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Senat plant neues „Leuchtturmprojekt“ in Altona
Peter Beutler - Die Deutsche Bahn hat ihre Immobilientochter Aurelis an ein Konsortium aus
dem größten deutschen Baukonzern Hochtief und dem Finanzinvestor Redwood Grove International verkauft. Hamburg ist unmittelbar betroffen, weil Aurelis eine 6,5 Hektar große Fläche am Altonaer Bahnhof mit verkauft hat.
Zum Vermögen der DB- Immobilientochter „Aurelis" gehören 1.495 Liegenschaften in Ballungsgebieten in Deutschland, darunter in Berlin, Frankfurt,
München, Köln, Düsseldorf, Stuttgart und in Hamburg. Das Konsortium um Hochtief bezahlt 1,64 Milliarden Euro für insgesamt 27 Millionen Quadratmeter bester innerstädtischer Lagen, was einem Bauland-Quadratmeterpreis von 60 Euro entspricht. Man
kann wohl ohne Übertreibung von einem „Schnäppchenpreis" sprechen. Aurelis kommt außerdem derzeit auf jährliche Mieteinnahmen von 105 Mio. Euro,
die selbstverständlich jetzt auch von Hochtief und
Redwood Grove kassiert werden.
Laut Medienberichten soll der Verkaufserlös vollständig an die Bahntochter DB Station & Service
fließen. Die Gesellschaft, zu der unter anderem sämtliche Bahnhöfe gehören, könnte so ihre Schuldenlast
reduzieren. Damit würden sich die Bilanz der Bahn
und die Voraussetzungen für einen schnellen Börsengang verbessern. Dass der Verkauf von Aurelis
auch politisch gewollt ist, zeigt sich daran, dass der
Bund gleich mit drei Ministern im Aufsichtsrat der
Bahn vertreten ist, die alle drei dem MilliardenGeschäft zugestimmt haben.
Käufer ist ein internationales Finanzkonsortium
Käufer sind zu gleichen Teilen ein Konsortium aus
dem größten deutschen Baukonzern Hochtief und
dem Finanzinvestor Redwood Grove. Hochtief hat
mit knapp 47.000 Beschäftigten im vergangenen Jahr
15,51 Mrd. Euro Umsatz erzielt. In den USA und
Australien gehören die Essener über die Tochtergesellschaften Turner und Leigthon zu den führenden
Baugesellschaften. Die Sparte Projektentwicklung
realisiert und vermarktet seit 1991 Immobilienprojekte im In- und Ausland.
Redwood Grove International ist ein Immobilienfond
mit zwei Mrd. Euro Eigenkapital. Dieser internationale Investor hat seinen Sitz auf dem Paradies aller
internationalen Steuervermeider, den Cayman-Inseln
in der Karibik. RGI investiert derzeit vor allem in
Deutschland und Japan.
In Altona entsteht ein neuer Stadtteil
Mit dem Kauf von Aurelis hat dieses Finanzkonsortium 6,5 Hektar bester Innenstadtlage am Altonaer
Bahnhof erworben. Es handelt sich um ein Gebiet im
Kernbereich der alten Bahnanlagen, das im Westen
von den Hallen des ehemaligen Güterbahnhofs, im
Osten von der Harkortstraße und der Gerichtsstraße
begrenzt wird.
Seit Jahren wird über eine mögliche Bebauung des
Geländes rund um den Altonaer Bahnhof spekuliert.
Diese Spekulationen stehen auch im Zusammenhang
mit der geplanten Verlegung des Altonaer Fernbahnhofs zum S-Bahnhof Diebsteich. Stadtentwicklungssenator Gedaschko (CDU) bemüht sich in ständigen
Gesprächen mit der Bahn darum, eine mögliche Bebauung des weitgehend brach liegenden Geländes
des alten Frachtbahnhofs zu ermöglichen. Experten
sagen voraus, dass dort nach der HafenCity das größte Bauvorhaben Europas entstehen könnte! Um die
Dimension zu verdeutlichen: Es geht um eine Gesamtfläche von rund 60 Hektar. Hochtief hat also
bisher nur etwa 10 Prozent der Gesamtfläche erworben. Immer noch gehören große Teile der Gesamtfläche der Bahn. Andere Eigner sind z. B. die Post und
die Holstenbrauerei, ebenfalls Unternehmen, die im
richtigen Moment „Kasse machen" werden.
Die Mieten im Kerngebiet von Altona explodieren
Das Finanzkonsortium will in diesem städtebaulich
besonders interessanten Gebiet Wohnungen bauen.
