Erfahrungsbericht Madrid - Medizinische Fakultät Studiendekanat

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Erfahrungsbericht Madrid - Medizinische Fakultät Studiendekanat
ERFAHRUNGSBERICHT MADRID WS 08/09 UND SS 09
Matthias Neef und Sophie Huttmann
Universidad Complutense de Madrid, Hospital Gregorio Marañón
Bewerbung und Auswahlgespräch:
Zunächst einmal keine Scheu vor diesem Schritt – sowohl die Bürokratie vor als auch
nach dem eigentlichen Auslandsaufenthalt halten sich in Grenzen. Es gibt allgemeine
Bewerbungskriterien und Abgabefristen der notwendigen Dokumente sowie ein
Auswahlgespräch, das sich am Ende meist als lockeres Gespräch herausstellte.
Danach erscheinen Listen für das jeweilige Land und je nach Platzierung bekommt
man seine Erst-/Zweit oder auch Drittwahl. Zum schriftlichen Teil der Bewerbung
gehören neben dem ausgefüllten Bewerbungsbogen, Zeunissen, Lebenslauf und
Motivationsschreiben ein Sprachnachweis, welcher beim Sprachlehrinstitut SLI
erworben werden kann. Hierfür musste man einen Termin vereinbaren und eine
Prüfungsgebühr in Höhe von 20€ vor der Prüfung im Sekretariat des SLI
(Universitätsstr. 5, Raum 01) entrichten. Der Sprachtest bestand darin, schriftlich
Fragen zu einem Text zu beantworten und ein paar Minuten mit dem Prüfer auf
spanisch zu sprechen.
Dieses Jahr war Spanien unter den Erasmusbewerbern sehr beliebt. Leider hatten
daher nicht alle Bewerber die Chance sich persönlich vorzustellen. Lediglich 25
Studenten wurden zu einem Gespräch eingeladen und unter ihnen die 18 freien Plätze
verteilt.
Sprachliche Vorbereitung:
Es empfiehlt sich schon vorher ein bis zwei Kurse in Freiburg am SLI zu belegen, da
man leichter in den Aufenthalt startet und mehr von den Sprachkursen im Ausland
profitiert. Außerdem ist dies ein wichtiges Kriterium bei der Vergabe der Stipendien.
Die Vorlesungen/ Seminare und Kurse sind allesamt auf Spanisch und selbst wenn
sich die Dozenten anstrengen auf Englisch zu lehren versteht man meistens kein
Wort. Spanier sprechen im allgemeinen schlecht und ungern Englisch, was man als
Erasmusstudent als Chance sehen sollte, schnell Spanisch zu lernen.
Vorbereitungen:
Sehr viele Vorbereitungen kann man in der Regel nicht treffen. Lohnenswert ist es
mit Studenten zu sprechen, die bereits an dem Austausch teilgenommen haben. Zwei
Dinge sind im Vorfeld zu tun. Zum einen muss der Onlineantrag der UCM ausgefüllt
werden (die Unterlagen/Zugangsdaten hierfür erhält man von Frau Breisacher), zum
anderen muss ein Learning Agreement erstellt werden. Beim Onlineantrag ist zu
beachten, dass man hier schon angeben muss, ob man an einem Sprachkurs
teilnehmen möchte. Dieser wird für alle Erasmusstudenten angeboten, ist gratis und
wird von uns wärmstens empfohlen.
Für das Learning Agreement gilt: lieber einmal mehr Kurse eintragen, da man das vor
Ort immer noch ändern kann. Am Anfang kapiert man das Kurssystem sowieso nicht,
vor allen Dingen ändern sich dann Kursdaten und Klausurtermine vor Ort wieder.
Außerdem gibt es eine Frist bis zu der das LA geändert werden kann - wenn man
diese verpasst und ein Kurs steht nicht auf der Liste kann man ihn auch nicht mehr
machen. Einen Kurs, der auf der Liste steht und am Ende nicht machbar war (keine
Zeit/ nicht bestanden) spielt keine Rolle, sofern es sich nicht um zu viele Kurse
handelt.
Also TIPP: Alle – so weit möglichen/potenziell realisierbaren Kurse eintragen, damit
man alle Optionen hat, denn erst vor Ort kapiert man das sogenannte libro amarillo
(„Gelbe Buch“ der Fakultät mit allen Kursen).
