermuseum der Landeshauptstadt
Düsseldorf (S. 35 - 47), Die Musik- und Theaterabteilung der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main (S. 49 - 54), Die Theatersammlung der Freien
und Hansestadt Hamburg (S. 55 - 67), Das Theatermuseum der Universität zu
Köln (S. 69-82), Die Theatersammlung des Städtischen Reiß-Museums Mannheim
(S. 83 - 91) und Das Deutsche Theatermuseum (früher Clara-Ziegler-Stiftung) in
München (S. 93 - 99).
Künste in Berlin4), so daß es für die interessierte Öffentlichkeit und die Wissenschaft mitunter sehr beschwerlich ist, eine Vorstellung davon zu bekommen, wo nun tatsächlich welche „Schätze“ mit viel Mühe, Fleiß, und
auch Geld, aufbewahrt werden.
Daher ist es sehr zu begrüßen, wenn anläßlich des diesjährigen 100jährigen
Jubiläums des Deutschen Theatermuseums5 in München das hier vorzustellende Buch mit zahlreichen Abbildungen aus seinem überaus umfangreichen und reichhaltigen Bestand herausgebracht wurde und so die Öffentlichkeit Gelegenheit hat, mehr über diese wichtige Einrichtung zu erfahren.
In einem ersten umfangreichen Kapitel schildert Babette Angelaeas die Entstehung und die Geschichte des Museums, das auf eine Stiftung der
Schauspielerin Clara Ziegler zurückgeht. Es gibt nicht nur einen guten Einblick in die wechselhafte Erwerbungsgeschichte der umfangreichen und
reichhaltigen Sammlungen dieses Museums, sondern auch in die generelle
Problematik des Aufbaus und Unterhalts derartiger Spezialmuseen. Besonders der persönliche Einsatz einzelner Personen wie Fritz Rapp, Günther
Schöne, Eckehart Nölle und Claudia Blank, die jeweils prägenden Direktoren des Museums, wie auch eines Mitarbeiters wie Heinrich Huesmann, ist
oft ausschlaggebend für deren Erhalt und (Weiter-)Entwicklung.
Das Sammeln von theaterbezogenen Materialien ist sehr komplex und umfangreich. Nicht nur Schriftliches, sondern auch andere Materialien, die im
Zusammenhang mit einer Aufführung bzw. mit dem Theaterleben stehen,
werden gesammelt: Bühnenbild-Entwürfe und -Modelle, Kostüme, Requisiten, Masken, Bilder, Kritiken, usw. Für die Festschrift wird die Arbeit des
Museums anhand seiner Hauptabteilungen präsentiert: Modelle, Grafische
Sammlung, Fotosammlung, Theaterzettel und Programmhefte, Archiv und
Autografen, Kritikenarchiv, Bibliothek und Ausstellungen. Dabei hatten die
Verfasserinnen eine schwierige Aufgabe zu bewältigen: Sie mußten nicht
nur die Geschichte ihrer jeweiligen Abteilung darstellen, sondern ebenso
einen Überblick über deren wichtigsten Bestände (Herkunft, Erwerbungsgeschichte und Umfang) sowie die Probleme ihrer Aufbewahrung und Nutzung
geben. Besonders zur Herkunft des Materials wurden oft umfangreiche
theatergeschichtliche Exkurse unternommen, die nur am Rande mit dem
Theatermuseum selbst zu tun haben. Auch wäre es zur Orientierung nützlich gewesen, wenn die Beiträge mehr Zwischentitel enthalten würden, wo
ein wichtiger Nachlaß oder eine wichtige Sammlung behandelt wird.
Im Anhang der Festschrift befindet sich eine chronologische Präsentation
der wichtigsten Zugänge der grafischen Sammlung, eine Liste der Fotoar4
Künstlerarchive in der Akademie der Künste / Akademie der Künste, Archiv.
Zsgest. und erarb. von Hans-Joachim Bretschneider und Wolfgang Trautwein. Berlin : Akademie der Künste, Archiv, 2005. - 176 S. : zahlr. Ill. ; 24 cm. - (ArchivBlätter ; 13) . - ISBN 3-88331-085-9 : EUR 7.50.
