Bericht zum Auslandssemster in der Universidad de La Laguna Die

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Bericht zum Auslandssemster in der Universidad de La Laguna Die
Bericht zum Auslandssemster in der Universidad de La Laguna
Die Anreise und Ankunft
Um die ganze organisatorische Arbeit im Ausland wie Wohnungssuche, Anmelden im Rathaus
und mich mit der neuen Umgebung und Mentalität vertraut zu machen, flog ich am 06.09.05 nach
Teneriffa/Spanien, obwohl das Wintersemester erst am 03.10.05 anfing. Ich empfehle möglichst
früh bei Condor oder Airberlin die Flugtickets zu kaufen – der Beleg kann dem Auslands-BaföGAmt vorgelegt und der Preis zurück erstattet werden. Was das Datum anbetrifft: je früher, desto
besser, um mit allem vertraut zu werden.
Anfängliche Verunsicherungen fingen bereits damit an, dass Teneriffa zwei Flughäfen hat und
mir zunächst erst mal nicht klar war, welcher der beiden günstiger wäre. Ich fand schon bald
heraus, dass der Flughafen im Norden etwa einer halben Stunde von der Universitätsstadt La
Laguna mittels Bus (der hier „la guagua“ genannt wird) entfernt war; ich kam leider am Flughafen
Süd an, da dafür die Tickets günstiger waren. Ich musste auf den Bus warten, der immer stündlich
nach Santa Cruz fährt – die Fahrt dauerte etwa 1 Stunde. Angekommen am großen Busbahnhof
der Hauptstadt der Insel, gibt es die Möglichkeit einen direkten Bus (la guagua 015) oder einen
etwas länger dauernden Bus („la guagua 014 por la Cuesta“) nach La Laguna zu nehmen. Es
empfiehlt sich, sobald sich die Möglichkeit ergibt, sich an einem Kiosk, Laden, Busbahnhof oder
manchmal in Bussen selbst, sich den „BONOBUS“ zu kaufen. Das ist eine Karte für 12 oder 20
Euro mit einem Magnetstreifen, mit der man vergünstigt die Busse benutzen kann – die Kosten
für die Fahrt werden von dem Guthaben abgezogen und auf der Rückseite der Karte notiert.
Wohnungssuche
La Laguna ist eine kleine, pittoreske Stadt mit vielen kleinen bunten Häuschen, eine stattliche
Kathedrale, Ausgeh – und Einkaufszone; aber vor allem ist es eine Universitätsstadt, ganz im
Gegensatz zu der sonst von Tourismus geprägten Insel. Deswegen war es nicht sonderlich schwer
ein Zimmer in einer WG zu finden – ständig ziehen Stundenten aus und ein und auf der größten
Straße „Avenida Trinidad“ (wo momentan die Linie einer Tram gebaut wird und daher überall
Baustelle ist) findet man an jeder Telefonkabine Anzeigen zu WG-Angeboten hängen. Ich fand
schon nach 2 Tagen ein halbwegs adäquates Zimmer in einer 3er WG mit zwei Spaniern –
empfehle aber wärmstens sich dafür durchaus mehr Zeit zu nehmen, da sonst später ganz schnell
nach und nach die Nachteile einer überschnellen Entscheidung klar werden können. Die
Wohnungslage liegt zwischen 130-230 Euro, wobei sich die Qualität der Wohnungen zu gleichen
Preisen gravierend unterscheiden kann. Man braucht sehr viel Glück oder Geduld, um auf eine
Wohnung zu treffen, die Festnetzanschluss oder gar DSL besitzt – Spanier telefonieren
ausschließlich mittels Handy. Zum Thema Handy, sollte man sich für 20 Euro eine kleine
aufladbare Karte („tarjeta para movil“) kaufen mit einer spanischen Nummer.
Bis man eine Wohnung gefunden hat, kann man auch im Studentenwohnheim verweilen.
Selbstverständlich kann man auch dort ein Zimmer beziehen, hätte aber durchaus Nachteile was
das Erlernen und die Perfektionierung der Sprache anbetrifft – im Stundentenwohnheim sind fast
ausschließlich nur ausländische Stundenten, die zum Teil die Sprache nicht besonders gut
beherrschen.
