Im Rausch der roten Tränen - Verhaltenstherapie Falkenried

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Im Rausch der roten Tränen - Verhaltenstherapie Falkenried
Hamburg
Donnerstag, 4. Juni 2009
WIESO, weshalb, war um
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Stadt im FOKUS
Ahlhaus erwartet Ergebnisse
Hamburgs Innensenator Christoph Ahlhaus
(CDU) erwartet Ergebnisse von der Innenministerkonferenz in Bremerhaven, die am
Mittwochabend begonnen hat. „Die Entwicklung von Gewalttaten gegen Polizisten
betrachte ich mit großer Sorge“, sagte Ahlhaus der WELT. Deshalb habe er das Thema
Strafverschärfungen für Widerstandshandlungen gegen Polizeibeamte, Feuerwehrleute und Rettungskräfte für die Innenministerkonferenz angemeldet. „Ich erwarte
das klare, unmissverständliche Signal der
Solidarität mit unseren Einsatzkräften,
dass der Staat Gewalt gegen seine Vollstreflo
ckungsbeamten nicht hinnimmt.“
Neue Folgen von „Inas Nacht“
Entertainerin Ina Müller startet mit ihrer Late-Night-Show „Inas Nacht“ in eine neue
Staffel. Das NDR Fernsehen zeigt von Freitag (5. Juni/0.00 Uhr) an sechs Ausgaben,
teilte der NDR am Mittwoch mit. In der Hamburger Hafenkneipe „Zum Schellfischposten“ plaudert die Moderatorin diesmal mit
Popmusiker Sasha und Schlagersänger Tony
Marshall. Zu den Gästen der weiteren Folgen
gehören Moderatorin Barbara Schöneberger,
Schauspieler Uwe Ochsenknecht und Comedpa
dian Thomas Hermanns.
„Verkehrsfuchs“ wieder im Einsatz
Ein Stoff-Fuchs mit Polizeimütze soll Kinder
und Eltern in Hamburg künftig ans Anschnallen im Auto erinnern. Die Schauspielerin Maria Ketikidou („Großstadtrevier“) und
Hamburgs Polizeipräsident Werner Jantosch
stellten die Kampagne „Verkehrsfuchs“ am
Mittwoch vor zwei Grundschulklassen vor.
„Das Maskottchen wird am Sicherheitsgurt
befestigt und soll dazu beitragen, dass alle
Kinder in Fahrzeugen angeschnallt sind“,
hieß es. Grundschüler der zweiten Klassen
sollen das Stofftier bekommen. Laut Polizei
wurden in Hamburg 2008 259 Kinder als
Mitfahrer in Fahrzeugen verletzt.
zv
Seniorin stirbt nach Zusammenstoß
Eine 85-jährige Frau hat sich bei einem Verkehrsunfall tödliche Verletzungen zugezogen. Am Dienstagnachmittag war die Seniorin beim Überqueren einer Straße in Poppenbüttel von einem 27-jährigen Motorradfahrer erfasst und auf die Fahrbahn
geschleudert worden. Die Fußgängerin hat
laut Polizei schwere Verletzungen erlitten,
denen sie später im Krankenhaus erlag. zv
WETTER
Unbeständig, bis 15 Grad
Die Wolken verdichten sich im Laufe des Tages,
immer wieder schauert es. Die Temperaturen steigen von 9 Grad auf maximal 15 Grad. Der Wind
weht frisch aus Nordwest. Die Nacht bringt leicht
wechselhaftes Wetter bei 8 Grad.
Sonnenschein:
Regenrisiko:
7 Std.
80 %
Sylt
15 Kiel
13
5
6
Schwerin
15 Hamburg
Im Rausch der roten Tränen
Immer mehr junge Menschen verletzen sich beim„Ritzen“ selbst – Hamburger Experten fordern Therapieangebote
Von Cord C. Troebst
Anette Klintz (Name geändert)
aus Hamburg-Eppendorf ist zwölf
Jahre alt, als sie anfängt, sich zu
„ritzen“. Mit scharfen Gegenständen verletzt sie sich an den Unterarmen, bis es blutet. Bald danach
ritzt sie sich auch im Gesicht.
Heute ist sie 13, will „Drogen ausprobieren“ und verbringt an ihrem Computer viel Zeit in einem
Forum, in dem sie mit anderen
„Cuttern“ über ihr Problem berichtet. Besonders häufig besucht
sie eine Internetseite, auf der es
Liedtexte von Leidensgenossen
gibt. Etwa diesen: „Ich liebe es,
wenn das rote Blut über meine
Hand perlt …“
Anette stammt nicht etwa aus
einem sozial schwachen Milieu.
Ihr Umfeld würde man als gutbürgerlich bezeichnen. Doch schon
als Achtjährige wurde sie mit zu
schweren emotionalen Problemen konfrontiert, und als sie auch
ihre „Ersatz“-Mutter in der Patchwork-Familie verliert, beginnt sie
mit dem Ritzen. Dauert diese Autoaggression, dieses selbstverletzende Verhalten (SVV), bis ins Erwachsenenalter an und kommt es
zu weiteren Verhaltensproblemen, dann sprechen Fachleute
von einer Borderline-Störung.
