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......... Film »Tim Burton’s Corpse Bride - Hochzeit mit einer Leiche« Titel, Tim Burton's Corpse Bride - Hochzeit mit einer Leiche Regie, Mike Johnson und Tim Burton Drehbuch, John August, Caroline Thompson und Pamela Potter Land, USA Verleih, Warner Bros. Pictures Germany FSK, ab 6 Jahren Länge, 77 Minuten ......................... Ein Bekenntnis zum Anderssein w w w. s u m m a c u l t u r a . d e 44. Woche | 2005 Website Filmstart, 03. November 2005 SUMMA-METER FFFFF MEDIEN-ECHO © Warner Bros. Pictures Germany Inhalt Besonderheit Hochzeit mit Hindernissen. Mit Corpse Bride entführt Tim Bur- Fantastisches zwischen Leben und Tod. Zehn Jahre nach ton den Zuschauer in die Welt eines trist-düsteren englischen Dorfes im 19. Jahrhundert. Der junge Victor wird in die Unterwelt entführt und dort mit einer geheimnisvollen Leichenbraut vermählt. Seine eigentliche Angetraute Victoria verharrt in der Welt der Lebenden. Auch wenn sich das Totenreich im Vergleich zu seinem bisherigen Dasein letztendlich als sehr viel spannender, abwechslungsreicher und lebendiger erweist, merkt Victor doch, dass er zu seiner wahren Liebe zurückkehren muss, trotz der nicht nur körperlichen Reize der Untoten Emily. Kritikenspiegel »Das Panorama einer Parallelwelt«. Hellauf begeistert sind die Kri- tiker von Tim Burtons Puppentrickspektakel. Von einem fantastischen Film des wundersamen Fabulierers spricht Georg Diez (Die Zeit), von einem Juwel unter den zahlreichen Hochzeitsfilmen, die es schon zu sehen gab und die wir noch ertragen müssen Peter V. Brinkemper (Telepolis). Selbst mögliche Einwände wie etwa ein von Andreas Busche (taz) konstatierter pastoraler Unterton verblassen angesichts dieser wunderschönen, todtraurigen und unmöglich-tragischen Liebesgeschichte ..., in der alle Ingredienzien von Burtons privaten Obsessionen in selten gesehener Detailfreude präsent sind . Seine Detailversessenheit mache den Film zu einem - so Volker Mazassek (FR) - visuellen Genuss , angereichert mit Bildern, von denen jedes - wie Susan Vahabzadeh (SZ) schwärmt - ein kleines Kunstwerk [darstelle], an dem man sich kaum sattsehen kann . All das verbinde sich mit einer witzigen, warmen Geschichte ... von Liebe und Ehrenhaftigkeit zu einem Glaubensbekenntnis, was das Kino und das Leben betrifft . Für Hanns-Georg Rodek (Die Welt) gelingt es Burton wieder einmal, das Panorama einer Parallelwelt zu schaffen, in der die Freaks die besseren Menschen sind . Er fordere geradezu zum Anderssein auf. Aufgrund dieser inhaltlichen Tiefe hat Burton laut Daniel Kothenschulte (FR) erneut einen Mainstreamstoff in, man wagt es kaum zu sagen, Kunst verwandelt . Vor allem liege das an den skurrilen Figuren. Diese sind - so Anke Leweke (taz) - sympathische Exzentriker, ausgeprägte Persönlichkeiten, wie man sie immer seltener im Genrefilm findet. Von ihnen aber lebt groÿes Kino, und daher sollte Corspe Bride in den Augen Hanns-Georg Rodeks (Die Welt) zum Pflichtfilm aller Filmbosse gemacht werden, die in Hollywood Entscheidungen treffen. Nightmare Before Christmas überkam Tim Burton der Wunsch, einen weiteren Puppentrickfilm zu drehen. Schon seit langem hatte ihn der Stoff eines alten russischen Volksmärchens beschäftigt, das von einer versehentlichen Vermählung eines glücklosen Mannes mit einer Toten erzählt. Die romantisch-makabre Story regte den Filmemacher, dessen beste Filme im Reich zwischen Leben und Tod spielen, zusammen mit einem Gedicht von Sir Walter Scott zu neuen Figuren und schlieÿlich zu einem kompletten Kinofilm an. Biografisches Danny Elfman, *1953, hat als Filmkomponist entscheidend am Stimmungsgehalt des Filmes mitgewirkt. In Corpse Bride arbeitet der in Los Angeles aufgewachsene Songschreiber, der schon früh mit eigenen Bands auf sich aufmerksam machte und im Film die Singstimme des Katzengerippes Bonejangle übernimmt, bereits zum zwölften Mal mit Burton zusammen: Tims wunderbar ... abgedrehte Geschichten bilden eine traumhafte Grundlage für ausgeflippte ... musikalische Stilübungen, vor allem im Stil meiner liebsten Musikepoche, des Jazz der 1930er Jahre . Bezugspunkte Der Puppentrickfilm ist eine der ältesten Erfindungen des Kinos. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg versuchte sich der Pole Ladislas Alexandrowitch Starewitch (1882-1965) auf diesem Gebiet und erreichte mit seinen Darstellungen ein hohes Maÿ an Präzision und Kunstfertigkeit. In Deutschland etablierten die Gebrüder Ferdinand und Hermann Diehl das Genre und schufen 1937 mit Die sieben Raben den ersten abendfüllenden Puppentrickfilm Deutschlands. Nach Kriegsende entstanden vornehmlich Kinderfilmproduktionen für das Fernsehen, so etwa die Mecki -Trickfilmreihe oder ab 1956 das Sandmännchen der DDR. Jüngst erobert die traditionelle Technik neben dem Kurzfilm auch wieder das abendfüllende Kino. Tim Burton schuf 1993 The Nightmare Before Christmas , Steve Box und Nick Park in den folgenden Jahren Chicken Run (2000) und Wallace & Gromit: Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen (2005). Vom 13. Juli bis zum 16. Oktober 2005 präsentierte das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt/Main eine Ausstellung, deren Katalog Stop Motion. Die fantastische Welt des Puppentrickfilmsïm Handel erhältlich ist. sr