Bürokratischer Kram und Anmeldung
Auch wenn nur von kurzer Dauer, sollte man sich möglichst früh als Bürger Kanariens anmelden,
um die Vergünstigungen der „residentes“ zu nutzen. Die Vergünstigungen sind vor allem 45%
weniger Bezahlen für Flüge, Schiffreisen zu den anderen kanarischen Inseln und
Museumsbesuche. Nach einem neuen Gesetzt von September 2005, muss man nun zunächst ein
blaues Formular „la residencia“ in dem Rathaus „el ayuntamiento“ zu La Laguna ausfüllen. Dafür
braucht man die Kopie des eigenen Persos, sowie die Kopien der Pässe der spanischen
Mitbewohner, die mit einem die Wohnung teilen. Mit diesem blauen Dokument muss man sich
nun nach Santa Cruz machen und dort das Ausländeramt „la extrajería“ besuchen. Dort stellt man
einen Antrag auf eine „tarjeta de residentes“, deren Bereitstellung 45 Tage dauert, da sie mit
größeren bürokratischen Aufwand verbunden ist und in Madrid unterzeichnet werden muss. Erst
mittels dieser Karte, die übrigens 1 Jahr gültig ist, kann man die Vorteile der kanarischen Bürger
nutzen.
Die Universität und Immatrikulation
Die Universidad de La Laguna ist die einzige Uni der Kanaren – entsprechend ist die Anzahl der
Studierenden aus den Nachbarsinseln sehr groß. Auch einige vom Festland verirren sich dorthin,
um zu studieren.
Für Studierenden des Erasmusprogramms gibt es am ersten und am zweiten Unitag
Einführungsveranstaltungen. Bei dem „Welcome Day“ wird man über die Universität,
Sprachkurse, Immatrikulierung informiert und kann sich für Ausflugsveranstaltungen anmelden.
An diesem Tag holt man auch seine Immatrikulierung und provisorischen Studentenausweis ab,
es sei denn man hat noch kein komplettes Learning Agreement abgegeben. Ist letzteres der Fall,
muss man zum International Office, um dort seinen Stundentenausweis abzuholen. Der
Studentenausweis, mit dem man nicht an die Vorteile der übrigen Studierende teilhaben kann
(diese haben eine Chipkarte aus Plastik, die man angeblich auch beantragen kann), muss vom
International Office abgestempelt werden und vom Erasmus/Socrates-Koordinator unterschrieben
werden. Für Immatrikulierte an der Biologiefakultät (Biophysiker, Biologen der HU)ist das:
Gonzalo Lozano Soldevilla
Profesor Titular de Universidad (Zoología)
Tel: +34 922 318 385
Fax: +34 922 318 311
[email protected]
Anzutreffen ist dieser im Biologiegebäude der Universität, in der Abteilung Meeresbiologie.
Nach dem Informationstag folgt der „Funny Day“; ein Ausflugstag an dem man sich unter
Umständen den Teide anschaut – soll die Erasmusstudenten unter einander bekannt machen.
Die Vorlesungen, bzw. Laborarbeit
Wenn man nun ein Learning Agreement abgeschlossen hat, dass Vorlesungen einschließt, sollte
man sich möglichst früh darüber informieren, ob die angebotenen Vorlesungen einem überhaupt
angerechnet werden können. Kommt man aus der Biophysik wird man vermutlich ziemlich
enttäuscht sein über die Vorlesungen – es gibt nur eine einzige Vorlesung, die „biofísica“ heißt.
Der Professor, der diese Vorlesung hält ist Enrique Meléndez Hevia ([email protected]) vom
„Departamiento de Bioquímica y Biología Molecular“. Er hat an der Avenida Trinidad sein
kleines Labor, wo sich seine Doktorantinnen Themen zuwidmen, die in die Richtung der
Biophysik gehen. Als Biophysiker kann man bei ihm nach einer Studienjahresarbeit nachfragen
„project study“ oder „el proyecto del fin de carrera“. Vorsicht, im spanischen Verständnis
entspricht letzteres etwa unserer Diplomarbeit. Die wird auch „tesina“ genannt. Die „tesis“
entspricht einer Dissertation in unserem Sinne. Für das Labor Meléndez sollte man Geduld, Innere
Ruhe und Frechheit, wenn auch dumme Fragen zu stellen, mitbringen. Hat man nun vor, seine
Studienjahresarbeit hier zu machen, sollte man das möglichst früh regeln und auch mit evtl.
betreuenden Professoren aus der HU über die Arbeit im Vorfeld sprechen.