Borderline-Patienten leiden unter
einem instabilen und niedrigen
Selbstwertgefühl, unter Selbsthass und starken Stimmungsschwankungen.
Extrem belastende Lebenserfahrungen, etwa körperlicher und
sexueller Missbrauch im Kindesund Jugendalter, spielen bei der
Entstehung von Borderline-Störungen häufig eine Rolle. Mit den
Selbstverletzungen, aber auch mit
Drogen, Alkohol, dem Schlucken
von Batterien, Selbstmordfantasien oder an Selbstmord grenzendem Verhalten versuchen sie,
ihre emotionalen Probleme zu bewältigen. Einfach ausgedrückt:
Der körperliche Schmerz soll den
seelischen Schmerz zumindest
kurzfristig ausschalten.
Diese Form der Selbstzerstörung ist im Jugendalter besonders
bei Mädchen verbreitet. Aber
auch Erwachsene, und da sind es
meist Frauen, können zu „Ritzern“ werden. Die Schwierigkeit:
Kompetente Hilfe gibt es noch
selten – das gilt auch für Hamburg. „Wir haben in der Versorgung zu wenig qualifizierte Therapeuten, die sich mit dieser
Die beiden Hamburgerinnen,
die in der über dem Atlantik
abgestürzten Air-France-Maschine saßen, sind identifiziert. Es handelt sich um Katja
R. (24) aus Barmbek und Daniela A. (39) aus Hoheluft. Die
Polizei hatte zwei Tage gebraucht, um zu klären, ob die
beiden Hamburgerinnen tatsächlich in dem Flugzeug gesessen hatten. Der Grund für
die Verzögerung waren verschiedene Listen, auf denen
nicht nur die Namen vonein-
Katja R. aus Barmbek saß
in der Unglücksmaschine
Der körperliche Schmerz soll den seelischen zumindest kurzfristig ausschalten: Vor allem Mädchen und junge Frauen leiden an selbstverletzendem Verhalten
schwierigen und komplexen Verhaltensstörung befassen wollen
oder mangels entsprechender
Ausbildung befassen können“, so
Dr. Ulrike Lupke aus der Einrichtung Verhaltenstherapie Falkenried in Eppendorf. „Die ambulante psychotherapeutische Versorgungssituation der Betroffenen ist
katastrophal. Borderline-Patienten gelingt es nur schwer, einen
ambulanten Therapieplatz zu bekommen.“ Und: Neben dem unendlichen Leid für Betroffene und
Angehörige entstehen enorme
Kosten, die durch eine bessere
Versorgung erheblich gesenkt
werden könnten, meint Lupke.
Seit wenigen Jahren liegen Erfolg versprechende Therapiekonzepte für diese Störung vor, etwa
die „Dialektisch Behaviorale Therapie“, kurz DBT, die ambulant als
Einzel- und Gruppentherapie
durchgeführt wird, damit eine stationäre Behandlung nach Möglichkeit erst gar nicht notwendig
wird. In Zusammenarbeit mit der
Medizinisch-Psychosomatischen
Klinik Bad Bramstedt hat sich das
VT Falkenried dieses Problems
angenommen. Ihr Ziel: die Versorgungslücke für Borderline-Patienten schließen. Wie dringlich
die Umsetzung ist, zeigt die Tatsache, dass die Zahl der Patienten
Schweinegrippe: Zwei neue
Verdachtsfälle in Hamburg
In Hamburg gibt es zwei
neue Verdachtsfälle auf
Schweingrippe. Eine 30
Jahre alte Frau aus Rahlstedt wurde unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen von der Feuerwehr aus ihrer Wohnung
in das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) gebracht. Sie war erst kürzlich aus New York zurückgekommen und leidet unter den Symptomen der
Krankheit. Bei ihr sprechen die Ärzte von einem
„wahrscheinlichen“ Fall
von Schweinegrippe. Ein
Mann, der ebenfalls Kontakt mit USA-Reisenden
hatte, kam mit dem Verdacht auf Schweingrippe
ins Krankenhaus. Beide
Patienten wurden nicht
stationär aufgenommen.
Sie konnten nach Hause.
Ob der Mann und die Frau
tatsächlich mit dem Mexiko-Virus H1N1 infiziert
sind, wird sich vermutlich
erst im Laufe des heutigen
Tages herausstellen.
In Hamburg hatte es
Ende April einen bestätigten Fall von Schweinegrippe gegeben. Betroffen
war eine 22 Jahre alte
Frau, die sich nach einer
Mexiko-Reise mit Grippesymptomen an das
UKE gewandt hatte. Insgesamt
gibt
es
in
Deutschland 32 bestätigte
zv
Erkrankungen.
14
14 Hannover
16°
Gezeiten St. Pauli
HW: 02:31 u. 15:09 Uhr
NW: 09:56 u. 22:16 Uhr
Quelle:BSH
Sonntag
Sonnabend
Morgen
17°
18°
Sonne
04:54 Uhr
21:43 Uhr
Mond
18:44 Uhr
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Internet: welt.de/hamburg
mit autoaggressivem Verhalten
zunimmt – und das, obwohl es immer noch ein Tabuthema ist. Die
Dunkelziffer ist sehr hoch.
