Auszug aus einem Reisebericht von Manfred Dütsch (www.rollstuhl

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Auszug aus einem Reisebericht von Manfred Dütsch (www.rollstuhl
Auszug aus einem Reisebericht von Manfred Dütsch (www.rollstuhl-urlaub.de),
der 2001 einen Urlaub auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst verbrachte:
Am meisten Spaß machte uns hier das Radfahren. Am Bodden entlang, z.B.
von Born über Ahrenshoop, Althagen nach Wustrow und weiter führt ein
herrlicher, leicht befahrbarer Radweg mit einer tollen Aussicht. Auch in die
Gegenrichtung nach Prewrow und Zingst führt eine schöne Tour. Auf
Nebenwegen und -straßen findet man aber des öfteren Kopfsteinpflaster
und/oder Betonplattenwege, die kräftig durchschütteln.
Von einer Fahrradtour will ich kurz erzählen. Sie führte von
der Unterkunft, vorbei am Campingplatz und der
Jugendherberge direkt in den Darßer Wald zum
Leuchtturm am "Darßer Ort". Eine "wildromantische"
Strecke, die ich aber nur erfahrenen Bikern, und auch nur,
wenn es einige Tage nicht geregnet hat, empfehlen
möchte. Meine Begleiterinnen und ich zahlten hier viel
Lehrgeld da wir a) nicht zu erfahren waren und b) es einen
Tag vorher kräftig regnete.
Dreimal versank ich fast bis
zur Achse (Ausweichmöglichkeiten gab es nicht) im
schlammigen Sand und eine ca. 6 km lange
Betonplattenstrecke schüttelte und rüttelte uns
mächtig durch. Sicherlich lieferten wir den vielen
Urlaubsgästen die ebenfalls per Rad, mit der
Kutsche oder per Pedes unterwegs waren am
Abend willkommenen Gesprächsstoff in Form:
"Habt Ihr den verrückten Rollstuhlfahrer mit seinem
Hund und den beiden Frauen gesehen....". Wir haben uns auf jeden Fall
köstlich amüsiert!
Rund 60 km Sandstrand gibt es
alleine auf dieser Halbinsel und am
Besten gefiel es uns am Weststrand
(Geschmacksache). Erfreulich, dass
man sich hier (vor allem am
Weststrand) verstärkt der
Problematik von behinderten
Urlaubsgästen annimmt. An fast jedem zweiten
Strandübergang findet man eine rollstuhlgeeignete
Toilette und immer wieder Behindertenparkplätze. Am
Strandübergang zwischen Ahrenshoop und Born ist
sogar ein ganzer Parkplatz für Rollstuhlfahrer
eingerichtet und die Polizei achtet peinlichst darauf, dass hier nur Berechtigte
parken! Diesen Parkplatz und den dazugehörigen Strandübergang erreicht
man von der Ferienwohnung aus auch per Rad durch den Darß nach ca. 7 km.
Unbedingt besuchen sollte man
die Hansestadt Stralsund mit
der historischen Altstadt und
dem Marktplatz mit Rathaus
und Nikolaikirche. Absolut zu
empfehlen ist auch ein Besuch
des dortigen Deutschen
Meeresmuseums. Das Museum
befindet sich größtenteils im
ehemaligen Katharinenkloster, das umfassend renoviert und
dabei auch größtenteils rollstuhlgerecht ausgebaut wurde.
Der gelungene Zusammenklang von mittelalterlicher Architektur und moderner
Ausstellung ist sehr beeindruckend. Man wird umfassend informiert über das
Leben im Meer und seine Nutzung und Erforschung durch den Menschen. Man
erfährt spezielles zu Themen der Meereskunde, Meeresbiologie und
Seefischerei, aber auch interessantes zur Flora und Fauna der Ostsee.
Besonderer Anziehungspunkt ist natürlich das Meeresaquarium wo sich hinter
den bis zu 60 mm dicken Aquarienscheiben die Wunderwelt des Meeres tummelt.
Ein Pflichtbesuch gehört auch dem Deutschen
Bernsteinmuseum in Ribnitz-Damgarten (außen drei
Stufen zum Eingang), wo Rollstuhlfahrer zwar nur das
Erdgeschoss besichtigen können, aber trotzdem
umfassende Einblicke in die Entstehung, Lagerstätten und
Gewinnung des "Gold des Meeres" erhalten.
Nach dem Museumsbesuch fuhren wir nach RostockWarnemünde und machten dort eine äußerst interessante
Hafenrundfahrt durch den Überseehafen (Dauer ca. 1
Stunde). Wer mehr möchte kann auch noch bei einer
großen Hafenrundfahrt den Stadthafen von Rostock besichtigen. Danach
machten wir es uns in der Flaniermeile "Am Strom" gemütlich und verspeisten
genüsslich einen Backfisch. Rollstuhlgerechte WC's findet man auch hier überall.
Es gibt noch viele weitere sehenswerte Ausflugsziele, aber da wir zwei Wochen
mit herrlichstem Wetter "erwischten" war uns mehr nach Strand und Radtouren.
Und so ließen wir vor allem Rügen links liegen. Aber das holen wir sicherlich
noch nach.
Ein schöner Ausflug war auch der Besuch des Vogelparks in Marlow, der eine
interessante Jagd-Flugshow mit Adler, Eulen und Falken bietet. "Abgeradelt"
haben wir natürlich auch die Seebrücken von Wustrow, Prerow und Zingst.
Kunstliebhaber finden in Ahrenshoop, in der Kunstscheune von Wustrow - OT
Barnstorf oder in der Darßer Arche und den verschiedenen Gemeindezentren
immer interessante Ausstellungen. Im umfangreichen Kulturprogramm der
einzelnen Orte auf der Halbinsel ist zusätzlich für jeden Geschmack etwas dabei.
Gut speisen konnten wir überall und wurden in keinem der vielen netten Lokale
enttäuscht. In der Hauptsaison empfiehlt es sich aber gerade zum Abendessen
einen Tisch reservieren zu lassen.
Eine besondere Veranstaltung erlebten wir an einem
Sonntag in Althagen: Das Bezirks-Tonnenabschlagen. Bei
diesem Wettbewerb müssen Reiter mit einem Holzknüppel
auch den kleinsten Rest einer geschmückten
Heringstonne im vollen Galopp abschlagen. Wer das letzte
Stück abschlägt wird zum "Tonnenkönig" gekürt und
genauso gefeiert wie ein Schützenkönig in Niedersachsen.
Umrahmt wird das ganze natürlich mit Volksfesttrubel und
Bierzelt.
Immer wieder waren wir in Born selbst unterwegs und
konnten uns nicht satt sehen an den schönen alten Haustüren, die ehemals die
Kapitänshäuser zierten und lobenswert auch bei vielen Neubauten wieder ihre
Nachahmer finden und so den Charme dieses alten Fischerdorfes erhalten.
Beeindruckt hat uns in diesem Urlaub vor allem die Weite der schönen
Landschaft, die Freundlichkeit der Leute, natürlich die Ostsee und vor allem aber sehen Sie selbst:
Nur zu erleben am Weststrand und hier ist ein besonders schöner Flecken eben
an der Steilküste bei Ahrenshoop.