Es lohnt sich ein neues Konto zu eröffnen, um Abbuchungsgebühren an
ausländischen Bankautomaten zu sparen. Wir empfehle hier Comdirect - man erhält
eine normale EC-Karte sowie eine kostenlose VISA-Karte mit der man kostenlos in
den ganzen Welt abheben kann. Ansonsten wäre auch die Deutsche-Bank eine gute
Alternative da sie viele Filialen in Madrid/ Spanien hat.
Flüge gibt es meist billige von Basel/Mulhouse Euroairport nach Madrid Bajaras mit
Easyjet. Doch auch LAN Chile bietet für 90 Euro hin und zurück gute Alternativen
von Frankfurt aus.
Eventuell lohnt es sich schon in Deutschland Passfotos zu machen und diese
mitzunehmen, da man ständig welche benötigt.
Ankunft:
Das erste was man machen sollte ist es sich eine spanische Prepaid-Karte zu
besorgen, damit man schnell und bequem den Wohnungsanzeigen nachtelefonieren
kann. Ich empfehle yoigo, symio oder happymovil, meist bekommt man ein billiges
Handy dazu, was auch nützlich ist ( im durchschnitt verliert man sein handy einmal).
Dann die Wohnungssuche: entweder man kommt bei Freunden zeitweise unter oder
man mietet sich evtl für die ersten 3-4 tage ein Hostel (s. hostelworld.com), wenn man
zu zweit ist kann ich auch eine sehr nette, und die zentralste Pension Madrids
empfehlen: Hostal Riesco direct bei Puerta de Sol /Corrreo 2-3° (50 Euro/ Nacht/
Doppelzimmer). Leider gibt es nur eine Telefonnummer und keine Email: 0034
915222692.
So und dann geht der Stress los. Leider ist Madrid nicht nur die teuerste Stadt in
Spanien, was die Mietpreise angeht, sondern man wird auch sehr gern mal abgezockt,
also Vorsicht: Mietpreise zwischen 300 und 500 Euro sind je nach Lage normal. Es ist
nicht sinnvoll seine (erste) Wohnung nach der Lage der Uniklinik auszusuchen, weil
das Krankenhaus erst im Erasmusbüro der medizinischen Fakultät zugeteilt wird.
Allerdings empfehle ich auch nicht weiter aushalb des M30-Ringes/ metro circular (6)
zu wohnen, da dies wirklich weit außerhalb ist, vor allem nachts wenn keine Metro
mehr fährt. Nach Wohnungen/ WG-Zimmern fahndet man entweder im Internet
(www.segundomano.es)/ (www.loquo.es) oder evtl sogar besser in kleinen
Internetshops (locutorios), die Wohnungsanzeigen im jeweiligen Stadtviertel
anbieten. Auf jeden Fall sollte man sich kein WG-Zimmer von Deutschland aus
organisieren, da man vielfach abgezockt wird. Immer vor Ort ansehen und zur Not
einige Nächte mehr im Hostel oder bei neu kennengelernten ErasmusWohnungssucher unterkommen. Durchschnittlich zieht auch jeder Erasmus-Student
einmal um. Sehr schöne und unter Studenten beliebte Stadtviertel sind; Argüelles (nah
am Campus), la Latina und Chueca. Die Miete wie auch Nebenkosten (gastos) wird in
der Regel jeden Monat bar bezahlt. Eine Kaution (fianza) ist üblich. Fast alle Zimmer
sind bereits mobliert und direkt bezugsbereit, oft schon am gleichen Tag.
Transport
Metro: Einfach gesagt: Sie fährt von früh morgens bis 1:30 h nachts ! Da das natürlich
nicht wirklich mit dem Nachtleben vereinbar ist gibt es sogenannte Buhos, das sind
Madrids Nachtbusse deren System man nicht verstehen muss, aber wirklich sehr
effektiv ist und in regelmäßigen Abständen fahren. Es gelten die gleichen Preise wie
für die Metro und Buss, nämlich 1 Euro eine einzelne Fahrt, 10er-Ticket: 7,40 Euro
(empfehlenswert wenn man zu seinem Krankenhaus laufen kann) oder das
Monatsabonnement: ca 46 Euro. Um das Monatsticket erwerben zu können, braucht
man einen Abonnementausweis, welchen man in einem estanque (Tabakwarenladen)
beantragen kann (Achtung: Ausweis und Passbild mitnehmen).