Wer einmal ein Forum von
SVV-Kranken im Internet besucht, wie man es unter „Rote
Tränen“ findet, liest dort erschütternde Hilferufe junger Menschen. Da schreibt ein Mädchen:
„Ich habe immer sehr darunter
gelitten, einen ‚Übervater‘ zu haben, der alles verlangt und nichts
oder nur wenig gibt. Eines
Abends habe ich angefangen, mit
einem Brotmesser an mir rumzuschnitzen … Es waren Minuten
wie im Rausch … ich brauchte
wohl die körperlichen Schmerzen
als Ausgleich für die seelischen.“
Ulrike Lupke und ihre Kollegen
vom VT Falkenried sehen es als
ihre Aufgabe an, hier in Zusammenarbeit mit Dr. Michael Armbrust von der Schön-Klinik Bad
Bramstedt Abhilfe zu schaffen,
und bieten im ersten Schritt Behandlungen für Erwachsene an.
Doch auch im Kinder- und Jugendbereich ist Hilfe nötig – damit auch solche Hilferufe wie im
Internet allmählich verstummen.
Informationen unter: Verhaltenstherapie Falkenried, Sprechstunde Borderline, Tel. 040 / 429 33
690, www.vt-falkenried.de
ander abwichen, sondern auch
Daten nicht stimmig waren.
Mittlerweile sind sich die Behörden sicher, dass die beiden
Hamburgerinnen zu den Opfern gehören. Beide stammen
ursprünglich aus den neuen
Bundesländern und lernten
sich in Hamburg kennen. Zusammen flogen sie in den Urlaub nach Brasilien. Beim
Rückflug stürzten sie mit dem
Airbus A 330-200 aus 11 000
Meter Höhe ins Meer.
Katja R. arbeitete als Krankenschwester in einer Dialyseklinik. In ihrer Freizeit war die
gebürtige Rostockerin aktive
Fußballerin.
Nachbarn aus dem Mehrfamilienhaus in Barmbek reagierten geschockt auf die
Nachricht, dass die junge Frau
in der Unglücksmaschine gesessen hatte. Zusammen mit
der viel älteren Daniela A. soll
Katja R. schon einmal in den
Urlaub geflogen sein, sagen
Bekannte. „Sie reiste gern. Beide kennen sich bereits länger
und kamen sehr gut miteinander aus“, so eine Freundin.
Ebenfalls unter den 216 Passagieren war der Student Alexander C. (27). Er stammte aus
Berlin und studierte an der Buzv
cerius Law School Jura.
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Bremen 14
Seite 29
FOTO: DW1
FOTO: MARCELO HERNANDEZ
Die am vergangenen Wochenende neu eröffneten Beach-Clubs an den Landungsbrücken liegen exponiert auf einem Parkplatzdeck. Warum der Wind den Sand
nicht aus den Beach-Clubs auf die darunter liegenden Landungsbrücken weht, erklärt
Harry
Woltmann, Geschäftsführer des
Beachclubs
Hamburg
del
Mar: „Unser Beach-Club ist gebaut wie eine
Sandkiste. Der
Sand ist umgeben von Holzwegen, die fünf
Zentimeter höher liegen als der Sand
selbst. Außerdem stehen jede Menge
Strandmuscheln und Palmen als Windbrecher im Sand. Daher kann nichts herausmay
geweht werden.“
DIE WELT
Der Rückflug aus
dem Urlaub
brachte den Tod
FOTO: PICTURE-ALLIANCE/JENS SCHIERENBECK
Wieso weht der Wind nicht den
Sand aus den Beach-Clubs?
*
Geschwisterstreit endet
mit tödlichem Stich
Nach dem gewaltsamen
Tod eines 44 Jahre alten
Mannes in Horn ermittelt
die Mordkommission gegen die Schwester (38) des
Opfers. Die Polizei hatte
Dienstagabend die Wohnung von Vitold H. überprüft. Im Wohnzimmer
fanden sie den Mieter tot
auf dem Boden liegend. Ein
Messerstich ins Herz hatte
seinem Leben ein Ende bereitet. In der Wohnung
nahmen die Beamten Katharina B. fest. Die korpulente
Schwester
des
schmächtigen Toten war
angetrunken.
In ihrer Vernehmung bestritt die wohnungslose
Frau, die öfter bei ihrem
Bruder übernachtete, die
Tat. „Es ist unwahrscheinlich, dass der Mann sich
den Herzstich selbst beigebracht hat“, sagt ein Beamter. „Es ist aber nicht gänzlich ausgeschlossen.“ Die
Frau wurde wieder auf freien Fuß gesetzt. Sie gilt aber
weiter als Verdächtige.
In der Vergangenheit
hatten die Geschwister
schon mehrfach gewalttätige Auseinandersetzungen
gehabt. Dabei war der
Mann öfter der Unterlegene gewesen. Gegen die
Frau hatte es wegen der
Gewalttaten eine Wegweizv
sung gegeben.
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