5
Trotz des Namens „Deutsches Theatermuseum“ umfassen die Bestände nicht
allein das deutschsprachige Theater, sondern die gesamte Geschichte des Theaters von den Anfängen bis zum Gegenwart. Gleichzeitig muß erwähnt werden,
daß ein besonderes Schwerpunkt der Sammeltätigkeit auf Einrichtungen und
Theatern der Stadt München liegt.
chive – nicht jedoch ähnliche Auflistungen der übrigen Bestände des Museums. Dies wäre, eventuell mit kurzen Erläuterungen zum Umfang und Inhalt
des jeweiligen Bestandes eine wesentliche Information, aber ebenso ein
weiteres prachtvolles Aushängeschild dieser traditionsreichen Institution
gewesen. Hätte nicht die beigelegte CD-ROM6 noch genügend Platz geboten, eine leicht zu benutzende Auflistung sämtlicher Nachlässe und Sammlungen zur Verfügung zu stellen – ganz zu schweigen von der Möglichkeit,
diese Präsentation auch im Internet zu veröffentlichen, wie es schon einige
vergleichbare Institutionen machen?
Die darauf folgende chronologische Liste der Ausstellungen verrät den konzeptionellen Ansatz des Museums, nicht nur theaterhistorisch wirksam zu
sein, sondern auch immer sehr aktuell auf das jeweils zeitgenössische
Theater zu reagieren – ein Ansatz, der sich bis heute erfreulicherweise verfolgen läßt.7 Interessant und nützlich sind auch das Verzeichnis der Veröffentlichungen des Theatermuseums und eine allgemeine Bibliographie.
Das Buch schließt mit einem Personenregister, das zwar umfangreich und
dankenswerterweise auch mit den jeweiligen Lebensdaten versehen ist,
sich aber nur bis zum ersten Anhang (Zugänge der Grafischen Sammlung)
erstreckt, die Fotosammlung oder die Chronologie der Ausstellungen z.B.
nicht berücksichtigt. Es handelt sich auch tatsächlich um ein Personenregister, was bedeutet, dass hier weder Institutionen noch Theater aufgenommen wurden. Damit wurde der Gebrauchswert dieser Publikation als Nachschlagewerk unverständlicherweise sehr eingeschränkt.
So bleibt letztlich unklar, für wen das Buch wirklich geschrieben wurde. Für
den Laien sind die darin veröffentlichten Artikel zu akademisch formuliert.
Für die Wissenschaft fehlen wiederum die notwendigen Hilfsmittel, die solch
eine Publikation erst sinnvoll machen – und sei es hinsichtlich der für manche Forscher so interessanten Frage, ob sich ein Besuch der umfangreichen Sammlungen des Museums lohne. Die bereits erwähnte CD-ROM bietet eine englische Übersetzung, die für einen internationalen Interessentenkreis sicher sehr hilfreich ist. Durch die Beibehaltung der deutschen Grammatikstrukturen ist diese Übersetzung aber nur schwer verständlich.
Trotz der hier formulierten Einwände ist das vorliegende Buch eine wertvolle
Ergänzung für Bibliotheken. Es schildert nicht nur die Geschichte des Deutschen Theatermuseums München und wie es zu seinen Beständen gekommen ist, sondern bietet auch einen wertvollen Einblick in die Arbeit eines kulturhistorischen Museums mit sehr komplexen Objekten. Gleichzeitig
ist es der aktuelle Nachweis der Nachlässe und Sammlungen, die in diesem
wichtigen Museum zur Verfügung stehen.8
6
Diese lag lediglich dem Rezensionsexemplar bei. Die Besitznachweise im KVK
nennen keine CD-ROM mit Ausnahme des Exemplars der Bibliothek des Deutschen Theatermuseums, bei dem es heißt: Enth. CD-ROM mit engl. Text; [engl.
Übers.: Leslie Myford].
7
Die aktuelle Ausstellung: Regie-Frauen : ein Männerberuf in Frauenhand / hrsg.
vom Deutschen Theatermuseum München. Christina Haberlik. - Leipzig : Henschel-Verlag, 2010. - 208 S. : Ill. ; 27 cm. - ISBN 978-3-89487-663-0 : EUR 26.90.
8
Auch auf der Homepage des Museums
Paul S. Ulrich
QUELLE
Informationsmittel (IFB) : digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und
Wissenschaft
http://ifb.bsz-bw.de/
http://www.deutschestheatermuseum.de/ fehlt leider eine umfangreiche Auflistung
der Nachlässe und Sammlungen.

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