Jedes weitere
Monatsticket kann man dann direkt an den Fahrscheinautomaten kaufen. Generell
kann man sagen, dass das Metronetz sehr gut ausgebaut ist, worauf die Madrilenen
ziemlich stolz sind. Wenn es allerdings mal heftig schüttet regnet es trotzdem überall
rein :-) Wer schon ein bisschen länger in Madrid ist, kann versuchen sich in dem
wirren Busnetz von Madrid zurecht zu finden. Mit ein bisschen Glück findet man
einen Bus der einen genau zum Klinikum bringt und kann von da ab morgens den
Blick aus dem Fenster auf all die prächtigen Straßen und Gebäude Madrids genießen,
anstatt dicht gedrängt in der stickigen Metro zustehen.
Immatrikulation:
Am Anfang gilt es den Überblick zu behalten und eine bürokratische Formalität nach
der anderen abzuhaken:
Schritt 1: Immatrikulation an der Universität selbst. Das geschieht im Rektorat
(Pabellón de Gobierno) in der Nähe der Metrohaltestelle Moncloa. Eine Kopie des
Passes wird gemacht, man erhält jede Menge Infozettel und eine nette
Einführungsveranstaltung.
Schritt 2: Es geht weiter zur medizinischen Fakultät (direkt gegenüber von metro
ciudad universitaria) und dort zu einem kleinen Erasmus-Büro im Erdgeschoss rechts.
Hier sitzt eine sehr nette Frau namens Ana ( die sich im Gegensatz zu ihrem
Vorgänger wirklich um die Kursbelegung kümmert). Sie ist es auch, die euch in die
drei großen Universitätskliniken einteilt: Clínico, Gregorio Marañón und Doce de
octubre. Fast alle Deutschen landen im Gregorio (nahe Parque de Retiro), Franzosen
im Clínico (direkt beim Campus) und Italiener im Doce de Octubre(irgendwo im
Süden der Stadt). Fachlich gesehen können wir die drei nicht vergleichen – Standard
und Lehrqualität sollten nahezu gleich sein. Falls man mit seinem Krankenhaus
überhaupt nicht zufrieden ist, kann man dies in Ausnahmefällen auch noch ändern. Im
Erasmusbüro der medizinischen Fakultät gibt man seine ganzen Unterlagen ab und
erhält weitere Unterlagen für das jeweilige Krankenhaus und die Fichas (kleine
Karten für einzelne Fächer, die man ausfüllt und mit einem Passfoto versieht).
Schritt3: Ab ins Krankenhaus und dort ins Studentensekreteriat. Im Gregorio meldet
man sich bei einem Mann namens Antonio, der in seinem Büro im Erdgeschoss des
Pabellón de Docente sitzt (Calle de Cádiz). Das ist auch das Gebäude wo alle
Vorlesungen stattfinden – angegliedert an das Klinikum. Dieser wiederum bekommt
dein Learning Agreement und teilt 1-2 Wochen später die Briefe für die Professoren
der jeweiligen Fächer aus, welche man den jeweiligen Dozenten zusammen mit den
fichas am besten gleich in der Vorlesung mitgibt oder in den Sekreteriaten der
jeweiligen Fächer abgibt.
Sprachkurs:
Zu Beginn macht man einen Einstufungstest in der philologischen Fakultät (immer
der Erasmus-Horde folgen !) bei dem man eher nicht schummeln sollte, weil man
sonst in einem Sprachkurs landet in dem man nichts versteht. Anschließend beginnt
ein 3-wöchiger Sprachkur, sehr lohnenswert – vor allen Dingen auch wegen der
vielen Leute aus anderen Fächern, die man dann das ganze Jahr über immer wieder
sieht. Eventuell ist es sinnvoll den Sprachkurs am Nachmittag zu belegen (es gibt
einen Block morgens und auch nachmittags von jeweils 3 Stunden), da sich in der
letzten Woche Sprachkurs und Vorlesungsbeginn überschneiden können.