Sprache und Sprachkurse
Ich habe in Deutschland lediglich einen Intensivkurs an der TU und einen vorlesungsbegleitenden
Brückenkurs für Erasmusstudenten an der HU belegt – mein Spanisch war zu Beginn meines
Auslandssemester gerade mal ein halbes Jahr alt. Und dennoch wurde ich nach einen kurzen
Einstellungstest in der „escuela de idiomas“, der man unmittelbar vor Beginn der Sprachkurse
machen muss, als Mittelstufe eingestuft. Es gab für Fortgeschrittene und Mittelstufe je einen
Sprachkurs, der gratis war – alle anderen kosteten 200 Euro. Die Nachteile des Gratiskurses stellte
ich ziemlich schnell fest, als ich mich am ersten Kurstag umschaute und 40 andere
Erasmusstudenten sah, die leider nicht alle meine Lernbereitschaft teilten. Für den Sprachkurs
muss man ein spanisches Buch für ca.10 Euro erwerben. Der Sprachkurs hatte natürlich dazu
beigetragen, doch das eigentliche Erlernen der Sprache kam durch die ganztägliche
Kommunikation mit meinen Spanischen Freunde, die ich schon sehr bald an der Universität
kennen lernte. Nach etwa 3 Monaten ist man ziemlich gut in der Sprache drin, wenn man sie nicht
schon vorher gut beherrschte.
Die Anrechnung der Sprachkurses in ECTS-Punkten hängt von der jeweiligen Fakultät ab. Ich
weiß leider immer noch nicht, ob die Biologie diesen als Vorlesung anrechnet.
Freizeitgtestaltung
Entscheidet man sich für Laborarbeit, sollte man sich auf Arbeitszeiten von 8:00 bis 18:00 Uhr
gefasst machen am Anfang. Zum Glück bleibt da ja noch das Wochenende! An einem sonnigen
Wochenende kann man so einiges anstellen, wie zum Beispiel am Strand rumliegen oder surfen
(das ist von den Temperaturen her bis Anfang Dezember möglich), Wandern, einen Unisportkurs
machen oder gar mit dem Schiff einen Ausflug auf eine Nachbarinsel machen. Preislich gesehen
empfiehlt sich der Schiffreiseanbieter „Naviera Armas“, dessen Schiffe ab Santa Cruz fahren.
Wenn man in La Laguna bleibt, kann man an einer kostenlosen Touristenführung der Altstadt
teilnehmen (Informationsmaterial dazu gibt es am „Plaza Adelanto“) und Abends im Barviertel
ausgehen. Hier tobt das junge Leben, da am Wochenende alle Stundenten mal eine Auszeit
brauchen und ausgiebigst feiern wollen. Auch in Santa Cruz soll man gut ausgehen können.
Will man abends mal studentengerecht essen gehen, gibt es für den Ort den man sucht ein altes,
noch vom Urvolk stammendes Wort „la guachinche“. Das bedeutet eine Kneipe, in der man feiern
und essen kann – viel, gut und billig. Die „Bodega Viana“ in der „calle Viana“ ist eine davon – ihr
Angebot besteht aus kanarischen Speisen und viel Wein.
Kultur Kanariens
Auf den Kanarischen Inseln hat sich nach der spanischen Eroberung eine Kultur und Sprache
entwickelt, die sehr an Andalusien erinnert; das spiegelt sich in der Musik (Kanarische Folklore)
und am Essen wieder. Ursprünglich hat das Naturvolk „los Guanches“ die Inseln bevölkert,
sodass noch ihre Namen und einige alte Wörter die Kanarische Kultur zieren. Einige Kanarier
sind sogar der Auffassung, von den Guanchen abzustammen, ein Volk was vermutlich mit Boten
aus Nordafrika gekommen ist, um die fruchtbare vulkanische Erde zu nutzen. Nachdem die Inseln
von den „Conquestadoren“ erobert wurden, nahm das Zeitalter der Guanchen sein Ende. Später
gab es viele Einwanderungen von Südamerika, sodass sich auch ein Teil dieses Kontinentes hier
wieder finden lässt. Viele Kanarier fühlen sich daher eher zu Lateinamerika zugehörig als zu der
„peninsula“, dem Festland. Kleinere Gruppierungen setzen sich durch den Mangel an
Zugehörigkeit zu Spanien für die Unabhängigkeit der kanarischen Inseln.
Die Sprache ähnelt eher dem südamerikanischen Spanisch, als dem „castellano“. Es werden keine
„c“ oder „z“ unterschieden – alles wird wie ein „s“ ausgesprochen. Teilweise verschlucken die
Kanarier auch Endungen oder Anfängen von Wörtern, wie zum Beispiel „ta luego“, anstelle von
„hasta luego. Schell lernt man, diesen Dialekt zu verstehen und fängt sogar selbst so zu sprechen.