Dass es sich dabei nicht um sozialen Wohnungsbau
handeln wird, darf man diesen ausschließlich an Profit orientierten Unternehmen wohl unterstellen.
Hochtief hat sich auf Büro-, Hotel- und Spezialimmobilien in Innenstadt- und citynahen Lagen konzentriert und ist nach eigenen Angaben in diesen
Segmenten führender Innenstadtentwickler in
Deutschland. Ziel sei es, Projekte möglichst umgehend an einen Endinvestor zu verkaufen. Es geht also
nicht um soziale Stadtentwicklung, sondern um den
schnellen Gewinn. Diese Gewinne lassen sich nur
durch hochwertige und teure Immobilien erzielen.
Bereits in den letzten Jahren sind die Mietpreise rund
um den Altonaer Bahnhof explosionsartig gestiegen.
Dazu hat besonders die Entwicklung des Stadtteils
Ottensen zu einem beliebten Szene- und Wohnviertel
beigetragen. Bereits jetzt müssen einzelne alt einge-
sessene BewohnerInnen Ottensens den Stadtteil verlassen, weil sie die Mieten nicht mehr bezahlen können. Entsteht jetzt ein neuer Nobelstadtteil mit Luxuswohnungen im Herzen Altonas, wird die soziale
Spaltung im Bezirk weiter vertieft und kommen noch
mehr AltonaerInnen in Schwierigkeiten, weil sie sich
die Wohnungen hier nicht mehr leisten können.
Welches Spiel treibt der CDU- Senat?
Da es sich um ein privatwirtschaftliches Geschäft
handelt, wurde die Stadt Hamburg (zumindest offiziell) nicht in den Verkaufsprozess von Aurelis einbezogen. „Wir können uns nicht in Grundstücksverkäufe einmischen, aber wir mischen uns in das Wichtigste ein, und das sind Planungen", hört man von der
Behördensprecherin Kerstin Feddersen, die auch
ausdrücklich darauf hinweist, dass der Verkauf von
Aurelis der Stadtentwicklungsbehörde bekannt gewesen ist. Vertreter der Behörde für Stadtentwicklung
betonen immer wieder, dass alle Pläne bei ihnen zusammen laufen. Welche Planungen die Stadtentwicklungsbehörde betreibt, ist aber in der Öffentlichkeit
nicht bekannt. Was für ein Spiel wird hier hinter
verschlossenen Türen gespielt? Der Beust- Senat
plant offensichtlich in Altona ein neues Leuchtturmprojekt und wieder soll der Profit für wenige Konzerne Vorrang haben vor den Interessen der Mehrheit
der Bevölkerung unserer Stadt.
Der Widerstand muss sich jetzt formieren
Eine Bebauung der leer stehenden Flächen am Altonaer Bahnhof ist sicherlich sinnvoll, Hamburg
braucht mehr Wohnungen, aber nicht im Luxussegment, sondern mehr sozialen Wohnungsbau. Wir
brauchen Wohnungen, die auch von NormalverdienerInnen bezahlt werden können. Bisher gibt es noch
gar keinen Bebauungsplan für das Gelände um den
Altonaer Bahnhof. Ohne solch einen Bebauungsplan,
den der Bezirk Altona erstellen muss, kann der Investor gar nichts mit den Flächen anfangen. Noch ist
der große Teil der Gesamtfläche als Bahngelände
ausgewiesen und muss erst „entwidmet" werden, um
als Baugelände genutzt zu werden.
Deshalb muss jetzt öffentlicher Druck auf die Bahn,
auf die Post, auf die Holstenbrauerei und andere Eigentümer gemacht werden, damit keine weiteren
Flächen an Finanzhaie verkauft werden. Vor allem
aber müssen die Geheimpläne der Stadtentwicklungsbehörde auf den Tisch und der Öffentlichkeit
bekannt gemacht werden. Es darf nicht sein, dass
solch ein wichtiges Projekt hinter verschlossenen
Türen mit internationalen Baukonzernen verhandelt,
aber die Mehrheit der Menschen in unserer Stadt
überhaupt nicht beteiligt wird.
Der Beust- Senat orientiert sich immer dreister an
den Interessen der großen Konzerne und an den Besserverdienenden in unserer Stadt. Es wird höchste
Zeit für eine starke Fraktion der Partei DIE LINKE
in der Bürgerschaft und in den Bezirksversammlungen, um den Interessen der Mehrheit der HamburgerInnen im Parlament eine Stimme zu geben.