Kurse:
Das Learning Agreement bestimmt zunächst einmal deine Kursbelegung. Für die
genaue Kurseinteilung nimmst du dir am besten das libro amarillo (bekommt man im
Erasmusbüro) und suchst dir die Reihenfolge der Kurse aus, die am besten zu deiner
Kurswahl passt. Für Jedes Fach gibt es unter den Studenten einen delegado(einen
Klassen oder Kurssprecher). Diesem teilst du mit, in welche Gruppe du gerne möchtst
und dementsprechent teilt er dich ein. Folgende Kurse haben wir belegt:
Augenheilkunde: 1-wöchiges Praktikum (sehr gut da man durch alle
Teilgebiete
rotiert), Klausur mit 3 Fragen, locker !
Dermatologie: 1-wöchiges Praktikum, Klausur MC eher schwer aber machbar.
HNO: 1-wöchiges Praktikum, mündliche Prüfung mit OSCE (auf Anfrage bei den
Dozenten), auch locker !
Pädiatrie: 5-wöchiges Prakikum, Klausur in Freiburg (laut Äquivalenzliste), sehr nette
Assistenzärzte, tolle Atmosphäre, bestes Fach in unserem Jahr! 2 sog.guardias
(Nachtdienste-bis 22 Uhr) Pflicht.
Gynäkologie: 4-wöchiges Praktikumm mit Rotation und Seminaren, sehr schwere
Klausur, nicht empfehlenswert, da der Lernaufwand einfach zu groß ist. 3 guardias.
Anäesthesiologie: ca 1-wöchiges Praktikum, sehr interessant, Klausur 100 fragen MC
in 90 Min. etwas stressig aber gut machbar.
Rehabilitation:
3
Tage
Praktikum
mit
abschließender
Klausur,
sowie
semesterbegleitend Vorlesung in der Fakultät !
Radiologie: 10-tägiges Praktikum mit anschließender 3-stündiger Klausur, nervig
aber machbar !!
Sofern man sich an die Äquivalenzliste der Fakultät in Freiburg hält, sollte es keine
Probleme bei der Anrechnung von Studienleistungen geben. Wichtig ist, dass in der
Bescheinigung die genaue Stundenanzahl etc steht. Am besten für jedes Fach die
Äquivalenzliste genau studieren. Das Standartformular ist meist nicht ausreichend,
sprich man muss die Bescheinigung selbst formulieren und unterschreiben lassen.
Alle Bescheinigungen werden am Ende des Aufenthaltes vom Dekan unterschrieben,
bei Antonio kopiert und ins Erasmusbüro gebracht. Hier erhält man das Transcript of
records und man kann sich die genaue Aufenthaltszeit (Formular wird per Email
zugeschickt) bestätigen lassen.
Freizeit/ Weggehen:
Viel Werbung muss man wohl nicht machen: Madrid hat die größte Bardichte und
bietet einzigartige Möglichkeiten sein Nachtleben zu gestalten. Auch von der
Complutense wird viel organisiert – viele Erasmus-Reisen (Salamanca, Granada, Pais
Vasco, Sevilla/Cordoba, Ibiza ...) Außerdem bietet Madrid einzigartige Museen und
kulturelle Angebote, was man aber auch in jedem Reiseführer nachlesen kann.
Sportlich gesehn lohnt sich das Jahr 2010 sicherlich: Real Madrid hat kräftig
eingekauft und ist damit einer der besten Fußballclubs der Welt. Wer Erholung von
der Großstadt sucht kann Ausflüge in die nahegelegene Sierra machen (z.B. ein ÖkoThermalbad in den Bergen) oder einfach in Madrids größter Grünfläche ausspannen.
Jeden Sonntag Abend finden sich hier Trommler, Künstler und Artisten zusammen
und improvisieren. Die Uni Complutense bietet ein vielfältiges Sportprogramm
(Fußball, Basketball, Fitnessräume, Freibad etc).
Wer ein bisschen mehr von Spanien sehen möchte, tut das am besten per Bus. Von
der Estación Sur de Autobúses (Metro Méndez-Álvaro) fahren täglich Busse in alle
Ecken Spaniens. Die Tickets kauft man an den Schaltern vor Ort evt schon ein paar
Tage früher. Als sehr günstig hat sich Socibus erwiesen für 15 Euro kommt man nach
Sevilla, für 20 nach Cádiz.
Falls Fragen auftauchen stehen wir gerne zu Verfügung (Kontakt über das
Auslandsbüro der Med. Fak.).